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Hensi VE Nachbau: Bastelmix
#1
Teil 1


Hallo in die Runde.

Heute möchte ich Euch mal ein Gerät näher vorstellen, das Ihr schon aus einem anderen Beitrag hier im Forum kennt:

Einen Hensi Volksempfänger- Nachbau aus der DDR, der unter Verwendung von Originalteilen zum Röhren-VE rückgebaut wurde.

   

   


Hier der Ursprung:

http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=5467

Unser Forenmitglied Alex 91 wollte sich von dem Gerät trennen und bot es mir gg. Versandkostenerstattung an.


Ich möchte diese Arbeit eines unbekannten Bastlers hier etwas näher vorstellen. Allerdings kam mir diese Idee erst, nachdem ich selbst schon einige Modifikationen vorgenommen hatte. Hatte ich das Gerät zunächst übernommen, um die VE-Teile zu gewinnen, so gelangte ich mehr und mehr zur Überzeugung, das Gerät als Basis für allerlei Röhrenbasteleien zu verwenden, denn immerhin ist ja alles vorhanden: Trafo, Spule, Drehkos....

Zunächst einmal zu den vorhandenen Teilen:

Das Chassis stammt vom VE 301 Wn. Der unbekannte Erbauer des Radios hat dieses einstmals sehr verrostete Chassis entrostet und neu lackiert:

   
   


Natürlich passt das VE Chassis nur bedingt in das Hensi-Gehäuse, dem ehemals ein Transistorradio innewohnte. Fräsarbeiten waren vonnöten und auch die Befestigungslöcher am Gehäuseboden mussten neu gebohrt werden:

   


Neben einer originalen Skalenscheibe wurde Arbeit auf die Reparatur des Friktionsantriebs verwendet:
   
   


Die Spule stammt vom DKE und wurde hier "zusammengeklebt", d.h. die drehbare Kopplung entfernt. Der Grund lag darin, ein LS-Poti verwenden zu wollen, dafür wurde Platz benötigt:

   


Im Hintergrund seht Ihr eine schwarze Röhre, das ist eine 6AC7, später mehr dazu. Weiter geht's mit dem Rundgang im Radio.
Hier der Trafo nebst Siebelko:

   

Unser unbekannter Erbauer verwendete eine EL95 als Endröhre, ich habe sie zwischenzeitlich durch eine PL 95 ersetzt, die preiswerter ist. Der 50+50 µF Elko siebt die Netzspannung. Hier der Blick von unten auf den verbauten Brückengleichrichter:

   


Kleiner Einwurf:
Alex 91 hat sich richtig entschieden, das Gerät nicht zu verwenden. Für einen Neuling ist das nichts, zumal für den Eigenbau ja kein Schaltbild existiert, das den Einstieg erleichtert! Der Erbauer wusste zwar, was er tat, das Gerät krankte aber, als ich es übernahm, an etlichen "Kleinigkeiten", als da wären:

-  völlig oxydierte Antennenbuchsen, die mal Kontakt / mal keinen Kontakt gaben; dito der Sicherungshalter
-  LS-Poti mit Wacklern
-  giftig einsetzende Rückkopplung (man musste den Knopf nur anschauen, dann pfiff es)
-  und das Schlimmste: Der Trafo lieferte stattliche 7,6 Volt Heizspannung an die verwendete EL95 sowie die ursprünglich verbaute EF12 !!  Das war mir dann doch etwas zu viel.


Weiter geht's im Teil 2.


Gruß
k.

(late edit: Tippfehler korrigiert)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#2
Teil 2

Wir setzen den Rundgang im Radio fort. Wie gesagt, dem erworbenen Gerät eines unbekannten Erbauers droht weder Schlachtung, noch ist ein Rückbau in den Original-Hensi-Zustand vorgesehen. Es wird für Einkreiser-Röhrenschaltungen dienen.



Hier der vom Erbauer verwendete Lautsprecher nebst NF-Trafo. Das Ganze wurde auf eine zusätzliche, neue Schallwand montiert, die im Gehäuse verklebt wurde:

   

Ursprünglich waren EL 95 und EF 12 verbaut worden. Durch den Versand hatte sich die EF12 gelöst und kullerte munter im Gehäuse umher. Der Spulensatz erhielt einen "Treffer" und wurde aus seiner Befestigung geschossen. Kleben + große Unterlegscheibe halfen, das Ganze wieder zu fixieren:

   


Im nächsten Bild die EF 12 nebst der vom Erbauer verwendeten DDR-Fassung (eigentlich für UEL 51):

   

Diese EF 12 ist etwas sonderbar. Sie trägt die abgebildete Bedruckung, allerdings sonst keinerlei Aufdruck !  Also weder Röhrenbezeichnung noch Hersteller. Sieht auch nicht abgewischt aus; ob das mal aufgeklebt war?
Das Gerät funktionierte mit dieser Röhrenbestückung ganz gut, bis auf die in Teil 1 beschriebenen Fehler. Auch muss man wissen, dass der verwendete Drehko für die Sendereinstellung vom VE 301 stammt, also 500 pF hat. Der ebenfalls verwendete Spulensatz für den DKE (und dito für VE 301 Wn sowie 301 dyn) ist für einen Drehko von kleinerer Kapazität bemessen. Stört hier aber nicht wirklich.

An den Röhren setzte nun mein Basteltrieb an, denn wie gesagt: das Gerät soll künftig dem Röhrenexperimentiertrieb des Verfassers dienen, nach dem Motto: was nicht passt, wird passend gemacht.
Die EL 95 wurde zur PL 95, die ohnehin durch den Trafo erzeugte zu hohe Heizspannung von 7,6 Volt wurde mittels eines Vorwiderstandes von 10 Ohm auf verträgliche ca. 4,6 Volt reduziert. (Das ist Bastelei, es gibt andere Möglichkeiten, aber um ein Bastelobjekt geht es hier).

Die seltene EF 12 nebst Fassung wich ebenfalls.
Da hatte ich doch einen eb..Fehlkauf liegen, einige Röhren vom Typ 6AC7 :


   
 
Diese waren Beifang zu einem anderen Röhrenkauf und entpuppten sich nach dem Kauf größtenteils als "verbraucht". Der Zeiger des Funke W19 rettet sich mit Lethargie gerade mittig in das Feld "Unbrauchbar".
Genau richtig zum Experimentieren, also erstmal die entsprechende Fassung verbaut.

   

In dieser Konstellation lieferte die vorgefundene Schaltung 5,6 Volt Anodenspannung für die Bild gezeigte völlig verbrauchte 6AC7. Einen Vorwiderstand geändert, nun liegen 65 Volt an der Anode und ca. 30 Volt am G2. Damit funzt diese Schrottröhre prächtig !! Mit moduliertem Prüfsender ertönt klarer, kräftiger Empfang. Prima, so kann "Edelschrott" verwendet werden. Natürlich waren auch hier die vorgefundenen 7,6 Volt Heizspannung zu viel, ein 2,2 Ohm-Widerstand reduziert auf 6,3 Volt bei 0,45 A Heizstrom der 6AC7:

   

Bastellöterei, aber es funktioniert überraschend brummfrei.

Die beschriebene "giftige Rückkopplung" wurde mittels eines Widerstandes von 5 k parallel zur Rückkopplungsspule etwas entschärft.
Hier übrigens die Gesamtschau des Chassis von unten. Schön aufgeräumt und gut zugänglich, die optimale Basis für weitere Röhrenversuche:


   


Da schweben mir noch diverse Versuche mit z.B. Wehrmachtsröhren wie RL2T2 bzw. RL2P3 vor. Oder einfach mit Röhren, die bei irgendeinem Kauf mal dabei waren und in kein gängiges Radio gehören, wie RES094 etc.
Irgendwann mal.
Ich hoffe, der Beitrag hat ein wenig gefallen. Keine Hochwertforschungslöterei, sondern "Spass an der Freud" des Radioexperimentierens. Für weitere Bastelideen bin ich aufgeschlossen Smiley47  .


Gruß
k.

(late edit: Tippfehler korrigiert)
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#3
genial! Interessant zu wissen das das Chassis zumindest einigermaßen ins Hensi Gehäuse passt.
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#4
(03.08.2016, 11:59)saarfranzose schrieb: genial! Interessant zu wissen das das Chassis zumindest einigermaßen ins Hensi Gehäuse passt.

Hallo. Ich habe es andersrum gemacht. Ich habe das Chassis vom Hensi in das Gehäuse vom VE301 Wn gebaut. Als Rückwand habe ich die vom 301w verwendet. Gruß aus Dresden vom Ulli
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#5
Ich finde es unheimlich spannend wie der Vorbesitzer da am Werk war.
Das Chassis komplett entkernt, gereinigt, lackiert und wieder alles zusammengebaut.
Mein Respekt, nur das Poti passt nicht nur mechanisch ungünstig.
Aber sonst genial.
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#6
(03.08.2016, 17:43)ULLIDD schrieb:
(03.08.2016, 11:59)saarfranzose schrieb: genial! Interessant zu wissen das das Chassis zumindest einigermaßen ins Hensi Gehäuse passt.

Hallo. Ich habe es andersrum gemacht. Ich habe das Chassis vom Hensi in das Gehäuse vom VE301 Wn gebaut. Als Rückwand habe ich die vom 301w verwendet. Gruß aus Dresden vom Ulli

dann würde ich eher einem VE Chassis UKW beibringen. Pläne liegen mir schon vor :-)
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#7
So, liebe Mitleser, weiter geht's in unserer Hensi - Bastelstunde.

Da mir gerade ein Blaupunkt Derby Transistorgerät von 1964 aus meiner Sammlung abgek...t ist und sich heftig meinen Reparaturversuchen widersetzt ("ich kann nur Röhre" Cool ), brauchte ich etwas "stressfreies" zum Basteln.

Also wurde der Hensi VE modifiziert. So sieht's jetzt aus:

   

Schlechte Fotografie, daher nachfolgend die Änderungen, die sich auf
-
- Röhren
- Lautsprecher
- Skalenantrieb
- Spulenkoppler

beziehen.

Fangen wir doch mal "röhrig" an:

   

Die bisherige EL95 resp. PL95 gefiel mir nicht. Zu wenig authentisch, wenn es um ein "Notradio" geht, denn das wäre eher das Image, das ich dem Bastelhensi verpassen möchte. Folglich musste eine zweite 6AC7 herhalten, als NF-Röhre. Das funktioniert besser, als man glauben mag. Sehr schön an dieser schon etwas verwitterten Röhre zu sehen, dass es mal die "Röhre 8" in irgendeinem Gerät war, vielleicht einem frühen DDR- Fernseher.

Hier übrigens das Datenblatt der 6AC7:
http://www.r-type.org/pdfs/6ac7.pdf

Die Röhre verträgt nur eine niedrige G2 - Spannung, also wurde eine RC-Kombination eingefügt, vergleichbar der Lösung des Original VE mit der RES 164. Die Gitterspannungserzeugung erfolgt klassisch "automatisch", also über Kathodenwiderstand mit parallelem Elko. Benötigt werden - 2 Volt.
Macht Lautstärke, das Teil, wenngleich eine Optimierung mittels passendem AÜ noch mehr bringen würde.


Bleiben wir doch gleich beim Lautsprecher. Da war mir der vorgefundene Dunkelblaue zu bunt und zu popelig.
Jetzt werkelt das hier in seinem 2. Leben:

   

Den hatte ich als Jugendlicher Anfang der 70er Jahre mal aus einem für den Sperrmüll bestimmten frühen TV ausgeschlachtet. Seitdem fristete er ein Ersatzteillagerleben.
Mich begeistern solche Verarbeitungsdetails aus dieser Zeit:

   

Massive Metallflügelschraube. Zwei sind vorhanden, womit der Lautsprecher früher sehr einfach bei Reparatur des TV aus dem Weg geschafft werden konnte. Gäb's heute so nicht mehr.


Was ist noch neu? Nun, das LS-Poti verschwand. Jetzt tut wieder ein Spulenkoppler seinen Dienst, allerdings kein VE-Teil:

   

Keine Ahnung, wo das herstammt. Jedenfalls war die Antennenspule futsch, folglich wurde das im Hensi vorgefundene DKE-Teil eingepflanzt. Funzt gut, der Zwitter, und sieht harmonischer aus.


Last but not least wurde die seltene Original Wn-Skalenscheibe ins Ersatzteillager verbannt und durch einen kleinen
Seilantrieb ersetzt, auf den eine Pappscheibe aufgeklebt wurde, mit aufkopierter Skalenoptik des Ur-VE:

    .

Insgesamt finde ich das Radio nun in der Gesamtansicht sehr "aufgeräumt", d.h. stimmig im technischen Erscheinungsbild.


Das reicht nun erstmal, ich hoffe, das Lesen hat wenigstens Einigen von Euch ebenso viel Freude bereitet, wie mir das Basteln.


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#8
Hallo Klaus,
mir imponiert deine Bastelfreude und das Ergebnis ist ja auch beeindruckend. Für einen wirklichen Bastler sind unkonventionelle Wege das verblüffende Salz in der Suppe. Smiley32

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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