20.01.2014, 17:35
Plattenwechsler Dual 1003W
Heute möchte ich euch den phantastischen Plattenwechsler, 1003W vorstellen.
Hersteller: Dual / Gebrüder Steidinger, St. Georgen im Schwarzwald
Baujahr: 1955 bis 1957
Geräteart: Vollautomatischer Plattenwechsler mit automatischer Plattengrößenabtastung
Geschwindigkeiten: 33, 45, 78 R.p.M.
Tonabnehmereinschub: "TA-Kopf G2"
Tonabnehmer: Kristallsystem CDS3, Nadel: Saphir Dual DN2
Standardzubehör: Stummelachse (Plattenstift) "12A-221" f. Einzelspiel, Steckachse für Wechselbetrieb "12A-U182"
Optionales Zubehör: Abwurfsäule "AS3" für Singles mit großem Mittelloch ohne Mittelstern (Singlestern)
Sonstige Merkmale: Wechsel von bis zu 12 Singles Schallplatten,
Umschaltbare Abtastnadel für Normalschallplatten ("N") (Schellack) und Microrillenplatten ("M") (Vinyl), Schalter für Pausen und Plattenwiederholung, Tonblende für Rauschfilterung,
Umschaltbare Spannungsaufnahme
Hier ist das Plattenspielerchassis vor der Überholung zu sehen:
Als erstes wird der Gummibelag vom Plattenteller abgenommen und in einem warmen Spülmittelbad eingeweicht und später mit einer weichen Bürse geschrubbt. Um den Belag abzunehmen muss erst der Sicherungsring entfernt werden. Dazu wird dieser mit einem breiten Schraubenzieher von der Tellerachse seitlich weggedrückt. Dabei Vorsicht walten lassen, die darunter liegende Metallscheibe die den Belag hält, ist lackiert! Ist die Sicherungsscheibe entfernt kann die Metallscheibe und der Gummibelag abgenommen werden. Bevor man den Plattenteller nach oben abziehen kann, muss noch ein Sprengring mit dem Schraubenzieher abgezogen werden. Dieser Sprengring sichert den Plattenteller auf der Achse.
Auf der Tellerunterseite sieht man die Metallmontierung, die zur Abschaltung am Plattenende gehört. Hier greift ein Metallhebel vom Chassis aus ein und stoppt den Motor und die Tonübertragung.
Hier sieht man die Zwischenräder die der Umschaltung der Laufgeschwindigkeit dienen. Die Zwischenräder werden mechnisch an die Motorachse gedrückt und übertragen die Energie auf ein Reibrad, das den Plattenteller von der Innenseite her antreibt.
Bei diesem Gerät war ein Gummibelag der Zwischenräder hinüber. Das Gummi war hart und rissig geworden und sorgte für einen unruhigen Lauf und Rattergeräusche. Ich hatte noch ein Gutes in meinem Fundus und habe es ausgetauscht. Die Zwischenräder können einfach von Hand nach oben abgezogen werden. Sie werden nur von einem Gummi- und Plastikring gehalten, der aufgepresst ist. Daher beim Abziehen einen Finger draufhalten, sonst springt der Ring weg und ist kaum wieder aufzufinden! Nach Wiedereinsetzen des Rades wird der Ring einfach von Hand wieder auf die Achse gedrückt. Die Zwischenräder und das Reibrad habe ich ebenfalls in Spülwasser eingeweicht und mit der Zahnbürste gereinigt. Anschließend mit klarem Wasser nachgewaschen.
Hier ist auch der Geschwindigkeitsumschalter zu sehen. Der Punkt zwischen den Zahlen gibt die Leerlaufstellung an. Diese sollte man unbedingt bei Nichtbetrieb wählen, damit die Gummirollen nicht an die Motorachse gedrückt werden und so keine Druckstellen bekommen. Insbesondere bei Lagerung wichtig!
Das Chassis habe ich nach der bewährten Methode mit Kunststoffreiniger und anschließend mit klarem Wasser gewaschen und mit der Zahnbürste die eingeweichten Fette und verharzten Öle entfernt. Danach natürlich alle beweglichen Teile mit Schmierfett und Öl geschmiert. Vor der Wäsche muss unbedingt der Tonabnehmer aus dem Abtastarm genommen werden. Das Kristallsystem reagiert sehr empfindlich auf Feuchtigkeit. Diese zerstört das System!
Ebenso wird der Motor vorher entweder ausgebaut oder, wie hier im Bild- mit Folie gut abgedeckt.
Beim Ölen der Achsen für die Reibräder / Zwischenräder unbedingt sehr sorgfältig vorgehen, so dass kein Schmiermittel auf die Gummibeläge oder die Reibflächen (Z. B. auf der Plattentellerinnenseite) gelangt. Zum Einen verursachen die Schmiermittel zu viel Schlupf, so dass die Laufgeschwindigkeit leidet, zum Anderen verträgt der Gummi kein Fett, Fett und Öle greifen das Gummi an! Auch hier gilt das Motto: Viel hilft nicht viel. Sparsam ölen ist besser. Überschüssiges Öl lässt sich leicht mit einem Stück Küchenpapier wieder aufnehmen. Einfach eine Ecke ins Öl halten, das Papier saugt es selbsttätig auf.
Noch ein Bild der Chassisunterseiter nach der Reinigung:
Hier kommt das spannende Tonabnehmersystem mit Tonkopfeinschub. Im Tonkopfeinschub ist außer dem umschaltbaren Kristallsystem mit 2 Nadeln auch die automatische Plattengrößenabtastung nach dem "Luxor Patent" eingebaut. Eine ausgeklügelte Feinmechanik mit einem kleinen Gummirädchen und einem kleinen Metallfühler tasten die Plattengröße ab indem der Plattenarm von der Tellermitte aus nach außen über die Platte fährt und am Plattenende stoppt. Dann klappt die Mechanik mit dem Gummirädchen blitzschnell ein und die Nadel wird auf die Platte abgesenkt.
Beim 1003W wird die Nadel auf "N" oder "M" umgeschaltet und gleichzeitig der Betrieb gestartet, indem einer der beiden Druckschalter gedrückt wird. Auf den Fotos kann man die Mechanik sehen, die den Tonkopf auf die jeweilige Nadel umschaltet.
Tonkopfeinschub von oben gesehen:
Umschaltung der Nadel bei gleichzeitigem Start:
Auf diesem Foto ist der Original Pappaufleger zu sehen, der die Funktionen der 3 Regler an der rechten Seite des Chassis beschreibt:
Hier seht ihr nun den fertig überholten Plattenwechsler im Betrieb:
Und hier noch das Zubehör:
Zum Schluss noch ein Foto einer Variante des 1003W: Der Plattenwechsler 280W. Der Unterschied: Dieses Modell hat keinen Lastarm zum Halten der Platten im Wechselbetrieb. Er kann auch im Wechselbetrieb nicht mit der einfachen Wechselachse,- sondern nur mit der dicken Abwurfsäule für Singles mit großem Mittelloch betrieben werden:
Zum Schluss noch etwas zeitgenössische Werbung und die BDA:
Und noch meine beiden Videos bei Youtube zum 1003W:
Heute möchte ich euch den phantastischen Plattenwechsler, 1003W vorstellen.
Hersteller: Dual / Gebrüder Steidinger, St. Georgen im Schwarzwald
Baujahr: 1955 bis 1957
Geräteart: Vollautomatischer Plattenwechsler mit automatischer Plattengrößenabtastung
Geschwindigkeiten: 33, 45, 78 R.p.M.
Tonabnehmereinschub: "TA-Kopf G2"
Tonabnehmer: Kristallsystem CDS3, Nadel: Saphir Dual DN2
Standardzubehör: Stummelachse (Plattenstift) "12A-221" f. Einzelspiel, Steckachse für Wechselbetrieb "12A-U182"
Optionales Zubehör: Abwurfsäule "AS3" für Singles mit großem Mittelloch ohne Mittelstern (Singlestern)
Sonstige Merkmale: Wechsel von bis zu 12 Singles Schallplatten,
Umschaltbare Abtastnadel für Normalschallplatten ("N") (Schellack) und Microrillenplatten ("M") (Vinyl), Schalter für Pausen und Plattenwiederholung, Tonblende für Rauschfilterung,
Umschaltbare Spannungsaufnahme
Hier ist das Plattenspielerchassis vor der Überholung zu sehen:
Als erstes wird der Gummibelag vom Plattenteller abgenommen und in einem warmen Spülmittelbad eingeweicht und später mit einer weichen Bürse geschrubbt. Um den Belag abzunehmen muss erst der Sicherungsring entfernt werden. Dazu wird dieser mit einem breiten Schraubenzieher von der Tellerachse seitlich weggedrückt. Dabei Vorsicht walten lassen, die darunter liegende Metallscheibe die den Belag hält, ist lackiert! Ist die Sicherungsscheibe entfernt kann die Metallscheibe und der Gummibelag abgenommen werden. Bevor man den Plattenteller nach oben abziehen kann, muss noch ein Sprengring mit dem Schraubenzieher abgezogen werden. Dieser Sprengring sichert den Plattenteller auf der Achse.
Auf der Tellerunterseite sieht man die Metallmontierung, die zur Abschaltung am Plattenende gehört. Hier greift ein Metallhebel vom Chassis aus ein und stoppt den Motor und die Tonübertragung.
Hier sieht man die Zwischenräder die der Umschaltung der Laufgeschwindigkeit dienen. Die Zwischenräder werden mechnisch an die Motorachse gedrückt und übertragen die Energie auf ein Reibrad, das den Plattenteller von der Innenseite her antreibt.
Bei diesem Gerät war ein Gummibelag der Zwischenräder hinüber. Das Gummi war hart und rissig geworden und sorgte für einen unruhigen Lauf und Rattergeräusche. Ich hatte noch ein Gutes in meinem Fundus und habe es ausgetauscht. Die Zwischenräder können einfach von Hand nach oben abgezogen werden. Sie werden nur von einem Gummi- und Plastikring gehalten, der aufgepresst ist. Daher beim Abziehen einen Finger draufhalten, sonst springt der Ring weg und ist kaum wieder aufzufinden! Nach Wiedereinsetzen des Rades wird der Ring einfach von Hand wieder auf die Achse gedrückt. Die Zwischenräder und das Reibrad habe ich ebenfalls in Spülwasser eingeweicht und mit der Zahnbürste gereinigt. Anschließend mit klarem Wasser nachgewaschen.
Hier ist auch der Geschwindigkeitsumschalter zu sehen. Der Punkt zwischen den Zahlen gibt die Leerlaufstellung an. Diese sollte man unbedingt bei Nichtbetrieb wählen, damit die Gummirollen nicht an die Motorachse gedrückt werden und so keine Druckstellen bekommen. Insbesondere bei Lagerung wichtig!
Das Chassis habe ich nach der bewährten Methode mit Kunststoffreiniger und anschließend mit klarem Wasser gewaschen und mit der Zahnbürste die eingeweichten Fette und verharzten Öle entfernt. Danach natürlich alle beweglichen Teile mit Schmierfett und Öl geschmiert. Vor der Wäsche muss unbedingt der Tonabnehmer aus dem Abtastarm genommen werden. Das Kristallsystem reagiert sehr empfindlich auf Feuchtigkeit. Diese zerstört das System!
Ebenso wird der Motor vorher entweder ausgebaut oder, wie hier im Bild- mit Folie gut abgedeckt.
Beim Ölen der Achsen für die Reibräder / Zwischenräder unbedingt sehr sorgfältig vorgehen, so dass kein Schmiermittel auf die Gummibeläge oder die Reibflächen (Z. B. auf der Plattentellerinnenseite) gelangt. Zum Einen verursachen die Schmiermittel zu viel Schlupf, so dass die Laufgeschwindigkeit leidet, zum Anderen verträgt der Gummi kein Fett, Fett und Öle greifen das Gummi an! Auch hier gilt das Motto: Viel hilft nicht viel. Sparsam ölen ist besser. Überschüssiges Öl lässt sich leicht mit einem Stück Küchenpapier wieder aufnehmen. Einfach eine Ecke ins Öl halten, das Papier saugt es selbsttätig auf.
Noch ein Bild der Chassisunterseiter nach der Reinigung:
Hier kommt das spannende Tonabnehmersystem mit Tonkopfeinschub. Im Tonkopfeinschub ist außer dem umschaltbaren Kristallsystem mit 2 Nadeln auch die automatische Plattengrößenabtastung nach dem "Luxor Patent" eingebaut. Eine ausgeklügelte Feinmechanik mit einem kleinen Gummirädchen und einem kleinen Metallfühler tasten die Plattengröße ab indem der Plattenarm von der Tellermitte aus nach außen über die Platte fährt und am Plattenende stoppt. Dann klappt die Mechanik mit dem Gummirädchen blitzschnell ein und die Nadel wird auf die Platte abgesenkt.
Beim 1003W wird die Nadel auf "N" oder "M" umgeschaltet und gleichzeitig der Betrieb gestartet, indem einer der beiden Druckschalter gedrückt wird. Auf den Fotos kann man die Mechanik sehen, die den Tonkopf auf die jeweilige Nadel umschaltet.
Tonkopfeinschub von oben gesehen:
Umschaltung der Nadel bei gleichzeitigem Start:
Auf diesem Foto ist der Original Pappaufleger zu sehen, der die Funktionen der 3 Regler an der rechten Seite des Chassis beschreibt:
Hier seht ihr nun den fertig überholten Plattenwechsler im Betrieb:
Und hier noch das Zubehör:
Zum Schluss noch ein Foto einer Variante des 1003W: Der Plattenwechsler 280W. Der Unterschied: Dieses Modell hat keinen Lastarm zum Halten der Platten im Wechselbetrieb. Er kann auch im Wechselbetrieb nicht mit der einfachen Wechselachse,- sondern nur mit der dicken Abwurfsäule für Singles mit großem Mittelloch betrieben werden:
Zum Schluss noch etwas zeitgenössische Werbung und die BDA:
Und noch meine beiden Videos bei Youtube zum 1003W:
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht
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