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Blaupunkt 4W66K
#1
Hallo Radiofreunde
Nicht das bei Euch der Verdacht aufkommt, ich habe Langeweile. Nein, beim Sachsenwerk warte ich auf einige Bauteile und ein Blaupunkt schaut mich da so merkwürdig an.
Mach doch mal was anderes, bekam ich letztens gesagt Smiley18 Ja, mache ich, was Richtig schönes und feines!
Der Blaupunkt 4W66K ist ein Schnäppchen aus der Bucht. Auf dem Markt in Mellendorf habe ich schon mal vor so einem Modell gestanden, nur 200 Euronen waren mir dafür zu viel. Da kam mir dieser gerade Recht, zwar mit schlechteren Gehäuse und leider etwas Gammel hinter dem gewölbten Skalenglas, aber Komplett. Nun stand der Empfänger schon etwas länger und ich betrachtete mit Sorgen, wie bekommt man das aufgeblühte Alu hinter dem Skalenglas wieder aufgearbeitet?
Es ergab sich bald eine Lösung, so das ich zu meiner Großbaustelle Sachsenwerk, zusätzlich den 4W66K beginne. Und so eine Übersicht wie die folgende, bedeutet ja nicht, das ich sofort loslege. das Chassis wäre schnell wieder im Gehäuse, ohne das ich etwas verändert habe.
Nun für die Datenfans einige Angaben


Hersteller: Blaupunkt Ideal-Radiotelephon- und App-fabr. || Ideal-Werke AG; Berlin (ab 1934)
Marke Rotstern
Typ: Rundfunkempfänger
Modell: 4W66K (AL4)
Baujahr: ab 1936
Röhrenbestückung: 6 Röhren: ACH1 AH1 AB2 AC2 AL4 AZ1
Stromversorgung: Wechselstrom 110-240 Volt
Wellenbereiche: Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle.
Bedienelemente: Vorn Drei Bedienelemente links Ein/Aus Lautstärke mitte Wellenbereichsdrehknopf rechts Wellenschalter Rückseite Klangregler
Gehäuse: Holz
Abmessungen: 515 x 360 x 270 mm
Gewicht: 15 kg
Lautsprecher: Dynamischer LS, mit Erregerspule (elektrodynamisch)

Fotos von dem Blaupunkt , sonst macht das ja keinen Spaß
   
Schönes Stück !Zwar finden sich reichlich Macken und Kratzer und jemand hat auf dem Gehäuse rumgeschmiert, aber hier kann ich mal wieder sagen: Dank der Neuen Bundesländer hat dieses Radio überlebt. Letzter Besitzer, jemand aus Görlitz ( Da war ich noch nie ) 1988 hat man dort noch etwas in dem Radio erneuert. Bis wann es noch in Betrieb war konnte ich leider nicht erfragen, da der Blaupunkt schon im zuge der Haushaltsauflösung war.

   
Seitenansicht ! Nein, hier gehe ich keine Kompromisse ein. Das Gehäuse bekommt neuen Lack, oder Schellack. Einige Holzwurmlöcher sind auch zu sehen. Das sind zu viele Macken, da müßte ich immer hinschauen und außerdem ist es an der Zeit, das ich auch hier mal einen Eindruck meiner Schellack Künste hinterlasse.

   
Schöner Rücken ! Das was darauf steht, ist auch drin. Ein echter 4W66K warum ich das betone? Es gab die Modelle in dieser Ausführung auch als 4W66 und dort fehlt die Kurzwelle!

   
Radioträume! Traumhaft schön erhalten ist das Chassis. Mir juckt es in den Fingern. Rechts sieht man schon, was der Vorbesitzer geändert hat. Der schöne Kondensatorblock wurde durch popelige Elkos ersetzt. Die Alu-Abschirmung im Gehäuse ist aufgeblüht, da kommt dann Isoliertapete rein oder ähnliches aus dem Bastelbedarf. Der Lautsprecher ist ebenfalls gut erhalten. Ob er funktioniert, wird sich zeigen.

   
Rote Zierde! Die Spulenbecher haben alle ihren Bajonettverschluß. Der schwarze Becher aus Pappe hat einen Bajonettverschluß mit Original Blaupunkt Plombe.

   
Schräger Richter! Wie auch bei anderen Modellen aus der Zeit üblich, sitzt die Gleichrichterröhre auf dem Netztrafo in Schieflage. Warum hat man das so gemacht? War das modern? oder einfach nur schräg? Ich finde, das sieht schön aus und gibt diesen Radios Stil und Charakter.

   
Netter Zeiger! Mit einem kecken Schwung in der Hüfte, bewegt sich der Zeiger über die Skala. Beachtet den kleinen Zeiger unterhalb. Klingende Sendernamen und auch Gleiwitz findet man noch auf der Skala. Hoffentlich kann man diese einigermaßen reinigen, ohne das die Schrift verschwindet.

   
Zeigt Zähne! Da ist er wieder, der Friktionsantrieb mit dem eine Feineinstellung von Sendern mühelos möglich ist. Bereits Harald hat auf dieses filigrane Bauteil bei seinem 4W77 detailiert hingewiesen. Man findet diesen Antrieb auch im 4W67 sowie dem 4W67MK Ohne diesen Feintrieb ist die Sendersuche ziemlich fummelig.

   
Moderne Zeiten! Völlig aus der Rolle fallen diese als Entstörkondensatoren verwendeten Folien-Kondensatoren. Gut , das man die erst nach dem Ausbau des Chassis sieht. Diese und die Elkos sind die markantesten Teile, an denen man eine Reparatur erkennt. Ansonsten ist das wohl noch Original.

   
Gealtert! Brüchige Kabel begegnen einem in diesem Radio überall. Selbst unter den Textilhüllen findet man die gerissenen Isolierungen.

   
Aufgeräumt! Das Chassis zeigt ein scheinbar unberührtes Bild. Die Bosch Kondensatoren haben alle ihre Altersspuren. Rechts oben ist der Wellenschalter, den hat nur der 4W66K Wie das ohne aussieht... Wartet ab!

   
Losgelöst! Leider befindet sich die Hinterglasbemalte Skalenscheibe in Auflösung. Auch die Markante Aluleiste mit dem Schriftzug hat Probleme ihre Farbe zu halten.

   
Schöne Rundungen! Sie täuschen über den Tatsächlichen Zustand hinweg. Eingerahmt von den abgerundeten Holz, dessen Furnier noch fest und Gut erhalten ist, zeigt sich, das hinter dem Skalenglas die Welt nicht mehr in Ordnung ist. Die Goldstreifen sind noch fest, die schwarze Farbe ist locker und fällt bei geringster Berührung ab.

Nun soll es für heute erst mal wieder genügen. Das macht doch alles sehr viel Arbeit, das Fotografieren und beschreiben. Der Blaupunkt Rausch ebbt langsam wieder ab, je öfter man sich das Chassis anschaut, desto mehr interessante Kleinigkeiten finde ich. Aber man erkennt auch schon, das es kein Spaziergang wird. Damit es zügig weiter geht, morgen mehr.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#2
Auch wenn viel Arbeit: Tolles Gerät! Besonders die gerundete Glasscheibe vor der Senderskala erinnert ein bischen an eine alte Wurlitzer Musikbox. Die schwarze Farbe kannst Du bestimmt mit Glasmalfarbe erneuern, die eigentliche Skala schein ja noch besser erhalten zu sein. Die Bedruckung darauf lässt sich bestimmt auch mit irgendeiner Firnis oder so, stabilisieren.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
Tolles, schönes Gerät.
Bloß die 3 Knöpfe n der Front sehen aus, als würden sie nicht so richtig dazu gehören Wink
Gruß,
Uli
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#4
Hallo Detlef,

das ist ein feines Gerät. Hatte ich auch schon öfter und habe ich nach der Restauration auch immer wieder verkauft. Aber es hatte nicht so richtig den Platz in meiner Sammlung gefunden. Uli, die Knöppe sind übrigens tatsächlich original. Ich weiß noch, ein Gerät das ich davon besaß, hatte Spritzguß-Probleme. Da ließ sich der Wellenschalter nicht mehr betätigen. Da mußte ich kurzerhand die Kontaktfedern für den MW-Bereich zusammen löten. Damit er noch etwas von sich geben konnte. Dein Gerät scheint ja gut aufbewahrt worden zu sein. Ja, das mit dem Gehäuse ist Ansichtssache. Ich arbeite gerade mein Sachsenwerk-Gehäuse auf. Das sah ähnlich aus. Das würde keiner mehr lackieren. Na, einige Tage dauert es ja bei Dir.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
Was für ein schönes Gerät! Ich finde es immer wieder toll, wie Blaupunkt den Bauhaus-Stil in das Design seiner Radios übernommen hat: hier die vertikalen Zierstreifen beidseits der Skala, die im Webmuster des Lautsprecherstoffs ihre Fortsetzung finden.

Ich frage mich auch, warum die Gleichrichterröhre schräg über dem Netztrafo steht. Damit man mit dem Lötkolben besser an die Lötfahnen der Röhrenfassung kommt? Um den Einfluss des Netztrafo - Streufeldes in die Röhre zu minimieren? Hmmm, na das ist wahrscheinlich ein bisschen weit hergeholt. Aber warum?

Weiterhin ging mir so durch den Kopf, wo wohl der Blockkondensator gesessen hat, bevor man ihn durch die beiden Becher-Elkos ersetzte. Irgendwie sehe ich unter dem Chassis keinen leeren Platz? Bei meinem 4W77 ist er ja glücklicherweise noch vorhanden.

So langsam lohnt es sich ja schon, Giessformen für die Teerkondensatoren zu machen.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#6
Hallo,
das ist wirklich innen und aussen ein wunderschönes Radio! Die Fassung(Lötfahnen) der Gleichrichterröhre musste sicher einen Mindestabstand zum Trafo haben und verglichen mit der Skala steht sie ja parallel, also gerade. Sie steht mit ihrer Hitze recht frei und ausserdem sind die Sicherungen und der Spannungswähler so von hinten besser zu erreichen als wenn sie lotrecht stünde.
Chassis und Gehäuse solcher Geräte zu sehen ist immer wieder eine Freude, vielen Dank für die Bilder.
Viele Grüsse,
Jean
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#7
(05.04.2015, 01:47)Andreas_P schrieb: Uli, die Knöppe sind übrigens tatsächlich original.

Ich hatte nicht an der Originalität gezweifelt sondern an der Bauform - daß die da unten irgendwie "verloren" sitzen, als würden sie nicht richtig dazu gehören. Kann das nicht besser beschreiben Wink
Gruß,
Uli
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#8
Hallo Radiofreunde
Vielen Dank für die aufmunternden Worte. Für einige Fragen liefere ich heute die Erklärung.

Es ist Ostern und was mache ich? Klar, betrachte das Blaupunkt und stelle die Unterschiede fest, zwischen den vor mir stehenden Modellen. Ja, gestern sagte ich noch, wartet ab! Das ist etwas umfangreicher diesmal, da mir zwischenzeitlich noch ein Teileträger für ein kleines Taschengeld über den Weg lief. Ja, bei Blaupunkt bin ich unerbittlich und schlage, sofern bezahlbar, Gnadenlos zu. Da ist mir der Zustand auch ziemlich egal! Ich habe auch Blaupunkt Geräte in noch schlimmeren Zustand. Ja, Andreas würde sich freuen, das wäre genau sein Ding.
Aber zurück zu dem 4W66K!
Vergleichen und eingehen auf Details ist mir wichtig, bei dem Radio. Jean sprach die Position der Gleichrichter Röhre an. Blaupunkt ist später den Weg gegangen, den Netztrafo seitlich zu positionieren, so konnte die GL Röhre einen Platz neben dem Trafo einnehmen. Hier bei dem Modell wäre das nicht gegangen. Zwar sieht man den freien Platz neben dem Trafo bei ausgebauten Chassis, jedoch wird dieser bei eingebauten, vom Lautsprecher beansprucht. Einfach gerade nach oben, würde bedeuten, das die GL Röhre dem Reflexschirm der Skalenbeleuchtung im Gehege wäre. So hat man das schräg, aber ideal gelöst, wie es der Herstellername schon sagt "Ideal Werke" . Ist halt nur eine Theorie von mir. Warum in aller Welt dann aber diese schräge Konstruktion auch in den Modell, z.B. 4W77 übernommen wurde? War das Gewohnheit oder verwendete man einfach nur Bauteile, um die hohen Bestände der Halterungen herunter zu fahren? In der Autoindustrie kannte man ja diese Ideologie der sparsamen Konstruktionen. Ford war dort sehr extrem, wie ich es auch in meiner Auto Oldtimer Zeit in Fachzeitschriften beschrieben und recherchiert habe. ( Bei Interesse an diesen Berichten, einfach Kontakt aufnehmen) In späteren Modellen z.B. dem 6GW78 tronte dann alles gerade über dem Trafo, wobei die GW Ausführung noch gekrönt wurde durch die Urdox Röhre, direkt neben der GL Röhre und einem monströsen Widerstand der das ganze flankierte. Auch dieses Modell werde ich in absehbarer Zeit hier vorstellen. Nun schweife ich schon wieder vom eigentlichen Thema ab. Anton fiel die gerundete Skalenscheibe auf. Das war sicherlich bei einigen Herstellern eine gewollte Stilrichtung. In der Tat, fast ein Hauch Amerika. Uli bezweifelte die Knöpfe, bzw. erklärte das schön " Irgendwie verloren "Ja, etwas klein geraten, aber wie würden hier größere aussehen? Und nimmt gerade diese Konstruktion mit den unterschiedlich hoch angesetzten Knöpfen nicht etwas besonderes in der Vielzahl der Radios aus dieser Zeit ein? Es drückt diesem Modell ein unverkennbares äußeres auf. Oder anderes ausgedrückt, es wirkt nicht so streng, wie genormt in einer Reihe positionierte Knöpfe an späteren Modellen. Bauhaus läßt grüßen.

Nun zum nächsten Teil der Beschreibung
Der Teileträger erwies sich als Ideal. Alle fehlenden Bauteile könnte ich von dort übernehmen, z.B. den Kondensatorblock, so wie einige Bauteile der Unterseite. So weit so gut, das war der Plan. Aber nun, wo ich das schöne rostige Chassis des Kollegen 4w66 (AL4) betrachte, grübele ich schon wieder. Soll man das tatsächlich machen? Abgesehen davon, möglich wäre ja auch, das in absehbarer Zeit ein weiterer dieser Pultradios den Weg in mein Heim findet und auch einige Bauteile benötigt. Also wird es erst mal als Teilespender herhalten.

Wir unterscheiden bei dieser Baureihe folgende Modelle:
4W66 AL1 waagerechte Lautsprecherstrebe kantiges Gehäuse 4W66 AL4 senkrechte Streben abgerundete Front
4W 66 K AL1 wie oben beschrieben 4W66 K AL4 wie oben beschrieben
hinzukommen artverwandte Geräte von Point Bleu also in Lizenz hergestellte Modelle. Da müßte ich doch bei Gelegenheit auch mal meinen Point Bleu vorstellen..
Bevor ich mich nun immer weiter von dem eigentlichen Thema entferne, lieber einige Fotos um den Betrachter zum Nachdenken zu bringen.

   
Spender !Da ist er der 4W66 AL4 mit schön erhaltenen Skalenglas, sowie dem Alu – Schriftzug. Das wollte ich haben und einige Teile. Nun seht selbst, was das für ein Modell ist. Drei Knöpfe vorn, wie bei dem anderen Modell. Natürlich fehlt einiges an dem Radio, die Rückwand, sämtliche Röhren und zwei Knöpfe. Eigentlich drei Knöpfe, den noch vorhandenen habe ich Harald versprochen.

   
Rost ! So sieht ein Radio aus, was halb ausgeschlachtet ohne Rückwand Jahrzehnte auf dem Dachboden verbracht hat. Was fällt als erstes auf? Auf der Rückseite fehlt der Klangregler, denn dieser sitzt vorn rechts bei dem 4W66 AL4 genau dort wo beim Kollegen 4W66K der Wellenschalter sitzt. Denn einen Wellenschalter hat dieses Modell auch nicht. Er besitzt nur Lw und Mw. Folge dessen fehlt auch die markante Spule mit dem Pappbecher links

   
Leerstand ! So schlimm das auch aussieht, hat es einen Vorteil! Hier hat noch niemand daran gearbeitet. Und somit ist das eine schöne Vorlage, den 4W66K in den original Zustand zu bringen.

   
Eyecatcher ! Da ist so ein Bauteil, das ich beim 4W66 K vermisse. Der Original Kondensatorblock, bzw. ähnelt er dem Original, der möglicherweise völlig woanders befestigt war. Dazu später wieder mehr Info.

   
Details ! der Unterschiedlichen Modelle. Die Skala vom 4W66K vorn, die vom 4W66 dahinter.

   
Skala !Zum Vergleich noch mal die vom 4W66 AL4 Hier ist nur LW und MW auf der Skala

   
Spulen ! Der Spulensatz vom 4W66 AL4 vorn im kleinen eckigen Alu Gehäuse der Oszillatorspulensatz, dahinter der Vorkreisspulensatz. Rechts eine der ZF Spulen.

   
Unter Pappe ! Der Spulensatz vom 4W66K in dem Pappbecher die MW Eingangsspule im Alu Becher die MW und LW Oszillatorspule mit dem Trimmersatz, der oberhalb der Spule montiert ist. Auch dazu demnächst mehr.

   
Blöcke ! Die Unterseite des 4W66 ein weiterer Kondensatorblock. Die weitere Bestückung mit den Bauteilen dürfte wohl auch noch Original sein.

   
Leere ! Da fehlt doch was? Richtig, der 4W66 hat keinen Wellenschalter, deshalb ist es dort so aufgeräumt.

   
Das ist der Wellenumschalter beim 4W66 AL4 ! Blaupunkt bezeichnete früher die Friktion als Kreiselantrieb. Auf dem Schwungrad des Dreko übernimmt ein Exenter die Umschaltung von LW auf MW dieser steuert die filigrane Kontaktkonstruktion an.

   
Quetschtrimmer ! So sieht es beim 4W66K aus. Der Wellenschalter funktioniert leichtgängig. Oben rechts ist die KW Oszillator Spule., montiert auf einem Quetschkondensator, dieser dient als Paralleltrimmer für die LW. Oberhalb der Spulen findet man den KW Paralleltrimmer. In dem Alukasten links sitzt die Saugkreisspule und darüber die KW Drossel.

   
Original Blaupunkt !Beide Chassis nebeneinander. Gut zu erkennen, wie sauber das Chassis vom 4W66K ist. Rechts der Blockkondensator, das sieht fast Original aus. Jedoch saß der Block bei Modellen mit separaten NF Übertrager
an der Strebe, die zur Skala führt, in Längsschlitzen. Ob bei den Modellen ohne den NF Überttrager dort auch der Block saß? Oder ist das hier Original?

   
Knopf ! Details vom 4W66K, der Wellenschalterknopf mit Markierungen. Größer dürften die Knöpfe nicht sein, sonst würde es nicht so harmonisch aussehen.

   
Fragen ! Unter dem Knopf eine Pertinaxscheibe, die oberhalb eine Markierung besitzt, die kaum noch zu sehen ist. Ist das Original?

   
Gemütliches Beisammensein ! Hinten der Empfänger der nur LW und MW besitzt. Eine Pertinaxscheibe ist dort nicht zu finden.

   
Funktionell !Statt Wellenschalter ein Klangregler an diesem Platz.

   
Unterschied ! Wellenschalter durchführung! Selbst das Chassis ist an dieser Stelle geändert. Schon allein wegen der Raste mit Feder des Wellenschalter. Außerdem ist links vom Wellenschalter eine Aussparung, dort kommt man an den Paralell LW Trimmer.

Das soll es nun für heute sein. Morgen stelle ich den dritten Teil vor. Da gibt es nochmals einige Details von beiden Modellen. Aufbauen werde ich den 4W66K, das Modell ist durch die KW interessanter und außerdem drücke ich mich so davor, das rostige Chassis zu restaurieren. Solange ich diese Arbeiten vermeiden kann, bin ich froh, das der Kelch an mir vorbei geht. Und morgen gibt es wieder reichlich Camera
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#9
Hallo Radiofreunde

Heute nun der dritte Teil des Bericht über den Blaupunkt 4W66K AL4
Wieder möchte ich einige Details zeigen. Bevor es mit der Reparatur losgeht, will ich auch abwägen, wie ich bei den Kondensatoren vorgehe. Im Chassis überwiegen die Normalen Kondensatoren, also Papphülse mit cm Angaben, aus den 30er jahren. Vermutlich wurden die empfindlichen Bosch schon sehr früh ausgetauscht. Da ich von den Kondensatoren mit cm Angaben genug habe, werde ich wohl diese Neu befüllen und verwenden. Vom anderen Chassis übernehme ich die Blockkondensatoren und befülle sie Neu. Sorgfältige Vorgehensweise ist angemessen, also wird zunächst die Stromversorgung überprüft.

Nun aber wieder zu den Fotos mit schönen Details

   
Alarm ! Noch Original mit Asbestplatte. Diese Entstörkondensatoren sind an dem MW/LW Chassis zu sehen. Dazu gleich meine Ansicht: ich bin bei solchen Funden nicht der ängstliche Mensch, der sogleich Alarm schlägt. Solange man diese Asbestplatten nicht mechanisch bearbeitet, geht da keine Gefahr von aus. Oder anders gesagt, bei den vielen hunderten Bremsbelägen, die ich in meiner Autoschlosserzeit erneuert habe, bin ich tagtäglich mit diesen Materialien in Berührung gekommen. Nur sorgfältiger Umgang damit schützt!

   
Trimm mich ! Was verbirgt sich unter den Filterkappen? Die Oszillatorspule krönt ein Trimmer, ein Quetschkondensator. Glimmerkondensator und Trimmer in einem Bauteil. Hoffentlich erlebe ich mit diesen Teilen keine bösen Überraschungen. Dazu habe ich auch fragen an die Spezialisten unter Euch. Später mehr.

   
Smiley20 In einem sehr umfangreichen Rep. Bericht im RMO von Herrn Walz, werden solche ähnlichen Trimmer ausführlich beschrieben.

   
Siegellack ! Da wurde bereits verstellt Die Schutzfarbe ist brüchig.

   
Entkappt ! So sieht es unter den ZF Filterkappen aus. Auch wieder diese Konstrunktion

   
Grübel Grübel ! Von unten ist kein weiteres Bauteil montiert. Nun meine Frage, dazu zeige ich Details aus dem Schaltplan.

   
Smiley43 Das ist einer der Schaltpläne die ich habe. Dort werden als Angaben der Kondensatoren 120pF angegeben. Von verstellbaren Trimmern sieht man da aber nichts. Also kein typisches Schaltzeichen.

   
Smiley61 Da steht nichts von Trimmern

   
Huh In einem anderen Schaltplan sind dort Trimmer, aber keine Angaben verzeichnet.

   
Confused In den Original Blaupunkt Unterlagen werden dort nur Bildnummern angegeben. In der Stückliste findet man als Beschreibung Abgleichkondensator Smiley59, keine Werte oder sonst ein Hinweis auf Kapazität ! Verwirrspiel Anno 1937 ? Smiley18 Mensch was haben die sich damals dabei gedacht?

   
Angry Hier sieht es auch so aus. Im Regelien ist der LW Paralelltrimmer als Kondensator mit 80Pf angegeben, aber von Trimmer keine typischen Hinweise. Auch der KW Paralelltrimmer ist mit 45 pF angegeben. In den Blaupunktunterlagen keine Schaltzeichen für Trimmer und keine Kapazitäts Angaben. Das ist schon merkürdig. Na, ich laß mich überraschen, was da auf mich zukommt.

   
Großreinigung ! Ich mache erst mal alles sauber, bevor ich mir nen Kopf mache, wegen der Trimmer. Die Skalenscheibe habe ich mit weichen Pinsel und Blasebalg gesäubert. Mit kräftigeren Mitteln möchte ich da nicht rann gehen. Der Zeiger müßte weiter unten noch einen Filzgleiter bekommen, damit er nicht direkt auf der empfindlichen Skala langschrappt, wie das hier der Fall ist.

   
Durchsicht ! Die Glasabdeckung aus dem andern Radio ist sehr gut erhalten, besser als die vorhandene. Keine Abplatzer innen und keinerlei Aufblühungen am Alu.

   
Blank ! Nur grob geputzt und es sieht schon sehr ansprechend aus. Die Innenseite muß allerdings behutsamer geputzt werden

   
Staub ! Zur gründlichen Reinigung muß die Abdeckung zerlegt werden.

   
Schriftstücke ! Schon in frühen Jahren hatte man einige Störungen an diesen Modellen und in die Kundendienstunterlagen dieses Beiblatt mit Störungssuche und einer umfangreichen Abgleichanleitung beigefügt. Wird z.B. in den Regelien Unterlagen nur grob auf diese Abgleicharbeiten eingegangen, so liest sich das hier wesentlich komplexer.

Bevor es im nächsten Teil weitergeht, stehen Reinigungsarbeiten an. Messarbeiten des Netzteils sowie der Austausch einiger wichtiger Kondensatoren. Und die Röhren kommen vorher alle in mein RPG . Es wird also etwas dauern, bis ich wieder über den Blaupunkt berichte. Aber ausführlich wird es in jedem Fall. Vermutlich wird bis dahin mein neuer Bastelraum auch fertig sein, so das ich dort nicht mehr so eingeengt bin.

Nun wieder zurücklehnen, vorerst ist wieder etwas Ruhe eingekehrt im Blaupunkt 4W66K AL4 Projekt

Ich bedanke mich schon im voraus für die Geduld, beim lesen und studieren meiner Eindrücke und freue mich auf Tipps und Hinweise zu meinen Fragen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#10
Hallo Radiofreunde

Blaupunkt 4W66K 4.Akt

Es geht weiter mit dem Blaupunkt Bericht. Der Sachsenwerk ist soweit abgeschlossen. Der Kopf ist Frei, ebenso der Werktisch. Nur mein neuer Arbeitsraum unter dem Dach ist leider noch nicht fertig. Übrigens hat sich noch ein dritter 4W66K eingefunden. Ein Fund aus der Bucht in evtl. noch machbaren Zustand, wenn ich nicht diverse Teile benötigen sollte. Nun wird sich manch einer fragen, was will der mit all den Dingern? Kauf doch mal was anderes! Ja, mach ich auch, demnächst. Bestimmt! Also, mir wird nicht langweilig.

Mit dem Blockkondensator beginne ich hier diese Restauration. Es ist nicht der erste Blockkondensator, den ich Neu befüllt habe. Und besonders dämlich stelle ich mich auch nicht an, wenn man die Dinger entleert. Pertinax Abdeckung entfernen und ab mit ihm in einen Pott mit heißen Wasser . Dann nach einer Weile kann man den Inhalt rausziehen. Aber hier hat der alte Siemens mir ne lange Nase gemacht. Ich will hier nicht raus! Schien er sich vorgenommen zu haben. Dann habe ich es mit der Heißluftpistole versucht. Das gefiel dem auch noch und er sonderte seine Wohlgerüche ab. Mit dem Teer/Staub/ Elektrolyt- Mief versuchte er mich zu vertreiben.
Das Reudel bekam daraufhin die Bohrmaschine gezeigt. In Mühevoller Arbeit entfernte ich die Innereien. Es war alles verklebt, von den ausgelaufenen Kondensatoren.

   
Schön und widerspenstig. Aber es soll so Original wie möglich aussehen. Befüllt wird er mit einem 10 und 8 µF Elko.

   
Reudels Reste Eine Kehrschaufel voll mit den Resten aus dem Block. Stückchenweise kratzte ich das Zeug da raus. Mann, was hat sich dieser Kondensator gesträubt.

   
Polieren Da widmet man sich doch lieber den Reinigungsarbeiten. Zunächst den Staub entfernen, mit etwas Druckluft und Pinsel. Sehr verschmutzt war das Chassis ja nicht. Da war nur ein Belag auf der Oberfläche. Den habe ich abpoliert und das Chassis strahlte darunter .

   
Glanzvoll Jetzt schlagt mich nicht, aber bei dem Anfangsergebnis, konnte ich mich nicht zurück halten und habe das ganze Chassis bis in die Ecken gesäubert und poliert. Die Friktion am Drehko wird vorsichtig gereinigt. Das Fett ist verharzt! Hinter dem Chassis liegt der Blockkondensator, befüllt und Teillackiert.

   
Ohne Rahmen Der Blechkasten um den Trafo wird ausgebaut. Dann kann man schon besser sehen, was alles im Argen ist. Erneuert werden müssen hier das Netzkabel, dessen Poröser Draht genau über die Trafoecke geführt wird. Die Kabel für die Skalenbeleuchtung , die Kabel die zu dem Lautsprecher führen. Sowie einige Isolierungen unter der Halteplatte der Gleichrichterröhre.

   
Drahtende Da graust es einen! So sehen die meisten Netzkabel aus, bei alten Radios. Nicht auszudenken, wenn so ein Kabel genau an der Kante brüchig ist. Der Trafo bekommt natürlich noch einen neuen Anstrich. Thermolack ist sehr gut dafür geeignet. Oder auch Zylinderschutzlack, wie er bei Motorrädern verwendet wird. Oder Ofenfarbe schwarz.

   
Eng und Empfindlich Blush So sieht es unter der Platte aus. Bei zu dollen Verdrehen brechen die alten Kabelhüllen auf. Hier sind die Wechselstromkabel nachträglich zu isolieren. Da kommt Schutzschlauch rüber, gelb oder schwarz habe ich da. Es ist einfacher, gleich zwei Kabel für die Entstörkondensatoren an zu bringen. So kommt man gut an die Lötösen, wenn die Platte etwas weg gedrückt wird.

   
Neu!! So in etwa ist die Leitungsführung. Die Kanten werden noch mit zusätzlichen Führungen entschärft. Das habe ich unter dem Trafo schon gelöst und das Netzkabel zum Schalter nochmals mit einem Schutzschlauch versehen.

   
Schräg das hatten wir ja schon, die Feststellung, wie schräg ist das denn !? Die Platte mit dem Umschalter der Spannung und den Sicherungen, sowie der Fassung von der Gleichrichterröhre ist wieder befestigt. Das Textilkabel ist die Zuleitung für die Feldspule. Die beiden roten dünnen Kabel werden für die Entstörkondensatoren verwendet.

   
Platzhalter Der Blockkondensator ist an seinem Platz. Die Kabel werden entsprechend der Verwendung noch ummantelt und gekürzt.

   
Frisch gestrichen Lack ist aufgefrischt. Nun noch die restlichen brüchigen Kabel entfernen. Dann könnte man eigentlich mit der Technik beginnen. Der Lautsprecher wird in eine Halterung gebaut und mit langen Kabeln mit dem Chassis verbunden. Die Voraussetzungen für einen Probebetrieb sind geschaffen. Auf der Unterseite werde ich mir die beiden kleinen Elkos noch vornehmen und einige aufgeplatzte Kondensatoren. Aber beim betrachten aller Teile und dem Vergleichen mit dem Schaltplan stolpere ich immer wieder über fehlende Bauteile. Ich vermisse ein markantes Bauteil, einen Lastwiderstand mit Abgriff in der Mitte. 9 Kohm und 11 Kohm sind die Angaben aus dem Schaltplan. Man könnte ja auch einzelne Widerstände nehmen, etwa 4-6 Watt dürfte hier genügen.

   
Alle guten Dinge sind Drei Aber ich habe ja noch ein 4W66K. Schaun wir doch mal, wie das dort aussieht. Dicke Staubschicht, anderer Trafo, Wehrmachtsröhre als Gleichrichter auf Adaptersockel. Dieses Radio mußte lange gespielt haben, sonst hätte sich niemand die Mühe mit dem Trafo Umbau gemacht.

   
Original oder was? So sieht das in dem anderen Radio aus. Und da ist er, der Lastwiderstand mit 9+11Kohm. Auf dem Schaltbild 101a und 101b Links daneben ist ein 20 Kohm Widerstand, der ist allerdings auch nicht Richtig, hier müßte ein Lastwiderstand mit etwa 1-2 Watt verbaut sein.

   
Bastelei So sieht das komplette Chassis von unten aus. Nachträglich sind einige Sikatrop und Becherelkos, letzterer sehr Rustikal, eingebaut worden. Im Spulenkasten unterhalb, dort wo die Saugkreis Mw und Kw Spulen sind, fehlt ein Kondensator.

   
Seltsam Wenn man sich das Foto vom Chassis des bereits gesäuberten 4W66K ansieht, im 1. Teil ist es zu sehen, dann erkennt man den fehlenden Widerstand, statt dessen ist ein einfacher verbaut. 23 Kohm habe ich gemessen. Außerdem ist ein 0,1µF Kondensator einseitig abgekniffen, dort wo ich mit dem Stift zeige! Es wird zwar in der Serviceanleitung davon gesprochen, das der 20Kohm Lastwiderstand und ein 10000cm Kondensator ( auf dem Schaltbild Nr. 60 und 61 ) bei Servicearbeiten entfernt werden kann, aber von dem Lastwiderstand ist nicht die Rede. Auch beim Vergleichen mit dem Spulenkasten der Saugkreis und Mw und Kw Spulen ist mir etwas aufgefallen. Dort fehlt ein 200 Ohm Kordelwiderstand, statt dessen ist dort ein 4 Kohm Widerstand verbaut. Auf dem Schaltbild Nr.2 ! Naja, Kordelwiderstände werden grundsätzlich ersetzt. Meist sind sie hochohmig und verursachen Störgeräusche.

Alles irgendwie seltsam. Das wird etwas dauern, bis hier wieder Musik aus dem Lautsprecher ertönt. Hier kann man nur Bauteil für Bauteil mit dem Schaltplan vergleichen und bei Zweifeln umbauen, so Original wie möglich. Das wird nicht so ein einfacher Weg , wie bei anderen Radios, die bereits nach dem Austausch von wenigen Bauteilen, wieder spielten.
Ich zieh mir jetzt erstmal den Schaltplan rein, bis ich ihn auswendig kann. Eher mache ich da nicht weiter.
Radiogrüße Detlef

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#11
... so wirds wenigstens nicht langweilig Wink

Das Gerät sieht ja mit Gehäuse schon schön aus, aber selbst das Chassis mit seinen Bauteilen ohne Gehäuse ist eine wahre Augenweide, vor Allem nach der Reinigung. Wenn Du eh 3 von den Geräten hast, könntest Du Eines in ein Plexiglasgehäuse setzen. Das müsste ja auch gar nicht spielen, nur schön geputzt sein. Das wäre ein Hingucker!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#12
Hallo Radiofreunde
Vielen Dank für die anerkennenden Worte und die Geduld, die ihr mit mir und meinem Blaupunkt-Tick habt.
Was man bei einem Radio wie diesem hier ablegen muß, ist die Routine, mit der man sonst an solche Dinge heran geht. Zunächst muß man einige Grundlegende Arbeiten ausführen, die Elkos sind hier sehr erwähnenswert, aber auch einige Widerstände, speziell Kathodenwiderstände, wie der verstellbare an der AL4, oder die berüchtigten Kordelwiderstände. Hier muß viel geprüft werden, was auch bedeutet, das man einige Bauteile einseitig ablöten muß. Auf der langen Halteplatte ist das mitunter mühselig, da die Drahtenden zur Sicherung des Bauteils durch die Ösen in der Platte gewunden werden. Es ist wesentlich einfacher, zunächst die Bauteile zu erneuern und so das Radio wieder zum Leben zu erwecken, was auch gelang, aber mit erheblichen Schwierigkeiten. Also nicht wundern, wenn auf einigen Fotos ungetarnte moderne Bauteile zu sehen sind. . Historische Kondensator-Hüllen kommen erst zum Schluß wieder in das Radio.

   
Verborgen Solche Kordelwiderstände verbergen sich gern in den Textilhüllen

   
   
   
Abgedeckt Auch in der Vorkreisspule ist so ein Kordelwiderstand

   
Der Austausch aller Verdächtigen ist vollzogen. Die Vorgehensweise ist wie üblich. Nach etwa 3-4 Bauteilen wird probiert, wie der Empfänger arbeitet. Auf Mw ist nichts zu hören, ebenso ist auf Lw nur sehr leise etwas zu hören. Bei solchen Fehlern sucht man sich wuschig. Von unserem Andreas wußte ich, das er auch schon mal an einem solchen Modell Probleme mit dem Wellenschalter hatte. Den Spritzgusshalter muß man sich so vorstellen, auf seiner Oberseite sind die Vorkreisspulen befestigt unten der Wellenschalter. Die Kontakte führen in den Plastikhaltern des Wellenschalters zu den Spulen. Nun äußerte sich die Kontaktschwäche an zwei Stellen. Drückt man die Kontakte etwas zusammen, war der Mw Empfang klar und laut. Nachbiegen ist zu gefährlich, da ich befürchten muß, das die Plastikkonstruktion zerbricht. Viele Möglichkeiten hat man nicht. Irgendwie ging es dann mit vorsichtigen biegen und auch auf Dauer schien es zu halten.

   
Übeltäter Wellenschalter, sauber sind die Kontakte, nur der Anpreßdruck, entweder oben oder unten ist nicht ausreichend

   
Altes Kleid Nun kommen die Bauteile wieder in historische Gehäuse und es sieht nicht mehr so modern aus. Die Widerstände sind allerdings auch noch zu kontrollieren. Ein 50Kohm fiel mir schon beim Auslöten entgegen, die Kappe hatte sich gelöst.

   
Wackelkandidaten Da ist so ein Kopfloser Widerstand und 6 Kordelwiderstände leisten ihm Gesellschaft

   
Fleißarbeit weitere Historische Hüllen werden neubefüllt.

   
Umgebaut Und man beginnt zu Grübeln Smiley43 Zum einen, ist die Anodenspannung deutlich zu niedrig . Statt 255 V ab dem 8µF Elko stehen nur 215V zur Verfügung. Da der Vorbesitzer, oder der letzte Mechaniker den Lastwiderstand mit dem Mittenabgriff 11 und 9 Kohm entfernt hatte und die gesamte Verdrahtung dort auch umgestrickt hatte mit einem 23Kohm Widerstand, stolpert man immer wieder bei der Suche über diesen Bereich. Habe ich bei der provisorischen Überarbeitung die Bauteile so wie auf dem Foto (mit alten Hüllen) montiert, werden die Bauteile nun anders eingebaut. Das hat folgende Gründe. An der AH1 sind G2 und G4 über die Rückkopplungsspule miteinander verbunden. Dieser Anschluß wird hinter dem 11Kohm Widerstand vorgenommen. Dort, wo auch der 9Kohm abgreift und mit Masse verbunden ist, sollen 95V zu messen sein. Unser pfiffiger Mechaniker aber holte sich vor dem 11 Kohm Widerstand die Spannung, dort sind aber momentan nur 215 Volt, oder besser gesagt, man gut nur 215V. Ich weiß nicht, warum das so gemacht wurde. Ferner fehlten ein 20Kohm Widerstand in der Zuleitung zu der Anodenspule im 2. ZF Filter, da sind zwar 215 V noch im Rahmen, jedoch nicht, wenn nach Behebung der Strombremse wieder 255V Anodenspannung zur Verfügung stehen. Der Fehler lag in der Anordnung der Kabel. Nun habe ich die Widerstände wieder neu eingelötet. Das G4 der AH1 bekam eine neue Zuleitung zu dem 11 Kohm, wo nun nach dem ich das verdrehte Kabelgewusel neu ordnete, 102V anliegen. Die 7V mehr sind wohl im Rahmen. Vor dem 11 Kohm sind 260 V, also auch ein guter Wert. G2 und G4 der AH1 sind die Lötösen mit den hellbraunen Kabel. Was wäre noch zu tun? Am Anschlußpunkt des 20Kohm könnte man noch einen 0,01µF Kondensator anlöten und mit Masse verbinden. Momentan funktioniert es auch ohne und soll laut KD Schrift selbst ohne den 20Kohm funktionieren.

Erwähnen möchte ich noch, das in dem anderen 4W66 G2 und G4 der AH1 miteinander verbunden sind! Trotz Rückkopplungsspule. Warum? Auch das wird sicherlich mal interessant.

   
Endphase Der Austausch der Kondensatoren ist abgeschlossen. Nun werden Betriebsspannungen geprüft. Auch diese sind im grünen Bereich. Der Wellenschalter quält mich auch nicht mehr mit Ausfallserscheinungen. Selbst wenn man den Wellenschalter zügig durchdreht, muckt er nicht auf. Da die Empfangsleistung ungeahnt gut ist, Frequenzmarken auch stimmen, erübrigt sich eigentlich ein Abgleich. Aber die ZF Filter habe ich doch ein wenig eingestellt. Nun brüllt er förmlich! Das ist mit Abstand der Empfangstärkste Empfänger den ich hier aus dieser Bauepoche habe. Was kann nun noch an Schwierigkeitsgraden kommen? Nur das Gehäuse mit seinen Holzschäden und den bei der Reinigung zerfallenen SchallwandstoffSmiley26, der von innen auf die Streben geklebt ist. Ja, ich hätte es wissen müßen, ist nicht der erste Blaupunkt Schallwandstoff, den ich ersetze. Mal schauen, wo ich solchen Radiostoff bekomme.

Das ist doch noch einen Teil Wert.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#13
Hallo Detlef,

wieder sehr ausführlich berichtet. Danke dafür. Du läßt immer so schön Bilder sprechen. Bilder - ja das fällt mir immer ein, wenn alles gelaufen ist.

Aber die ersetzten Bauteile gleich sich alle irgendwie bei Blaupunkt. Man kann den Neulingen, die diesen Bericht lesen, nur empfehlen immer sehr auf diese Kordelwiderstände zu achten. Optisch fallen diese nämlich gar nicht auf und werden oft als einfache Drähte wahr genommen. Diese Dinger sind aber oft unterbrochen. Genauso ist es bei den roten Widerständen. Hier sind oft die Kappen lose und verursachen Krachgeräusche. Gute Hilfe leistet hier ein kleiner isolierter Schraubenziehergriff, mit dem man die Widerstände vorsichtig abklopft. UUUnd, Detlef, hier hast Du ja Glück mit dem Wellenschalter. Der wird ja in Spritzguß gelagert. Ich habe Dir ja bei Deinem letzten Besuch gesagt, ich mußte seinerzeit bei einem völlig zerbröselten Wellenschalter den Kompromiß eingehen und die Mittelwellen-kontakte verlöten. So war es nur noch ein reines Mittelwellenradio.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#14
Hallo Radiofreunde
Auf geht es in den letzten Teil dieser Blaupunkt 4W66 Kur. Aber so ganz zufrieden bin ich nicht mit dem Radio. Andreas, hier ist wieder so ein Modell mit diesem verflixten Wellenschalter. Dazu später mehr.

Bei dem Gehäuse habe ich mich entschieden, das von dem Teileträger zu verwenden. Zwar ist der Lautsprecherstoff nicht Original, aber woher soll man auf die schnelle so etwas bekommen. Da dieser Originalstoff nicht nur im 4W66, sondern auch in meinem Point Bleu und dem 3W56 verwendet wurde, habe ich etwas in Auftrag gegeben. Das dauert allerdings und somit wird das wohl erst zur Mitte nächsten Jahres präsentiert werden.

Was bei dem hier nun vorgestellten Gehäuse von Vorteil ist, es ist kein Fremdwohner im Haus. Dafür ist das Gehäuse elendig verdreckt, aber mit Autopolitur geht es ganz gut runter.

   
Schmutz ungereingt, aber eine schöne warme Ausstrahlung geht von dem Holz aus. Zwar ist die obere Fläche etwas ramponiert, aber es ist ja auch nur vorübergehend.

   
Oma`s Gardine An Gardinenstoff erinnert dieser geraffte Stoff. Früher gab es solche Stoffe, Durch die Raffung hatten sie dieses altmodische Aussehen.
   

   
   
   
Frischer Glanz und sauber ist es geworden. Zwar hat es seine Macken, aber auch das wird sich legen. Mit Holzfarbe kann man das etwas retuschieren. Mich würde wirklich interessieren, wo dieses Radio mal stand. Der Dreck erinnert an Werkstattschmiere und auf dem Chassis lag, bzw. liegt Staub in beachtlicher Höhe.

   
Wellen auch hier wieder Wellen im Furnier. Merkt man das nicht, bei einer evtl. Schellackpolitur, schiebt man sofort die Schuld auf den schlechten Poliervorgang, dabei kann es auch an der Furnieroberfläche liegen.

   
Durchblick? Völlig blind ist das Skalenglas. Die Abdeckung mit dem Schriftzug ist noch sehr schön erhalten. Im übrigen gab es auch bräunlich gefärbte Abdeckungen mit Goldfarbenen Schriftzug. Solch eine in sehr schlechten Zustand habe ich auch noch. Die schwarze läßt sich einfacher ausbessern.

   
Zierstreifen sind alle noch gut, lediglich an einer kleinen Stelle habe ich etwas ausgebessert.

   
Tusch! So sieht sie aus, gereinigt und bereit, das Gehäuse aufzuhübschen.

   
Schöner Wohnen Neu tapeziert, da steht dem Einzug der Skala und des Chassis nichts mehr im Weg.

   
Einzug und schon ist die eine Seite ramponiert. Naja, ist ja nur Tapete.

   
Filzringe schneide ich mir selbst. Ist ganz einfach, mit Locheisen ausstanzen.

   
Probebetrieb im neuen Heim. Und nun ging das Drama mit einigen Bauteilen wieder von vorn los Smiley7 Unser geliebter Wellenschalter spinnt wieder. Ursache: beim festschrauben vom Chassis verzieht es sich und mit ihm der Spritzguß Smiley61 Und schon bekommen die Kontakte keine Verbindung. Alles wieder raus. Auf den Tisch und schauen, was man noch verbessern kann. Eigentlich sollte man hier aufgeben und evtl. vom Teileträger die Einheit umbauen. Aber ich versuche es noch mal. Dieser Versuch dauerte mehrere Tage, mal ging die Mw, dann wieder nur die Kw oder überhaupt nichts. Nun bin ich schon so schlau, das ich nur noch an der schwarzen Spule etwas drücken muß, dann geht es wieder, also muß etwa unter eine Ecke des Spritzgußträgers. So habe ich mit einem Stück ALUfolie etwas Besserung.
Aber dann kommt der nächste Kandidat! Die ACH1 verabschiedet sich Smiley57 Es war die Beste Röhre mit sehr guten Werten. Nun ist sie unbrauchbar! Meine letzte gute ACH1 kommt nun rein. Ich muß unbedingt wieder welche kaufen! Ich war schon am frohlocken und bereitete mich auf ein verdientes Bier vor, als ein prasseln und Rauschen immer stärker wurde. Unabhängig von der Lautstärke, das ist typisch für Wackelkontakte. Die AC2 war Verursacher. Ich habe die Kontakte alle nachgelötet, nun ist auch dort Ruhe. Aber sogleich meldete sich der Wellenschalter! Nachdem die AL4 auch mit Krachen und Kratzgeräuschen in den Ruhestand ging, kam dort die von Harald zum Einsatz. Vielen Dank Harald, diese AL4 ist wirklich Spitze!
Nochmals äußerte sich der Wellenschalter zu den neuen Röhren, als wenn er sich gegen diese wehren will. Also noch mal dort etwas verfeinern und jetzt ist aber wirklich Schluß. Man kann da nicht viel verändern, etwas vorsichtig biegen, mit rauher Pappe etwas säubern, mehr ist da nicht zu machen. Es macht einfach keinen Sinn, mit diesem Wellenschalter. Das Chassis kommt nun ins Gehäuse und gut ist.

   
Ausklang Seit dem läuft das Radio ohne Störung und ich müßte mich eigentlich freuen Smiley34 aber ich bin mit solchen , ohne großem zutun behobenen Fehlern , nicht wirklich Glücklich.

       
Aber hübsch ist er. Wenn ich irgendwann das andere Chassis aufarbeite ergänze ich das noch zu diesem Arbeitsbericht des Blaupunkt 4W66K AL4


Vielen Dank für die Geduld und das Interesse an meinem Bericht über den Blaupunkt.
Und somit begebe ich mich an den nächsten Kandidaten aus der Blaupunkt Reihe und kündige schon mal den Super 4 LWP an, der wird auch Interessant.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#15
Sehr schön Smiley32 .

Deine Art die Berichte zu verfassen fesselt mich immer wieder. Man kann es förmlich miterleben und glaubt an der eigenen heimischen Werkbank vor dem Gerät zu sitzen.

"Ganz dankbar" bin ich auch, zu lesen, dass es anderen ähnlich wie mir geht, nämlich dass ein an sich fertig repariertes Gerät doch immer wieder "aufmuckt", was oftmals einen mehrmaligen Chassisausbau nach sich zieht.
Man zweifelt dann ja zunächst immer so ein wenig an der eigenen Sorgfalt bzw. den eigenen Reparaturkünsten.
Da bin ich also nicht alleine mit solchen widerborstigen Geräten.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#16
Klasse!
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#17
Da schlies ich mich sehr gerne an, ein sehr guter fundierter Bericht mit viel Lernfaktor.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#18
Hallo Detlef,

wie schon von Dir gewohnt, eine schöner detaillierter Bericht.

Freut mich, dass in dem Radio jetzt meine AL4 werkelt. Was hat das schon für Wert, wenn die Röhren hier jahrein jahraus in den Vorratskisten schmoren. Da sollen sie doch lieber wieder jemandes Ohr erfreuen.

Diese Wellenschalter haben es in sich. Ich habe da so meine eigene Strategie entwickelt. Ich nehme einen Streifen dünne Pappe, stecke den zwischen ein Kontaktpaar, drehe den Wellenschalter bis die Pappe gerade so ein wenig eingklemmt ist. Dann träufele ich ein wenig flüssiges Silberputzmittel auf die Pappe - ich nehme immer Hagerty Silver Dip. Dann ziehe ich die Pappe vorsichtig zwischen den Kontakten hin und her. Warte eine Weile und wiederhole die Prozedur so oft, bis die Kontakte gut aussehen. Zum Schluss wasche ich die Kontakte mit Alkohol.

Nun ist leider manchmal die Versilberung schon total verschwunden. Dann reinige ich die Kontakte gründlich mit Alkohol (Iso-Propanol) und erneuere die Versilberung mit Acheson High Conductivity Silver Paint - Electrodag 1415 oder 503. Einmal richtig durchgehärtet ist das Zeug sehr kratzfest - und die Kontakgabe ist wie neu. Habe ich schon oft gemacht und funktionierte immer!. Electrodag 1415 gibt's bei PLANO unter REM-Zubehör, Best. Nr. G 3692.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#19
Hallo Detlef,

wie immer ein schöner Reparaturbericht. Vielen dank dafür. Weißt Du noch, wie ich Dir neulich von den Kontaktproblemen mit diesem Wellenschalter erzählt habe? Die haben es in sich. Damals in meinen jugendlichen Eifer hatte ich die Kontakte einfach auf Mittelwellenstellung verlötet. Na, und Detlef, eine gute ACH1 bekommst Du natürlich von mir. Du hilfst auch immer.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#20
Vielen Dank für die lobenden Worte.
@ Harald Danke für den Tipp. Das probiere ich aus. Noch ist das Problem mit dem Wellenschalter nicht ausgestanden. Das Radio spielt immer noch ohne Störung, das bedeutet aber nichts und schon morgen kann das wieder vorbei sein.

@ Andreas Da freue ich mich auf die ACH1 ! Die frisch verabschiedete ACH1 bringe ich am nächsten Wochenende mal mit. Vermutlich wird es am Sockel liegen. Du bist da ja wesentlich besser informiert, ob da noch etwas zu machen ist.

Ja und Euch allen, die hier Geduld mit meinem Blaupunkt hattet und mitgelesen habt, danke ich auch und hoffe, das der nächste Blaupunkt, oder ein anderes Radio, wieder euer Interesse weckt.
Radiogrüße Detlef

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