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Backstein Nr. 1 ... Mende 198WL
#1
Nabend zusammen!

Ich hatte diese Woche dank eines Tips hier im Forum die Gelegenheit ganz in meiner Nähe ein Konvolut zum Basteln zu bekommen. Smile

Bein ersten Kandidaten handelt es sich um ein Mende 198WL, ein Zweikreis Reflexemfänger von 1936. Die Röhrenbestückung besteht aus RGN 1064 als Gleichrichter, AL4 als Tonröhre, AB2 und RENS 1294.

http://www.radiomuseum.org/r/mende_198wl.html

Bedienelemente bestehen aus Antennenkopplung, Abstimmung, komb. AN-AUS-Wellenschalter und an der Seite die Rückkopplung.

Das Gehäuse hat an der Front ein schönes Wurzelholzfunier und ist sehr gut erhalten, ebenso die schöne Polygon Skala und alle Bakelitrahmen, alle Knöppe top erhalten und original. Lediglich der Stoff ist 'ne olle Tischdecke und wird ersetzt.

Ein erster Test zeigte an der Vorschaltlampe eine normale Stromaufnahme, jedoch glühten lediglich die Röhren, ansonsten Totenstille. Die Ursache war einfach: Sämtliche Kontakte völlig verdreckt und auch die Skalenlampen hatten keinerlei Kontakt. Somit war erstmal Kontaktpflege angesagt. Ich benutze dazu immer einen Streifen Fensterleder, der leicht mit Petroleum benetzt ist. Das war sicherlich auch in den dreissiger Jahren das Mittel der Wahl. Glasfaserpinsel ist mir etwas zu brutal.

Nächster Versuch: Fürchterliches Brummen! Ok, erstmal provisorisch den Lade/Sieb-Block gegen zwei 10mF Elkos ersetzt.

Langsam erwachte das Radio, aber an Empfang konnte nicht zu denken sein. Also habe ich erstmal den Schaltplan und diverse Fotos aus dem Netz gesichtet. Nun war es klar: Bei mir fehlte die Brücke auf dem Chassis, die die Antennenbuchse ankoppelt. Muss irgendwas mit der "Lichtantenne" zu tun haben. Somit erst unter dem Chassis ein Brückenkabel gelegt. Ausserdem war der Koppelkondensator zwischen AB2 und AL4 übelst ausgelaufen. Also den erstmal ersetzt. habe einen Philips Senfkondensator in ein Röhrchen versteckt. Fertig. Die anderen Papierkondensatoren befülle ich auch noch.

Die Entstörkondensatoren am Netzeingang und von der Lichtantenne habe ich abgeknipst, aber aus optischen Gründen im Gerät belassen.

Die Kondensatoren unter der Gleichrichterröhre hatten auch die beste Zeit hinter sich. Diese haben ich durch Moderne ersetzt, die ich zur Tarnung in schwarzen Schrumpfschlauch gepackt habe.

Nun wurde der - übrigens nicht originale - Elkoblock vorm Lautsprecher neu befüllt. Diesen werde ich aber erst beim Zusammenbau anschliessen.

Finaler Funktionstest: AHA! Es lebt! Und das noch hervorragend. Empfang ist sehr gut und der Lautsprecher überrascht mit schönen Klang. Bässe, Höhen, alles passt.

Als nächstes ist nun das Gehäuse dran. Lack war beim Kauf schon runter, allerdings hatte man es mit irgendeiner Politur einrieben. Nun ist es gereinigt und nochmal ganz fein nachgeschliffen. Fertig für die Hartölbehandlung. Auf den Fotos sieht man etwas Schlieren, die aber vom Blitz kommen und so nicht wirklich sichtbar sind. Nach dem Hartöl eh nicht mehr. Beizen werde ich nicht, ist mir zu riskant, dass es noch fleckig wird...

So weit also. Für viele nix aussergewöhnliches, aber für mich war das wieder mal eine Herausforderung das Ding zum Spielen zu bringen. So als Autodidakt. Big Grin

Fortsetzung folgt...

Hier erstmal ein paar Fotos.


   

   

   

   

   

   

   
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#2
Echt schöner Apparat - was fürs Wohnzimmer - schönes Wurzelholz-Furnier - die Kontakte sehen aber übelst aus - das freut mich, dass das Radio wiedererweckt wird.
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#3
da hat jemand den Sperrkreis abgezogen ohne eine Steckbrücke einzusetzen. Den guten Klang kann ich bestätigen. Das liegt an der Diodengleichrichtung. Ein Umbau, den ich manchmal vollziehe, und der hier schon serienmässig reinkonstruiert ist.
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#4
Hallo Thorsten,

ja, prima Arbeit! Ich finde das sehr gut, wie Du das machst. Erst die etwas einfacheren Geräte. dann wirst Du dich steigern.
Aber das Radio hat auch die Überholung verdient. das sieht doch sehr schön aus. Mir gefällt das Wurzelfurnier. Ich muß schauen, irgendwo habe ich auch noch solch einen Original-Sperrkreis.

Zur Hartöl Politur: Die sieht schon schön aus. Wenn Du die erste Dezemberwoche zu mir kommst, dann bringe doch das Gehäuse mal mit und ich bringe Dir dann die Schellack-Politur bei. Also die Reihenfolge wäre dann Hartöl, Schellack-Politur. Durch das Hartöl werden die Holzporen bereits gut geschlossen. Die Anwendung von Bimsmehl ist dann nicht mehr so aufwändig.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#5
Hallo Thorsten,

sauberer Fund und wieder genial aufgerüstet.

Beim Audion mit der separaten Gleichrichtung erfolgt fast eine verzerrungsfreie  Wiedergabe.

Im Gegensatz zu den Pendlern mit z. B. der UEL 51
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#6
Hallo Thorsten,
da hast Du ein schönes Gerät,
das Teil steht bei mir auch im Regal.
Mal wieder ein Radio mit Reflex-Schaltung,
die RENS1294 wird auch zur NF-verstärkung herangezogen...
Gruß,
Rolf
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#7
(29.10.2016, 09:56)saarfranzose schrieb: da hat jemand den Sperrkreis abgezogen ohne eine Steckbrücke einzusetzen. Den guten Klang kann ich bestätigen. Das liegt an der Diodengleichrichtung. Ein Umbau, den ich manchmal vollziehe, und der hier schon serienmässig reinkonstruiert ist.

Danke für den Hinweis, dass dort der Sperrkreis aufgesetzt wird. Allerdings hat die Rückwand noch die original verschlossene Aussparung. Huh

Das Gehäuse hat mittlerweile die zweite Schicht Hartöl drauf und sieht phantastisch aus. Sehr schönes Furnier. Smiley58
Foto folgt noch...

Stoff ist nun auf der Schallwand. Smiley47


   

   





@Andreas:

Danke für die Blumen. Ist ja auch für mich als berufsfremder Bastler die beste Herangehensweise. An einen 3DS würde ich mich niemals rantrauen. Ist ja eine ganz andere Hausnummer. Aber die einfacheren Geräte aus den 30ern sind ideal.
1. ist die Technik überschaubar und 2. mag ich sie ganz besonders. Smile

Ein Gehäuse bringe ich auf alle Fälle mit, damit Du mich mal ins Schellacken einführen kannst.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#8
Nabend!

Habe heute das 198WL fertiggestellt, um mich etwas abzulenken. Vielleicht kann ich mich bald daran erfreuen. War heute irgendwie nur stumpfes Arbeiten daran...


   

   
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#9
Hallo Thorsten,

ja, ist schön geworden. Du machst das schon gut. Viel Spaß damit!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#10
(28.10.2016, 23:42)Gasherbrum schrieb: Nun war es klar: Bei mir fehlte die Brücke auf dem Chassis, die die Antennenbuchse ankoppelt. Muss irgendwas mit der "Lichtantenne" zu tun haben. Somit erst unter dem Chassis ein Brückenkabel gelegt.

Sehr schöne Arbeit. Diese Geräte haben optischen Reiz.

Nun zu dem Zitat:
Das gezeigte Gerät hat, ebenso wie andere Mende-Geräte dieser Jahre, eine Netzantenne per Kondensator, die über einen Schalter an der Bananenbuchse dauerhaft zugeschaltet ist.
Steckt man nun eine externe Antenne in die Antennenbuchse, so wird der Kontakt gelöst und die Netzantenne ist nicht mehr verbunden.
Das "Antennensignal", egal ob Netzantenne oder externe Antenne, läuft nun an die erste Bananenbuchse des Buchsenpaares, das oben auf dem Chassis liegt. Weiter geht's von dort auf zweierlei Weg:
a) entweder schließt ein Kurzschlussstecker die Verbindung zur zweiten der Bananenbuchsen oder
b) ein eingesteckter Sperrkreis stellt die Verbindung her.

Ab der zweiten Bananenbuchse läuft das Antennensignal dann per Kabel normal in Richtung Spule.


Und dazu gleich ein wichtiger Tipp:

Es gibt zwei Arten von Bananensteckern: die einen sind 2- oder 4-fach geschlitzt, diese Variante ist hier unkritisch.
Die zweite Variante hat einen runden, einseitig abgeflachten Pin, der auf der abgeflachten Seite eine Blattfeder trägt.
Mit dieser Variante kann man sich den Schaltkontakt an der Antenneneingangsbuchse des Gerätes massiv ruinieren, sprich: das Isolierschaltklötzchen abreißen.
Das ist bei manchen Geräten bereits geschehen, bei meinem 151WL hatte ich dies seinerzeit selbst hinbekommen. Lehrgeld.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#11
Hallo Thorsten
Der Mende ist Dir sehr schön gelungen. Die Holzmaserung kommt beeindruckend zur Geltung. Ein Blickfang unter den Querformat-Radios. Smiley20
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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