13.06.2015, 21:19
Hallo Radiofreunde,
die Idee spukte eigentlich schon seit längerer Zeit in meinen krausen Gehirnwindungen, aber nachdem nun 2500 NOS-Röhren - vorwiegend für die TV-Technik - zu mir fanden, reifte es langsam heran: "Das hässliche Entlein" - so der Projektname - sollte ein möglichst abgeranztes Radio sein, was eigentlich wegen des äußeren Zustandes niemand so recht haben möchte, ein Allerweltsgerät ohne nennenswerten Sammlerwert. Kosten sollte es auch nach Möglichkeit nicht viel, denn es sollte ja von vorn herein daran "gebastelt" werden bis die Heide wackelt, gegebenenfalls auch in der Schlachtkiste landen, falls das Projekt floppt.
Ach ja - die Puritaner mögen mir die nachfolgend dokumentierte Gewalttat an dem Radio bitte nachsehen. Es ist ja nicht kaputt - nur "anders" Wer das nicht verkraften sollte, dem empfehle ich jetzt einen anderen Sender....
Letzte Woche Sonntag in Münchweiler dann bei herrlichstem Wetter schlenderte ich über den Museumsflohmarkt und nahm zunächst einen SABA mit EL12-Endstufe ins Visier. Ganz nett - dachte ich mir so. Falls ich nichts Anderes finden sollte...
Dann aber stolperte ich fast über diesen Sonra "Erfurt II". Hmm, ein Allströmer, aber mit zwei ZF-Stufen und viel Platz auf dem Chassis sowie im Gehäuse. Preislich wurden wir uns schnell einig, für 30€ wechselte das Radio seinen Platz, hinein in den Kofferraum meiner Luxuslimo
Daheim angekommen wurde das Gerät zunächst einmal grob vom Staub der Jahrzehnte befreit, ein erster prüfender Blick.... - ohhh, gefühlte 1000 Papierkondensatoren müssen einfach raus und neu. Wie sehr ich damit richtig lag, bewies mir mein selbstgestrickter Isolationstester. Nicht ein einziger Kondensator war noch "dicht".
Nach dieser Kur spielte das Radio, sogar recht ordentlich! Respekt, was die Leute "drüben" auf den Markt gebracht haben, das braucht sich ganz gewiss nicht zu verstecken
Sooo, und nun sollte die "Metamorphose" beginnen. Mit diesem Projekt möchte ich nämlich beweisen, dass man mit ein wenig Talent und Geschick ein Radio durch den Umbau auf Fernsehröhren (0,3A Serienheizung) recht bemerkenswert leistungssteigern kann.
Die ursprüngliche Bestückung:
UCC85; UCH81; UF89; UBF89; UABC80; UL84; UM80
Als Gleichrichter war hier schon eine Siliziumdiode verbaut worden, vermutlich aber erst bei einer Reparatur. Damit war für mich das Gerät eh schon "verbastelt", hehehe
Als neue Röhrenbestückung sollte zum Einsatz kommen:
PCC85; ECH84; EF183; EF184; PABC80, PL508 - das Magische Fächer sollte beibehalten werden.
Begonnen wurde mit der Endstufe. Nach der Änderung auf eine Magnovalfassung und Neuberechnung des Kathodenwiderstandes hörte sich das schon sehr viel besser an. Die PL508 hat gegenüber der UL84 einfach "den längerem Atem". Impulsartige Spitzen werden jetzt bei größerer Lautstärke deutlich besser wiedergegeben. Die Kiste hat jetzt richtig "Bumms"...
Der ZF-Teil war das nächste Ziel. Mit zwei Spanngitterpenthoden sollte sich die Empfindlichkeit spürbar steigern lassen...
Mit der höheren Empfindlichkeit ging allerdings auch eine ungewollte Instabilität Richtung Selbsterregung einher. Das führte dazu, dass die zunächst angedachte EF184 in der zweiten ZF ebenfalls mit einer EF183 getauscht wurde. Als weitere Maßnahme verringerten größere Schirmgitterwiderstände die Schwingneigung. Da die Röhren andere Systemkapazitäten als die Originale aufweisen, musste der ZF-Zug auch noch komplett abgeglichen werden.
Die ECH84 wurde nach einem fehlgeschlagenen Versuch wieder in die Kiste zurück gelegt, aber eine ECH83 (ja, richtig gelesen) erwies sich als tauglich. Diese Röhre sollte ja für Autorradios entwickelt worden sein, ich finde die allerdings auch sehr oft in Fernsehgeräten in der Synchrontrennstufe. Und irgendwie benimmt sich die '83 auf dem RPG exakt wie eine '81. Seltsam, oder?
Nach einem kompletten Abgleich konnte ich mich zufrieden zurück lehnen. Die Kiste geht ja ab wie Schmids Katze...
Die nächste Herausforderung war das Netzteil. Das Gerät sollte keinesfalls ein Allströmer bleiben. Ein "richtiger" Netztrafo musste her. In der Bastelkiste fand sich eine adäquate Basis, die "nur" andere Sekundärwicklungen brauchte. Also, schnell einmal berechnet, was so gebraucht wird. Der Heizkreis wurde dazu ebenfalls etwas anders aufgeteilt.
Einen Netztrafo wickeln ist eine Arbeit für Jemanden, der "Vadda und Mudda erschlagen hat". Aber er sollte ja auch ordentlich ausschauen und gut dimensioniert sein. Nun begann der letzte Akt der Verwandlung...
Das Netzteil wurde schaltungstechnisch weitestgehend beibehalten, allerdings mussten Lade- und Siebelkos (alle noch in hervorragendem Zustand!), sowie die Siebwiderstände von ihrer Originalposition weichen, damit für den Trafo Platz geschaffen werden konnte. Ein kompletter Haltewinkel wurde dabei überflüssig und entfernt.
Nun konnte der Trafo am Chassis befestigt und verdrahtet werden. Der erste Test - ein Heiztest - verlief positiv, alle Heizspannungen erreichten die Sollwerte, bis hierher hat also die Berechnung schonmal gepasst...
Nun kam der Anodenspannungsgleichrichter ins Spiel. Die vorgefundene Si-Diode wurde nach Anbringen zweier zusätzlicher Lötösen am Trafo plaziert. Die Messung der Anodenspannung verlief dann wie erwartet, das Radio lebte voll auf.
Zu guter Letzt wurden Chassis und Gehäuse wieder miteinander "verheiratet".
Wer weiß? Vielleicht wird ja aus dem "Hässlichen Entlein" doch am Ende noch der wunderschöne Schwan... Dietmar??
die Idee spukte eigentlich schon seit längerer Zeit in meinen krausen Gehirnwindungen, aber nachdem nun 2500 NOS-Röhren - vorwiegend für die TV-Technik - zu mir fanden, reifte es langsam heran: "Das hässliche Entlein" - so der Projektname - sollte ein möglichst abgeranztes Radio sein, was eigentlich wegen des äußeren Zustandes niemand so recht haben möchte, ein Allerweltsgerät ohne nennenswerten Sammlerwert. Kosten sollte es auch nach Möglichkeit nicht viel, denn es sollte ja von vorn herein daran "gebastelt" werden bis die Heide wackelt, gegebenenfalls auch in der Schlachtkiste landen, falls das Projekt floppt.
Ach ja - die Puritaner mögen mir die nachfolgend dokumentierte Gewalttat an dem Radio bitte nachsehen. Es ist ja nicht kaputt - nur "anders" Wer das nicht verkraften sollte, dem empfehle ich jetzt einen anderen Sender....
Letzte Woche Sonntag in Münchweiler dann bei herrlichstem Wetter schlenderte ich über den Museumsflohmarkt und nahm zunächst einen SABA mit EL12-Endstufe ins Visier. Ganz nett - dachte ich mir so. Falls ich nichts Anderes finden sollte...
Dann aber stolperte ich fast über diesen Sonra "Erfurt II". Hmm, ein Allströmer, aber mit zwei ZF-Stufen und viel Platz auf dem Chassis sowie im Gehäuse. Preislich wurden wir uns schnell einig, für 30€ wechselte das Radio seinen Platz, hinein in den Kofferraum meiner Luxuslimo
Daheim angekommen wurde das Gerät zunächst einmal grob vom Staub der Jahrzehnte befreit, ein erster prüfender Blick.... - ohhh, gefühlte 1000 Papierkondensatoren müssen einfach raus und neu. Wie sehr ich damit richtig lag, bewies mir mein selbstgestrickter Isolationstester. Nicht ein einziger Kondensator war noch "dicht".
Nach dieser Kur spielte das Radio, sogar recht ordentlich! Respekt, was die Leute "drüben" auf den Markt gebracht haben, das braucht sich ganz gewiss nicht zu verstecken
Sooo, und nun sollte die "Metamorphose" beginnen. Mit diesem Projekt möchte ich nämlich beweisen, dass man mit ein wenig Talent und Geschick ein Radio durch den Umbau auf Fernsehröhren (0,3A Serienheizung) recht bemerkenswert leistungssteigern kann.
Die ursprüngliche Bestückung:
UCC85; UCH81; UF89; UBF89; UABC80; UL84; UM80
Als Gleichrichter war hier schon eine Siliziumdiode verbaut worden, vermutlich aber erst bei einer Reparatur. Damit war für mich das Gerät eh schon "verbastelt", hehehe
Als neue Röhrenbestückung sollte zum Einsatz kommen:
PCC85; ECH84; EF183; EF184; PABC80, PL508 - das Magische Fächer sollte beibehalten werden.
Begonnen wurde mit der Endstufe. Nach der Änderung auf eine Magnovalfassung und Neuberechnung des Kathodenwiderstandes hörte sich das schon sehr viel besser an. Die PL508 hat gegenüber der UL84 einfach "den längerem Atem". Impulsartige Spitzen werden jetzt bei größerer Lautstärke deutlich besser wiedergegeben. Die Kiste hat jetzt richtig "Bumms"...
Der ZF-Teil war das nächste Ziel. Mit zwei Spanngitterpenthoden sollte sich die Empfindlichkeit spürbar steigern lassen...
Mit der höheren Empfindlichkeit ging allerdings auch eine ungewollte Instabilität Richtung Selbsterregung einher. Das führte dazu, dass die zunächst angedachte EF184 in der zweiten ZF ebenfalls mit einer EF183 getauscht wurde. Als weitere Maßnahme verringerten größere Schirmgitterwiderstände die Schwingneigung. Da die Röhren andere Systemkapazitäten als die Originale aufweisen, musste der ZF-Zug auch noch komplett abgeglichen werden.
Die ECH84 wurde nach einem fehlgeschlagenen Versuch wieder in die Kiste zurück gelegt, aber eine ECH83 (ja, richtig gelesen) erwies sich als tauglich. Diese Röhre sollte ja für Autorradios entwickelt worden sein, ich finde die allerdings auch sehr oft in Fernsehgeräten in der Synchrontrennstufe. Und irgendwie benimmt sich die '83 auf dem RPG exakt wie eine '81. Seltsam, oder?
Nach einem kompletten Abgleich konnte ich mich zufrieden zurück lehnen. Die Kiste geht ja ab wie Schmids Katze...
Die nächste Herausforderung war das Netzteil. Das Gerät sollte keinesfalls ein Allströmer bleiben. Ein "richtiger" Netztrafo musste her. In der Bastelkiste fand sich eine adäquate Basis, die "nur" andere Sekundärwicklungen brauchte. Also, schnell einmal berechnet, was so gebraucht wird. Der Heizkreis wurde dazu ebenfalls etwas anders aufgeteilt.
Einen Netztrafo wickeln ist eine Arbeit für Jemanden, der "Vadda und Mudda erschlagen hat". Aber er sollte ja auch ordentlich ausschauen und gut dimensioniert sein. Nun begann der letzte Akt der Verwandlung...
Das Netzteil wurde schaltungstechnisch weitestgehend beibehalten, allerdings mussten Lade- und Siebelkos (alle noch in hervorragendem Zustand!), sowie die Siebwiderstände von ihrer Originalposition weichen, damit für den Trafo Platz geschaffen werden konnte. Ein kompletter Haltewinkel wurde dabei überflüssig und entfernt.
Nun konnte der Trafo am Chassis befestigt und verdrahtet werden. Der erste Test - ein Heiztest - verlief positiv, alle Heizspannungen erreichten die Sollwerte, bis hierher hat also die Berechnung schonmal gepasst...
Nun kam der Anodenspannungsgleichrichter ins Spiel. Die vorgefundene Si-Diode wurde nach Anbringen zweier zusätzlicher Lötösen am Trafo plaziert. Die Messung der Anodenspannung verlief dann wie erwartet, das Radio lebte voll auf.
Zu guter Letzt wurden Chassis und Gehäuse wieder miteinander "verheiratet".
Wer weiß? Vielleicht wird ja aus dem "Hässlichen Entlein" doch am Ende noch der wunderschöne Schwan... Dietmar??