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Blaupunkt Super 4LWP
#1
Hallo Radiofreunde

Nun nerv ich Euch wieder mit Blaupunkt Smiley34

Vor gar nicht langer Zeit habe ich den Blaupunkt Super 4 LWH vorgestellt. In dem Bericht erwähnte ich auch den 4 LWP, den ich ja in die Schmollecke gestellt hatte. Ein Kurzschluß, den ich fälschlicherweise mir unterstellte, war Ursache, das ich da zunächst eine Pause machte. Ein weiteres Chassis, noch besser erhalten, bot sich an für die Reparatur. Da sind nun die Röhren verwendet worden und andere diverse Bauteile. Nun bekommt man ja, wenn man sich intensiv mit solchen Modellen auseinandersetzt, neue Erkenntnisse und dieser Kurzschluß hatte es in sich! Er zog mit um in das andere Chassis! Ursache war die RES 964, die einen defekt zwischen Anode und Kathode hatte, die Kontaktdrähte innen kamen wohl bei erwärmen zusammen. Das trat nur sporadisch auf! Ursache kann man nur vermuten, evtl. Unsanft behandelt / oder runtergefallen. Die Röhre täuschte mich noch ein zweites mal, ehe ich das bemerkte. Eine Zeitlang funktionierte sie wieder, bis während der weiteren Arbeiten dann ein Widerstand am Gitter abbrannte.
Nun ist es bei dem 4 LWP gut ausgegangen und ich bremse mich, hier wieder so einen ausführlichen Bericht zu schreiben. Wichtig erscheint mir aber auch, auf die Problematik bei solch alten Radios mit solch einer Röhrenbestückung hin zu weisen. Mir, als nicht so erfahrenen Bastler war die Bauart der RENS Röhren nicht vertraut. Es gab dann noch eine Röhre, die mit Unschönen Eigenschfaften verblüffte. Im Verlauf der Reparatur beim 4LWH wurde ja schon von einigen Lesern das Problem mit einigen Röhren angesprochen, leider war ich da schon in die Falle getappt. Lassen wir es dabei!
Das wichtigste über die Super 4 Modelle ist im Bericht des LWH beschrieben,
deshalb wird es hier nur eine Vorstellung des Radios geben. Auch die technischen Angaben wiederhole ich nicht, sie sind sich wirklich ähnlich und unterscheiden sich nur am Drehkondensator und im Spulenbereich geringfügig. Wichtige und äußerst schwierig zu findende Defekte versuche ich bei den Fotos zu erklären und auch hier wird mich wieder eine weitere, auf dem Prüfgerät als gut geprüfte Röhre herausfordern, wie ich vorher ja schon erwähnte!

   
Der Blaupunkt Super 4 LWP Bakelit Gehäuse in sehr schönen Zustand. Solche Radios sind Zeitzeugen.

   
Staub, umgebaute Röhren usw. Einge der Röhren sind aber defekt, auch die RES 964, die hier zu sehen ist. Das der Ersatz auch defekt war, ahnte ich noch nicht. Auch die RENS 1224 und die RENS 1254 betrachtete ich als nicht verwendbar, da die Abschirmung fehlte. Aber auch hier lernte ich wieder aus der Praxis in meiner kleinen Werkstatt und den Versuchen.

   
Das Chassis von unten. Enge wie beim 4LWH, aber diese Bauart ist mir nun vertraut. Da tummeln sich noch weitere ähnlich verbaute Blaupunkt in meinem Besitz. Für die Arbeiten an der Schaltung muß man sich Platz schaffen und diverse Bauteile vorher entfernen. Das ist zwar umständlich, aber ich bin ja nicht auf der Flucht und außerdem lernt man bei diesen alten Modellen sehr gut von der Technik.

   
Markante Bauteile: Lautsprecher nicht Original. Elko fehlt. Und der Lautstärkeregler droht mit Rost und funktionierte überhaupt nicht, wie sich später zeigte. Bei dem anderen Chassis ist dieser ersetzt worden durch einen modernen Poti, der auch nicht korrekt angeschlossen war. Der rostige häßliche Lautstärke Regler machte dann auch etwas Arbeit. Das einige Kabel jenseits von allem Guten waren, erkennt man auch.

   
Das Elko Gehäuse aus dem anderen Chassis ist mir ganz lieb. Dieser kommt hier zum Einsatz, ein Boschgehäuse im Zeitgenössischen Look.

   
So kann es aussehen! Das Gehäuse wurde vom Vorbesitzer ausgehöhlt, Der aufgetrennte Rand ist im eingebauten Zustand nicht mehr zu sehen. Innen wird ein Becherelko verbaut.

   
Die Blockkondensatoren werden befüllt. Zwei sind verbaut, einer davon ist auf einer Platte vernietet.
   
   
   
Blöcke und Elko sind im Chassis, neue farbige Textilkabel passen ganz gut zu dem alten Radio.
   
Die Trimmkondensatoren auf den Bandfiltern sind alle OK
Klangregler defekt und Lautstärke Poti ist auch defekt, wäre nicht einer der Lötkontakte lose gewesen, so hätte ich wieder gesucht, bei evtl. Störungen im Probebetrieb. So konnte ich gleich vorweg den Regler reparieren. Dieser war schon einmal zerlegt worden, jedoch hat der Vorbesitzer sich keine Mühe gemacht, die Bauteile auch ordentlich zu reparieren. An den sich auflösenden Nietverbindungen ist er gescheitert. Das Chassis bleibt so wie es vorgefunden. Der Schmutz wird entfernt und mehr wird nicht an der Oberfläche gemacht.

   
Aus einem anderen Schlachtechassis übernahm ich einige Bauteile, wie die Pertinaxplatten mit den Kontakten und den besser erhaltenen Schleiferbahnen. Die Schleifer selbst bastelte ich mir aus Graphitminen. Es funktioniert, sicherlich nicht so haltbar wie die Originalschleifer. Auch der Tonregler aus dem Schlachtchassis fand Verwendung.

   
Erste Probe mit Original Lautsprecher! Aber dieser gab nur noch verzerrte Töne von sich und wurde durch einen sehr guten aus meinem Lager ersetzt. Ursache hier: Vom Vorbesitzer verspannt eingeklebte Membrane, die zudem auch noch Falten hat. Ich hoffe, das mein Freund Andreas mir bei dem Lautsprecher helfen kann. Solche Originalstücke möchte ich erhalten.

   
So sieht es schon besser aus, dieser hier ist auch vom Klang ausgezeichnet.

   
Die Kondensatoren sind alle erneuert worden. Auch einige Widerstände sträubten sich ihren Dienst auszuführen. Aber diese hier mit den Kappen sind ohnehin mit Vorsicht zu genießen. Außerdem waren wie so oft, Widerstände mit 2-4W ersetzt worden, obwohl 0,5W völlig genügten und die Schaltung dadurch auch wieder übersichtlicher wurde.

   
Die RES 964,der Übeltäter! Auf dem Detailfoto sieht man wie die Kontakte aneinander kuscheln. Fehler Kathode-Anode zeigt das Funke. Während des Probebetriebs, der nun schon einige Zeit stattfand, brannte schlagartig der Gitterwiderstand ab. Wie gesagt, das Radio lief schon einige Stunden zufriedenstellend.

Der erste Probebetrieb war eigentlich gut, aber die Kw war sehr leise und Lw überhaupt nicht zu empfangen. Auf Mw stellte das Radio ab 1250 Khz den Betrieb ein. Ursache war hier nach langer Sucherei und Rätseln die RENS 1224. Als ich aus einem funktionierenden Radio eine Röhre nahm, war zufriedenstellender Empfang vorhanden. Die RENS1224 hatte im Funke gute Werte, aber im Betrieb versagte sie, glaubte ich! Also bei Störungen wie dieser hier, ruhig mal die Röhren auswechseln. Manchmal sind die einfachsten Dinge Schuld, das ein Radio nicht funktioniert. Mit der RENS 1224 habe ich das Radio abgeglichen, aber diese Arbeit wiederhole ich noch mal, wenn ich die neue Röhre gesteckt habe. Es wird in den Werksunterlagen auch immer wieder darauf hingewiesen, den Abgleich zu prüfen. Übrigens findet man bei Blaupunkt hier den Hinweis zuerst den Gleichlauf zu überprüfen, erst dann die ZF. Eine Vorgehensweise, die nicht üblich ist. Die genaue Beschreibung steht hier in den Original Blaupunkt Unterlagen:
   
   
Hier möchte ich mich auch bei Jupp bedanken, der mich mit diesen Unterlagen versorgt hat. Vielen Dank, lieber Jupp Smiley20



Vorher galt es aber einige weitere Störungen zu beseitigen.
Die Spannungen sind teilweise zu hoch, hier muß man die Ursachen suchen und evtl. auch mal einen Widerstand erhöhen, wenn man Sicher sein will. Allgemein reduzierte ich die Spannung durch eine nicht so gute Gleichrichterröhre, das brachte schon etwas. Wie beim 4LWH war auch hier die Anodenspannung der RENS1254 immer noch zu hoch, diese begrenzte ich nun mit einem höheren Widerstand. Das ist zwar nicht die feine Art, aber bevor ich mir die Röhre zerschieße, löse ich das lieber so. Die vom Werk in einer Liste angegebenen Werte sind nun erreicht.

   
Die neue RENS 1224 in sehr schöner Telefunken Verpackung.

   
Das Chassis vor seinen letzten Arbeiten. "Für Andreas" schau mal auf das Chassis rechts. Erkennst Du es? Richtig der Telefunken 543WL U-Bahn etwas Abwechslung brauche ich auch und arbeite Smiley47 gern mal nebenbei auch an einem weiteren Projekt. Dazu demnächst mehr!

   
Hier habe ich zwei Neue Röhren in Probe. Aber das der Empfänger auch mit schlechteren Röhren enorme Empfangsstärke zeigt, überrascht mich. Allerdings verabscheute das Radio auch die neue RENS 1224 und wieder brach der MW Empfang bei 1250 kHz ab. Aber schön sieht so eine Röhrenansammlung aus. Aber es nutzt nichts! Wieder kam die schmudelige RENS 1224 aus dem anderen Blaupunkt zum Einsatz.
Nun nochmals den Abgleich, und vorher noch mal probieren, wie sich eine andere 1224 in dem Blaupunkt macht. Das ist schon interessant! In einem weiteren Blaupunkt, der auch die 1224 hat, funktioniert die auffällige 1224 und auch die Neue! Die Denkaufgabe lasse ich mal im Raum stehen, für alle, die es interessiert und das lesen. Warum geht in dem 4LWP die Röhre nicht, also nur bis 1250kHz in einem anderen aber! Und warum funktioniert die aus dem anderen hier ohne Mucken? Eine weitere, die ich schon fast am Entsorgen war, Abschirmung fehlt völlig, Werte auch nicht mehr schön! Hier im 4WLP funktioniert sie Anstandslos. Verstehe einer die Röhrenwelt!!
Ja und leider , wie bei so vielen älteren Radios, ist hier auch der Wellenschalter nicht in Ordnung. Ich versuche zwar noch mal die Kontakte zu reinigen, aber es liegt daran, das von der Lagerung des Schalters die Aufhängung lose ist. Diese ist genietet und da kommt man nicht rann. Dazu müßte der gesamte Bereich mit den Spulen ausgebaut werden. Vielleicht kann ich das anders lösen, mit einer Führung an dem Wellenschalterknopf. Eine Reinigung mit harter Pappe brachte schon ein mal etwas Erfolg.

   
Nun wo das Chassis wieder im Gehäuse ist, probiere ich doch einige weitere Röhren aus meinen Bestand. Selbst sehr schlechte Röhren gehen ihrer Aufgabe nach und wieder bin ich verblüfft, das die laut Funke mieseste RENS 1224 funktioniert.

   
He, der macht Richtig Spaß! Seit der Wellenschalter nun auch ohne Mucken funktioniert, kann man auch auf der Kurzwelle den Sendern lauschen. Zwar ist die Empfangsleistung nicht so drall, wie bei einem moderneren Blaupunkt, aber mit dem Super 4LWH kann er mithalten.

   
Mit Polieröl nach gründlicher Reinigung, frische ich Bakelit auf. Der Schallwandstoff ist Original und gereinigt.

   
Reichlich Ausbeute an Bauteilen. Erstaunlich war nur der Totalausfall der RES964, bei den Kondensatoren wundert mich so etwas nicht.

Nun ist es doch wieder ein langer Bericht geworden. Aber es ist nur ein Teil
Wink

Ich werde mich aber bessern - versprochen
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#2
(03.12.2015, 00:01)Radionar schrieb: Nun ist es doch wieder ein langer Bericht geworden. Aber es ist nur ein Teil
Wink

Ich werde mich aber bessern - versprochen

Bloß nicht, ist doch perfekt so!
Zu der RES: Wie "fett" ist denn die Berührung bei den Anschlußdrähten? Kann man die vielleicht "freibrennen"? (Einfach mal "Dampf" aus nem Netzteil nur auf Anode und Kathode und hoffen, daß es den Kurzschluss wegbrennt?) Wenn die Röhre ansonsten ohnehin in der Tonne landet...
Gruß,
Uli
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#3
Hallo Detlef,

ja, wieder mal schön dokumentiert. Irgendwie bewundere ich Dich mit den vielen Bildern. Bei mir ist es leider immer wieder so. Ich knie mich genauso rein und dann vergesse ich natürlich wieder die Fotos. Eigentlich schade. Ich hatte dieses Gerät seinerzeit auch mal. Wenn dort der Abgleich gut gemacht wurde, dann ist das trotz seiner Größe recht leistungsfähig. Auch den Lautsprecher dieses Gerätes habe ich seinerzeit komplett überholen müssen. Bei Deinem nächsten Besuch bringst Du mir mal den klirrenden Schreihals mit. Dann überhole ich den komplett.
Na, dann sind wir ja irgendwann mal auf den Telefunken 543 gespannt. Ich sage nur: Sehr schönes Radio. Der Blaupunkt genau wie der Telefunken.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Sehr schöner Bericht, Detlef, und nach meinem Dafürhalten auch überhaupt nicht zu lang geworden. Smiley32

Zu den Röhren.

Ich schrieb es schon in anderen Beiträgen und es bestärkt mich, dass Du nun am "lebenden Objekt" die Erfahrungen bestätigst, die ich ebenfalls in der Vergangenheit machte:

- Röhren wie RENS 1214, 1264, 1274 sind Übergangsmodelle, die nur kurz verbaut wurden und deren rasche Weiterentwicklung zu den "solideren" RENS1284 und 1294 Rückschlüsse gestattet. Dito für die RENS 1234 und 1254.

- die RENS 1224 spielt dabei eine besonders unglückliche Rolle, da sie unausgereift auf den Markt kam (nachlesbar bei rm.org)

- Doppelt unglücklich gestaltet es sich, wenn diese Röhren nun in frühen Supern eingesetzt sind, da diese Super selbst oft noch nicht konstruktiv gereift waren.

In Folge hat man also "sensible" Geräte, die bereits im Neuzustand mitunter kritisch waren. Ein Musterbeispiel hierfür ist der Telefunken NAUEN, dem sehr bald nach Markteinführung bereits der Hinweis mitgegeben wurde, nicht beherschbares Schwingverhalten (hier ist nicht der Sender LUXEMBURG gemeint) durch Wechsel der beiden RENS 1264 oder mittels Ausprobieren (!!) anderer RENS1264 beizukommen. Dazu gibt es einen Artikel, ich meine in der damaligen Funkschau.

Konkret, und nun bezogen auf Deine Erfahrungen mit den hier vorgestellten Blaupunkts heißt dies:

- Röhren dieser Gattungen niemals entsorgen, egal welche vermeintlich schlechten RPG-Messergebnisse sie zeigen, denn sie könnten trotzdem in einem anderen Gerät (und nur dort) hervorragend funktionieren (Totalschäden natürlich ausgenommen).

- Besonderes Augenmerk ist der Abschirmung dieser Röhren beizumessen.

- Ebenfalls ist die Lötverbindung in der Röhrenkappe zu überprüfen, das betrifft alle von mir oben genannten Röhren. Es gibt auch bei den Bakelitkappen konstruktiv unterschiedliche Ausführungen.

Man kommt also nicht umhin, sich einen gewissen Bestand dieser Röhren zuzulegen, wenn frühe Super wieder alltagstauglich spielbereit gemacht werden sollen (schwierig, ich weiß).
Das sind zumindest meine über mehr als 30 Jahre gesammelten Praxiserfahrungen.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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