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Leuchtbild der AM2
#21
Als Saarländer wuchs ich auf mit den Magischen Augen EM4, EM34 und 6AF7, - die AM2 blieb mir zum Glück, lange erspart.

Dies änderte sich, als ich vor mehr als 40 Jahren einen Telefunken 776WK erhielt, der Schaltungstechnisch dem in #9 gezeigten Telefunken 3976 weitgehend entspricht.
Da mir die Funktion „vernünftiger“ Magischer Augen vertraut war, entwickelte sich das Anzeigeverhalten der dortigen AM2 alsbald zum Ärgernis.

Mir gefiel schon mal nicht, dass bei Vollaussteuerung sich die Leuchtwinkel nicht schließen lassen und immer eine unschöne Lücke von ca. 3 mm dazwischen bestehen bleibt. Noch mehr störte mich, dass bei schwachen Signalen die Kanten der Leuchtwinkel immer unschärfer werden, bis nur noch zwei "schmutzige" grüne Flecken übrig blieben.

Keiner der vielen Versuche durch Änderung der Arbeitspunkte und Spannungen der AM2 führte zu einem besseren Ergebnis.

Als letzte Hoffnung, das Anzeigeverhalten zu verbessern, ging ich dazu über, die AM2 ausschließlich zur Abstimmanzeige zu schalten und setzte als NF- Vorstufe eine zusätzliche AF7 ein, - auf dem Chassis war hierzu genügend Platz. Die Anzeige wurde dadurch etwas besser, blieb aber immer noch weit hinter der EM4/34 zurück.

Mit der AM2 versuchte Telefunken ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen, indem die AM2 zur Abstimmanzeige und zugleich zur NF- Vorverstärkung dienen soll.
Allerdings erwies sich in der Praxis die Kombination Abstimmanzeige mit NF- Vorstufe als weniger genial, wie gedacht, da außer dem miserablen Anzeigeverhalten noch weitere Nachteile einher gingen.

Da das Magische Auge für die Benutzer gut sichtbar angeordnet sein muss, befindet es sich oft mehr oder weniger entfernt von der Schaltung im Chassis, z. B. im Blaupunkt 4W77 oberhalb der hohen Vertikalskala.
Dadurch werden lange Zuleitungen zum Einbauplatz der AM2 notwendig, wobei die für Steuergitter und Anode abgeschirmt sein müssen, was Mehrkosten und unerwünschte Kapazität mit sich brachte.

Daher war diese Röhrenkombination neben dem nicht befriedigenden Anzeigebereich bei den Geräteherstellern nicht gerade beliebt.
Wegen Telefunken- Monopol gab es in Deutschland hierzu leider keine Alternative. Außerhalb von Deutschland wurde die AM2 jedoch kaum verwendet, in den meisten Ländern war sie unbekannt, niemand wollte was damit zu tun haben.

Die AM2 wurde als erstes Magisches Auge in Deutschland im Juli 1937 eingeführt.

Dagegen wurden die AM1 und die baugleiche EM1 als erste europäische Magische Augen schon im Philips- Monatsheft Nr. 36, Mai 1936 vorgestellt.
Beide haben vier Leuchtsektoren mit einem schönen Anzeigebild. Leider wurde deren Verkauf in Deutschland durch Telefunken verhindert und man musste sich mit der häßßlichen AM2 begnügen.

In „Außenkontaktröhren ab 1936 / Teil IV, neben der Roten Serie“ werden auch die AM1, die AM2 und C/EM 2 beschrieben.

Hier gibt es noch mehr über Röhrengeschichte, insbesondere in den 1930er Jahren.


Grüße,
Jacob
 
 
(Ja, es wäre schön, wenn es gelänge, die Bugs der Forensoftware zu entfernen, ist aber vielleicht nicht so einfach oder gar unmöglich.)
Smiley53
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#22
Ich habe mal ein Telefunken 876WK repariert.
Dort war die Anzeige soweit in Ordnung.
hier die Bilder.

   

Ein Hinweis gab es in der Schaltungsbeschreibung.
Der Poti war auf der Rückseite des Chassis zuganglich.

   
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#23
Hallo Frank

200µV ist kein schwaches Signal !!

Gruß, Wolfgang
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#24
Habe ich auch nirgends erwähnt !!
Sondern steht nur bei der Abgleichanweisung des Magischen Auges.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#25
(29.12.2022, 19:37)HoWo41 schrieb: Eine willkommene Ergänzung hat Klaus (FTL) gefunden, unseren Dank dafür!
Ich habe auch das Buch von Ratheiser, allerdings von 1941, wo das noch nicht beschrieben steht.

Auf Seite 61 wird zur AM2 (C/EM2) u.a. angemerkt:

".... Der Leuchtwinkel ist sowohl von der Spannung des Anzeigegitters (gL) als auch von der Höhe der positiven Spannung der Steuerstege abhängig....

.... Der Leuchtwinkel läßt sich zwischen Null (völlige Dunkelheit) und etwa 165 Grad verändern, so daß ein genügend großer Bereich zur Verfügung steht, um sowohl für starke als auch für schwache Sender eine einwandfreie Anzeige sicherzustellen. Besondere Maßnahmen sind getroffen, um den Leuchtwinkel in dem für die Anzeige in Betracht kommenden Bereich mit möglichst scharfen Grenzen zu versehen."

Gruß, Wolfgang

Hallo Wolfgang,
die Lorbeeren gehören nicht mir.
Das war ca. 2005 in Jogis Forum. Du warst da auch tätig...
Leider gibt es das nicht mehr.
Die genannten Stellen (Ratheiser) hatte ich mir damals kopiert, weil ich eben die scheinbaren Probleme mit der AM2 hatte.
Die AM2 wurde damals mit ca. 70€ und mehr gehandelt ! Da bekommt man schon einen Schreck, wenn es doch nicht richtig funktioniert.
Das Forum bzw. die Textstelle hat mich dann "gerettet".
Nach nun über 80 Jahren zu "meckern" finde ich auch unpassend.
Es gab eben noch Entwicklungsbedarf und der ist ja mit der EM11 recht schnell und gut gelungen.
Gruß Klaus
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#26
Ich finde das von Frank erwähnte Beispiel des Telefunken 876WK sehr interessant!

Hier die Schaltung aus RMorg:

   

Die scheint mir auf den ersten Blick schon ganz anders, als die der Blaupunkt Modelle 4W77 und 7W77 die bei mir stehen und das Problem der unscharfen Leuchtsektorsäume zeigen. Vielleicht hatte Telefunken eine zündende Idee, wie man das verbessern könnte.

Leider komme ich erst nächste Woche an meinen Drucker (Logierbesuch blockiert das Zimmer). Dann druck ich die Schaltbilder mal aus und vergleiche sie im Detail. Auf dem Bildschirm schaffe ich das nicht.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#27
Zitat:Nach nun über 80 Jahren zu "meckern" finde ich auch unpassend.


Lieber Klaus (FTL)

Das ist nicht meckern, sondern wieder ins Gedächtnis gebrachte Tatsachen, die (wie die Reaktionen zeigen) nicht jeder so wusste.
Zu anfang des Threads konnte ich sogar was Positives der Sache abgewinnen. Wir hier im RBF sind alle radiotechnisch orientiert. Aber wenn man sich mal in die Lage von dem Großteil der Radiohörer von damals versetzt, dann ist die Abstimmanzeige rein auf Helligkeit gar nicht so schlecht.....

Dazu kommt noch, ich habe kürzlich 8 ungebrauchte AM2 verkauft. Der eine oder andere Käufer wird sich sicherlich wundern über das abweichende Leuchtbild und vielleicht schlechte Ware vermuten....

Die Lorbeeren hast du sehrwohl verdient, denn diese Erklärung (von TELEFUNKEN ?) war vielen unbekannt.

Gesundes neues Jahr an alle gewünscht!
Wolfgang
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#28
Franks Abbildung der AM2 im Telefunken zeigt meiner Meinung nach das typische Leuchtbild einer richtig "kalibrierten" AM2.

Man kann sie auch so einstellen, dass die Röhre bei sehr schwachem oder fehlendem Signal faktisch komplett dunkel ist.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#29
Danke für das interessante Thema, Wolfgang und danke an allen die durch ihre Kommentare es noch spannender gemacht haben.
Zwar wird einer oder andere sagen, was hat dein Kommentar mit dem Fachlichen zu tun - ich bleibe aber immer dabei, dass Lob und Würdigung dazu gehört, denn das zeigt wie gut unser Forum funktioniert und wie wichtig ist es das es uns weiter erhalten bleibt.
(Und mal unter uns - wir stöbern alle im Net und besuchen u.A. viele Foren - was neuen, interessanten und fachlich relevanten Beiträge im Radiobereich betrifft ist unser Forum mittlerweile der beste Platz geworden. Ich bin soo stolz darauf und wünsche ein noch besseres Jahr an euch Allen die durch ihre Beiträge dafür mitgetragen haben! Big Grin ).
Gruß,
Ivan
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#30
Ich gebe Ivan recht.
Es ist ein sehr interessanter Beitrag hier geworden und ich als Laie habe ihn mit Spannung verfolgt.
Es war alles dabei. Geschichte, Funktion, etc.
Einfach super.
Grüße vom Marco aus Oberbayern.
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#31
Hallo Ivan,
ich sehe das genauso.  Smiley14
LG aus Schwerin, Holger
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#32
Bei der AM2 im Philoskop liegt das Gitter des Leuchtschirmes auf Katodenpotential, also Masse. Dadurch leuchten die zwei gegenüberliegenden Sektoren ständig und die anderen Beiden je nach Eingansspannung.

Ohne es getestet zu haben, wage ich zu behaupten, daß das Leuchtschirmgitter lediglich den Leuchtschirmstrom ändert, was die von Wolfgang beobachtete Helligkeitsänderung  bedingt.
Also lassen sich für eine Leuchtwinkeländerung nur zwei von vier Sektoren verwenden.

Viele Grüße
Bernd
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#33
Zitat:Franks Abbildung der AM2 im Telefunken zeigt meiner Meinung nach das typische Leuchtbild einer richtig "kalibrierten" AM2.


Hallo ihr lieben Radiofanaten.

Thorsten und Frank sehen das schon richtig und ist TELEFUNKEN konform.

Die Entwickler waren sich dessen bewusst, dass man mit der teilweisen Unschärfe leben musste und haben deswegen die Justierung so vorgeschrieben.
   
Das bedeutet jedoch, dass man nicht die volle Anzeigedynamik ausnutzt!
Mit anderen Worten, ein starker Sender lässt die Fächer nur rel. wenig weiter zusammenkommen. Es bleibt immer eine Lücke, wie Jacob schon ausführlich beschrieben hat.
Wirklich gestört hat das keinen.......

Gruß, Wolfgang
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#34
Hallo Wolfgang,

ja, ein interessantes Thema allemal. Ich habe mit diesen AM2 so ca. seit Anfang der 80 er zu tun. Immer fiel mir dieses komische verhalten der AM2 auf. Immer dachte ich, hm, was das bloß sein mag. An sich, bis zu Deinem Thread, dachte ich, das Radio hat wohl noch irgendein Problem. Ich bekam vor 2 Jahren 2 fabrikneue AM2 geschenkt. Eine verbaute ich in ein Philips-Radio Philips-Aachen 57. Die Röhre AM2 zeige das besprochene Bild. Eine neue Röhre - so dachte ich... Nein, es ist konstruktionsbedingt so. Also, lieber Wolfgang, danke für Deinen Thread hier.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#35
Hallo miteinander,
hier ist eine zeitgenössische Werbung von 1938:
   
Machts gut und die besten Wünsche fürs Neue Jahr
Klaus Beer
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#36
An Bernd


Zitat:Ohne es getestet zu haben, wage ich zu behaupten, daß das Leuchtschirmgitter lediglich den Leuchtschirmstrom ändert, was die von Wolfgang beobachtete Helligkeitsänderung  bedingt.


Stimmt, dein Philoskop benutzt die Steuerung des Strahlstroms (= Helligkeit) nicht. Deswegen bleiben die Ränder scharf....
Bei der Anwendung in den div. Vorkriegsradios ändert das Leuchtschirmgitter (gL) nicht nur die Helligkeit, sondern gewollt auch noch den Leuchtwinkel.

Wir wissen nun, dass die AM2 noch Kinderkrankheiten hatte, was dann später verbessert wurde. Meiner Meinung nach lastete ein großer Druck auf den Entwicklungsingenieuren. Das Produkt musste 1937 auf den Markt kommen, egal wie.....

Übrigens: Die modernere EM71 von LORENZ hat ebenfalls ein extra herausgeführtes Leuchtschirmgitter.
Dieses steuert NUR die Helligkeit, die Ränder bleiben immer scharf! Hier ist der "Fortschritt" sogar sichtbar.

Gruß, Wolfgang
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