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Die Glasenuhr
#1
Hallo Leute,
ich möchte Euch meinen Neuerwerb vorstellen: Die Glasenuhr

Eine Glasenuhr dient dazu den Betriebsdienst auf Schiffen zu organisieren.

Früher war das eine Sanduhr, die musste nach einer durchgelaufenen Füllung, halbe Stunde, umgedreht und neu gestartet werden.
Gleichzeitig wurde dies durch Anschlagen der Schiffsglocke bekanntgegeben.
Mit der Möglichkeit erschütterungsfeste Uhren zu konstruieren wurde umgestellt auf mechanische Räderwerke mit Schlagwerk.
Das Schlagwerk war so konstruiert das es den traditionellen Ablauf der Wache im 4-Stunden-Rhythmus abbildet.
Also je halbe Stunde ein Schlag mehr, ausgeführt als Schlag und Doppelschlag bis 8.
   
Die Gestaltung und die Abmessungen deuten auf ein Einheitswerk hin.
Genau wie hier von Juan beschrieben. https://radio-bastler.de/forum/showthrea...=Glasenuhr
   
Meine Uhr trägt noch eine Aufschrift. Das ist aber nicht der Hersteller, sondern der Name eines Händlers für Schiffsausrüstung.
Und die Jahreszahl ist nicht das Herstellungsdatum sondern das Jahr der Firmengründung
   
Die Reguliermöglichkeit für die Ganggenauigkeit ist erreichbar über das Zifferblatt.
   
Ebenso der Absteller für den Glasenschlag.
   
Und über einen Deckel an der Rückwand der Zugang zur Hemmung.
   
Neben der Einheit mit der Hemmung sind noch Zeichen eingeprägt die ich nicht deuten konnte.
Hergestellt in Deutschland. Von mir angenommen ca. 1965. Da will ich mich aber nicht festlegen.
Die Uhr lies sich aufziehen und läuft.
Der Glasenschlag läuft nicht synchron  mit den Wachzeiten an Bord. Da ist Beginn 00.00, 04.00, 08.00 und 12.00 Uhr.
Meine beginnt um 02.00 und hat dann aber die 4 Stunden wie gewohnt.
Da werden wohl die Zeiten für das Aufziehen der Federspeicher durcheinandergekommen sein.
Zur Not kann man den Stundenzeiger umstecken.
Wie lange die Gangreserve reicht habe ich noch nicht ermittelt.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#2
danke fürs Vorstellen.
Grüße

Andy

Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean.

Zitat von Sir Isaac Newton
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#3
sehr schöe Uhr, die gefällt mir und wäre passend für mein Boot gewesen, welches ich 1999 abgegeben habe.
Gruß Franz
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#4
Hallo, Manfred,
Wie groß ist die schöne Uhr?
Gruß,
Ivan
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#5
Sehr schön, für was sind die Muster/Körnungen, stabilisieren die die die Montageplatten?
Gruß Nad

Ein Leben ohne Röhren ist möglich, aber sinnlos!
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#6
Hergestellt in Deutschland. Von mir angenommen ca. 1965. Da will ich mich aber nicht festlegen.






1965 wäre made in Western Germany bzw. made in GDR gewesen. Nach dem Krieg gab es die Zonenbezeichnung,  zb. made in the US Zone. 
Ich würde die Uhr also vor dem Ende des WK II einordnen.
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#7
Hallo Manfred!
Schöne Uhr danke für die Vorstellung.Ich würde auch den Zeiger neu setzen oder einfach verdrehen wenn er nicht zu fest auf dem Stundenrohr sitzt.
Übrigens existiert die Firma heute noch https://andriesdejong.nl/ vielleicht kanst du ja da mal nachfragen wegen dem Baujahr.
Gruß Detlef aus dem Harz!
wenns geraucht hat und gestunken wars bestimmt ein Telefunken Smiley58
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#8
Hallo Leute, danke für die vielen Antworten und Fragen.
Die Uhr hat im Fußring 150 mm Durchmesser und 70 mm Höhe, das Schauglas hat 100 mm Durchmesser.
Die Punkte in der Montageplatte sind ein mechanisches Verfahren zur Kaltverfestigung des Materials.
Das findet man bei vielen Uhren und auch bei Drehkondensatoren aus den 20ger und 30ger Jahren habe ich es schon gesehen.
Die Klappe in der Rückwand dient nicht dazu an der Hemmung zu arbeiten sondern um den Schlägel auf die Glocke ausrichten zu können.
Im letzten Bild sind der Schlägel und der Glockenrand gut zu sehen. Das Schlagwerk arbeitet nur wenn die Uhr senkrecht montiert ist, dabei die 12 nach oben. Ist also doch etwas von der Betriebslage abhängig.
Mitgebracht habe ich die Uhr von einer Reise nach Albanien.
Dort haben meine Frau und ich einen echten Trödlerladen gefunden und durchstöbert.
Und es musste eine Petroleumlampe und die Uhr mit. Jeweils zum Preis einer Mittagsmahlzeit im Restaurant.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#9
Danke für die Info
Gruß Nad

Ein Leben ohne Röhren ist möglich, aber sinnlos!
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#10
Die Uhr ist von WEMPE gebaut worden.
Das Uhrwerk ist von Hermle hergestellt und von WEMPE zugekauft worden.
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#11
Hallo Leute, hallo Phalos,
Danke für die Infos zum Hersteller.
Ich habe die Uhr geöffnet um zu sehen wie es innen aussieht und um das Problem der versetzten Schläge zu lösen.
Vorgefunden habe ich das hier:

Gehalten wird das Werk im Gehäuse mittels 4  selbstzentrierender Schrauben.

.jpg   comp_IMG_20221202_204853.jpg (Größe: 95,29 KB / Downloads: 175)

Dann löst sich da Zifferblatt und auf der Rückseite kommt eine Ablagerung aus Öl und Rost hervor.
   

Die ist auch gespiegelt an der Frontplatte vom Uhrwerk vorhanden.
   

Im Gehäuse ist das Fertigungsdatum eingestempelt: 13.September 1979
Und von Hand eingeritzt: LS 2-02, Das werte ich als Werkstattzeichen. Da wurde wohl mal gewartet oder repariert.
   

Die Glocke ist fest mit dem Werk verschraubt.
   

Der Antrieb erfolgt über Federn in einem Federhaus. Das hat den Vorteil daß die Uhr beim Aufziehen weiterläuft.

.jpg   comp_IMG_20221202_204412.jpg (Größe: 139,36 KB / Downloads: 175)

Das Schlagwerk ist ein Rechenschlagwerk wie man es auch bei vielen anderen Uhren findet.
Ist auf dem Foto schlecht zu erkennen.

.jpg   comp_IMG_20221202_204432.jpg (Größe: 130,72 KB / Downloads: 175)


Ich habe den rost abgewischt weil der nicht direkt im Werk war. Ging leicht durch das Öl.
Dann habe ich alles wieder zusammengebaut und den Stundenzeiger passend aufgesetzt.
Bisher läuft die Uhr 4 Tage ohne aufzuziehen.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#12
Hallo Leute,
die Uhr läuft immer noch ohne aufzuziehen. Ist also mindestens ein 7-Tage-Werk.
Das Umstecken des Stundenzeigers war ein Erfolg. Vier Doppelschläge bei 04.00, 08.00, 12.00 Uhr.
Stellen kann man Uhren mit Schlagwerk nur in Richtung "höher".
Und bei dieser hier nach halber Stunde den Schlag abwarten, dann weiter auf nächste halbe oder ganze Stunde und wieder Schlag abwarten.
Bekommen habe ich die Uhr, da stand sie auf "minus" und lief auch langsamer.
Da habe ich "Mitte " gewählt und sie läuft leicht zu schnell. Feintuning ist angesagt!
Ich habe in Deutschland noch Reste von Eichenholz, Treppenstufen von einem Fachwerkhaus.
Da werde ich mal sehen ob man davon eine dekorative Montageplatte machen kann.
Gehobelt, geschliffen und geölt mit Halböl solle es ansprechend aussehen.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#13
Hallo Leute, 
es bleibt dabei. Das ist ein 7-Tage-Laufwerk. Geht auch noch den 8.-ten Tag, aber dann ist Ende.

Dafür hat die Uhr Gesellschaft bekommen:

   


Das Hygrometer
Das Gerät ist nicht defekt sondern lag eine Nacht im beheizten Raum. Deshalb die niedrige Luftfeuchte.
Wir haben 80% Luftfeuchte im Freien.

   

Das Barometer
Der angezeigte Wert stimmt nicht. Wir liegen bei 98 m über NN, hier muss auf Mereshöhe korrigiert werden.

   

Das Thermometer
Der Wert stimmt nicht. Das Gerät lag bis eben im beheizten Raum. 
Das relativ massive Messing bewirkt eine Trägheit und es dauert einige Minuten bis der Ausgleich stattgefunden hat. 
Wir haben hier plus 14 °C.
Das Gehäuse hat eine Beule.

   

Alle drei Geräte stammen von 1978. Und sind original.

Nun warte ich auf ein geeignetes Material für den Unterbau.

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#14
Hallo,
wenn Du das Hygrometer gerade erst bekommen hast (es also jahrelang irgendwo herumlag), das könntest Du ihm etwas Gutes tun. Da es ein Präzisionshygrometer ist, erfolgt die Feuchtigkeitsmessung mit einem Haar. Das dürfte im Laufe der Jahrzehnte etwas "trocken" und damit spröde geworden sein. Pack mal das ganze Ding in ein feuchtes Tuch und alles zusammen in eine Plastetüte (verschließen). Dort bleibt es 24 h drin. Wenn Du es dann rausholst, sollte die Anzeige zwischen 98 und 100% liegen. Dann zeigt es richtig an. Wenn nicht, kann man das normalerweise bei einem hochwertigen Instrument korrigieren (Stellschraube - aber vorsichtig). Wenn es zu wenig anzeigt, würde ich erst mal nicht korrigieren, sondern die Feuchtepackung wiederholen und sehen, ob es sich noch bessert. Ist alles ok, dann diese Maßnahme ruhig immer mal wiederholen (am Anfang monatlich).

Mfg

Claus
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#15
Hallo Claus,
da liegst Du völlig richtig.
Aber ich habe das Gerät bekommen bei ca. 15°C und bedecktem Himmel und es hatte vorher eine Woche lang öfter geregnet.
Standort Adria bei 43 ° Nord. Also richtig feucht. Und es steht bei 80%.
Im Haus dann in durchgeheiztem Raum geht es bis unter 40 % und aufgeklappt an Frauchens Teekessel bis 100 %.
Sollte also korrekt funktionieren.

Hier ein Blick auf das Innenleben


.jpg   comp_IMG_20221221_181321.jpg (Größe: 114,85 KB / Downloads: 54)

Die Trägerscheibe hat ca 5 cm Durchmesser. Der Aufbau ist 1 cm hoch.
Deutlich zu sehen ist der Feuchtesensor. Das sind drei parallele Bündel Fasern.
Eine Seite fest auf einem Lagerbock, die andere an einer drehbaren Welle befestigt. 
Die Längenänderung wird über ein Zahnradsegment auf die Zeigerwelle übertragen und arbeitet dort auf eine Rückholfeder.

Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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