30.06.2022, 14:37
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.06.2022, 17:04 von anton.
Bearbeitungsgrund: Leerzeilen gelöscht
)
Heute möchte ich einen schönen Verstärker aus den End-Siebziger vorstellen. Er lief in einem selbstverwalteten Jugendzentrum und hat so manche Lautsprecherbox durch seine unbändige Leistung zerstört. Dies lag natürlich auch an den Hörgewohnheiten wenn man Jung ist, gemäß dem Motto "Lemmy - play it louder"!
Hersteller: Dual Gebrüder Steidinger, 7742 St. Georgen Schwarzwald
Typ: Stereoverstärker 2x120W Musikleistung, 2x60W Sinus-Dauertonleistung an 4Ohm
Modell: CV 1600, Fabr.-Nr. 29 526
Baujahr: 1979 oder 1980
Transistorbestückung: 14 IC, 52 Siliziumtransistoren, 27 Siliziumdioden, 2 LED, 1 Brückengleichrichter, 2 Theromschalter
Stromversorgung: Netztrafo - 110V, 117V, 220V, 240V
Wellenbereiche: keine
Bedienelemente: Micro Level/Blend, Volume, Mode (Loudness, Mono, Linear, Trebel/Bass Cal-Freq., Klangsteller (Treble, Bass), Filter (Presence, Low/High), Balanceregler
Gehäuse: Alu-Chassis und Stahlblech
Abmessungen (LxBxH): 440x150x360mm
Gewicht: 13,2kg
Besonderheiten: 2-kanalige Klangregelung, Klemmleiste oder DIN-Lautsprecherbuchsen, Eingangsimpedanzanpassung, Monitor-Schalter für Hinterbandkontrolle
Anschlussmöglichkeiten: Phono, Tuner, Tape 1, Tape 2, Mikrophon
Zubehör:
Neupreis: ca. 1.200DM
Der Allgemeinzustand des Verstärkers ist noch sehr gut, leichte Abnutzungs- und Gebrauchsspuren sind natürlich sichtbar.
Die ersten Modelle dieser Baureihe hatten noch keine Klemmleisten für die Lausprecheranschlüsse sondern nur die DIN- Lautsprecherbuchsen. Die Fabrikationsnummer meines Versträrkers 29526 liegt schon sehr hoch, vielleicht weiß jemand bis zu welcher Nummer die CV 1600 gebaut wurden?
Die Unterseite des Verstärkers ist sauber und ohne Verschmutzungen. Das rote Oval zeigt eine übliche Schwachstelle dieser und anderer Dual-Verstärker. Der Entstörkondensator C1403, 22nF, ist aufgeplatzt und defekt. Dieser wurde durch einen X2/Y2 Kondensator erstetzt.
Um einen gute Kühlung zu gewährleisten sind das Boden- und Deckelblech perforiert, deshalb ist die Oberseite des Verstärkers stark verschmutzt.
Die weitere Sichtprobe zeigte auch ein Problem auf einer der Endverstärkerplatinen, die beiden Widerstände R1322 und R1324 sind durchgebrannt. Obwohl die Entstufen gegen Kurzschluss abgesichert sind, kann dies offensichtlich trotzdem passieren, vielleicht waren die Widerstände auch thermisch zu schwach ausgelegt. Man sieht dies auch an einigen Kondensatoren, welche mit den Spannungsfestigkeitswerten ziemlich nahe an der anliegenden Ist-Spannung liegen.
Dual_CV_1600_Schaltplan.jpg (Größe: 66,4 KB / Downloads: 267)
Ein vorsichtiges Hochfahren mit Trenntrafo und Strombegrenzungslampe zeigte keinen kapitalen Kurzschluß, die Hauptspannungen waren ebenfalls vorhanden. Da der Verstärker keinen kaptialen Fehler hatte, konnte mit der Reinigung der Platinen, Schalter, Poti's etc. begonnen werden.
Zuerst wurde der Entstörkondensator ausgetauscht, dann die unten liegenden Steuerverstärkerplatine ausgebaut.
Der Verstärker hat viele Steckverbinder, welches den Platinenausbau erleichtert, jedoch sind die viele der Kontakte angelaufen und wurden deshalb mit Kontakt 60/61 gereinigt. Die Elko's wurden auf sämtlichen Platinen In-Circuit mit dem ESR-Messgerät geprüft, im Zweifel wurden Sie ausgebaut und nachgemessen. Es mussten nur 3 Elko's getauscht werden, die Restlichen als auch einige verbaute Tantalkondensatoren waren noch in Ordnung. Die Platinen wurden dann mit Isopropanol abgewaschen und mit abgetrocknet.
Nachdem die Unterseite gereinigt und wieder eingebaut war, habe ich mich an der Oberseite von Vorne nach Hinten gearbeitet. Auch diese Platinen waren mit vielen Steckkontakten verbunden, konnte deshalb ohne Probleme ausgebaut werden.
Das Bild zeigt links die Mikrophon Blend/Level Platine, oben quer die Klangregelplatine, unten Links Frequenz-Cal Low/High, unten Mitte Balanceregeler unten Rechts die Soundplatte (Loudness, Mono, Linear).
Der Treble Cal Freq Taster rastet nicht mehr, ich habe diesen mit einem Ringbuchspirale verklemmt. Funktoniert nur bedingt, auf diesen Taster kann auch verzichtet werden, mit Ihm kann man den Eichpunkt des Höhenschalters von 10kHz auf 20kHz verschieben.
Die Eingangswahlschalterplatine (Phono, Tuner, Tape 1, Tape 2 und Monitor) wurde gereinigt und die Schalter mit Kontakt 60/61 gereinigt. Bis auf den Monitorschalter rasten sämtliche Schalter. Da der Monitorschalter (Hinterbandkontrolle) eh nicht verwendet wird habe ich diesen belassen wie er ist, dieser ist auch nicht mehr erhältlich.
Die u.e. Bilder zeigen Vorher/Nachher:
Der Einbau geht problemlos.
Ein Schwachpunkt des Verstärkers war der Netzschalter, wenn dieser nicht pfleglich behandelt wurde ist er irgendwann nicht mehr eingerastet, deshalb wurde, was immer verfügbar, eingeklemmt um den Schalter eingerastet zu halten. Man sieht, dass die Plastikmetallisierung deshalb abgerieben wurde.
Ein Ersatz für den Schalter, als auch die anderen Lautsprecherschalter, sind noch verfügbar. Ds ist der Schadow Typ NE 18, kostet aktuell bei ebay ca. 15€ inklusive Versand. Dieser passt perfekt in die bestehenden Aufnahmen, es müssen nur die platinenseitigen Anschlüsse gekürzt werden.
Die u.e. Bilder zeigen die Lautsprecherplatte vor und nach dem Reinigen. die Schutzrelais, welche bei einer Gleichspannung von >2,5V abfallen, wurden gereinigt, funktionieren noch einwandfrei.
Hier noch die Frontansicht mit gereinigten Schaltern und Buchsen.
Als nächstes ging es an die Endverstärkerplatinen. Das Bild zeigt eine halb gereinigte Platine, um die Verschmutzung zu zeigen.
Die Treibertransistoren wurden demontiert und mit neuer Wärmeleitpaste versehen, dann noch die durchgebrannten Widerstände gewechselt. Die 3 Poti's wurden ausgebaut, gereinigt und mit DeOxit Faderlube eingeschmiert. Sie regeln ohne Aussetzer.
Ein Endstufentransitor, 2N 5632, war defekt, ein 2N 6229 hatte nur noch ein hFE von 3, deshalb habe ich alle 4 Leistungstransitoren durch MJ 15003G und MJ 15004G ersetzt.
Um diese zu tauschen muß die Impedanzwandlerplatine ausgebaut werden, die Impedanzumschalter wurden gereinigt.
Jetzt konnten die Leistungstransistoren gewechselt werden, Sie haben ein neues Glimmerisolierungsplättchen als auch Wäremleitpaste erhalten.
Es wurden die abgebildeten Bauteile gewechselt, ich habe mir eine totale Kondensatorkur erspart.
Nach dem Wiedereinbau konnte der Verstärker abgeglichen werden. Es wurde der Endstufenruhestrom, Symmetrie und die Ausgangsspannungen eingestellt. Auch wurde der Verstärker an 4Ohm und Maximalverstärkung einige Minuten gekocht. Thermisch war Alles o.k., die Kühlkörper wurden heiß, aber die Transistoren nur Handwarm. Sämtliche Eingänge und die Mikro Level/Blend Funktion, die Klang-, Volume und Balanceregler sowie die Mode- und Filterschalter wurden auf Funktion und kontinuierliche Regelung, ohne Aussetzer, geprüft.
Der Verstärker funktioniert wieder einwandfrei, hat einen tollen Klang und, wie oben bereits angeführt, extrem viel Power.
War ein schönes Projekt, an diese diskreten Verstärkern kann man noch viel selbst reparieren, auch war es eine interessante Abwechslung zu den Röhrenradio's.
Euch Allen eine schöne Restwoche.
Liebe Grüße aus Mittelfranken,
Thomas
Hersteller: Dual Gebrüder Steidinger, 7742 St. Georgen Schwarzwald
Typ: Stereoverstärker 2x120W Musikleistung, 2x60W Sinus-Dauertonleistung an 4Ohm
Modell: CV 1600, Fabr.-Nr. 29 526
Baujahr: 1979 oder 1980
Transistorbestückung: 14 IC, 52 Siliziumtransistoren, 27 Siliziumdioden, 2 LED, 1 Brückengleichrichter, 2 Theromschalter
Stromversorgung: Netztrafo - 110V, 117V, 220V, 240V
Wellenbereiche: keine
Bedienelemente: Micro Level/Blend, Volume, Mode (Loudness, Mono, Linear, Trebel/Bass Cal-Freq., Klangsteller (Treble, Bass), Filter (Presence, Low/High), Balanceregler
Gehäuse: Alu-Chassis und Stahlblech
Abmessungen (LxBxH): 440x150x360mm
Gewicht: 13,2kg
Besonderheiten: 2-kanalige Klangregelung, Klemmleiste oder DIN-Lautsprecherbuchsen, Eingangsimpedanzanpassung, Monitor-Schalter für Hinterbandkontrolle
Anschlussmöglichkeiten: Phono, Tuner, Tape 1, Tape 2, Mikrophon
Zubehör:
Neupreis: ca. 1.200DM
Der Allgemeinzustand des Verstärkers ist noch sehr gut, leichte Abnutzungs- und Gebrauchsspuren sind natürlich sichtbar.
Die ersten Modelle dieser Baureihe hatten noch keine Klemmleisten für die Lausprecheranschlüsse sondern nur die DIN- Lautsprecherbuchsen. Die Fabrikationsnummer meines Versträrkers 29526 liegt schon sehr hoch, vielleicht weiß jemand bis zu welcher Nummer die CV 1600 gebaut wurden?
Die Unterseite des Verstärkers ist sauber und ohne Verschmutzungen. Das rote Oval zeigt eine übliche Schwachstelle dieser und anderer Dual-Verstärker. Der Entstörkondensator C1403, 22nF, ist aufgeplatzt und defekt. Dieser wurde durch einen X2/Y2 Kondensator erstetzt.
Um einen gute Kühlung zu gewährleisten sind das Boden- und Deckelblech perforiert, deshalb ist die Oberseite des Verstärkers stark verschmutzt.
Die weitere Sichtprobe zeigte auch ein Problem auf einer der Endverstärkerplatinen, die beiden Widerstände R1322 und R1324 sind durchgebrannt. Obwohl die Entstufen gegen Kurzschluss abgesichert sind, kann dies offensichtlich trotzdem passieren, vielleicht waren die Widerstände auch thermisch zu schwach ausgelegt. Man sieht dies auch an einigen Kondensatoren, welche mit den Spannungsfestigkeitswerten ziemlich nahe an der anliegenden Ist-Spannung liegen.
Dual_CV_1600_Schaltplan.jpg (Größe: 66,4 KB / Downloads: 267)
Ein vorsichtiges Hochfahren mit Trenntrafo und Strombegrenzungslampe zeigte keinen kapitalen Kurzschluß, die Hauptspannungen waren ebenfalls vorhanden. Da der Verstärker keinen kaptialen Fehler hatte, konnte mit der Reinigung der Platinen, Schalter, Poti's etc. begonnen werden.
Zuerst wurde der Entstörkondensator ausgetauscht, dann die unten liegenden Steuerverstärkerplatine ausgebaut.
Der Verstärker hat viele Steckverbinder, welches den Platinenausbau erleichtert, jedoch sind die viele der Kontakte angelaufen und wurden deshalb mit Kontakt 60/61 gereinigt. Die Elko's wurden auf sämtlichen Platinen In-Circuit mit dem ESR-Messgerät geprüft, im Zweifel wurden Sie ausgebaut und nachgemessen. Es mussten nur 3 Elko's getauscht werden, die Restlichen als auch einige verbaute Tantalkondensatoren waren noch in Ordnung. Die Platinen wurden dann mit Isopropanol abgewaschen und mit abgetrocknet.
Nachdem die Unterseite gereinigt und wieder eingebaut war, habe ich mich an der Oberseite von Vorne nach Hinten gearbeitet. Auch diese Platinen waren mit vielen Steckkontakten verbunden, konnte deshalb ohne Probleme ausgebaut werden.
Das Bild zeigt links die Mikrophon Blend/Level Platine, oben quer die Klangregelplatine, unten Links Frequenz-Cal Low/High, unten Mitte Balanceregeler unten Rechts die Soundplatte (Loudness, Mono, Linear).
Der Treble Cal Freq Taster rastet nicht mehr, ich habe diesen mit einem Ringbuchspirale verklemmt. Funktoniert nur bedingt, auf diesen Taster kann auch verzichtet werden, mit Ihm kann man den Eichpunkt des Höhenschalters von 10kHz auf 20kHz verschieben.
Die Eingangswahlschalterplatine (Phono, Tuner, Tape 1, Tape 2 und Monitor) wurde gereinigt und die Schalter mit Kontakt 60/61 gereinigt. Bis auf den Monitorschalter rasten sämtliche Schalter. Da der Monitorschalter (Hinterbandkontrolle) eh nicht verwendet wird habe ich diesen belassen wie er ist, dieser ist auch nicht mehr erhältlich.
Die u.e. Bilder zeigen Vorher/Nachher:
Der Einbau geht problemlos.
Ein Schwachpunkt des Verstärkers war der Netzschalter, wenn dieser nicht pfleglich behandelt wurde ist er irgendwann nicht mehr eingerastet, deshalb wurde, was immer verfügbar, eingeklemmt um den Schalter eingerastet zu halten. Man sieht, dass die Plastikmetallisierung deshalb abgerieben wurde.
Ein Ersatz für den Schalter, als auch die anderen Lautsprecherschalter, sind noch verfügbar. Ds ist der Schadow Typ NE 18, kostet aktuell bei ebay ca. 15€ inklusive Versand. Dieser passt perfekt in die bestehenden Aufnahmen, es müssen nur die platinenseitigen Anschlüsse gekürzt werden.
Die u.e. Bilder zeigen die Lautsprecherplatte vor und nach dem Reinigen. die Schutzrelais, welche bei einer Gleichspannung von >2,5V abfallen, wurden gereinigt, funktionieren noch einwandfrei.
Hier noch die Frontansicht mit gereinigten Schaltern und Buchsen.
Als nächstes ging es an die Endverstärkerplatinen. Das Bild zeigt eine halb gereinigte Platine, um die Verschmutzung zu zeigen.
Die Treibertransistoren wurden demontiert und mit neuer Wärmeleitpaste versehen, dann noch die durchgebrannten Widerstände gewechselt. Die 3 Poti's wurden ausgebaut, gereinigt und mit DeOxit Faderlube eingeschmiert. Sie regeln ohne Aussetzer.
Ein Endstufentransitor, 2N 5632, war defekt, ein 2N 6229 hatte nur noch ein hFE von 3, deshalb habe ich alle 4 Leistungstransitoren durch MJ 15003G und MJ 15004G ersetzt.
Um diese zu tauschen muß die Impedanzwandlerplatine ausgebaut werden, die Impedanzumschalter wurden gereinigt.
Jetzt konnten die Leistungstransistoren gewechselt werden, Sie haben ein neues Glimmerisolierungsplättchen als auch Wäremleitpaste erhalten.
Es wurden die abgebildeten Bauteile gewechselt, ich habe mir eine totale Kondensatorkur erspart.
Nach dem Wiedereinbau konnte der Verstärker abgeglichen werden. Es wurde der Endstufenruhestrom, Symmetrie und die Ausgangsspannungen eingestellt. Auch wurde der Verstärker an 4Ohm und Maximalverstärkung einige Minuten gekocht. Thermisch war Alles o.k., die Kühlkörper wurden heiß, aber die Transistoren nur Handwarm. Sämtliche Eingänge und die Mikro Level/Blend Funktion, die Klang-, Volume und Balanceregler sowie die Mode- und Filterschalter wurden auf Funktion und kontinuierliche Regelung, ohne Aussetzer, geprüft.
Der Verstärker funktioniert wieder einwandfrei, hat einen tollen Klang und, wie oben bereits angeführt, extrem viel Power.
War ein schönes Projekt, an diese diskreten Verstärkern kann man noch viel selbst reparieren, auch war es eine interessante Abwechslung zu den Röhrenradio's.
Euch Allen eine schöne Restwoche.
Liebe Grüße aus Mittelfranken,
Thomas