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AM-Empfänger RR 520
#1
Der Rundfunkempfänger RR 520
Mir ist ein Empfänger RR 520 zugelaufen. Produziert im ehemaligen Yugoslawien.
Stand im Keller und sollte entsorgt werden. Der Zustand erbarmungswürdig.
Daher nicht Radio Röntgen 520 sondern eher Radio Ruine 520.

   

   

Rost, Grünspan, Skalenseil gerissen, abgerissene Anschlüsse, fehlende Röhren.
Im Gehäuse unbewohnte Holzwurmlöcher, gelöste Verleimungen
Schaltpläne und Beschreibung gibt es hier: https://www.radiomuseum.org/r/rr_rr_520.html

Es fehlt die Gleichrichterröhre AZ 1 und die Kombiröhre EBL 21.
Vorhanden sind 3 Stück ECH 21, 1 Stück EM 80.
Hier die ECH 21, eine lag lose im Gerät und ich muss erst mal untersuchen in welchen Steckplatz sie gehört.

       

Der Netztrafo:

   

Interessant sind die Zf-Filter. Die sind mechanisch verstellbar zur Regelung der Koppelung zwischen den Schwingkreisen.
Es ist ein AM-Gerät für L-M-K1-K2, kein UKW

   

In der Endstufe ist ein Ausgangsübertrager verbaut. Der arbeitet auf einen ovalen Lautsprecher mit Permanentmagnet. 

Der Dreko lässt sich leichtgängig drehen.

Alter ca 65 Jahre.
Ich werde den gewiss nicht restaurieren. 

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#2
Hallo, Manfred,
Ein Produkt des Kombinats
RR- Nis
Herstellung von Röhren, sowie medizinische Geräte und Geräte der Unterhaltungsindustrie, meist nach Philips Schaltungen.
Es handelt sich hier für mich und dich, die keinen Bezug zu Titos Jugoslawien haben um ein 0815 Gerät. Für die lokalen Sammler ist es schon Wert. Ich war dienstlich zwei mal für fast Jahr in Serbien und habe gemerkt, dass dort diese Radios im Vergleich zu Deutschland relativ teuer verkauft werden.
Ob du es restaurierst? Das würde ich heute wahrscheinlich nicht tun, vor paar Jahren schon.
Gruß,
Ivan
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#3
Danke für die Vorstellung des Yugo-Radios. Interessant die Röhrenbestückung! Sieht man ja nicht so oft, die Geräte aus Yugoslavien. Erinnert mich ein wenig an einen Yugoslavien-Urlaub in den Siebzigern mit meinen Eltern. In den Quatieren dort gab es noch häufiger Röhrenradios zu sehen, die sahen aber irgendwie fremd aus für meine Kinderaugen. Bei uns im Westen waran da längst Transistorradios Standard.

Grüße
Frank
Grüße

Frank
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#4
Hallo Leute,
ich habe mich mit dem Schaltplan vertraut gemacht. Die eigenartige Bestückung mit ECH 21 ist so vom Konstrukteur gewollt.
-  Röhre 1 ist Standard für einen Superhet und unterscheidet sich nicht von der mit der ECH 81. Also Eingangskreis, Mischstufe, Oszillatorstufe und Auskopplung der ZF über einen Schwingkreis.
-  Röhre 2 ist ein einstufiger ZF-Verstärker. Die Besonderheit dabei ist es wird nur das H-System verwendet und das C-System ist mit Anode und Gitter mit der Kathode verbunden. Also kurzgeschlossen und unwirksam gemacht. Die ZF wird über einen Schwingkreis eingekoppelt und an der Anode wieder über einen Schwingkreis ausgekoppelt. Die ausgekoppelte ZF wird einer der Dioden in der EBL 21 zugeführt und dort gleichgerichtet und so das NF-Signal gewonnen. Direkt an der Anode abgegriffen und über einen Kondensator an die zweite Diode gelegt wird aus der ZF eine Regelspannung gewonnen.
-  Röhre 3 verwendet ebenfalls nur das H-System. Das C-System ist wieder mit Anode und Gitter mit der Kathode verbunden. Hier wird die NF vorverstärkt,  ausgekoppelt und dann der EBL 21 am Gitter 1 zugeführt.
-  Röhre 4 arbeitet mit dem L-System als NF-Endverstärker auf einen Ausgangsübertrager. Die Anodenspannung wird an einer Anzapfung zugeführt und es wird aus der Sekundärwicklung eine Gegenkopplung generiert.
Die Spannungen am Netzgleichrichter und die Anodenspannungen sind im Schaltplan  mit "von ... bis..." Werten angegeben.


Dann kamen Pinsel, Putztuch und Schraubenzieher zum Einsatz.
Und hier das Ergebnis:
   

Die Skala ist noch recht gut erhalten. 
Das Skalenseil ist nicht gerissen sondern die Spannfeder ist weggerostet. Der Seilweg liegt noch original auf.
Rechtsanschlag führt zu voll eingedrehtem Dreko.
Die Angabe bei allen Bereichen erfolgt in Meter.

   

   

   

   

Die EM 80 stamm von Phillips
Es gibt ausgelaufene Kondensatoren mit Teerverguß, aber sonst sieht es besser aus als auf den ersten Blick.

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#5
Hallo Manfred

Die Frage von Ivan, ob man so ein Radio ernsthaft restaurieren möchte ist verständlich....für mich käme es nicht in Frage...schon der Netztrafo macht mir Angst Sad

Wirtschaftlich ist es natürlich völliger Blödsinn, aber sportlich könnte es passen...

Ist ja im Sport auch so, da trainiert man sein halbes Leben für den 100m Sprint, aber mit dem E-Bike gehts noch schneller...

Interessant ist der verbaute Lautsprecher, das ist ein  Isophon und meines Wissens wurde der auch Original hier verbaut.

.jpg   520.jpg (Größe: 34,71 KB / Downloads: 293)
(Quelle - RM-Org)

Den sollte man also (vermutlich ohne den Aufkleber) noch gut bekommen. Es könnte sich um den P1521 handeln, den es mit unterschiedlichen Korbformen gab
(Tipp: Falls Kaufen, dann erst, sobald das Radio wieder geht.....)

Bin mal gespannt wie es weitergeht---viel Glück
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#6
Hallo Alfons,
hier noch ein Blick auf den Lautsprecher:

   

Die Membrane sieht noch gut aus, nur ein winziges kleines Loch, ansonsten fest.
Dafür sind die Metallteile stark rostig.
Und der Lautsprecher ist ein Isophon. War aber nicht mehr zu ermitteln welcher nun genau.

   

     

Mein Messgerät hat mir 4 Ohm vorgelogen. Und die Membrane kratzt beim Anstippen.

   

Restaurieren werde ich den gewiss nicht. 
Aber es ist immer richtig zu untersuchen welche technische Lösung die Konstrukteure gefunden haben.
Mit dem Netztrafo meine ich man sollte die Schrauben und Kontakte mal labsalen, dann mache die es wieder.
Es ist eine primitive Ausführung. Kein Spulenkörper der die Wickelköpfe zusammenhält. Nur ein Isolierkeil zwischen Wickel und Kern.
Ich habe das Chassis in die pralle Sonne gestellt. Da kann der Trafo trocknen.
Gruß Mabfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#7
Hallo Leute,
weil die Frage nach dem Restaurieren aufgeworfen wurde:
Das Gehäuse erfordert sehr viel Schreinerarbeit. Das ist ein Fall für Hartgesottene.

Hier jetzt der Blick durch das Fensterchen auf die Kontakte vom Tastensatz.
Und erstaunlicherweise nicht korrodiert sondern original mit einem dünnen Film aus Vaseline.
Dann sind da noch die Trimmer, Bandsetzer, zum Herstellen von Bandanfang und-ende.

   

Das sind Topftrimmer, also es werden zwei ringförmige Becher ineinander geschoben bis die Kapazität erreicht ist.
Die braunen Flecke sind Vergussstellen aus Wachs zum Fixieren der Position.

   

Der Tastensatz schaltet die Betriebsspannung und die Bereiche.
Die linke Taste rastet nicht, die anderen fünf rasten. Taste 2 ist "Tonabnehmer". 
Dafür ist an der Rückseite eine gesonderte Buchse vorhanden.

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#8
...die linke Taste darf nicht rasten. Das ist "Ausschalten"
Gruß,
Ivan
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#9
Hallo Manfred,

für die Tasten habe ich folgende Übersetzung:

Langwelle - dugi talas
Mittelwelle - srednji talas
Kurzwelle - kratki talasi
Plattenspieler - gramofon
Ausschalten - isključite
Es genügt nicht keinen Gedanken zu haben: man muß ihn auch ausdrücken können. (Karl Kraus)
—-
Viele Grüße!
Shy Steffen
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#10
Hallo Leute, danke für die Info.

Ich muss mich berichtigen: 
Der Bandsetzer begrenzt nur das obere Bandende:  (Frequenz)
Das untere Bandende wird mit dem Spulenkern bestimmt.

Aus dem Foto ist zu erkennen: Langwelle hat keinen Bandsetzer. Hier reicht wohl die Anfangskapazität vom Dreko.

Aber da ist noch eine Spule:


.jpg   Spulensatz.JPG (Größe: 29,2 KB / Downloads: 142)

Die hatte ich erst al Antennenverlängerungsspule eingestuft. 
Ist aber zusammen mit einem Kondensator in Reihe und dazu parallel ein Widerstand ein Saugkreis für die ZF.
Liegt zwischen Antenneneingang und Erde und wirkt in allen Empfangsbereichen.
Und der Widerstand damit es etwas breitbandiger wird.
Das macht man damit Funkdienste die ab 450 bis 500 KHz arbeiten nicht geradeaus empfangen werden können und so zu unerwünschten Nebenerscheinungen führen.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#11
Hallo Leute,
es geht an die Bestandsaufnahme. 
Die soll helfen abzuschätzen welcher Aufwand bei einer Restaurierung getrieben werden müsste.

- Netzstecker defekt, Plasteteile gebrochen, Schrauben unlösbar festgerostet. Anschlußleitung Isolierung verhärtet und brüchig.
- Netzschalter außen optisch ok, innen funktionsunfähig, kein Durchgang. Anders als im Schaltplan gezeichnet ein 2-poliger Schalter.
  Es sieht aus als ob hier schon mal gelötet wurde.

   

- Spannungswahlsteller und Sicherungshalter defekt. Schrauben festgerostet, Messinghohlniete wegkorrodiert. 
  Sicherung noch durchgängig,  kein Wert zu ermitteln. Sollte 250 oder 300 mA sein.

   

- Trafo Maße 70 x 85 x 40 mm, M-Typ,  kein Komplett-Schnitt sondern  aus Einzelblechstreifen im Wechsel gestapelt. 
  Die Wicklungen sind auf Lötösenleisten herausgeführt. Nur die 4 V ist direkt an die Fassung der AZ 1 gelegt.
  Kein Isolierfehler Wicklung gegen Kern feststellbar.

   

- Anodenwicklung mit Mittelanzapfung, dazu Kondensatoren 4,7 nf. 
  Die Vergußmasse ist ausgelaufen aber so hart daß sie nach mehreren Tagen in praller Sonne nicht weitergelaufen ist. 
  Die Kondensatoren habe ich beide einseitig abgeschnitten damit die Messung der Anodenspannung nicht beeinflußt wird.

   

- Der Ausgangsübertrager hat zwei Aufgaben. 
  Er ist Lastwiderstand für die EBL 21 und gleichzeitig Siebdrossel für die ECH 21.
  Das macht man weil der Anodenstrom der EBL 21 ein welliger Gleichstrom ist und der Kern schnell in die Sättigung kommt. 
  Die magnetische Wirkung beider Funktionen kompensieren sich und der Kern kann kleiner gehalten werden.


.jpg   Endstufe.JPG (Größe: 39,82 KB / Downloads: 82)

- Die EBL 21 bekommt ihre Anodenspannung direkt vom Ladeelko. 
  Das ist bei vielen einfachen Geräten so. Und damit ist immer ein gewisser Brumm vorhanden. 
  Im Gerät ist ein Zweifach-Elko verbaut. Laut Schaltplan 2 x 32µf. Der Typenaufdruck ist nicht mehr lesbar. 
  Neu sollte der Brumm recht klein sein, gealtert aber? Und formatieren kann ich hier nicht. 
  Dann sind beide Dioden über eine gemeinsame Kathode geführt. Ergibt ebenfalls einen Brumm. 
  Im Datenblatt steht man soll ausprobieren und die Diodenfunktion auf die andere Diode umrangieren. 
  Die Endröhre fehlt in diesem Gerät, ist aber im WEB für 18 Euro plus Porto zu haben.

- Die AZ 1 fehlt im Gerät, kostet ungeprüft zwischen 50 und 100 Euro.

Fazit: Es handelt sich um ein einfaches Gerät. 
Der Aufwand zu restaurieren lohnt nicht zumal hier auf Verkaufsplattformen komplette Geräte für 400 Kuna angeboten werden.
Das sind rund 50 Euro.
Meine Entscheidung: Es wird ein Materialspender und nicht restauriert.

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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