Hallo Freunde,
es hat sich inzwischen viel getan mit dem Schaub Neckar. Heute will ich Euch endlich mal weitere Bilder zukommen lassen.
Als ich das Gerät abholte war das Gehäuse in einem eher mäßigen Zustand. Um Entscheidungen zu treffen, ob das Gehäuse neu lackiert werden muss, sollte man als Erstes versuchen grob zu reinigen und sich mit Poliermitteln zu versuchen. Sehr viele Lackierungen können hier noch gerettet werden. Hier habe ich das genauso gemacht, wie wir das kürzlich besprochen haben. eine Seite hatte solche Lackabblätterungen, dass die Seite neu mit Schellack poliert wurde. Das ist natürlich bei solchen Gehäuseformen einfacher. Sie gehen nicht, wie bei einem Gehäuse mit Rundungen ineinander über. Ich kann Euch bei Interesse nochmal eingehend die Reparatur beschreiben. Evtl. bringe ich diese Sache nochmal in unseren Bericht über Lackreparaturen.
Hier mal das Gehäuse, wie es vor der Demontage aussah.
Wie man sieht, hat das Gerät eine separate Skala, die gewissermaßen vor dem Gehäuse sitzt. Der Skalenzeiger wird durch eine Welle in das Geräteinnere mit der Drehkoscheibe verbunden.
Oben in der Gehäusefront sitzt eine Soffitte, die direkt auf die Skala leuchtet.
Das Chassis besitzt unterhalb einen Sammelblock, ähnlich des VE. Das Gerät hat eine große Verwandtschaft zum VE.
Der Sammelblock mußte natürlich komplett entkernt werden und neue Teile zogen dort ein. Hier war wieder Vorsicht geboten. Die Verschaltung der Kondensatoren war durch die Lofting White Schaltung etwas kompliziert. Nachdem mir Jupp freundlicherweise unterschiedliche Schaltbilder geschickt hatte, konnte auch die Spannungsversorgung hinterher eingehend geprüft werden.
Was natürlich wieder einmal alle Arbeit gebremst hatte, war der Drehko. Dieser hatte einen Rotor, dessen Steg mit Spritzguß versehen war. Dieser Steg war so verzogen, dass man das schon mit bloßem Auge sehen konnte. Das feste Teil war völlig intakt.
Ich wollte Folgendes versuchen. Einen Drehko zu bekommen, dessen Rotor vielleicht direkt in den vorhandenen Stator greift. Ob es solche Zufälle gibt? Wohl kaum. In einer eBay Auktion war ein Drehko angeboten worden. Sofortkauf 1 Euro. Der sah auch nicht so vertrauen erweckend aus. Aber was solls. Der Drehko kam. Leider war der Rotor ingesamt zu klein. Ich zerlegte den "neuen" Drehko, reinigte ihn. Die Achse mußte ich umsetzen. Die Betätigungsachse war an der falschen Seite. Durch die Schrauben konnte ich den Rotor lösen und die Achse umstecken. Auch hier ist Spritzguß vorhanden. Nicht verzogen!
Ich entkernte das Gehäuse des alten Drehkos. Das Gehäuse hat eine Buchse, aus der die Bedienungsachse heraus kommt. Ich mußte also die Achse einzeln durch das Gehäuse stecken, dann durch das Gehäuse des neuen Drehkos, durch den Rotor und im neuen drehkogehäuse endet nun die Achse. Allein durch die Führungsbuchse sitzt der Drehko fest. Zwischen die beiden Gehäuse habe ich nach vorne eine dickere Gummischeibe gelegt. Zwei Schrauben drücken von hinten noch auf das Gehäuse des neuen Drehkos. Bombenfest die Angelegenheit. Paßt. Leider sieht man von oben, dass es sich um einen anderen Drehko handelt. Aber mich stört das nicht weiter.
Das Chassis hatte recht viel Flugrost angesetzt. Ich habe WD40 auf das Chassis gesprüht etwas einwirken lassen.
Nun wurde vorsichtig mit Stahlwolle 000 der Flugrost bearbeitet. Siehe da, viel ist es nicht mehr. Dann habe ich mit Nevr Dull Polierwolle das Chassis abgerieben und nachpoliert. Anschließend habe ich noch etwas Leinöl-Firnis verdünnt aufgetragen. Es ist kaum noch Rost zu sehen.
Jetzt kommt noch eine interessante Sache ins Spiel. Der Lautsprecher fehlte. Dieses Gerät ist der Schaub-Neckar "F". Das heißt, das Gerät hätte original einen Freischwinger Lautsprecher haben müssen. Vom Abdruck des alten Lautsprechers auf der Schallwand kann ich mir nicht vorstellen, dass es ein Freischwinger war. Das hätte ja einer in der Größe des DKE-Papplautsprechers ein müssen. Warum? In der Größe gibt es Grenzen. Wäre der Durchmesser zu groß, dann könnte man gar nicht die Skalenspindel ins Geräteinnere führen. Ich hatte meine Lautsprecherbestände durchforstet.
Dann kam mir ein völlig verrosteter Permadyn in die Hände. Der komplette Magnet war komischerweise kaum rostig. Ich zerlegte den Lautsprecher. Der Korb wurde sorgfältig entrostet und lackiert. Der Magnet wurde nur gereinigt. Dieser Lautsprecher paßte ohne irgendwelche Änderung in die vorhandenen Schraubenaufnahmen. Also, besser geht nicht!
Zum Thema Fehlanpassung. Der erforderliche Freischwinger hätte eine Impedanz von 1000 Ohm haben müssen. Meine Übertrager hatte alle um die 400 bis 500 Ohm auf der Primärseite des Tontrafos. Dies führt natürlich zu Fehlanpassungen. Ich mußte wirklich suchen. Fand einen kleinen Trafo. Der war aber nicht als Tontrafo im Dienst. Ich hatte den mal irgendwo ausgebaut. Tatsächlich hat der Primär 1020 Ohm und eine Sekundärwicklung kommt auf 4,5 Ohm. Also wieder großes Glück.
Wie ich oben schon schrieb, ist es bei diesem Gerät sehr wichtig, den 5nf Kondensator vom Lichtnetz auf das Chassis zu löten. Erst dann hatte das Radio einen relativ guten Empfang.
Man kann von einem Radio mit einer AF7 im Eingangsteil nicht viel erwarten. Wir alle kennen das vom VE. Trotzdem bringt das Radio abends eine Reihe gut zu empfangender Stationen. Tagsüber kann man auf der LW in bescheidener Lautstärke einige Sender empfangen.
Ähnlich wie beim VE muß man an diesem Gerät auch mit dem Erdanschluß spielen. Manchmal, besonders auf der Lw wird der Empfang noch lauter, wenn man eine Erdleitung ansteckt. Bei einigen MW-Frequenzen darf die Erde nicht angestöpselt sein.
Ja, Leute, es ist wieder ein roman geworden. Aber so umfangreich waren die Arbeiten an dem Radio.
Wie ist nun die Tonwiedergabe durch die Loftin White Schaltung? Ich meine, der Ton ist insgesamt kräftiger. Er hat etwas mehr Bass. Umbauen auf normale Technik würde ich heute solch ein Gerät natürlich nicht mehr.
Was fehlt nun noch. Ein großer Knopf. Den gieße ich mir nach. Leidiges Thema: Die Rückwand. Ich hatte in unserem alten RMB angefragt. Hier sollte noch eine Originalrückwand vorhanden sein. Leider war das aber ein Fehlbestand. Schade. Das Gerät ist so selten. Ich glaube nicht, dass ich dafür noch etwas originales erhalten werde.