Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Entmagnetisierungsgerät
#1
Hallo,
ich schreibe das mal in die Rubrik, weil es ja irgendwie in die Werkstatt gehört.
Also, weil immer mehr meiner Werkzeuge mit der Zeit magnetisch geworden sind und das langsam nervt, hab ich mir gedacht, ich bau mir ein Gerät zum Entmagnetisieren. Ist ja eigentlich nur eine offene Spule. Und da die Werkzeuge nicht allzu groß sind, dachte ich, ein alter nicht mehr benutzbarer Trafo mit intakter Primärwicklung wird es schon richten. Und es fand sich auch einer. Also Blechpaket raus, die Wicklungen bis auf Primär runter und dann mal probiert, ob es denn funktionieren würde. Erst mal wollte ich den fließenden Strom ermitteln, um später absichern zu können. Daß da der ohmsche Widerstand wenig Aussagekraft hatr, war mir schon klar, die Induktivität spielt ja eine wesentliche Rolle. Aber die dürfte sich durch die Entfernung des Blechpaketes geändert haben. Also Vorsicht. Angefangen hab ich bei 10V, blos gut, da hatte ich schon über 300 mA. Hat der Trafo Windungsschluß?  Ich hab auf 300 mA runtergeregelt und eine Weile laufen lassen. Die Spule wird nicht warm. Aber sollte das entstehende Magnetfeld für meine Zwecke ausreichend sein. Ich hab es mit einer magnetischen Pinzette probiert, hat geklappt. Nur kommt es mir immer noch komisch vor, daß die Entfernung des Blechpaketes die Induktivität so stark vermindern sollte? Jetzt scheint ja der ohmsche Widerstand fast der entscheidende Faktor zu sein. Mir ist es Wurscht, ich betreibe das Ding auch mit 8V, wenn es seinen Zweck erfüllt, aber es kommt mir unwahrscheinlich vor. Was meint Ihr?

MfG

Claus
Zitieren
#2
Nabend,

Elektromagnetismus ist ein Thema, wo ich auch noch nicht alles weich hab ! Also noch ein paar "blinde Flecken", aber ich versuch, diese Lücken zu schließen..

Bei einer Magnetspule ist es so, daß die Spannung den Magnetfluß der Spule bestimmt. Der Kern hat eine gute "magnetische Leitfähigkeit", nimmt also viele der Feldlinien auf, die Flußdichte im Kern steigt an. Solange der Kern nicht gesättigt ist, bleibt die Induktivität für alle Spannungs (Fluß-) Zustände erhalten, was ja auch gewünscht ist.

Eine Vollkernspule ohne Luftspalt (zB M-Kern) mit geschlossenem Eisenmagnetkreis hat eine verhältnismäßig sehr große Induktivität, jeder normale Netztransformator hat einen Vollkern und damit eine sehr hohe Primärinduktivität, diese bestimmt über XL = wL (hier: "w" = 2*pi*f = "omega") die Impedanz im Leerlauf und damit (auch) den Leerlaufstrom (die Kernverluste ebenfalls).

Durch die Belastung der Sekundärwicklung wird ein Teil des Flusses durch entgegengesetzten Fluß des Sekundärstromes (Lenzsche Regel: Der Sekundärfluß ist der Ursache entgegengesetzt...) kompensiert, dadurch sinken Induktivität und Reaktanz und es erhöht sich der Strom primärseitig (Trafoprinzip ... stark vereinfacht) - Ströme durch den ohmschen Widerstand sind unvermeidbar, stören aber hier eigentlich nur..

Belastet man einen Netztrafo mit einer Induktivität, so wird diese durch den Transformator auf die Primärseite transformiert (so wie zB. auch eine Lautsprecherimpedanz), ebensogut könnte man einen Luftspalt in den geschlossenen Magnetkreis des Trafos einfügen und hätte damit eine "magnetische Last" in den Eisenkreis eingefügt: Der magnetische Widerstand im Eisenkreis steigt erheblich an, die Induktivität sinkt dabei erheblich !! Schon bei einem Luftspalt < 1mm ist der Effekt extrem, deshalb die PLättchen genauer Dicke, wenn Luftspalt bei EI-Kern erforderlich!
Durch den Luftspalt wurde der "leerlaufende" Trafo also zu einer definierten magnetischen Last (Reaktive Last -> Reaktanz) auf der Primärseite, die Last ist der Luftspalt !

So möchte man es praktisch auch bei einer Wechselstromdrossel (zb. bei Vorschaltgeräten für Entladungs-Lampen): eine bestimmte, rel. kleine Induktivität, um einen großen induktiven Strom bei erträglicher Baugröße zu erhalten. Man kann auch eine Luftspule bauen, die hat dann aber viel größere Abmessungen bzw. auch höhere Windungszahlen, weil kein Eisenkreis zur Konzentration der Feldlinien da ist.
Baut man z.B. einen E-Kern in eine vormals mit M-Kern versehene Spule (Trafo), so hat die Primärwicklung eine um Größenordnungen niedrigere Induktivität und damit erheblich höheren Strom bei gleicher Spannung, da muß man beim Drahtdurchmesser also aufpassen, wurde ja genau richtig gemacht, langsam hochfahren und beim zulässigen Drahtstrom unbedingt belassen !!

Eine Spule mit E-Kern ist eine rel gut verwendbare Entmagnetisierungsdrossel, weil das Hauptfeld des Kerns aus diesem austreten muß und sich über die Luft schließt. Ältere (braune) Leuchtstofflampendrosseln mit demontierbarem Blechkernpaket gehen auch, wenn man das Blechpaket auseinanderbaut... Man erhält ein extrem starkes (Wechsel-)Magnetfeld (Vorsicht bei magnet. Datenträgern), bei Kurzzeitbetrieb (einige Sekunden) geht das sogar an 230V.

(Nebenbaustelle: Die Verwendung des Luftspaltes für einen größeren, ausnutzbaren Magnetisierungs-Arbeitsbereich bei Gleichstromvormagnetisierung (Lautsprecherübertrager für A-Betrieb) ist noch eine andere Anwendung, sollte nicht mit dem Einstellen der Induktivität mittels Luftspalt bei Wechselstromspule verwechselt werden)

...hoffe das hilft und war halbwegs korrekt ^^

Gruß Ingo
Zitieren
#3
Hallo,
vielen Dank für die ausführliche Erläuterung. Das bestätigt ja meinen Verdacht, daß durch die Entfernung des Eisenkernes die Induktivität erheblich sinkt und dadurch bei viel geringerer Spannung ein deutlich höherer Strom durch die Spule fließt.
Dumm nur, daß ich den zulässigen Strom durch die Wicklung nicht kenne. Und aus der Stärke des Anschlußdrahtes auf die zulässige Stromgröße zu schließen ist wohl keine gute Idee, denn der Wicklungsdraht ist oft erheblich dünner.
Der Kern ist ein EL Kern 96mm x 80mm. Die Blechpaketdicke kann ich jetzt nur aus der Öffnung des Spulenkörpers ableiten, 31mm. Läßt sich eventuell aus den Kerndaten (Leistung des Kernes) die ungefähre Größe des Primärstromes abschätzen?
Durch die oben gemachten Erläuterungen kam mir eine Idee. Ich benutze jetzt ja nur den Spulenkörper mit aufgebrachter Primärwicklung zur Entmagnetisierung. Könnte ich die ganze Sache etwas wirkungsvoller machen (Verstärkung des Magnetfeldes), indem ich die E Bleche des Kernes wieder einschichte? Das Magnetfeld würde dann an der Stelle des fehlenden L Körpers austreten und müßte doch stärker sein als ohne Kern. Denn die Induktivität müßte ja durch den E Kern steigen und dadurch kann ich eine höhere Spannung anlegen, das müßte wiederung zur Erhöhung des Magnetfeldes führen? Richtig gedacht oder Blödsinn?

MfG

Claus
Zitieren
#4
Hallo,

mWn. gibt es mehrere Möglichkeiten: Man kann schon aus dem Drahtdurchmesser den zulässigen Strom ableiten, bei Verwendung im Trafo gilt eine zulässige Stromdichte für Cu-Querschnitt und auch Erfahrungswerte, d.h. zum Drahtdurchmesser passende Stromwerte, die deutlich geringer sind als bei Verwendung als Leiter.

Ebenso kann man aus dem Eisenquerschnitt ungefähr die Scheinleistung eines Volltrafos bestimmen (Schubert, Radiobastelbuch... nur Bsp.) mit der Scheinleistung kann man bei bekannter 230V~Wicklung den Nennstrom bestimmen.

Die Bleche als "E"-Kern wieder einzubauen ist unbedingt sinnvoll !! Das Feld ist dann stärker und besser kontrollierbar (Trotzdem die Kassettensammlung in respektvoller Entfernung halten!) und die zulässige Spannung höher, da L steigt.

Ich denke, damit kann man dann Werkzeuge sehr gut behandeln.

Gruß Ingo
Zitieren
#5
Hallo,
dann werd ich das mal mit den Trafodaten versuchen (Radiobastelbuch von Schubert hab ich leider nicht, aber eventuell hilft ja Tante goo).
Wenn ich die Drahtstärke wüßte, wäre die Berechnung des Stromes kein Problem. Ich meinte aber, die Stärke des Anschlußdrahtes (der aus der Wicklung rausguckt) ist nicht unbedingt die Wicklungsdrahtstärke. Und letztere kenn ich nicht. Da liegt noch eine Schirmwicklung drüber, die hab ich gelassen, die schützt meine Prinärwicklung ein bißchen. Aber dadurch kann ich die Primärwicklung nicht sehen.

Also Kerne wieder rein :=))

MfG

Claus
Zitieren
#6
Man kann den max. Strom (Spannung) auch über die Verlustleistung (Erwärmung) ermitteln.
Die Spannung über einen Stelltrafo hochfahren bis sich die Spule im Dauerbetrieb auf max. 70°C erwärmt oder das man sie gerade noch anfassen kann.

Bernd
Zitieren
#7
Hallo Claus,

ich könnte Dir das Radiobastelbuch als ZIP-Datei schicken. Da die rd. 23 MB groß ist, klappt das nur als Anhang an eine EMail. Dazu bräuchte ich Deine E-Adresse, wenn Du interessiert bist. Die Adresse dann aber bitte als PN schicken.

Beste Grüße
Jürgen
Zitieren
#8
Hallo Jürgen, 
Schicke 
Mir bitte auch das Buch. 

DANKE 

Mit freundlichem Gruß, Heiko
Zitieren
#9
Hallo,

ich hab jetzt 2 Tabellen gefunden, eine im "Wahl" und eine auf Jogis Seiten. In beiden gibt es aber den Trafo mit meinen Maßen nicht, ist eben ein älteres Ding. Nach unten abgerundet hat er 50W.
Nun ist mir aber nicht klar, wie ich aus der Scheinleistung des maximalen Strom durch die Primärwicklung bestimmen kann. Die Leistung des Kernes ergibt sich doch aus der Summe aller Ströme aller Wicklungen. Ich steh da irgendwie auf dem Schlauch. Bitte um Hilfe.
Der Kern ist wieder gestopft (ohne L-Bleche). Jetzt kann ich statt 8V schon 25V draufgeben, bis 300 mA erreicht sind.

@ Bernd: Den max. Strom über die Temperatur zu ermitteln, das möchte ich lieber nicht (ich zweifle nicht an, daß das funktioniert!). 70 grd ist schon heftig und ich hab keine Möglichkeit, das nur annähernd genau zu messen (Brandblase am Finger war zuviel!).
Die 300 mA reichen voll zur Entmagnetisierung aus (ich werde das jetzt noch einmal mit etwas größeren Werkzeugen probieren). Die Berechnung über die Scheinleistung des Kernes würde ich jetzt nur aus reiner Neugierde mal machen, dann hab ich einen Wert für die Sicherung. Und dann kann ich ja mal auf die ermittelte Stromstärke erhöhen und schauen, ob es warm wird.

Vielen Dank für alle Hinweise.

Mfg

Claus
Zitieren
#10
Zitat:...nun ist mir aber nicht klar, wie ich aus der Scheinleistung des maximalen Strom durch die Primärwicklung bestimmen kann. Die Leistung des Kernes ergibt sich doch aus der Summe aller Ströme aller Wicklungen. ...


Hallo, das ist richtig und markiert gleichzeitig die Unsicherheit, denn der Trafo könnte tatsächlich auf weniger Leistung, als der Kern hergäbe, dimensioniert worden sein. Eigentlich macht man das aber nicht und gibt eher noch ein wenig Zugabe, das hängt immer vom Entwickler und den Vorgaben, aber auch nicht zuletzt vom verfügbaren Wickelraum, ab.

Die Summe aller Primärströme ergibt also mit den jeweiligen Spannungen die zulässige gesamt-Scheinleistung *.
Diese Summe muß aber die Primärwicklung auch strommäßig aufbringen ! Den Leerlaufstrom (fast reiner Blindstrom) kann man dabei vernachlässigen.

Wenn also die Primärwicklung für 220V gebaut wurde und der Trafo schätzungsweise 50VA übertragen könnte, kann man mit S = U x I   arbeiten, also I = S/U = 50VA/220V = 227 mA. Diese Abschätzung klappt aber nur, wenn man sich sicher ist, daß es die Primärwicklung ist, ansonsten ist bei unbekanntem Drahtdurchmesser das Ganze eine Ratespiel.

300mA (Deine Angabe) könnte also noch hinhauen... will sagen, bei kurzzeitigem Betrieb kann man diese Größenordnung vertreten.

Gruß Ingo

_______
*) "Scheinleistung" sagt man beim Trafo nur deshalb, weil der grundsätzlich Wirk- und Blindleistungen übertragen kann, völlig egal, mit welchem Phasenwinkel, der Strom ist jeweils das Hauptkriterium bei der Dimensionierung des Drahtquerschnitts.
Da die Impedanz von Primär nach Sekundär ohmsch-induktiv ist (je größer der Trafo, je "rein induktiver" wird diese Streu-Impedanz (was für eine Aussage ^^), aber dieser Fakt bestimmt dann, inwieweit die Sekundärspannung einbricht, bei induktiver Last stärker als bei ohmscher Last...
Zitieren
#11
Hallo,

da die Abmessungen meines EI Paketes in den Tabellen nicht vorkam, habe ich den nächst kleineren Kern gewählt, der hatte 50W. Mein Kern ist etwas größer, vielleicht steckt er deshalb die 300 mA weg.

Ich hab jetzt eine ganze Zeit lang "entmagnetisiert", es ist nichts warm geworden, nicht mal handwarm.
Bei kleinem Werkzeug (Pinzetten, kleine Schraubendreher) klappt das wunderbar. Bei größeren Zangen nicht mehr, wahrscheinlich reicht dort die Stärke des Magnetfeldes nicht mehr aus. Vielleicht mach ich es auch falsch.
Ich halte das Werkzeug immer ganz nah an das mittlere Blechpaket des E (das Vibrieren kann man in der Hand richtig spüren) und zieh es dann langsam mit einer Drehbewegung nach "hinten" aus dem Feld (also nicht im rechten Winkel vom Eisenpaket sondern in die Flucht desselben). Wenn es nicht geklappt hat, hab ich es noch mehrmals langsamer probiert. Aber dort, wo es nicht geht, geht es nicht.

MfG

Claus
Zitieren
#12
Will nicht Klug..., aber ein paar Dinge möchte ich doch Zeigen.
Ich habe zwei Löschköpfe (Entmagnetisierungsdrosseln) von RFT. Brauchte man damals zum Tonbänder zu löschen.
Der Aufbau ist recht simpel, Ein E-Kern ( 6 cm ) eine Spule und ein Schalter, das alles in einem stabilen Bakelite Gehäuse.
Gemessen habe ich die Spule, ich weiß ist nicht ganz richtig, die hat ca. 105 Ohm.
Bei Einschalten fließen 900 mA. Die Drossel brummt dann auch ein wenig, auch gut so, da man dann weis das Strom fließt. Smile
Laut Aufschrift soll die nur 20 Sekunden unter Strom setzen. Das reicht auch völlig aus um etwas zu entmagnetisieren.

Hier mal ein paar Bilder.

   

   

   

Die Drahtstärke kann ich zwar nicht messen, aber auf dem Bild ist sie recht gut zu sehen, wenn man die mit den einzelnen Blechen vergleicht.
Ich glaube, so genau muss die Drahtstärke auch nicht sein.

   

Bisher habe ich sehr gute Erfahrungen zum entmagnetisieren von Werkzeugen gemacht.
Kann ich nur jedem empfehlen, mal in der Bucht oder anderen Verkaufsplattformen danach zu suchen.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
Zitieren
#13
(17.11.2022, 15:49)Radio Fan schrieb: Hallo Jürgen, 
Schicke 
Mir bitte auch das Buch. 

DANKE 

Mit freundlichem Gruß, Heiko
Hallo Jüren,
...auch melde Interesse an dem Buch an. Es wäre nett, wenn es Du auch mit zusenden würdest.

Vielen Dank im Voraus und
Viele Grüße
Richie

~~~ Bauteile enthalten komprimierten Rauch. Ist der raus, sind sie hin. ~~~
Zitieren
#14
Hallo,

@ morningstar: Das Ding sieht innen genauso aus wie mein Gerät - hat aber die 3-fache Power. Da glaub ich Dir gern, daß das prima zum Entmagnetisieren von Werkzeug geht.

MfG

Claus
Zitieren
#15
(17.11.2022, 21:06)Richie schrieb:
(17.11.2022, 15:49)Radio Fan schrieb: Hallo Jürgen, 
Schicke 
Mir bitte auch das Buch. 

DANKE 

Mit freundlichem Gruß, Heiko
Hallo Jüren,
...auch melde Interesse an dem Buch an. Es wäre nett, wenn es Du auch mit zusenden würdest.

Vielen Dank im Voraus

Hallo Jürgen,
...Du hast eine PN.
Viele Grüße
Richie

~~~ Bauteile enthalten komprimierten Rauch. Ist der raus, sind sie hin. ~~~
Zitieren


Gehe zu: