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Reparatur Ingelen 540W (von Andreas_P)
#61
Hallo Dietmar,

da sieht man aber tatsächlich Unterschiede. Ich freue mich natürlich, dass der Abgleich des Gerätes doch noch machbar ist und das trotz meines Umbaus. Ich bin heute schon gespannt, wie das Radio dann nach komplettem Abgleich funktionieren wird.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#62
Aus den Durchlaßkurven ist zu erkennen, daß damals Wert auf gute Wiedergabe gelegt wurde. Nicht umsonst sind auf der Skala die Sender markiert, die erwartungsgemäß nicht so gut empfangbar waren (Gemeinschaftswelle). Die Sender auf "Exklusivwellen" konnte man mit großer Bandbreite empfangen.

Die ZF Bandfilter sind in ihrem Aufbau unterschiedlich, nicht nur was die Schwingkreis-C betrifft.


.png   Aufbau_ZF_BF_600.png (Größe: 20,02 KB / Downloads: 661)

Das erste ZF-BF (nach der ECH11) ist gemäß Abb. 196 aufgebaut. Die untere ZF-Spule läßt sich mechanisch bewegen (Bandbreiten-Regler als "Spulen-Fahrstuhl"), wodurch sie ihren Abstand von der oberen verändert.

Das zweite ZF-BF ist dagegen gemäß Abb. 195 aufgebaut.

Warum eigentlich? Nun, der "Trick" dabei ist die Bandbreiten-Regelung mit der "Nebenbedingung", daß bei der Frequenz des Trägers ein Maximum sein soll. Das ist verständlich, weil man ja mit Hilfe des Magischen Auges (EM11) auf Maximum abstimmen soll und dies dann aber genau bei der Frequenz des Trägers sein soll. Der "Höcker" in der Mitte der breiten Durchlaßkurve ist also voll beabsichtigt. Anders wäre es auch nicht (so leicht) möglich, den Sender richtig einzustellen.

Wie aber erreicht man mit Hilfe von (nur) zwei ZF-Bandfiltern diese Eigenschaften, wobei auch noch eine Bandbreitenregelung realisiert werden muß?

Die Lösung dazu ist gerade der unterschiedliche Aufbau der beiden ZF-BF.

http://radio-bastler.de/forum/attachment...nail=28736

Betrachten wir zuerst das 2. ZF-BF (Abb. 195). Hier sitzen die Spulen neben einander. Das bewirkt, daß die Kopplung zwischen Primär- und Sekundär-Kreis klein ist, so daß das ZF-BF 2 eine "einhöckrige", also spitze Durchlaßkurve genau auf der ZF Mittenfrequenz bekommt. Damit die Belastung durch die Gleichrichter-Dioden der EBF11 den Sekundärkreis nicht zu stark in seiner Güte bedämpfen, ist dieser niederohmiger dimensioniert (kleineres L und größeres C). Andernfalls wäre eine "spitze" Durchlaßkurve diese BF nicht realisierbar.

Dagegen sind die Schwingkreis-Spulen des ersten ZF-BF gemäß Abb. 195 angeordnet. Da diese in ihrer Achse genau über einander liegen, ergibt das eine stärkere Verkopplung der beiden Kreise. Bei stärkerer Verkopplung wird die Durchlaßkurve eines Zweikreis-BF aber zweihöckrig. Die beiden Höcker rücken dabei um so weiter aus einander, je größer der Koppelfaktor wird.
Dieses 1. ZF-BF hat immer eine zweihöckrige Durchlaßkurve. In der Kettenschaltung mit dem 2. ZF-BF füllen diese beiden Höcker die resultierende Durchlaßkurve auf, so daß die nicht mehr nur spitz ist. Durch die Bandbreiten-Regelung werden die beiden Höcker des 1. ZF-BF nur mehr oder weniger auseinander gefahren.

Die Kunst der Radiobauer lag also darin, mit nur zwei ZF-BF eine Bandbreiten-Regelung zu realisieren, wobei in der Mitte der Durchlaßkurve immer ein Maximum sein soll, damit mit Hilfe des Magischen Auges korrekt auf Sendermitte abgestimmt werden kann.

MfG DR
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#63
Bevor die ZF-Kreise ihre korrekten Schwingkreis-Cs erhalten konnten, mußten zuerst die Induktivitäten der einzelnen Spulen gemessen werden. Dies war notwendig, weil ja die Kerne ersetzt wurden. Das gibt dann andere Induktivitätswerte.
(Ingelen schreibt ja nicht umsonst:"Die Spulen können nicht abgeglichen werden, weil die Kerne festgeklebt sind". "Spezialisten" versuchen es trotzdem, mit dem "Erfolg" daß die Kerne zerbrechen. Andreas hat ja eine gute Lösung für die zerbrochenen Kerne gefunden.)

Folgende Werte wurden gemessen.
  • 1. Bandfilter
    oben: Sekundärspule; 9,6 mHy ohne Kern; 11,3 mHy Kern ganz drin (mit LARU); 53 Ohm / 10,2 mHy Kern halb drin (mit LCR-T5 Multifunction Tester)
    unten: Primärspule; 23 (!) mHy ohne Kern; 28 (!) mHy Kern ganz drin (mit LARU*); 50 Ohm / 8,2 mHy Kern ganz drin (mit LCR-T5 Multifunction Tester)
  • 2. Bandfilter
    oben: Primärspule; 48,4 Ohm / 12,3 mHy (mit LCR-T5)
    unten: Sekundärspule: 22,1 Ohm / 4,21 mHy (mit LCR-T5)

*)das LARU mißt hier ganz offensichtlich "Mist" (Grund dafür bislang unklar)
Die gemessenen Ohm-Werte mit dem LCR-T5 geben einen Hinweis darauf, daß die Werte für die Induktivitäten auch stimmig sind.

Nominell ergeben sich damit folgende Kreiskapazitäten: 1. BF: 150pF & 187 pF; 2. BF: 124,7 pF & 364 pF

Eingebaut wurden Styroflex-Cs mit (einigermaßen) passenden Werten. Der Rest ergab sich dann durch den Abgleich.

MfG DR
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#64
Wonderful job, Dietmar.
With your report I could tune IF capacitors in IF transformers.
Now IF amplifiers works and I could hear some radio stations in medium wave! They are very weak but it is a very progress!
I am looking forward you perform tuning of radio frequency section!
Have a nice weekend
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#65
Das Gerät hat am Eingang ein durchstimmbares Bandfilter (für LW & MW); für KW aber nur einen abgestimmten Kreis.

Zunächst der Abgleich für MW. Skalenzeiger steht auf 200m, entsprechend zu 1500 kHz. ("oberes Ende")

Oszillator schwingt dann auf 1628 kHz, d.h. um die ZF Frequenz 128 kHz höher.  

Der Eingangskreis muß dann mit einem Trimmer auf 1500 kHz abgeglichen werden. Ja, aber der Trimmer wackelt !? Nach Abnahme des Schirmbechers sieht man die "Bescherung".

               
.jpg   Ingelen_540W_Eingangskreis_MW_600.jpg (Größe: 21,87 KB / Downloads: 575)

Der Vorbesitzer des Gerätes, der dieses über €bay verkauft hat, hat leider an fast allem "herumgepfuscht" und dabei den MW Trimmer abgerissen und nun mit Hilfe einer (blauen) Litze wieder notdürftig angeschlossen. Daher die "Wackelkonstruktion". Der Trimmer läßt sich nicht abgleichen, wenn der Becher drauf ist, weil er nachgibt.  Weiterhin ist der angelötete Festkondensator (5 pF) zu klein, weshalb die Resonanz des Kreises bei über 1600 kHz liegt. Weil der Trimmer , wie zu sehen ist, einen Lötzinn- Batzen hat, kann er nicht so weit eingedreht werden, daß auf 1500 kHz Resonanz entsteht. Dreht man zu weit ein, entsteht Kurzschluß.

Abhilfe schafft ein kleines Loch durch die Pertinax-Halterung auf Höhe des Trimmers gebohrt, so daß der Anschlußdraht eines 11 pF Kondensators durch paßt und dann am Trimmer angelötet werden kann. Das gibt wenigstens eine gewisse mechanische Stabilität für den Trimmer, so daß er nun nicht mehr wackelt und (mit Vorsicht) verstellt werden kann. Auf diese Weise ließ sich nun die Resonanzfrequenz auf die gewünschten 1500 kHz einstellen. (Ohne Schirmbecher 1465 kHz, weil durch den Schirmbecher die Induktivität vermindert wird, wodurch die Resonanzfrequenz steigt.)  

Im zweiten Vorkreis war (Gott sei Dank) der Trimmer nicht abgerisssen. Das gesamte Eingangs-BF konnte nun auf 1500 kHz abgeglichen werden.

               
.jpg   Ingelen_540W_Eingangs_BF_Durchlasskurve_600.jpg (Größe: 36,76 KB / Downloads: 580)

Der weitere Abgleich folgt noch.

MfG DR
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#66
Hallo,
klasse Projekt! DR was für ein schönes Messgerät hast du da im Einsatz?
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#67
Der Ingelen 540W zeigt nach dem Abgleich eine relativ geringe Empfindlichkeit, was zunächst verblüfft. Andererseits sieht man aus den ZF Durchlaßkurven, daß er ziemlich breitbandig eingestellt werden kann. Und dann gibt es auf der Skala Markierungen, die zeigen, welche Sender keine "Excklusiv-Welle", sondern nur eine "Gemeinschafts-Welle" zur Verfügung haben, also nicht störungsfrei empfangbar sind.

Das sind Hinweise darauf, daß der 540W als "Musik-Gerät" konzipiert wurde. Solche Geräte für "Musik-Liebhaber" gab es zum Ende der '30er Jahre von verschiedenen Herstellern. Die hatten ganz allgemein gute Wiedergabe-Eigenschaften, aber geringere Empfindlichkeiten. Fern-Empfang ist schließlich kein Qualitäts-Empfang auf MW.

Ein weiterer Grund, der für die Annahme eines "Musik-Gerätes", ist auch die niedrige ZF und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die ZF-Verstärkung. Dazu findet man Näheres unter dem Modell im RM.org.

MfG DR
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#68
Hallo Freunde,

es bleibt weiterhin spannend mit dem Ingeln 540. Gestern rief mich der Dietmar an und berichtete, dass unter dem Chassis von den elektrischen Werten her teilweise abnorme Kapazitäten verbaut wurden. Das ist natürlich  gerade bei Verblockungskondensatoren für die Bandfilter äußerst ungünstig. Wenn man sich den Drahtverhau unter dem Chassis ansieht, kann man sich denken, wie kompliziert das ist, jeden einzelnen Wert lt. Schaltbild zu prüfen. Tja, da hat wohl wirklich einer eine Kondensatorkur gemacht.

Nun waren ja auch einige Bauteile wie Trimmer und Spulenkerne in meinem Ingelen beschädigt. Ich sagte dem Dietmar aber, dass ich auf meinem Dachboden hinten im Schuppen noch ein Ingelen 540 Chassis habe.

Zur Geschichte von dem Gerät: Ich hatte vor vielen Jahren schon mehrere Male versucht einen Ingelen 540 zu bekommen. Aus mehrfach geschilderten Problemen, hier im Reparaturbericht, habe ich grundsätzlich vermurkste und verkorkste Geräte von der Ausführung bekommen. Meist waren die Kerne der Schwingkreisspulen sehr stark beschädigt. Seinerzeit hatte ich noch nicht so die Erfahrung der "Schadensbegrenzung", wie das heute der Fall ist.

Eines der Beispiele ist das Chassis, das ich dem Dietmar jetzt sende. Das Gerät wurde seinerzeit bei eBay für 40 DM zzgl. Porto angeboten. Ich wollte das Gerät gerne und kaufte es. Natürlich wurde das Radio nur von außen abgebildet. Was ich dann bekam, war der Wahnsinn. Röhren, Lautsprecher, alles drinnen. Aber man konnte es schon sehen. Bitte entschuldigt den Ausdruck: "Aber in dem Gerät hatte wirklich einer "wilde Sau" gespielt.

Die Spulenkerne wurden im Ärger teilweise durchstoßen. Über die beiden Bandfiltern der ZF wurden die Gehäuse gedrückt, ohne Befestigung. Die Eingangs- und Oszillatorfilter wurden regelrecht hingerichtet. Das war wirklich rohe Gewalt von jemandem, der keinen Ausweg sah.
Alles irgendwie noch verständlich. Aber so etwas noch bei eBay anzubieten ist unfair. Aber so ist das ja oft: Das Radio steht noch vom Oppa hier, weiß nicht, was er damit gemacht hat.

Seitdem kaufe ich über eBay nur, wenn ich von vornherein das Innenleben sehe.

Den identischen Fall hatte ich ja auch mit meinem Neckermann Royal erlebt. Ich berichtete. Lautsprecher, Netztrafo und Tontrafo, alles Fehlanzeige. Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich manchmal auch etwas belustigt, was es für Spitzbuben gibt. Nur es ist halt manchmal schade um die schönen alten Radios.

Zurück zum Dietmar. Ich rief ihn dann nach Abschluß meiner Mission an. Bilder hatte ich vorher schon geschickt. Ja, sagte er, das können wir als Teileträger noch gut gebrauchen. Also, Dietmar, das Paket ging heute früh an Dich mit DHL raus.

Noch etwas zum Schrottchassis. Wenn man mal darunter blickt, dann erkennt man, dass dort kaum gewerkelt wurde. Wir wissen alle, dass die Kondensatoren in den Radios sehr schlechte elektrische Werte besitzen. Dann kommt die große Dummheit: Die Bauteile bleiben alt. Selbst die originalen Glimmerkondensatoren befinden sich noch an den ZF-Kreisen. Aber das Radio wird hirnlos versucht, über den "Abgleich" mit dem Schraubenzieher neu abzugleichen. Schlimm!

Aber alles kann für uns eine Lehre sein. Wenn mir mal wieder ein hilfsbereiter Fachmann mit seinem Fachwissen zum Thema Radio helfen muss, dann wird kritisch die Arbeit eines Vorbesitzers (Kondensatorersatz) geprüft. Es kommt alles vor Weitergabe auf den Prüfstand. So eine Eselei passiert mir nicht noch mal!

So, nach diesem Roman nun mal ein paar Bilder.

Schaut sie euch an. Von oben alles gerupft. Von unten sieht alles normal aus.

   

   

   

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#69
Prima, Andreas, dann könnte das Paket bis Freitag vielleicht schon hier sein.

Das hier gezeigte Chassis, so schlimm es oben auch aussieht, wird trotzdem eine große Hilfe sein, um Schaltfehler der Kondensator-"Kur" des Vorbesitzers zu finden.

Daß der Ingelen 540W keine allzu große Empfindlichkeit hat, war schon klar, aber daß auf LW praktisch gar nichts durchkommt, das ist sicherlich falsch. Und in der Tat, das abstimmbare Eingangsbandfilter ist defekt. Nicht nur, daß ein Trimmer abgerissen ist, sondern die Kondensatoren der Fußpunkt-Kopplung der beiden Kreise sind teilweise um einen Faktor 10 zu groß eingebaut. Ja und dann ist auch noch unsicher, ob die ersetzten Kondensatoren an die richtigen Stellen angelötet wurden. Um das zu klären, hilft nun das unten glücklicherweise unverbastelte Schrottchassis.

Das Schrottchassis sieht so aus, als ob möglicherweise "nur" ein Junge wissen wollte, was sich unter den Alu-Bechern verbirgt. Er hat sie halt mehr oder weniger "fachmännisch" geöffnet.
Und, falls die Kerne der Spulen der Vorkreise nicht verdreht wurden, läßt sich die korrekte Induktivität ausmessen. Damit können dann die total verdrehten Kerne wieder in ihre richtige Position gebracht werden, entsprechend zum Vorabgleich der Spulen ab Werk. In diesem Fall kann dann gemäß Abgleichanleitung weiter gearbeitet werden.

Es bleibt also spannend.
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#70
Hallo, Andreas,
Ich konnte doch Freitag das Chassis zu Dietmar bringen - wie Du weißt ich fahre jeden Freitag n ach Berlin.
Gruß,
Ivan
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#71
Mensch so was blödes.

Ivan, da habe ich überhaupt nicht dran gedacht! Günstiger geht das ja nicht.
Wir haben ja eine Dauerverbindung von hier nach Berlin. Tja, nur das Chassis ist schon fast in Berlin.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#72
Zwischenergebnis:

Die Induktivitäten von Vorkreis und Zwischenkreis aus dem "Schrottchassis" ließen sich mit dem "Universaltester" für die LW-Spulen und die MW-Spulen leicht bestimmen. Sie sind für beide Kreise identisch (wie es sein muß). Folglich wurde hier nicht an den Kernen gedreht.

Damit wird es möglich, die Induktivitäten der beiden Filter (für LW & MW) im zu reparierenden Gerät wieder abzugleichen. Ab Fabrik gab es auch nur diesen "Vorabgleich". Der Gleichlauf im Gerät kann dann gemäß Abgleichvorschrift erreicht werden.

Der Versuch, die Induktivität der LW Spule des Vorkreises (im zu reparierenden Gerät) zu messen, scheiterte zunächst. Es ergab sich immer nur eine Kapazität (!?), wenn man an den Anschlüssen des Filtertopfs gemessen hat. Nach Entfernen des Filter-Bechers (Abschirmung) zeigte sich dann der Grund - aber erst nach sehr genauem Hinschauen. Der hauchdünne Draht der LW Spule (ca. 0,1 mm) war gerissen. Und zwar an der Innenseite der Spule. Außen wäre ja viel zu einfach gewesen; da hätte es genügt, eine Windung abzuwickeln, aber innen? Glücklicherweise gab es noch einen ca. 3mm langen Drahtstummel. Unter großer Vorsicht ist es aber gelungen, diesen zu kontaktieren, so daß die LW Spule gerettet werden konnte.

Der hauchdünne Draht der LW Spule bewirkt eine geringe Güte des LW Vorkreises. Das ist aber notwendig, um die große Bandbreite realisieren zu können, die für einen "HiFi" Empfänger aus den '30er Jahren erforderlich waren.

MfG DR
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#73
Fachleute.
Das sind so Fehler, die würde ich im Leben nicht (bzw höchstens durch Zufall) finden.
Sehr schön, Dietmar!
Gruß,
Uli
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#74
Der wackelige Trimmer (für MW) aus dem Vorkreis ist nun ersetzt. Diese Trimmer scheinen ja Vorläufer der bekannteren Philips Tauchtrimmer zu sein. Die Konstruktion unterscheidet sich aber im Detail. Insbesondere ist der nicht drehbare Teil mit Hilfe einer Öse an einem Pertinaxplättchen angenietet. Und genau diese Verbindung war beim "Wackeltrimmer" abgerissen. ("Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich auch kein Trimmer halten.) Das Pertinaxplättchen ist am Pertinaxträger angenietet.
Die vorhandene Niete wurde mit Hilfe eines Dremels abgeschliffen. Bohren geht hier nicht, weil der Aufbau ohne Schirmbecher keinen Halt hat. Befestigt wurde das Ersatzplättchen mit einer M3 Schraube.
Als Parallel-C zum Trimmer sind 15 pF; original waren es 5 pF. (nicht im Schaltbild)

Die Öffnungen zum Abgleich der Trimmer mußten (leider) geringfügig vergrößert werden, damit der Abgleichschlüssel hineinging. Die Durchlaßkurve bei der  Abgleich-Frequenz 1500 kHz sieht wieder gut aus.

   

Allerdings hat der Wellenschalter offensichtliche Kontaktschwierigkeiten, so daß manchmal sporadisch die Durchlaßkurve verzerrt wird.

Im Filter des Zwischenkreises war der Trimmer für LW ebenfalls defekt. Hier war der Mittel-Zapfen locker geworden, so daß der "Hut" des Trimmers (ohne zu drehen) in den unteren Teil des Trimmers hinein geschoben werden konnte. (Auch hier anscheinend die Folge von Gewaltanwendung) Der Mittelzapfen konnte hier aber mit Hilfe eines Cu-Drahtes an der Lötöse fixiert werden, so daß kein Ersatz erforderlich war.

Bislang ist es noch nicht gelungen, das Filter für LW entsprechend "schön" abzugleichen wie auf MW.

Noch eine Bemerkung zum Abgleich mittels Specki.
Der analysiert immer genau auf der Frequenz, die der Trecking-Generator sendet. Das paßt somit genau für einen "Geradeaus-Empfänger", aber auch für ein (passives) Filter wie hier.
Bei einem Super muß aber der Oszillator genau um die ZF oberhalb der Empfangsfrequenz schwingen. Man muß daher hier so vorgehen, daß zunächst die Frequenz des Oszillators am Abgleichpunkt stimmen muß. Dann wird die Durchlaßkurve bei dieser Abstimmung aufgenommen. Die ist dann i.a. zunächst noch total "vergurkt". Über die Variation der Trimmer kann dann die Durchlaßkurve "hingebogen" werden. (I.a. Abgleich von Spulen & Trimmer)
Bei diesem Gerät besteht allerdings die Besonderheit, daß die Kerne (bei aufgesetztem Schirmbecher) nicht verdreht werden können - und gemäß Abgleichanleitung auch nicht sollen. Ab Werk sind die Spulen vor-abgeglichen.
Nur hier hatte der Vorbesitzer an allem herumgeschraubt. Der Vor-Abgleich konnte aber - wie früher beschreiben - durch Ausmessen der Spulen eines "Schrott-Chassis" gemacht werden.

MfG DR
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#75
"Der Anschiß lauert überall!" Vergleicht man die Werte für den "Fußpunkt-Kondensator" des (abstimmbaren) Eingangsbandfilter für LW, so findet man In den Plänen von "ART" und "Drei Sparren" 1650 pF = 1,65 nF angegeben. Im originalen Schaltbild von "Ingelen" und im Schaltbild von Regelien" ist der Wert mit 16500 (pF) bzw. 16,5 T (pF) = 16,5 nF angegeben.
Im "Schrottchassis" ist dieser Kondensator noch original drin, und er hat tatsächlich 16,5 nF.
Bloß ich hatte diesen Kondensator schon zuvor (mit 1500 pF) ersetzt, weil der nach der "Kondensator-Kur" des Vorbesitzers eingebaute große blaue 15 nF Kondensator zweifelhaft erschien. Aber der war im Prinzip richtig, wenn auch etwas vom Wert zu gering.
Daß auf LW praktisch überhaupt nichts "durchkam", lag also nicht an diesem Fußpunkt-C, sondern erstens daran, daß der Draht der LW Spule vom Eingangskreis abgerissen war und zweitens daran, daß der LW Trimmer des Zwischenkreises defekt war und sein Mittelstift nach hinten geschoben werden konnte, bis am Schirmbecher Kurzschluß entstand.
(Vielleicht haben diese Fehler den Vorbesitzer "zur Verzweiflung getrieben", so daß er das Gerät dann bei €bay verkauft hat?)

Nachdem das Problem mit dem Fußpunkt Kondensator (auch mit Hilfe von Hans) geklärt werden konnte, ließen sich auch die LW Kreise abgleichen.

Durchlaßkurve am unteren Ende der LW Skala:

   

Und beim Abgleichpunkt für LW:

   

Der Abgleich des BF erfolgte mit Specki und Tracking-Generator bei ausgeschaltetem Gerät. Eingespeist wurde über eine Antennen-Nachbildung und gemessen mit einer Tastspitze am G1 Pin der ECH11, wobei diese gezogen war.

   

Als noch der falsche Fußpunkt Kondensator (1650 pF) für LW eingelötet war, konnte mit beiden Kreisen (VK & ZK) die untere Frequenzgrenze auf LW (150 kHz => 2000 m) nicht erreicht werden. Es ging nur bis ca. 170 kHz herunter. Komisch, zweimal der gleiche Fehler? Könnten sich die Werte der Kerne verändert haben? Aber warum dann nicht für MW, sind doch gleiche Kerne? Aus dem Erfahrungsschatz eines Entwicklers (Hans): "Zweimal der gleiche Fehler tritt in der Praxis nie auf; das muß andere Gründe haben!" Wie heißt es? "Suchet, so werdet Ihr finden!" Es konnte dann nur noch der Fußpunkt Kondensator sein.

Ein weiterer Fehler, diesmal in der "Abgleichanweisung" und in den Plänen von "ART" & "Drei Sparren" betrifft den Lageplan "Chassis von oben". Hier sind die Positionen von Oszillator und Vorkreis für den Drehko vertauscht. Also, Oszillatorpaket ist vorne bei der Skala und Vorkreispaket hinten.

MfG DR
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#76
Hallo Dietmar,

Hochachtung vor Deiner Arbeit an dem Radio. Lieber Hans, auch Dir vielen Dank für die Mitwirkung. Mir wird bei diesem Radio immer mehr klar, dass wir das als Nichtfachleute so nicht in den Griff bekommen hätten. Ich vermute auch, das ist der Grund, weswegen ich diese Ingelen-Ausführung immer nur im völlig zerstörten Zustand erhalten habe. Im Laufe der Jahre habe ich durch die verschiedenen Radioforen meine technischen Radiokenntnisse, dank der Hilfe unserer Fachleute, immer noch verbessern können. Aber dieses Gerät wäre eine Nummer zu groß für mich gewesen.

Hier bin ich Dir, Dietmar, wirklich für Deine Hilfe sehr dankbar.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#77
Hallo Freunde,

bei unserem diesjährigen Sammlertreffen war es dann soweit. Dietmar (Di Ru) lieferte mir mein Ingelen 540 Chassis an. Ich habe mich natürlich riesig gefreut. Na, und der Dietmar erst - dass das Ding endlich weg ist.

Bedingt durch einige Angelegenheit konnte das Chassis jetzt erst wieder verbaut werden. Es sollten sich noch einige Widrigkeiten einstellen. Die Gummipuffer in dem Gehäuse zur Chassiserhöhung waren nicht vorhanden. Ebenso waren nur 2 Halteschrauben vorhanden, statt 4.
Das wäre nicht das Problem. Die Österreicher hatten Schrauben mit einer anderen Gewindesteigung verwendet. Also wurden 2 Gewinde nachgedreht und 2 längere SABA-Schrauben verwendet.

Das Problem mit den Gummipuffern konnte auch behoben werden. Ich habe vom Detlef mal einige Gummidichtungen erhalten. Die Dinger sind perfekt. Passen in die ausgeschnittenen Löcher, gewähren somit Halt. Detlef!! Davon könnte ich noch welche gebrauchen.

Nun war alles erledigt. Das Chassis war eingebaut. Probebetrieb. So etwas habe ich noch nie erlebt. In der Skala befand sich plötzlich ein Isolierschlauch, der den Zeiger blockierte. Alles mußte noch einmal ausgebaut werden. Mist!

Als Übeltäter stellte sich heraus: Auf den 3 Skalenlämpchen befinden sich 3 lose Isolierschläuche. Diese sollen die Lämpchen vor Chassisberührung schützen. Vermutlich beim Hantieren mit dem Chassis ist mir ein Isolierschlauch direkt zwischen Hintergrundblech und Skala gefallen.

Ich habe jetzt die Isolierschläuche durch Schrumpfschlauch ersetzt. Hier kann nicht rutschen.

So, nun kam das Chassis wieder in das Gehäuse. Das schöne neue mag. Auge vom Dietmar wurde auch gleich montiert.

Das Gerät hat an der Rückwand eine Netzkupplung. Die Originale war nicht aufzutreiben. Aber ich hatte eine Kupplung von einem alten DDR-Fernseher. Sie ist eckig, daher mußte ich die Rückwand etwas ändern.

Wie Dietmar schon vorher schrieb, ist der Empfang des Gerätes nicht so empfindlich. Aber die Wiedergabe ist sehr toll. Mit dem Gerät macht das Radio hören schon Spaß. Die Selektion ist durch Dietmar's  Einstellungen natürlich sehr gut. Stellt man die regelbare Bandbreite auf "Breit", so kommt man mit dem Heimsender schon fast an UKW-Qualität heran.

Das Gerät steht jetzt in meiner Sammlung und kann bewundert werden. Ich habe es lange gesucht.
Dir, lieber Dietmar danke ich recht herzlich für Deine große Mühe. Ich weiß, das Radio war widerspenstig.

Auch hier noch ein paar Bilder.

   

Hier werden die Gewinde auf unsere Norm umgeändert. Jetzt passen SABA-Schrauben.

   

Die ganz tollen Gummidichtungen vom Detlef. Nach Bedarf kann man die oben noch etwas abschneiden, damit das Chassis nicht zu hoch kommt.

   

Ja, gemein, der Isolierschlauch blockiert natürlich die komplette Senderwahl.


Hier noch größer

   

   

Hier ist der Übeltäter "ausgebaut"

   

Von der mittleren Skalenlampe ist der Schlauch wahrscheinlich beim Bewegen das Chassis abgefallen

   

Jetzt sind alle Isolierungen raus geflogen und durch Schrumpfschlauch ersetzt.

   

Sieht das Radio nicht wieder schön aus? Der Aufwand hat sich doch gelohnt.

   

Hier das Gerät von hinten bei der Arbeit.

   

Diesen Gerätestecker von Rafena habe ich verwendet.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#78
Hallo Andreas.


Wirklich ein wieder sehr schön erstandenes Gerät. Der Aufwand hat sich gelohnt und der Bericht ist zugleich ein Lehrstück, wieviel Arbeit in einem solchen, doch recht jungen Gerät verborgen sein kann.

Der Rafena-Stecker in der Rückwand ist durchaus originell und zweifellos funktional, aber ich glaube, ich hätte hier lieber einen SABA-Rückwandstecker (rund) umgearbeitet.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#79
...dem kann ich nur beipflichten,
das ist mal wieder toll geworden...
Gruß,
Rolf
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#80
Dole Arbeit!
Gruß,
Ivan
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