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Philips Aachen Super D57AU
#1
Hallo Radiofreunde

Schon geraume Zeit schaue ich nach einem Philips Aachen. Anfangs sah ich mir auf einem Radiomarkt den D48 an, aber bestechender war natürlich der D57 mit dem Monoknopf. Hier habe ich es mit einem Vorstufensuper zu tun, der Technisch sehr weit entwickelt wurde. Nur lobende Worte hörte ich von Besitzern solcher Radios.
Ein Radio in ordentlichen Zustand, allerdings mit einigen Fehlteilen kaufte ich dann für wenig Euro. Die Fehlteile waren die Rückwand mit dem Netzadapter, sowie die untere Abdeckplatte. Natürlich waren die üblichen Spuren an der Technik nicht zu verbergen. Brüchige Drähte kennt wohl jeder, der an Philips Radios arbeitet. Das an diesem ungewöhnliche Radio zunächst die Elektrik überarbeitet werden muß, bevor man ungestörten Empfang genießen kann, war für mich Anlaß, über diesen Philips hier zu berichten. Das natürlich im laufe der notwendigen Arbeiten auch noch einige Bastelüberraschungen des Vorbesitzers auftauchten, war zu erwarten. Anhand der Kondensatorbestückung war zu sehen, das es aus der ehem. DDR stammt und dort wurden solche schönen Radios ja bekanntlich lange mit irgendwelchen Reparaturen erhalten. Vermutlich würde unsere Radiowelt sehr armselig aussehen, wenn dort nicht so viele Geräte überdauert hätten und Mechaniker sich der betagten Technik angenommen hätte.

Der Aachen D57AU ist ein Überlagerungsempfänger der mit sieben Kreisen ausgestattet ist. Die Werbung von Philips liest sich auch vielversprechend. „ Verzögerte automatische Lautstärkeregelung Qualitätskorrektion durch N.F. Gegenkopplung, Klappskala, Optische Abstimmanzeige ( Mag. Auge ) Leuchtstreifenanzeige für die Wellenbereiche auf der beleuchteten Skala.
Soweit so gut, die weiteren technischen Merkmale sind dann auch nur in Verbindung mit den sehr umfangreichen Unterlagen von Philips interessant. Das jetzt hier alles wiederzugeben, würde jeglichen Rahmen sprengen. Wenn es zu irgendwelchen Problemen bei der Reparatur gibt, beschreibe ich das dann so gut es geht und natürlich verständlich, so das es auch von Anfängern verstanden wird.

Technische Daten:
Deutsche Philips-Ges. Modell Aachen Super D57AU
Baujahr: 1938/1939     
Röhren     8: AF3 AK2 AF3 ABC1 AM2 AF7 AL4 AZ1
Empfangsprinzip   Super mit HF-Vorstufe; ZF/IF 468 kHz
Anzahl Kreise     7 Kreis(e) AM
Wellenbereiche     Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle.   
Betriebsart / Volt     Wechselstromspeisung / 110; 125; 145; 200; 220; 245 Volt
Lautsprecher     Dynamischer LS, keine Erregerspule (permanentdynamisch)
Das Radio besitzt zur Bedienung einen Monoknopf für die Senderwahl, sowie die Lautstärke und Klangregelung

   
Das Radio besticht durch seinen äußerlich guten Erhaltungszustand. Nichts ist zerbrochen oder grob beschädigt. Die Holzoberflächen benötigen nur eine gründliche Pflege. Den einen oder anderen Krtazer sieht man zwar schon, aber mit guter Politur ist das gut zu behandeln.  So machen alte Radios doch Spaß.

   
Ein hübsches Detail, was Philips in den 30er Jahren seinen Kunden anbot. Die Klappskala! Links das magische Auge rechts die Wellenbereichsanzeige. Ab 1936 gab es diese Klappskala, deren Bowdenzug schon manchen Radiobastler schlaflose Nächte bereitete. Es ist aber nur halb so schlimm, sowas zu reparieren. Ein D48 hatte vor kurzen meine Sammlung bereichert, dort ist dieser Drahtzug gerissen und macht mir keine Angst.

   
Der Monoknopf! Anders, als bei dem Modell von Andreas, ist dieser wesentlich leichter zu demontieren. Der Drehknopf bedient den Drehkondensator. Neigt man den Knopf nach oben, stellt man die Lautstärke höher, nach unten wieder leiser. Ist dort ein defekt, wird es sehr problematisch! Nach links neigen, Tiefen verstellen, nach rechts neigen Höhen verstellen. Auch dieser Regler ist bei defekt eine schwierige Aufgabe. Der linke Knebel ist der Wellenschalter, der rechte Knebel verändert die Bandbreite, bzw. kann man dort auch auf Plattenspieler umstellen.

   
Auch von der Seite ist der Philips gut erhalten. Der Schalter dort ist der Netzschalter.

   
So bekam ich den Philips, ohne Rückwand und Bodenplatte. Am Netztrafo sind die Steckkontakte für den Adapter verlötet. Vermutlich wurde dort direkt ein Netzkabel angeschlossen. Ungewöhnlich, die Schmelzsicherung. Normalerweise kenne ich diese Modelle nur mit Thermosicherung.  Hier konnte ich schon sehen, das einige der Kabel brüchig waren. Da kommt also einige Austauscharbeit auf mich zu. Aber auch von unten wird da sicherlich einiges zu tun sein.

   
Hier fehlt ein Elko! In die Schaltung arbeite ich mich wie immer gründlich ein. Schnell fand ich heraus, das der Ersatz unter dem Chassis verlötet war, aber dort durch die schlechte Lötung einseitig rumbaumelte. Das Chassis wird nur gesäubert, nichts poliert oder aufgehübscht. So wie er jetzt aussieht, kann er bleiben, nur staubfrei und von Anhaftungen wird es gereinigt

   
Am Netztrafo hat schon jemand gearbeitet. Ob es der Originale ist? Original sind die Trafos mit Teer vergoßen und sehen von Natur schmuddelig aus. Dieser ist ohne Teeranhaftungen . Größe, Lötkontakte und Art der Lötkontakte deuten aber auf einen Philipstrafo hin. Aber vermutlich täuscht nur der Rost die Bestimmung des Originaltrafos. Gut zu sehen die zusammengelöteten Kontakte der Stecker für den Adapter.

   
Die Spulen sehen interessant aus. Die Sicken sind von der Fertigung und der Werksabstimmung. Über die Besonderheit dieser Bauform mit den Sicken, ist im RMO unter „Abgleich von Spulen“ sehr informatives geschrieben.

   
Die Karte für die Röhrenbestückung und deren Plätze ist an der Schallwand. Das Textilskalenseil ist gerissen, das ist halb so schlimm.

   
 Nochmals die Spulen: In Richtung zur Schallwand! 1. Antennenkreisspulensatz  dahinter die H.F. Vorkreisspulensatz dann kommt der Oszillatorkreisspulensatz. Links neben der Oszi. Spule ist eine ZF Spule und die andere sieht man zwischen den beiden Röhren.

   
Die ersten Fehlteile sind beschafft. Die Rückwand habe ich bekommen. Lange stand er nun ohne diese Dinge im Regal und jetzt, wo ich fast alles zusammentragen konnte was fehlt, soll es losgehen. Im nächsten Foto ist der Adapter für das Netzkabel zu sehen.
   


Nun kann es mit der Reparatur losgehen

Fortsetzung im nächsten Teil
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#2
Hallo Detlef,

Na das ist ja ein tolles Gerät. Und auch optisch noch so gut erhalten.
Danke für die Erklärung wie der Monoknopf funktioniert, das hätte ich so nicht erwartet.

Wie wird denn die Skala ausgeklappt?
Du schriebst von einem Bowdenzug, gibt es irgendwo einen Hebel?


Viele Grüße,

Axel Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#3
Hallo Axel
Die Klappskala ist an Scharnieren unter der Decke aufgehängt. Ein kleine Griffmulde erleichtert das hochziehen der Skala. Damit diese natürlich auch leicht per Hand aufgeklappt werden kann und nicht von allein zurückfällt, hat sie seitlich in den Scharnieraufhängungen Filzgleiter. Die bremsen das etwas ab und somit bleibt die Skala auch stehen. Bowdenzüge gibt es nur an der Skalenzeigerbetätigung und der Wellenanzeiger wird per Bowdenzug betätigt.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#4
Dieser "Joystick" ist ja mal was Geniales. Wusste nicht, dass es sowas schon im Röhrenzeitalter gab...

Vor Allem fasziniert mich, wie die Ingenieure der vergangen Zeit auf eine solche geniale Idee kamen. 
Aber ich wünsche dir, dass der Drehko-Lauter-Leiser-Tiefen-Höhen-Knüppel komplett in Ordnung ist. 
(Obwohl eine Innenansicht dieses Bedienteils auch mal interessant wäre... Smiley18 )

Schönen Abend noch
MfG Christopher

"Baden-Baden, Beromünster, Paris, Rom... 
Eine ganze Welt ist auf der Skala des SABA-Empfängers vereint."
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#5
Ein sehr interessantes Gerät, besonders der Steuerknüppel (heute Joystick) ist eine
Besonderheit, die man bei einem solch alten Schätzchen nicht vermutet hätte. Danke
für's zeigen.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#6
Hallo Radiofreunde

Vielen Dank für das Interesse an dem Bericht.
Wer meine bisherigen Reparatur Berichte kennt, weiß das sie sehr umfangreich und ausführlich werden. Ich versichere schon mal im voraus, das dieser Bericht auch wieder sehr umfangreich wird und lang - sehr lang, da aus meiner jetzigen Kenntnis reichlich viel Arbeit an dem guten Stück ist. Ich gebe mich bei solchen Radios nicht mit einer Grundfunktion zufrieden, sie sollen einwandfrei spielen und vor allem Zuverlässig.

Mit dem Schaltbild möchte ich diesen Teil beginnen. Philips hatte wunderschöne Pläne, die eine detaillierte Darstellung aller Bauteile unter dem Chassis zeigt. Nun sind diese Pläne aber so groß, das es wohl besser ist, ich erkläre anhand von Fotos einige Bauteile und beginne dabei von links nach rechts unter dem Chassis. Auf den ersten Blick ist das natürlich ein fürchterlicher Drahtverhau, aber das ist alles halb so wild und so manches Kabelverwirrspiel klärt sich auf bei der Verfolgung der Leitung auch auf dem Schaltplan. Und je mehr man sich mit dem Philips beschäftige, um so verständlicher wird das alles. Zum arbeiten nehme ich den Plan aus dem Regelin. Zum genauen Vergleich genügt ein Blick auf den Philips Plan. Benötige ich mehr zu dem Schaltungsaufbau, genügt ein Blick in den Lageplan der Bauteile.

   

   
Hier geht es los. Die Demontage des äußeren Abdeckrings geht einfach. Die Madenschrauben oben und unten lösen, abnehmen und man sieht das die Knebel nur gesteckt sind. Aber vorsicht, wenn die Klemmfedern auf der Welle angerostet sind, muß man diese Knebel zuerst mit Rostlöser sparsam einsprühen. Übt man Gewalt aus, brechen die Knebel ab.
   
   
Natürlich fiel genau jetzt eine Madenschraube raus und war für immer verschwunden. Ich vermute, sie ist durch einen Spalt in ein unter dem Tisch stehendes Nora Radio gefallen. Damit man bei der betätigung des Monoknopf mehr Gefühl hat, bremst Filz im Außenring den Konus des Knopf.

   
Knebel vorsichtig abziehen, geht das nicht, mit Rostlöser die Welle einsprühen. Empfehlenswert bei solchen Dingen , mit einem Fön etwas anwärmen. Aber nur anwärmen, nicht zum schmelzen bringen.

   
Die wenigen Kabel, die zu dem Lautsprecher und seinem Umschalter führen , werden gekennzeichnet und abgelötet. Gekennzeichnet deshalb, weil es beim zusammenbau einfacher ist. Das bedeutet nicht, das ich diese Kabel nicht auch durch den Plan zuordnen könnte. In dem Gewebeschlauch ist ein 12,5 Ohm Widerstand.

   
Der Netzschalter wird seitlich bedient und man kann den Kontaktschalter abschrauben.

   
Nun ist das Chassis ausgebaut. Zusammen mit der Klappskala, die am Gerät zu lassen empfehlenswert ist. Bei diesem Radio war die Führungsstange, auf der sich der Skalenzeiger bewegt, rausgefallen. Die Feder fand sich später am Magnet des Lautsprechers. Da war natürlich ein Durcheinander , wegen der Drahtseile des Skalenzeigers. Aber alles ist gut gegangen und nichts gerissen, so das ich dadurch viel Arbeit gespart habe. Das gerissene Textilseil ist wirklich eine Kleinigkeit. Schade, das man nicht im voraus sieht, welche bösen Überraschungen noch so in einem alten Radio lauern.

   
So schaut es aus, das dünne Stahlseil. Darunter sieht man eines der Scharniere, mit dem die Klappskala im Gehäuse aufgehängt ist, das wird nun gelöst wird.

   
Das Scharnier wird verschoben und man kommt an die Klemmschrauben der Skalenscheibe, denn dieses empfindliche Teil baue ich aus.

   
Ab in Sicherheit, denn diese Skalenscheibe dürfte nicht an jeder Straßenecke zu bekommen sein.

   
Alles bereit für die Reinigung. Grober Staub wird mit Pressluft abgeblasen. Dann wird das Chassis mit einem Soda-Reiniger gesäubert. 

   
Als erstes kommt das Textilseil auf die Rolle. Das ist die leichteste Aufgabe an dem Radio.

   
Nun kann das Chassis in die Halterung, um daran besser arbeiten zu können. Die Klappskala wird mit einfachen haltern fixiert.

   
Jetzt kann es losgehen mit der Erklärung der Bauteile. Beginnend von links nach rechts!
Markant ist der links montierte Trafo, die Glättungsspule! Denn der D57 hat einen permanent magn. Lautsprecher, daher keine Feldspule, wie man das bei einigen anderen Radios kennt.  Oben links erkennt man die Regler, links der Lautstärkeregler rechts der Klangregler, beide werden mit Drahtzügen bedient. Rechts davon sitzt ein weiterer Trafo, etwas kleiner. Das ist die Tieftondrossel! Schräg unten, unter dem verbrannten Widerstand sitzt die Gegenkopplungsdrossel, sie ist mit Bestandteil der Qualitätskorrektion. Diese Schaltung ist eines der Feinheiten am Philips. Klangqualität und das ohne Verzerrung sind das Ergebniss dieser Schaltung.
Neben der Tieftondrossel erkennt man den Bandbreitenschalter/ Plattenspielerschalter. Ganz rechts ist der Wellenschalter zu sehen. Die Zuleitungen führen zu den Antennenkreis, H.F. Vorkreis und Oszilator Kreis. Die etwas schmuddelig aussehenden flachen Bauteile sind mit Wachs umhüllte Glimmer-Kondensatoren.
Um die Glimmer kümmere ich mich noch nicht. Aber sie werden allesamt überprüft. Diese Arbeit wird dann allerdings erst nach der ersten Inbetriebnahme erfolgen. Meist zeigt sich schon in diesem Moment, ob dort noch Handlungsbedarf ist. Sicherlich werden viele sagen, die sind unverwüstlich. Vorsicht, auch solche Bauteile können bei Fehlströmen Schaden nehmen, zwar noch funktionieren, aber für Störungen sorgen.

   
Hier ist das Herzstück, der Radiobedienung. Genial gelöst und seinerzeit war das Zukunftsmusik. Heute nennt man das auch Joystick. Damit das Bedienteil in alle Richtungen beweglich ist, besitzt es ein Kardangelenk.

   
Von unten sieht man die eingehängten Stahlseile, die zu dem Lautstärkeregler und Klangregler führen.

   
Links im Bild der Lautstärkeregler Rechts der Klangregler . Unschwer zu erkennen, das diese Konstruktion bei defekten schwer zu ersetzen ist

   
Wichtige Dokumente für den Philips Ein Lageplan und der sehr große Schaltplan, mit Stückliste

   
Kondensatoren werden weitestgehend in die Originalen Hüllen Neu eingebaut. Die Originalen Elkos bleiben an ihrer Einbaustelle. Original sind Naß-Elkos verbaut. Also muß man die genau prüfen, nicht das sie auslaufen. Da ein Elko fehlt, baue ich auch einen neuen Doppelelko ein. Ein Elko wird liegend unter das Chassis gebaut. Die Bauteile, die geprüft und erneuert wurden, führe ich nicht weiter auf. Der Austausch fand nacheinander statt, ohne das Radio bei jedem Bauteil zu testen. Hier ist alles übersichtlich und man kann eigentlich keine Fehler einbauen.

Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#7
Hallo, Detlef,
sehr schönes Radio. Bin gespannt wie es weiter geht. Ich habe immer Respekt für die Mechanik. Dieser Multiknopf und die Skala...
Gruß,
Ivan
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#8
Hallo Radiofreunde

Heute soll es nun weiter gehen mit dem D57AU Bericht.
Jupp (Saarfranzose) versorgte mich wieder einmal mit den sehr umfangreichen Unterlagen für den Philips, dafür herzlichen Dank. Mit solch Material ging es nun ans Werk. Die elektrische Reparatur ist das langwierigste und jeden Kondensatortausch zu beschreiben , überflüssig. Die Originalhüllen wollte ich wieder verwenden. Dabei muß man aufpassen, das man sie nicht durch zuviel erwärmen verformt. Der fehlende Elko wird durch einen Zeitgenössischen Elko, ebenfalls ein Naßelko, ersetzt. Jedoch auch nicht wieder in Betrieb genommen. Die Aufgabe für die Naßelkos übernehmen moderne, einer kommt unter das Chassis, der andere als Doppel- Becherelko- Ausführung verdeckt auf das Chassis. Verdeckt deshalb, weil ein Originaler davor montiert ist und man ihn nicht gleich auf den ersten Blick sieht.

   
Das Chassis ist nun in dem Reparaturständer drehbar aufgehängt. Die Klappskala ist in Winkeln befestigt und kann somit nicht beschädigt werden. Sämtliche Drahtseile bleiben an ihrem Platz, das spart Arbeit.

   
Man kann jetzt schon an einigen Kabeln unter dem Chassis sehen, das sie brüchig sind. Hier sieht man auch die beiden Naßelkos von unten.

   
Das ist nun schon der Elkotausch. Ein liegender und der Doppelelko

   
Alternativ zu den Originalen Kondensatoren habe ich zeitgenössische Hüllen verwendet. Das sieht dann auch ziemlich identisch aus. Vergossen werden die Kondensatoren mit Teer, damit man die Hüllen auch noch einmal verwenden kann. Es kann ja sein, das auch ein neuer Kondensator nach kurzer Zeit versagt.
   

   
Der verbrannte 1000Ohm Widerstand er führt zu der ZF- Anodenkreisspule der AF3 Er wird ausgetauscht, gegen einen Originalen, den ich noch habe. Verursacher war ein 0,1µF Kondensator.
   

   
Hier sind die nächsten Kandidaten, die verbrannt sind. Der Rote ist ein 1000 Ohm der in der Gewebehülle 32Kohm. Der 1000Ohm sitzt in der Zuleitung der Anodenspannung zu den HF Vorkreisspulen, deren andere Seite an der Anode der AF3 sitzt. Mir wird immer mulmig, wenn gerade in den Bereichen der empfindlichen Spulen, Widerstände durchbrennen. Verursacher hier ein 0,1 µF Kondensator, der schon sein Teer rausgedrückt hat. Der 32 Kohm Widerstand wurde auch durch einen defekten Kondensator hier ein 50nF , beschädigt.

   
Diese beiden werden die Aufgabe übernehmen.

   
So sieht das nun aus, der 50nF sowie die beiden Widerstände sind ausgetauscht. Defekte Kabel stelle ich in dem Bereich auch fest

   
Soweit sind nun alle Bauteile geprüft und wenn nötig erneuert. Nun kommen die Kabel an die Reihe. Unterhalb der Potis sieht man schon ein Kabel auf den ersten Blick, dessen Hülle schon fehlt.

   
Oder hier sieht man auch, das die Isolierung übel aussieht.

   
Die Kabel, die zu der AM2 führen sehen übelst aus.

   
Neue Kabel und diese führen unter das Chassis. Irgendwann hat man das Gefühl 20m Kabel erneuert zu haben.
   

   
Am Ausgangsübertrager geht es weiter. Es ist so ziemlich alles an Kabeln mürbe. Ich teste die Elastizität der Isolierung mit einer Spitzzange. Meist bröckeln die Isolierungen weg.

   
Bei dem Netztrafo wurde ich sehr nachdenklich. Irgendwie sind da nur Mängel. Nicht nur die Kabel, auch die Feinsicherung und natürlich die überbrückten Anschlüsse für das Netzkabel. Da ich Reserve habe, in sehr guten Zustand, wird der Trafo abgebaut. Wie man auch sieht, fehlt die untere Blechplatte, so das von dem Trafokern ein Blech absteht. Solche umgefrickelten Teile will ich nicht in meinem Radio! Der Tafo ist zwar in Ordnung, aber er muß weichen. Gut ist, das er eine weitere Verwendung bekommt, in einem anderen Philips Radio, wo auch Bedarf ist. Nur dazu wird er gründlich überarbeitet.
   

   
Das ist mein Ersatztrafo. Wenn die Radiowelt doch bei allen Problemen so einfach wäre. Erst kürzlich konnte ich Andreas mit einem Trafo aus meinen Beständen weiterhelfen. Nun geht es bei dem Philips hier auch weiter.

   
Zwar sind hier auch die Kabel Schrott, aber dieser Trafo hat die Originale Schmelzsicherung!

   
Kabel werden mit einer Textilhülle gebündelt.

   
Auf der Rückseite der Adapterplatte vom Trafo finden sich alle Kabel mit brüchiger Isolierung. Solch ein Zustand ist nicht mehr lustig. Mich würde interessieren, ob Besitzer anderen Philips Radios aus dieser Zeit auch wissen, ob ihre Netzkabel dort noch in Ordnung sind.

   
So sieht das schon wieder gut aus. Auch hier bündel ich die Kabel jeweils zwei in einer Textilhülle

   
Der Platz, wo der Trafo hingehört. Verdächtig sind die dunklen Spuren. Brandspuren? Wer weiß, was dieses Radio erlebt hat?

   
Ein Original Trafo mit Schmelzsicherung! Solche Rückbauten auf Originalzustand sind selten zu bewerkstelligen. Es fehlt meist an Originalteilen und man muß improvisieren, wie der Vorbesitzer dieses Radios. Hier ist der Netztrafo schon eingebaut und Neu verkabelt.

   
Hier noch mal der Trafo mit den Mängeln. Für alle Rätselfreunde: Im Hintergrund sieht man das Chassis eines Blaupunkt 7W79D, auf diesen Radio-Bericht dürft ihr Euch schon freuen.

   
Aber bevor es bei dem Blaupunkt losgeht – hier ist der Spielplatz! Kabel erneuern, was sonst! Es sind die Kabel, die zum Lautsprecherschalter führen.

Es waren wirklich gefühlt 20m Kabel. Ich habe das Chassis nochmals durch geprüft und einige kürzere Kabel gefunden und erneuert. Elektrisch ist nun die Reparatur abgeschlossen. Im nächsten Teil geht es an das erste Testen. Ob der Philips ohne Macken wieder spielt?

Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#9
Hallo Detlef

 Thumbs_up Thumbs_up Thumbs_up Thumbs_up Thumbs_up

da hast Du Dir eine schöne Baustelle aufgetan!

Aber ich denke, solche Radios lohnen den Aufwand.



Grüße

Martin
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#10
"Ein Original Trafo mit Schmelzsicherung!"

Diese Art der Sicherung wird auch Thermo-Sicherung genannt. Außer bei Philips kam sie auch bei Telefunken, Siemens und einigen ausländischen Geräten zum Einsatz.

MfG DR
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#11
Solche Kabelgeschichten sind für mich der Horror. Wenn man da nicht höllisch aufpasst... Dieses Radio ist auch wieder mehr Herausforderung, als es zunächst den Anschein hatte. Und ja, ich frage mich auch, ob Alle die Verkabelung so genau untersuchen, bevor sie das Gerät an Strom legen. Betrachtet man Deine Bilder, wird man belehrt, dass das auf jeden Fall empfehlenswert ist.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#12
Habe den hier: http://www.radiomuseum.org/r/philips_aac..._d_52.html restauriert

Da kann man echt an seine Grenzen kommen. Was ich da an Zeit und Nerven rein gesteckt habe =>unbezahlbar.

Zum Glück war es kein Kundengerät sondern meines. Wenn deine Kiste mal läuft, du wirst dich wundern was da alles möglich ist. Der Klang mit einem MW-Heimsender (größere Bandbreite) versorgt, kommt der UKW-Qualität schon sehr nahe.
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#13
Hallo Radiofreunde
Vielen Dank für das Interesse an dem Philips Bericht.. Unter Thermo-Sicherung beschreibt Philips diese als Schmelzpatrone, die man auch auswechseln konnte. Ferner heißt es dort: Hat sich die Schmelzkupplung gelöst, so ist die Störungsursache zu suchen...
Natürlich werde ich dort zusätzlich noch eine Feinsicherung einbauen, nur zur Sicherheit.

Nun ist der D57 wieder elektrisch fertiggestellt. Er funktioniert, aber hat sehr viel Macken und Störungen. Man kennt es ja, hier ein krachen , da ein Wackelkontakt und noch mehr Störungen. Und letztendlich noch ein ganz dicker Brocken im Störungsfaktordiagramm , das mir gehörig mulmig wurde.
Aber der Reihe nach, wie der Philips wieder spielt.

   
Fundstück! Die Feder der Führungsstange vom Skalenzeiger fand sich am Magnet des Lautsprechers.

   
Eine Kugelschreiberfeder erschien mir geeigneter für die Stange

   
Nun ist der große Moment, wo ich das Radio erstmals nach der Reparatur einschalte. Mit dem Regeltrenntrafo wird langsam Spannung erhöht. Und wieder hat sich die Methode der gründlichen Arbeit gelohnt. Das Radio spielt und nun kann man sich um die nächsten Macken kümmern. Da wäre zum einen das krachende Lautstärke Poti! Dann aussetzender Empfang! Im mittleren Bereich von Mw und Lw setzt auch der Oszillator aus. Auf Kw kann ich das nicht prüfen, da diese überhaupt nicht funktioniert

   
Probebetrieb mit Original Lautsprecher. Der Klang, sofern es spielt ist unheimlich gut. Satte Bässe und auch die Höhen sind für ein Radio aus dieser Zeit enorm. Gery, ich stimme Dir zu, mit dem Heimsender fast schon wie UKW Empfang

   
Auf der Suche nach der Kurzwelle! Wo soll man beginnen? Zunächst hatte ich den Wellenschalter im Verdacht. Die Kontaktbahn sieht nicht gerade blank aus. Aber daran lag es nicht ! Am Antennenkreis muß ich anfangen! Philips hat in den Unterlagen einige Werte der Spulen angegeben. Gemessen wird der Widerstand. Des weiteren findet man Angaben zu den Spulen, die alle numeriert sind. Eindeutig kann man hier von Spule S6 ausgehen, die als Antennenspule der KW induktiv mit der Spule S7 verbunden ist.

   
Auf dem schönen Lageplan kann man sehen wo welche Spule sitzt und diese auch messen. Die Spule S6 ist ohne Funktion.

   
 So sieht das von unten aus. Der Messpunkt von S6 ist das 2. Kabel von rechts oben am Wellenschalter. Natürlich sucht man auch woanders, weil man ja nicht unbedingt wahrhaben möchte, das ausgerechnet bei diesem Radio und diesen Spulen, eine defekt ist. Vermutlich sorgte Überspannung an der Antenne für das Durchbrennen der Spule. Eine Spule außerhalb einbauen geht nicht! Zerlegen geht auch nicht, außer man trennt den Spulenbecher der länge nach , an zwei gegenüberliegenden Seiten auf. Und dann?

Der Philips Aachen entwickelt genau so einen Drang zum nichtfunktionieren, wie mein vorheriges Projekt, der Körting. Irgendwie muß ich mich mal ablenken, von dem Philips. Der 7W79D steht ja gleich neben dem Philips.

Fortsetzung folgt, wenn es für das Problem eine Lösung gibt. Ich muß Ersatz suchen.
Radiogrüße Detlef

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#14
Hallo Freunde,

@ Detlef. Ja, mein Freund, warum soll es Dir mit der Geräterestauration anders gehen als mir? Aus Erfahrung kann ich schon vermuten, was sich da noch für Baustellen auftun. Aber, wenn das Gerät dann erst mal soweit funktioniert, freut man sich, was seinerzeit schon für Leistungen möglich waren.

Irgendwie finde ich ja, dass wir in letzter Zeit vielfach mit zerstörten Antennenspulen zu tun haben. Entweder kommt das nachweisbar durch durchgeschlagene Anodenkondensatoren der Netzröhre, oder durch die Lichtantenne. Klar, es kommt ja auch eine Überspannung durch Blitzeinschlag in der Nähe der Empfangsantenne in Betracht.

Nun ist ja ein solcher Ersatz immer mit gewissen Problemen verbunden, aber man bekommt das hin. Bei Philips sind die Bandfilter von unten gebörtelt. Vorsicht, nicht öffnen. Die Ringe um die Bandfilterbecher sind nicht etwa zur Zierde. Die wurden bewußt an gewisse Stellen zum Abgleich gemacht. Hat man nun ein Filter so geöffnet, muß ja der Mantel zwangsläufig etwas gekürzt werden. Die Ringe sind dann an anderen Stellen der Spulen. Der Abgleich "leidet" also.

Ich meine vor langer Zeit mal in der Funkgeschichte, oder in einem anderen Ratgeber gelesen zu haben, dass man die Bandfiltergehäuse unterhalb durch sägt (nicht längs). Dann kann man den Blechkörper abziehen. Er geht über die Spulen. Das sieht man ja, wenn man unten aufgebörtelt hat,  auch.

Nach Abschluß der Arbeit wird das abgeschnittene Stück wieder bündig aufgesetzt und durch eine Schelle verbunden. Eine derartige Reparatur fand ich seinerzeit in einem Philips Aachen 52 AU.

Na, wir wollen mal sehen, wie Detlef das weiter macht. Es bleibt interessant.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#15
(24.11.2016, 23:32)Radionar schrieb: Nun ist der D57 wieder elektrisch fertiggestellt. Er funktioniert, aber hat sehr viel Macken und Störungen. Man kennt es ja, hier ein krachen , da ein Wackelkontakt und noch mehr Störungen. Und letztendlich noch ein ganz dicker Brocken im Störungsfaktordiagramm , das mir gehörig mulmig wurde.
......
Der Philips Aachen entwickelt genau so einen Drang zum nichtfunktionieren, wie mein vorheriges Projekt, der Körting. Irgendwie muß ich mich mal ablenken, von dem Philips. Der 7W79D steht ja gleich neben dem Philips.

Fortsetzung folgt, wenn es für das Problem eine Lösung gibt. Ich muß Ersatz suchen.

Hallo Detlef.
Erstmal danke für diesen sehr detaillierten Bericht. Ich besitze kein Gerät der Monoknopf-Serie, aber sollte ich mir jemals eines zulegen, so ist alleine Deine Anleitung zur Demontage und Funktionsweise des Monoknopfsystems dank der ausführlichen Beschreibung und der guten Fotos schon Gold wert.

Was Deine derzeitigen Probleme anbelangt: Ja, leider typisch für Vorkriegsphilips' .

Die krachenden Regler, die man manchmal wirklich überhaupt nicht mehr still bekommt, sind da das kleinste Problem. Ich habe in solchen Fällen radikal getauscht, wenn mir der Geduldsfaden platzte, zumal in manchen Geräten dort schon viele Reparaturversuche früherer Reparateure erkennbar waren, die ja doch nur eindrucksvoll belegten, dass im konkreten Fall der Wurm im Teil ist.

Ich besitze den hier
http://www.radiomuseum.org/r/philips_aac..._d_63.html
Da kann man die von Dir beschriebenen bröseligen Kabel wirklich in Metern und Arbeitsstunden rechnen. Ist auch bei ERRES -Geräten dieser Jahre so.

Nun zum Spulenbecher: Das ist Teufelswerk.
An meinem D63 war in einem Becher (zu lange her, weiß nicht mehr welcher) ebenfalls eine Spule defekt. Ich habe seinerzeit den Becher aufgesägt (was mir nicht gefällt) und einen Spulendraht gelötet sowie einen dort in Wachs vergossenen Kondensator ersetzt. Leider herrscht auch in den Bechern "Umgebungsluft", und damit altert und bröselt das Schutzwachs der Kondensatoren. Damit altern diese natürlich genauso, wie alles andere. Dies nur als weitere "schlechte Nachricht".

Leider bekam ich den Becher natürlich nicht mehr gut wieder zu (Löten ist bei diesem Material ja nicht einfach mal so möglich), so dass ich dort nicht wirklich sorgfältig gearbeitet hatte (ist schon bestimmt gut 20 Jahre her).
Ob von unten aufbördeln bei allen diesen Bechern machbar ist, kann ich leider nicht beurteilen, einen Versuch ist es sicherlich wert.
Der D63 steht unvollendet im Regal, da auch die Motorabstimmungswalze schadhaft ist. Da gehe ich frühestens als Rentner wieder ran.

Also toitoitoi für Dein Projekt ! Man muss bei diesen Philips-Radios wirklich ab und an eine schöpferische Pause einlegen.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#16
Hallo Klaus,

schön mal wieder von Dir zu lesen. Ja, die Bandfilter im Philips, das ist schon was. Da bekommt man Kopfweh! Klar, man kann auch von unten die Naht aufbörteln. Gerade beim Antennenfilter wird das nicht so windig sein. Aber wichtig ist halt, dass vom Filtergehäuse nichts abgeschnitten wird. Die Ringe müssen an ihrer Stelle sein.

Ja, die Bakelitwalzen an den Motorgeräten kenne ich auch. Die Mechanik ist zwar interessant. Aber wehe, wenn der Schneckentrieb nicht richtig funktionieren kann, weil die Führung zerbrochen ist. Noch schlimmer, die einzelnen Bakeliträder wurden seinerzeit geölt, damit sie sich gut drehen. Nun ist natürlich alles verharzt und verklebt. Resultat man hat eine lange Walze, bestehend aus 8 ? oder 10? verklebten Rädern. Die muss man dann von dem Gestänge nehmen. Das verharzte Öl an jedem Rad aufweichen. Die Beilagen reinigen, auch etwas einfetten. Dann, wenn sich alle Räder drehen lassen kommt das Konstrukt wieder an seinen Platz. Das wäre alles gut, wenn dann nicht diese zerbrochenen Schneckenführungen wären.

Ich habe seinerzeit meinen D63 nach der Überholung wieder abgegeben. Das identische Chassis sitzt übrigens im Philips Aachen D58. Der Vorgänger des D63.
Tja, seinerzeit, als ich den D63 überholt hatte gab es noch kein Internet. Dieses Konstrukt hätte ich gerne hier mal gezeigt und erklärt.

Aber - nein, es ist Detlef's Reparaturbericht. Das gehört hier schon mal nicht hin. Aber - Detlef - mit so einem liebäugelst Du doch auch sicher schon?! Smile
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#17
Hallo Radiofreunde

Vielen Dank für das rege Interesse an diesem Bericht

Ja, Andreas, ich habe versucht den Filterbecher in der besagten Methode zu entfernen. Nur mit einfachen abtrennen ist das nicht möglich, Ich vermute, das im oberen Teil des Becher eine Art Platte in genau dem Durchmesser, wie der Becher sitzt. Dort auf der Platte sind drei Trimmer montiert. Also so bekommt man das nicht auseinander, da die Sicken im Weg sind. Man kann also nur längsseitig aufschneiden.

Klaus, dein D63 ist so ein Wunschradio. Mal schauen, ob ich irgendwann zu so einem Radio komme.

Und mein Aachen?
Ja, wenn man sich Zeit läßt, dann wird es auch was mit den Radios.
In der Bucht wurde ich dann fündig, zwar mußte ich noch ein ausgebeintes Tefagchassis und ein Graetzchassis  als Konvolut kaufen, aber ich bekam ein auch schon stark geplündertes Philips Aachen Chassis. Dort waren die Spulen noch montiert, der Drehko und der AÜ. Wie so oft habe ich die Bucht durchstöbert und in Frankreich wurde ich fündig. Zwar war nur minimale Kommunikation möglich, aber es hat nun geklappt. Das Chassis ist mit den Spulen bestückt.  Unter dem Chassis waren noch einige Bauteile und der Wellenschalter. Der Versand dauerte einige Tage, da der Verkäufer aus Frankreich stammt. Ja, ab und zu muß man mal das Land verlassen, zumindest im www, um etwas zu finden. Glück gehabt! Sofort wurde gemessen und die Spule war Einwandfrei!
In Frankreich habe ich schon oft interessante Teile und auch komplette Radios bekommen.

   
Das Schlachtechassis beherbergt die begehrte Spule und auch für den Fall der Fälle, einen guten Wellenschalter. Wie man den auseinander nimmt, kann man hier gut ausprobieren. Das gute Stück kommt in mein Lager.

   
Alles wird ausgebaut! Um die Spule aus dem Chassis zu nehmen, müßen die sehr starken Klemmnasen zurück gebogen werden. Das erschien sehr einfach, jedoch machte ich mir schon Gedanken, wie ich das bei dem D57 Chassis wieder zurück biegen soll.
   

   
Vor dem Austausch mache ich Notizen der Kabelbelegung. Außerdem notiere ich die Spulenwerte.

   
Da ist das begehrte Stück. Ich beginne mit dem Austausch der Antennenkreisspule. Hochbiegen der Laschen war kein Problem, aber zurückbiegen!  Der Einbau ist schnell gemacht, die Blechnasen erweisen sich als sehr hart und sträuben sich enorm, den Filterbecher wieder zu sichern. Mit einer Drahtschlaufe unter dem Filter Gehäuse bekomme ich das ohne grobe Gewalt , in den Griff. Die Schlaufe drückt nun den Becher unter die Blechnasen. Der Austausch ist ein voller Erfolg! Es ist doch beruhigend ! Jedoch zeigen sich nun die nächsten Macken.

   
Beim Anblick der üppigen Verdrahtung an den anderen Bandfiltern bin ich froh, das ich dort nicht auch noch arbeiten muß.

   
Der nächst Störer ist gefunden! Die Gitterkappe und deren Zuleitung der AF7.  Ein Kabelbruch, vermutlich wieder brüchiges Material, sorgt dafür das es hier zu einem Kurzschluß kommt und die Röhre aussetzt.

   
 Der  Mittlerweile wertvolle Teileträger versorgt mich mit einer intakten Gitterleitung samt Kappe.

   
Nachdem nun die Kurzwelle auch wieder funktioniert, bekomme ich es mit den üblichen Problemen zu tun. Jeder kennt das, der Wellenschalter hat Kontaktschwierigkeiten, trotz der ersten Grundreinigung.

   
Mit einem Filzreiniger, mache ich die Kontaktschleife blank. Mit Balistol wird dann diese Kontaktbahn vorsichtig betupft. Hier wird es nie wieder Probleme geben. Jetzt klappt es ohne krachen ,knistern oder aussetzern. Schnelles umschalten ist nun möglich.

   
Ist der Belag hartneckig, verwende ich Zahnstocher, die auch mit Balistol getränkt werden.

   
 Da kommt enorm was runter! Sicheres Mittel, aber sparsam auftragen. Damit dürfen die Bauteile lediglich benetzt werden.

   
Ich bekomme wieder nicht genug von solchen Details. Das sind auch Trimmer, die hier im Oszillatorkreis zu sehen sind. Man verändert deren Kapazität durch abwickeln von Kabel. Hinzufügen darf man allerdings kein Kabel, wie aus der Philipsliste zu lesen ist. Na hoffentlich muß ich da nicht rann, denn der Oszillator setzt in Mittelstellung vom Drehko auf allen Wellen aus.
   
   
Dort ist ein weiterer Störer. Der Drehko hat Plattenschluß in Mittelstellung. Mit einer Fühlerlehre biege ich die Lamellen vom Rotor auf 0,15mm Abstand. Eigentlich war es das jetzt. Der Empfang auf Mittelwelle ist hervoragend! Selbst nachmittags bekomme ich auch in den oberen Bereich viele Sender rein. Die Kurzwelle macht Spaß, weil auch sie wieder geht. Und auf Langwelle sind auch kräftige Sender zu empfangen.

Einen Neuabgleich kann man sich bei solcher Empfangsstärke sparen.

Die Spannungen im Radio werden nun noch gemessen. Auch dort ist alles in den korrekten Werten. Die Abweichungen bewegen sich um 4 -7 Volt, das ist also völlig in Ordnung.

   
Zu guter letzt bekommt der Aachen noch Entstörkondensatoren, natürlich verpackt in Historischen Gehäuse.

   
Nun werden einige Bauteile noch gereinigt. Die Skalenscheibe kommt wieder an ihren Platz. Unter der Skalenscheibe sieht man einen Spiegel. Dieser ist nur gereinigt und reflektiert das Licht der Skalenbirne an die Scheibe. Der Einbau vom Skalenzeiger, sowie der Beleuchtung und dem Magischen Auge wird erst nach vollständiger Montage des Chassis samt Klappskala, vorgenommen.

   
Die Klappskala muß als erstes in das Gehäuse, dazu das Chassis sehr nahe an das Gehäuse stellen. Erst nachdem diese grob gesichert ist, kann das Chassis eingeschoben werden.
Man kann dass alles schlecht fotografieren, da man beide Hände für diese Arbeiten braucht. Naja, es muß halt auch mal ohne Fotos möglich sein.

   
Einige Teile übernehme ich noch von dem Schlachtechassis, meist Kleinteile und Schrauben.

   
Meine Belohnung! Dank an Andreas für diese schöne AM2 die nun diesem Radio noch mehr Glanz verschafft. Das Gehäuse belasse ich im Original und poliere es nur auf. So erstrahlt dieses Radio im Glanz der 30er Jahre mit entsprechender Patina.

   
Es spielt sehr schön, aber der Lautstärkeregler nervt. Ich gehe da noch einmal mit etwas Kontaktpfleger bei.

   
Nun ist es etwas besser, man kann nun regeln, ohne das es kracht. Nur hat man leider in einigen Bereichen Tonausfall. Also muß da irgendwann noch mal Ersatz her. In dem Schlachtechassis war ja leider kein Regler mehr

   
Meine Ausbeute: Kabelsalat und links der Becher, den ich versuchte aufzusägen. Ich versuche noch, den Becher der länge nach aufzutrennen. Gelingt mir das, füge ich bei Gelegenheit ein Foto und den Text dazu nach.

   
Kondensatoren , Widerstände da kam einiges zusammen. Der Trafo ist übrigens in Ordnung, muß allerdings Optisch etwas aufgepäppelt werden, da ich ihn für ein anderes Philips Projekt benötige.

 Keine Bange, über den schreibe ich nicht so einen langen Bericht. Es ist nur so ein Bastelprojekt ohne irgendwelche Erwartungen an Schönheit und Originalität.  
Da gibt es in meiner Sammlung noch viel interessantere Radios, über die ich von Zeit zu Zeit berichten werde.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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