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Körting Nobilis 40WK
#1
Hallo zusammen,

vor ein paar Wochen bekam ich ein Körting-Radio geschenkt und zwar einen
Körting Nobilis 40WK“, Baujahr 1939.

   

Der “Nobilis“ gehört nicht gerade zu den gesuchten Körting-Empfängern,
eine schlichte Holzkiste mit ein paar (ursprünglich) vernickelten Zierleisten.

Darin werkelt ein Standard-Super, bestückt mit einem 11er Stahlröhren-Satz,
der damals gerade erst auf den Markt gekommenen E-Serie (ECH11, EBF11, ECL11) und einer AZ11.
Die zu empfangenen Wellenbereiche sind KW / MW und LW.

Da ich gerade etwas Zeit hatte, begann ich sogleich mit der Instandsetzung,
die, so dachte ich, bestimmt schnell erledigt sein würde.

Um das Chassis ausbauen zu können, ist zunächst einmal etwas Löten angesagt,
da das Netzteil eine separate Baugruppe darstellt und über mehrere Leitungen mit dem
Chassis verbunden ist.
   
   
   
   

Wie man auf dem nächsten Foto gut erkennen kann, wurde schon einmal an dem Gerät gearbeitet,
die Kondensatoren wurden erneuert und die Lötstellen mit einem Farbklecks versehen:
   

Zunächst war etwas Reinigung angesagt:
Dazu entfernte die Skalenscheibe mitsamt ihrer Halterung.
Die angelaufenen Spulentöpfe bekamen eine leichte Politur
und das Doppelpoti (Lautstärke und Klang), mit dem angeflanschten Netzschalter,
wurde ebenfalls ausgebaut.

Was auffällt, ist die olivgrüne Lackierung des Chassis.
   
   
   

Die Skalenteile, sowie das Poti wurden entrostet
und das Blech hinter der Skala bekam zusätzlich noch einen neuen Farbauftrag.

…der Schieber für die Wellenbereichsanzeige hatte auch schon bessere Tage gesehen:
   
   

Ihm verpasste ich eine neue Oberfläche:
   


…anschließend tauschte ich noch die Kondensatoren gegen umgelabelte Typen,
da diese von ihrer Optik her, eher dem früheren Original entsprachen.

Ferner mussten alle Verbindungsleitungen zum Netzteil erneuert werden,
da diese total brüchig geworden waren.
   
   

Bei der Überprüfung der Röhren stellte sich heraus, dass ECH11 und EBF11 erneuert
werden mussten.
   

Danach stand einer elektrischen Überprüfung des Chassis, mit Hilfe einer externen Spannungsquelle,
nichts mehr im Wege.


Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#2
Spannend, weiter bitte Smiley32
Herzliche Grüße

Pitter
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#3
Hallo Rolf,
spannende und interessante Instandsetzung - schnell erledigt aber dann doch nicht.

Bin gespannt wann der Körting wieder Töne von sich gibt.

Thomas
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#4
Hallo Rolf,

ja diese Geräte wurdeen vor Jahren recht stiefmütterlich behandelt. Hochformate waren bei uns allen angesagter. Ich bin heute soweit, dass ich diese Geräte gerne repariere und auch sammle. Diese Radios sind gutmütiger in der Reparatur und ich muss sagen, sie sind auch recht empfangsstark. Eben späte 30 er Jahre. Da sieht man schon die Fortschritte der Radioentwicklung. Bei diesem Gerät ist es halt so, gediegene, sachliche Optik. Wie bei vielen dieser Radios ist das Netzteil separat aufgebaut. Das ist meist etwas fummelig. Wurde aber wohl schon der Materialeinsparng geschuldet. Die Wiedergabe dieses Gerätes ist sehr gut und der Empfang - wie schon gesagt - recht gut. Ich hatte dieses Gerät auch schon in meinem Besitz.
Neidisch bin ich immer sehr auf Deine Kondensatornachbauten. Da muss ich mich auch noch mal mit befassen.

Also schönes Gerät. Und noch bessere Arbeit! Gut, dass es in Deine Hände gekommen ist. Gespannt bin ich auf die Inbetriebnahme
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
Hallo zusammen,

zunächst möchte ich euch den Schaltplan des “Nobilis“ nachreichen:

   

…also ECH und EBF eingesteckt,
Signalverfolger ans LS-Poti und eine Antenne angeschlossen,
sowie externe Heiz- und Anodenspannung angelegt:

Was soll ich sagen, wider Erwarten war der Empfänger auf LW und MW total unempfindlich,
nur der Kurzwellenbereich war in Ordnung.
Da alle Siegel verletzt waren, lag der Gedanke nah, dass sich schon mal jemand an den “Schräubchen“ versucht hatte.

Daher überprüfte ich zunächst den ZF-Verstärker (468KHz),
dieser war aber noch exakt eingestellt, was schon mal gut war.

Dann fiel mir ein, dass ich hier im Forum schon öfter etwas über “defekte Trimmer-Kondensatoren“ gelesen hatte
und da sich diese hier nur im Vor- und Oszillator-Kreis befinden,
könnte das schon die Fehlerquelle sein.

Hier z.B. der LW- und MW-Vorkreis:
   

…und richtig, beide Trimmer waren ohne jegliche Funktion,
ebenso leider auch alle anderen Trimmer, die für den LW- und MW-Bereich zuständig waren.

Ein Versuch, sie mittels Silberleitlack zu reanimieren, schlug leider fehl.
So war ich halt gezwungen, sie durch Ersatz-Trimmer zu ersetzen.

Hier z.B., habe ich den oberen schon getauscht:
   

Nach getanem Tausch, musste der Empfänger natürlich wieder neu abgeglichen werden.
Zum Glück hatte ich eine Abgleichanweisung zu diesem Gerät:

   

Danach war, so glaube ich, die alte Empfangsstärke wieder hergestellt.

Um das Ganze komplett zu machen, mussten auch wieder Siegel angebracht werden.
Mit einem PC ist das aber kein Problem:
   

…die man dann nur noch auf passendem Papier ausdrucken muss:
   


…und schon ist alles wieder versiegelt:
   
   


Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#6
Hallo Rolf, 
Ist das wieder eine coole Arbeit  :-)

Mit freundlichem Gruß, Heiko ⁶
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#7
Ja, Leute, das ist unser Rolf!

So als ob die Siegel niemals verletzt wurden. Ja, das alte Problem mit den Trimmern. Ich war ja der Sache schon mal nachgegangen. Ursache für das nicht funtionieren des Trimmers, nach der Bearbeitung mit Leitsilber, liegt an der unzugänglichen Leitschicht unter der Drehscheibe. Hier sieht das Leitsilber noch völlig intakt aus. Eine winzige, dünne Strecke, die die untere Schicht verbindet ist hier schwarz, also unterbrochen. Leider kann man da nur etwas machen, wenn man die obere Scheibe mechanisch zerstört. Also leider überhaupt nicht. Rolf, wieviel pf hast Du denn als Ersatz verwendet? Sowas muss man sich immer merken.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#8
Hallo Andreas,

ich habe die Trimmer genommen, die bei mir noch vorrätig waren.

Ihr Einstellbereich liegt bei etwa 5pF bis 35pF

Damit hat es jedenfalls funktioniert.

Viele Grüße,
Rolf
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#9
Hallo Rolf,

ja, genau, so mache ich das auch (so ca. 40 pf). Ich hatte früher so ca. 80 pf verwendet. Da ließen sich die geringeren Kapazitäten sehr schlecht einstellen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#10
Hallo Rolf,

die Siegel sind ja perfekt! Mir gefällt das sehr. Auch die Siemens blau/gelben. Aber hat Körting echt Siemens Kondis in Glasröhrchen verwendet?
Kenne die bei nicht Siemensfabrikaten z.B. von SABA. Aber bei Körting? In meinem derletzt gezeigten Supra-Selector 37 Chassis waren die Kondis die Schwarzen von Richard Jahre. Dieses Fabrikat habe ich in verschiedenen Körtings schon immer gesehen.
Ja im Prinzip ist das auch egal.

Gruss
Debo
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#11
Hallo Debo,

Du hast natürlich recht,
original waren wohl "Frankos" verbaut,


.jpg   028_Franko-Kondensatoren.jpg (Größe: 125,41 KB / Downloads: 357)

aber von denen habe ich keine vernünftige Label-Vorlage.

Viele Grüße,
Rolf
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#12
Hallo Rolf , absolute super Arbeit von dir sehr schön , ich verfolge gern solche Reparaturberichte...man kann nur dazu lernen Und zudem bin ich eben großer Fan von solchen 30iger Anfang 40iger Jahre Radios...Warum ? weis ich auch nicht. Körting habe ich nur eins den Honoris 40 WK.lg.Maik ( Stassfurt). PS ich habe noch ein sehr schlechten Mende Bakelit von ca.1930 ,Andreas weis Bescheid.Den würde ich gern abgeben mit Versand max.17 Euro.
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#13
Hallo zusammen,

…nach dem nun einsatzbereiten Chassis, nahm ich mir das separate Netzteil vor:

   
   
   
   

Diese Einheit besteht aus Netztrafo, Lade- und Sieb-Elko,
einem 30K Lastwiderstand,
der AZ11 mit Fassung
und einer Lötleiste.

Die beiden 8µF-Elkos hatte schon mal jemand gegen zwei 50er getauscht.
Für den Lade-Elko baute ich aber wieder einen kleineren ein, einen 16er
und der 50er Sieb-Elko konnte, nachdem ich ihn neu formiert hatte, bleiben.

Der 30K-Widerstand, der für eine Grundlast sorgen soll, war noch intakt und durfte ebenfalls bleiben.

Während die Netz-Sicherung (600mA) noch original und in Ordnung war,
hatte jemand die Anoden-Sicherung (100mA) gegen eine 1A Sicherung getauscht,
die natürlich eindeutig zu groß war.
Danach wurde alles noch etwas “aufgehübscht“ und schon war auch diese Baugruppe fertig.
   


Anschließend schaute ich mir das Lautsprecher-Chassis etwas näher an:

Feld- und Schwingspule waren zum Glück in Ordnung, ebenso der Ausgangsübertrager.

Doch der Schwingspulenträger ratschte ziemlich stark auf dem Polkern,
was durch Rostablagerungen am Kern hervorgerufen wurde.

Abhilfe brachte sehr feines Schmirgelpapier (sehr vorsichtig angewendet)
in Verbindung mit einem Staubsauger.

   

Nachdem der restliche Staub vom LS entfernt worden war, war auch dieser wieder einsatzbereit.
   


Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#14
Hallo zusammen,

…so, kommen wir zum letzten Part, dem Gehäuse:

   

Auf dem Foto sieht es zunächst besser aus, als es ist,
in der rechten unteren Ecke hatte sich das Furnier gelöst,
ebenso an der daran grenzenden Seitenwand.

   

…das kleine Brettchen gehört auch noch zum Furnier und musste mit verleimt werden.


Ferner waren die beiden Zierleisten arg verbeult
und eine der Rundleisten war sogar durchgerostet.
In der Vergangenheit hatte man sie schon einmal neu verchromt, aber nicht vernickelt,
was meines Erachtens nicht so richtig zum Gerät passte,
es glänzt halt sehr stark.

   
   

…da musste etwas anders her.


Zunächst wurde das lose Furnier wieder verleimt,
was recht gut funktionierte.
   


…und wieder fest
   

…den Rest erledigt passender Holzwachs.


Anschließend widmete ich mich dem Ersatz der Zierleisten,
dazu schaute ich in meinen “Holzfundus“ und wurde fündig.
Ich fand dort ein paar Buchenleisten.
   


In zwei 8mm - Rundleisten sägte ich eine Nut und verleimte sie mit jeweils mit einer
3mm dicken Rechteckleiste.
Diese sollten dann die beiden flachen Zierleisten ersetzen
und für die Mitte sah ich zwei weitere 8mm Rundleisten vor.

…und schon ist er da, der Ersatz:
   

Da sie ihre helle Farbe behalten sollten,
habe ich sie zunächst mit Hartöl und danach mit Schellack behandelt.

Das Gehäuse wurde vorsichtig mit 0000er Stahlwolle geschliffen,
man könnte eher sagen gereinigt.
Und da es im vergangenen Monat auch ein paar schöne Sonnentage gab,
wurde das Ganze ein paarmal mit Schellack behandelt.
Das Ergebnis konnte sich, wider erwarten, tatsächlich sehen lassen.

   
   


Anschließend konnten Lautsprecher und Chassis wieder eingebaut werden:
   
   


…und jetzt unter Strom:
   


…danach verschwand der “Körting Nobilis 40WK“ wieder im Regal.

Viele Grüße,
Rolf
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#15
Hallo Rolf,

sehr schön geworden!

Das ist so ein Radio, das unscheinbar daherkommt und trotzdem eine gediegene Anmutung hat.
Ob die inneren Werte auch so sind, vermag ich nicht zu beurteilen.


Viele Grüße

Martin
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#16
Wieder einmal ein sehr interessanter  Bericht,  Rolf. Macht Freude, sowas zu lesen.  Smiley14
Die Lösung zum Ersatz der Zierleisten ist überraschend gut gelungen.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#17
(02.05.2023, 17:12)Bastelbube schrieb: …danach verschwand der “Körting Nobilis 40WK“ wieder im Regal.

Das klingt so unspektakulär nach dieser - wie ich finde - hervorragenden Restauration! Ein Museum wäre der richtige Ort. 
Das Gerät sieht aus wie neu  Thumbs_up
Es genügt nicht keinen Gedanken zu haben: man muß ihn auch ausdrücken können. (Karl Kraus)
—-
Viele Grüße!
Shy Steffen
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#18
Hallo Rolf,

ja auch ich habe mal wieder den allergrößten Respekt vor Deiner tollen Arbeit. Ich kann mich da dem Steffen nur anschließen, das Gerät sieht wieder fabrikneu aus. Auch die Lösung mit den Zierleisten gefällt mir sehr gut. Das Gerät ist schon eine Augenweide. Man sieht, es muss nicht nur Hochformat sein.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#19
Hallo, Rolf,
Respekt zu diese Restaurierung. Sieht tatsächlich wie aus der Fabrik aus!
Mal eine Frage - was ist das für ein Zeiger oben mittig der Skala? Klangregler?
Gruß,
Ivan
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#20
... vielen Dank für euren Zuspruch!

Hallo Ivan,
der Zeiger zeigt an, welchen Bereich man
eingestellt hat,
also KW, MW, LW oder Phono...

Viele Grüße,
Rolf
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