Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
PHILIPS Oszilloskop PM3310
#1
Vor längerer Zeit bin ich wieder einmal über den Wertstoffhof geschlendert. Beim Blick in die Gitterboxen mit den ausrangierten Elektroartikeln wurde ich von einem der anwesenden Ordner sofort belehrt, dass es nicht mehr gestattet sei, dort Sachen zu entnehmen. Wusste ich schon - wollte ja bloß mal schauen...

Da fuhr plötzlich ein missgelaunter Herr vor, holte ein Oszilloskop aus dem Kofferraum und lief in Richtung Container. Sofort stellte ich mich ihm in den Weg und bat ihn, das Gerät nicht zu entsorgen, sondern mir zu schenken. Prima, meinte er, dann ärgern Sie sich von jetzt an mit diesem .... Den Ausdruck gebe ich hier aus Gründen des Jugendschutzes nicht wieder.

Er hatte das Gerät viele Jahre in seinem Forschungslabor benutzt, nach seinem Ausscheiden als "Schrott" mitnehmen dürfen und anscheinend jahrelang erfolglos versucht, ihm Leben einzuhauchen.

Er meinte noch "viel Spaß" und gab mir gleich noch 2 Philips Oszilloskop - Tastköpfe PM8927A.

Nun stand es zwei Jahre lang bei mir in der Ecke, bevor ich mich an eine Reparatur wagte... und nun ist es mein uneingeschränktes Lieblingsgerät:

Das Mikroprozessor - gesteuerte digitale Spreicher - Oszilloskop PHILIPS PM3310.

Baujahr ca. 1981 (Steht auf der aus dem Internet heruntergeladenen 431-seitigen Bedienanleitung)

Einige der vielen Besonderheiten:
  • Das Gerät kann 2 Signale synchron registrieren und auf dem Bildschirm darstellen. Das eingehende analoge Signal wird vorverstärkt und in einem Analog - Digital - Umsetzer (ADC) digitalisiert. Die ADC Amplitudenauflösung liegt bei 8 Bit. Diese digitalisierten Werte werden in einem 256 Bit Schieberegister zwischengespeichert. Beim 256. Wert wird die Datenaufnahme gestoppt und der Registerinhalt in RAM - Speicher übertragen. Von dort werden sie getaktet abgerufen, in einem Digital - Analog - Umsetzer (DAC) in anaolge Spannungswerte zurückgewandelt und der Anzeigeeinheit zugeführt.
  • Zusätzlich besitzt das Gerät 3 Speicherregister. Drückt man während einer Signalaufzeichnung eine der 3 "SAVE" Tasten, so wird der momentane Kurvenzug in dem gewählten Speicher abgelegt.
  • Auf dem Bildschirm können zeitgleich die beiden gerade registrierten Kurvenverläufe sowie die 3 Speicherinhalte angezeigt werden. 
  • Optionales IEC BUS - Interface PM3325 zur Datenübertragung auf Peripheriegeräte.
  • Anschlussmöglichkeit für einen XY - Plotter.

Der verwendete Microprozessor (CPU) ist ein INTEL P8085 (Nachfolger vom INTEL 8080). Als RAM - Speicher wurden MOTOROLA MCM51L01 verwendet, zur Ablausteuerung dienten 3 INTEL EPROMs D2716.

Hier das gesamte Ablaufschema in 2 Teilen (sonst hätte man es nicht mehr lesen können.

       

Und so sieht das Gerät in voller Aktion aus:

   

Die beiden oberen Signale werden gerade aufgenommen, die 3 unteren Kurven wurden vorher gespeichert.

Hier noch ein paar Bilder von der Frontplatte und vom Innern:

                           

Besonders gefallen mir die winzigen alphanumerischen Anzeigen zur Anzeige der Y - Empfindlichkeit und der Zeitablenkung.

Es gab eigentlich nicht viel zu reparieren. Nur ein Trimmregler im Schaltnetzteil machte keinen Kontakt mehr. Das war alles!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#2
Glückwunsch Harald,

das hast Du aber etwas Tolles ergattert,
viel Spaß damit,

Viele Grüße,
Rolf
Zitieren
#3
Hallo Harald,
da hast Du ein Supergerät ergattert und mit der geringfügigen Reparatur auch noch Geld und Zeit gespart. Da kann man neidisch werden.
Danke für die Bilder (da ist schon mächtig was verbaut) und viel Spaß damit.
LG aus Schwerin, Holger
Zitieren
#4
da war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort!!
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
Zitieren
#5
Hallo Harald,

Glückwunsch das das Ding gleich gut funktioniert!

Anbei habe ich aus einem Prospekt das Speicherprinzip abgedruckt. Das Modell müsste Anfang der 1980er erschienen sein. Bei deiner Prozessorangabe 8085A Intel`76 auf dem 8085 ist das Modell aber keinesfalls vor 1980 auf den Markt gekommen. Vermutlich 1982. Was für Datumskürzel sind auf den anderen IC?
Ich habe nur Kataloge 1978 und wieder ab 1985, allerdings leider keine Preisliste. Erst wieder ab Wintersaison 1987/88 - und der PM 3311 kostete damals 14950.-DM. Der PM3310 war schon nicht mehr im Programm 1988.

Leidlich bei diesen ist der Lack auf den Gehäuseschalen. Bei einer Revision eines PM 3260E habe ich neulackiert. Die blaugraue Beschichtung (Nextel) haben die 70er/80er Jahre Modelle ja nicht mehr. Übel auch die bräunende Kontrastscheibe. Die würde ich ersetzen mit einer blauen Scheibe (Modellbauzubehörhandel). Die kleinen blauen Philips-Elkos können austrocknen. Wenn dein Modell aber gut funktioniert würde ich nichts machen außer Grundprüfung der Betriebsspannungen und Kosmetik.

Gruss
Debo

   
Zitieren
#6
tja da hat der liebe Harald genau die Kiste gerettet von der ich das originale Buch nicht im Archiv habe.
Aber schonmal gut daß es gescannte Daten gibt.
lG Martin
wenn die Welt untergeht sieht man es zuerst auf dem Oszilloskop
Zitieren
#7
(18.02.2023, 16:02)Martin schrieb: tja da hat der liebe Harald genau die Kiste gerettet von der ich das originale Buch nicht im Archiv habe.

Hi Martin,

original Service- und Bedienmanual habe ich auch nur vom PM 3311, aber der PM3310 ist ja im Prinzip gleich. Ja die Sachen sind auch nicht immer leicht zu bekommen. Leider wird bei den Erstmitnahmen durch Mitarbeiter bei Geräteausmusterungen meinst nicht an die Manualsordner und Zubehör gedacht. So geht das dann für immer verloren. Smiley57

Denk mal an all die schönen grauen R&S Oldies. Meist fehlen die Deckel und wenn ein Deckel mit bei - kann es trotzdem sein daß Zubehör wie Adapter und Brücken etc, welche ursprünglich im Deckel mitgeliefert wurden natürlich fehlen.
Bei dem Modell PM 3311 sind es 41 Seiten Beschreibung- und Bedienungsanleitung - sogar in deutsch. Insgesamt zwei Ordner mit rotbrauner Hülle.

Gruss
Debo
Zitieren
#8
Ja, das komplette Handbuch in drei Sprachen E, F, D findet man im Internet (45,6 MB!). Die Qualität der Scans ist sehr ordentlich. Bei electrotanya findet man nur eine Kurzfassung

Stimmt, bei den blauen Elkos muss man aufpassen, aber solange da alles läuft, lasse ich die wo sie sind. Die Betriebsspannungen habe ich alle mal gemessen und nur geringe Abweichungen gefunden.

Hier ein paar IC - Bilder mit Datierung:

INTEL CPU P8085: 1976
INTEL EPROMs D2716: 1977
MOTOROLA RAMs MCM51L01: 1981
TI Multiplexer SN74LS257: 1981
TI Oktal Latch SN74LS373: 1980

und so weiter, die Mehrzahl so um 1980.

Die Ausgabe meines Handbuchs stammt vom 1981.

                   
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#9
Die Eproms klebst du bitte aber ganz flott zu mit lichtdichter Etikette.
Sonst sind die plötzlich leer..
lG Martin
wenn die Welt untergeht sieht man es zuerst auf dem Oszilloskop
Zitieren
#10
@Martin:

Oh ja, eigentlich kann man die ja nur mit UV - Beleuchtung löschen, aber sicher ist sicher. Wenn ich das Gerät das nächste Mal öffne, kommen da Aufkleber drauf.

@Detlef:

Ob ich wohl bitte eine Kopie von diesen Prospektseiten bekommen könnte?
Ja, die Lackierung ist nicht mehr so doll. Lass ich aber so. Einmal habe ich versucht, die Oberfläche ein wenig mit Äthanol zu reinigen. Die wurde gleich klebrig.
Das Farbfilter ist wirklich ziemlich duster. Selbst bei voll aufgedrehter Bildschirmbeleuchtung hat man mehr den Eindruck von einer düsteren Hafenspelunke! Da hatte ich auch schon über Ersatz nachgedacht. Modellbauzubehör?

Ich dachte, die apostrophierten Zahlen wären bei INTEL die Fabrikationsjahre. Habe ich mich wohl geirrt. Bei MOTOROLA und TI ist es ja einfacher: "Jahr - Woche".
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#11
Hallo, Martin und Harald,

ich habe genau das gleiche Oszilloskop. Vor geraumer Zeit wurde ich von jemandem kontaktiert, dessen PM3310 plötzlich nicht mehr booten wollte.

Es wurde vermutet, daß die Eproms vergesslich geworden waren.

Ich habe daraufhin meine Eproms ausgebaut, mittels Eprom Brenner ausgelesen, und neue Eproms gebrannt.

Diese neu gebrannten Eproms habe ich erfolgreich getestet, dann die alten wieder eingebaut, und die neu gebrannten sicher verwahrt, sowie die Daten auf meinem Laptop gespeichert.

Leider hat sich der Kollege, dem ich diese Daten zur Verfügung stellte, nicht wieder gemeldet, so daß ich nicht weiß, ob das wirklich die Ursache war.

VG Henning
Schlau ist, wer weiß, wo er nachlesen kann, was er nicht weiß.
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz.
Zitieren
#12
Hallo zusammen,
ja diese Teile haben was ganz Besonderes. Es sind Schaltkreise verbaut, die noch in Keramikhüllen stecken. Ganz was Tolles. Das ist ein Zeugnis für den Anfang der integrierten Schaltungen. Da krieg ich Gänsehaut. Echt ganz großes Kino.
Nun zur Vergesslichkeit der Speicher. 
Die E-Proms vergessen nicht ihren Inhalt nur durch UV, sondern auch durch extrem langen Nichtgebrauch. Wenn diese Teile noch eine Zellenkapazität von ca. 40% haben, können sie noch ausgelesen werden. 
Da geht es dann aber schon an die K-Grenze. Bedeutet: Daten auf diesen ICs sind weg. 
 >>>>EE-Proms sind da schon vorteilhafter (erfrischen sich immer selbst).
Aber es geht hier um Deinen Oszi. Hätte ich auch gern gehabt. 
Wie schon geschrieben, viel Spaß mit dem tollen Gerät (kann ich nur wünschen).
(wenn ich son Teil bekommen könnte>>>>würde ich glatt nehmen).
LG aus Schwerin, Holger
Zitieren
#13
(18.02.2023, 19:21)radioljub01 schrieb: Ob ich wohl bitte eine Kopie von diesen Prospektseiten bekommen könnte?
Ja, die Lackierung ist nicht mehr so doll. Lass ich aber so. Einmal habe ich versucht, die Oberfläche ein wenig mit Äthanol zu reinigen. Die wurde gleich klebrig.
Das Farbfilter ist wirklich ziemlich duster. Selbst bei voll aufgedrehter Bildschirmbeleuchtung hat man mehr den Eindruck von einer düsteren Hafenspelunke! Da hatte ich auch schon über Ersatz nachgedacht. Modellbauzubehör?

Hallo Harald,

aber klar- gerne! Mach ich gleich nächste Woche. Ich mache ein paar Abzüge mehr, vielleicht möchte der Eine oder Andere auch so ein Prospekt.
Zu den Kontrastscheiben: In den Prospekten vom PM 3310 und 3311 sind die Bildschirme schon blau abgebildet. Wie dann bei allen Modellen ab den 1980ern.
Modellbauladen ist z.B. in Berlin der Laden Modulor. Da fand ich blaue naja, eher hellblaue 1mm Scheiben. Gibt aber auch graue Platten. Dünner wäre noch etwas besser, aber geht auch so. Platten Acrylglas klar, 18x33cm.
Modulor Berlin Architekturmodellbaumaterialien

Gruss
Debo
Zitieren
#14
Schöner Bericht!
Ein 3311 hab ich selber, das hat auch irgendwann nicht mehr ordentlich gebootet. Die EPROMS ließen sich aber noch auslesen und ich hab neue gebrannt. Mein Gerät wurde in den 80ern von der Firma meines Vaters angeschafft, irgendwann hatte es dann Probleme und wurde ausgemustert. Bei mir ist es jetzt privat im Einsatz. Ist schon ein tolles Gerät, allerdings für manche Aufgaben (x-y-Betrieb) einem viel einfacheren, analogen Oszi auch unterlegen.

Viele Grüße,
Gunther

   
Zitieren
#15
(18.02.2023, 19:21)radioljub01 schrieb: Ich dachte, die apostrophierten Zahlen wären bei INTEL die Fabrikationsjahre. Habe ich mich wohl geirrt. Bei MOTOROLA und TI ist es ja einfacher: "Jahr - Woche".

soo schwer ist es auch nicht Datumscode von Intel IC entzuziffern

G1038150 =   G 103 8150

Zahl 103 intersssiert wir  .>  Jahrzehnt muß man schätzen,   Anhand Gehause kann ich sagen, dass IC um  späte 1970er und frühe 1980er gebaut wurde..
1971 können wir wegen Einführungsjahr 1976 von i8085 100% ausschließen und  1991 können wir auch wegen Gehauseform 100% ausschliesen.

Also 1980er..

103
Jahr 1 von 1980er
3te Wochen

Schon passt es... zu meiste Datumscode von weitere IC   (Anfang von 1981 )
________________________________________________________
Schöne Fang sag matt, auch wenn Matt  vor CCD-Geschichte (Eimerkettenspeicher) von Philips schon etwas graust.
Wenn Ding sauber und ruhig ist (stärkere Rauschen ist normal ) -> nicht Poti anfassen.

Ich hatte mal PM3311 von völlig unbrauchbare Zustand bis zu  brauchbare Zustand  eingestellt.
Vorher zappelt  Strahl wild, wenn Zeitbasis schneller eingestellt wird.

Grüß
matt
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Oszilloskop Grundig GO40Z tommi.ko28 6 1.449 25.03.2023, 00:32
Letzter Beitrag: old-papa
  Iskra MA4060 Oszilloskop Valvotek 0 782 25.08.2022, 16:14
Letzter Beitrag: Valvotek
  unbekanntes Oszilloskop saarfranzose 9 2.996 05.09.2021, 22:03
Letzter Beitrag: ELEK
  Kaufberatung Oszilloskop Seelenklempner 50 22.136 08.08.2021, 14:51
Letzter Beitrag: Martin
  Oszilloskop ED 2 Morningstar 37 22.693 04.04.2020, 18:45
Letzter Beitrag: RFTbrb

Gehe zu: