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Der Wolf im DKE38 Pelz, oder "Was so alles in ein DKE Gehäuse passt!"
#1
Liebe Kollegen

ich konnte doch nicht widerstehen und habe neulich in der Bucht den umgebauten DKE 38, den der Uli scherzhaft als DBE (Deutscher Bastel Empfänger) titulierte, gekauft. Die Neugier hat über die Vernunft gesiegt. Und ich habe den Kauf nicht bereut, da hier jemand gearbeitet hat, der wusste was er tat.

Hersteller: ursprünglich Stassfurter Rundfunk
Typ: Rundfunkempfänger
Modell: DKE 38 umgebaut
Umbaujahr: Ende vierziger anfang fünfziger Jahre. Letzter Umbau wahrscheinlich Anfang sechziger Jahre (HYDRA vergossene Kunstfolienkondensatoren 0,33µF 500V - die gab's wohl erst dann?)
Fabrik Nr. 46678
Röhrenbestückung: RV12P2000, RV12P2000, RE304
Gleichrichter: 220 V / 30 mA
Stromversorgung: Wechselstrom: 220 V
Wellenbereiche: MW
Bedienelemente:
links: Schwenkkoppler für Antennenkopplung - original DKE38,
rechts: Rückkopplung:original DKE38
Gehäuse: Bakelit Original DKE38
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Antenne A1, A2, A3, E original DKE38
Lautsprecher: 1 elektrodynamischer Lautsprecher in extrem kompakter Bauform

Bei dem in das DKE Gehäuse eingebauten Gerät handelt es sich um einen Geradeausempfänger vom Typ "0V2": Keine HF-Vorstufe -> Audion bestückt mit RV12P2000 -> NF-Vorverstärker bestückt mit RV12P2000 -> NF-Endverstärker bestückt mit RE304.

Hier Bilder des Gerätes ... nicht mehr so sehr schön - mit einem Ausbrecher in der Seitenwand. Da muss dann wohl das gefärbte Reparaturgiessharz ran.

       

Interessant finde ich die Tatsache, dass auf der Rückwand kein Hersteller angegeben ist. War das mal irgendwann so üblich?

Nun zu den Innereien:

   

Auf den Plätzen der ursprünglichen VCL11 und VY2 sitzen jetzt die zwei RV12P2000, hinter der linken sitzt die Nf-Endverstärkerröhre RE304. Die Gitteranschlüsse der RV12P2000 wurden mit Abschirmhauben versehen.

Links oben der Heiztrafo, der die 12V für die beiden RV12P2000 und die 4V mit Mittelanzapfung für die RE304 zur Verfügung stellt. Irgendwie sieht dieser Trafo aus, wie ein NF-Übertrager aus den zwanziger Jahren. Der gezapfte 4V Wickel wurde jedenfalls nachträglich aufgebracht.
In der Mitte oben die Siebdrossel, einfach unter das "Dach" geschraubt. Hier noch ein Bild von Heiztrafo und Siebdrossel:

   

Das Gerät hat übrigens keinen Netztransformator. Wird daher von mir nur über Trenntrafo betrieben.

Auf der rechten Seite der Selengleichrichter und der Nf-Ausgangstrafo. Selengleichrichter und Lautsprecher tragen mir unbekannte Logos. Vor der 1. Inbetriebnahme habe ich übrigens in Reihe zum Selengleichrichter eine Gleichrichterdiode 1N4007 geschaltet. So verhindert man von vornherein, dass erhöhte Sperrströme bei defekten Selengleichrichtern Unheil anrichten.

       

Nun noch ein paar interessante Detailfotos. Zunächst die Chassisunterseite und die Audionstufe mit der neuen Eingangsschwingkreisspule und dem Original Schwenkkoppler. Der Gitteranschluss der RV12P2000 Audionröhre wurde besonders sorgfältig mit einem abgesägten Elkobecher abgeschirmt. Der Becher trägt den Aufdruck LAFAB, ein fränzösischer Hersteller.

       

Die Frontansicht des ausgebauten Chassis:

   

Der Drehko sieht nach VE301dyn aus? Habe ich nicht überprüft, weil ich zu faul war, meinen VE301dyn aufzuschrauben.

Zum Schluss noch das originale Typenschild und der im Gerät vorgefundene Röhrensatz. Alle Röhren haben sehr gute Emission (überprüft auf NEUBERGER RPM 370/1). Glück gehabt!

       

Das Schaltschema habe ich bisher nur zu etwa 90% aufgenommen. In den kommenden 2 Wochen werde ich nicht dazu kommen, aber danach werde ich es hier einstellen. Bei einem kurzen Vergleich mit Wolframs <<Audion für "Wellenjäger" unterwegs>> habe ich bisher auf die "Schnelle" folgende Unterschiede festgestellt:

(i) Das vorliegende Gerät hat nur einen Wellenbereich: MW
(ii) Kein Differenzialdrehko in der Rückkopplung - daher weniger feinfühlig
(iii) Die Schirmgitterspannung der 1. RV12P2000 wird über einen Spannungsteiler festgehalten.
(iv) Das Gerät hat keinen Lautstärkeregler. Wie beim DKE38 werden Lautstärke und Trennschärfe mit dem Antennenkoppler und der Rückkopplung eingestellt.

Ach ja, sollte ich vielleicht sagen: Das Gerät funktionierte auf Anhieb und brachte auf MW sehr guten Empfang -> sehr gute Empfindlichkeit und super Lautsprecherlautstärke. Hätte ich dem kleinen Lautsprecher garnicht zugetraut. Der macht in Kombination mit der RE304 ganz schön Dunst!
Jetzt bin ich dabei, die Kiste mal von innen zu putzen ... roch ein bisschen sehr verqualmt.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
Na das Ding ist ja mal cool!
Würde ich mir direkt hinstellen. Ein DKE fehlt mir noch in der Gemeinschaftsempfängersammlung.

Die Schaltung dann bitte mit uns Teilen. Smile

Der Drehko könnte vom Dyn sein. Sieht mir auch stark danach aus.

Gruß
Mark
Viele Grüße, Mark

Radioten aller Länder, vereinigt euch!
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#3
Hallo Harald,
das ist ja eine tolle Geschichte das Du das Gerät gekauft hast!
Da hat einer Ahnung gehabt und vermutlich aus Teilen die sowieso in Mengen vorhanden waren das Beste aus dem Gerät gemacht. Das sehe ich nicht negativ. Der DKE war zu dem Zeitpunkt ein 15 bis 20 Jahre altes primitives Gebrauchtradio. Viele sind gleich im Müll gelandet, da es neueres und besseres gab. So wurde das Gerät vermutlich noch eine ganze Weile genutzt.
Gruß aus Bremen

Enno
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#4
Hallo Harald,

das ist ja klasse, dass das Gerät von einem Forenmitglied gekauft wurde.
Im Stillen hatte ich sowas gehofft und ja auch geschrieben.
Sehr schön bebildert. Damit bestätigt sich mein Eindruck, dass zu den 2 Wehrmachts HF-Pentoden noch eine Endröhre älteren Datums (hier: RE304) verbaut wurde, mithin der Erbauer sehr genau wusste, was er tat.

Herzlichen Dank für den Bericht.
Ach ja, zu Deiner "Rückwand-Frage":
ja, Rückwände ohne Firmenaufdruck gab's. Ich habe u.a. auch eine solche -originale- für den VE301Wn.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#5
@ Enno: Ja ich glaube auch, dass das Gerät noch bis in die sechziger Jahre genutzt wurde... denn aus dieser Zeit stammen die letzten Bauteile, die epoxid-vergossenen HYDRA Folienkondensatoren.

@ Klaus: Danke, DKE- Rückwände ohne Firmenangabe waren mir neu.

Ja, hier werkelte jemand, der wusste wie's geht. Bloß die Lötstellen waren grauenvoll.

Ich habe übrigens ein klein wenig geschwindelt. Bei Entgegennahme des Gerätes baumelte der Selengleichrichter einseitig in der Luft. Der Fluch der miesen Lötstellen. Der richtige Verbindungspunkt war aber schnell gefunden - und dann funktionierte die Mühle.

Ich mache jetzt wieder 2 Wochen Sendepause. Diesmal nicht Ferien sondern Arbeit - Entwicklung von Hochspannungspulsgeneratoren für ein Schweizer Unternehmen - in diesen Generatoren gibt es auch Transformatoren und Drosseln, und die Wirbelstromverluste sind ein ständiges Ärgernis. Die Verhältnisse werden immer dann komplex, wenn ein Blindwiderstand, also eine Kapazität oder eine Induktivität in einem Stromkreis den überwiegenden Teil des Kreis-Scheinwiderstandes repräsentiert, die Verluste in Form von Wärme aber natürlich nicht im Blindwiderstand (U-I-Phasenwinkel 90°), sondern in dem häufig viel kleineren ohmschen Widerstand der Kreises anfallen. Das macht auch die ganze Wirbelstromgeschichte in Transformatoren so schwer verständlich. Vielleicht schreibe ich ja doch mal was über diese Problematik im Forum. Im Moment ist bloß wenig Zeit.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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