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Totalrestaurierung Tefifon HS (Teil 2)
#21
Noch ist nicht geklärt in welches Gehäuse mein restauriertes HS am Ende eingebaut wird. Zunächst wird es wohl noch eine Weile auf dem Montagegestell ruhen und darauf auch beim diesjährigen RBF-Treffen zur Schau gestellt werden. Um die Optische Anzeige trotzdem schon im Betrieb testen und zeigen zu können, habe ich mir eine Halterung gedruckt, mit der die Anzeige vorübergehend am Chassis befestigt werden kann:

.jpg   mount1.jpg (Größe: 137,21 KB / Downloads: 106)
.jpg   mount2.jpg (Größe: 117,22 KB / Downloads: 106)

Das Messingschildchen wird mit den originalen Nägeln an der gedruckten Front befestigt. Die Halterung wird dann mit insgesamt 4 Magneten an der Unterseite des Chassis gehalten, wo sie formschlüssig an den sonstigen Anbauten andockt:

.jpg   mounted.jpg (Größe: 125,52 KB / Downloads: 106)

Somit ist die Anzeige erstmal ausreichend stabil verbunden und das Chassis kann mit allen Funktionen betrieben werden:

.jpg   operational.jpg (Größe: 135,6 KB / Downloads: 106)
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#22
Steckvorrichtung für den Tonarm der Plattenspielkassette

Um mit dem Tefifon neben Schallbändern auch Schallplatten wiedergeben zu können. produzierte Tefi die Plattenspielkassetten S (78 UPM) und U (33 1/3, 45 und 78 UPM). Für die Wiedergabe von Schallplatten lag diesen Adapter-Kassetten ein Tonarm bei, der auf eine Buchse rechts oben am Chassis aufgesteckt wurde:

.jpg   oben.jpg (Größe: 114,04 KB / Downloads: 92)

Unter der in Chassis-Farbe lackierten Abdeckung (Tefi-Sprech: "Zierkappe, gespritzt") befinden sich Steckkontakte, die bei Einstecken des Tonarms den Kontakt zum Schallband-Tonkopf trennen und stattdessen das System im Tonarm mit dem Ausgang verbinden:

.jpg   kontakte.jpg (Größe: 103,04 KB / Downloads: 92)

Die Steckvorrichtung findet sich an vielen - aber nicht allen - B 51 und STS und wurde somit vermutlich um 1951 herum eingeführt. Bei HS-Chassis scheint sie grundsätzlich immer vorhanden zu sein, auch bei HS-ATs. Wo ich hingegen noch keine gesehen habe, ist beim HS-19: Hier ist das entsprechende Loch im Chassis mit einer einfachen Abdeckplatte verschlossen. Da das HS-19 wohl 1954 erschienen ist, scheint die Firma Tefi nur 3-4 Jahre lang Interesse am Vertrieb von Schallplattenadaptern gehabt zu haben.

Insofern muss ich hier auch nochmal kurz mein Diagramm vom Stammbaum der Chassis aus zweiten Posting korrigieren und beim HS-19 die Abdeckung anders einzeichnen (den Fehler hatte ich damals so schon aus dem Tefifon-Buch von Jüttemann übernommen):
   

Was die Restauration anbelangt, ist die Steckvorrichtung recht unspektakulär. Lediglich beim Anziehen der ebenfalls in Chassis-Farbe lackierten Schrauben muss man aufpassen, hier nicht mit einem normalen Schraubendreher den Lack zu verschrammen. Ich habe mir dazu einen Schlitzschrauben-Bit aus PCCF gedruckt - meinem Lieblingsfilament für mechanisch beanspruchte Teile. Hier der Rohling direkt nach dem Druck:

.jpg   rohling.jpg (Größe: 89,45 KB / Downloads: 92)

Er ist bewusst in leichter Übergröße gedruckt, denn erst durch Schleifen wird er in seine endgültige Form gebracht. Zunächst wird der Sechskant so lange geschliffen, bis der Bit leicht in seine Aufnahme passt, darin aber nicht zu locker sitzt:

.jpg   schleifen1.jpg (Größe: 141,76 KB / Downloads: 91)

Dann wird am Spindelschleifer noch die Klinge auf das perfekte Maß gebracht:

.jpg   schleifen2.jpg (Größe: 56,99 KB / Downloads: 91)

Jetzt können mit dem Bit Zierschrauben angezogen werden:

.jpg   nutzung.jpg (Größe: 49,55 KB / Downloads: 91)

Natürlich kann man mit dem gedruckten Bit bei Weitem nicht die Kraft aufbringen, wie mit einem entsprechenden aus Metall (daher produziert man sich am besten auch gleich mehrere davon!). Dafür ist die Gefahr, den Lack der Schraube zu verschrammen wesentlich geringer.

Beim Verschrauben der Steckvorrichtung habe ich dann festgestellt, dass es hier sogar noch eine wesentlich bessere Methode gibt, die Schrauben anzubringen. Trick 17 geht folgendermaßen: Man schraubt die Schraube zunächst von Hand locker ein. Auf das überstehende Schraubenende werden zwei Muttern aufgesetzt und miteinander verkontert. Jetzt hat man an den gekonterten Muttern einen neuen Ansatzpunkt für einen Gabelschlüssel, um die Schraube von der Unterseite des Chassis aus vollständig einzudrehen, ohne den Schraubenkopf auch nur zu berühren:

.jpg   verschraubung.jpg (Größe: 112,08 KB / Downloads: 91)

Mit einem Spiegel (oder einem Smartphone) kann man dabei die Ausrichtung des Schraubenschlitzes auf der anderen Seite des Chassis beobachten und so die perfekte Ausrichtung herstellen.
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#23
Netzanschluss

Das HS wird wie alle anderen Tefifone klassischerweise lediglich zweipolig ans Stromnetz angeschlossen - eine Verbindung mit dem Schutzleiter ist nicht vorgesehen. Heute wäre bedingt durch das Chassis aus Metall der Schutzleiter-Anschluss Pflicht. Aber es ist keine Vorschrift, die mich zur Erdung meines HS bewegt, sondern die Kenntnis der Art der Verkabelung: Lediglich eine einzige Lötstelle muss nachgeben, und schon liegt gefährliche Netzspannung am gesamten Chassis an. Um im Fehlerfall das Gefahrenpotenzial zu minimieren, habe ich daher den Schutzleiter mittels eines Ringkabelschuhs an der ohnehin vorhandenen Schraube für die Befestigung der Netzzuleitung mit dem Chassis verbunden:
   

Und wo ich schon mal dabei war, Stilbruch zu begehen, habe ich auch gleich noch die Netzleitung mit Kabelbindern an einer Stange im hinteren Bereich des Chassis befestigt. Diese Stelle ist damit ab sofort der zentrale Punkt, an dem alle Kabel das Chassis verlassen werden. Im nächsten Schritt werden wir hier auch noch den Audio-Ausgang ergänzen:

.jpg   zugentlastung.jpg (Größe: 97,99 KB / Downloads: 78)
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#24
Vorverstärker

Das HS-Chassis hat normalerweise keine aktiven Komponenten. Für meine Zwecke versehe ich aber grundsätzlich alle Tefifone mit einem integrierten Vorverstärker, so dass ich einen definierten Pegel am Ausgang habe und alle für mich relevanten Komponenten direkt damit bedienen kann (Stereo-Verstärker, Audio-Digitizer am PC, FM-Sender, ...). Selbstverständlich kann diese moderne Ergänzung später wieder rückstandfrei entfernt werden.

Die Verstärker-Schaltung ist dieselbe, wie ich sie schon beim KC-1 erfolgreich eingesetzt habe:
   

Es gibt aber eine Änderung, die sich durch die Stromversorgung ergibt: Beim KC-1 lag die Eingangsspannung vom Trafo recht niedrig, so dass ich mit einem Step-Up-Wandler 12VDC daraus erzeugt habe. Beim HS liefert der Trafo aber bereits gute 12VAC, so dass ich nach Gleichrichtung die Spannung reduzieren muss. Daher setze ich hier alternativ einen 7812 Festspannungsregler ein, um meine Betriebsspannung abzuleiten:
   

Auch hier ist derzeit noch eine Baustelle offen: Eigentlich wollte ich den TS912 durch einen NE5532 ersetzen, der für Audio-Anwendungen sehr viel besser geeignet wäre. Theoretisch sollte dies durch Austauschen des Chips ohne weitere Änderung klappen. Leider ist es aber so, dass sich dann im Ausgangssignal eine Schwingung überlagert, die diese Lösung unbrauchbar macht. Die Ursache und vor allem die Lösung für dieses Oszillation habe ich noch nicht gefunden. Hier muss ich also demnächst nochmal ran...

Halterung für die Verstärkerplatine

Die Halterung zur Montage der Verstärkerplatine auf dem Chassis ist auch hier wieder ein 3D-Druck-Teil, auf dem neben den Befestigungslöchern auch Zugentlastungen vorgesehen sind:

.png   mount1.png (Größe: 22,21 KB / Downloads: 66)
.png   mount2.png (Größe: 17,5 KB / Downloads: 66)

Die Halterung wird unten am Chassis mit einer bereits vorhandenen Schraube im Bereich des Tonkopfs befestigt:

.jpg   adapter_unten.jpg (Größe: 113,09 KB / Downloads: 66)

Von oben sieht man dass der Halter auch noch in ein Langloch hineinragt, so dass er formschlüssig sitzt und nicht verdreht werden kann:

.jpg   adapter_oben.jpg (Größe: 116,3 KB / Downloads: 66)

Mit der montierten Platine sieht das Gesamtkunstwerk dann so aus:
   

Die Stromversorgung kommt vom Trafo, die Masse direkt von einer vorhandenen Lötöse vom Chassis. Das Signal vom Tonkopf wird über eine Lötleiste zur Verstärkerplatine geführt:

.jpg   loetleiste.jpg (Größe: 93,9 KB / Downloads: 65)

Die Verkabelung ist durchgängig in Stereo ausgeführt. Dadurch musste ich die Kontaktierung für den Tonarm der Plattenspielkassette auslassen, der mich sonst zu Mono gezwungen hätte.

Das Ausgangssignal mit Line-Pegel wird über ein Cynch-Kabel zugentlastet hinten zusammen mit dem der Netzleitung vom Chassis weggeführt:

.jpg   zugentlastung.jpg (Größe: 115,18 KB / Downloads: 62)
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#25
Verkabelung des Tonabnehmers

Zum Anschluss des Tonabnehmers hatte ich hier schon einiges geschrieben. Da ich aber ein paar wichtige Details vergessen habe, will ich hier nochmal kurz auf die Vorgehensweise eingehen. Startpunkt ist das China-System im Tonkopf:

.jpg   result_top.jpg (Größe: 123,5 KB / Downloads: 55)

Die 4-adrige Tonabnehmerleitung wurde vor dem Anlöten auf ca. 34cm abgelängt. Bei mir ist sie von der Farbcodierung her grundsätzlich wie folgt angeschlossen:
  • Rot: Rechts +
  • Weiß oder Schwarz: Rechts -
  • Gelb: Links +
  • Blau: Links -
Die Abschirmung endet im Tonkopfgehäuse offen und ist lediglich Verstärker-seitig mit Masse verbunden.

Die Zugentlastung im Tonkopfgehäuse sorgt dafür, dass die Lötkontakte am China-System nicht belastet werden.

Die Tonarmleitung wird sodann seitlich von der Bediener-Seite her in die Achse des Tonkopfgestänges gefädelt:

.jpg   einfaedeln1.jpg (Größe: 64,95 KB / Downloads: 55)

Aus der Achse muss es auf der anderen Seite durch eine Öffnung wieder herausgeholt werden. Ein kleiner Schraubendreher hilft dabei:
   

Jetzt kann die Leitung weiter durch die Achse gezogen werden, so dass der Tonkopf auf die Achse aufgesetzt werden kann:

.jpg   aufsetzen.jpg (Größe: 84,72 KB / Downloads: 55)

Im Foto sieht man gut die Bohrungen für die M2x6mm-Schraube, mit der der Tonkopf gegen Verdrehen gesichert wird. Diese müssen zur Deckung gebracht werden, so dass schließlich die Schraube angebracht werden kann:

.jpg   schraube.jpg (Größe: 81,74 KB / Downloads: 55)

Der Aufsatz für den Schraubendreher, der die M2-Schraube festhält und dessen Konstruktion hier im Diskussions-Thread beschrieben ist, leistet mir dabei immer wieder hervorragende Dienste!

Erst jetzt kommt von oben eine M3x8mm Schraube in den Tonkopf, der diesen vollends mit dem Tonkopfgestänge verbindet:

.jpg   schraube_oben.jpg (Größe: 116,87 KB / Downloads: 55)

Das China-System wird wieder in den Tonkopf eingeklippt und der Deckel daraufgesetzt.

Jetzt wird die Tonarmleitung am anderen Ende abisoliert und mit der Lötleiste an der Verstärkerplatine verlötet:

.jpg   anloeten.jpg (Größe: 134,38 KB / Downloads: 55)

Die Tonarmleitung wird so gedreht, dass sie in einem lockeren Bogen vom Tonarmgestänge her verläuft. Sie sollte in jeder beliebigen Position des Tongestänges keine signifikante Kraft darauf ausüben, und außerdem sollte sie auch möglichst nirgends anstoßen. In dieser Position wird sie dann mit der Zugentlastschelle bei der Verstärkerplatine fixiert.

Hiermit sind jetzt sämtliche Verdrahtungs-Arbeiten abgeschlossen.
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#26
Hier geht's weiter zum dritten Teil des Berichts.
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