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Braun SK61 (RC41): volle UKW-Bandbreite erst nach > 5 Minuten
#1
Guten Abend Allerseits,

während ich beim Telefunken Allegro an der Komplettierung des Gehäuses (die seitlichen Lautsprecher brauchen eine neue Stoffbespannung) arbeite, dient ein Braun SK61 „Schneewittchensarg“ als Werkstatt-Beschaller.

   

Über dessen Basis-Restaurierung habe ich seinerzeit im DRF etwas geschrieben, aber nun wollte ich meine Aktivitäten vorwiegend hier im RBF halten. Deshalb adressiere ich folgende Herausforderung an die Forumsgemeinde:

Nach dem Tausch aller Teer- und Elektrolyt-Kondensatoren arbeitet der „Sarg“ eigentlich zufriedenstellend, bis auf ein Thema:
Im kalten Zustand kann ich nur Sender oberhalb von ca. 93 MHz empfangen, hier konkret meinen Lokalsender Bayern1 auf dem Wendelstein.
Das Programm Bayern 2 auf 89,5 MHz kommt erst nach mehreren Minuten „Warmlaufzeit“, dann spielt das Radio aber zuverlässig ohne weitere Aussetzer und empfängt UKW von oben bis unten (wenn auch im Vergleich zum Telefunken oder einem Saba nur die "starken" Sender).

   

Wo sollte ich Eurer Meinung nach ansetzen?
Vielleicht hat hier im RBF jemand die Erfahrung, ob sich die Kohlmasse-Widerstände im UKW-Kästchen von der Bestückungsseite her auswechseln lassen?
Ich wollte das Teil nicht ohne Not komplett zerlegen ...
Schöne Grüße, Bernd
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#2
Hallo, Bernd,
zunächst teile ich deine Vermutung mit - es soll sich um ein temperaturabhängiges Bauelement handeln, dafür eignen sich die Kohlmasse-Widerstände am bestens Sad .
Bloß, die werden mit der Temperatur nicht besser, eher umgekehrt. Manchmal steck der Teufel im Detail - Kaltlötstelle, schlechten Röhrenkontakte. Ich würde damit beginnen.
...Und wie Harry sagen würde, erst alle Spannungen messen. Big Grin
Gruß,
Ivan
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#3
Hallo Bernd,

etwas Ähnliches hatte ich auch schon einmal,
da arbeitete die UKW-Vorstufe nicht richtig,
man konnte nur starke Sender auf den hohen Frequenzen empfangen.
Der Keramik-Trimmer der Vorstufe war bei meinem Gerät defekt...

Viele Grüße,
Rolf
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#4
Hallo Bernd und Mitlesende,
kann es sein, daß sich der eine oder andere C im Heizkreis verabschiedet hat? Heist also, der C möchte sich erst mal laden, braucht aber seine Zeit dazu? 
Bedeutet für mich, die Heizung der relevanten Röhren kommt erst später auf Temperatur und somit werden die Spannungen auch erst später in ausreichender Kapazität zur Verfügung gestellt. Wenn die Zeiten annähernd immer gleich sind, könnte dort der Fehler zu suchen sein. Einfach mal ausmessen.
Könnte auch möglich sein, daß ich jetzt auf der falschen Schiene bin.
Bin jedenfalls gespannt.
LG aus Schwerin, Holger
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#5
Hallo Ivan, Rolf, Holger,



vielen Dank für Eure Hinweise. Ein kalter Wind hat mich wieder in den Keller getrieben und ich habe den "Sarg" erneut geöffnet da im eingebauten Chassis nicht vernünftig an die Messpunkte zu kommen ist.


@Holger: die Elkos für C71 sind allesamt neu: 8 + 50 + 50µF. Die Spannungen sind 250 - 220 - 180 Volt.




Um besser an die ECC85 zu kommen habe ich mir einen "Röhrenmessadapter" gepfrimelt, aus einem alten Sockel und einem passenden Stiftstecker:



   



Damit konnte ich dann an der ECC85 messen ohne das UKW-Kästchen zu öffnen:



   



Ergebnis:

Laut Schaltung sollten es am Pin 6 140V sein, ich messe 125V.

An Pin 1 der ECC messe ich dafür 134V (soll 125V)



Allerdings: wenn ich das Meßgerät an Pin 6 der ECC85 anlege, verschwindet das Radio-Signal.

An Pin 1 wird das Radio deutlich leiser, aber der Sender ist noch zu hören.

Das ist unabhängig davon, ob ich mein Fluke 87 oder ein altes japanisches Analog-MM "TMK 500" (30kOhm/Volt steht auf der Skala) anlege.

Auf der Schaltung steht: Spannungen mit "UVA 833Ohm/V" gemessen. Ich vermute das ist ein Röhrenvoltmeter?



Was mir auch noch aufgefallen ist: mit dem "Messadapter" liegen die Senderfrequenzen nun ca. 1 MHz über der üblichen Skalierung. Liegt vermutlich an der fehlenden Schirmung, oder?



Schönen Sonntag noch Smile
Schöne Grüße, Bernd
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#6
Hallo Bernd,

Die "Verlängerung" der Röhrenfassung zum Messen liegt nahe. Für Hochfrequenzmessungen oder gar zum Abgleich des Empfängers taugt das natürlich nichts.
Der Oszillator im Röhrenradio schwingt um den Betrag der Zwischenfreqeunz über der Empfangsfrequenz - meist sind das 10.7MHz, aber z.B. Saba verwendete eine ZF von 6,5 Mhz (oder waren es 6,75?).
Auf jeden Fall hat man es beim UKW-Tuner mit Frequenzen um 100-120 MHz zu tun. Durch Deinen Messadapter werden der Schaltung Kapazitäten und Induktivitäten hinzugefügt, die bei Lang- Mittel- und Kurzwelle nicht wesentlich ins Gewicht fallen würden, bei UKW aber zu merklichen Abweichungen der Schaltung führen.
Das hast Du ja schon durch das Abweichen der Empfangsfrequenz nach unten festgestellt. Mehr Kapazität und/oder Induktivität lässt den Oszillator niedriger schwingen und verschiebt damit den Empfangsbereich nach unten.
Aus diesem Grund ist der UKW-Teil der meisten Röhrenradios in einem separaten Metallkästchen untergebracht.
Leichte Veränderungen in der Lage der Drähte oder Bauteile (z.B. durch zur Seite Biegen) kann den Tuner schon stark verstimmen.

Häufige temperaturabhängige Fehler in UKW-Teilen von Röhrenradios rühren von verbrauchten Röhren her. Die ECC85 in Deinem Gerät sorgt für die HF-Vorverstärkung und den Oszillator.
Vielleicht ist die für die HF-Vorstufe zuständige Triode verbraucht und kommt erst nach der langen Aufheizzeit auf noch ausreichende Leistung.
Andere Symptome verbrauchter Röhren sind z.B. auch, dass auf den höheren Frequenzen so gut wie kein Empfang besteht, oder dass man nach dem Aufwärmen des Gerätes den Sender nachstellen muss.

Die von Dir gemessenen und nach unten abweichenden Spannungen können schon ein Indiz für eine verbrauchte ECC85 sein.

Aber vielleicht hast Du die Röhre ja bereits gegen eine geprüfte Gute ersetzt...
Smiley47
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#7
(26.02.2023, 16:42)Siemens78 schrieb: Die von Dir gemessenen und nach unten abweichenden Spannungen können schon ein Indiz für eine verbrauchte ECC85 sein.

Aber vielleicht hast Du die Röhre ja bereits gegen eine geprüfte Gute ersetzt...

Hallo Daniel,

Danke für die ausführlichen Erläuterungen was das abdriften der Frequenz bei EIngriffen ins UKW-Teil angeht Thumbs_up , damit sind meine Vermutungen bestätigt.
Braun hat hier auch zumindest um den Sockel der ECC85 eine Schirmung vorgesehen (andere Hersteller gleich ganze Alu-Kappen).
Da die Frequenzen ohne Adapter halbwegs gepasst haben werde ich keinerlei Abgleichungen in dieser Konstellation vornehmen Angel 

Ich habe eine Handvoll gebrauchter ECC85, aber kein funktionsfähiges RPG. Aber ich habe heute 4 Röhren verschiedener Hersteller aus meiner Kiste probiert und das grundsätzliche Verhalten (= volle Empfangsbandbreite erst nach ca. 5 Minuten) war bei allen Röhren nahezu identisch. Die Spannungswerte an Pin 1/6 variieren leicht.

Einen interessanten Effekt konnte ich festzustellen: der Empfang kommt temperaturabhängig "von ganz oben nach unten".
D.h. nach dem Einschalten empfange ich zuerst schwache Sender um die 100 Mhz, dann folgt Bayern 3 auf 98,5 MHz, dann B1 auf 93,7 und nach 5 Minuten auch B2 auf 89,5 MHz.
Vielleicht hilft das bei der Eingrenzung des Fehlers weiter?

Ach ja, das Gerät ist - soweit ich das sehen kann - fast duchgehend mit Kohlemasse-Widerständen bestückt.  Smiley26
Schöne Grüße, Bernd
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#8
Hallo Bernd,

wenn Du magst, kannst Du mir die fraglichen Röhren zwecks Überprüfung schicken.

Ich teste sie Dir dann auf meinem µTracer durch.

Alles weitere dann per PN.

Edit: Das von Dir genannte Messgerät mit 833Ohm/Volt ist mit Sicherheit kein Röhrenvoltmeter!
Röhrenvoltmeter haben Eingangswiderstände welche in der Nähe der heute üblichen Digitalmultimeter liegen, also Größenordnung 10Megaohm.


Viele Grüße

Martin
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