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Braun-Phonosuper-Selbstbau
#1
Hallo Röhrenbastler,

beim Durchstöbern des Online-Radiokatalogs vom radiomuseum.org fand ich die Braun-Geräte der früheren Jahre. Der Phonosuper 639W gefiel mir besonders gut. Also habe ich erst mal ein Chassis mit UKW-Vorsatz und mit Spulenplatte vom Wega-Fox 467W gebaut. Die AM-Filter sind der Restekiste entnommen, die FM-Filter selbstgewickelt und jeweils beides in geeignete Gehäuse eingebaut. Bei den Röhren fiel die Wahl auf die bewährte EF 80 für den Vorsatz und die ECH 81 für die AM-Mischstufe. Bei der ZF-Röhre entschied ich mich für die EAF 42. Diese enthält nur eine Diode, mehr Dioden braucht man ja für einen UKW-Flankengleichrichter nicht. Außerdem hat die EAF 42 - genau wie die EF 89 - nicht so viel Dampf bei der Verstärkung. Das bewahrt vor wilden Schwingungen. Für die NF-Stufe kam die ECL 86 zur Auswahl. Die bringt mehr Leistung als die ECL 82. Das Doppelsystem ist außerdem platzsparend. Das Chassis sollte möglichst schmal sein.

Der AM- Teil und die NF-Stufe funktionierten auf Anhieb. Beim UKW-Vorsatz (der Dritte insgesamt bisher) brauchte ich genau wie bei den Vorgängern einen ganzen Tag, um ihn richtig zum Laufen zu bringen. Ich baute dann noch eine 6E5C (EM 34-Vergleichstyp) ein. Der Ausschlag des Fächers war bei UKW-Empfang im Bastelkeller etwas bescheiden. Ein Nachmessen der AVR-Spannung am Ausgang des FM-Filters brachte bei einem stärker einfallenden Sender bescheidene -2 V mit dem hochohmigen Vielfachinstrument.

Als Lösung verfiel ich auf die Idee, eine zusätzliche FM-Stufe direkt hinter den UKW-Vorsatz zu setzen, denn der AM-Teil hatte gute Leistung. Man braucht eine Röhre (hier: EF 89), ein Filter und zwei Widerstände, also wirklich nicht viel. Jetzt bekam ich die AVR auf -4 bis -6 V, das reicht mir. Beim Schirmgitter-Widerstand für die EF 89 habe ich etwas experimentiert. Mehr als 60 - 80 V sollte es nicht bekommen. Die Verstärkung wird zwar größer, aber auch die Verzerrungen und die Schwingneigung. Da die Zwischenstufe so gut wirkte, habe ich sie noch mal gebaut und kurzerhand auch in meinen Siemens-Nachbau eingesetzt.

Nachdem der Empfänger gut funktionierte, baute ich erst mal das Gehäuse. Radiogehäuse habe ich schon viele gemacht, das hier war aber schon eine Herausforderung. Die linke Kante hat einen größeren Krümmungsradius wie die rechte. Rechts habe ich aus Leisten ein Kantholz geleimt und dann nach Schablone gehobelt. Links geht das bei 75 mm Radius natürlich nicht, das kann man nicht aus dem Vollen machen. Also wurden nach Schablone aus  10er Sperrholz viele Segmente ausgesägt und schichtverleimt. Eine eingegte Kiefernleiste 5x5 hilft dabei, daß es gerade wird. Eine zusätzliche Schwierigkeit ist die Rundung des Lautsprecherbrettes, das sich von hinten anlegt. Beim Deckel für den Plattenspieler muß man ähnlich verfahren.

Beschichtet habe ich das Gehäuse wieder mit 0,5er Birkensperrholz und dieses aufgebügelt. Auch das Montieren des Klavierbandes des Deckels ist eine kleine Herausforderung: Der Deckel muß ja offen und geschlossen genau passen. Das Finishen mit Beize, Grundierung und Sprühlack war eher easy.

Die Knöpfe wurden von mir aus dem Vollen gedreht und mit Zahnformfräser geriffelt. Meine Fräsmaschine hat einen Teilapparat, der wurde bei den kleinen Knöpfen um 10 und den großen Knöpfen jeweils um 5 Grad gedreht, zum Schluß Spritzspachtel und Sprühlack. Die Alu-Zierleisten sind aus verklebten Hälften, jeweils 2 mm stark. Vor dem Verkleben mit 5-Min.-Epoxi habe ich jeweils 4 M3-Senkkopfschrauben eingesetzt, damit die Leisten nachher gut am Gehäuse festhalten. Die rechten, kurzen Zierleisten sind jeweils mit einer Schraube fest und zusätzlich festgeklebt. Vor dem Ansetzen an das Gehäuse werden die Leisten mit Metallpliermittel poliert. Eine Leiste ohne Verklebung - also mit etwa 4mm Stärke - zu formen, dürfte eine Vorrichtung wegen hoher Biegekräfte erfordern, das schied also aus. Man sieht von oben natürlich jetzt die Trennungslinie, was mich aber nicht stört.

Als Plattenspieler hatte ich mir vor Jahren in der Bucht einen Kofferspieler mit ziemlich kleinem Chassis erstanden, der passte jetzt anstandslos hinein. Man kann sogar die 12-Zoll Vinylplatten auflegen. Der Phonoanschluß eignet sich auch für den CD-Player mit einem hochohmigen Vorsatz.Jetzt erstmal die Schaltungen und ein paar Bilder.

Fragen oder Anregungen zum mechanischen Aufbau und zur Schaltung beantworte ich gerne!

Gruß, Rolf

                                   


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#2
Hallo Rolf,

sehr schöner Nachbau. Das finde ich gut. Nur der Plattenspieler sollte natürlich auch von Braun sein.

Ich könnte dir gegen Portoerstattung noch ein Braun Plattenspieler Fragment anbieten, siehe Bilder.

   
   
   
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#3
Das ist ja ein klasse Gerät geworden!
Ich staune immer wieder was Du da so auf die Beine stellst.
Gruß aus Bremen

Enno
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#4
Danke Enno und Bernhard!

Bernhard, du kannst mir einen Preisvorschlag über pers. Nachricht zukommen lassen.
Gruß, Rolf
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#5
Hallo Rolf,

aber meinen allergrößten Respekt vor dieser Arbeit. Das Gerät ist sowas von gelungen.

Ich habe im nächsten Jahr auch ein Gehäuse, etwas großflächiger, zu furnieren.  Das furnier hat einen Brandschaden. Deshalb meine Frage, hast Du das bei Deinem Gerät mit Bügelfurnier gemacht? Ich tue mich immer etwas mit den Rundungen schwer. Vielleicht hast Du mal einige Tips für mich.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Guten Morgen Andreas,

danke für das Lob! Streng genommen ist es kein Furnier sondern 3-fach verleimtes (!) Birkensperrholz 0,5 mm. Es gibt auch bis 0,3er herunter und dann nach oben immer dicker. 0,5er hat sich gut bewährt bei Rundungen und beim leichten(!) Überschleifen des Stoßes. Ein Stoß ist eigentlich unvermeidlich, da die Platten in der Regel höchstens 30 cm breit sind. Ich habe früher das Sperrholz von Heerdegen in Bremen bezogen. Es gibt auch noch andere Händler, am besten unter "Modellbausperrholz" suchen. Billig ist es nicht.

Beide Teile werden mit Ponal eingepinselt. Dem Leim - kein Express -  wird ganz wenig Wasser zugefügt, dann läßt es sich besser streichen. Zum Aufbügeln ein altes Bügeleisen auf "Seide" stellen. Der Leim muß aber vollständig getrocknet und glasig sein.  Bei Rundungen muß die Faser längs zur Rundung sein, dann biegt sich das 3-fach verleimte besser (Schau auf die Fotos). Schmale Streifen kann man auch quer zur Rundung aufbügeln. Bei größeren Stücken immer etwas großzügig zuschneiden und vor dem Aufbügeln mit zwei/drei Nadeln oder Klebestreifen fixieren. Den Überstand hobele ich zum Gehäuse hin mit dem Balsahobel oder einer Schleiflade weg.

Bei alten Industriegeräten sieht man es auch anders, ich habe das aber nicht gut hinbekommen. Ich denke, daß dort in Vorrichtungen gepreßt wurde. Es kann auch sein, daß das Sperrholz naß vorgebogen wurde. Das hat man im Holzflugzeugbau auch so gemacht, wo die Streifen bei der Tragfläche um die Nase herumgingen. Das erscheint mir aber zu aufwendig. Das Sperrholz hat den Vorteil, daß es an der Stoßkante nicht wegschrumpft. Deshalb heißt es ja Sperrholz! Hat man genügend breites Furnier, läßt sich problemlos arbeiten. Normales Furnier wird aufgepreßt. Wie will man das bei einer Rundung machen? Arbeitet man stückweise, erhärtet der Leim an der Grenze und es wird höckerig. Ich habe mal ein Gehäuse furniert und bei der Stoßkante gab es einen breiten Spalt, trotz Fixierung mit Furniernadeln. Dann konnte ich alles wieder abschleifen und kam auf Sperrholz. Der einzige Nachteil ist, daß man bei der Stoßkante kaum überschleifen kann, bei 0,5 hat die äußere Schicht nicht mal 0,5/3 mm. Dann kommt die dunkelrote Leimschicht, was nicht schön aussieht.

Beim Aufbügeln an der Rundung immer längs mit dem Eisen hin und her. Die Stoßkante darf nicht auf der Rundung liegen!

Ich hoffe mit meiner Anleitung geholfen zu haben und wünsche guten Erfolg!
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#7
Hallo Rolf,

danke für Deine ausführliche Beschreibung. Da wäre es tatsächlich gut, mal neue Wege zu gehen. Das werde ich wohl so machen. Gut, jetzt ist es erst mal Winter. Aber wie schnell kommt das Frühjahr.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#8
...Oh ja, das ist richtig gut geworden, tolle Arbeit,
da kann man nur den Hut ziehen....

Viele Grüße,
Rolf
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#9
Andreas, eine Sache ist mir noch eingefallen. Die Maserung bei Birke kommt natürlich gut nach dem Beizen zum wirken. Was der Möbelschreiner beim Furnieren gerne macht, ist die spiegelbildliche Anordnung an der Stoßkante, weil Furnier oft so geschält ist, daß die gleiche Astmaserung mehrmals in folgenden Blättern kommt. Beim Sperrholz sind solche - für das Furnieren schöne - Aststellen eher selten und nicht vom gleichen Baum. Da können wir dann nicht mithalten. Im Folgenden habe ich im Museum in Grödig was fotografiert.

Gruß, Rolf

   
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