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Reparatur Blaupunkt 4GW76/4W76
#1
Hallo zusammen,

das Blaupunkt 4GW76 kam als ungeprüftes Gerät zu mir, es wurde als 4W76 verkauft.
Erste Auffälligkeit war, neben dem erstaunen das es ein Allströmer ist, das der Urdox-Widerstand ersetzt war mit Widerständen die in den passenden Röhrensockel verbaut waren.
   
Zur weiteren Anschauung wurde das Chassis vom Gehäuse getrennt.
Augenscheinlich waren ein paar Kondensatoren (um den Kondensator-Sammelblock von Siemens) abgeknipst worden
   
und an anderer Stelle Ersatz dafür eingepflanzt.
   
Die Skala hat ebenfalls eine Bruchstelle. Und die Alu-Blende auf dem Blaupunkt geschrieben ist zeigt Blüten.
   
   
Zudem waren die eingesetzten Feinsicherungen überdimensioniert.

Andreas_P bot netterweise seine Hilfe bei der Reparatur an, er gab mir Tips wie man den Heizkreis prüfen kann. Ebenfalls zur Reparatur der Skala, des Birnchens, den MP-Kondensator für den Urdox und der Alu-Blende.
Nach seiner Anleitung habe ich dann den MP-Kondensator bestellt, anstelle der Urdox verbaut und den Heizkreis überprüft.

Den Heizkreis prüfen: Netzanfang zum Widerstand (Urdox) dann weiter. Ein Stecker auf die CY1 Heizung geben. dort wo der Widerstand ankommt. Dann durchfließt die Heizspannung nach einander die CL4, CH1, CK1, CF7, und zum Schluß die Duodiode CB2. Hier endet die Heizung an Masse. Also hälst Du den 2. Stecker einfach ans Chassis. Hier sollte Durchgang sein, es muss ein Widerstand meßbar sein.

Hier kam der bestellte MP-Kondensator zum Einsatz.
Den MP-Kondensator habe ich in einen Röhrensockel verbaut.
   
Die Kondensatoranschlüsse schön verlöten. Kann manchmal etwas schwierig sein.
Aber die Anschlüsse etwas mit einer Feile aufrauhen kann helfen. Dann lassen die sich gut verlöten. Evtl. etwas Flußmittel zusätzlich verwenden.

Erneuter Test des Heizkreises.

Die Fassung der Skalenlampe war nicht mehr gut verdrahtet.
Messen ob das Lämpchen Durchgang hat.
Sonst wäre der Heizkreis unterbrochen. Falls kein Durchgang, dann das Lämpchen überbrücken. Das Gerät am Regeltrafo vorsichtig hoch fahren. Die Kathode der Gleichrichterröhre beobachten. Die darf nicht zu hell glühen!

Da dies immer noch nicht zum Erfolg führte gab es eine "Kunstschaltung" um den Heizkreis in Gang zu bringen. Aber bitte sehr vorsichtig.
Diesen Rat gab es auch nur, weil ein Trenn-Stelltrafo vorhanden ist.
Nimm irgendein Netzkabel. Dann einen Pol an den von dir verbauten Kondensator anschließen. Achtung!!!!! an den Punkt, der zum Netzeingang liegt. Nicht an den Punkt, an dem sich das Lämpchen anschließt.
Achte bitte sehr darauf, sonst sind die Röhren gefährdet!!
Den anderen Pol des Netzkabels direkt an Masse legen, suche irgendeinen Punkt, der auch tatsächlich mit der Masse verbunden ist. Wenn jetzt sämtliche Röhrenheizungen in Ordnung sind, muss das Lämpchen leuchten.
Achso, es gilt natürlich sehr bedacht den Regeltrafo hochzuregeln.
Es gab weiterhin keine Funktion.

Ab dem Punkt hat dann Andreas_P die weitere Reparatur übernommen.

Ihm fiel auf das der Wellenschalter ein Problem namens Zinkpest hat und wie bei vielen Allströmern die Spannungsumschaltung irgendwo eine Macke.
   
   
   

Ich fand dann als Andreas_P soweit mit dem GW fertig war ein 4W76 zu gutem Kurs.
Das ging dann direkt zu Andreas_P. Es sollte eigentlich als Ersatzteilträger dienen, aber meistens kommt es anders.

Dazu aber später mehr
Freundlich grüßt
Thomas (Tommi)

Welttag des Radios
Montag, 13. Februar
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#2
Hallo Thomas,

großes Lob! Der erste Reparaturbericht und alles gut gemacht! Ich setze hier mal fort.

So kam also das Allstromradio-Chassis zu mir. Der Heizkreis war unterbrochen. Schuld war die Fassung der Gleichrichterröhre. Hier mußten die Kontaktfedern nach justiert werden. So bekam diese Röhre dann ihren Kontakt. Der Heizkreis hatte Durchgang. Messen kann man ja den Durchgang nur nach dem verbauten MP-Kondensator.

Als das Gerät nun endlich begann seine Röhren zu heizen, tat sich trotzdem...nichts. Auch hier mußten die entsprechenden Kontaktfedern der Gleichrichterröhre nachjustiert werden. Nun begann das Radio zu leben. Es blieb aber beim leisen Summen im Lautsprecher. Ich sah dann die Bescherung. Oben saßen die 2 Bandfilter ziemlich schräg auf dem Chassis. Das ist schon mal bei diesen Geräten ein untrügliches Zeichen, dass die Platte vom Wellenschalter aus Spritzguß verzogen ist.

   

Bei diesen Geräten ist das keine Seltenheit. Ich hatte das schon sehr viel schlimmer. Teilweise waren die Platten so brüchig, dass der Wellenschalter gar keinen Halt mehr hatte. Hier halft dann nur, lt. Schaltbild die entsprechenden Kontakte auf Mittelwellenstellung zu verlöten. Das funktioniert, ist aber nicht schön. Hier in unserem Fall kann man den Wellenschalter drehen. Man spürt aber keine Rastung.

Ich hatte die Kontakte hier peinlich gereinigt. Dann habe ich das Oszilloskop an die Anode des Oszillators angeschlossen. So konnte man sehen, wann das Gerät einen Bereich geschaltet hat. Der Oszillator hatte auf allen 3 Bereichen eine Schwingung erzeugt. Natürlich hatte das Gerät dann auch sofort Empfang. Und zwar einen sehr guten. Mehr konnte man bis hierher nicht tun. Um das Gerät zu betreiben muss man, wenn man die Bereiche mal umschalten möchte, so lange "fummeln" bis der Bereich dann geschaltet wird.

Ich empfahl also dem Thomas, schaue nach einem Teileträger. Die Spritzgußplatte muss aber zwingend intakt sein. Es würde sich sonst der Umbau nicht lohnen. Und wie das so ist, schreibt er mir 2 Tage später, ich kann einen Teileträger bekommen. Das lief unter "Glück gehabt"!

Zunächst schauderte es mich. da hat doch ein Frevler solch ein schönes Gerät, das über 80 Jahre alt war gerupft. Lautsprecher, Chassis mit Gehäuse, Knöpfe Röhren. Alles gab es einzeln. Ich schaute mir die Bilder vom Chassis an. Die Bandfilter saßen gerade. Alles schien gut. Nun wollte unser Freund ja gerne einen "Wechselströmer". Tja, die 2 Sicherungshalter (und Spannungswähler) hingen in der Luft. Oje, sollte der Netztrafo hin sein? Es bleibt spannend. Ich berichte euch dann vom "Teileträger", der keiner sein sollte...
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#3
Hallo Freunde,

ja es war also angedacht, die Gußplatte vom Wellenschalter mit den beiden Bandfiltern umzubauen. Nun kam ein großer Karton. Ich sah alleine das Gehäuse und dachte mir, Mann ist das schön erhalten. Es waren dort einige Farbklekse zu sehen. Aber die waren schnell entfernt.

Schauen wir weiter. Die gewölbte Glasabdeckung der Skala ist mit einer Klappe gegen Beschädigungen geschützt.

   

Darunter ist dann, mit einem Alu-Rahmen eingefaßt, die Zelluloid-Skala. Als ich die Holzklappe anhob, konnte man die darunter liegende Skala nicht mehr sehen. Sie war übelst verstaubt. Das Glas war völlig unbeschädigt. Es reizte mich. Also das Chassis vom Radio ausgebaut. Man konnte es schon auf den Bildern vom Verkäufer sehen. Die besagten Bandfilter saßen völlig gerade. Also soweit mal gut. Eine Inspektion des Chassis - und mir war klar - sowas nimmt man nicht als Teileträger. Der Wellenschalter rastet, wie er soll.

Aber der Netztrafo. Hier war der Sicherungshalter, der zugleich Spannungswähler ist, abgebaut. Oha, sollte etwas der Netztrafo.... Unter Garantier war das die Diagnose vom Vorbesitzer. So wurde das schöne Gerät geschlachtet. Nach Messungen stellte sich heraus, die Primärseite hat keinen Durchgang. Ich habe es leider nicht fotografiert. Ein Fehler, der oft gemacht wird ist, nur am anfang und am Ende des Netztrafos ist ein Windungsanschluß. In der Mitte müssen - logisch - 2 Drähte auf der Lötöse sein. sonst hat die Primärseite keinen Durchgang. Die Diagnose lautet dann oft "Netztrafo defekt". Hier war tatsächlich gleich eine Unterbrechung zu finden. An einer Lötöse war ein Spulendraht ab. Angelötet! Und der Trafo lebt.

Unter dem Chassis nicht eine Reparaturspur. Der Sammelblock am Chassis von Siemens wurde aber von mir still gelegt. Ich hätte 2 neue Elkos dort verbaut. Aber das ist mit Hindernissen verbunden. Eine Zahnradachse vom Wellenschalter geht durch die Halterung vom Sammelblock. 2 neue Elkos sind aber schnell versteckt.

Nun war ich dreist. Schließen wir das Radio doch mal an und schauen. Es spielte auf Anhieb. Die Wellenschalter Kontakte hatte ich dann gereinigt. Die kontakte der Topffassungen habe ich grob gereinigt. Das will ich dem Thomas erklären, damit er das selber kann.

Die Funktionskontrolle war also positiv verlaufen. Nun kommt es darauf an, was der Thomas so mit dem Gerät treibt. Ich leite ihn weiter an. Mittlerweile ist das Gerät wieder unbeschadet bei ihm.

Hier sieht man den zerlegten Skalenkopf. Die Skala, das Glas und den Alu-Rahmen

   

   

   

Der Alu-Rahmen hatte punktuelle Farbabblätterung. Ich habe die hellen Stellen mit Herdplattenfarbe behandelt. Man hätte das auch sprühen können. Dann wäre aber der Blaupunkt-Schriftzug verschwunden.

   

Achtung, bevor man den Skalenzeiger bewegt, sollte man unbedingt diese Gleitstange entrosten und fetten. Wehe, wenn hier der Seilzug abspringt!

Wie reinigt man nun die Zelluloid-Skala? Die Farbe ist nicht besonders empfindlich. Trotzdem sollte man vorsichtig sein. Ich nehme mir ein feuchtes Tuch. Jetzt wird aber grundsätzlich das schwarze etwas grau. Daher sprühe ich in ein weiches Tuch etwas Ballistol und reibe die Skala damit ab. Schaut, die sieht richtig gut aus? Das Ballistol aber gut abreiben, sonst sammelt sich hier schnell Staub.

   

So schön, so gut...

   

Das Chassis von unten -perfekter Zustand

   

Was hat es nun mit dem größeren, weißen Widerstand auf sich? Dieser ersetzt mit 1 Kiloohm und 10 Watt Belastbarkeit die Feldspule.

Die weißen Punkte auf den Kondensatoren zeigen dem Thomas, welche Kondensatoren er noch ersetzen sollte.

   

Das Chassis sieht von oben auch noch sehr gut aus. Reinigen muss es jetzt der Thomas.

   

Hier das Chassis mit Skala

   

Das ist der abgeknipste Sammelblock vom Netzteil. Die beiden neuen Elkos sitzen isoliert darunter

   

Auch ungewöhnlich, die Zahnräder vom Wellenschalter sind völlig i. O.

Das eine Zahnrad geht mit der Achse direkt durch die Halterung vom Sammler.

Nun wurde das komplette Gerät im Ist-Zustand noch mal für Euch fotografiert. Die Klappe fiel wieder runter und ab ins Paket.

   

Ich hoffe, Euch jetzt einen Einblick gegeben zu haben, wie ein Gerät wieder zu neuem Leben erwacht. Radiofreund Thomas wird euch sicher gerne weiter unterrichten. Er ist schon fest am Wirken.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Hallo zusammen,

es ging am Gerät weiter.
Als es zu mir kam, war der erste Schritt der Tausch der Kondensatoren.
Andreas hatte diese markiert.
   
Als nächster Schritt mussten poröse Kabel getauscht werden
   

mittlerweile spielt es auch wieder,
wenn auch nur in Verbindung mit Graetz,
bzw. einem Lautsprecher von selbigem Hersteller.
   
   

Dieser Lautsprecher soll aber nicht ins Gehäuse verbaut werden. Ein originaler Lautsprecher ist unterwegs.
Freundlich grüßt
Thomas (Tommi)

Welttag des Radios
Montag, 13. Februar
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