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Mende 151WL Gerätevorstellung/Restauration
#1
So, nachdem ich mich in Mark's MS225er Thema so breit gemacht habe, möchte ich nun auch mein Gerät vorstellen. Meine Freude ist groß, sogar sehr groß, warum, dazu muss ich ein wenig ausholen. Es geht nun um meine ominöse Sammlung und als ich diese bekam, war eben auch der Mende dabei. Leider sah dieser gar nicht mehr so nach Restauration aus, auch ich hatte ihn jetzt noch ziemlich in desolatem Zustand in Erinnerung.
Nun, nachdem Mark und Andreas nun anfingen, Mark's Mende in Angriff zu nehmen, dachte ich mir, schaue ich mir meinen mal an. Bei genauerem Hinsehen, war er gar nicht so schlecht, im Gegenteil. Das Gehäuse war natur, also schon abgeschliffen, nur leichte Durchschliffe und Abplatzer, aber das ist der Zahn der Zeit. Ansonsten war er eigentlich doch in gutem Zustand und brauchte wohl nur etwas Zuwendung, doch später mehr.

   

Das Furnier war also noch in einigermaßen gutem Zustand. Was ich als desolat gesehen habe, war nur der Dreck und das matte Gehäuse. Es sah aus, als wäre es erst geschliffen worden. Alles in allem einfach ein ungepflegter Zustand.

   

Innen war es dann auch nicht besser. Nachdem ich die Rückwand abgeschraubt hatte, empfing mich ein Kondensator-Kasten. Sowas hatte ich bis dato noch nicht gesehen, da ich mich bisher in den 50ern bewegte. Dieser war wohl auch schon gebläht.

   

Doch allgemein, nach Ziehen der Röhren, sah es doch nicht so schlimm, wie erwartet aus. Im Gegenteil. Es sah nur nach Dreck und Staub aus. Der Mende ist wohl ein paar Jährchen auf dem Speicher verschwunden. Gott sei Dank!.

   

Es sieht auch so aus, als ob alles vorhanden wäre, nix fehlen würde.

   

Nach der Reinigung des Gehäuses war die Grundlage geschaffen und es sah schon sehr vielversprechender aus. Mit ein wenig Feuchtigkeit gefüttert versprach das Furnier einen guten Auftritt nachher bei der Behandlung. Man sah also schon, wie es später mal werden wird. Meine Entscheidung für die erste Gehäuse-Behandlung war also gefallen. Später mehr.

   

Nun habe ich das Radio komplett zerlegt, Kondensatoren getauscht, die Kondensator-Box unten im Chassis und die Sieb-Netz-Box neu bestückt, sowie die Netzantenne gekappt.

   

   

Als nächstes wurde dann der Lautsprecher repariert und die Schallwand gewaschen und vorsichtig! gebleicht.

   

Einige Tage später ging es dann mit dem Gehäuse weiter. Ich sagte vorher schon, daß während der Reinigung das Furnier schön heraus stach. Meine Gedanken waren nun auch, dass es sich um ein Vorkriegsradio handelt und ich möglichst wenig von der Patina und der Zeit zerstören möchte. Weiter besitzt meiner eine Boden- und Deckelleiste, welche er original nicht besaß. Es wurde also mit der Zeit schon daran gearbeitet. Wie ich finde, mit Geschmack und die Arbeiten wurden sauber und ordentlich verrichtet. Für Puristen und Original-Fanatiker natürlich nichts mehr. Mir gefällt es sehr gut und es macht das Radio wertiger, wie ich finde. Nachdem auch wohl vor dem Krieg eher nicht lackiert wurde, fiel meine Wahl auf Hartöl. Das Furnier wurde ausser Reinigen und Anschleifen nicht weiter behandelt, um nichts zu zerstören und um zu konservieren, was an "Zeit" vorhanden ist.

   

Als nun nach 7 Schichten Hartöl (1 Woche jeden Tag 1 Schicht) alles soweit trocken war, begann die spannende Zeit, der Zusammenbau. Das Chassis habe ich nur grob vom Staub befreit. Es soll erstmal spielen.

   

Auch innen wurde der LS wieder mit Original-Stoff bestückt, nachdem dort ein neuer Gummi eingezogen wurde. Auch ein neues Netzkabel wurde ihm verpasst.

   

Der Probelauf enttäuschte mich dann mit Stille, bis ich bemerkte, dass ich den Sperrkreis nicht eingesteckt hatte. Jetzt spielt es sehr ordentlich mit lautem sattem Klang.
Einzig den Kathodenstrom der AF7 muss ich noch einstellen und eine bauchige AL4 bekommt er noch.
Jetzt erstrahlt er wieder in neuem Glanz, hoffentlich für die nächsten 80 Jahre. Aber wer weiss das schon...
Hoffentlich gesellen sich noch mehr so alte Kameraden dazu, er und die anderen hätten es verdient.
Es ist einfach herrlich, so alte Technik wieder aufleben zu lassen. Ein tolles Gefühl, denn das Radio ist ca. 50 Jahre älter als ich.

   

Hersteller: Mende Dresden (Deutschland)
Baujahr: 1936/37
Typ: 151WL
Prinzip: Geradeaus, Einkreiser, Audion
Wellenbereiche: MW (187m - 572m), LW (1000m - 2000m)
Röhrenbestückung: AF7, AL4, RGN1064
Stromversorgung: Wechselstrom, 110 - 220V
Gehäusematerial: Gerät mit Holzgehäuse
Abmessungen: ca. 530 x 285 x 260 mm, ca. 13 kg

Vielen Dank für die Zeit und Lesen der Vorstellung meines 151.
Viele Grüße 
Philipp
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#2
Ist wieder ein richtiges Schmuckstück geworden, Deiin Mende. Und wenn er nun auch noch spielt, macht er umsomehr Freude. Ich finde auch, die alten Vorkriegsempfänger müssen wieder spielen, wenn sie in der Sammlung stehen. Auch wenn man nicht mehr allzuviele Sender empfangen kann. Ich kann gut Deine Freude darüber nachvollziehen, so steinalte Technik wieder Leben einzuhauchen und auch in der heutigen Zeit wieder in Betrieb nehmen zu können.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
Respekt, Philipp Smiley20

Das hast Du wirklich gut gemacht. Dein altes Radio sieht wirklich schön aus.
Viel Freude damit wünsche ich Dir Thumbs_up

Beste Grüße, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#4
Hallo Philipp,

gratuliere Dir. Das hast Du prima gemacht. Das Gerät ist sehr schön geworden! Auch von der Technik - sehr schön. Da wirst Du schon Deine Freude haben. Aber ich bin ja nun auch Gehäusemuckel und muß nochmal nachhaken. Hat das Radio eine hellere Borte oben und unten bekommen oder wurde da oben und unten je eine neue Holzplatte drauf geleimt und dem Gehäuse angepaßt. Das wäre mal interessant zu wissen. Übrigens, die Wahl mit dem Hartöl war gut von Dir. Hartöl ist dafür bekannt, dass es die Furnierfarbe auffrischt, man sagt "anfeuert". 2. Vorteil: Mehrmals aufgetragen verschließt es auch die Holzporen. Das wäre jetzt die Grundlage, um z. B. weiter mit Schellack zu polieren. Kommen wir nochmal dazu, dass früher nicht lackiert wurde. Doch, Philipp, das haben die auch schon gemacht. Es gab unterschiedliche Verfahren. Die Lackierung von damals wird im Prinzip mit Schellack nachempfunden. Durch die beständige Politur mit dem Ballen wird das Gehäuse wieder spiegelblank, eben wie damalige Lackierung. Man kann den Glanz beeinflussen. Leicht mit Stahlwolle abreiben - leicht matt. Viel polieren (French polish!) - Hochglanz. Es ist nur eben wichtig, eine gute Holzbasis zu bekommen. Die hättest Du theoretisch mit dem mehrmaligen Auftragen von Hartöl. Allerdings kommt da dann noch der Trick mit dem Bimsmehl dazu, aber das ist hier uninteressant. Falls mal jemand Interesse hat, ich kann jederzeit Anleitung geben und dann wird das auch. Ich hoffe, die Admin. strafen mich nicht, da abgeschweift. Aber nochmal Philipp, das war nur Anregung Du hast perfekte Arbeit geleistet.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
Hallo Phillip, ein sehr schönes Gerät hast Du da. Da werd ich fast neidisch Smile
Auch Deine Arbeit ist Top. Noch ein Hartöl-Freund Smile
Viele Grüße, Mark

Radioten aller Länder, vereinigt euch!
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#6
Wenn man das hier immer so sieht...
Müsste mich doch mal über meine nicht-UKW Radios hermachen, die kommen immer zu kurz.
Wobei - mein ältestes Radio ist ein Philips von 1937, da kann ich hier nicht richtig "mithalten" Wink
Gruß,
Uli
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#7
Hallo Phillip,
da hast du ein sehr schönes Radio hinbekommen. Das ist immer viel Arbeit, die sich aber auch lohnt - ein echter Hingucker.
Auch dein Bericht ist 1. Sahne Smiley20

Viele Grüße
Thorsten
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#8
Hab ich noch gefunden, muss wohl mal ein kleines Video gemacht haben...

Musik für Erika von Fud Candrix

Viele Grüße 
Philipp
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