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Amerikanischer Weltempfänger - Zenith Royal Trans-Oceanic 1000D
#1
Guten Tag,

Weihnachten steht vor der Tür und beim Vorholen des Weihnachtbaumschmucks fand ich ein altes Radios, das ich hier gern noch vorstellen möchte. Das Radio, ein Zenith Royal  Trans-Oceanic 1000D, ist der erste volltransitorisierte Weltempfänger dieser Firma, welcher im Jahr 1957 das Licht der Welt erblickte.

Das Gerät wurde von einem Flugkapitän (auf einer Super-Connie) der Lufthansa im Jahr 1959 in New York erworben und nach Deutschland gebracht. Der Kaufpreis lag damals bei 275 US-Dollar (nach heutiger Kaufkraft wohl 2000-2200 US-Dollar). Dieser hohe Preis war auch der Grund warum die alten Röhrenweltempfänger von Zenith noch bis 1962 gebaut und gut verkauft wurden, sie waren fast um die Hälfte billiger als der Royal 1000D. Das "D" in der Bezeichnung bedeutet das das Gerät im Gegensatz zum Modell 1000 einen Langwellenbereich hat.

Das sehr schwere und massive Radio war bis 1964 im Reisegepäck des Piloten und bereiste mehrfach die Welt. Im Jahr 1967, immer noch im Besitz des Flugkapitäns, fand das Gerät einen festen Platz auf einer Motorbarkasse, welche 1972 vor Rhodos sank. Glück im Unglück, das Gerät war sicher und wasserdicht an Bord verpackt. 1973 gehoben, fand das Gerät den Weg dann in meine Hände. Nach einer Aufarbeitung in den Folgejahren spielte es einige Zeit neben meinen Grundig Satelliten und wurde wohl irgendwann Anfang der 90iger Jahre eingelagert, bis heute morgen. Ob es noch spielt habe ich noch nicht überprüft, ich werde das aber noch nachholen, im Moment fehlen mir die 9 Mono-Zellen dafür.

Ein paar Bilder habe ich aufgenommen.


   
   
   
   
   
   
   

Der "1000D" ist ein reiner AM-Empfänger. Er hat folgende Frequenzbereiche.

LW - 150 bis 400 kHz
MW - 550 bis 1600 kHz
KW I - 2,0 bis 4,0 MHz
KW II - 4,0 bis 9,0 MHz
KW III - 9,4 bis 10,1 MHz 
KW IV - 11,4 bis 12,3 MHz
KW V - 14,6 bis 15,8 MHz
KW VI - 17,0 bis 18,5 MHz
KW VII - 20,7 bis 22,5 MHz

Die Schaltung des Radios ist schon relativ komplex. Durchweg mit Germaniumtransistoren aufgebaut, besteht der HF-Teil aus immerhin 3 Transistoren für Vorstufe, Mischer und Oszillator. Die Abstimmung erfolgt über einen 3-fach Drehkondensator. Das ZF-Teil ist zweistufig konzipiert, der NF-Teil besteht aus Vorstufe, Treiber und Gegentaktendstufe für max. 0.5 Watt Ausgangsleistung. Alle Transistoren sind dabei gesockelt und nicht verlötet, auf dem Chassis liegt Pluspotential.

Die Stromversorgung erfolgt rein über Batterie. 9 Stück Monozellen sind nötig, 8 dafür für das Radio, die neunte ist allein für die Skalenbeleuchtung gedacht. Im Chassis selbst gibt es keine Platinen, das Gerät ist "handverdrahtet".

   
   
   

Wirklich "monströs" sind die Antennen. Oberhalb auf dem Gehäuse ist eine sehr große und flache Ferritantenne montiert, am Radio als "Wavemagnet" bezeichnet. Zusätzlich befindet sich im Gerät eine herausnehmbare Ferritantenne (Wavemagnet), die mit Saugfüssen ausgestattet, am Fenster befestigt werden kann. Die Teleskopantenne ist im Haltegriff des Radios untergebracht und misst knapp 160cm. Sie reicht damit bis knapp unter die Zimmerdecke wenn das Radio auf dem Tisch steht!

In den nächsten Tagen werde ich mal prüfen ob das Gerät noch spielt.

Gruß Bernhard.
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
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#2
Hier noch ein Blick in die oft nicht mehr vorhandene Bedienungsanleitung.

   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
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#3
Und auch noch ein Blick in die im Frontbereich des Empfängers einsteckbaren Betriebsanweisungen.

   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
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#4
Hallo Bernhard  Smile

Donnerwetter, da hat dieser Weltempfänger ja schon eine bewegte & interessante Vergangenheit hinter sich.
Vielen Dank für den schönen Bericht. Ich drück die Daumen  Thumbs_up daß sich das Radio nochmal aktivieren läßt  Rose

Beste Grüße aus Schwerin, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#5
Danke Bernhard45, für die Vorstellung eines mir bislang unbekanntem Transistorweltempfängers der "ersten Stunde", der zugleich scheinbar für die Ewigkeit gebaut wurde. Zumindest deine Geschichte dazu lässt diesen Verdacht erahnen.
M.f.G.
harry


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Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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#6
Hallo Bernhard,

besten Dank für die hervorragende Vorstellung dieses Weltempfängers.
Schön, daß es den Untergang überstanden und zu Dir gefunden hat.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#7
interessantes Radio mit einer ungewöhnlichen Geschichte. Vielen Dank
für diese schöne Vorstellung.

Besonders hat mich die Stabantenne beeindruckt. Erinnert mich an die
Tragekette meiner Graetz Grazia, die auch als Antenne genutzt wird.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#8
Das Gerät war auch mal in meiner Sammlung. Die D-Ausführung kam wohl im Juli 1958 auf den Markt.

Über die Transoceanics von Zenith gibt es auch ein Buch. Eine Seite der Typenbeschreibung und das Titelblatt füge ich hier an.

Hoffentlich gehen die Transistoren nicht kaputt. Die Originalen gibt es nicht mehr, aber es werden verschiedene Ersatztypen genannt.

 

   


   
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#9
Aha, jetzt ist mir auch klar, wie das Gerät zum Namen
"Weltempfänger" gekommen ist...
Aber ein schönes Gerät, könnte mir auch gefallen,
Gruß,
Rolf
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#10
Hallo zusammen,

die Leute die das Gerät mit auf Reisen nahmen brauchten kein Fitnessprogramm mehr. Das Gerät hat ohne Batterien schon ein beeindruckendes Gewicht. Man bekommt beim Tragen das Gefühl der Griff sei dem ganzen Gewicht nicht gewachsen, dennoch hält er.
Allerdings würde ich mich darauf nicht verlassen, die Alterung macht auch vor diesem Bauteil nicht halt.

Das es sogar eine Buchreihe zu den Zeniths gibt ist sehr interessant. Ich werde mal versuchen an ein Exemplar zu kommen, es scheint vielerorts schon ausverkauft zu sein.
Was werden denn für Ersatztransistoren in dem Buch genannt Werner, ńur für den Fall das das Gerät nicht mehr spielen möchte?

Interessant finde ich auch das es damals soviele "Wetter"-Sender gab, ob einige davon heute noch in den USA und Canada senden?
Die Zeitzeichensender, die im Gegensatz zu DCF77 sogar Sprachinformationen verbreiten, sind immer noch aktiv, das ist mir bekannt. Ich gebe aber zu, ich habe noch nie eine Funk(armband)uhr aus Amerika gesehen, die codierten Signale auch verarbeitet.

Für den oben gezeigten Zenith gab es noch etliches an Zubehör. So zum Beispiel eine Doppelloopantenne die zum Peilen von Stationen vorgesehen war. Auch ein BFO-Nachrüstsatz für den 1000 und 1000D hatte Zenith im Programm . Die späteren Modelle des Transoceanic, wie der 7000, hatten ein BFO bereits werksseitig eingebaut. Eine Militärausführung des 1000er Modells soll es ebenfalls gegeben haben, allerdings kann ich nichts dazu sagen, ich habe nie eines gesehen.

Grüße aus FFM
Bernhard.
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
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#11
Hallo Bernhard,

in dem Buch werden keine Ersatztransistoren genannt, aber es gibt andere Literatur- bzw. WWW-Quellen, die da Vorschläge machen. Auf die Schnelle finde ich das jetzt nicht, aber werde versuchen im laufe des Tages eine Liste hier einzustellen.

Das Buch habe ich seinerzeit in den USA gekauft. Falls es dich interessiert, kann ich es dir gerne zur Ansicht schicken.

Ich hatte sowohl den 1000er als auch den 3000er; habe aber beide wegen Platzmangel verkauft. Z.Zt. habe ich noch die Großväter des Gerätes in Röhrentechnik.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#12
Obwohl ich solche moderne Sachen, wie Transistoren, nicht mag, liebe ich die zu den Radios gehörenden Geschichten. Einfach Klasse!

Woher hast du die Informationen? Ich kann mir vorstellen, dass nach dem Untergang des Schiffes auch die Spur zum Piloten nicht einfach zu funden war.
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#13
Hallo Bernhard,

ich war vor Ort und habe die Hebung der Motoryacht organisiert und durchgeführt. So entwickelte sich eine Freundschaft die bis ins Jahr 1986 andauern sollte. In diesem Jahr verstarb der Urbesitzer des Radios nach kurzer Krankheit in Frankfurt. Die Geschichte des Radios habe ich in einer Baumappe festgehalten, es gibt auch Dias von der Hebung 1973 in Griechenland. Das Boot wurde wieder hergestellt und später verkauft, ob es heute noch fährt oder abgebrochen wurde ist mir unbekannt.
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#14
..... und hier die Vergleichsliste für die Transistoren:


   



Meinen Beitrag 11 muss ich etwas korrigieren: Im Buch befindet sich auch eine kleine Vergleichsliste, die aber mit Vorsicht zu genießen ist ..... sie ist mindestens in einem Punkt bzw. bei einem Exemplar fragwürdig.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#15
Na, DAS nenne ich mal eine Hintergrundgeschichte zu einem beeindruckenden Stück Radiogeschichte!
Toll, danke fürs zeigen und die Story!
Gruß,
Uli
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#16
Ja, Bernhard
Finde ich auch Klasse! Schönes Radio mit History! Die Radios hatten auch meine andere Wertschätzung damals.
Gruß,
Ivan
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#17
Tolles Gerät und toller Bericht, vor allem der Hintergrundbericht des Gerätes. Ich bin ja auch schon lange auf der UKW-Zenithsuche, leider alles zu teuer.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#18
Wow Bernhard, das ist beeindruckend.
Ich bin wie Franz eigentlich kein Liebhaber solcher Kofferradios, aber Deine Vorstellung dieses Radios weckt in mir wahrlich Begehrlichkeiten. Aber erst so eine Geschichte macht es zu etwas besonderem, bitte halte es gut in Ehren und vererbe es irgendwann in ferner Zukunft besonnen weiter.

Danke für die Geschichte und die Bilder, ich finde das besonders spannend und habe gerade das Cockpit der Super-Connie samt Piloten und Zenith im Kopf.
Viele Grüße 
Philipp
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#19
Hallo,

vererben und ferne Zukunft sind so zwei Probleme die ich noch zu lösen habe.
Zumindest konnte ich dank Schiffsregisterdatenbanken etwas über den Verbleib des Bootes (BJ 44) herausfinden. Leider existiert es heute nicht mehr. Es fuhr bis 2005 noch unter verschiedenen Eignern und wurde mehrfach umgebaut. Auf einer Überführungsfahrt 2005 von Aquaba nach Karachi sank der Kahn erneut in schwerer See im Golf von Aden vor der Küste des Yemen. Nicht gehoben. Keine Verluste an Besatzung (wie 1973 auch).


Schöne Festtage
Berhard
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#20
sowas würde ich auch nie von der Vitrinenkante stubsen! Toll und berührend dokumentiert!

erinnert mich an mein südafrikanisches Radio:

Barlow Wadley XCR30
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