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PE 66 - Graetz Moderato 5916
#1
In meinen Berichten über Probleme mit dem UKW-Kästchen Graetz Moderato 5916 - UKW Probleme und der Instandsetzung der Musiktruhe Graetz Moderato 5916 könnte Ihr mehr über dieses Gerät finden. Der phänomenal klingende Moderato hat auch einen Plattenspieler, der die Jahrzehnte nicht so gut überstanden hat wie der Rest, außer den Kondensatoren, der Bauteile.



Vorneweg ein großes Dankeschön an Anton für die Unterstützung mit Teilen als auch seiner tollen Berichtsserie über Plattenspieler der Firma Perpetuum Ebner Teil 7, sehr informativ gemacht.




Mein Moderato war also Träger des PE 66 Grundmodells mit Stereo Kristallsystem und Saphirnadel.



Auf den ersten Blick war der Plattenspieler in gar nicht so schlechten Zustand, bei näherer Betrachtung aber stark angeschlagen:

  • Tonarm gebrochen
  • Drehzahleinsteller ausgebrochen, nicht mehr auffindbar
  • das Stereo-Kristallsystem hat schon einige Male versucht, nicht nur der Schallplatte, sondern auch dem Gehäuse, Töne zu entlocken
     
       




Die Unterseite sah noch ganz in Ordnung aus, kein Rost oder gebrochene Mechanikteile.




       




Aber auch hier gab es ein großes Problem - die Umschaltkurve hatte Zinkfraß.




   




Auf Wikipedia ist zu lesen, dass Zinkfraß ein Problem bei Teilen hergestellt während Zeiten der Mangelwirtschaft (2. Weltkrieg oder dannach) war, Mitte der 50-ziger Jahre wurde dieser durch verbesserte Ausgangsmaterialien und genauere Einhaltung der Materialmischungen beim Druckguss zurückgedrängt. Erst als viele Hersteller die Produktion nach China verlagerten, trat dieser wieder auf, was Märklin bei einigen Eisenbahnmodellen schmerzlich erfahren musste.




Der Moderato ist Baujahr Ende 1960, also müsste der PE 66, welcher von 1960 - 1967 gebaut wurde, zu einer der ersten Bauserien gehören - die Serien-Nr. ist die 10 007 0, vielleicht kann Anton diesbezüglich Auskunft geben.




Jetzt ging es erst einmal an die Ersatzteilbeschaffung

  • auf ebay konnte ich für einen guten Preis ein Spendergerät besorgen, ohne Tonarm, wer hätte es gedacht, war auch abgebrochen, aber mit einer guten Umschaltkurve



   



  • Anton schickte mir einen Tonarm aus einem Deluxe-Gerät mit Stereokristallsystem und Diamantnadel



Für die Demontage muss die gesamte Mechanik der Umschaltkurve zerlegt werden, und der Motor von der Trägerplatte gelöst werden. Ich konnte beim Spendergerät üben, mit etwas sorgfalt und Bildern ist das aber gut zu machen.


Wichtig, bei verharztem Fett auf den Führungen dieses zuerst weich machen (Fettlöser, Ballistol oder leicht erhitzen), ansonsten verbiegt man beim Auseinanderbauen u.U. die Wellen. Ist mir beim Moderato so passiert, war aber nicht weiter schlimm, da ich Ersatzteile aus dem Spendergerät hatte.




       




Nach dem Ausbau sieht man was der Zinkfraß an der Kurvenscheibe angerichtet hat. Die Zahnräder waren noch o.k.



   




Nach dem Zusammenbau waren die Teile wieder leicht beweglich und die Umschaltkurve funktionierte wieder einwandfrei.




Jetzt ging es an den Tonarm. Die Kabel waren abgeschnitten, die konnte ich aber vom eingebauten PE verwenden. Ich habe diese mit Buchbinderleim fixiert, habe ich hier im Forum gelesen - funktioniert hervorragend.



       





Das Tonabnehmersystem wurde gereinigt.



               


Hätte ich mir aber sparen können, da der Austauschtonarm aus der Deluxe-Reihe nicht Baugleich mit der des Grundmodells ist.


Das Reibrad sah eigentlich noch ganz gut aus, der Gummi war nicht spröde. Diesen habe ich versucht noch etwas aufzuweichen, Weichspüler, Essig ...., hat aber nur bedingt funktioniert.



   



Ich habe es aber trotzdem wieder eingebaut.



Jetzt ist der PE wieder komplett, mit einem aufgewerteten Tonarm, und der Drehzahlumschalter ist auch wieder vorhanden.


Die Mechanik funktioniert einwandfrei, die Plattenabtastung durch den Tonarm ist schon ein technisches Meisterstück, leider überträgt das Reibrad nicht die volle Leistung auf den Plattenteller. Speziell beim Anlauf und Abstellen, wenn viel Mechanik bewegt wird, muss man etwas nachhelfen. Ich werde dem PE wohl noch ein neues Reibrad spendieren müssen.



           


Jetzt ist der Moderato wieder komplett, hat ein aufgewertetes Abtastsystem und spielt, vom Reibrad einmal abgesehen, wieder Schallplatten ab. Der Sound der Truhe ist gigantisch.



       



Ich wünsche Euch noch Allen noch ein gesundes neues Jahr mit vielen erfolgreichen Reparatur- und Instandsetzungsprojekten.



Liebe Grüße aus Mittelfranken,

Thomas
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#2
Sehr gut gemacht! Wasche mal das Reibrad mit warmer Spülmittel lauge (Prilwasser) und raue nach dem vollständigen Trocknen an der Luft, die Reibfläche mit 120er-Schmirgelpapier auf. Danach nur ab pusten, nicht abwischen und das so präparierte Reibrad nur noch mit Einweghandschuhen anfassen und wieder einbauen. Dabei peinlich darauf achten, dass weder Öl, noch Körperfett (von den Händen) an die Lauffläche kommt. Danach auch die Lauffläche am Tellerrand, diesmal umgekehrt, zuerst mit demselben Schmirgel anrauen und dann mit Spüliwasser und Mikrofasertuch gut abwaschen und lufttrocknen lassen. Dann sollte der Grip um einiges besser sein.

Anhand der Seriennummer vermag ich das Herstellerdatum nicht deuten, da habe ich mich nie mit befasst. Aber schön, dass Du den originalen Dreher wiederbelebt hast.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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