Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Netzteil für Röhrenprojekte
#1
Hallo Radiofreunde,

im Zuge der Entwicklung des Modulators mit Russischen Röhren habe ich auch ein kleines geregeltes Netzteil gebaut. Da ich denke, dass ein solches Gerät hier für viele interessant ist habe ich diesem Projekt einen eigenen Thread spendiert. Um den Stromverbrauch niedrig zu halten habe ich das Netzteil mit MOSFET als Längsregler konzipiert. Die Platine ist auf einen 7W Netztrafo ausgelegt der  hier bezogen werden kann:

https://www.tube-town.net/ttstore/Transf...so8e4meen7

Andere Trafos auch solche mit mehr Leistung können natürlich extern angeschlossen werden die passen dann leider nicht auf die Platine. Hier der Schaltplan

   

Technische Daten:

Ausgangsspannung  60...200V bei maximal 15mA
Heizspannung: 6,3V maximal 600mA
Hilfsspannung -9V (z.B. als Gittervorspannung)

Das Netzteil ist kurzzeitig Kurzschlussfest.

Damit können kleine Projekte mit 1-2 ECC82 oder 6J2P+6N3P gespeist werden. Wenn der Regeltransistor gekühlt wird geht bei Verwendung eines anderen Trafos auch wesentlich mehr als die 15mA.

Funktionsweise:

Die durch B1 Gleichgerichtete und C2 gesiebte Hochspannung (ca. 240V im Leerlauf) wird durch T1 der als Längsregler arbeitet auf das gewünschte Maß reduziert. Widerstand R2 sorgt für eine positive Spannung am Gate von T1, so dass dieser zunächst öffnet. Die Ausgangsspannung wird durch R6/R7/R8 auf ca. 52V herunter geteilt. Das Teilverhältnis ist mit R7 einstellbar. Übersteigt die Spannung an der Basis von T2 den Referenzspannungswert von 51V der durch D4 am Emitter vorgegeben ist fängt dieser an zu leiten und verringert dadurch über R4 die Spannung am Gate von T1, dadurch reduziert sich auch die Ausgangsspannung an dessen Source. Es stellt sich ein Gleichgewicht ein. Änderungen der Belastung und Änderungen der Eingangsspannung wirken sich nicht auf die  Ausgangsspannung aus. Mit R7 kann diese von 60V bis ca. 200V eingestellt werden. Durch die
Regelung ist die Ausgangsspannung auch frei von Brummkomponenten.

Im Falle eines Kurzschlusses der Ausgangsspannung verhindert D3 eine zu hohe Gate-Source Spannung an T1. Der Widerstand R1 begrenzt den Stromstoß durch T1 der durch die schlagartige Entladung von C2 durch T1 fließt wenn der Ausgang kurzgeschlossen wird.

Der von mir verwendete MOSFET "STD3NM60T4" hat eine Drain/Source Spannungsfestigkeit von 600V und kann 3A liefern. Das Teil ist bei Pollin für €0,30 im Angebot...Es geht aber auch ein IRF820 der kaum mehr kostet und den Vorteil hat, dass man ihn mit einer Kühlfläche versehen kann. Wenn höhere Ausgangsströme gewünscht sind würde ich diese Lösung vorziehen. Die in T1 in Wärme umgesetzte Leistung errechnet sich so:

(Spannung an C2 - Ausgangsspannung) x (Ausgangsstrom)

Bei großer Spannungsdifferenz sollte also auf eine gute Kühlung von T1 geachtet werden, sonst stirbt dieser den Hitzetod.

Der Transistor T2 ist ein MPSA42. Dieser hat eine C/E Spannungsfestigkeit von 300V. Ein BC547 o.ä. funktioniert hier nicht. Ein BF422 kann hingegen verwendet werden, jedoch Vorsicht dieser hat eine andere Anschlussbelegung.

Um für bestimmte Schaltungen eine negative Gitterspannung nutzen zu können habe ich noch mit D1, D2 und D5 eine stabilisierte negative Hilfsspannungserzeugung vorgesehen. Diese ist nur mit 1mA belastbar was aber für den vorgesehen Zweck reicht. Alternativ kann die Schaltung auch so modifiziert werden, dass eine positive Spannung ausgegeben wird. Hierzu sind D1, D2, D5 C1, C4 und C8 umzupolen.

Für einfache Schaltungen die keine geregelte Spannung benötigen kann man auch alle Transistoren und die zugehörigen Bauteile weglassen und stattdessen den Widerstand R3 bestücken. Dann arbeitet das Netzteil ungeregelt. Mit R3 kann dann in Grenzen die Ausgangsspannung bei einer vorgegebenen Last verändert werden.

Die ganze Schaltung findet auf einer Platine mit 80x50mm platz. Layoutdaten kann ich gerne per Mail zusenden. 

Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Spannungen auf der Platine gefährlich sind. Bitte seid vorsichtig!

Viel Spaß beim Nachbau.
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
Zitieren
#2
Sehr schick.
So ein Projekt steht bei mir definitiv irgenwann an, bloß daß ich mit dem Ding zur Not auch einen EL34 Gegentakt Verstärker anfeuern können will und mir ein paar zusätzliche Heizspannungen gefielen.
Naja, irgendwann wirds wieder Winter Wink
Deins wäre vielleicht aber was nettes, zusätzliches. Für nen einfachen Entzerrer/Vorverstärker z.B. reicht's locker. Hmm.
Was kosten die Teile denn (über den Daumen)? Und hast Du vielleicht noch eine Platine mehr gemacht, als Du brauchst?
Gruß,
Uli
Zitieren
#3
(30.07.2016, 01:37)Uli schrieb: Was kosten die Teile denn (über den Daumen)? Und hast Du vielleicht noch eine Platine mehr gemacht, als Du brauchst?

Hi Uli,

die Teile kosten so ca. €20. Ich plane auch noch eine Variante zu machen ohne Trafo auf der Platine. Je nach Trafo geht dann deutlich mehr. Die Anzahl und Werte der Heizspannungen hängt ja nur vom Trafo ab. Dieser hier kann halt nur 600mA. Aber ein größeres Exemplar mit mehreren Wicklungen kann ja ohne Änderungen verwendet werden.
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
Zitieren
#4
Hallo Zusammen,

hier noch ein Nachtrag. Bilder der fertig aufgebauten Platine.

   
Von oben

   
Leiterseite

In dieser Version ist der SMD MOSFET bestückt.
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
Zitieren
#5
Hi Semir,

sieht prima aus und wird sich gut für Deine Belange einsetzen lassen. Thumbs_up
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
Zitieren
#6
Gefällt mir auch gut. Prima, dass du die Platine für beide Versionen (SMD- oder TO-Längsregler) vorgesehen hast. Ich persönlich würde mich immer für die Version mit Kühlkörper entscheiden .... aber das hast du ja ausreichend beschrieben.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
Zitieren
#7
Moin!
Ich glaube, D1 ist falschrum.
Gruß Gerrit
Zitieren
#8
Hallo Semir,

Vielen Dank für die Vorstellung deines Projekts.
Die Schaltung ist schon abgeheftet und ich werde sie für meine Basteleien mit Batterieröhren verwenden.
Muss ja nur die Heizung geändert werden, evtl. mit Spannungsregler?

Auch der Link zum Transformator ist interessant, so etwas kleines und billiges habe bisher nicht gefunden. Smile
Allerdings... Eine Webseite die sich "Tube-Town" nennt und Röhrenfassungen als Sockel bezeichnet, naja... Aber man weis ja was gemeint ist... Wink


Viele Grüße,

Axel
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
Zitieren
#9
(30.07.2016, 19:04)yehti schrieb: Moin!
Ich glaube, D1 ist falschrum.
Gruß Gerrit

Stimmt Blush  danke für den Hinweis, das ist mir nicht aufgefallen, da ich sie auf der Platine richtig herum  bestückt hatte. Es gibt ohnehin in Kürze nochmal einen überarbeiteten Schaltplan.
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
Zitieren
#10
Hallo Zusammen,

Nun hier nochmal eine leicht überarbeitete Version "Rev.03". Wie Geritt schon angemerkt hat hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Die Diode D1 war falsch herum eingezeichnet. Außerdem neigte die Schaltung unter bestimmten Lastbedingungen zu Regelschwingungen, deshalb habe ich die Werte von C5 und C3 angepasst. Hier der aktuelle Schaltplan.


   

Ich werde die Schaltung nochmals aufbauen und mit einem Leistungsfähigeren Trafo testen. Die Ergebnisse folgen. Sollte das gut funktionieren werden ich eine Variante ohne Onboard-Trafo in Eagle entwerfen. Dieser werde ich dann eine Zusätzliche Spannungsversorgung  für Halbleiterelektronik spendieren mit 78xx Regler der aus der Heizspannung versorgt wird. Damit können dann viele verschiedene Anwendungen abgedeckt werden (Uli bitte hab noch etwas Geduld ich bin dran...).
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
Zitieren
#11
Ich hab eeeeeeendlos Geduld Smile
So eine Platine, die man einfach an einen vorhandenen Trafo aus einem Radio anklemmt, fände ich ideal. Nur, um hier nochmal unsere Korrespondenz in Kurzform wiederzugeben.
Dadurch lässt sich dann perfekt Heizspannung und ~Leistung, sowie in Grenzen Anodenstrom anpassen.
Was mir gerade einfällt - separat einstellbare Schirmgitter Spannung? Oder werde ich jetzt zu gierig und werfe damit alles um?
Da würden für die meisten Anwendungen die 15mA auch reichen. Bloß 250-300V statt 200 wären nett.... Smiley61 Angel
Gruß,
Uli
Zitieren
#12
Semir: "Damit können dann viele verschiedene Anwendungen abgedeckt werden "

Mit ca. 40 - 50 mA Strom (und möglichst noch kurzschlußfest) könnte ein solches Netzteil für die Reparatur von Radios eine gute Hilfe sein.

Nur ganz kurz dazu folgende Idee:
Zur bequemeren Überprüfung jedes einzelnen Schrittes bei einer "Kondensator-Kur" wird die Heizung der Röhren vom Trafo des Radios gespeist, welches repariert wird. Die Anodenspannung aber kommt aus diesem Netzteil. D.h. die Anodenspannung des Radios wird dafür unterbrochen.

Dann kann man bei der Reparatur die Röhrenheizung "durchlaufen" lassen, aber jeweils die Anodenspannung kurzzeitig abschalten so lange gelötet wird. Anschließend schaltet man die Anodenspannung jeweils wieder zu und kontrolliert, wie sich der ersetzte Kondensator auswirkt.
Der Vorteil dabei ist, daß man sofort das Ergebnis sieht und nicht erst warten muß, bis ansonsten die Röhren wieder voll geheizt sind.
Wenn für das Netzteil auch ein mA-Meter spendiert wird, sieht man auch sofort, wie sich der aufgenommene Anodenstrom geändert hat. Man hat also die unmittelbare Kontrolle über das, was man gemacht hat. (Im Unterschied zu einer "blind" erfolgten "Kondensator-Kur".)

Zu dem angerissenen Thema gibt es noch mehr zu sagen. Aber hier im Thread ist dafür nicht der richtige Ort.

MfG DR
Zitieren
#13
Wieder ein schönes, praktisches und vor allem interessantes Projekt von Dir, Semir! Smile

Die Idee, mit durchlaufender Heizung zu reparieren finde ich gut. Aber dazu braucht man doch nicht unbedingt ein externes Netzteil, oder ?!. Hierfür müsste man so oder so die Anode irgendwo ablöten. Statt des Netzteiles könnte man da auch ein Kästchen mit schalter und mA-Meter zwischenklemmen...
Ist nur so ein Einwurf... Smile

Für mein Röhrenprüfer-Eigenbau-Projekt hate ich damals diese Schaltung hier verwendet: http://www.betz-kh.de/Roehre/roehre.htm
Das dort vorgestellte Netzteil soll 100mA schaffen.
Mein Nachbau des Netzteils hat super funktioniert. Beim weiteren Zusammenbau habe ich das Projekt allerdings verworfen und mir den µTracer zugelegt.
Gruß,
Daniel
Zitieren
#14
Hallo Zusammen,

Da ich für meinen AM Stereo Modulator mehr Leistung benötigte habe ich das Netzteil aus diesem Projekt nochmal überarbeitet und eine Variante für einen externen Trafo gemacht. Bei dieser hängt es nur von der Kühlung von T1a ab wie viel Strom entnommen werden kann. Eine 25W Glühlampe läuft damit problemlos mit 70---200V.

Danke auch an dieser Stelle an Wolfram der mir noch ein paar gute Tips gegeben hat. So habe ich die Erzeugung der negativen Hilfsspannung nun aus der Anodenspannung des Trafos anstelle der Heizspannung vorgenommen. Damit ist nur noch eine einzige Spannung an die Platine anzulegen und die Heizspannung braucht nicht mit Masse verbunden werden. Damit kann Brummen vermieden werden, insbesondere bei empfindlichen NF Schaltungen. Die Z-Diode arbeitet nun dank Widerstand R9 in einem definierten Arbeitspunkt was Regelschwingungen verhindert.

Hier der Schaltplan:

   

und hier ein Bild der Platine. Sie befindet sich auf meinem Versuchsaufbau des AM Stereo Modulators. Diesen gedenke ich zum Treffen in Pleinfeld mit zu bringen.

   
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
Zitieren
#15
Hallo,Semiir,
In KW hast Du mir das Teil vorgeführt. Ich bereite gerade eine Hat er is radio Reparatur vor. Muss Netzteil ran. So, vergiss mein nicht wenn Du die Platine noch Mal ätzen tuest. Das gleiche gilt für den Russensender, wie besprochen!?
Gruß,
Ivan
Zitieren
#16
(12.10.2016, 19:57)navi schrieb: Hallo,Semiir,
In KW hast Du mir das Teil vorgeführt. Ich bereite gerade eine Hat er is radio Reparatur vor. Muss Netzteil ran. So, vergiss mein nicht wenn Du die Platine noch Mal ätzen tuest. Das gleiche gilt für den Russensender, wie besprochen!?

Hallo Ivan 

kommst Du zum Treffen in Pleinfeld?
Viele Grüße
Semir
---------------------------------
"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
Zitieren
#17
Hallo Semir, ich fürchte, die Platine kannst gleich im dutzend ätzen Wink
Gruß,
Uli
Zitieren
#18
Glaube ich auch... da kannste gleich mal n paar mehr machen. Wäre da nicht abgeneigt.
Viele Grüße 
Philipp
Zitieren
#19
Leider nicht, Demir,
bin nicht in Deutschland bis 27.10.16
Gruß,
Ivan
Zitieren
#20
ich melde dann auch mal Interesse an ...
Alles ist gut
Andrea

Röhren(Radios,Verstärker) - ich brauch sie nicht, so sprach der Rabe,
es ist nur schön wenn ich sie habe.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Netzteil für Röhrentester Radiobastler 19 3.513 30.04.2023, 23:11
Letzter Beitrag: Radiobastler
  Netzteil für 1,1 V Dc Franz 13 1.828 13.01.2023, 09:13
Letzter Beitrag: Franz
  Elektor Netzteil Opa.Wolle † 15 19.793 20.11.2022, 14:21
Letzter Beitrag: Erhard86
  Netzteil Eigenbau paulierwitte 17 6.117 15.11.2021, 10:54
Letzter Beitrag: Grießgram
  Mini Netzteil Morningstar 33 10.681 18.02.2020, 22:40
Letzter Beitrag: navi

Gehe zu: