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SABA 330 WL
#1
Hallo Freunde,

schon lange schlummert bei mir im Werkstattregal ein SABA 330 Wl. Das Gerät ist ein Dreikreiser. Zum Zustand:  Das Gerät ist komplett. Allerdings hat der Rost doch schon daran genagt. tja, wenn es nur der Rost wäre... Der Dreifachdrehko hatte so die Zinkpest, dass sich der Drehko nicht mehr bewegen ließ.

Ich hatte mir die ganze Zeit also zunächst mal Gedanken um einen Tausch der Drehkopekete gemacht. Von Detlef bekam ich einen Drehko vom SABA 520. 2 Plattenpakete waren einwandfrei, nicht aufgequollen. Eines leider sehr stark. Hieran haperte die Überholung des Drehko's. Wenn man sich mit erfahrenen Radiokollegen unterhält, oder auch in den einschlägigen Foren nachliest - das Problem ist allseits bekannt. Auch mir viel diese Tatsache schon in jungen Jahren auf.

Der Drehko kann nur fachmännisch ersetzt werden. Möglichst sollten so viele Originalteile wie möglich Verwendung finden, damit der Drehko zumindest einigermaßen original aussieht.

Ich möchte jetzt hier zunächst nicht weiter auf den Drehko eingehen. Das Problem ist wohl gelöst. Der Detlef (radionar) hatte schon wieder tolle Einfälle. Einen 3 fach-drehko erhielt ich für den Umbau vom Dietmar (DiRu).

Der umgebaute Drehko wurde mir noch nicht geliefert. Ich werde ihn Euch dann gleich zeigen.

Ich hatte zunächst für das Chassis 2 Optionen. 1. Das Chassis so angerostet lassen und etwas konservieren. Ach, das sieht nicht schön aus. 2. Das Chassis soweit abrüsten und mit Zinkspray silber lackieren. Von unten waren die Anrostungen nicht so stark. Kleine Stellen werden hier ausgebessert.

Zunächst habe ich den sehr rostigen Netztrafo ausgebaut und geprüft. Was mich sehr gefreut hat, er funktioniert noch.

Dann wurden die sämtlichen Aufbauteile entfernt. Die 3 Bandfilter verbleiben im Gerät. Die großen Töpfe kann man abziehen. Wenn man es ganz vorsichtig macht, kann man nach dem Lösen von 3 Befestigungsschrauben die verbleibenden 3 Befestigungringe entfernen.

Entfernt habe ich den Rost mit einem Deltaschleifer. Dies funktionierte, weil der Rost noch keine tieferen Narben verursacht hat.  Dann wurden alle verbliebenen Teile abgeklebt. Ich verwende Malerkrepp. An den Buchsen und den Vertiefungen der Röhrenfassungen wurden die Überstände mit dem Cuttermesser entfernt. Auf diese Weise schließt alles sehr schön mit dem Chassis ab .

Das Chassis wurde, wie schon geschrieben mit mattem Zinkspray, silber lackiert. Bis hier her sieht es gut aus. Na schaun wir mal, wo sich überall die Sprühfahne noch unter dem Chassis verbreitet hat.

nebenbei wurde der Netztrafo entrostet und mit schwarzer Ofenfarbe versehen. Die Haltestreben wurden ebenfalls entrostet und lackiert.

Im Radiomuseum.org findet man eine sehr schöne Kundendienstschrift, die auch dieses Gerät behandelt. Diese habe ich mir ausgedruckt.

Ja, das war Phase 1. SABA-Radios mag ich sehr. Die gefallen mir von der präzisen Verarbeitung und auch von der Optik. Deshalb freue ich mich schon auf weitere Arbeiten an dem Radio.

Hier mal wieder ein paar Bilder:

Das Radio von vorne. Es fehlt der Lautsprecher und der Drehko samt Skala. Vorhanden, aber in Bearbeitung

   

Das Chassis von hinten

   

Der Netztrafo

   

   

Dann das Chassis von unten

   

Der Lautsprecher mit Rostpickeln

   

Hier wurde der Netztrafo geprüft. rostig, aber in Ordnung

   

Eine der großen Luftspulen mit Haltering, der sich entfernen läßt

   

Hier die Luftspule mit entferntem Haltering.

   

Alles wurde sorgfältig abgeklebt.

   

Das mit Zinkspray silber lackierte Chassis. So gefällt es mir recht gut

   

Vor kurzem brachte mir unsere Nichte einen Karton. Es ist der modifizierte Drehko vom Detlef drinnen.

Es bleibt also spannend.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Mensch Andreas, bei Dir wandern ja die Radios schneller über die Werkbank als in einer Reparaturwerkstatt. Soviele Restaurierungen wie Du uns zeigst... Ich mag solche Sabas auch gerne, ohne ein Solches zu besitzen. Allein die Optik stellt so einen klassischen Vertreter seiner Zeit dar; sie gefallen mir einfach optisch sehr gut. Ich wünschte, ich hätte Deine Energie, vom Können ganz zu schweigen...
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
Mensch Andreas,
Was Du für für Radios hast in Deiner Schatzkammer!!!
Gruß,
Ivan
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#4
Hallo Andreas  Smile

Da hast Du ja ein schönes, recht frühes Radio auf Deinem Werktisch, Donnerwetter: für über 80 Jahre sieht Dein SABA
eigentlich noch ganz gut aus. Schade natürlich mit der "Zinkpest" an den DreKo, aber so wie es sich liest, hast Du eine
Alternative in Aussicht (?). Es freut mich, daß der Netztrafo noch funktioniert, mit neuer schwarzer Ofenfarbe sieht
er späterhin auch wieder gut aus.

Mit der Kundendienstschrift meinst Du bestimmt diese hier ?

Gutes Gelingen & viel Spaß beim Knobeln & Basteln Maus

Herzliche Grüße, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#5
Ein interessantes Gerät, Andreas; schön, dass das hier vorgestellt wird. Das Gerät taucht m.E. recht selten auf, zumindest habe ich ihn bisher nur selten auf Börsen gesehen. Stilistisch interessant, da man noch die verspielt wirkende Skalenform der früheren Modelle beibehalten hat, dies aber sehr stark mit der geradlinigen Form der Lautsprecherverblendung kontrastiert. Im sehr deutlichen Gegensatz zu den vorherigen Modellen, man denke nur an einen SABA 311.



Auf die Instandsetzung des Drehkos bin ich schon sehr gespannt.

Was das Lackieren des Trafos anbelangt: Da wundere ich mich gerade über die "Ofenfarbe", da ich bisher immer davon ausging, dass diese Farbe zum endgültigen Aushärten eine gewisse Wärme braucht, die ein Trafo gemeinhin nicht erreicht. Ich habe mich daher nie getraut, diese zu verwenden, und stattdessen immer Hammerite schwarz ("Direkt auf Rost", aber kein Hammerschlag) genommen. Aber wenn's funktioniert, ich denke dann kann man das auch mal probieren.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#6
Hallo Klaus,

zunächst mal möchte ich auf Deine Ausführungen zu dem SABA-Radio antworten.

Diese Geräte, ob es der SBA 230  oder halt der SABA 330 ist, finde ich auch optisch sehr ansprechend. Auch bergen sie im Inneren viel interessantes an Schaltungstechnik. Dass gewisse Teile die 80 Jahre nicht mehr gut überstanden haben - na, was solls. Die Geräte waren ja nun alle nicht für die Ewigkeit gebaut. Wenn die damaligen Konstrukteure gewußt hätten, dass die Radios nach 80 Jahren immer noch bei uns stehen und wir sie in Ehren halten.

Zu Deinen Gedanken mit dem Netztrafo: Ich sage immer noch Ofenfarbe zu der schwarzen Paste. richtig, Ofenfarbe mußte immer eine gewisse Temperatur bekommen, damit sie einbrennt. Bei dieser Paste ist das anders. Man trägt sie auf und poliert nach. Die Trafos sehen nach dieser Behandlung wieder aus wie neu (von den Metallteilen). Ich bin ein Feind von Einstreichen. Das sieht immer so unecht aus.  Versuche das ruhig mal.
Anschließend sind die Finger auch schwarz.

Zum Drehko. Ich habe mir da mal vor vielen Jahren mit einem guten Freund Gedanken gemacht, wie man bei einem SABA 230 WL den Drehko ersetzen kann. Wir sind seinerzeit darauf gekommen, das vordere Schild des originalen Drehkos vom Gehäuse zu trennen. Einen Drehko hinter das Schild zu schrauben. 2 Einzelheiten müssen beachtet werden 1. Die Bedienachse des neuen Drehkos muss zentriert durch das Loch des entfernten Drehkorotors passen. 2. die Bedienachse muss den gleichen Durchmesser haben.

Das Thema Drehko wird hier noch ausführlicher behandelt.


Nachdem nun die Anbauteile wieder nach und nach auf das Chassis kamen, trieb mich um, was macht man mit den Kondensatorbechern? Sie waren doch schon sehr rostig. Aber man konnte die Beschriftung noch gut lesen. Ich startete eien Versuch. Der ist zum Nachahmen geeignet. Mit einem guten Reiniger wurde der Dreck von den Kondensatorbechern entfernt. Die unbeschrifteten Stellen wurden mit Silban behandelt. Mann, wurden die Kondensatorbecher gut.

Anschließend habe ich auf die Schriftseite auf die unbeschriebenen Stellen wenig Silban aufgetragen und habe es mit einem Poliertuch abgetragen. Danach habe ich mit einem sauberen Lappen über die gesamte Fläche gerieben. So wurde der restliche Rost überdeckt und die Schrift blieb trotzdem. Ich bin der Meinung, das ist besser, als einfach einmal mit Silberspray überlackieren.

Wie Ihr nun seht, ist der 4 x 4 µf Sammler sehr hoch. Es hätte nicht geklappt, unter Wärmezufuhr die alten Wickel zu entfernen. Hätte es geklappt, wäre der originale Anstrich und die Beschriftung hin gewesen.

Der kleinere Sammler wurde natürlich entkernt. Es kamen neue Kondensatoren hinein. Ich habe 2 4 µf Kondensatoren zusätzlich in das Gehäuse gegeben. Die Anschlüsse vom 4 x 4 wurden abgeschnitten.  

Im Radio befand sich aber noch der große, runde Elektrolytkondensator. Hier wurde ein neuerer verbaut. Zu hilfe kam mir eine altes Schrottchassis vom 330. Leider war der Elko auch sehr mitgenommen. Aber durch Silban sieht er wieder gut aus und ist original. Aus spaß habe ich ihn überprüft. Er hat kaum Kapazität. Ist also wohl von innen her ausgetrocknet. Ich fand es zu schade den Elko aufzuschneiden. Einen Lötstützpunkt schaffte ich mir durch eine 2 polige Lötleiste. Eine Fahne löte ich an den Anschluß des alten Elkos. An die 2 kommt der darunter gelötete Neuzeitelko.  

Wenn man sich das Chassis von oben ansieht, finde ich, der bisherige Aufwand hat sich gelohnt.

Die restliche Technik unter dem Chassis war nun an der Reihe. Wie immer macht der Stabwiderstand etwas Sorge.
Für die unkundigen: Das eine  lange schraube mit diversen einzelnen keramischen Rohrwiderständen, die mit Widerstandsdraht bewickelt sind. Diese Widerstände sind bei Überlastungen durch defekte Kondensatoren sehr gefährdet. Also, auch wenn man optisch nichts sieht - nachprüfen!

Bei mir waren 2 Widerstände defekt. Einmal der 300 Ohm-Widerstand, der den 1. Becherelko dann über 300 Ohm an Masse legt. Wie nicht anders zu erwarten war der 10 Kiloohm-Widerstand auch defekt.

Zu später Stunde gestern wurde das Chassis das erste Mal nach sicherlich vielen Jahren wieder ans Netz genommen. Zunächst ohne Röhren. Toll, an den Kontakten der RGN1064 lagen die erforderlichen Spannungen an. Nach Einstecken der RGN1064 wurden die Spannungen auch plausibel gemessen. Es gibt in der SABA-Kundendienstschrift einen Spannungsplan. Wer öfter solche alten Radios repariert, weiß, welche Spannungen überprüft werden müssen. Ich war neugierig. also, Tonröhre rein. Da der Feldspulenlautsprecher ja abgelötet war, mußte man die Feldspule mit einem 2 Kiloohm-Widerstand überbrücken. Es wurde ein Außenlautsprecher verwendet. Das Gerät lebte wieder.

Ich hatte nun den Detlef gebeten, mir in das entkernte Drehko-Gehäuse einen von Dietmar (DiRu) mit gebrachten 3 fach Drehko einzubauen.

Der Detlef hat das sehr schön erledigt. Es kommen noch Bilder von dem Konstrukt. Ich werde diesen Bericht hier erst mal schließen. Also schaut mal auf die Bilder:

Hier sieht man den überholten Netztrafo. er wurde nochmals vor Einbau geprüft und funktioniert perfekt.

   

Hier mal das Chassis von hinten. Ja, es wird.

   

Der restaurierte große Sammelblock. Entkernen . keine Chance.

   

Das Chassis von vorne

   

Das Chassis von unten

   

Hier mein Teileträger. Frisch aus dem Kohlenkeller.

   

Der aufbereitete Becherelko aus dem Schrottchassis

   

Die Widerstandsanordnung. Es sind alles Drahtwiderstände. Teils mit Farbe überzogen.

   

Hier die Anordnung des neuen Elkos. Ein Neuteil unter dem Chassis

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#7
Das wird wieder ein aufregender Bericht. Wie immer, wenn es so detailliert in die Radiotechnik geht. Die Saba Modelle sind ja nun alles andere als leicht zu reparieren. Ich tue mich da immer etwas schwer, bei den einfachen Modellen, wie 310 oder 230. Wie immer wird man bei solchen Konstruktionen mit unerwarteten Mängeln konfontiert. Hier bei Andreas seinem Radio der Drehkondensator, der in fast allen Modellen dieses Herstellers aus der Zeit mit Zinkpest zur Funktionsuntüchtigkeit gezwungen wurde. Aber auch die Widerstandsanordnung ist meist zerstört, weil die Radios bis zum letzten Augenblick benutzt wurden.
Nun ist es wiedereinmal eine Doku, wie man an solchen Radios vorgehen muß. Das sieht jetzt schon hervoragend aus und ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Smiley32
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#8
Ja, normale Menschen gehen Nachts schlafen.

Mich trieb nun um, wie man den Drehko nun mal für das Gerät überprüfen kann.

Dazu einige Überlegungen. Man sieht viele Radios aus der Zeit, bei denen man die Drehkos nachgerüstet hat. Teilweise ist es Murks! Aber sehr oft wurde das mechanisch sehr aufwändig gemacht.

Das Problem bei solchem Ersatz ist immer, dass jeder Drehko Toleranzen hat. D. h. die 2 oder auch 3 Drerhkos auf einer Achse starr vereint haben nie dieselben PF-Werte. Auch gibt es bei den unmittelbaren Bauteilen Toleranzen. Her wurde bei frühen Radios (2 Kreiser) ein Plattenpaket beweglich gemacht. Hier konnte man die Kreise in Gleichlauf bringen. Bei der 2. Generation waren die Drehkos starr auf einer Achse montiert. Sie hatten meist oben oder unten pro Plattenpaket einen Trimmer. Diese ermöglichten es, den Gleichlauf herzustellen.

Was von vielen Unerfahrenen nicht beachtet wird, ist also folglich, dass die Drehkos ohne Trimmer verbaut wurden. Ein starker Ortssender ist also über die gesamte Skala hörbar. Der Fachmann sagt, das Radio trennt nicht. Hat also keine Selektivität.

Aber auch beim sachgemäßen Einbau eines Ersatzdrehkos ist vieles zu beachten.

Wir kommen jetzt mal zu meinem Drehko. Um das Konstrukt mal zu erproben, habe ich den Umbau-Drehko noch mal aus dem alten Gehäuse geschraubt. Die Anschlußfahnen des Ersatzdrehkos dürfen natürlich mechanisch nicht an die Masse kommen. Ein totalversagen des Radios ist die Folge. Ich habe die Anschlußfahnen der Festpakete so gekürzt, dass die Anschlußdrähte weit genug vom Altgehäuse entfernt sind.

Um die Funktionsfähigkeit von Drehko und dem Radio zu testen, habe ich mittels Kunststoffplatten kleine Kunststofftrimmer auf den Drehko geschraubt. Sie sitzen jeweils 1 x parallel zum Festplattenpaket. Der Masseverbindung kommt hier ebenfalls große Aufmerksamkeit zu. Es reicht nicht, sich darauf zu verlassen, dass das Drehko-Gehäuse die Masse schon irgendwie herstellt. Ich habe in diesem Falle die 3 Masseschleifer vom Rotor mit einem dicken Kabel verbunden und gemeinsam an Masse geführt. Ebenfalls an einen Pol der Trimmer.

Die Prüfung erfolgte in der Frühe um 4 Uhr.

Der Drehko wurde eingebaut und mit den einzelnen HF-Stufen verbunden.

Das Gerät spielte ohne irgendwelche Maßnahmen. Verstellen der 3 besagten Trimmer nach Herstelleranweisung brachte einen lauten Empfang.

Ich übertreibe nicht. Das Gerät hat einen Empfang wie ein Super!

Aber die Probleme sollten auch beginnen. Man brauchte nur am Chassis ruckeln, schon veränderte sich der Empfang. Auch war starkes Koppeln zu bemerken. Ich hatte den Drehko (mit dem eingebauten Neuteil) nur mit dem alten Gehäuse von vorne befestigt. Als das Gehäuse von hinten verschraubt wurde, war der Empfang stabiler.

Man kann sagen, der Drehko taugt für unsere Zwecke. Der Empfang ist mit Abgleich bemerkenswert trennscharf. Es liegt Sender neben Sender. Abgleich am Besten in der Drehkomitte.

Leider habe ich jetzt noch eine Denkaufgabe, die mich noch beschäftigen wird. Das Gerät empfängt nur mit offenen Bandfiltertöpfen. Nein, kein Kurzschluß. Schon bei Berührung einer der MW-Spulen koppelt es so stark, dass der Empfang kurz ausfällt und dann leise wieder kommt. Stülpt man langsam ein Bandfiltergehäuse über die Luftspule, dann setzt augenblicklich der Empfang aus. Es ist also ob man mit der Rückkopplung so stark koppelt, dass nichts mehr hörbar ist. Vorsorglich habe ich mal den Rückkopplungsdrehko abgelötet -  nichts. Nun habe ich in dem Radio sämtliche Kondensatoren ersetzt, bis auf die HF-Kondensatoren. Das wird die nächste Aufgabe.

Auf den Drehko werde ich die hier vorgestellten Quetscher montieren. Die gibt es bei den Wüsten's https://www.die-wuestens.de/dindex.htm?/katalog.htm Die habe ich auch schon bestellt.

Wenn dann der Drehko richtig komplett ist, zeige ich ihn euch noch mal in ausgebautem Zustand.


Hier seht Ihr den Drehko vom Dietmar. Die Anschlußfahnen mußten gekürzt werden

   

Der "Spezialumbau" mit Kunststofftrimmern, montiert auf Kunststoffplatten. Nicht sehr schön, nur zum versuchen.

   

Tja und nur so klappt der Empfang. Die Spulen in offenem Zustand.

   

   

Also, ein hochinteressantes Projekt. Es geht weiter. ich warte jetzt mal auf die bestellten Quetscher. Dann nehme ich mir weiter Zeit zum Überlegen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#9
Die Abschirmbecher erniedrigen die Induktivität der Spulen. Induktivitäts-Verminderung durch Schirmung Das führt dann zur Verstimmung der Schwingkreise.

Das Problem des Abgleichs von Spulen - gerade auch Zylinderspulen ohne Ferritkern - ist unter Abgleich von Spulen behandelt.

Da zwei der Kreise beim Saba 330W ein Bandfilter zwischen der Vorstufe und dem "Anodengleichrichter" bilden, kommt es auch noch auf die Kopplung des Bandfilters an. Bei zu großer Kopplung wird die Durchlaßkurve zweihöckrig. Da die beiden beteiligten Plattenpakete des Drehkos den primär- bzw. sekundärseitigen Schwingstrom führen, ist die Masseverbindung des Drehkos entscheidend, weil ein etwaiger (ohm'scher oder induktiver) Übergangswiderstand in den Koppelfaktor des Bandfilters eingeht und den ggf. unzulässig erhöht.

Ein stark zweihöckriges Bandfilter in Kombination mit einem verstimmten Einzelkreis führt dann dazu, daß der Empfänger praktisch keine Empfindlichkeit mehr hat.

Aber, wenn das Gerät ohne Schirmbecher schon mal spielt, ist auch klar, daß "nur" noch entsprechend abgeglichen werden muß.

Dietmar
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#10
Hallo Freunde,

am Wochenende war noch mal das SABA-Radio 330 angesagt. Es hielt mich dann noch sehr in Trab. Das Gerät hatte ja, wie beschrieben, noch einen Ausfall. Natürlich überprüft man bei solchen Arbeiten neben den Kondensatoren auch die Widerstände. Die RENS1284 vor der Tonröhre erregte meine Aufmerksamkeit. Bei der Brummprobe auf dem Steuergitter hatte die Röhre kaum Reaktion. Es blieb nur noch der Kathoden-widerstand von 4000 Ohm. Und - tatsächlich - hinterher, nach Ersatz des Verdächtigen,  funktionierte die Stufe um die Röhre einwandfrei. Dieser vertrackte Widerstand hat irgendwie einen Wackelkontakt o. Ä. Es ist ein Drahtwiderstand. Die sind ja immer für Überraschungen gut.

Sämtliche HF-Kondensatoren wurden nun mit Neuware vergossen.

Zur Funktion des Radios. Das Gerät empfängt gut und trennscharf. Es besitzt aber s. o. Luftspulen. Diese sind   n i c h t  abgleichbar. Man hat also als Abgleichpunkt nur die 3 oben auf dem Drehko im Original sitzenden Quetscher, hier für meinen Versuch die 3 Trimmer.

Es ist äußerst wichtig, die Masseleitungen vom alten Gehäuse des Drehkos und dem neuen Drehko gewissenhaft zu verbinden. Auch muss man durch die Neulackierung des Chassis darauf achten, dass das Drehkogehäuse selber eine gute Masserverbindung hat. Ich habe vom Tauschdrehko die Masseanschlüsse der Plattenpakete verlötet und unten ins Chassis gelötet.


Ich habe euch mal Bilder vom Drehkoumbau gemacht, damit Ihr das mal richtig nachverfolgen könnt. Mechanisch hat der Detlef das sehr schön gelöst. Der gesamte Skalentrieb kann nach endgültiger Fertigstellung des Drehkos wieder montiert werden.

Die provisorische Trimmeranordnung verschwindet ja. Statt dessen habe ich sehr schöne Porzellanquetscher vom Jan Wüsten erhalten. Wie ich die montiere, zeige ich euch dann auch in Bildern. Jedenfalls ist das eine tolle Sache.

So, hier noch mal Bilder:

Hier der Kathoden-Drahtwiderstand

   

Das ist der neue Drehko vom Dietmar, paßt gut!

   

So hat Detlef den neuen Drehko von der Stirnseite fest geschraubt. Paßt perfekt!

   

Hier sieht man die zugegeben etwas provisorische Verdrahtung des Drehkos. Funktion gut!

   

So sehen die neuen Quetscher aus. Klasse Ware!

   

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#11
Hallo Radiofreunde
Es macht einen doch zufrieden, wenn so ein Drehko Umbau funktioniert. Zugegeben, hier ging es relativ Einfach. Der Drehko war von Anfang an ideal für die ihm nun zugedachte Aufgabe. Nicht immer hat man Glück, so ein passendes Exemplar zu bekommen. Bei Zweikreisern ist es wesentlich einfacher, etwas passendes in das Original Gehäuse zu implantieren. Diese Drehkos werden ja zu Massen angeboten.
Für den 521WL habe ich mir auch schon etwas überlegt und den Drehko weitestgehend vorbereitet. Nur diesmal habe ich es nicht bequem, wie hier mit passender Welle. Ich muß eine Adapterwelle basteln. Dadurch muß der Drehko also mittig in die Wanne gebaut werden.
Na, wenn es irgendwann soweit ist, zeige ich Euch das.

Auf die Fortsetzung zu dieser Reparatur bin wie immer gespannt.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#12
Hallo Freunde,

ja das komplizierteste stand nun noch an. Der Drehko mußte mit den neuen Quetschern versehen werden. Der AT-Drehko mußte fachgerecht verdrahtet werden usw.

Aber im einzelnen. Ich habe in meinen Vorversuchen bemerkt, dass die Masseverbindung des neuen Drehkos mit dem alten Gehäuse und Masse des Chassis sehr wichtig ist.

Um die neuen Quetscher auf dem alten Drehko-Gehäuse zu befestigen, habe ich die Schraublöche für die bisherige Quetscherverstellung aufgefräst. Dies habe ich mit einem Dremel erledigt. Die in den Bildern gezeigten unteren Schrauben stellen die Masserverbindung der Quetscher dar. Ich habe diese Schrauben zusätzlich mit doppelten Lötösen versehen. Diese nehmen von hinten einen durchgehenden Silberdraht auf. Auf die vorderen Ösen werden die aus dem AT-Drehko kommenden 3 Masseverbindungen für die jeweiligen Rotorpakete gelötet. Diese zuverlässige Masseverbindung wird mit dem Alt-Drehkogehäuse und dem Gehäuse des AT-Drehkos verlötet und unter das Chassis geführt. Die Gehäusefüße des alten Drehkogehäuses wurden von unten sorgfältig blank geschliffen.

Die 3 Statorpakete wurden jeweils mit einem Quetscher verbunden und ebenfalls nach unten ins Chassisinnere geführt.

Aus technischer Hinsicht entsprechen die Anschlüsse so dem alten SABA-Drehko. Als ganz tolle Sache empfand ich, dass die Platte mit den 3 Soffittenaufnahmen wieder in das alte Gehäuse gesteckt werden konnte. Dazu bedurfte es einiger vorsichtiger Hammerschläge.

Nun konnte der Skalentrieb endlich montiert werden. Alles paßt hervorragend. Der Antrieb läuft butterweich. Nun noch die Skala montieren. Ich hatte einige Soffitten, 6 Volt vom Detlef. Die passen hervorragend in die Aufnahmen. Lampenlack ist auch noch da. Ich bin begeistert!

Wie nicht anders zu erwarten war, ließen sich die 3  Quetscher gut abgleichen. Man wundert sich doch, dass auch dem fast 84 Jahre alten Gerät noch für Klänge kommen.

Näheres zum Empfang schildere ich euch dann. Alf alle fälle hat sich das Projekt bis hierher durchaus gelohnt. Aber wir sind noch nicht über dem Berg!

Hier mal Bilder:

Hier sieht man die Anbringung der neuen Quetscher. Achtung, nicht zu fest anziehen, die brechen leicht. Siehe links!

   

Die Masserverbindung von unten

   

Der AT-Drehko in seinem Zusatzgehäuse

   

Die 3. leere Kammer und die versetzte Halteplatte von unten und von oben

   

   

Die Stirnseite des Drehkos mit Antriebsteilen

   

So sieht der Drehko jetzt von oben aus. Die Abdeckplatte konnte wieder verwendet werden.

   

Das Chassis von hinten. Nochmal die Halteplatte für die Soffitten und die Abdeckung

   

Das Chassis von oben

   

Hier der Dreko mit seiner Skala

   

Und hier beim Empfang der Mittelwelle

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#13
(04.03.2017, 04:11)Andreas_P schrieb: ...der neuen Quetscher. Achtung, nicht zu fest anziehen, die brechen leicht. Siehe links!

Wo rohe Kräfte sinnlos walten...
Aber das wird wieder ein tolles Radio, bin schon auf die Fortsetzung gespannt!
Gruß,
Uli
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#14
Weiterhin ein super Bericht Smile
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#15
Hallo Andreas,

zunächst vielen Dank für Deine ausführlichen Berichte!

Mich würde noch interessieren, was das für ein Zeug ist, das Du zur Behandlung der Trafokerne benutzt.

Ich habe da auch ein paar Restaurationskandidaten stehen, welchen eine Trafoauffrischung gut bekommen würde.


Grüße

Martin
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#16
Hallo Freunde,

Martin, die schwarze Paste kommt von Silban. Das Wort gibst Du bei eBay ein. Die führen auch die schwarze Paste. für Trafokerne einfach optimal.

Am Wochenende ging es mit dem SABA nun weiter. Nachdem das Chassis schön arbeitet fehlt ja noch der Lautsprecher. Man hätte jetzt den originalen einsetzen können. Der hat Rostsprenkel. Oder man hätte ihn etwas ansprühen müssen. Aber das war mir zu langweilig. Vom SABA330 aus dem Kohlenkeller hatte ich noch den originalen Lautsprecher. Arg rostig. Die Membrane schleift in der Mitte. Der ist interessanter.

Nun wurden die SABA-Lautsprecher der damaligen Zeit doch schon recht aufwändig produziert. Die Membrane des Lautsprechers wird nicht geklebt. Sie wird mit einem ovalen Metallring in den Lautsprecherkorb genietet. Die Nieten müssen, um an die Membrane zu gelangen durchweg ausgebohrt werden.

Vor der Überholung wurden also sämtliche Verdrahtungen auf dem Lautsprecherchassis gelöst. Der Metallring wurde von der Membrane genommen und sie vorsichtig entfernt. Nun konnte nach Lösen sämtlicher Schrauben der Elektromagnet mit Gehäuse entfernt werden.

Die Lautsprecherteile hatten so viel Rost angesetzt, dass ich sie ins elektrolytische Rostbad gelegt habe. Schaut mal, was da an Rost ab ging. Trotzdem mußte ich mit Stahlwolle noch etwas nachhelfen.

Die Metallteile wurden, wie das Chassis mit Zinkspray Silber eingesprüht. Achtung, der innenliegende Dorn, der den Elektromagneten aufnimmt sollte keine Farbe erhalten. Sonst würde ja wieder die Membrane schleifen. Also, den Dorn abkleben.

Schaut euch mal die Membrane von hinten an. die hat schon einen Zentrierring incl. Zentriermembrane. Toll gemacht!

Jetzt gab es eine Überlegung. Ich wollte Popnieten verwenden. Dann hätte man aber zu einer Seite immer so eine Erhebung. Nach hinten sieht das dumm aus. Vorne stört es den Filzring. Ich habe vom Detlef (Radionar) mal solche Nietschrauben bekommen. Die sehen aus, wie genietet, werden aber von innen mit einer Mutter gehalten. Also wurde der ovale Ring mit diesen Schrauben befestigt und die messingschrauben unmittelbar nach der Mutter abgebrochen. Schleifen erzeugt Metallspäne. Auch die können wieder in das innere der Erregerspule gelangen. Schrapeln würde erzeugt.

Das Filzband ist sehr anschmiegsam. Ich habe es auf die jeweilige Mutter gedrückt und etwas vom Band ausgeschnitten, ohne es zu unterbrechen. Der Lautsprecher ist nun wieder komplett. Die Justage eines Lautsprechers wurde hier ja schon öfter behandelt.

Eine Einzelheit läßt mich allerdings rätseln. Wofür ist wohl das Metalldreieck das am Endpol des Elektromagneten sitzt?

Nun kam der große Moment. Läuft unser Lautsprecher. Es wurden alle Verbindungen (bis auf die Masse!) hergestellt. Das Lautsprecher gibt wieder, wie am ersten Tag. Toll!

Das Chassis bekam nun endlich seine Bodenplatte.

Alles sollte jetzt mal in das schön hergestellte Gehäuse. Es ist in einem tadellosen zustand. Kaum Schrammen, glänzend. Ich habe es nur mit Paraffin abgerieben, das mir der Georg aus Frankfurt mal geschenkt hatte.

Hier nun mal weitere Bilder:

Das ist der im Gerät befindliche Lautsprecher. Er kommt in die Reserve

   

Dieses ist der identische Lautsprecher nur im schlechten Zustand. Die Membrane schleift schon auf dem Dorn. Die Herausforderung ist größer.

   

Die Ansicht des Lautsprechers von vorn. Wofür wohl das angeschraubte Dreieck ist?

   

Diese Nieten halten den Ovalring, der seinerseits die Membrane im Korb hält.

   

Nach der Demontage. Die rostigen Lautsprecherteile im elektrolytischen Rostbad.


   

So wird die Membrane auf dem Dorn des Elektromagneten fixiert. Diese Anordnung ist schon sehr fortschrittlich.

   

Nach erfolgter Montage der mit Zinkspray Silber behandelten Teile.
Zur Befestigung des ovalen Metallringes wurden Nietenschrauben vom Detlef verwendet.

   

Hier wurden die Messingschrauben bis zu den Muttern gekürzt.

   

Um das Filzband nicht unterbrechen zu müssen, wurden von unten Aussparungen an den Stellen, die die Muttern abdecken vorgenommen.

   

Hier sieht man den verklebten Filzring. Alles durchgängig ohne Huckel über den Muttern.

   

Das ist der komplette Lautsprecher.

   

Vom Lautsprecherschild fehlt die blaue Farbe. Trotzdem ist die Beschriftung erhalten. Leider mit ein paar Rostpickeln.

   

Das Radiochassis komplett verdrahtet.

   

Der Test verlief erfolgreich. Der Lautsprecher gibt sehr gut und kräftig wieder.

   

Nun kommt die Abdeckplatte unter das Chassis. Diese besitzt auch die Befestigungslöcher für das Chassis

   

So sieht das Gerät nun komplett aus. Das Gehäuse wurde mit Paraffin behandelt, das mir unser Georg aus Frankfurt geschenkt hatte.

   

Hier der Gesamteindruck von hinten. Das Chassis muss wieder ausgebaut werden. Um den Trafo sitzt noch eine Art Gehäuse. Das habe ich noch in meinen Reserven.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#17
Hallo, Andreas,
Wunderschön geworden, wie bei Dir gewohnt.
Aber Du liebst Plastik Radios nicht so sehr. Sleepy Soll ich nach jemand suchen, der die mag? Big Grin
Gruß,
Ivan
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#18
Einfach top - Hut ab  Smiley14
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#19
...hast Du mal wieder toll (wie immer) hinbekommen.
Gruß,
Rolf
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#20
Hallo Freunde,

ja, die Arbeiten am SABA 330 WL sind beendet. Hier noch abschließend ein paar Bilder. Es konnte wieder ein schönes Gerät gerettet werden.

Hier die Frontansicht des Radios in Betrieb.

   

Das Gerät von hinten. Das Fehlende Trafoblech konnte ich von meinem Ersatzteilträger gewinnen.

   

Leider besitzt das Gerät nur eine Rückwand vom SABA 230 WL. Das ist nicht weiter schlimm. Die Chassis der beiden Geräte sind gleich. Nur die 230 WL-Rückwand ist etwas schmaler. Tja und leider fehlt wie immer der Gerätestecker.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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