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Grundig Heinzelmann 126W EF6/EL8
#1
Hallo,

ich zeige Euch hier ein Gerät aus der Grundig Heinzelmann Serie:

Wie viele Geräte aus dieser bewegten Zeit, musste er wohl einiges mitmachen(siehe Photos):
-Es wurden an der Seite zwei Telefonbuchsen eingeschraubt, aber nirgends angeschlossen.
-Vorne ist ein Riss im ansonsten glänzenden Bakelit. Ich denke, wenn man den richtet und passgenau klebt, anschliessend mit schwarzem, harten Wachs beipoliert, sollte der nahezu verschwinden.
-Es wurde ein modernes Netzkabel eingebaut, habe ihn aber dennoch nicht getestet.

Viele Grüsse,
Jean

   

   

   

   

   

PS:Wenn jemand noch Bergwanderpunkte braucht, kann er die Bilder gerne nach PN an mich(damit es nicht mehrere machen) andernorts hochladen.
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#2
Hallo Jean, hallo die Leser.
Als Oldie bin ich an zwei Museen im Vorstand der Fördervereine und in der ex GRUNDIG Lage in Fürth so quasi der Chef (redakteur)Techniker.
Da hatte ich schon oft zu den Heinzelmaennern was geschrieben.
Der Chef von Museum Schloss Brunn, Ludwig Schroll ist ein Freund aus gemeinsamen Tagen(1951) bei GRUNDIG.
Der hat mir einen bekannte Tatsache zum 126W als Dokument ueberlassen.
zum Dank an Jean und Anton, spende ich hier den Text.
===============================================
Dokumentation
Die Firma Grundig stellte in den Jahren Mitte 1948 bis Mitte 1950 das Gerät „Heinzelmann 126“ her. Dabei gab es einige Varianten in Bezug auf Röhrenbestückung und Gehäusematerial.
Die erste Serie wurde mit einem, im Radiobau vor- und nachher nie mehr verwendeten Material hergestellt: Ein Drahtnetz das von einer Gips- Latexmischung überzogen wurde.
Mit Beginn des Jahres 1949 wurde dann das Gehäuse in Pressstoff hergestellt.
Ein Zeitzeuge berichtete mir am 16.12.1997, wie er an der Produktion dieser außergewöhnlichen Gehäusekonstruktion mit gearbeitet hat.
Hier sein Bericht:

Im Sommer 1948 ging ich zur Fa. Rudolf (es waren 3 Besitzer) in Schmachtenberg bei Zeil am Main. Die Fa. beschäftigte ca. 20 Personen und stellte Radio- Gehäuse für den Grundig- Heinzelmann 126 her. In 2 Schichten zu je 12 Stunden wurden als erstes das Drahtgerüst geformt und geschweißt.

Aus 2 oder 3 mm Eisendraht wurde das Gitter mit einer Schablone geschweißt. Dann wurden die genauen Maße mit der Schlagschere hergestellt. Über eine Spindelpresse bogen wir, wieder über Schablonen, die gewünschte Form.
Der fertige Käfig kam nun in eine Form, die aus 2 Teilen bestand (man musste das fertige Teil ja wieder heraus nehmen können. Als Fixierpunkte dienten die Winkel für die Rückwandschrauben.

Jetzt konnte die Spezialmischung eingegossen werden.
Die Mischung:
1. Gips (kam in Säcken von Fa. Knauf)
2. Latexmilch. Diese genaue Mischung war Betriebsgeheimnis!
Sie wurde von den Besitzern aus der Ostzone mitgebracht
Nun wurde die sehr dünnflüssige Mischung in die vorbereitete Form gegossen werden.



Nach der ersten Trocknung konnte das Gehäuse aus der Form entnommen werden und in einen Trockenraum gebracht werden. Danach kam es in einen Brennofen. Nach der Aushärtung wurde alles gründlich gereinigt und nachbearbeitet.
Jetzt wurde es mit Schrumpflack besprüht und kam dann in eine Wärmekabine, damit der Lack schrumpfte.
Am Schluss wurde das Typenzeichen „Heinzelmann“ angebracht und konnte dann zum Versand gebracht werden. Ob es mit Bahn oder LKW verschickt wurde, weiß ich nicht mehr.

Ende 1949 war dann Schluss mit der Produktion. Die Fa. Grundig verwendete andere Gehäuse. Die Besitzer der Fa, Rudolf schlossen die Firma und sind möglicherweise wieder in die Zone zurück gegangen.

Der Zeitzeuge:
xxxxxxxxxxxx
yyyyyyyyyyyy

Das Gespräch wurde auf MC aufgezeichnet
16.12.1997
Ludwig Schroll
Museumsleiter Rundfunkmuseum Schloss Brunn
============================================
Hans M. Knoll, alias mike jordan
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#3
Hallo mike jordan,

das ist hochinteressant, vielen Dank für die Insider-Informationen aus dieser bewegten Zeit.
Ich hatte mich bei dem o.g. Gerät schon über die, für normales Bakelit, etwas unübliche Bruchstelle und -Form gewundert.

Werde den Heinzelmann bestmöglich verpacken, damit nicht noch mehr zerbricht. Es könnte also ein sehr grosser Karton ankommen.

Herzliche Grüsse,
Jean
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#4
Hallo Jean.

Dein Modell ist schon Bakelit aus Troisdorf (Dynamit)
Das Gips -Modell gibt es im Rundfunk-Museum Schloss Brunn.
Auch in Rmorg. hat sich einer mal gewundert, der hat mich aber einst beleidigt. Daher steht dort nichts!

mike
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#5
Hallo mike,

zweifellos ist es Bakelit und hat auch kein Drahtgerüst, aber dennoch kommt es mir so vor, als ob es eine andere Mischung/Zusammensetzung wäre, da es sich einfach anders anfühlt als z.B. bei VEs, Schaub-Pirol, Mendes, Emuds. Irgendwie fragiler, brüchiger und dennoch sehr glänzend.

Viele Grüsse,
Jean
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#6
Hallo Jean.

das kann aber schon so sein, da weis ich auch nichts dazu.
Bauteile der Lichttechnik, Dosen, Schaltern, Stecker, oder Haushaltsgeraete, habe auch kein "VE -Bakelit"

mike
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#7
Dankeschön Hans, tolle, historische Geschichte! Ich lasse sie erstmal hier stehen, damit der Zusammenhang noch für andere Mitglieder lesbar ist. Nach Abschluss der Weihnachtsverkaufsaktion wird dieser Bereich ins Archiv verschoben. Vorher werde ich dann den Text aber nach "Historie von Herstellern..." verschieben. Dann bleibt er im Forum weiterhin auffindbar.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#8
Ja die alten Recken, immer wieder eine schöne Geschichte auf dem Neumodischen Kram. Danke Hans. Viel Vergnügen mit dem Heinzelmann der doch bestimmt ins Museum geht.....
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#9
Hallo Ihr Guten, Hallo Hans (Mike) Smile

Jeden Tag kann ich hier derzeit nur staunen, über die interessanten Geräte, und heute über Deinen
spannenden Bericht. Daß es solchen Werkstoff (Drahtgeflecht, Gips, Latexmilch, Schrumpf~Lack usw.)
überhaupt gibt (gab), wußte ich bis heute nicht einmal Exclamation

Vielen Dank für diese Bereicherung Thumbs_up
von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#10
Habe diesen Beitrag aus der Weihnachtsaktion herausgelöst und nach Gerätevorstellungen verschoben. Wäre schade um die Bilder und natürlich um den tollen Text von Hans, wenns komplett im Archiv landen würde. Beiträge, die sich um die Verkaufsaktion drehten, habe ich herausgenommen.
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#11
Hallo Freunde.

Der Heinzelmann 126W ist nun fast an seinem Entstehungsort, Fürth in Bay., angekommen
Es macht mich nach so vielen Jahren echt froh ihn bei mir zu haben.
Er bleibt da zuerst einmal.

Schwierigkeiten musste er keine ueberwinden.
Unser Freund Jean hat ihn so verpackt, dass er einen Flug zum Mond und eine harte Landung dort ueberstanden haette. Jean ist eben nicht nur genau wenn es um den guten Ton in Foren geht, er hat das Radio mit soviel Vorsorge verpackt, dass ich das hier mitteilen muss.

Der Willi aus Berlin wuerde sagen: jetzt ist beisammen was zusammen (gehört) sein sollte.
Gruss und ein dickes Dankeschoen an den Jean aus Berlin.
mike

Hier nach die Original Schaltung:

[attachment=2000]
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#12
Einen besseren "Pfleger" hätte der Heinzelmann wohl kaum bekommen können Hans, gut dass er auch bei Dir wohlbehalten gelandet ist.
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Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
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#13
Hallo mike,

vielen Dank für das Lob! Ich bin wirklich froh, dass der Heinzelmann erstens bei Dir und zweitens gut angekommen ist.

Herzliche Grüsse aus Berlin,
Jean
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