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Philips Philetta Knöpfe - wie kopieren?
#1
Hallo Freunde,

das alte Thema der weißen Philetta's. Meist sind die Knöpfe zerbrochen, oder es fehlen die Blenden etc. Ich habe jetzt von unserem Marco (Ator) hier eine weiße Philetta. Welch Wunder, die Knöpfe an sich sind intakt. Es fehlen die vorderen Blenden.

Ich wollte jetzt mal zwei Knöpfe für meine weiße Philetta nachgießen. Mich treiben jetzt zwei Möglichkeiten. 1. man könnte den Philetta Knopf ohne die Blenden kopieren und die vom alten Knopf umsetzen. Oder sollte man nicht vielleicht die Blende vom defekten Knopf auf den heilen Knopf umkleben und den Knopf als eine Einheit nachgießen. Die Blende könnte man dann ja evtl. mit Gold-Edding färben. So könnte man immer mal Knöpfe nachfertigen. Die Blenden hat man ja in der Regel nicht. Was ist Eure Meinung?

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Wegen der Messingeinlagen gabs schon mal einen Thread:

http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=969
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
Hallo Anton,

ja siehst Du, da hatte der Franz die zündende Idee. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht. Danke dir für den Hinweis. Ich habe mir da gleich mal welche bestellt. Mal sehen, wie das aussieht.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Hallo Andreas,
leider hab ich keine komplette Doku vom Nachbau der Philetta Knöpfe, aber wenn du dir die Mühe schon machen willst, dann würde ich die Knöpfe ohne die Blenden abformen. Die Philetta hat doch was Besseres verdient als mit Edding angemalte Knöpfe.
Du müsstest einen einwandfreien, originalen Knopf als Muster haben und alles mit Wachs verschließen was stark untersichgehende Stellen oder Bohrungen aufweist. ansonsten kriegst du den Knopf nicht aus der Form ohne sie zu beschädigen. Die Form muss dann zweiteilig ausgeführt werden wenn der Knopf dem Original gleichen soll.
Ausserdem brauchst du den richtigen Kunststoff der die gleiche Farbe und Transparenz aufweisst wie das Original.

Die Messingringe und Kappen werden gesondert abgeformt, die Form mit Wachs ausgegossen und dann in Messing gegossen.
Tatsächlich kann man das alles mit Heimwerkermethoden hinbekommen, aber sicher nicht auf Anhieb und ohne Rückschläge.
Für den Messingguß bräuchtest du die passende Einbettmasse, aber das ist kein Problem.
Zum Gießen ist eine ausreichend starke Flamme erforderlich. am besten ein Schweißbrenner.
Die Form wird auf ca. 600°C vorgerwärmt, das Messing direkt im Trichter der Form aufgeschmolzen. Eine Zweite Person presst dann eine halbierte rohe Kartoffel fest auf den Gusstrichter.
Der entstehende wasserdampf treibt die schmelze in die Form. Tatsächlich haben Zahntechniker so in grauer Vorzeit ihre Kronen gegossen.
Wenn du das probieren willst stehe ich dir gerne mit Rat zur Seite.

ich hab grade nachgesehen, leider hab ich nix mehr auf Vorrat. Ich könnte dir gerne aber was anfertigen wenn du willst. Würde halt etwas dauern.

Ein paar Bilder von der Formherstellung hab ich gefunden, ich hänge sie mal an.

Gruß,
Achim

   
   
   
   
   
   
   


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#5
Hallo Achim,

danke sehr für Deine Ausführungen. Sehr großes Interesse habe ich an einem Austausch zum Thema knöpfe gießen.  Allerdings geht es heute nicht, warte auf meinen Besuch.  Ich werde diesen Bericht wieder aufrufen und  mal schreiben, wie ich die Knöpfe bislang gegossen habe. Allerdings an die Metallbearbeitung traue ich mich nicht. Also schon mal vielen Dank für Deine Tips, die sind nämlich Gold wert!! Smiley32 Smiley32
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Hallo Andreas,
frage doch mal Philipp an, ob er die Knöpfe als 3D-Zeichnung drucken kann

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#7
Gießen ist viel aufwändiger, aber auch perfekt.
3D-gedruckte Knöpfe sind nur ein Provisorium, geht zwar, wird aber nie so gut wie Gießen.
Viele Grüße 
Philipp
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#8
Ich bestelle schon mal 20 Smiley58
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#9
welche Formmasse ist das und welches Trennmittel wird verwendet?

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#10
Es wird nicht mehr allzulange dauern bis die digitale Technik die analoge abgelöst hat. Dem 3D Druck wird die Zukunft gehören, da bin ich mir sicher.

@ Wilhelm. Das Silikon ist Duo Sil D von Shera. Es gibt natürlich auch andere die genauso gut funktionieren, abermit Shera hab ich über 20 Jahre Erfahrung und es gab da so gut wie nie Produktausreisser.
Es muss ein additionsvernetzendes Silikon sein mit einer Shore Härte von 20 - 25. Günstig ist immer eine möglichst große Opazität da sich Details so viel besser erkennen lassen.
Mit kondensationsvernetzenden Silikonen wird man nicht glücklich werden.

Das Isolieren von Silikon/Silikon ist ein kritischer Punkt funktioniert aber zuverlässig wenn man es richtig macht.
Es gibt drei Möglichkeiten.

Teflon Spray. Gibt es für kleines Geld bei Amazon. Trennwirkung sehr gut bei minimalster Sichtstärke. Nachteil ist, dass es das Silikon durch das enthaltene Lösemittel angreift. Nach mehreren Anwendungen gibt es Formveränderungen an exponierten Details.

Isoliersorays auf Wachsbasis. Name weiß ich jetzt nicht auswendig weil ich es nicht mehr verwende. Es hat die gleichen Nachteile wie das Teflonspray

Trennvaseline. Gibt es auch bei Amazon. Ist die einfachste und billigste Variante. Funktioniert grundsätzlich sehr gut wenn man sorgfältig arbeitet. Nachteil ist die relativ dicke, ungleichmäßige Schichtsstärke und die Tatsache, dass die Oberfläche komplett mit dem Pinsel penibel bearbeitet werden muss. Bei komplexen Formen kann das langwierig werden und man vergisst leicht eine Stelle.

Vaseline Spray. Mein absoluter Favorit. Hier ist Vaseline in einem flüssigen Träger gelöst der dann verdunstet und einen dünnen Film hinterlässt. Das Lösemittel greift Silikon nicht an.
Gummifüße z.B. lassen sich nur aus Silikon in einer Silikonform herstellen. Hier ist optimale Trennwirkung besonders wichtig. Da ist Sprühvaseline optimal.
Sprühvaseline kann man mit großem Überschuss direkt in die Form sprühen bis alles überquillt, kurz einwirken lassen, evtl. noch mit dem Pinsel einmassieren und dann alles mit einem scharfen Druckluftstrahl ausblasen.
Ganz wichtig: Nach dem isolieren dürfen die behandelten Areale nicht mehr berührt werden.

Gruß,
Achim
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#11
Hallo Achim,

vielen Dank für Deine Auskünfte. Sie ersparen mir eine Menge Sucharbeit und Tests Smiley20

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#12
Hallo Freunde,

ich schließe mich dem Dietmar an. Falls ihr welche nach fertigt, nehme ich 20 Stück!
Gruß aus Bremen

Enno
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#13
Es hilft zwar niemand weiter, aber ich habe gerade festgestellt, daß
die Philettaknöpfe die gleichen sind, wie ich sie für die Bella3710W suche.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#14
Hallo Achim,

nochmal vielen Dank für Deine Unterstützung. Wie ich das mit den Knöpfen bisher gemacht habe: Ich bestelle mir grundsätzlich Abformmasse und Giesharz von der Firma Breddermann, die nach meiner Meinung eine hervorragende Qualität bietet. Dabei verwende ich Gießharz, das ich eine dreiviertel Stunde durchrühren kann. Also, nicht das schnell abbindende Harz. Dann sind viele Lufteinschlüsse im Harz. Dieses Verfahren hatte uns mal sehr ausführlich der Frank (Moschti) anläßlich eines Radiotreffens vorgestellt. Danach arbeite ich seitdem auch.

An den Knöpfen habe ich - wie Du das ja auch beschreibst - die Hohlstellen mit Knetmasse abgedichtet. Danach habe ich den Knopf unterhalb (zur Skala hin) mit Knetmasse auf den Boden ein es Joghurtbechers fixiert. Danach habe ich die grünliche Abformmasse langsam aufgekippt, bis dann der Knopf vollends in der Masse verschwunden war. Da die Abformmasse sehr flexibel ist, brauchte ich an sich nie eine 2 teilige Form.

Trotzdem habe ich hier auch schon mal experimentiert. Ich hatte in unregelmäßigen Abständen Nägel in die untere Masse gesteckt. Danach kam die 2. Schicht. Ich habe aber die 2 Schicht auch immer problemlos wieder abziehen können.

Trotzdem würde ich das mal mit Teflonspray zur Trennwirkung machen.

Wie kam der Knopf nun überhaupt aus der Form? Ich sage immer dazu als Rohling. Ich habe dann einen guten Freund gebeten, mir entsprechende Löcher in den Rohling zu bohren. Nachteil, so empfinde ich das, man kann nachträglich halt nur eine Madenschraube durch das Material treiben. Bei Wellenschaltern, wo also Kräfte auf den Knopf wirken, drehten diese dann manchmal durch.

Nun zu Deiner interessanten Vorgehensweise. Du verwendest keine Nägel, sondern machst in die untere Schicht Einkerbungen in unregelmäßigen Abständen. Finde ich viel besser!

Auch den Knopf von hinten auszugießen finde ich toll. Man hätte alle Einzelheiten, wie bei dem originalen Knopf. Könnte sogar eine Vierkant-Mutter verwenden. Das will ich natürlich unbedingt mal ausprobieren.

Was ich nur etwas kritisch sehe: Wenn ich nun in der 2. Form diese Stifte usw. habe, befülle nun die Silikon-Form mit Gießharz, besteht nicht die Gefahr, dass ich Zuviel Harz habe und sich der Überstand zwischen den 2 Formen verteilt? Nehme ich zu wenig Gießharz, dann kann ich damit rechnen, dass der Knopf von hinten nicht vollständig wird. Wie kann man das abschätzen. Viele machen ja von oben ein Loch in die 2. Form und spritzen den Gießharz mit einer Spritze ein, was ich umständlich finde.

Ach, Achim, verrate uns doch mal, wie man das am Besten macht. Ich möchte das gerne probieren.

Auch ist meine Abformmasse hoch themperaturbeständig. Aber das mit dem Metallguß, da traue ich mich nicht dran.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#15
Hallo Andreas,
das beste Material ist immer das mit dem man am besten zurecht kommt und die besten Ergebnisse erzielt. Smile
Bei den Radioknöpfen besteht das größte Problem im Kunststoff selbst. Dieses hellelfenbein mit genau definierter Transparenz ist nicht einfach zu kopieren.
Ich weiß nicht welches Harz du verwendest. vermutlich eines auf Epoxyd oder Polyester Basis. Diese Harze sind fast durchsichtig, Eigentlich zu durchsichtig für die Philetta Knöpfe.
Allerdings lässt sich das durch Zugabe von Farbkonzentraten steuern.
PU-Harze sind mein Lieblingsmaterial. Schnelle Aushärtung, optimale spanende Bearbeitung und fast völlig unschädlich für die Silikone. Leider aber von der Opazität her ungeeignet.
So bleibt mir nur das PMMA übrig. Der Kunststoff ist sehr stabil, UV stabilisiert, und besitzt genau die richtige Transluzenz. Leider greifen seine Monomere das Dubliersilikon längerfristig an. Die mögliche Anzahl der Ausgüsse ist begrenzt.
Mein Ziel ist es immer, ein Teil so zu reproduzieren dass bei flüchtigem Hinsehen kein Unterschied zum Original zu erkennen ist. Im Falle der Knöpfe bedingt das zwangsläufig eine zweiteilige Form.
Du liegst völlig richtig mit deiner kritischen Einschätzung. Es ist unmöglich, die Menge an Kunststoff so einzufüllen dass es gerade reicht, also nichts fehlt und kein Überschuss entsteht.
Deshalb wird immer mit Überschuss gearbeitet. Beide Formhälften werden mit Überschus aufgefüllt, dann der richtige Moment abgewartet dass der Kunststoff gerade nicht mehr fließt, und dann die Formhälften aufeinander gesetzt und flächig beschwert. Der Überschuss wird jetzt zwischen den Formhälften abfließen.
Natürlich nie auf null, es bleibt immer ein Grat zurück. Deshalb legt man beim Herstellen der Form die Trennfuge so, dass die Pressfahne nicht in relevanten Teilen des Objekts zu liegen kommt. Hinzu kommt dass bei dieser Methode die Luft nicht abfließen kann und die Gefahr von Lufteinschlüssen im Bereich der Trennfuge besteht.
In etwa 60 % der Fälle habe ich Lufteinschlüsse. Allerdings lassen die sich meistens hinterher auffüllen.


Wenn Interesse besteht stelle ich mal einen kompletten Bericht incl. der Metallarbeiten ein. Bilder sagen mehr als 1000 Worte.
Man muss aber dazu sagen, dass der Gesamtaufwand schon erheblich ist. Auf die gleiche Weise lassen sich auch die Tasten der Philetta nachproduzieren wobei bei einer einzelnen Taste ein leichter Farbsprung sichtbar bleibt. Auch Philips hatte keine Konstanz bei den Farben. Je nach Charge gibt es Abweichungen.
Das Einfärben des Monomers war ein Höllenaufwand und ist auch nicht reproduzierbar da sich die Zuschlagstoffe im 1/1000g Bereich bewegen.
Da hilft nur eine gewisse Menge Monomer vorzulegen und dann nach Gutdünken die Konzentrate einzumischen, dann eine kleine Menge polymerisieren, polieren und vergleichen.
Dann nachkorrigieren und wieder probieren bis man am Ziel ist. 
Wer mal versucht hat für Reparaturarbeiten eine passende Wandfarbe selbst nachzumischen der weiß was ich meine. Mit einem halben Liter fängt man an und ist am Schluss bei 10 Litern und es passt immer noch nicht.

Gruß,
Achim
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#16
(25.10.2016, 00:39)achim schrieb: Wenn Interesse besteht stelle ich mal einen kompletten Bericht incl. der Metallarbeiten ein. Bilder sagen mehr als 1000 Worte.

Hallo Achim,

ich hätte daran großes Interesse

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#17
Hallo Achim,

der Wilhelm schreibt es schon - großes Interesse!!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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