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Tefifon HS-19 Einbauchassis von Harald
#1
Liebe Kollegen,

nachdem der Markus (mageb)  diesen wunderbaren Bericht über sein TEFIFON HS geschrieben hat, keimte in mir die Lust, mich auch mal meines HS-19 anzunehmen. Natürlich muss es nicht so super aussehen, wie das vom Markus, aber es wäre schon schön, wenn es wieder funktionieren würde - dachte ich so bei mir.
 
So sieht es im Moment aus:

       

Es hat also keinen Bandgeschwindigkeitsumschalter. 

Die Gummireifen der Andruckrollen waren nach all den Jahren total zerbröselt und von den Rollen abgefallen. Die Beschichtung der Bandantriebsrolle (Kapstan) ist noch vorhanden aber brockelhart.

So habe ich mich einfach mal drangemacht und die Andruckrollen von den Führungsachsen abgenommen. Das ging recht leicht. Man nimmt die Abdeckkappen herunter, klinkt die Seegeringe aus, bewahrt die Distanzscheiben sorgfältig auf und zieht die Rollen von ihren Achsen.

       

Aber die Bandantriebsrolle sitzt dermaßen fest auf der Antriebsachse, dass ich erst einmal aufgegeben habe. Da diese Rolle aus Gussmaterial besteht, möchte ich auch nicht zuviel Gewalt aufwenden. Wie Markus beschrieben hatte, geht das nur mit einem besonderen Abzieher - habe ich nicht.

Dann habe ich auch mal die Klappe geöffnet, unter der die Antriebspese läuft. Die ist zwar schon etwas loppelig, aber geht wohl noch. Ob die noch gut genug zieht, wird man wohl erst dann sehen, wenn alles andere funktioniert.

Parallel zu dieser Demontage  - Aktion habe ich mal bei HSE Schmidt Elektronik in Ansbach nachgefragt, was der komplette Satz neuer Beschichtungen inklusive Treibrad kosten würde. Die Antwort:

Beschichtung für Treibrad und Gummireifen für Bandantriebsrolle: Jeweils 23,50 Euro
Gummireifen für die beiden Bandandruckrollen: Jeweils 7,50 Euro
Zusammen 62 Euro plus Versand. Hmmm....

Nun frage ich mich doch, ob ich da weitermachen soll. Immerhin, ist es ja nur ein Chassis und möchte nachher noch in eine Zarge eingebaut werden.

Das Tonabnehmersystem hatte ich vor vielen Jahren mal dem Anton mitgebracht, weil ich davon ausging, dass ich das HS - 19 sowieso nie reparieren werde.

Und nun kommt der Markus mit seinem schönen Bericht... Hätte ich das Chassis doch bloß schon vor 40 jahren entsorgt, als es mir der Nachbar vor die Tür stellte....

Was tun?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
Ich habe noch solche, originale Tonabnehmersysteme, die defekt sind. Aber vielleicht kann da jemand neue Kristallstreifen einbauen und es so wieder funktionsfähig machen. Ich könnte da 2 oder 3 dieser defekten System (kleine Plastikkassetten) kostenlos beisteuern. Bei den Gummis auf den Antriebsollen habe ich mir auch schon mit in Ringe geschnittenen Fahrradschläuchen geholfen (Rennradschläuche bei den kleineren Rollen), hat auch funktioniert.

Meine HS19 waren in Radios eingebaut und die habe ich schon alle (3 Stück) weggegeben, sonst hätte ich Dir das System gerne zurückgegeben. Ich habe nur noch ein Chassis als Ersatzteilspender hier, bei dem allerdings die entscheidenden Teile auch alle defekt sind (Gummis, Tonabnehmer...)
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
(28.07.2022, 18:45)radioljub01 schrieb: ..Beschichtung für Treibrad und Gummireifen für Bandantriebsrolle: Jeweils 23,50 Euro
Gummireifen für die beiden Bandandruckrollen: Jeweils 7,50 Euro
Zusammen 62 Euro plus Versand. Hmmm....
...
Was tun?

noch einen Hunderter drauflegen und einen i3 Mega kaufen.. Smiley53
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#4
Hallo Harald,

ich wußte ja nicht, was ich Dir da mit meinem Bericht antue!  Blush

Die Gummiteile sind kein Problem, da kann ich Dir demnächst mal welche vorbeibringen. Ich habe jetzt wieder etwas mehr Zeit und es ist ja fast um die Ecke. Wollte sowieso mal bei Dir vorbeischauen und werde mich demnächst mal melden, wenn’s bei mir mal gut reinpasst. Den Bandrollenabzieher kann ich dann auch mitbringen.

Wobei ich Dir im Moment leider noch nicht weiterhelfen kann ist das System: Meine Lösung basiert ja auf dem Austausch des Tonkopfs. Und da hat das HS-19 leider eine Änderung am Schaft, der nicht wie beim HS über die Achse gesteckt ist, sondern innen in einer Metallhülse steckt. Eine absolute Fehlkonstruktion. Da muss ich erst noch mein Design anpassen und dann mal experimentieren, denn mir scheint das Ganze ist nicht dafür gedacht, dass es mal wieder auseinandergenommen wird.

Schöne Grüße
Markus
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#5
Gestern habe ich mir das Chassis vor Ort angeschaut. Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck haben, dass Tefi diese Chassis nicht nur in Bronze, sondern auch in Silber lackiert hätte. Doch ein Blick unter die Haube offenbart, dass die Farbe ganz einfach nur vom Sonnenlicht ausgeblichen ist:
   

Harald hatte ja freundlicherweise schon ein Foto von der Fabriknummer eingestellt. Das freut mich natürlich sehr, denn so kann ich meine Sammlung an Seriennummern weiter ausbauen, um irgendwann daraus die tatsächlichen Produktionszahlen der Tefifone hochzurechnen. Ich selbst schaue dann immer nochmal etwas genauer hin, und so befand sich daneben noch der Stempel "5GbA" mit der Jahreszahl, der das Chassis auf 1955 datiert:

.jpg   stempel.jpg (Größe: 64,3 KB / Downloads: 82)

Erstaulicherweise wurde das Datum bei diesem Chassis sogar noch detaillierter protokolliert:

.jpg   datum_detail.jpg (Größe: 73,94 KB / Downloads: 82)

Und so wissen wir nun sogar, dass das Chassis erst vor wenigen Tagen seinen 67ten Geburtstag gefeiert hat.

Durch die kleine Seriennummer wusste ich bereits, dass das Chassis mit der alten Version des Parallelgestänges ausgestattet ist. Diese Version arbeitet noch mit dem Gewicht und nicht mit einer Feder. Das könnte letzten Endes sogar ein Segen sein, denn ich habe gehört, dass der Abgleich mit dem Federmechanismus weniger gut klappt, als mit dem Gewicht. Ich werde das irgendwann mal noch genauer untersuchen, um es mit Gewissheit sagen zu können.

Auch ansonsten ist das Chassis unauffällig: Wie Harald schon beschrieben hatte, haben alle Gummi-Teile ihre Lebensdauer längst überschritten. Ersatz dafür habe ich Harald übergeben. Ansonsten müssen noch alle Lager gereinigt und neu geölt werden - reine Fleißarbeit.

Knackpunkt ist natürlich wieder mal das System. Für das HS hatte ich ja ein neues Tonkopfgehäuse designt und gedruckt, das gleichzeitig als Adapter für das allseits bekannte China-System dient: https://radio-bastler.de/forum/showthrea...#pid227532

Beim HS war der Tonkopf noch von außen auf die Achse des Parallelgestänges aufgesteckt. Dementsprechend hatte der Hals an der Unterseite einen großen Durchmesser:

.png   tonkopf_hs.png (Größe: 38,95 KB / Downloads: 82)

Mit dem HS-19 hat Tefi das Design geändert: Der Hals des Tonkopfs wurde innen in eine Metallhülse gesteckt, die aus einem Blech gebogen war:

.jpg   original.jpg (Größe: 82,99 KB / Downloads: 82)

Wie man im Foto schon sieht, war damit eine empfindliche Sollbruchstelle geschaffen worden. Obwohl hier im normalen Betrieb keine nennenswerte Belastung auftritt, sind in Angeboten von HS-19-Chassis gefühlte 90% aller Tonkopfhälse gebrochen.

Auf Basis des bestehenden 3D-Designs des HS-Tonkopfs war es dann aber keine große Sache mehr, ein abgewandeltes Design für das HS-19 zu erarbeiten. Nach insgesamt maximal 2 Stunden Design-Arbeit und 3 Testdrucken stand dieses abgewandelte Design:

.png   tonkopf_hs19.png (Größe: 37,64 KB / Downloads: 82)

Zumindest in das mir vorliegende Parallelgestänge passt der gedruckte Tonkopf perfekt hinein:

.jpg   replacement.jpg (Größe: 52,38 KB / Downloads: 82)

Harald darf jetzt mal testen, ob auch ansonsten alle Winkel und Abmessungen stimmen, oder ob ich nochmal nachbessern muss.

Hier konnte ich die Vorteile des 3D-Designs am Computer und dem 3D-Druck wieder voll ausspielen: Es vergingen weniger als 24 Stunden von der Idee "Ich erweitere das Design jetzt einfach!" bis zur Erkenntnis "Scheint zu passen! Das kann jetzt mal versuchsweise eingebaut werden!". Bei so schnellem Vorankommen kann man die jetzt noch ausstehenden 1 bis 2 Stunden für das Schleifen und Polieren gerne in Kauf nehmen - zumal das ja auch eine meditative Tätigkeit ist.

Der eine oder andere mag sich fragen, warum diese kleine Design-Änderung 2 Stunden gefressen hat. Das liegt wie immer daran, dass der Teufel halt doch immer im Detail liegt. So ist zum Beispiel zu beachten, dass durch das 3mm große Loch der Achse die Tonarmleitung hindurch muss. Und das halt auch an der Stelle, wo eine M2-Schraube mitten durch die Achse geht. An dieser Engstelle musste ich das Loch seitlich aufweiten, ohne insgesamt zu viel Querschnittsfläche herzuschenken. Im Slicer sieht das im Querschnitt jetzt so aus:

.png   cross-section.png (Größe: 279,58 KB / Downloads: 82)
Zuerst kommt mittig die M2-Schraube horizontal durch die Achse und dann kann die Tonarmleitung wahlweise links oder rechts daneben vorbeigeschoben werden. Solche unsichtbaren Details sind es, die die Zeit beim Design fressen und die es nötig machen Prototypen zu drucken, zu testen und ggf. nochmals zu überarbeiten.

So, lieber Harald, jetzt wünsche ich Dir viel Bastelspaß bei der Restauration Deines HS-19. Ich bin sehr gespannt, ob der Tonkopf auf Anhieb korrekt ausgerichtet ist und ob das Chassis bald wieder sauber läuft.

Schöne Grüße
Markus
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