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Siemens Super 83W Jupiter
#21
Der letzte Stand der Dinge bezüglich der Reparatur des SIEMENS 83W war der, dass das Gerät nach einigen kleineren Korrekturen bis auf dem Langwellenbereich im Prinzip funktionierte. Dies lag wiederum daran, dass der LW-Oszillator nicht schwang - wie durch Messen des HF-Pegels am Oszillatorpaket des Dreifachdrehkos leicht festzustellen war.

Unglücklicherweise sind die Oszillatorkomponenten sämtlich auf der nicht direkt zugänglichen Seite der Montageplatte angeordnet. Wie geht man nun vor? Schraubt man den Holzrahmen von seiner Halterung? Schraubt man die Pertinax-Montageplatte vom Holzrahmen? Weder - noch!

Dietmar (DiRu) hat mir den Trick verraten. Schaut man von hinten ins Gerät so sieht man unten 2 Schrauben (rote Pfeile):

   

Hier noch einmal die linke und die rechte Schraube in Nahaufnahme:

       

Im oberen Teil des Gehäuses findet man keine solche Schrauben, sondern 3 leicht gekrümmte Federstahl-Laschen. Hier eine davon:

   

Löst man nun die genannten 2 Schrauben, so kann man den Frontrahmen aus dem Gehäuse herauskippen. Vorher sieht das Gehäuse so aus. Den nicht originalen Netz-Kippschalter habe ich schon entfernt. Man würde nie ahnen, dass der Rahmen ein separates Teil ist:

   

Und so nach Herauskippen des Rahmens:

   

So sieht der Rahmen aus:

   

Der Rest ist ganz einfach. Man demontiert die Skalenscheibe, den Skalenzeiger und die Skalenrückwand .... und schon ist die gesamte Verdrahtung frei zugänglich.

           

Nun braucht man nur noch herauszufinden, warum der LW-Oszillator nicht schwingt - also keine große Geschichte.

Natürlich wird auch noch der 5nF Koppelkondensator vor den Steuergitter der AL4 getauscht. Die anderen Wickelkondensatoren werde ich mal prüfen und dann entscheiden, was noch getauscht werden muss. Ich bin nicht so der große Freund von radikalen Kondensator - Kuren.... insbesondere dann, wenn die  Geräte nicht wieder im Alltagsbetrieb laufen sollen.
In der oberen Bildmitte gleich rechts neben dem hellgrünen Rohrkondensator 500pF/2 650V 12 Din  sieht man eine der berüchtigten HESCHO "Tellerminen" 220pF +-2,5%. Den werde ich auch mal unter die Lupe nehmen.

Aber sonst macht alles einen soliden originalen Eindruck. Offenbar ist der Trick der Chassisdemontage nicht so allgemein bekannt und das hat das Gerät vor Reparaturversuchen bewahrt.

Es stellt sich auch noch die Frage, wie wohl der originale Netz-Tastschalter ausgesehen haben mag. Auf den RM.org Bildern ist das leider nicht so genau zu erkennen. Ich habe mal 3 verschiedene Taster aus meiner Bastelkiste herausgekramt:

     

Bei dem mittleren, einem anno-dunnemals Nachttischlampenschalter habe ich so meine Zweifel, dass er den Einschaltstromstoss des Trafos lange überlebt.
Am schönsten ist eigentlich der untere, den ich - wenn ich mich recht entsinne - mal aus einem Fernseher ausgebaut habe. Der Knopf hat einen Durchmesser von 15mm, und passt genau durch das Loch in der Gehäusefront. So sah das aber im Original sicher auch nicht aus. Ich gehe mal davon aus, dass in die Gehäusefront eine Führungsbuchse eingesetzt war - vorn mit einem Kragen, damit sie nicht durch das Loch rutschen konnte und hinten mit Aussengewinde (M15 Feingewinde???) versehen, sodaß man sie mit einer Mutter fixieren konnte. Für die Aufnahme dieser Haltemutter dürfte der von hinten in den Rahmen eingefräste Rezess gedient haben. Mal sehen wie ich das umsetze. Da die Frontblende bei der Demontage leicht gekippt werden muss, muss zwischen dem Stempel des Tastschalters und der Führungsbuchse genug Luft bleiben - sonst klemmt es!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#22
(17.07.2016, 19:38)radioljub01 schrieb: Es stellt sich auch noch die Frage, wie wohl der originale Netz-Tastschalter ausgesehen haben mag. Auf den RM.org Bildern ist das leider nicht so genau zu erkennen. Ich habe mal 3 verschiedene Taster aus meiner Bastelkiste herausgekramt:


Bei dem mittleren, einem anno-dunnemals Nachttischlampenschalter habe ich so meine Zweifel, dass er den Einschaltstromstoss des Trafos lange überlebt.
Hallo,
mit dem Nachttischlampenschalter liegst Du garnicht so schlecht. Ich habe noch einen Originalschalter von einem Schlachtradio. Leider ist da auch kein Knopf dabei, der war wohl bei dem Gehäuse. Wenn Du den haben willst: PN für 0€
Allerdings dürfte der auch nicht viel besser sein, wie der Nachttischlampenschalter, der aber sicher auch 60W Glühlampe aushält!
Wie gesagt: PN mit Adresse und der Schalter kommt.

Gruß
Alex
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#23
Hallo Harald, ich schaue nachher mal nach, der Schalter habe ich noch, vielleicht ist da was brauchbares dabei
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#24
Hallo Alex,

ja stimmt, so wird die Konstruktion wohl ausgesehen haben. In der Gerätefront saß zwar schon ein Führungsbuchse, aber der Stößel  des Schalttasters reichte vermutlich nicht durch sie hindurch. Das wäre wegen des Risikos des Verklemmens bei Abnahme des Frontrahmens ungeschickt gewesen.
Eher war es wohl so, dass Führungsbuchse und der Stößel eine Einheit bildeten, die bei Abnahme des Rahmens an diesem befestigt blieben. Der Schalttaster selbst brauchte dann gar keinen so langen Stößel zu haben - man brauchte den Stößel in der Führungsbuchse nur lang genug machen, damit er an diesen heran reicht.

Der Vergleich mit der 60W Birne ist ein wenig riskant. Im Betrieb zieht eine 60W Birne ca. 0,26A. Im Einschaltmoment wegen des niedrigeren Kaltwiderstandes natürlich etwas mehr.

Ein Transformator kann aber im Einschaltmoment erheblich höheren Strom ziehen, als im eingeschwungenen Zustand, wie hier erklärt wird. Es kann also durchaus passieren, dass beim Einschalten einer induktiven Last die Schaltkontakte eines Nachttischlampenschalters zusammengeschweisst werden, obwohl man das angesichts der normalen Stromaufnahme eigentlich nicht erwartet hätte.

Deinen Schalter würde ich natürlich schon gerne ausprobieren. Du bekommst eine PN.

Hallo Dietmar,

vielen Dank schonmal für's Nachschauen!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#25
Hallo Harald,
ich schraube den Schalter heute Abend aus, und verschicke ihn morgen - wenn ich bis dahin die Adresse habe.
Die PN geht doch auf meine Emailadresse die im Forum hinterlegt ist?
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#26
(19.07.2016, 11:37)Mendefreund schrieb: Die PN geht doch auf meine Emailadresse die im Forum hinterlegt ist?

Nein, der Inhalt einer PN im Forum kann nur im Postfach im Forum selbst angeklickt und gelesen werden, siehe grau hinterlegte Menüzeile am oberen Bildschirmrand. Du bekommst allenfalls eine Mitteilung per Email darüber, dass Du eine PN im Postfach im Forum hast.

Wenn Du direkt auf Email an ein Mitglied klickst, landet diese Nachricht auch im Emailfach Des betreffenden Emailservers und nicht im Forum.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#27
Hallo in die Runde !

Eine kleine Anmerkung zum "Nachttischlampenschalter", um den es oben ging, und die mögliche Problematik hinsichtlich des Trafoeinschaltstromstoßes.

Solcherlei "Nachttischlampenschalter" wurden serienmäßig ab Werk als EIN/AUS-Netzschalter in diesen Geräten verbaut:

http://www.radiomuseum.org/r/kaiser_ukw_...w1032.html

(Ob die nun ggü. ihren Brüdern in den Nachttischlampen in irgendeiner Weise verstärkt waren, ist äußerlich nicht zu erkennen; ich glaube aber nicht daran)


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#28
Danke für die Anmerkung, Klaus. Habe gleich bei dem Link nachgeschaut und tatsächlich sieht man im Bild mit der ID1412264 ganz deutlich, dass das der Schalter von Omas Nachttischlampe ist. Ob verstärkt oder nicht? Jedenfalls werde ich mal den vom Axel ("MENDEFREUND") einbauen und berichten, ob er abgeraucht ist.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#29
Hallo Harald, bei Bedarf habe ich einen zweipoligen Netzschalter in Form wie oben der mittlere. Nur ist an dem Drückteil kein Gewinde.

   

ich habe mal bei Org das Bild vergrößert, das ist eindeutig ein Druckschalter


.jpg   org1.JPG (Größe: 31,92 KB / Downloads: 319)

schön wäre noch ein Bild der Rückseite vom Schalterhalter
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#30
Danke für den Hinweis, Dietmar. Axel schickt mir schon einen Drucktaster in Nachttischlampen-Bauform. Den probiere ich jetzt mal aus.

Wie Du richtig sagst, niemand hat das in der Frontplatte sitzende Bedienteil des Drucktasters fotografiert. Das angeführte Bild aus RM.org zeigt eindeutig einen Drucktaster, aber das ist ja nicht der Taster selbst. Der sitzt ja versenkt ein Stück tiefer in seiner Chassishalterung (siehe mein Bild weiter oben). Was man auf dem RM.org Bild sieht ist die "Fernbedienung".
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#31
Harald, einfach toll Deine Berichte, danke!
Muss das ein DruckSCHALTER oder -TASTER sein? Weil Taster hätte ich evtl noch was schön passendes. Zur Not ein kleines Stromstoß-Relais einbauen Wink
Gruß,
Uli
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#32
(20.07.2016, 22:48)Uli schrieb: Muss das ein DruckSCHALTER oder -TASTER sein? Weil Taster hätte ich evtl noch was schön passendes. Zur Not ein kleines Stromstoß-Relais einbauen Wink

Es muss ein Tastschalter sein - also so ein Schalter wie in Omas Nachttischlampe: Einmal drücken: Licht an, nochmal drücken: Licht aus. Wenn Licht nach dem 2. Drücken nicht aus, dann nach der ostfriesischen Methode vorgehen. Warum haben die Ostfriesen einen Hammer neben der Nachttischlampe zu liegen? Um das Licht zu löschen, wenn es nach dem zweiten Drücken nicht verlischt. Typischer Witz, den man im Badischen über die armen Ostfriesen reisst  -> total unbegründet, übertrieben und realitätsfern. Ich kenne nur weltoffene, intelligente und gastfreundliche Ostfriesen. Ich entschuldige mich daher hiermit bei allen Ostfriesen für diesen blöden Witz. Aber irgendwie hat dieser Witz etwas ungemein gemütsaufhellendes und das brauche ich im Moment unbedingt für die Fehler-Bestandsaufnahme an Andreas' ARCOFAR 1000.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#33
Nachdem mir Alex (Vielen Dank dem "Mendefreund") einen Original-Netzschalter geschickt hat, und mich das TELEFUNKEN-Arcofar-Projekt vermutlich sehr lange beschäftigen wird, habe ich die Reparatur des Jupiter zu Ende gebracht... bevor ich vergesse, was an dem Gerät nicht mehr funktionierte.

Hier zunächst Bilder dieses Original-Netzschalters. Es kann kein Zweifel an der Originalität bestehen, da mir Alex den Schalter inclusive Kabel geschickt hat - und das sind genau die Kabel, wie sie auch im Jupiter am Netzschalter hängen.

Wie man sieht, handelt es sich tatsächlich um einen Schalter des Typs wie er früher in Nachttischlampen (und Kabelschaltern) verwendet wurde. Es gibt 2 Unterschiede: (i) Bei Nachttischlampen wurden die Kabelverbindungen geschraubt - hier hat man Lötfahnen. (ii) Das Befestigungsgewinde ist hier aus Metall - bei Nachttischlampen war es aus Plastik.

           

Zu dem Metall muss man noch etwas wichtiges anmerken: Das Material sieht auf den ersten Blick aus wie solides vernickeltes Messing. In Wirklichkeit hat man es aber mit hauchdünnem Spritzguss zu tun. Zieht man die Mutter ein wenig zu stark an - was ich natürlich frevelhafterweise tat - fliegen einem eine kleine Spiralfeder und eine noch kleinere Rastscheibe um die Ohren. Das Gewinde reisst schon ab, wenn man es scharf anschaut. Im Prinzip kein Problem. Man bohrt die Befestigungsnieten des Schalters aus, klebt den Gewindeansatz mit 2K Epoxidharz, und setzt den Schalter wieder zusammen - mit M2 Schrauben anstatt Hohlnieten. Beim nächsten Einbau des Schalters ist man vorsichtiger und sichert die Überwurfmutter mit Schrauben-Sicherungslack - dann braucht man sie nicht so fest anzuziehen. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser kleine Netzschalter in der Vergangenheit häufiger Probleme machte und dass er deswegen durch massivere Kippschalter oder Drehschalter ersetzt wurde.


In das Chassis des Jupiter eingebaut sieht das dann so aus:

Vorn vorn:

   

Und von hinten:

   

Mit einiger Phantasie erkennt man den Schalter in der Rückansicht im RM.org-Bild ID4972. Leider erkennt man den Aubau des Betätigungsknopfes in der Frontblende Bild ID4971 nicht so recht (das ist auch das Bild, von dem Dietmar einen vergrößerten Ausschnitt zeigte) Unglücklicherweise fehlt mir nach wie vor dieser Einsatz in der Frontblende, mit dem die nun vorhandene Schalttaste betätigt wird. Dazu später mehr.

Stromversorgung:

Wenn ich Geräte überarbeite, fange ich stets mit der Stromversorgung an. Im vorliegenden Gerät war ja der Netzteil-Doppelelko  durch zwei inzwischen nicht mehr intakte RFT-Elkos (Datierung 1952) ersetzt worden. Daher hatte das Gerät zunächst stark gebrummt. Glücklicherweise hat mir Dietmar (DiRu) die originalen SIEMENS Serviceunterlagen zu diesem Gerät geschickt, auf denen man die Form des Original-Kondensators sehr gut erkennen kann (Bauteil 99, Kondensatoren Nr.84 und 85).

         

Wie man sieht, reichte der Originalelko bis zur Mitte des Lautsprechers. So wurde ein alter MP-Kondensator zerlegt und 2 MUNDORF MP-Kondensatoren mit den korrekten Werte 8µF und 12µF eingebaut. So sieht das jetzt aus.

       

Kein LW-Empfang:

Dieser Fehler hat mich ein wenig aufgehalten. Zunächst hatte ich den 220pF Paddingkondensator von HESCHO in Verdacht.

   

So habe ich diesen ausgelötet und auf meinem C-Messgerät gemessen. Resultat: 220pF. Was könnte es noch sein? Ein nicht mehr korrekt kontaktiertes Spulendrähtchen der LW-Oszillatorspule? Also wurde die Spule ausgebaut und alle Drähtchen nachgelötet -> immer noch kein Empfang. Danach die Oszillatorebene des Wellenbereichschalters geputzt.

   

 -> Kein Erfolg.
Dann habe ich der Empfehlung von Dietmar (DiRu) folgend parallel zum HESCHO 220pF Kondensator einen weiteren 220pF Kondensator gelötet. Siehe da, die LW funktionierte.
Wo war der Denkfehler? Ich hatte nach dem Auslöten des 220pF HESCHO dessen Anschlussdrähte rechtwinklig angeknickt, damit ich sie mit den Krokodilklemmen meines Messegerätes fassen konnte. In dieser Position der Anschlussdrähte machten die Nieten des Kondensators Kontakt mit den Belägen und der Wert stimmte. Nach dem Zurückbiegen der Drähte war der Kontakt wieder unterbrochen. Danke Dietmar!

Jetzt wurde der HESCHO durch 2 hintereinander geschaltete JAHRE Glimmerkondensatorn à 444pF ersetzt, und der Langwellenbereich spielt einwandfrei.

       

Abschließende Reparaturmaßnahmen:

Wenn ich feststelle, dass das Gerät auf allen Wellenbereichen zufriedenstellend arbeitet, nehme ich keinen Neuabgleich vor. Der Versuch, die Spulenkerne zu verstellen endet häufig damit, dass der Sechskant abbricht und man plötzlich viel Arbeit damit hat, etwas zu reparieren, ohne dabei irgendeinen Gewinn zu erzielen.
Also beschränke ich mich auf's Wesentliche:

- Ich messe die Leckströme der Rollenkondensatoren und ersetze diese wenn sich Werte ergeben haben, die die einwandfreie Funktion des Gerätes beeinträchtigen.
- Ich sichere die Kontaktierung der Keramiktrimmer durch einen Tropfen Leitsilber. Häufig stellt man nämlich bei solch alten Geräten fest, dass die Kontaktierung zwischen der Verstellschraube und dem metallisierten Sektor des Rotors unterbrochen ist. Das sieht nun zwar nicht sehr hübsch aus, hilft aber, einen sicheren Kontakt herzustellen (grüne Pfeile).

   

- Auf KW hörte man beim Abstimmvorgang ein Knastern. Im ersten Moment denkt man an sporadische Kurzschlüsse in den Drehkopaketen. Das konnte im vorliegenden Fall nicht die Ursache sein, da der Fehler beim Abstimmvorgang auf den anderen Wellenbereichen nicht auftrat. Die Ursache war leicht zu finden wenn man bedenkt, dass es sich ja um etwas handeln muss, das sich beim Abstimmvorgang bewegt: Das Skalenseil und die Umlenkrollen. Sieht man sich die Verdrahtung genauer an, so entdeckt man, dass die Spritzguss-Basisplatte der Skalenhalterung über einen kurzen Draht mit Masse verbunden ist:

   

Diese Kontaktierung dient dazu zu verhindern, das sich elektrische Potentialunterschiede zwischen verschiedenen metallischen Teilen durch Stossentladungen - also Mikrofunken - ausgleichen. Solche Mikroentladungen produzieren Störungen im kurzwelligen Bereich, nicht aber auf LW und MW. Nun fragt man sich natürlich warum der Ladungsausgleich trotz der angebauten Erdbrücke nicht funktionierte. Die Antwort: Die Skalenseil-Umlenkrollen aus Aluminium machten aufgrund von Korrosion und verschmutztem Lagerfett keinen zuverlässigen Kontakt mehr mit den ihren Stahlachsen. Das Knastern verschwand sofort, nachdem die Achsen mit Silberkolloid-Leitfett geschmiert wurden.

Auf der Frontseite der Spritzguss-Basisplatte sieht man übrigens eine Reihe von Schlagmarkierungen. Dies sind die Positionen auf die der Skalenzeiger beim Neuabgleich gestellt werden muss. Ganz links die Referenzmarke, auf die man den Skalenzeiger nach einer Demontage positioniert und dann bei ganz eingedrehtem (Cmax) Drehko am Skalenseil fixiert.

       

Endmontage:

Das Gerät lief nun wieder anstandslos und die Front wurde Schritt um Schritt montiert. Nun stellte sich die Frage, wie ich die neu eingebaute Netz-Schalttaste bedienen sollte, da ja das Bedienteil - der in einer Buchse geführte Stößel mit Rückstellfeder - in der Frontblende nach wie vor fehlt. Ich habe nun provisorisch den Knopf des bereits weiter oben gezeigten Schalters verwendet.

       

Er hat einen Außendurchmesser von 15mm - passt genau zum Durchmesser des Lochs in der Frontblende und reicht bis an den 20mm hinter der Frontblende sitzenden Knopf des neuen Schalttasters.

   
 
Also schön sieht es nicht aus, aber es ist ein funktionierender Notbehelf, bis ich den richtigen Einsatz finde.

   
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#34
Immer toll, Deine Berichte zu lesen. Ich hoffe, daß mir das eine oder andere davon nochmal einfällt, falls ich mal vor einem ähnlichen Problem stehe.

Allerdings
(02.08.2016, 23:35)radioljub01 schrieb: Die Ursache war leicht zu finden wenn man bedenkt, dass es sich ja um etwas handeln muss, das sich beim Abstimmvorgang bewegt:...

Leicht zu finden??
Da wäre ich in 100 Jahren nicht drauf gekommen, und wenn's noch so logisch ist, weil die einzigen beweglichen Teile ausser dem Drehko. Da hätte ich zuerst ALLE unlogischen UND alle total abwegigen Sachen durchprobiert und das Radio dann als hoffnungslosen Fall in die Ecke gestellt...

Respekt Smile
Gruß,
Uli
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#35
Ich weiß schon, warum ich mich nicht mit diesen uralten Radios beschäftige, jedenfalls nicht in Sachen Reparatur. Für mich viel zu verzwickt! Toller Bericht Harald! Ich bewundere Deine Geduld und Sorgfalt um den Dingen auf den Grund zu gehen.
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Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#36
Schön gelöst, die Sache mit dem Netzschalter. Offenbar sind diese "Nachttischlampenschalter" doch nicht so empfindlich in Bezug auf den Einschaltstrom der Röhrenradios, wie befürchtet.

Die Hescho-Kondensatoren scheinen wirklich, nach dem hier gezeigten Fall der vorübergehenden Funktion in Folge der abgeknickten Beinchen,  ein  In-jedem-Fall-ab in-die-Tonne-Bauteil  zu sein.

Ein wirklich sehr schöner Gesamtbericht, Harald, und dazu ein sehr ungewöhnliches Radio, was den Aufbau anbetrifft.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#37
mich hat das jetzt verblüfft weil ich wußte das ich auch ein solches Modell eingelagert habe, aber ohne Nachttischlampenschalter. Jetzt hat es sich geklärt. Es ist das 82W!

Siemens Mars Super 82W
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#38
Ja das gefällt mir auch das Radio. Schade, das du nicht in meiner Nähe wohnst, dann hätte ich dir schon so einen Knopf mit Blende zurechtgedreht. Das hätte ich schon hinbekommen. So auf die Ferne wird das nichts, da müßte ich schon selber ausmessen und anpassen.
Du kannst aber als Blendramen für den Knopf eine alte Einbausicherung nehmen. Die Krempe absägen und den Ring dann mit ein wenig Sekundenkleber ankleben. das kann man bei bedarf dann auch wieder entfernen.

   

sowas meine ich
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#39
Uli: "Leicht zu finden??  Da wäre ich in 100 Jahren nicht drauf gekommen, und wenn's noch so logisch ist,"

Ja, solche Fehler sind tückisch!
Ein ähnlicher Fehler - auch bei einem Siemens Gerät, einer "Kammrmusik-Schatulle" - zeigte sich als Knack- und Kratz-Störungen, wenn die Musik lauter spielte.
Ursache war der Lautsprecher, bei dem durch die Bewegung der Membran statische Elektrizität entstehen kann, deren Entladungsfunken sich dann in diesen Störungen äußern. Um diese Störung zu vermeiden, ist das Lautsprecher-Chassis mit Masse verbunden, meist mit Hilfe eines Abschirm-Drahtes, der um die Leitung gewickelt ist, die zwischen Anode der Endröhre und dem Pin am Ausgangs-Übertrager (am Lautsprecher) angebracht ist.
In diesem Fall stellte Hans Knoll die "einfache" Frage: "Ist das Chassis des Lautsprechers geerdet?"

Ja, man lernt nie aus!

MfG DR
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#40
Hallo Dietmar,

ja, das war doch bei meiner Siemens Kammermusik-Schatulle. Diesen Fall hatte ich doch seinerzeit im radiomuseum.org angesprochen. Genau so wie Du das beschrieben hattest. Hans Knoll hatte das sofort erkannt und der Fall war gelöst.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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