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Owin L52W
#1
Hallo zusammen,

nachdem mein “Owin E62B“ fertiggestellt war
https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=19163
und im Regal verschwunden ist,
habe ich mir meinen zweiten “Owin“ vorgenommen.

Es handelt sich um einen “Owin L52W“,
hier sein kleiner Steckbrief:

Baujahr:  1932
Empfangsprinzip: Geradeaus / Audion / Anodengleichrichtung
Kreise: 3
Wellenbereiche: MW und LW
Röhrenbestückung: 2 x RENS1214 / 2 x REN904 , RES374 od. RE604 , RGN1054
Betriebsspannung: Wechselstrom (110V / 127V / 135V / 220V)
Lautsprecher: elektrodynamische Erregerspule (10 KOhm parallel zur Anodenspannung)
Gehäuse: Hochformat-Holzgehäuse ca. 40cm x 47cm x 20cm


und so sieht der Empfänger aus:
   
   


hier das noch unbehandelte Chassis, gut zu sehen, der aufgequollene Kondensatorblock:
   
   
   
   


und hier ein Blick auf die Verdrahtung
   

ich hatte große Sorge, dass auch in diesem Gerät, die berühmt berüchtigten
Ferrocart-Spulen“ verbaut worden waren, also mal schnell die Spulentöpfe entfernt:
   
Glück gehabt, noch alles “alte Hacke“…

Leider findet man im Netz kaum Informationen über dieses Radio und erst recht keinen
passenden Schaltplan.

Da auch der Plan, den ich vom Walter (Walterh) bekommen hatte, (nochmals vielen Dank!),
nicht 100-prozentig passte, nahm ich zunächst die Schaltung auf.

Hier ist sie:
   

und hilfreich bei einer Reparatur ist immer ein Lageplan:
   

Fortsetzung folgt….

Viele Grüße,
Rolf
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#2
Von der Röhrenbestückung her, ein hammermässiges Gerät. Bestimmt ein super Fernempfang.
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#3
Hallo, Rolf,
Ein schönes Gerät in relativ guten Zustand. Ja, nur der Spartrafo muss berücksichtigt werden.
Eigentlich scheint mir dass es sich um einen Audion mit HF Vorstufe handelt und nicht um Anodendemodulator, aber hier haben die Spezialisten das Wort.
Gruß,
Ivan
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#4
Hallo Rolf
1932-33 sahen ja fast alle Radios toll aus, dein Owin bestätigt das mal wieder...
Kannst Du noch ein Foto vom Lautsprecher machen ?
Ist das einer von Dietz & Ritter (Körting)...?
Nette Grüße -Alfons
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#5
Hallo Radiofreunde

Dieser Owin hat zwei HF-Vorstufen, wo mit dem L-Poti in der gemeinsamen Katodenleitung die Verstärkung eingestellt werden kann.
Dann folgt eine Triode als Anodengleichrichter. Dahinter noch eine Triode als NF-Vorverstärker. Zum Schluss die Endröhre.

Interessant, auch hier die Drossel in der negativen Leitung der Hochspannungsversorgung. Der Spannungsabfall an deren Wicklungswiderstand wird für die neg. Vorspannung der Endstufe genutzt.

L.G. Wolfgang
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#6
Hallo Alfons,

hier ist er, der Lautsprecher.

Ich denke mal, den hat schon mal jemand ausgetauscht, der Trafo scheint aber original zu sein.

   
   

Ich habe die Erregerspule durchgemessen, diese war natürlich hochohmig.

Dann erinnerte ich mich an einen alten Trick:

Eine externe Gleichspannung anlegen und diese langsam erhöhen
und siehe da, ab etwa 50V= hatte die Spule plötzlich wieder Durchgang (warum auch immer?)

Ich habe dann die Spannung bis auf etwa 300V= erhöht und der Strom lag dann im Soll, bei etwa 30mA.

Danach waren auch wieder 10 KOhm Spulenwiderstand zu messen, ich bin mal gespannt, wie lange das so bleibt...

Viele Güße,
Rolf
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#7
Hallo, Rolf,
Diese “Regenerierungsmetode“ für Erregerspulen war mir bisher nicht bekannt. Wenn ich nur bedenke, dass ich letztes Jahr bei der Suche der Unterbrechung (und Hoffnung diese in oberen Bereich zu finden) bereits eine solche Spule abgewickelt und weggeschmissen habe...
Gruß,
Ivan
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#8
Hallo zusammen

"....ab 50V hatte die Spule plötzlich wieder Durchgang....."

Eine Erklärung dazu:
Wenn eine Kontaktstelle (unsichtbar) korridiert ist, dann ist das ein unsicherer Stromübergang und hochohmig!
Kommt oft bei NF-Trafos vor.

Legt man nun eine hohe Spannung an, dann "verschweißt" diese Stelle mehr oder weniger.

Wie lange diese "Reparatur" hält ist schwer vorher zu sagen....

Gruß, Wolfgang
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#9
Hallo Rolf
ja, das mit dem Lautsprecher sehe ich auch so...

Ein Jahr später bekamen die Owin Radios auch einen Owin Lautsprecher
Sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube, diese wurden von der Firma "Preh" hergestellt

   

Nette Grüße - Alfons
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#10
Hallo Alfons,

interessant, dass Preh auch Lautsprecher gefertigt hat,
danke für das Prospekt...

Viele Grüße,
Rolf
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#11
Hallo Ivan,

wieso "Spartrafo"?
Der Owin hat einen ganz normalen Netztrafo, nur dass dieser komplett unter einer Metallhaube sitzt...

Viele Grüße,
Rolf
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#12
Hallo, Rolf,
ich muss mich irren, dein Schaltbild zeigt ein normalen Trafo. Keine Ahnung was ich mir geguckt habe, sorry.
Gruß,
Ivan
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#13
Hallo zusammen,

zwischenzeitlich konnte ich mich wieder etwas mit dem Owin befassen
und habe zunächst den aufgequollenen Kondensatorblock ausgebaut.

   
   
   


Jetzt, wo Kondensatorblock und Spulentöpfe fehlten, konnte das Chassis
vom “Staub der Zeit“ befreit werden.
Zur Verschönerung seiner Oberfläche wurde wieder etwas “Silban-Paste“ eingesetzt.
Ganz entfernen ließen sich zwar einige Schrammen nicht, aber das ist bei einem 90 Jahren
alten Chassis auch nicht vonnöten.

Anschließend konnten die Spulentöpfe wieder montiert werden,
dies vor allem zum Schutz der Spulen.
Leider waren beim Ausbau die Befestigungslaschen abgebrochen.

Die so aussahen:
   

Zum Glück bestehen die Töpfe aus Kupfer, so war es möglich Ersatz anzulöten
   

Danach nahm ich mir den Kondensatorblock vor.
Im Backofen brachte ich ihn auf die nötige Temperatur, um sein Innenleben entfernen zu
können.

Die innere Verschaltung des Blockes, hatte ich schon bei der Schaltbild Erstellung
aufgenommen, die folgendermaßen aussieht:
   


Hier der “Reparatursatz“, natürlich ohne Elkos:
   


und hier der fertige Block:
   

Danach durfte der Kondensator wieder auf das Chassis
   

Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#14
Hallo zusammen,

weiter ging es mit meinem “Owin L52W“:

Zunächst nahm ich mir die Chassis-Unterseite vor, tauschte einige Kondensatoren und
Widerstände und verpasste dem Gerät eine neue Netzleitung.
   


Probleme machte das Lautstärkepoti (R2), über dessen Achse auch der Netzschalter bedient wird.
Dieser Regler ist als Drahtpoti ausgeführt und war, wie konnte es anders sein, an zwei Stellen unterbrochen.

Ein Ersatzpoti hatte ich natürlich nicht, deshalb behalf ich mir auf die Schnelle damit,
indem ich die defekten Stellen mit “Silberleitlack“ einpinselte.

Tatsächlich funktionierte das Poti nach dieser Prozedur wieder.
Ich bin mal gespannt, wie lange.
Ich werde mich jedenfalls nach Ersatz umsehen müssen.
   

Nach all diesen Arbeiten dürfte der Empfänger wieder funktionieren,
aber “Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“.

So nahm ich zunächst einmal einen Test mit einer externen Anodenspannung und
ohne Röhren vor.
So kann man an markanten Punkten die anliegenden Gleichspannungen messen
und diese plausibel oder unplausibel einstufen,
ferner ist auch die Höhe der Stromaufnahme interessant, die sich in diesem Falle, je nach
Stellung des Lautstärkepoties, etwas verändern musste.
Zum Glück verlief dieser Test positiv.

Die 6 Röhren hatte ich schon zuvor auf meinem W19 geprüft, sie zeigten beste Werte.

Einen Röhren-Wermutstropfen  gab es aber dennoch:
Ein Vorbesitzer hatte die Endröhre (RES374, bzw. RE604) gegen eine PP416  (RES164)
getauscht, aber nicht die Schaltung dazu angepasst.

Eigenartigerweise hatte die PP416 noch keinen Schaden genommen, obwohl sie mit
zu hoher Anodenspannung (300V) und viel zu hoher Schirmgitterspannung (200V) betrieben wurde.

Leider befindet sich in meiner Röhrensammlung weder eine RES374 noch eine RE604.

Ein Kauf kommt auch nicht in Betracht, denn die seltene RES374 wird recht hochpreisig gehandelt
und noch schlimmer sieht es bei der RE604 aus, für diese Röhre sind in der
“Bucht“ einige Hunderter auf den Tisch zu legen.

Ersatz musste also her, wobei ich aber die Schaltung des L52W im originalen Zustand
belassen wollte.

In meinem Fundus befinden sich ein paar robuste Sende-Röhren vom Typ “TC 03/5“,
hier das Datenblatt der Triode:
   

Ihre Außenkontaktsockel hatte ich schon vor längerer Zeit gegen B4-Sockel getauscht.
   


Recht gut ist diese Röhre als Ersatz für eine RES364 zu verwenden,
man merkt nach dem Austausch so gut wie keinen Unterschied bei der Tonwiedergabe, obwohl es sich nur um eine Triode handelt.

Naja, Versuch macht klug,
also alle Röhren, samt der “TC 03/5“ bestückt und einen Probelauf durchgeführt.

Nach einer kurzen Anheizzeit war ein leichtes Brummen aus dem Lautsprecher zu vernehmen
und bei der weiteren Rechtsdrehung des Lautstärke-Poties, ging das Brummen in ein Rauschen über.

Ein paar Drehungen am Abstimmknopf und schon ertönte die Musik meines Heimsenders
klar und deutlich aus dem Lautsprecher.

An der Anode der “TC 03/5“ maß ich 285V bei einem Anodenstrom von etwa 20mA.
Die negative Gittervorspannung betrug nur -24V, hier hätte ich wegen der RES374,
mehr erwartet, denn diese Röhre benötig ja über -40V.
Aber gut, so lag die “TC 03/5" innerhalb ihrer Parameter und funktionierte einwandfrei

Mittels der Trimmer auf dem Drehko nahm ich noch einen Abgleich der drei Kreise vor:

Messsender auf 1MHz (1KHz moduliert), Drehko auf maximale Lautstärke und den Trimmer der 3. Stufe (Röhre V3) auf Maximum justiert.
Danach den Trimmer der 2.Stufe auf Maximum und zum Schluss noch den Trimmer der ersten Stufe, die aber schon ihr Maximum hatte.

Ich muss schon sagen, der Owin ist sehr empfindlich und bringt eine gewaltige Lautstärke.

Was auffällt,
Empfindlichkeit und Lautstärke sind über den gesamten Mittelwellen- bzw. Langwellen-Bereich relativ konstant
und es gibt über den gesamten Empfangsbereich nie mehr als ein Maximum pro Sender.

Die Schaltung des “L52W“ scheint auch recht “gutmütig“ zu sein, keine Schwingneigung,
keine Mikrofonie und das, obwohl alle drei Empfangsröhren ihre Abschirmung verloren haben.

Hier das Chassis mit bestückten Röhren:
   

Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#15
Hallo, Rolf,
wieder eine Neuigkeit von dir - der Ersatz zu RE604. Da kann man nicht meckern. Thumbs_up
Nur, dein Chassis sieht so neu aus, dass ich mir fast wünsche, alle alte Widerstände und Kondensatoren gegen neuen zu tauschen...und diese REN904, kratze doch die Abschirmung weg, die macht das Bild nur schlechter! Smiley58
Du hast praktisch ein neues Radio gemacht. Thumbs_up Thumbs_up Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#16
Sehr schön! Hast Du die Kabel,für die Anodenkappen auch erneuert, die sehen schick aus...wenn ja wo hast Du die her?
Gruß Nad

Ein Leben ohne Röhren ist möglich, aber sinnlos!
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#17
@ Ivan,
ich wollte so viel wie möglich original belassen, ich habe natürlich jedes einzelne Bauteil überprüft
und die Widerstände lagen maximal 10% daneben, das war früher so üblich.
Den letzten Rest  der REN904-Abschirmung habe ich auf der Röhre gelassen, weil dort die Typenbezeichnung noch
zu erkennen ist, ohne sähe natürlich besser aus...

@ Nad,
ja, die Anschlüsse für die Anodenkappen habe ich erneuert, aber mit einer alten flexiblen Leitung,
diese hatte ich noch in meiner Kabelkiste...

Viele Grüße,
Rolf
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#18
Hallo Rolf,
toller Bericht, bei dem man viel Lernen kann, speziell wie man ein Audion abgleich. Den Kondensator hast Du auch wieder toll hingebracht, Silban-Paste ist schon toll, auch wenn es eine riesen Sauerei ist aufzutragen.

Gratulation und Danke für den lehrreichen Bericht.
Thomas
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#19
Hallo zusammen,

so langsam kommen wir zum Ende der Reparatur.

Da das Chassis elektrisch wieder funktionierte, konnte ich mich um dessen Behausung
kümmern.

Das Gehäuse, das immerhin 90 Jahre auf dem Buckel hatte, ist in einem recht gutem
Zustand.
Natürlich hatte es im Laufe der Zeit, hier und da ein paar “Kampfspuren“ abbekommen,
diese waren aber so gering, dass sie meines Erachtens nicht behandelt werden mussten.
Etwas Gehäuse-Patina sei eben erlaubt.

Ich habe es lediglich gründlich gereinigt und anschließend noch etwas poliert.
   


und hier ein Blick in das noch leere Gehäuse:
   

Leider konnte das Chassis immer noch nicht eingebaut werden,
denn einen Makel musste ich noch beseitigen,
die ausgeblichene Bogen-Skala.
   


Ein paar intensive Stunden am Computer und schon war Ersatz geschaffen:
   

Danach durfte das Chassis endlich wieder seinen angestammten Platz im Gehäuse
einnehmen.
   

Hier ein Blick von vorn auf den fertigen Empfänger:
   

hier mit den montierten Rückwänden:
   

und noch ein Blick auf die beleuchtete Skala:
   

Zum Schluss der überarbeitete Bauteil-Lageplan
   

und der dazugehörige Schaltplan
   

Viele Grüße,
Rolf
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#20
Oh, ist das schön! Danke, Rolf, wieder ein Schmuckstück!
Gruß,
Ivan
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