Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Vorstellung Lumophon Gloria 3 W
#1
Hallo in die Runde.

Da ist mir doch kurz vorm Jahreswechsel noch etwas sehr Hübsches zugeflogen:

   


Meine Frau war eigentlich die treibende Kraft, denn sie wollte immer, daß die Sammlung um ein wohnzimmertaugliches Gerät aus dieser Baureihe bereichert wird. Die Type war ihr egal, zwingend war allerdings, daß die Originalbemalung gut erhalten war und eine reelle Aussicht bestand, das Radio auch wieder zum Spielen zu bringen.
Das hier gezeigte Gerät fand sich in den Kleinanzeigen und stammte aus einer aufgelösten Sammlung. Vierzig Minuten Autobahnfahrt, und es gehörte uns.

Zunächst noch einige Fotos vom Äußeren, dann geht's zur technischen Vorstellung.

   

   

   

   


Natürlich fehlt, wie zumeist, das durch die Gehäusehaube geführte Netzkabel samt Stecker. Werde ich nachbauen.



Die technischen Daten:

Hersteller:                          Lumophon, Nürnberg

Type:                                  3 W (manchmal auch als Gloria 3 W bezeichnet)

Baujahr:                             1930/31 (das hier gezeigte Gerät trägt den Datumsstempel 13.5.1931)

Schaltungsprinzip:             Einkreiser

Wellenbereiche:                 M und L, Rückkopplung per Spulenschwenker

Spannungsversorgung:      Wechselspannung, 110 - 220 Volt in mehreren Abstufungen

Röhren:                               2x  REN804 oder 1004, auch 1104 (die Angaben schwanken je nach Quelle), RE134, RGN354

Gehäuse:                            Gehäusehaube aus Sperrholz, Chassissockel und Bodenplatte aus lackiertem Eisen

Größe:                                33 x 19 x 14 cm

Anschlüsse:                         3x Antenne, Erde, Grammophon, Lautsprecher (hochohmig)

Bedienelemente Front:       Schalter links Ein/Aus, Schalter rechts Umschaltung M/L, vorderer Drehknopf Spulenkopplung, hinterer Drehknopf  Senderabstimmung


Das Schaltbild wurde bereits an anderer Stelle hier im Forum von unserem verstorbenen Kollegen DiRu eingestellt. Die ergänzten Zahlen geben die Beschriftung auf dem Kondensatorsammelblock wieder. Auffällig ist, daß die "0" zweimal auftaucht, allerdings mit unterschiedlicher Beschaltung:

   

Hier ein weiteres Schaltbild:

https://nvhrbiblio.nl/schema/Lumophon_W3.pdf



Werfen wir nun einen Blick ins Innere. Auffällig ist der gute Erhaltungszustand des Radios. Praktisch kein Rost, etwas oberflächlicher Schmutz (die Fotos spiegeln den Zustand beim gestrigen Erwerb des Geräts), kaum Reparaturen, jedoch ein dicker Wermutstropfen, dazu nachher mehr.

   

Man sieht Spulen, Trafo und 3 der 4 Röhren. Gesteckt waren beim Kauf REN904 (vermutlich, da nur noch Fragmente des typischen schiefergrauen Telefunkenschirmlacks vorhanden), REN1004, RE134.
Das Radio scheint mit diesen Röhren ungezählte Betriebsstunden geleistet zu haben, denn alle 3 Röhren reagieren auf dem RPG außerordentlich träge, die RE134 sowie die vermutete REN904 zeigen nur noch mäßige Leistung, die REN1004 scheint brauchbar.

Und damit kommen wir zur Gleichrichterröhre, eigentlich eine RGN354. Sie versteckt sich hinter dem Netztrafo:


   

Uuups, schonmal ersetzt. Was haben wir denn da vor uns?
Auflösung: Eine 4Y35 von TEKADE
https://www.radiomuseum.org/tubes/tube_4y35.html
Die ist laut RPG tatsächlich noch bei besten Kräften.

Eine Anmerkung zum Trafo, hier ebenfalls im Bild.
Der ist ab Werk oberhalb und unterhalb der sichtbaren Wicklung mit unzähligen Umwicklungen eines dünnen, schwarzen Nähgarns versehen. Warum auch immer, auf Fotos im Netz findet sich das gleiche Bild. Dieses Nähgarn ist heutzutage morsch und reißt von alleine, weshalb der Trafo auf den ersten Blick wie ein geplatzter Drahtwiderstand wirkt. Ich weiß noch nicht, wie ich das im Zuge der Instandsetzung des Radios optisch angehe.

Der hinter der 4Y35 sichtbare Kondensatorsammelblock ist geplatzt, ein Klassiker sozusagen. Dahinter befindet sich der Senderdrehko, angetrieben per Friktionsscheibe, der scheinbar in sehr gutem Zustand ist.


Spulen:

   

Zwei Spulenkörper stehen fest, die hintere und damit dritte Spule ist schwenkbar und regelt somit die Rückkopplung. Eine vierte Spule befindet sich horizontal zum Chassis neben der REN904, siehe Foto weiter oben.
Tja, und bei den drei erstgenannten tat sich bei näherer Inspektion auf der Werkbank ein Problem auf. Die Spulen sind einfach gewickelt, ihre Spulenkörper bestehen aus Hartpapier. Aus unerfindlichen Gründen hat ein früherer Reparateur allerdings an den Spulendrähten herumgemurkst. Man sieht auf dem Foto, daß die wiederverbundenen Enden nur verdrillt, aber nicht verlötet wurden. Damit dieses Gefrickel besser gelang hat dieser Reparateur die Spulenkörper an ihrem Außenrand beschnitten, nur beim näheren Hinsehen erkennbar.
Keine Ahnung, was da gefrickelt wurde. Leider habe ich im Netz keine Wicklungsdaten oder Induktivitäten gefunden. So bleibt nur die Hoffnung, daß nach erfolgter technischer Instandsetzung des Radios auch etwas zu empfangen sein wird.


Chassisunterseite:

Ein Lichtblick, nach dem Spulendebakel:

   

Hier sieht alles weitestgehend original aus, die metallene Bodenplatte ist mit einer dünnen Lage Pertinax versehen, damit keine ungewollten Kurzschlüsse entstehen. Sehr schön die alten Widerstände und die alten Kondensatoren. Schauen wir mal genauer hin:

   

Hier wurde anscheinend mal der 1M - Widerstand  (querliegend in der Papierbanderole) ersetzt. Der Ersatzmann ist von Dralowid und hat Rändelschrauben an beiden Enden (!), also typische Ware für Radiobastler. Interessant und original darüber zu sehen ein einzelner Widerstand, der zwischen Kontaktfederbleche gespannt ist. Alle anderen sind nämlich werksverlötet. Warum das so gelöst wurde ?

Mittig sehen wir einen gewickelten Drahtwiderstand, genauer gesagt sind es deren 4 auf einem gemeinsamen Körper:


   

Dieser birgt eine Besonderheit, die sich im Schaltbild so nicht wiederfindet. Ich suchte nämlich vergebens den im ART - Schaltplan und auch bei Lange-Nowisch ausgewiesenen "Entbrummer", der laut Plan regelbar ist. Nirgendwo fand sich im Gerät auch nur ein Hinweis darauf, daß dieses Poti von 40 Ohm mal verbaut war.
Die Lösung: Die beiden linken Kammern auf dem gezeigten Drahtwiderstand besitzen je ca. 4,7 Ohm und gehen einseitig an Masse. Ich muß es noch im Zuge der Reparatur verifizieren, aber es sieht so aus, als ob dies der "Entbrummer" ist.

Rechts unterm Chassis sieht man den Netzschalter sowie die Netzdrossel:

   



Das soll's mit der Vorstellung gewesen sein. Das Gerät taucht selten auf, und der hier im rbf mal begonnene Thread zu einem Gerät dieses Typs ist vor einigen Jahren leider rasch abgerissen. Insoweit ist diese Vorstellung etwas ausführlicher geraten.

Abschließende Bitte: Die im rm.org veröffentlichten Schaltbilder besitze ich. Falls jemand Hinweise auf zeitgenössische Literatur zum Radio hat (etwa in der Funkschau), so bitte mitteilen. Jeder Hinweis, der mir vielleicht auch in puncto Spulen weiterhilft, ist willkommen.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#2
Hallo Freunde
@Klaus, ich habe hier mal Spulendaten gefunden bei Jogi
https://www.jogis-roehrenbude.de/Spulenwickeln.htm
da ist auch eine Tabelle.......obs hilft?

In der Remmidatei habe ich ein Gloria SW3 gefunden, ist das interessant?
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
Zitieren
#3
(01.01.2023, 19:48)Dietmar schrieb: @Klaus, ich habe hier mal Spulendaten gefunden bei Jogi
https://www.jogis-roehrenbude.de/Spulenwickeln.htm
da ist auch eine Tabelle.......obs hilft?

In der Remmidatei habe ich ein Gloria SW3 gefunden, ist das interessant?

Hallo Dietmar.

Danke für Deine Recherche. Die Spulen meines Radios sind sogar noch sehr viel einfacher gewickelt. Es sind keine Korbspulen, man muß sich das Ganze vorstellen wie eine 'Kabeltrommel', auf die man den seidenumsponnenen CuL einfach aufwickelt. Es ist, soweit ich das bislang beurteilen kann, noch nicht einmal HF-Litze verwendet, sondern 'Draht'.

   


Ivan (navi) hat hier im Forum kürzlich den Signalbau-Huth E82 W vorgestellt; dessen Spulen ähneln in der Bauform stark denen des hier behandelten Lumophon 3W.
Insofern wäre es also schnurzeinfach, diese Spulen mit seidenumsponnenen CuL - Draht neuzuwickeln......wenn man denn die Zahl der Windungen im Originalzustand hätte. Aber genau da liegt ja der Hase im Pfeffer, da ich davon ausgehe, dass hier an allen Spulen Windungen abgenommen wurden; allerdings auf eine sehr sonderbare Weise, denn zum reinen "abnehmen" hätte man keine Drahtenden miteinander verdrillen müssen.
Sehr suspekt das Ganze, deswegen werde ich der originalgetreuen Wiederherstellung des Radios ohne die Zahl der Wicklungen bzw. die zu erzielende Induktivität (im Werkszustand) nicht näher kommen.

Davon ab: Was ist die "Remmidatei"? Der SW3 ist, soweit ich das ohne Recherche gerade erinnere, ein Zweikreiser. Keine Ahnung, inwieweit dessen Spulen baugleich sind.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#4
Zwischenzeitlich kann ich vermelden:  Das Radio spielt wieder. Smile
Sogar mit den "geflickten" Spulen, die unverändert sind, außer daß ich die verdrillten Drahtenden geringfügig verlötet habe.
Ich möchte aber hier nichts zur Reparatur und zwischenzeitlichen kleinen Rückschlägen schreiben, da es ja ein Vorstellungsthema ist.

Davon ab ergab meine Recherche, daß in der Lange-Nowisch-Schaltungssammlung Wicklungwerte für die Lumophon - Typen A29 und WL33 zu finden sind. Vielleicht erweist sich dies bei Gelegenheit auch für die Leser als zweckmäßig.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#5
Hallo klaus,

also vom Reparaturgeschehen kannst Du uns ruhig hier etwas schreiben. Ich denke, da ist Interesse vorhanden. Ich würde dann auch Deine Vorstellung in die Reparaturecke verschieben. Ich hatte an sich keine Bedenken, dass man die Spulen nach Instandsetzung wieder verwenden kann. Die sind an sich unkritisch. Als Gerätestecker kann man doch bestimmt solch einen Heißgerätestecker in schwarz verwenden. Falls Du da was benötigst, gib gerne Bescheid.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#6
Hallo, Klaus,
ich schliesse mich an Andreas Worten an. Ein Reparaturbericht und die werte der Spulen würden mich interessieren. Ich habe selber Rechergiiert und nichts über die Spulen gefunden. Dann habe ich meinen Lumophon31W geöffnet, aber festgestellt, dass die Spulen dort ganz anderes aussehen.
Gruß,
Ivan
Zitieren
#7
Hallo Andreas & Ivan,

das Radio ist derzeit zusammengebaut und befindet sich in einem ersten längeren Probebetrieb, ist aber noch nicht stabil. Dazu trägt auch die regenerierte RE134 bei, die noch nicht so recht will. Auch schwächelt immer mal wieder ein Altwiderstand.

Sobald das Gerät technisch tipptopp ist, kann ich zur Reparatur etwas schreiben, auch zu den Spulendaten.

Ein kleines Trostpflasterfoto Big Grin , derzeit läuft das in dieser Zusammenstellung:

   

(Lautsprecher: MIX & GENEST, verträgt maximal eine RE134 als Endröhre)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#8
...alle Achtung Klaus,

das "Duo" sieht verdammt gut aus!

Viele Grüße,
Rolf
Zitieren
#9
Das Makassar Funier im Kombination mit der Bierlackplatte ist schon eine Schau!  Smiley58
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
Zitieren
#10
...der Lautsprecher ist Klasse - nie davor gesehen!° Smiley32
Gruß,
Ivan
Zitieren
#11
(05.01.2023, 17:55)navi schrieb: ...der Lautsprecher ist Klasse - nie davor gesehen!° Smiley32

https://www.radiomuseum.org/r/grassmann_ontri.html

Das Gehäuse ist aus lackierter Presspappe. Innen findet sich eine Konusmembran aus dünnem Pertinax, die von einem System angetrieben wird das aussieht, als wäre es einem alten Kopfhörer entnommen. Rückseitig kann das System von außen eingestellt werden.
Ein Lautsprecher für einfache Empfänger mit geringer Leistung und wohl für Kunden mit schmalem Geldbeutel. Am Lumophon 3 W spielt der Lautsprecher überraschend gut, wohl wegen der Bestückung mit "nur" der RE134 als Endröhre.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Kurzbericht Reparatur Lumophon Gloria 3 W klausw 19 2.525 08.01.2024, 12:17
Letzter Beitrag: klausw
  Lumophon GW406 Stassfurt 11 885 02.01.2024, 20:35
Letzter Beitrag: Stassfurt
  Lumophon 33W Franz 14 11.018 24.01.2023, 13:18
Letzter Beitrag: Alfons_L
  "LUMOPHON WD310"-Wiederherstellung Valeri 17 2.308 13.11.2022, 18:02
Letzter Beitrag: Valeri
  Vorstellung meines SABA 310 WL klausw 15 2.805 06.01.2022, 12:25
Letzter Beitrag: klausw

Gehe zu: