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Zertrümmertes ELAVI HO
#1
Der sehr angesehene Meßgerätehersteller Hartmann & Braun AG, Frankfurt stellte ca. 1960 das analoge, hochohmige Mehrfachmeßgerät
ELAVI  HO her, ein U/I/R-Meßgerät, welches im Kunden/Außendienst große Verbreitung erfuhr. Für heutige Verhältnisse ein Riesenklopper in
komfortabler, aufklappbarer Schweinsledertasche mit Tragriemen. 29 Messbereiche per Stufenschalter und zwei Drehknöpfen, dunkelgrünes
Bakelitgehäuse und für den stolzen Preis von 230 DM. Wenn der Kundendiensttechniker das damals auspackte erstarrte der Kunde in Ehrfurcht
vor soviel Kompetenz.

Irgendwann im Sommer dieses Jahres entdeckte ich solch ein "Ehrfurchtsding" inmitten allerhand Gerümpel auf einem Flohmarktstand. Der
Anbieter erzählte mir jammernd, daß er es leider hätte fallen lassen und es wäre ein bisschen was abgebrochen. Das hätte er aber wieder
sehr gut geklebt. Er hätte auch noch die Tasche dazu und die Kabel. Wir einigten uns über einen angemessenen Preis und ich hatte mir
wieder mal wieder für einige Zeit Beschäftigung eingehandelt. Sein Kommentar zu dem Geschäft war: "Ein Euro ist besser als kein Euro".
Ich gab ihm das Doppelte und wir hatten viel Spaß miteinander und an dem "Geschäft".

Zuhause machte ich nur eine genauere Sichtung und packte es dann erst mal in eine Plastikbox und diese ins "Wartezimmer". Natürlich kam
der Tag, an dem es auf der Werkbank stand. Nachdem das Gehäuse entfernt war, machten das Chassis und das Meßwerk einen guten, unbeschhädigten
Eindruck - was auch später bestätigt wurde. Das Gehäuse machte mich jedoch mißtrauig.


   
Chassis mit Meßwerk


   
Gehäuse


Mein Verkäufer hatte natürlich gepfuscht, man konnte die angeklebten Teile wie ein gekochtes Ei abpellen und plötzlich war aus dem einen Teil
ein Vielzahl an Teilen geworden, also ein Puzzle.


   


   


   
Als Klebstoff hatte er wohl Pattex oder ähnliches verwendet, leider für Bakelit nicht der optimale Kleber und dazu noch nass zusammengefügt.


Die Reinigung der Klebestellen war eine Fleißarbeit, aber sie war unumgänglich um anschließend eine saubere, dauerhafte Verklebung zu
erreichen. Für die endgültige Verklebung wählte ich Sekundenkleber (Gel). Da kann man noch ein bisschen ruckeln, bis die Klebestellen passen.



   



   
Für ein gutes Ergebnis sollte der Bruch geschient werden


Die Trümmerteile waren unvollständig, außerdem hätte deren Rückversetzung keine ausreichende Stabilität gebracht, also mußte das fehlende
Material mit Epoxidharz angegossen werden.


   
Das "gesunde Auge" wurde zur Herstellung einer Gießform genutzt. Knetbare, lufthärtende Knetmasse aus dem Modellbaubereich erbrachten
den Umschließungsmantel und ein Teflonzylinder wurde zum Kern.



Diese Gießform diente etwas nachgearbeitet als Form für die Konturen des defekten Auges



   



   
es hat funktioniert


Überstehendes Gießharz wird sicherheitshalber zwei Tage später nach vollständiger Aushärtung durch schleifen und polieren abgetragen. Das
Chassis und das Meßwerk werden wieder eingebaut, die Verbindungen wieder verlötet. Dabei frage ich mich mehrfach, wie die Montageleute
von Hartmann & Braun damals um die Ecke löten konnten, ohne Isolierung anzubrennen.



   
zusammen gebaut ist nun alles, das Einzige was noch stört , sind die Narben der Klebestellen



   
wieder mal sind die Erfahrungen aus der früheren Modellbauzeit nützlich. Die Narben werden mit einer Revell-Farbenmischung dauerhaft abgedeckt.
Das ist sogar besser als früher. Durch die Ablösung der lösungsmittelhaltigen Farben durch wasserlösliche Acrylfarben, man kann problemlos
Überdeckungen abwischen ohne die Bakelitoberfläche zu beschädigen.



   
in der Tasche



   
in der geöffneten Tasche


Die Originalmeßstrippen, die unterhalb des Meßgerätes in der Tasche untergebracht waren, sind leider an der Isolierung spröde geworden. Sie werden daher
neu verkabelt und dann an ihrer Stelle noch vorgezeigt.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#2
Jaaa, für so ein hübsches Gerät lohnt ein bisschen Fleißarbeit. Ich mag die Dinger auch sehr.
Schön gemacht!
Gruß,
Uli
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#3
Moin!
Genau das gleiche besitze ich auch. Meins ist auch leider rechts an Scheibe gebrochen, das Gehäuse halt aber noch.
Schön, dass es wieder läuft Thumbs_up

Gruß,
Lukas
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#4
Schön, daß euch der geheilte Patient auch gefällt. Die alten Meßgeräte
und ihre Bakelitgehäuse haben einen besonderen Reiz. Da kommen die
heutigen aus modernen Kunststoffen nicht mit, obwohl die von der Leistung
natürlich weit überlegen sind.

Nachdem ich mich von der Funktionfähigkeit überzeugt habe, wird es neben
meinem Philips-Meßsender einen würdigen Platz haben, quasi auf der Rentnerbank. Smiley53

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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