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Nordmende Norma K
#1
Eigentlich wollte ich mich auf frühe Transistorradios festlegen, nun mache ich
die zweite Ausnahme. In meiner Nachbarschaft wohnt eine sehr freundliche Familie
aus Fernost, die man gelegentlich am Elektrocontainer trifft. Nachdem sie gehört
hatten, daß ich hin und wieder nach alten Radios Ausschau halte, wurden sie aktiv.
Bekannter von uns hat, wollen sie? Gern, wenns passt und gefällt. Gestern klingelte
sie und sagte, ich habe im Auto... Also ging ich mit und schaute. Ein großes
Gebissradio in sehr schlimmem Zustand, ein moderner Tuner, den man nur wegwirft,
wenn er wirklich dahin ist und ein kleiner brauner Röhrling mit demolierter Tastatur.
Den nahm ich dann gegen einen Zehner mit und beide waren zufrieden.

Jetzt steht er auf dem Werktisch und wartet auf ein zweites Leben.
Hier ist er, ein Nordmende Norma K von 1963/64.

       


Eine Besonderheit, die ich vorher noch nie sah, eine Flächenantenne

       


Die Röhrenbestückung und das Bremer Wappen auf dem Grill

       


Und das stärkste ist, er funktioniert auf allen Bereichen ohne Kratz und ohne Brumm

   


Er ist vielleicht nicht der Schönste, aber interessant ist er auf jeden Fall
und er verdient ein zweites Leben unter Seinesgleichen. Mal sehen, was
sich alles unter dem Staub verbirgt.
Eine Suchanzeige für zwei Tasten kommt separat. Fortsetzung folgt je nach Fortschritt.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#2
Die Flächenantenne (Bild 4) besteht aus mit Papier kaschierter Al-Folie und
das Aluminium hat bereits Korrosion. Bevor mir das Gebrösel ins Chassis
rieselt, möchte ich die Folie austauschen. Da ich nix Ahnung von solchen
Antennen habe, Frage an Euch: Wie genau muß ein Ersatz nachempfunden
sein (Foliendicke und Größe, muß die Kaschierung sein, usw)?

Bitte helft mir mal weiter.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#3
Hallo Wilhelm, was meinst du bitte mit Kaschierung???
Ich würde selbstklebende Alufolie nehmen als Ersatz!
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#4
Hallo Dietmar,

das Original ist eine Folie Vorderseite Al-Folie und Rückseite Papier und das Ganze
ziemlich kräftig (Gesamtdicke ca 0,3 mm). Die Idee mit einer selbstklebenden
Al-Folie
klingt gut. Das könnte ich mal probieren, mal sehen, was ich für ein Papier aufwalze.
Hast Du einen Tipp, wo ich relativ dicke, selbstklebende Al-Folie bekommen kann.
Küchenfolie ist zu dünn.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#5
Hallo Wilhelm,

diese besagte dicke Alufolie nehme ich auch immer als Ersatz. Das geht völlig problemlos. So was findest Du im Baumarkt. Gibt es auf der Rolle. Das steht meist bei dem Heizungszubehör. Ich habe mir so was mal besorgt, als unser Heizungsrohr zum Schornstein ein kleines Löchlein hatte.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Danke Andreas, morgen habe ich einen Termin beim Baumarkt (Heizungszubehör war die Lösung) Wink

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#7
Diese Klebefolie wird auch zum Abdichten (Fuddeln) bei Dachrinnen genommen wenn da löcher drin sind, nachteil, nur ca 5cm Breit, da muß man zwei Streifen nebeneinander kleben und wieder verbinden. Da ist es vieleicht besser einen Karton zu nehmen und die Küchenalufolie zweimal übereinander aufzubringen/kleben.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#8
Regenwetter ist Baumarktwetter. Also habe ich mich gestern mal auf die Suche nach
einer geeigneten Folie gemacht und ich habe sie gefunden. Der Hersteller nennt sie
"Tapetenisolierfolie, Reinaluminium kaschiert". Ca. 11 €/Rolle.

   

Der Aufbau und die Dicke stimmen. Ich bin mal gespannt, was diese Antenne für eine
Empfangsleistung bringt.

Gruß
Wilhelm

PS. Sollte jemand von Euch ein Stück davon brauchen, es ist genug übrig.
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#9
Da der Garten noch im Winterschlaf ist, kann noch locker gebastelt werden, also habe
ich mir den Norma K auf den Werktisch genommen und mit der Aufarbeitung begonnen.
Nach einer ersten Inspektion war eine gründliche Reinigung und teilweise Demontage notwendig.
Danach konnte man beruhigt feststellen, daß das Gerät absolut unverbastelt war und noch alle
Bauteile original waren. Sogar alle Kondensatoren waren noch die alten und funktionierten noch.

   

Immer wieder schön anzusehen, die "Stromlandschaft" auf den alten Prints.

   

Nach Abnahme der Skalenscheibe war zu sehen, daß die Diffusionsfolie für die Skalenbeleuchtung
am Ende ist. Beim Abnehmen der Folie reißt auch noch das morsche Spannseil.

   

Und wieder ein interessantes Detaill kommt unter der Staubschicht zum Vorschein, eine Urkunde.
Mit dem Hinweis auf den Paragraph 274 des Strafgesetzbuches wird darauf hingewiesen,
daß der Aufkleber eine Urkunde ist und nicht entfernt werden darf.

   

Der Netztrafo, ein Musterbeispiel für Beschriftung, heute nur noch bei den
alten Trafos zu sehen.

   

Das Gehäuse nach einer Wasch- und Putzorgie. Beispielsweise mußten alle 364 Taschen der Schallwand
mit Wattestäbchen und Kunststoffreiniger Lixtop gereinigt werden.

   

Da die alte Diffusionsfolie fleckig und verfärbt war, wurde aus feinstem Pergament eine
neue gebastelt und mit einem neuen Spannseil wieder eingebaut. Die Skalenscheibe wurde
nach Reinigung mit Mossgummi neu eingefasst und wieder eingebaut.

       

Von den vier Tasten waren zwei in größerem Maß ausgebrochen. Die ausgebrochenen
Stücke waren erwartungsgemäß verschwunden, sodaß nur ein Nachguß oder eine Reparatur
möglich erschien. Ich entschied mich für Reparatur mit eingefärbtem Epoxidharz.
Zuerst wurde von den heilen Tasten Abdrücke in Formmaterial efa-Plast gemacht. Nach
Trocknung der Formen wurden diese mit einem Trennmittel eingepinselt, die ausgebrochenen
Tasten eingesetzt und mit eingefärbtem Epoxidharz angegossen. Nach 12 Stunden war das
Harz ausgehärtet und die Tasten konnten aus den Formen herausgenommen
und verputzt werden. Leider ist mir die Farbanpassung nicht so gelungen, als das man damit
zufrieden wäre. Demnach werden die Tasten später nochmal ausgebaut und mit geeigneter
Farbe überlackiert. Ansonsten erscheint mir die Methode geeignet.

       

   

Abschließend mußte eine neue Flächenantenne aus Alu-Isoliertapete geschnipselt, gefaltet
und geklebt. Die brutalen Tackerklammern der Originalantenne habe ich durch Klebepads ersetzt.

   

Bis auf die nachzufärbenden Tasten ist es nun fertig, es spielt sehr schön für seine Größe.
Dafür bekommt es einen schönen Platz unter Seinesgleichen.

   


Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#10
Die 364 Taschen sind wieder sehr schön geworden Wilhelm, das Radio drumrum auch Smiley20
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#11
Hallo Wilhelm,
eine Tasche pro Tag und das Jahr ist gelaufen…..
Ernsthaft - das war eine nötige Reparatur / Restauration die Dir gut gelungen ist!
Danke auch für die Dokumentation mit den vielen Fotos.
Grüße aus Wassenberg,
Norbert.
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#12
Schöner Bericht! Insbesondere die Reparatur der Tasten gefällt mir gut. Die Farbe des Gießmaterials richtig hinzubekommen ist wohl immer sehr schwierig.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#13
Eigentlich bin ich kein Fan der Modelle aus den 60er Jahren, aber wenn ich mir diesen schönen Restaurationsbericht anschaue, dann hat mich das jetzt doch überzeugt, auch an die kleinen unscheinbaren Radios zu denken.

Wilhelm, Gut gemachtThumbs_up , wieder ein Nordmende vorm Müll gerettet
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#14
(11.03.2015, 17:23)Wilhelm schrieb: Das Gehäuse nach einer Wasch- und Putzorgie. Beispielsweise mußten alle 364 Taschen der Schallwand
mit Wattestäbchen und Kunststoffreiniger Lixtop gereinigt werden.

Hallo Wilhelm,
ein ähnliches Problem hatte ich vor vielen Jahren einmal mit einem Halle.

http://www.reinsch-online.de/Hobbie/Radi..._5120A.htm

Seither werden bei mir Plastikgehäuse mit vielen Löchern (ich habe die damals nicht gezählt) im Waschbecken oder der Badewanne in warmen Wasser eingeweicht. Etwas Shampoo oder Spülmittel dazu geben, das Pastikteil mit irgendetwas beschweren damit es nicht schwimmt und eine Nacht abwarten. Danach einfach mit warmen Wasser, Seife und Nagelbürste bearbeiten. Klappt genau so gut und geht wesentlich schneller. Smiley53 Kannst es beim nächsten Plastikprojekt ja mal ausprobieren. :-)

Aber nichts desto Trotz eine sehr schöne Arbeit und auch ein schönes Radio. Glückwunsch!

Gruß... Hotte
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#15
Guten Morgen und vielen Dank für Eure anerkennenden Kommentare. Diese Bastelei
hat mir viel Spaß gemacht und der nächste Röhrling steht in der Warteschlange
schon ziemlich vorn (Dietmar kennt ihn gut).

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#16
Hallo Wilhelm Smile

Ja, vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Freut mich, wie schön Du das Radio
wieder hinbekommen hast => Respekt Thumbs_up

Krass finde ich ja, daß diese Miniurkunde mit § 274 StGB belegt wird! >>> KLiCK <<<
und schon gleich mal der Hinweis "Vernichtung strafbar!" dabei steht Exclamation

Ob das heute noch bei einem 50 Jahre alten Gerät geahndet würde???

Jedenfalls herzlichen Glückwunsch, auch zur Tasten~Restauration Smiley20

Beste Grüße, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#17
Wenn der Aufkleber "entsorgt" wird steht Stunden später die Blau/weiße Trachtengruppe von Nordmende vor der Türe ...........Smiley47Smiley34
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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