25.07.2015, 02:37
Hier möchte ich heute die Instandsetzung meiner Tonfunk Violetta Lyra vorstellen. Das Gerät hatte ich im Januar erworben und aufgrund anderer Projekte erst einmal zurückgestellt. Bisher war mir dieses Gerät kein Begriff aber als ich unser Forumsmitglied "Joba" (Michael) besuchte zeigte er mir u.a. dieses Radio mit dem außergewöhnlichen Design und nach etwas Feilschen wurden wir uns handelseinig - die Lyra landete in meinem Auto. Als ich dann das Gerät zum ersten Mal in der Werkstatt in Betrieb nahm Spielte es sehr leise aber immerhin es funktionierte.
Lyra auf der Werkbank
Nach einer Grundreinigung und dem Austausch der EM80 die fast tot war d.h. das Leuchtbild war nur bei absoluter Dunkelheit zu erkennen. ging es an die weitere Fehlersuche. Folgende Fehler waren als erstes zu beseitigen:
- Netzschalter funktionierte nicht. ein Schnurschalter war dafür in das Netzkabel einfügt worden. Das konnte ich natürlich nicht so lassen!
- Die Klangregelung verhielt sich seltsam. Wenn die Bässe verringert wurden fing das Gerät an im NF Bereich zu schwingen was sich als Pfeifen und Blubbern äußerte.
Das Ganze wurde nicht gerade einfacher durch die Tatsache, dass es zu diesem Gerät wohl 20 verschiedene Versionen und damit Schaltpläne gibt. Nachdem ich dank der Hilfe unseres Mitglieds Dietmar einen zumindest ähnlichen Plan bekommen hatte konnte ich den Fehler in der Klangregelung schnell finden. Im Rückkopplungszweig der gehörrichtigen Lautstärkeregelung war ein 5nF Kondensator statt am kalten Ende des Lautstärkepotis an dessen Schleifer angelötet worden.
Kondensator.jpg (Größe: 40,96 KB / Downloads: 266)
Falsch verdrahteter Kondensator
Das Gerät war auch an anderen Stellen schon mal "repariert" worden. Vermutlich hatte jemand das Poti ausgebaut um den Netzschalter zu reparieren und beim Wiedereinbau die Verdrahtung nicht mehr so genau im Kopf...
Der Netzschalter war eine harte Nuss. Da ich wenig Hoffnung hatte einen Ersatz kurzfristig zu bekommen entschloss ich mich einen Reparaturversuch zu wagen. Ich zerlegte den Schalter und stellte fest, dass ein Pilzförmiger Kontakt im Inneren fehlte.
Bild Fehlender Kontakt
Der Schalter ist zweipolig ausgeführt und wird durch herausziehen des Lautstärkereglers in die Stellung "Ein" gebracht. Durch diesen Vorgang schnappen im Schaltergehäuse zwei Kontaktträger nach vorn und schließen jeweils zwei kleine Lamellen kurz die außen mit den vier Lötfahnen des Netzschalters verbunden sind. Durch das Fehlen des einen Kontakts war natürlich keine Verbindung der Rechten zwei Lamellen möglich. Das Problem war nun solch einen Pilzförmigen Kontakt zu bekommen. Am Ende schlachtete ich einen anderen Schalter aus meinem Fundus und hatte zumindest nun das Basismaterial für die Kontakte. Mit etwas Nachbearbeitung per Schlüsselfeilensatz und Säge habe ich dann diese Nachbildung hin bekommen.
Neue Kontakte
Da der andere Kontakt auch schon recht wackelig war ersetzte ich beide wie im Bild zu sehen. Ein erster manueller Test war positiv beide Pole des Schalters waren nun in der Stellung "Ein" der Kontaktträger Verbunden. Nach etwas Frickelei und viel Gefluche meinerseits hatte ich das Biest endlich wieder zusammen puh!
Schaltergehäuse montiert, offen
Nun bekam die Lyra noch eine neue "Netzschnur" und ich konnte das Gerät zum ersten Mal mit einem satten "Klack" am Netzschalter in Betrieb nehmen.
Nun von diesem Erfolg beflügelt machte ich mich an das Problem des schlechten Empfangs. Was auffiel war, dass der Empfang auf der MWO Taste, also der Ortssendertaste wesentlich besser war als mit der normalen MW Taste. Ich vermutete eine verstimmte Vorkreisspule und so war es auch. das ganze Gerät schien irgendwie verstimmt zu sein nicht nur die Vorkreise auch die ZF Kreise waren verstellt. Ich vermute hier das Werk meiner Vorgänger...Nach einer längeren Abgleicharie war dann aber der Empfang sehr gut. Ich benutze hierzu als Signalgenerator eine Senderplatine von René aus Holland die ich auf verschiedene Frequenzen an den Bandenden im MW und LW Band einstellen kann.
Für den UKW ZF Teil habe ich mir einen kleinen 10,7Mhz Quarzgenrator gebaut. Damit ist sichergestellt, dass alle Kreise exakt auf 10,7Mhz stehen. Zusätzlich kann man den Genrator AM modulieren was beim Abgleich des Ratiodetektors hilft. Optimal ist hier wenn der AM Ton auf Minimum abgeglichen wird.
Als nächstes kam der UKW Tuner dran. Auch hier hatte offensichtlich jemand herum gebastelt und wahrscheinlich versucht den Frequenzbereich nach oben hin zu erweitern. Jedenfalls stimmte nichts! So war am unteren Ende der Skala die Empfangsfrequenz höher als in deren Mitte. Hier musste ich den Seilzug des Variometers nachstellen und im Tuner diverse Spulen und Trimmer neu justieren dann passte auch das. Eine große Hilfe bei der Feststellung der aktuellen Oszillatorfrequenz war mein "RF Explorer" ein kleiner Spektrumanalysator der wenn in die Nähe des Tuners gebracht die Oszillatorfrequenz als Peak anzeigt.
RF Explorer zeigt aktuelle UKW Oszillatorfrequenz
Bei dieser Gelegenheit habe ich auch die PC92 Modifikation getestet die ich hier an anderer Stelle beschrieben habe.
Damit war aber das Ganze noch nicht zu Ende denn der Elektrostat gab keinen Ton von sich. Also zerlegte ich diesen und stellte fest, dass der aus einer Art Schaumstoff bestehende Außenring der den Kontaktring auf die Membran drücken sollte zerbröselt war. Zum Glück fand ich einen passenden Gummiring den ich hier einsetzen konnte. Da die Membran selbst in Ordnung zu sein schien und die vergoldete Seite auch leitend war setzte ich den Hochtöner wieder zusammen. Anfänglich dachte ich schon, dass die Reparatur nichts gebracht hatte bis ich auf UKW schaltete da konnte ich nun die Höhen die das Teil abstrahlte deutlich wahrnehmen wenn auch nicht sehr laut aber das scheint ja normal zu sein.
Elektrostat offen
Neuer Gummi
Damit war das Gerät nun eigentlich fertig. Allerdings stellte ich ein relativ lautes Restbrummen fest das auch noch von der Stellung des Lautstärkereglers abhängig seine Klangfarbe änderte. Da die recht hochohmig ausgeführte NF Vorverstärkerstufe (Triode EABC80) mit einem ungeschirmten verdrillten Drähtepaar an das Lautstärkepoti angeschlossen ist und diese Konstruktion auch noch nicht allzu weit vom Netzschalter entfernt geführt wird entschloss ich mich die verdrillten Drähte durch eine richtige abgeschirmte Leitung zu ersetzen.
Verdrillte Leitung
das brachte eine große Verbesserung. Ein Restbrummen bei voll zugedrehtem Lautstärkeregler konnte ich durch hinzufügen eines 120µF Ladeelkos beseitigen. mit dem noch intakten 50µF Elko sind das nun 170µF damit war Ruhe.
Den Selengleichrichter habe ich Sicherheitshalber auch noch durch eine Siliziumbrücke + Widerstand ersetzt, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass der so oder so nach einigen Wochen den Geist aufgegeben hätte.
Damit war das Gerät nun fertig und hat einen Platz im Wohnzimmer bekommen.
Viele Grüße
Semir
Lyra auf der Werkbank
Nach einer Grundreinigung und dem Austausch der EM80 die fast tot war d.h. das Leuchtbild war nur bei absoluter Dunkelheit zu erkennen. ging es an die weitere Fehlersuche. Folgende Fehler waren als erstes zu beseitigen:
- Netzschalter funktionierte nicht. ein Schnurschalter war dafür in das Netzkabel einfügt worden. Das konnte ich natürlich nicht so lassen!
- Die Klangregelung verhielt sich seltsam. Wenn die Bässe verringert wurden fing das Gerät an im NF Bereich zu schwingen was sich als Pfeifen und Blubbern äußerte.
Das Ganze wurde nicht gerade einfacher durch die Tatsache, dass es zu diesem Gerät wohl 20 verschiedene Versionen und damit Schaltpläne gibt. Nachdem ich dank der Hilfe unseres Mitglieds Dietmar einen zumindest ähnlichen Plan bekommen hatte konnte ich den Fehler in der Klangregelung schnell finden. Im Rückkopplungszweig der gehörrichtigen Lautstärkeregelung war ein 5nF Kondensator statt am kalten Ende des Lautstärkepotis an dessen Schleifer angelötet worden.
Kondensator.jpg (Größe: 40,96 KB / Downloads: 266)
Falsch verdrahteter Kondensator
Das Gerät war auch an anderen Stellen schon mal "repariert" worden. Vermutlich hatte jemand das Poti ausgebaut um den Netzschalter zu reparieren und beim Wiedereinbau die Verdrahtung nicht mehr so genau im Kopf...
Der Netzschalter war eine harte Nuss. Da ich wenig Hoffnung hatte einen Ersatz kurzfristig zu bekommen entschloss ich mich einen Reparaturversuch zu wagen. Ich zerlegte den Schalter und stellte fest, dass ein Pilzförmiger Kontakt im Inneren fehlte.
Bild Fehlender Kontakt
Der Schalter ist zweipolig ausgeführt und wird durch herausziehen des Lautstärkereglers in die Stellung "Ein" gebracht. Durch diesen Vorgang schnappen im Schaltergehäuse zwei Kontaktträger nach vorn und schließen jeweils zwei kleine Lamellen kurz die außen mit den vier Lötfahnen des Netzschalters verbunden sind. Durch das Fehlen des einen Kontakts war natürlich keine Verbindung der Rechten zwei Lamellen möglich. Das Problem war nun solch einen Pilzförmigen Kontakt zu bekommen. Am Ende schlachtete ich einen anderen Schalter aus meinem Fundus und hatte zumindest nun das Basismaterial für die Kontakte. Mit etwas Nachbearbeitung per Schlüsselfeilensatz und Säge habe ich dann diese Nachbildung hin bekommen.
Neue Kontakte
Da der andere Kontakt auch schon recht wackelig war ersetzte ich beide wie im Bild zu sehen. Ein erster manueller Test war positiv beide Pole des Schalters waren nun in der Stellung "Ein" der Kontaktträger Verbunden. Nach etwas Frickelei und viel Gefluche meinerseits hatte ich das Biest endlich wieder zusammen puh!
Schaltergehäuse montiert, offen
Nun bekam die Lyra noch eine neue "Netzschnur" und ich konnte das Gerät zum ersten Mal mit einem satten "Klack" am Netzschalter in Betrieb nehmen.
Nun von diesem Erfolg beflügelt machte ich mich an das Problem des schlechten Empfangs. Was auffiel war, dass der Empfang auf der MWO Taste, also der Ortssendertaste wesentlich besser war als mit der normalen MW Taste. Ich vermutete eine verstimmte Vorkreisspule und so war es auch. das ganze Gerät schien irgendwie verstimmt zu sein nicht nur die Vorkreise auch die ZF Kreise waren verstellt. Ich vermute hier das Werk meiner Vorgänger...Nach einer längeren Abgleicharie war dann aber der Empfang sehr gut. Ich benutze hierzu als Signalgenerator eine Senderplatine von René aus Holland die ich auf verschiedene Frequenzen an den Bandenden im MW und LW Band einstellen kann.
Für den UKW ZF Teil habe ich mir einen kleinen 10,7Mhz Quarzgenrator gebaut. Damit ist sichergestellt, dass alle Kreise exakt auf 10,7Mhz stehen. Zusätzlich kann man den Genrator AM modulieren was beim Abgleich des Ratiodetektors hilft. Optimal ist hier wenn der AM Ton auf Minimum abgeglichen wird.
Als nächstes kam der UKW Tuner dran. Auch hier hatte offensichtlich jemand herum gebastelt und wahrscheinlich versucht den Frequenzbereich nach oben hin zu erweitern. Jedenfalls stimmte nichts! So war am unteren Ende der Skala die Empfangsfrequenz höher als in deren Mitte. Hier musste ich den Seilzug des Variometers nachstellen und im Tuner diverse Spulen und Trimmer neu justieren dann passte auch das. Eine große Hilfe bei der Feststellung der aktuellen Oszillatorfrequenz war mein "RF Explorer" ein kleiner Spektrumanalysator der wenn in die Nähe des Tuners gebracht die Oszillatorfrequenz als Peak anzeigt.
RF Explorer zeigt aktuelle UKW Oszillatorfrequenz
Bei dieser Gelegenheit habe ich auch die PC92 Modifikation getestet die ich hier an anderer Stelle beschrieben habe.
Damit war aber das Ganze noch nicht zu Ende denn der Elektrostat gab keinen Ton von sich. Also zerlegte ich diesen und stellte fest, dass der aus einer Art Schaumstoff bestehende Außenring der den Kontaktring auf die Membran drücken sollte zerbröselt war. Zum Glück fand ich einen passenden Gummiring den ich hier einsetzen konnte. Da die Membran selbst in Ordnung zu sein schien und die vergoldete Seite auch leitend war setzte ich den Hochtöner wieder zusammen. Anfänglich dachte ich schon, dass die Reparatur nichts gebracht hatte bis ich auf UKW schaltete da konnte ich nun die Höhen die das Teil abstrahlte deutlich wahrnehmen wenn auch nicht sehr laut aber das scheint ja normal zu sein.
Elektrostat offen
Neuer Gummi
Damit war das Gerät nun eigentlich fertig. Allerdings stellte ich ein relativ lautes Restbrummen fest das auch noch von der Stellung des Lautstärkereglers abhängig seine Klangfarbe änderte. Da die recht hochohmig ausgeführte NF Vorverstärkerstufe (Triode EABC80) mit einem ungeschirmten verdrillten Drähtepaar an das Lautstärkepoti angeschlossen ist und diese Konstruktion auch noch nicht allzu weit vom Netzschalter entfernt geführt wird entschloss ich mich die verdrillten Drähte durch eine richtige abgeschirmte Leitung zu ersetzen.
Verdrillte Leitung
das brachte eine große Verbesserung. Ein Restbrummen bei voll zugedrehtem Lautstärkeregler konnte ich durch hinzufügen eines 120µF Ladeelkos beseitigen. mit dem noch intakten 50µF Elko sind das nun 170µF damit war Ruhe.
Den Selengleichrichter habe ich Sicherheitshalber auch noch durch eine Siliziumbrücke + Widerstand ersetzt, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass der so oder so nach einigen Wochen den Geist aufgegeben hätte.
Damit war das Gerät nun fertig und hat einen Platz im Wohnzimmer bekommen.
Viele Grüße
Semir