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Sicherheit
#1
Information 
Wir bitten ausdrücklich um Beachtung:

Die Betreiber dieses Forums haften nicht für Schäden an Deiner Gesundheit oder für Sachschäden. Die Betreiber empfehlen Jedem Bastler ausdrücklich einen Fachmann aufzusuchen, um eine sachgerechte Anleitung beim Basteln an Geräten zu erhalten.

Bei den hier behandelten Geräten können sehr hohe Spannungen vorhanden sein, auch wenn nur 220V eingespeist werden. Die verbaute Technik kann Spannungen von mehreren hundert Volt herstellen. Manche Geräte führen auch volle Betriebspannung an allen Metallteilen, auch an Schrauben, Buchsen, Steckverbindungen! Isolierungen können brüchig sein und andere Sicherungseinrichtungen können defekt sein!

Die Tipps, Erfahrungsberichte und Hinweise der User in diesem Forum ersetzen keinesfalls die Beurteilung und die Hinweise einer Fachwerkstatt! Wer hier geschriebene Hinweise befolgt oder beschriebenes Handeln nachahmt, handelt auf eigenes Risiko! Die Forenbetreiber übernehmen keinerlei Verantwortung für Inhalte auf Richtigkeit.

KEIN EINGRIFF VON UNGEÜBTEN PERSONEN! Es besteht Lebensgefahr!

Der folgende Text wurde von Uli in Zusammenarbeit mehrerer Forumsmitglieder erstellt, um "Neulinge" auf Gefahren hinzuweisen.

Die erste Regel bei alten Geräten lautet: Finger weg vom „Testen“!

Gefahren durch elektrischen Strom:
Spannungen ab ca. 60V können dem Menschen gefährlich werden. In alten Radios können Gleich- und Wechselspannungen von über 300V auftreten, bei Verstärkern auch gerne mal gut das doppelte. In Röhrenfernsehern betragen Spannungen im Zeilenteil mehrere 10.000V!
Daher nie ein Gerät öffnen oder daran arbeiten, wenn der Netzstecker in der Steckdose steckt!
Selbst bei geschlossenem Gerät können gefährliche Spannungen an Stellen anliegen, an denen man nicht damit rechnet! An Antennen- und Lautsprecheranschlüssen, Anschlüssen für Tonabnehmer, an Schrauben,  schlicht an allem, was aus Metall bzw elektrisch leitend ist. Selbst an der Steckachse eines Plattenspielers!
Auch wenn der Netzstecker gezogen ist, können Kondensatoren im Gerät noch lange Zeit eine hohe Spannung führen. Selbst wenn ein Stromschlag nicht immer sofort tödlich endet, wird man durch den Schock unwillkürlich zucken und so möglicherweise das Gerät vom Tisch reißen --> Verletzungsgefahr für Mensch und Gerät!

Gefahren durch „Chemie“:
In den alten Geräten kann unter Umständen Material verarbeitet sein, welches hochgiftig und teilweise sogar radioaktiv strahlend ist. Uran in Widerständen, die wie Röhren oder Lampen aussehen oder PCB in Kondensatoren und Lötzinn um Beispiele zu nennen.
Darum nie etwas zerlegen ohne genau zu wissen, was man tut!

Feuergefahr:
Durch Fehler oder überalterte Bauteile, falsche Einstellungen oder einfach nur jahrzehntelang „gesammelten“ Staub ist die Feuergefahr nach dem Einschalten eines alten Gerätes nicht unerheblich.
Die Geräte können sich im Betrieb stark erwärmen, so ist auch ein plötzlicher Feuerausbruch nach längerer Zeit nicht auszuschließen.

Bitte beachtet auch die Links zu Berichten im Forum mit Hinweisen zur Sicherheit (auf die blaue Schrift klicken):

Sicherheit bei der Überholung von Röhren - TV`s
Selbstbau einer Vorschaltlampe
Sicherheit bei der Reparatur von Röhrengeräten


Wer sich als Laie nicht abschrecken lässt und versuchen möchte, sein Gerät selbst zu reparieren, sollte unbedingt die entsprechenden Tipps hier lesen und befolgen um Schädigungen an sich selbst, dem Gerät und der Umwelt zu vermeiden. Nachfolgend zeigen wir einen ausführlichen Text unseres erfahrenen Mitgliedes Scotty, mit weiterführenden Hinweisen zum Thema Sicherheit und Gefahren!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
#2
Das schöne Radiohobby – und was Du beachten solltest!

Alte Geräte der Kommunikationstechnik, besonders röhrenbestückte Radio- und Fernsehgeräte faszinieren immer mehr technisch interessierte Hobbybastler. Solche, meist mehr als 50 Jahre alte Geräte, führen auch dem Nichtfachmann vor Augen, wie mit nur wenigen Bauelementen in übersehbaren Schaltungen ein funktionierendes Gerät realisiert werden konnte. Mit dem ingenieurtechnischen und handwerklichen Wissen der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurden technische Meisterleistungen geschaffen, die es auch heute noch verdienen, in ihrer Funktion erhalten zu werden.

Aber, alle diese Geräte, besonders die mit Röhren bestückten, benötigen eine Energiequelle, meist das bei uns übliche 230V Wechselspannungsnetz. Seltener sind chemische Spannungsquellen, wie Akkumulatoren oder Trockenbatterien, oder der Betrieb aus früher weit verbreiteten Gleichspannungsnetzen.
Diese Spannungsquellen stellen neben den im Gerät selbst erzeugten recht hohen Spannungen eine erhebliche Gesundheitsgefahr für uns dar, die nicht außer Acht gelassen werden sollte. Spannungen ab ca. 60V Gleichstrom und 48V Wechselstrom können dem Menschen sehr gefährlich werden. In alten Radios können aber Gleich- und Wechselspannungen von über 300V auftreten, bei Verstärkern auch mal bis 1000V, in Funksendern bis 4000V. An Bildröhren von Fernsehgeräten, egal ob mit Röhren bestückt, oder transistorisiert, können sogar Spannungen von mehreren 10.000V vorhanden sein!

Denkt immer daran, der Mensch kann ohne Hilfsmittel anstehende elektrische Spannungen weder sehen, noch riechen oder hören. Aber Spannungen in entsprechender Höhe können schmerzhaft zuschlagen und schwere gesundheitliche Schäden, ja sogar den Tod verursachen!

Grundsätzliche Hinweise zum elektrischen Strom und seinen Gefahren
Den größten Schaden richtet Strom im Menschen an, wenn er über eine weite Strecke (vor allem über das Herz) geleitet wird. Unser Körper beinhaltet nun mal eine Menge Wasser, das versehen mit vielen körpereigenen Salzen und Mineralien ein guter Stromleiter ist. Da aber viele Organe unseres Körpers, wie Herz, Muskeln, Gehirn, mit elektrischen Impulsen gesteuert werden, kann ein unkontrollierter Stromfluss in Folge eines Spannungsschlages diese schädigen, ja sogar zerstören.
Darüber hinaus kann Strom, wenn er sehr hoch ist, schlimme Verbrennungen sowohl äußerlich auf der Haut, als auch im Körperinneren zur Folge haben, die im schlimmsten Fall ebenfalls zum Tode führen können.
Unser übliches 230V Wechselstromnetz hat eine, vielen nicht bekannte Eigenheit, nämlich, dass es mit einem Pol geerdet ist. Gegen den im E- Werk geerdeten „Null- oder Neutralleiter N“ führen die sogenannten „Phasen“, davon gibt es drei, L1, L2, L3 (früher R, S und T genannt), gewöhnlich eine Spannung von 230V. Da der Mensch auf der Erde steht und damit deren Potential annimmt, würde er nur bei Berührung einer der drei Phasen einen Stromschlag erleiden. Bei der Berührung des Null- oder Neutralleiters keinen, zumindest theoretisch. In der Praxis kann der Neutralleiter an unserem Standort durchaus Spannung gegen Erde führen, da zwar der Erdungspunkt im Elektrizitätswerk auf Erdpotential liegt, aber dieser Leiter durch den Stromfluss in ihm je nach Entfernung zu unserem Standort eine Spannung aufbauen kann, die durchaus zweistellige Werte annehmen kann. Daher nie das Risiko eingehen: „… ich kann ja nur von einem Draht eine gewischt bekommen…“

Tipps und Tricks zur Risikominimierung
Sehnsüchtig erwartet, steht nun das Prunkstück auf dem Arbeitstisch. Ein Röhrenradio, einige Jahrzehnte alt, aber es soll wieder leben! Das denkbar Schlechteste, was man dem Gerät und sich selbst jetzt antun könnte, wäre: Stecker in die Steckdose, wenn er paßt, Augen zu und einschalten... . Du kannst in zwei Fällen sagen: "Glück gehabt!", nämlich entweder es passiert gar nichts, oder es kommen zwar ein paar Töne heraus, wie lange aber, ist ungewiß. Bei den meisten von solchen voreiligen und unbedachten "Wiederbelebungsversuchen" werden die ursprünglichen Probleme unter Rauch-, Funken- oder sogar Flammenentwicklung nur noch vergrößert. Deswegen: Hände weg von der Netzsteckdose!
Lies Dir erst die nachfolgenden Hinweise durch, um Risiken und Fehler soweit wie möglich zu vermeiden. Dazu ist es zuerst notwendig, den Reparaturkandidaten kennenzulernen.
Wenn vorhanden, auf der Geräterückseite die Angabe zur benötigten Versorgungsspannung suchen. Ist sie noch lesbar, hat man Glück und kann unter Beachtung der folgenden Hinweise die nächsten Schritte planen. Ist nichts zu erkennen, fehlt die Angabe oder ist keine Rückwand mehr vorhanden, dann bitte diese Hinweise genauer beachten.
Nun eine kurze Übersicht über die Einordnung der verschiedenen Geräte in Bezug auf deren Stromversorgung.

Geräte, die nur an Wechselstromnetzen betrieben werden können
Solche Geräte sind an ihrem wichtigsten und auch entsprechend großen Bauteil zu erkennen, dem Netztransformator. Besonders in Röhrenradios kann man jedoch oft mehrere Bauteile mit aus Blech geschachtelten Eisenkernen und den typischen Spulenkörpern erkennen. Häufig verwendete Netzdrosseln kann man vom Netztrafo an der Anzahl der Anschlüsse unterscheiden. Die Drosseln haben lediglich 2 davon. Der bei den meisten Röhrenschaltungen unerläßliche Ausgangsübertrager für den Lautsprecher ist in der Regel kleiner als der Netztrafo und ist immer mit mindestens 2 Drähten unmittelbar, oder über Schalter, Kontakte, Buchsen mit dem Lautsprecher verbunden und kann somit eindeutig als solcher identifiziert werden.
Der Netztrafo sorgt dafür, dass möglichst verlustarm alle für den Betrieb des Gerätes notwendigen Spannungen erzeugt werden. Hat der Netztrafo getrennte Netz-, sowie Gerätewicklungen (Primär- und Sekundärseite) erledigt er „nebenbei“ noch einen sehr wichtigen Job. Er trennt durch sein ihm eigenes Prinzip der Energieübertragung durch ein Wechselmagnetfeld potentialmäßig die geerdete Netzspannungsseite von der Geräteseite, sodass der Bezug der hohen geräteinternen Spannungen zu Erde erst einmal aufgehoben ist. Dass man sich auf diesem Fakt nicht „ausruhen“ sollte, darauf wird später eingegangen! Hat der Trafo nur eine gemeinsame Wicklung, ggf. mit vielen Anzapfungen, spricht man von einem "Spartransformator". Diese Sonder-, oder eben (Kupferdraht-) Sparausführung trennt Netz- und Geräteseite nicht! Wie man das im Zweifelsfall herauskriegen und prüfen kann, folgt in den nächsten Abschnitten.
Am Netztransformator ist oftmals noch ein Spannungswähler vorhanden, der den Betrieb an einer Vielzahl von verschiedenen Spannungen ermöglicht. Das wurde zum einen wegen der früher vorhandenen unterschiedlichen Netzspannungen gemacht (110V, 127V, 150V, 220V, 240V), zum anderen ermöglichte er den Export dieser Geräte in andere Länder mit abweichenden Netzspannungen.

Geräte, die nur an Gleichstromnetzen betrieben werden können
Solche Geräte sind daran zu erkennen, dass sie weder einen Netztransformator noch einen Gleichrichter, bzw. eine Gleichrichterröhre besitzen. Dafür ist meist ein „dicker“ Leistungswiderstand (Heizungswiderstand), meist drahtgewickelt auf einem großen Keramikkörper, vorhanden, der die Versorgungsspannung der Röhrenheizungen an die Netzspannung anpasst.
Durch das Fehlen des Netztrafos sind alle Bauteile dieser Geräte mit dem Stromnetz verbunden, alle internen Spannungen haben Netzbezug! Es existiert keine Netztrennung!

Geräte, die sowohl an Wechselstrom-, als auch an Gleichstromnetzen betrieben werden können (Allstromgeräte)
Diese „Allstromgeräte“ vereinen die Erkennungsmerkmale der beiden vorstehenden Geräteklassen in sich. Sie haben nie einen Netztransformator, aber der Gleichrichter, oder die Gleichrichterröhre der Wechselstromgeräte ist vorhanden, wie auch der fette Heizungswiderstand der Gleichstromgeräte. Auch in diesen Allstromgeräten sind alle Spannungen netzbezogen, keine Netztrennung!

Stationäre batteriebetriebene Röhrenradios
Solche Radios haben meist neben dem Heizakku, der nur eine geringe Spannung hat, auch Anodenbatterien von meist 90V und höher. Hier ist ebenfalls erhöhte Vorsicht geboten! Schon „umgebaute“ Radios haben oft als Anodenbatterieersatz eine Elektronik eingebaut, die aus einer niedrigen Batteriespannung die benötigt hohe Spannung erzeugt.

Röhrenautoradios und Röhrenkofferradios
Im Gegensatz zu modernen Transistor- oder IC- bestückten Radios arbeiten viele Röhren-Autoradios und Röhren-Kofferradios mit teilweise hohen, lebensgefährlichen Spannungen. In Kofferradios, wie in den vorstehend beschriebenen stationären Batterieradios, kommen meist Anodenspannungen mit ca. 90V zum Einsatz , oftmals ist auch zusätzliches ein Netzteil eingebaut. In den meisten Röhren-Autoradios wird durch einen Zerhacker die Bordspannung von 12V oder auch 6V auf bis zu 250V hochtransformiert.
Also, auch bei diesen, scheinbar kleinspannungsmäßig betriebenen Geräten ist erhöhte Vorsicht angebracht!


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