Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Körting Novum RB 2206 W
#1
Durch einen Tipp von Andreas bin ich zu dem Körting gekommen. Ein Geradeaus-Empfänger mit Diodengleichrichtung.  Der Preis war im Rahmen, das Radio komplett und weitestgehend Original, zumindest auf den ersten Blick. Eine seltene Nachkriegsskala ist in dem Radio. Zwar gab es vor einiger Zeit Angebote von Teileträgern, jedoch habe ich an der seltenen Skala gefallen gefunden. Sie bleibt, auch wenn sie nicht mehr so Perfekt aussieht. Wie es nun so ist, man stellt so ein Radio, das zudem auch nicht besonders gepflegt aussieht, zunächst beiseite. Meist vergeht viel Zeit und irgendwann nimmt man es etwas aufmerksamer wahr. Dann ist es nur ein angehen.
Wie immer geht es detailliert in dem Bericht zu und jeder Schritt wird per Foto festgehalten. Die Technischen Daten dieses Radios zuerst




Hersteller:  Körting Leipzig
Modell     : Novum RB 2206 W
Baujahr   :  1936/37
Röhrenbestückung: AF3 AB1 AL4 AZ1
Sromversorgung : Wechselstrom 110 - 240V
Wellenbereiche : Langwelle Mittelwelle
Gehäuseform : Holzgehäuse
Besonderheit  : Abstimmanzeige / Glimmlampe
Anschlußmöglichkeiten:   2. Lautsprecher Palttenspieler

Die Fotos sagen mehr aus!
   
Schön ist anders, aber der Schlichtheit kann man nicht widerstehen. Eigentlich paßt so ein Radio in mein Beuteschema. Das Gehäuse verlangt viel Arbeit. Wasserschäden auf den Oberflächen, Holzwurmlöcher und eine zerbrochene Leiste am Fuß.

   
Das Furnier hat gelitten. Man sieht es auf dem Foto nicht, aber an den Kanten hat es sich geworfen. Eigentlich ideal für Schellack! Keine Kanten , oder Sicken nur Rundungen .

   
Nicht nur oben , auch seitlich sieht es aus, als wenn es in einer Dusche stand. Unten sieht man den zerbrochen Fuß.

   
Hier sieht es etwas besser aus. Da hatte ich schon schlimmere Radios, bzw. es sind noch schlimmer erhaltene Radios im Magazin.

   
Und dabei steht es doch auf der Rückwand  „Vor Nässe schützen“ Die Rückwand ist sehr gut erhalten. Interessante Details, wie der Regler für das Amplimeter. Das wird dann später im Reparaturbericht erklärt.

   
Die Nachkriegsskala! Mich würde mal interessieren, wieviel Geräte dieses Modells es mit der Nachkriegsskala gibt. Interessant ist die Skalenanzeige, ein Band und links und rechts daneben die  kHz Angaben.
   

   
Erster Blick in das innere. Staub und Spinnenweben. Wenn es doch seine Geschichte erzählen könnte. Unter dem rechten Becher befindet sich die AF3 oben im Gehäuse sitzt eine Drossel.

   
Noch ein hübsches Detail! Eine Glimmlampe, die man auf der Skala erst gar nicht bemerkt. Schön zu sehen das Skalenband
   

   
Unter dem Staub befindet sich Rost. Also kommt etwas mehr Arbeit auf mich zu.

   
Schaut man auf den Lautsprecher, so sieht es auch noch sehr Original aus.

   
Die Drossel, umgeben von Spinnweben

   
Um an die Chassisschrauben zu gelangen, muß man die Fußleisten entfernen
   

   
Die Drossel ist abgelötet, wie immer werden die Kabel beschriftet und es werden Notizen zu der Belegung der Anschlüsse gemacht.

   
Nun ist es ausgebaut! Der Staub wird draußen im Freien entfernt. Danach kommt die Ernüchterung über den tatsächlichen Zustand des Chassis.

Fortsetzung folgt in kürze
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#2
Hallo, Detlef,
Schönes Vorkriegsradio hast Du vorgestellt. Die Dinge sind grundsätzlich einfach hinzufügen (bei mir zappelt es immer mit dem Bobinen). Herzlichen Glückwunsch!
Gruß,
Ivan
Zitieren
#3
Ich finde das Gerät sehr interessant. Irgendwie wirkt er von vorne betrachtet, wie eine Hälfte eines Telefunken, die die andere Hälfte verloren hat und da bekommt man schon gleich Mitleid Smile Es lohnt bestimmt, sich seiner anzunehmen.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#4
Hallo Freunde,

das ist ein Radio, das auch technisch ein Wunderwerk ist. Das Gerät ist nur ein Reflexempfänger für Geradeausempfang. Aber Körting hat hier soviele Kunstschaltungen verwendet, dass man , wenn man das Gerät nicht genau kennt, auf einen kleinen Super tippen würde. Auch die Anzeige mit dem mag. Band ist bei einem solchen Gerät eher die Ausnahme. Der Körting Novum wurde dann etwas später auch in der Brikett-Form gebaut.

Ja, das Radio hatte ich dem Detlef wärmstens empfohlen. Kompliziert zu reparieren, aber wenn es dann funktioniert, macht das Spaß. Ich selber habe dieses Gerät auch. Das funktionierte perfekt. Allerdings hatte es eine lange, unbenutzte Standzeit im Regal, so dass ich es irgendwann mal wieder zum Leben erwecken muß. Nichts dramatisches, das werden die Wellenschalter-Kontakte sein.

Dieses Gerät ist übrigen eines, das nach dem Kriege gerne "umgefrickelt" wurde. Ich hatte das schon in den unterschiedlichsten Varianten. Sogar fachmännisch mit DDR-Bandfiltern zu einem Stahlröhrensuper umgebaut. Ich ärgere mich heute noch, dass ich den seinerzeit weg gegeben hatte.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#5
Hallo Radiofreunde
Vielen Dank für die Resonanz zu dem Körting Novum.

Ja, Anton, Mitleid, das ist sehr schön formuliert, bekomme ich bei verwahrlosten Radios fast immer. Aber es sollten Vorkriegsradios sein. Da wähle ich auch nicht nur nach meiner Lieblingsmarke. Hier nun ein Körting! Ja und wie Andreas es schon schreibt, ein durchaus interessantes Radio, dessen Schaltung man als Reflexempfänger bezeichnet. Und es wurde umgefrickelt! Ziemlich grob und vermutlich umging man damit die zum Teil defekten Elkos, die für wahrscheinlich ungeahnte Spannung sorgten. Nun bin ich mir Sicher, das man solche Radios strikt nach Schaltplan reparieren sollte. Ungeachtet, was da vorher eingebaut war. Denn so wie das alles aussieht, dürfte das Radio aus der ehm. DDR stammen und da war  ich im vorigen Teil noch von dem vermeintlich Originalen Zustand begeistert. So erwischt es mich doch wieder, ein sehr stark verändertes Radio zu bekommen. Na gut, man konnte vorher nicht reinschauen und nun wird das Beste daraus gemacht. Aber wenn man die Fotos sieht, kann man sich eher ein Bild von dem Chassiszustand machen. Was ich Anfangs nicht wußte und auch aus dem Schenk - Schaltbild nicht hervorgeht, Körting hat seinerzeit viele Kordelwiderstände verbaut. Bei den Unterlagen, die ich bekam und den Informationen aus dem Radiomuseum Org , wurde mir dann einiges klar. Original umbauen, das wird nichts mehr, aber einige Bauteile den Originalen anpassen . Ob es jedem gefällt, wird sich zeigen, denn mit den Kordelwiderständen war eine Verdrahtung ohne Lötleisten möglich und Lötleisten wollte ich nicht sichtbar einbauen.

Um jeden aufmerksamen Leser die Technik vertraut zu machen, stelle ich zunächst den Schaltplan vor .
   

   
Der Blockkondensator ist noch eingebaut, das beruhigt und macht Mut.

   
Und schon verläßt der Mut den Bastler! Was für gewaltige Widerstände und vor allem wo findet man die im Schaltplan? Im R.M.O. ist ein Bericht über dieses Modell, dort ist von Kordelwiderständen die Rede. Einige sind ja noch da, aber warum sind da solche Änderungen vorgenommen worden? Ich sagte schon, wenn solche Radios ihre Geschichte erzählen könnten!

   
Zunächst mache ich sehr viele Detailfotos. Hier der Blockkondensator. Drei Kondensatoren sind laut Beschriftung eingebaut. Die Stückliste jedoch verunsichert! Dort ist von vier Kondensatoren die Rede. Und ich wäre auch fast darauf reingefallen, da fünf Kabel aus dem Block kommen. Klar, erst bei näheren betrachten des Schaltplan dämmert es, der erste 4µF hinter der Gleichrichteröhre besitzt ein eigenes Massekabel, das hinter der 100 mA Sicherung angelötet wird. Ferner besitzen die anderen 4 µF auch einen eigenen Masseanschluß. Der von mir irrtümlich vermutete 4. Kondensator sitzt unter dem Poti versteckt. Man sollte sich immer sehr gründlich den Schaltplan anschauen und alles in der Schaltung vergleichen.

   
Das große Rad für das Skalenband hat eine Nabe aus Spritzguß, diese ist gerissen und das Rad dreht dadurch nicht mit. Der Riß ist genau im Klemmbereich auf der Achse des Drehkondensator. Er wird stabilisiert mit Sekundenkleber. In dem Rad  befindet sich ein sehr interessanter Mechanismus zur Feineinstellung der Sender. Ein in Gelenken geführter Antrieb, der es zuläßt, das man zur Feineinstellung etwa eine Viertel-Umdrehung am Drehko-Knopf hat.
Leider läßt sich das interessante Detail nicht in seinem Gesammten fotografieren.
   

   
Die Achse des Wellenschalter befindet sich unterhalb vom Antrieb des Drehkondensators und weiteren Spinnenweben.

   
Der Netztrafo unter einer Staubschicht in direkter Nachbarschaft die Gleichrichterröhre !
   

   
Neben den beiden HF Bechern ist eine weitere Abdeckung. Diese sitzt über der AF3 .

   
Der Sicherungshalter mit den Stromeinstellmarkierungen. Leider zerfiel die eine Halterung nach entfernen der Sicherung. Die Kontakte waren alle Oxydiert. An den rechten Lötpunkten ist der Lautsprecher angelötet.

   
Das Chassis zeigt sich verstaubt
   
   
   
Da gibt es einiges zu tun

   
Der Staub ist entfernt und der Rost zu sehen. Der Blockkondensator hat Wachs rausgedrückt, das ist auf der Gitterkappe der AB1 zu sehen und hat sich auf die Membran vom Lautsprecher verteilt.

   
Ohne Staub erkennt man mehr von den Umbauten!

   
Einige Lötarbeiten warten! Den Drehkondensator möchte ich ausbauen, man kann das Chassis besser Sandstrahlen und lackieren. Der kleine Körting verdient eine Auffrischung seines Chassis, außerdem bekommt man mehr Spaß an solchen Arbeiten, wenn das Chassis sauber und gut lackiert ist. Die schmale Rückwärtige Seite bleibt jedoch unverändert, wegen der Beschriftung.

   
Die AF3 besitzt eine Abdeckung und ihre Fassung ist Gummigelagert. Die Gummilager sind zwar hart, aber erfüllen noch ihre Aufgabe.

   
Alles was abgelötet wird, ist gekennzeichnet und Notiert. Zunächst die Kabel vom Blockkondensator. Die farbigen Drähte erlauben nun eine korrekte Zuordnung. Es sind nur drei Kondensatoren eingebaut! Der Rote Widerstand dominiert das Bild.
   

Je detaillierter, desto hilfreicher. Ich mag diese Vorgehensweise, sie hat sich bewährt.
   

   
Der ausgebaute Blockkondensator. Die Kabel sind farbig und man kann es noch erkennen, trotz des Staubs der Jahrzehnte.
   

   
Der Block bekommt eine Lötleiste und darauf die Elkos  450V 4,7µF ein Versuch den kleinen Elko auch dort unterzubringen habe ich verworfen.

   
 Die Kabel vom Drehkondensator werden gekennzeichnet und dann wird er ausgebaut und durchgemessen.
   

Fortsetzung in Kürze
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#6
Grüß Dich, Detlef  Smile

Boah, Respekt, wenn ich dieses "Gewirr" unter dem Chassis sehe!!!! Ich drücke Dir feste die Daumen,
mit den vielen Kordel~Widerständen usw. & hoffe, Du bekommst das Radio in den Griff  Thumbs_up

Ich freue mich auf Deine Berichte, wie es weitergeht.

Bis bald wieder einmal, herzliche Grüße aus Schwerin, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
Zitieren
#7
Ein sehr schönes Projekt, Detlef.

Das Gerät besitze ich ebenfalls seit vielen Jahren, 2 Teileträger wurden zu 1 guten Exemplar vereint.
Schellack wird die perfekte Wahl für das Gehäuse werden, soviel vorweg.

Ein Tipp: das Skalenanzeigeband ist zumeist bereits recht morsch. Höchste Aufmerksamkeit an dieser Stelle.
Auch die (originale) "Lichtnetzantenne" darf nicht übersehen werden. Sie schaltet per Kontakt an der Antennenbuchse.

Bei meinen beiden Teileträgern war leider das Leuchtamplimeter defekt. Ersatzweise leuchtet dort (Originalisten bitte wegsehen !) eine EM84. Alles reversibel aufgebaut.


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#8
Vielen Dank für die Hinweise zu dem Körting und seinen Schwachstellen. So gewappnet kann ja nichts schiefgehen.
Mit den Rost entfernen geht es an dem Chassis weiter. Die Spulentöpfe, von Körting auch Hochfrequentransformatoren bezeichnet, hier HT1 und HT2 , der Netztrafo und die Gitteranschlußkabel werden mit Frischhaltefolie eingewickelt und abgeklebt. Auch unten wird einiges mit der Folie abgedeckt. Der Sand wird danach zwar überall zu finden sein, aber das muß dann eben mit Pressluft vorsichtig ausgeblasen werden. Die Fassungen der Röhren werden auch abgeklebt.

   
Nun kann gesandstrahlt werden. Aber dazu muß einiges von unten abgeklebt werden.
   

   
Das Chassis ist abgestrahlt und der Rost beseitigt. Im Hintergrund ein Owin Chassis von Andreas aus Peine.
   

   
So kann sich das wieder sehen lassen. Natürlich gibt es noch einige Stellen, die mit dem Pinsel nachgearbeitet werden.

   
Viele kleine Stellen bei den restlichen Schönheitsarbeiten. Die Abdeckung des Netztrafos habe ich nur nachgebessert, um die aufgedruckte Fabriknummer zu erhalten. Der Drehkondensator kommt an seinen Platz. Auch hier finden sich nur Nachbesserungen an der Farbe.

   
Die Filterbecher kommen auch noch runter. Da will ich unbedingt reinschauen.

   
So sieht das von unten aus, die nummerierten Kabel werden nun angelötet.

Jupp ( Saarfranzose) hat mich mit sehr umfangreichen Unterlagen versorgt, Dafür vielen Dank! Original Werksunterlagen als Kopie sind das Beste was es gibt. Eine Stückliste gibt Aufschluß über die verbauten Originalteile. Der Lageplan wiederum dient als Vergleich, wenn man diese Schaltung wieder inetwa herstellen will.

Darüber im nächsten Teil mehr.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#9
Nun ist es an der Zeit, die Verdrahtung mit seinen Bauteilen zu überprüfen. Die elektrische Instandsetzung ist eigentlich nicht ein Thema, das man immer wieder Neu aufrollen muß. Hier führe ich aber diese Arbeiten auf, da dieses Radio wirklich einige Tücken hatte.  Der Blockkondensator ist ja schon vorbereitet, aber zu den fehlenden Kordelwiderständen fällt mir nur eine Maßnahme ein. Normale Widerstände verwenden und diese in Gewebeschläuche zu ziehen. Diese an den Enden mit grünen Schrumpfschlauch verschließen. Baut man das ganze in der Länge, wie in den Unterlagen die Kordelwiderstände beschrieben werden, kann das so gemacht werden. Zwar sind unter den Widerständen einige, die so dimensioniert sind, das diese Methode nicht angewandt werden kann, aber ich versuche das Beste aus diesem Kompromiß zu machen. Schließlich bin ich nicht der Erste, der an dem Radio sein Glück versucht und so verbastelt, wie ich es vorgefunden habe, das kann man nur noch verbessern. Auf die zu ersetzenden Kondensatoren gehe ich nicht weiter ein. Wenn es machbar ist, befülle ich alte Gehäuse. Habe ich keine passenden, kommen sie so wie sie sind in die Verdrahtung.

   
Erster Versuch! Schwarzer Schrumpfschlauch und Gewebeschlauch. Sieht irgendwie schräg aus! Ich lasse den mal , vielleicht fällt mir etwas besseres ein. Es ist ein 7 Kohm Widerstand, der in dem Schlauch verborgen ist. . Den 7Kohm Widerstand nehme ich wieder aus dem Gewebeschlauch, da er etwas belastet wird und Wärme entwickelt. In einem anderen Schaltplan ist dort von einem 5 Kohm die Rede, aber das dürfte nun wirklich nicht zu einem Problem ausarten.

   
So ist dieser Kordelwiderstand geflickt worden. Ursprünglich ein 5 Kohm Kordelwiderstand, der zum Amplimeter führt. Der 250Ohm sollte wohl als Unterstützung dienen.

   
So habe ich das jetzt gelöst. Der 5 Kohm ist im Schlauch, aber auch das ist noch nicht mein Favorit. Er bleibt aber eingebaut

   
Ganz unter der Lautsprecherbuchse sieht man den Entstörkondensator, ein doppelter Kondensator, bestückt mit 5000cm und 25000 cm er wird an der Gleichrichterröhre angeschlossen, die Kabel werden abgelötet. Die Lichtantenne wird übrigens aktiviert, wenn kein Antennstecker eingestöpselt ist. Dort an der Antennenbuchse ist ein einfacher Verbindungskontakt. Das Kabel selbst ist abgeschirmt. Der Kondensator verbleibt in dem Chassis.
   

   
Nun stehe ich vor der Aufgabe, einen kräftigen Widerstand unterzubringen. Klar, der paßt nicht in einen Gewebeschlauch. Außerdem dürfte der Widerstand auch Wärme entwickeln. Also kommt er an das Ende des Gewebeschlauchs.

   
Das ist der nächste! Ein 5 Kohm Widerstand, dieser muß zusammen mit dem 15Kohm und dem anderen 5 Kohm verbunden werden. Letztendlich habe ich den ganzen Draht umgedreht eingebaut, so das der Widerstand an der Lautsprecherbuchse sitzt. Es gibt etwas mehr Platz im Bereich der anderen Anschlüsse. Das Rote Gewebe gefällt mir besser und das ist nun die Vorgehensweise bei den Kordelwiderständen.

   
Hier am Poti ist ein 30 Ohm Kordelwiderstand. Im Gewebeschlauch ist schon ein Neuer verbaut. Und so sieht es eingebaut aus.
   

   
So langsam bekomme ich Routine beim austauschen der Kordeln. Aber immer nachsehen, ob die ersetzten Widerstände belastet werden und Wärme entwickeln, denn dann wird das nichts mit dem Gewebeschlauch. Ob es jedem gefällt?

   
Die Bohrung bekommt eine Gummitülle, denn dort werden die Kabel des Blockkondensator durchgeführt. So wie die jetzige Verdrahtung geführt ist, sah es tatsächlich einmal aus. Nur eben mit Kordelwiderständen.
Unter dem Poti sieht man den 4µF Elko, der mich mit seiner Beschreibung unter dem Blockkondensatoren der Stückliste, etwas verwirrt hat

   
Dieser 3 Mohm Widerstand mußte auch erneuert werden. Der Originale, ein in eine Gewebehülle gesteckter Widerstand hatte mit 4,8 Mohm bei den Prüfarbeiten keinen Chance mehr. Interessant hier, es wurden also tatsächlich auch gewöhnliche Widerstände in solche Hüllen gesteckt. Es ist auch nicht der einzige! Zu sehen ist an der Fassung der AB1 ein 50000cm Kondensator, darüber liegt auch eine Gewebehülle und darin befindet sich ein 800Kohm Widerstand. Bei dem Austausch des defekten Kondensators bietet sich wie immer eine Prüfung solcher verdeckten Bauteile an. Hier war alles in Ordnung.

   
Nun sind schon die Kabel des Blockkondensator angeschlossen. Natürlich soll nun auch der Elko am Poti erneuert werden.

   
Und schon komme ich wieder ins Grübeln. Was auch immer hat sich der Vorbesitzer bei dem Einbau des roten 300 Kohm Widerstand gedacht? Er brückt die Leiterbahn des Poti! Klar , mein Verdacht, das Poti ist auch defekt! Nachdem ich die Anschlüsse abgelötet habe, staune ich! Da zeigt sich keinerlei Funktion!

   
 Das Poti ist wohl tatsächlich defekt! Schon suche ich in meinem Beständen und will ein anderes einbauen. Raus mit dem Poti und erstmal überlegen. Ist es wirklich defekt? Und kann man da irgendein Poti verwenden mit 500Kohm, wie ich es auf dem Foto in der Hand halte? Nicht unbedingt! Es kommt ja auf die Funktionsweise an.
Kurz gesagt, ich habe es mit einem Reiniger ausgesprüht und dann mit Pressluft ausgeblasen und siehe da , es funktioniert wieder. Zwar hat es 620Kohm, aber das dürfte auch so funktionieren.

   
Kaum klappt es mit dem einen Teil, entpuppt sich das nächste Bauteil als defekt. Nun streikt der Netzschalter! Aber das ist nun eine ganz leichte Aufgabe, dank meines Lagers. Zwar paßt dieser hier nicht, aber dann wird etwas anderes genommen.  Mir wird langsam unheimlich, wie viele Defekte und Bastelein in diesem Radio verborgen sind. Wie wird das wohl weitergehen? Aber gerade solche Radios fesseln doch jeden Radioliebhaber bei der Reparatur.

Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#10
Hallo Detlef, die Kordelwiderstandsersatzlösung ist super. Sieht schön aus!
Viele Grüße, Mark

Radioten aller Länder, vereinigt euch!
Zitieren
#11
Hallo Detlef,
eine möglicherweise dumme Frage, was ist ein Kordelwiderstand und welchen Zweck erfüllt er oder welchen Vorteil bietet er gegenüber einem " normalen " Kohle oder Metall Widerstand
Franz
Zitieren
#12
Ein Kordelwiderstand besteht aus einem Widerstandsdraht, der um eine Asbestfaser gewickelt ist und von Asbestgewebe umgeben ist. Das ganze steckt in einer Gewebehülle und besitzt an den Enden Anschlußkappen. Dort in diesen Anschlußkappen lauern dann die Fehler, die zum Ausfall des Widerstand führen. Ursprung dieser Konstruktion ist die USA.
Der Vorteil dieser Kordel oder auch Spaghetti-Widerstände genannten Bauform war eine Verdrahtungsmöglichkeit ohne Draht und Lötstützpunkte ( Platinen mit Lötösen ) und er war flexibel, so das man ihn auch gut verlegen konnte. Außerdem bekam man bei entsprechender Länge der Kordelwiderstände auch das Thermische Problem bei belasteten Widerständen gut in den Griff. Körting gab seinerzeit für die verschiedenen Widerstände die Längen an.
Diese Bauart hatte sich aber nicht bewährt, im laufe der Zeit stellte man fest, wie anfällig die Widerstände waren  und die Entwicklung von Keramischen Widerständen war ja seinerzeit sehr weit Fortgeschritten.
Kordelwiderstände findet man in vielen Radios der 30er Jahre! Z.B. Blaupunkt, Siemens und wie hier auch der Körting.

   
Ein kleine Sammlung von Kordelwiderständen aus Blaupunkt Siemens und Körting Radios.  In den USA, wo diese Widerstände farblich gekennzeichnet waren, dem sogenannten RMA Farbcode, sind hier diese Widerstände nicht gekennzeichnet, bzw. man erkennt es nicht mehr auf den Körting Widerständen. Bei Blaupunkt wurden nur rote verbaut. Somit gab es zwar verschiedene Farben, jedoch sagten diese nichts über den Widerstandswert aus. Rote gab es in allen möglichen Längen, der schwarze ist ein seltener Fund! Die stärkeren stammen aus dem Körting und sehen etwas rustikaler aus. Mich würde interessieren, ob in z.B. Skandinavischen Radios der 30er jahre oder Italienischen, auch solche Kordel verbaut wurden. Also eigentlich ein Grund mehr für mich, nun langsam auch nach Ausländischen Vorkriegsmodellen zu suchen.
  ( im Radiomuseum Org findet man reichlich Informationen darüber ) http://www.radiomuseum.org/forum/flexibl...aende.html

   
Die rustikale Variante! Unten ein Kordel, dessen Hülle bereits Risse hat, darunter erkennt man Gewebe. Darüber ein Kordel, der zerbrochen ist, hier sieht man den Widerstandsdraht. Ganz oben, Tückisch sind Kordelwiderstände in Gewebehüllen. Das machte Blaupunkt sehr gern und wenn man da nicht gründlich arbeitet, übersieht man diese Widerlinge gern. Defekte Kordelwiderstände machen sich durch Raschel, Kratz oder auch Knackgeräusche bemerkbar. Mitunter findet man aber auch Exemplare, die uneingeschränkt noch zu verwenden sind. Aber trotzdem sollte man sie erneuern.

Gemein ist auch, das in manchen Schaltungen von Kordelwiderständen die Rede ist, jedoch dort normale Keramische Widerstände zu finden sind. Das war in dem Körting so. Also immer schön den Schaltplan vergleichen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#13
Danke Detlef für die Erklärung. Gruß Franz
Zitieren
#14
Ein längerer Kordelwiderstand, der zudem eine höhere Belastung vertragen muß, läßt sich ggf. auch durch eine Kettenschaltung mehrerer "normaler" Widerstände ersetzen, von denen dann jeder nur einen Teil der Verlustleistung verkraften muß.
Eine solche "Kette" paßt dann auch leichter in einen Rüschschlauch, weil die Einzelwiderstände dünner ausfallen werden als ein einzelner Widerstand mit größerer Verlustleistung.

mfG DR
Zitieren
#15
Vielen Dank für das Interesse an dem Körting und seinen Bauteilen.

Die Anregung, höher belastete Kordeln durch eine Kette von mehreren Widerständen, die zudem noch in den Gewebeschlauch passen, zu ersetzen ist sehr gut.
Es leuchtet auch ein, wenn man sich die in dem Körting verbauten Kordeln anschaut:
100 Ohm 0,8W 5cm lang,  7 Kohm 0,8W 5cm lang, ein 15Kohm mit 2,4W ist dann dreimal so lang, also 15cm, ebenso der 5 Kohm mit 2,4W, dieser ist auch 15cm lang. So hätte ich das auch lösen können, wie es bei Körting mit den Längen gelöst wurde.
Was sich die Körting Leute aber bei diesen Kordeln gedacht haben? 30Ohm 3-5 cm lang, keine Watt Angabe, also vermutlich 0,5 - 0,8 W
Ferner finden sich noch zwei weitere, darunter ein 5Kohm 6-7cm und ein 4 Kohm 6-7 cm lang. Also wäre hier nach meiner Meinung 1 - 1,2 W ausreichend.
Inetwa habe ich das ja so bei dem Körting gelöst, nur eben die 2,4 Watt nicht in den Schlauch gebaut. Sie liegen frei und werden sie warm, so können sie keinen Schaden anrichten.
Ich freue mich auch weiterhin über Tipps und Ratschläge bei meinen Radioreparaturen. Da ich ohnehin noch mal an dem Körting etwas nacharbeiten muß, werde ich das mit der Widerstandskette umsetzen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#16
Hallo Detlef!

Die neuen Widerstände passen sehr schön ins Gerät. Über die Existenz dieser Kordelwiderstände habe ich auch nur wegen Deinem hervorragendem Bericht erfahren. Sehr interessant, wieder was gelernt! Thumbs_up
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
Zitieren
#17
Herzlichen Dank für das Interesse an dem Bericht und die Anregungen .

Mit zahlreichen Defekten beschäftigt mich das Radio. Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten, wie zerbröselnde Isolierungen, oder dieser Netzschalter. Aber das schärft das Auge und den Geist und man beginnt auch die Bauteile zu prüfen, die als Haltbar gelten. Die Calit Kondensatoren haben mir schon manchen Streich gespielt. Auch die Röhrchen-Kondensatoren, die man hier findet sind zu prüfen. Und Widerstände gibt es ja genug, die sich im laufe der Zeit im Wert verändern. Sicherlich wird mancher sagen: das ist doch nun wirklich ein simples einfaches Radio. Aber auch solche Radios können einen beschäftigen, wenn man sie wieder zu vollwertigen Empfänger repariert.

   
Das Lautstärke Poti ist noch ausgebaut. Nun kommt ein Blaupunkt Schalter zum Einsatz. Etwas dicker, aber der Platz ist ja da.

   
Der Lautstärkeregler ist wieder an seinem Platz. Der Netzschalter ist etwas größer , aber mir kommt es auf die Funktion an.

   
Dieser Flachkondensator besitzt eine Metallabschirmung. Solch ein Bauteil fällt natürlich auf. Aber Entwarnung, der Kondensator ist in Ordnung. Er bleibt im Gerät.

   
Aber dieser Nichtabgeschirmte ist jenseits seiner Haltbarkeit und wird ersetzt. Und aufbewahrt, da er durchaus zum Neu- befüllen geeignet ist, wie man bei Andreas seinem Körting , gesehen hat. Nur ob das auch mit meiner Teermethode möglich ist?

   
Das hat aber auch etwas für sich, denn nun kommt man besser an den Wellenschalter und seine Kontakte um diese zu reinigen. Bei gründlicher Vorarbeit soll hier keine Überraschung warten.

   
Die Abdeckung vom anderen Bandfilter wird entfernt. Hier sind zwei Anschlüße, die durch die Kappe geführt werden. An einem ist ein Kondensator, am anderen das Gitter der AF3. Ich bin schon am Rätseln, wie ich die beiden Keramiksockel wieder an ihren Platz bekomme. Die Federscheiben werden vorsichtig aufgebogen und mit leichten Drehbewegungen entfernt.

   
In diesem HF Transformator sieht es etwas anders aus. Zwei Trimmer auf Keramikträger und ein Trimmer, wieder mit der Eisenscheibe. Also Kapazität - und Induktiv - Verstellmöglichkeiten bieten sich an.

   
Zusammenbau! Ein kurzes Kabel wird angelötet, dieses dient dazu, diesen Anschluß durch die Bohrung in der Kappe zu ziehen. Aber vorsichtig, da hier die Spule angelötet ist. Am anderen Anschluß ist ja das Gitterkabel.

   
Operation gelungen! Die Federscheiben sind wieder an ihren Platz. Das Gitterkabel erneuere ich und den Kondensator auch. Geht dieser Zusammenbau so nicht, muß der komplette Bandfilter ausgebaut werden, denn so wurde es wohl bei Körting seinerzeit gemacht.

   
Es folgt nun einiges an Arbeiten im Bereich der Röhrenfassungen. Es ist alles ziemlich Oxydiert, sogar etwas Rost an den Kontakten der AZ1 Fassung. Das Abschirmblech muß wieder auf das Chassis geschraubt werden. Nun beginnt auch langsam die Vorbereitung für die erste Inbetriebnahme. Dazu werden die Röhren auf Funktion geprüft. Das RPG4 ist dazu am Besten geeignet für die Topfsockel-Röhren. Die AL4 ist verbraucht, sie wurde wohl mit der vorherigen Schaltung überlastet. Naja, ich nehme mir solche Wackelkandidaten immer ab und zu vor. Meist genügt es, die Drähte im Sockel neu zu verlöten.  Die AF3 ist bestens, ebenso die AB1 .

   
Es ist an der Zeit, die letzen Vorbereitungen zu treffen, denn man möchte ja belohnt werden für seine Arbeit. Aber noch sträubt sich unser Körting ! Und wenn es nur eine verrostete Sicherung ist. Als wenn er vor seinen nächsten Leben Angst hat!

   
Rost kann man entfernen! Nur noch eine Hürde! Der Halter der Sicherung ist abgefault und fiel beim Entfernen der Sicherung ab. Irgendwo hatte ich noch eine solche Sicherungsplatte, aber wie es so ist, wenn man es benötigt, findet man es nicht. So wird Improvisiert. Diese Kontakte sind eigentlich immer anfällig und auch bei einem Körting Miros, den ich noch besitze, sieht es da nicht anders aus.

   
Ein alter Sicherungskasten dient als Teile Spender. Ich benötige die Kupferlasche. Diese wird etwas umgebogen und dann durch das Nietloch des Halters befestigt, ohne das die Original Grundplatte beschädigt wird. Eine provisorische Reparatur, die bei auftauchen von Originalteilen wieder auf das Original umgebaut wird.
   

   
Nächste Operation auch geglückt. Nun aber!! , ich will nun langsam sehen, ob die Arbeit gefruchtet hat. Erster Test beschränkt sich auf den Leerbetrieb des Netztrafos. Gibt es da keinerlei Auffälligkeiten, werden die Röhren gesteckt. Zunächst ohne die Abdeckung der AF3. Natürlich! die VEB AZ1 hat keinerlei Lust zum Gleichrichten, obwohl sie im Prüfgerät gut war. Wie immer, wird der Heimsender in Gang gebracht, es kann ja sein, das von Anfang an Empfang gewährleistet ist.

   
Eigentlich war die Reparatur Schulbuchmäßig. Das Radio funktioniert! Nun kann man die Spannungen überprüfen. Auch hier ist alles noch im Rahmen. Eine etwas schwächere Gleichrichterröhre baue ich ein um die Anodenspannung etwas zu reduzieren. Mit 264V hinter der Feldspule geht auch das jetzt.

   
Hier ist noch ein Kandidat! Der Hell-Dunkel-Schalter, also der Klangschalter, funktioniert nicht.

   
Die Skalenglühlampe muß ersetzt werden. Die Abdeckkappe der AF3 gesäubert werden. Es ist also auch noch einiges anderes zu tun.

   
Zunächst der Klangschalter! Gut das er zerlegbar ist. Reinigen, etwas Öl in die Führungsbahn  der Kontaktrolle und er funktioniert wieder.

Nachdem nun auch der Klangschalter funktioniert, geht es an das Abgleichen, das hier sehr einfach ist, da der Meßsender nur an dem Antenneneingang gesteckt wird.

   
Aber noch habe ich ein Bauteil übersehen, der 3000cm  der AB1 in der Abschirmkappe.

   
Die Trimmer reagierten wie sie sollen. Die letzten Arbeiten sahen dann eher wie ein Spaziergang aus. Nichtsahnend vom Ergebnis, freute ich mich und wurde wieder mal eines besseren belehrt. Später dazu mehr.

   
Hier geht es los Messender auf 1200 kHz Drehkondensator auch. Es wird auf max. Lautstärke eingestellt.
Erste der eine, dann der andere Trimmer. Das ist der C Abgleich, man verstellt die Kapazität der parallelen Kondensatoren, hier also die Trimmer.

   
Immer noch auf 1200kHz den Messender und den Drehkondensator stellen, es folgt der L Abgleich, also der Induktive Abgleich, wobei an den Stellschrauben ja Eisenscheiben montiert sind, die die Spulen beeinflussen.

   
Das ist der dritte Schritt, an diesem Trimmer. Nun auf 700 kHz stellen Dann die Rückkopplung bis auf Schwingeinsatz stellen.

   
Rückkopplung vom vorigen Einstellschritt nicht verändern! Auf 700 kHz lassen. Bei diesem 4. Trimmer stellt man, bis die Rückkopplung wieder aussetzt. Der Mittelpunkt zwischen den beiden Punkten ist der richtige Einstellpunkt, wie es so schön in der Körting Beschreibung steht. Man kann das öfter wiederholen, bis man wirklich keine Besserung mehr feststellen kann. Die letzten Arbeiten werden dann ohnehin noch einmal im eingebauten Zustand gemacht.

Soweit liest sich das einfach, jedoch bekam ich im Bereich von 1200 – 1300 kHz extrem starke Rückkopplungstörungen rein. Das war wie ein Bollern im Lautsprecher. Habe ich was verkehrt gemacht? Wiederholtes Abgleichen brachte nichts. Ärgerlich, da das Radio ja in den niedrigen Bereichen sehr gut funktionierte. Wieder bestreikte der Körting die Funktion und meine Zufriedenheit. Klar man sucht nach weiteren Bauteilen, die für diese Störung verantwortlich sind. Erst bei einem Gespräch mit Andreas dämmert mir, wo der Fehler sitzen könnte. Alles prüft man ja, aber die Metallabschirmung der AF3 habe ich nicht geprüft. Im RPG zeigte sie gute Werte. Nun kam eine AF3 in das Radio, wo diese Abschirmung einwandfrei ist.
Das war es! Nochmals stellte ich die Trimmer nach und war wirklich überrascht, wie stark der kleine Körting ist. Nun kann man auch in dem vorher kritischen Bereich viele Sender empfangen und vor allem ohne diese Störungen.

Noch etwas fiel mir auf. Das Amplimeter beeinflußt auch die Rückkopplung. Zum abgleichen hatte ich es sehr schwach eingestellt. Stellt man es empfindlicher beim Radioempfang, wird die Rückkopplung wesentlich flexibler. Man hat mehr Stellweg am Regler  um auch schwächere Sender zu empfangen, ehe sie einsetzt. Vielleicht kann dazu noch jemand etwas beitragen um das zu erklären.

Was noch zu machen ist, das Gehäuse für den Körting muß hergerichtet werden. Mal schauen, wie das gefällt.

Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#18
Hochspannend, Detlef ! Smiley32

Hätte ich mehr Zeit, würde ich sofort mal meinen Novum 2206 auf die Werkbank holen. Der überzeugte mich seinerzeit nämlich überhaupt nicht in der Leistung, aber wahrscheinlich wäre dort auch noch Optimierungspotential gewesen, wozu mir seinerzeit das Knowhow fehlte. Insoweit also gut, dass Du alles hier so gründlich fotografierst und beschreibst.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


Zitieren
#19
Hallo Detlef,

immer wenn ich einen Deiner schönen detaillierten Berichte lese und auf das Wort "Kordelwiderstand" stosse, denke ich so bei mir, dass man die doch eigentlich neu wickeln könnte. Nein, kein verspäteter Aprilscherz!

In der Elektronikwerkstatt meines ehemaligen Institutes lagern viele verschiedene Sorten Widerstandsdraht - auch solche mit Lackisolierung. Das einzige Problem dürfte sein, dass der spez. Widerstand des hochohmigsten Drahtes bei ca. 100 Ohm/m liegt. Ein bisschen wenig, wenn man hochohmige Widerstände wieder herstellen will. Aber bei nicht so sehr hochohmigen ginge das schon.

Na ja, vielleicht etwas spitzfindig - Deine Methode finde ich jedenfalls richtig pfiffig und der Dietmar (DiRu) hat Recht: Man kann die Widerstände ja in mehrere Einzelwiderstände aufteilen und so lokale Überhitzung umgehen.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#20
Hallo Radiofreunde
Vielen Dank für die lobenden Worte.
Heute möchte ich den Bericht über den Körting abschließen. Er ist arg lang geworden.

Der zusammenbau! Gleich vorweg, das Gehäuse hatte ich in der warmen Jahres fertiggestellt. Jetzt wo es wieder kühler wird in meinen Räumen, gelingt das mit dem Schellack nicht so gut. Klar, man könnte den Raum aufheizen, jedoch behalte ich mir diese Arbeiten für die warme Jahreszeit vor.

   
 Die Leisten um die Schallwand sind störend beim Schellackpolieren. Solche Leisten kann man zwecks einfacherer Arbeit beim Polieren entfernen. Dazu die Leisten anwärmen und dann den Knochenleim zwischen dem Furnier und der Leiste vorsichtig entfernen.
   

   
 Hier bei dem Gehäuse wurde es wohl so gemacht: Erst kam der Klarlack auf das Gehäuse, dann wurden die Leisten eingeleimt. Das würde die Lackspuren unter den Leisten erklären.  Nun finden sich hier winzige Nägel in der Größe, wie man sie von Tapetenleisten kennt. Diese müßen irgendwie behutsam aus der Leiste entfernt werden. Mit Geduld und Wärme läßt sich dann dieser Rahmen entfernen. Somit hat man leichtes Spiel beim Polieren.

   
   
Die ursprüngliche dunkle warme Farbe des Gehäuses ist nur noch an den Stellen , die von den Knöpfen abgedeckt wurden, zu erkennen.

   
 Der alte restliche Lack ist fast entfernt und man sieht schon, auf der Oberseite muß etwas Furnier repariert werden. Wasser sorgte für wellige Oberflächen.   An der rechten Seite hatte das Wasser auch einige Spuren hinterlassen. . Hier benötigt man etwas Gefühl für das Holz und die obere Fläche habe ich mit dem Plätteisen etwas nachbearbeitet. Dazu wird das Furnier angefeuchtet!

   
Die Farbe muß insgesamt angepaßt werden. Zu sehr ist an einigen Stellen und auch an den massiven Seitenleisten das Holz ausgeblichen. Mit Holzbeize kann man das gut retuschieren. Beize antrocknen lassen, danach mit Stahlwolle schleifen. Man muß für den Gesamteindruck der Farbe etwas Gefühl haben. Nimmt man zu viel von der Beize , wirkt das Gehäuse zu dunkel und nicht mehr so authentisch. Noch etwas ist wichtig bei solchen Beizarbeiten. Nur mit einem Schwamm arbeiten. Niemals den Schwamm mit Beize ertränken, nur feucht halten und gut auswischen. Nun kann man sich um die anderen Beschädigungen kümmern. Holzwurmlöcher mit Holzkitt verschließen. Dazu verwendet man dunklen Holzkitt! Die Löcher gut auffüllen, mit einem Zahnstocher das ganze in die Löcher drücken. Es ist eine zeitaufwendige Arbeit und oft fallen die Kittverfüllungen wieder raus oder verschwinden in dem Holzwurmloch.

   

   
Die Gehäusefüße, es sind Leisten die eine Hohlkehle besitzen sind auch noch aufzuarbeiten. Eine dieser Hohlkehlen ist abgebrochen und wird mit einer Hohlkehlleiste repariert. Das ganze muß dann gebeizt werden, damit die Originalfarbe wieder hergestellt ist.

   
Erster Auftrag mit wenig Bimsmehl.
Immer wieder wird die polierte Oberfläche geschliffen und wieder Poliert. Bimsmehl sehr sparsam auftragen. Somit kann ich die letzten Poren behutsam füllen, ohne das man den Grundaufbau der Politur wieder beschädigt. Zwar wird der Glanz zunächst sehr extrem auffallen, jedoch gibt sich das im laufe der Zeit und nach wenigen Monaten stellt sich die gewünschte Patina ein.

   

   
Sehr schnell entwickelt der Schellack seinen typischen Glanz. Da sollte man sich nicht täuschen, das geht wieder weg und noch etliche male muß man dieses Gehäuse bearbeiten.

   
Nun ist der Moment gekommen, wo diese Oberfläche Ruhen muß. Begeht man jetzt einen Fehler, war alles umsonst.

   
Zeit, die man für andere Arbeiten nutzen kann. Der Gehäusefuß ist an der Reihe.

   
Mit etwas Beize gleiche ich den Farbton an und man sieht später kaum noch, das hier eine Leiste angesetzt wurde.
   
   
Auch die Leisten der Schallwand sind an der Reihe. Die Poren sind hier sehr tief und immer wieder fällt der Glanz zusammen.

   
Jetzt sind die letzten Polierarbeiten an der Reihe. Mit einem Polierballen, der nur noch wenig mit Alkohol getränkt ist, wird das Gehäuse poliert. Hier benötigt man sehr viel Gefühl für das Verfahren. Den Ballen dabei nicht zu stark aufdrücken.
   
   
   
So kann das Radio aussehen. Die Leisten sind nur für das Foto in dem Schallwandausschnitt gesteckt.

   
Der Zusammenbau beginnt. Die Leisten werden eingeleimt. Der neue Stoff wird nicht jedermanns Geschmack sein, aber der alte Stoff zerfiel beim reinigen. Dieses kleine Stück hatte ich noch.
   
   
   
Natürlich beschäftige ich mich nicht nur mit dem Körting. Da sind auch noch andere Radios , die meine Aufmerksamkeit bekommen. Im Hintergrund ein Katzenkopf 340W, der mich mit Musik versorgt.

   
Der Lautsprecher wurde nur gereinigt. Leider finden sich noch vereinzelt Wachsreste von dem geplatzten Blockkondensator auf der Membran.

   
Das Chassis kommt wieder an seinen Platz. Das Skalenband hat  gehalten, es ist in der tat schon etwas mürbe.

   
Die Gehäusefüße wurden befestigt, nachdem das Chassis an seinem Platz war.

   
Die Ausbeute an ersetzten Teilen ist enorm. Allerdings überwiegen die Teile, die der Vorbesitzer eingebaut hat, wie die Widerstände.

   
Fertig, naja fast! Noch fehlt die Rückwand, die muß noch gereinigt werden. Aber es ist schon in Betrieb und hat einen wunderbaren Klang.
   
   
Der Körting wird einen schönen Platz bekommen.

   
Ein letzter Blick in das Radio, bevor die Rückwand montiert wird.
   
   
Nun steht er im Regal. Mag sein, das der fertiggestellte Gesamtzustand nicht jedem gefällt, weil es nicht mehr so authentisch wirkt, aber wer den verwahrlosten Zustand gesehen hat und wie verbastelt die Technik war, wird  evtl. meine Meinung teilen. Das Radio ist wieder schön anzusehen und vor allem zu hören und absolut Wohnzimmertauglich. Bei passenden Gelegenheiten wird er eingeschaltet, wie jedes Radio in meiner Sammlung.

Für das Interesse an diesem leider etwas lang geratenen Bericht bedanke ich mich im voraus.

Ein weiteres interessantes Radio ist zur Zeit in Arbeit, ein Philips Aachen D57AU, darüber demnächst mehr, aber auch wieder mit viel Lesestoff und Fotos
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Schaltplan Körting Supraselektor 38GW Stassfurt 4 407 07.01.2024, 22:44
Letzter Beitrag: radioandi
  Körting Nobilis 40WK Bastelbube 21 2.167 04.05.2023, 08:30
Letzter Beitrag: Radio Fan
  1934er Körting Radiohighlight Supramar Debo 20 2.660 05.04.2023, 17:57
Letzter Beitrag: Gasherbrum
  Körting NOVUM 2206-W HoWo41 8 1.758 03.04.2022, 11:04
Letzter Beitrag: klausw
  Bastelrat gesucht: Körting 2206W, Einbau einer EM84 klausw 31 5.161 02.04.2022, 14:04
Letzter Beitrag: ELEK

Gehe zu: