Hallo Radiofreunde,
Der Leonardo funktioniert wieder! Ich hatte wohl das Glück ein besonders gut erhaltenes Exemplar bekommen zu haben. Der Eigentümer hatte ihn wohl viele Jahre nicht benutzt und zum Glück aufgehoben. Doch nun der Reihe nach. Als erstes habe ich das Chassis ausgenbaut und gereinigt
Chassis vorher
Chassis nach Reinigung mit Druckluft
Chassis von unten
Was auffällt ist wie servicefreundlich das Gerät gebaut ist. Nur zwei Schrauben halten das Chassis im Gehäuse und alle Verbindungen zu Lautsprecher, Bildröhre, Ablenkeinheit etc. sind gesteckt. Auch kann man das Chassis mit Bedienteil entnehmen. Wenn ich da an heutige Geräte denke wird mir schlecht...aber die sollen ja auch nicht repariert werden. Zu den Zeiten wo der Leonbardo verkauft wurde stellte solch ein Gerät noch eine Investition dar in die man auch mal eine Reparatur investieren konnte. Nicht wie heute wo es meist billiger ist ein neues Gerät zu kaufen...Aber ich schweife ab...
Als ich das Chassis ausgebaut hatte stellte ich fest, dass der 56nF "Malzbonbon" Kondensator C1 im Netzteil "aufgedunsen" war also erneuerte ich diesen mit einer 1250V Variante. Außerdem musste der Sicherungshalter ersetzt werden. Als nächstes habe ich die Elkos gemessen und stellte erstaunt fest, dass diese noch die aufgedruckte Kapazität und keine signifikanten Leckströme hatten. Also habe ich die erst mal nicht ersetzt. Mir fiel auf, dass im Vertikalteil schon einmal einige Kondensatoren gewechselt wurden. Wie sich herausstellen sollte wurden da falsche Werte verbaut aber dazu später.
Zunächst wollte ich wissen wie gut die Bildröhre noch war also habe ich für meinen µTracer eine "Kabelmimik" mit Kroko-Messtrippen gelötet um die Bildröhre damit zu messen. Ich habe das G1 (Wehnelt Zylinder) als Anode geschaltet und die Diodenstrecke Kathode-G1 mit 2-200V durchgemessen.
µTracer An Bildröhre
Schon bei ca. 150V ging der µTracer in die Begrenzung die auf einen Maximlastrom von 200mA eingestellt ist also reduzierte ich die maximale Spannung auf 120V. Dabei ergab sich ein Strom von 43mA. Ich habe zwar keinen Vergleich aber das schien mir recht gut.
Messwerte Bildröhre
Nach diesem positiven Ergebnis habe ich das nun saubere Chassis wieder eingebaut, alles wieder angeschlossen und als "Schutzlast" eine 800W Overheadglühlampe in serie zum Gerät geschaltet. Mit etwas Herzklopfen schaltete ich das Gerät ein - immerhin hatte es wahrscheinlich 20 oder mehr Jahre keinen Stromanschluß gesehen. Das Verbrauchsmessgerät zeigte anfänglich ca. 50-70W was wohl hauptsächlich durch die Heizung der Röhren verbraucht wurde. Dann stieg der Verbrauch langsam auf ca. 125W und ich hörte ich ein leises Rauschen und Brummen im Lausprecher aber der Bildschirm blieb zunächst dunkel. Ansonsten war das Gerät unauffällig -sprich kein Qualmen oder Knallen
. Ich konnte an der Anode der PL81 einen 2mm Funken ziehen also funktionierte die Hochspannung offensichtlich. Nun drehte ich am Hellikeitsregler und siehe da ein Raster wurde sichtbar. Jetzt schloss ich meinen Modulator (Kanal 4) an und schaltete am Tuner die Kanäle durch. Ton und ein durchlaufendes Bild waren auf K4 das Ergebnis. Allerdings konnte weder die Zeile noch die Vertikalsynchronisation das Bild synchronisieren.
Asynchrones Bild
Nun hatte ich im Laufe der Reinigungsarbeiten unten im Chassis einen Trimmer verstellt. Es war der Grundwert der Vertikalsynchronisation. Als ich diesen veränderte hatte ich schon mal Bildstand. Als nächstes drehte ich am Kern der Oszillartospule des Horizontaloszillators und hatte ein stehendes Bild! Die Geometrie war zwar erst einmal nicht perfekt aber das Ergebnis freute mich doch sehr.
Als Nächstes reinigte ich die Kontakte des Trommeltuners mit einem Radiergummi um beim Umschalten ein stabiles Signal zu erhalten. Das Gerät funktionierte nun schon recht gut und lief stabil. Nur die Vertikale Lienearität war nicht gut und das Poti für die Bildhöhe musste ich auf Anschlag stellen um die volle Bildhöhe zu erreichen. Netterweise hatte mir unser Mitglied "Herby" den Schaltplan für das Gerät geschickt - Dafür nochmal herzlichen Dank! Mit Hilfe des Plans stellte ich fest, dass einigen Kondensatoren im Vertikalteil wohl früher einmal erneuert aber falsche Werte eingesetzt wurden. So war für C114 und C116 jeweils 47nF eingebaut worden der richtige Wert sollte aber 56nF sein. Auch C115 hatte mit 22nF den falschen Wert hier sollte 10nF verbaut sein. Nachdem ich das korrigiert hatte ließ sich auch die Bildhöhe und Linearität gut einstellen.
Bild nach Einstellung
Ich werde das Gerät nun noch etwas probelaufen lassen und wenn es keine weiteren Fehler zeigt in meine Nostalgieecke integrieren. Ich bin schon fast enttäuscht, dass es so einfach zu reparieren war
Aber es freut mich ganz besonders dieses Geerät zu besitzen. In meiner Kindheit hatte ich in den 70er Jahren an einem Kurs für Radio und Fernsehreparatur teilgenommen und dort die Grundkenntnisse über Fernsehreparaturen erlernt. Im Praxisteil wurden uns an genau solch einem Gerät verschiedene Fehler gezeigt und wir mussten dann anhand des Schaltplanes versuchen die Bauteile zu bestimmen die für das Fehlerbild verantwortlich waren. Das Gerät war selbst in den 70ern schon alt. Nun habe ich das Glück gehabt noch einmal ein solches zu erwerben. Da stecken viele Erinnerungen drin.
In diesem Sinne wünsche ich allen hier viel Spaß mit diesem Hobby
Grüße
Semir