Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Akkord Trabant
#1
Gestern kam mit GLS der schnell gekaufte Akkord Trabant, etwas dürftig verpackt, aber vielleicht kann GLS damit umgehen. Also habe ich ihn erst mal zur Seite gestellt.
Heute Vormittag habe ich dann meine gärtnerischen Pflichten erfüllt und dann trübte es sich ein. Nachbars Töchter (11 und 15 Jahre alt) machen im Garten
mit zwei Freundinnen Selfies. Es dauert (im Nachhinein gesehen) 3 Stunden und sie stoßen zunehmend spitze Schreie mit hoher Frequenz und ebenso großer
Lautstärke aus. Kein Nachbar ist mehr zu sehen, kein Vogel ist mehr zu hören...

ich kapituliere und verziehe mich in meine Bastelbude (wir haben früher in Spiegel geschaut und das war's, ne Fotoserie, nein danke, die Zeit verändert sich...).
Nun habe ich das "Paket" aufgemacht und den Trabanten ans Tageslicht geholt. Nicht alles, was ich sah, erfreute mich. Daß das Gerät dreckig war, überraschte
mich nicht, aber daß eine Ecke aus dem Gehäuse ausgebrochen war schon, vermutlich Transportschaden. Immerhin kein Nikotin, keine Farbe und die Antenne ist ok.

Hier die Bilder.

       

   

Nun erst einmal die Rückwand ab und sehen, was mich da erwartet. Vielleicht hätte ich sie besser heute nicht abgenommen, aber morgen wäre es auch
nicht besser gewesen. Nachdem ich den Batteriedeckel abgenommen hatte, war klar, warum der Verkäufer kein Chassisbild zeigte, das Batteriefach ist total versifft.

       

   

Der Verkäufer hat sich sofort bereit erklärt zu einer Teilerstattung. Mal sehen, was mich mit dem armen Trabanten noch überrascht. Jetzt mache ich erst mal
Feierabend, die Vögel pfeifen wieder und ich nehme jetzt meinen Abendtrunk zu mir ( da gibt es doch auch einen Spezialausdruck dafür: Absacker oder so ähnlich).

Über die "Restaurierung" des Trabanten werde ich weiter berichten.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#2
Hallo Wilhelm,

gratuliere zu diesem "Fang". So wie es mir mein Gefühl sagt, handelt es sich um einen "umgelabelten" Blaupunkt "Derby" (94.720), den ich in der Sammlung habe. Der schaut noch weit schlimmer als Deiner aus, ist auch noch komplett unbearbeitet.

   

   

Nicht einmal geputzt ist der. Die Antenne und das Batteriefach sind verschwunden, vom Letzteren existiert immerhin noch der Deckel. Ob das Radio generell noch etwas von sich gibt, vermag ich zurzeit nicht zu sagen. Die Aufarbeitung ist für einen späteren Zeitpunkt geplant wenn die Fehlteile eingetroffen sind.

Diese Geräteserie ist sehr empfangsstark, besonders auf den klassischen Wellenbereichen. In puncto Klangqualität muss man allerdings einige Abstriche machen, das konnten andere Geräte besser.

Von den "Derby's" gibt es gefühlt 1000 Ausgaben - meine Sammlung umfasst bisher vier davon, einer ist auch doppelt vorhanden. Sind also nur noch 996, die ich suchen und finden muss.
Zitieren
#3
danke Herby, das ist ja toll, daß Du ein baugleiches Gerät mit anderem Label
hast. Bei meinem weiß ich auch noch nicht, ob es Töne von sich gibt. Es
muß auch noch ein bisschen warten, die Pinguette wartet auf dem Werktisch
auf weitere Streicheleinheiten.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#4
Wer hat die Geräte eigentlich gebaut, Blaupunkt oder Akkord?

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#5
Der ursprüngliche Hersteller war Blaupunkt.
Zitieren
#6
Hallo Willi und Herby,

ja, so ging mir das aber auch, ich dachte, das ist doch ein Blaupunkt-Derby. Also, war meine Überlegung tatsächlich richtig. Ich wollte das erst gar nicht glauben.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#7
Danke Herby und Andreas,

aber wer hat nun für beide die Chassis und Gehäuseteile gefertigt?
Es ist ja wohl nicht anzunehmen, das Konstruktionsunterlagen und Werkzeuge
hin- und hergewandert sind.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#8
Es ist vollbracht, der Trabant ist wieder ein schickes Kofferradio und hat einen schönen Platz unter Gleichen bekommen. Doch zuerst der Bericht.

Vorweg noch der Beweis, dass der Akkord Trabant ein umgelabelter Blaupunkt Derby ist (dank der Feststellung von Herby)

   

Das Erste ist meist der Ausbau des Chassis, die Befreiung von grobem Schmutz und und das Auffinden von Teilen und Bruchstücken. Bei den
Bruchstücken hatte ich viel Glück. Der Ausbruch an der oberen Gehäusekante liegt im Chassis und passt einwandfrei in die Lücke. Glück gehabt.
Was mich aber immer wieder ärgert, sind die Schaumgummikrümel. Da man diesen Werkstoff massig innen verarbeitet hat, nehme ich an, dass sich
damals niemand Gedanken darüber gemacht hat, ob das Zeug altert. Die selbstklebende Trägerfolie ist noch ekliger, der Klebstoff verseift und
man bekommt die Pampe nur noch mit Waschbenzin runter.

   

Nach der Reinigung des Gehäuses in warmem Wasser mit "Pril" und der Handbürste gewinnt das Äußere langsam wieder an Ansehen. Das ist
nur die übliche Putzorgie. Das Chassis hat durch die ausgelaufenden Batterien ziemlich gelitten. Der Batteriekasten muß raus, aber der Rost
hat fürchterlich gewütet. Die untere Befestigungsschraube des Batteriekastens ist nicht mehr als Schraube zu erkennen. Nur das
Herausfräsen des Schraubenkopfs hilft.

       

Nachdem der Batteriekasten mit seiner Plastikumhüllung heraus ist, ist das ganze Ausmaß der Rostentwicklung zu erkennen. Nach Reinigungsversuchen
beschließe ich, die Plastikhülle nicht wieder einzusetzen. Die Mutterlaschen für die Befestigung des Batteriekastens sitzen derart fest,
dass mit Geduld und Vorsicht bei deren Ausbau vorgegangen werden muß um nicht den Kasten zu beschädigen. Letztendlich hat es funktioniert
und die Laschen können sogar nach entsprechender Bearbeitung wieder verwendet werden.

       

Danach können der Chassisboden und der Batteriekasten aufgearbeitet und wieder eingebaut werden

       

Bei dem Einbau des Chassis zeigt sich noch ein weiterer Schaden, die Buchse über der Achse des Lautstärkepotis ist tief abgerissen. Mehr als
kleben ist nicht möglich. Das müßte aber auch reichen, da keine direkte Belastung der Bruchstelle zu erwarten ist. Es wird nur die Skalenabdeckung
gehalten und die rechte Seite mit der Sendereinstellung ist noch ok.

       

Die üblichen "kleinen" Arbeiten wie z,B. Richtung und Befestigung der Stabantenne usw. lasse ich hier aus. Nicht näher beschreiben möchte
ich auch nicht den Fehler in der Stromversorgung, der erst einmal ein totes Gerät simuliert hat. Jetzt ist es fertig und hier sind die Bilder

       

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#9
Hallo Wilhelm,

der Akkord Trabant sieht wieder sehr sehr schön aus.

Klasse Arbeit!
Grüße aus Wassenberg,
Norbert.
Zitieren
#10
Was für ein tolles Ergebnis. Deine Mühe hat sich gelohnt Thumbs_up
Der Akkord Trabant ist ja nicht wieder zu erkennen.
Bildschönes Radio Smiley32
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#11
Klasse Wilhelm Smile

Dein Bericht war für mich spannend zu lesen.
Und Dein Akkord Trabant sieht wirklich prima aus.
Respekt Thumbs_up und viel Freude damit!

Beste Grüße aus MV von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
Zitieren
#12
Vielen Dank für die Würdigung. Bei einem solchen Arbeitsergebnis bekommt man Lust auf den Nächsten.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#13
Der ist wirklich wieder bildschön geworden! Ich habe auch einen Blaupunkt Derby der bei mir am Bett als "Einschlafradio" dudelt. Bei der Betrachtung der ersten Bilder Deines Gerätes hätte ich nicht gedacht, dass Du den wieder so gut hinbekommst. Das war natürlich auch ein Glücksfalls, dass das ausgebrochene Rahmenstück noch da war. Sowas macht schon viel aus.

Dass Akkord aber einen Blaupunkt adaptiert, hätte ich nicht gedacht. Die haben doch eigentlich selbst recht spektakuläre Radios gebaut. Aber vielleicht war das die beste Zeite bei Akkord schon vorbei oder sind die sogar von Blaupunkt geschluckt worden?

Edit: Hab eben bei Radiomuseum.org gelesen, dass die Söhne des Firmengründers des Familienunternehmens Akkord in den 60ger Jahren ihre Firmenanteile an die Bosch-Gruppe verkauft haben. Bosch war seit Anfang der 30iger Jahre bereits Besitzer von Blaupunkt. Da haben wir dann auch den Zusammenhang.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#14
(29.09.2015, 02:14)Anton schrieb: Der ist wirklich wieder bildschön geworden! Ich habe auch einen Blaupunkt Derby der bei mir am Bett als "Einschlafradio" dudelt. Bei der Betrachtung der ersten Bilder Deines Gerätes hätte ich nicht gedacht, dass Du den wieder so gut hinbekommst. Das war natürlich auch ein Glücksfalls, dass das ausgebrochene Rahmenstück noch da war. Sowas macht schon viel aus.

Dass Akkord aber einen Blaupunkt adaptiert, hätte ich nicht gedacht. Die haben doch eigentlich selbst recht spektakuläre Radios gebaut. Aber vielleicht war das die beste Zeite bei Akkord schon vorbei oder sind die sogar von Blaupunkt geschluckt worden?

Edit: Hab eben bei Radiomuseum.org gelesen, dass die Söhne des Firmengründers des Familienunternehmens Akkord in den 60ger Jahren ihre Firmenanteile an die Bosch-Gruppe verkauft haben. Bosch war seit Anfang der 30iger Jahre bereits Besitzer von Blaupunkt. Da haben wir dann auch den Zusammenhang.

Schön, dass er Dir gefällt und vielen Dank für den kurzen Abriss der Firmen-ent/abwicklung

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#15
Was war eigentlich das Entwicklungziel beziehungsweise der Grundgedanke für dieses Radio?

1. primär Autoradio mit Schnellverschluß (als Diebstahlschutz) oder
2. primär Kofferradio mit Nebenverwendung als Autoradio

Hast Du die Autohalterung dazu Wilhelm?

Ich überlege gerade welches DDR-Koffergerät auch so eine "Zweitverwendung" als Autoradio hatte. Mir fällt keines ein.
Zitieren
#16
Hallo Wilhelm, sehr gute und schöne saubere Arbeit, Respekt dafür.

Diese AFC Taste, bewirkt was bitte?? Diese Taste habe ich auch bei einem Schaub Lorenz Touring Europa S, aber so richtig schlau bin ich bei dieser Taste nicht geworden.
Das die Automatische Frequenz Kontrolle heißt weiß ich, oder liege ich da falsch?
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
Zitieren
#17
Dietmar die (schaltbare) AFC Funktion zieht einen UKW-Sender in einem Fangbereich (einige kHz) scharf. Du kannst also auch etwas neben den Sender abstimmen, die AFC steuert dann so aus, das der UKW-Sender klar reinkommt. Wenn Du die Funktion ausschaltest, musst Du selbst für klaren Empfang exakt abstimmen. Bei dem Trabant sieht es so aus, das die AFC bei gedrückter Taste aus ist - was für eine Logik.
Zitieren
#18
Hallo Heinz,

das Radiochen sollte wohl primär ein Reisegerät und erst sekundär ein Autoradio sein. Das ist sicher bei den meisten sogenannten Kofferradios die Zielrichtung gewesen. Die 60er Jahre waren die Teenager-Jahre und da brauchte man auch ein solches Radio. Von den Radiofirmen her war das sicher die richtige wirtschaftliche Strategie.

Auch ich kenne keine DDR-Koffergeräte mit einem Autoanschluß. Der Grund dafür dürfte auch bedarfsorientiert wie bei den "Westfirmen" gewesen sein. Entweder gab es zu wenig Autos oder zu wenige zu erwartende Käufer für eine Autoverwendung. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben sicher auch DDR-Firmen betriebswirtschaftlich gehandelt.

Nein, ich habe selbst keine Autohalterung für diese Geräte. Zu der Zeit hatte ich noch kein Auto , mein erster 2CV kam erst 1966 (ohne Radio), heute brauch ich keine mehr und man kann ja nicht alles sammeln.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren
#19
Moin Dietmar Smile

Ich erinnere mich an die AFC~Taste von früher, als ich ein Teenie war. Wenn der Sender nur ungenau eingestellt war,
also nicht richtig "scharf", wurde er durch die aktivierte AFC~Taste "eingefangen", also automatisch "scharf" wiedergegeben.

Vielleicht kann AFC sogar "weglaufende" Sender bannen?? Das weiß ich allerdings nicht. Ich hab AFC immer auf UKW benutzt.

Mehr über AFC gibt es u.a. bei >>> Wiki <<<

Beste Grüße, von Peter

Edit: Oh cool, Heinz und Wilhelm waren noch schneller als ich Big Grin
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
Zitieren
#20
Danke, gute Definitionen der AFC-Funktion. Mich würde in diesem Zusammenhang einmal interessieren,
wie diese Funktion technisch realisiert wurde. Wer kann das erklären?

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Rema Trabant T6 [2xKM], der Vergessene Wilhelm † 12 13.407 04.02.2022, 21:25
Letzter Beitrag: Wilhelm †
  AKKORD Autotransistor knarzt beim Ausziehen oder Berühren der Antenne Radiobernd 0 1.007 04.05.2021, 14:42
Letzter Beitrag: Radiobernd
  Akkord Pinguin U61 - Akkord-Arbeit Teil 1 MaxB 15 6.314 10.12.2019, 18:01
Letzter Beitrag: MaxB
  Akkord trabant bzw derby 94720 OM 315 4 2.838 12.12.2018, 13:14
Letzter Beitrag: Dietmar
  AKKORD TRANSISTOR PINGUINE U60-U62 Fehlerwirrwar Radiohead 25 13.489 08.02.2018, 00:57
Letzter Beitrag: Radiohead

Gehe zu: