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Magisches Auge von GRUNDIG
#21
(24.02.2017, 19:11)Dietmar schrieb: Da kommt mir die Frage auf: Was kostete ein Magisches Auge, was kostete ein Blechschildauge??? Vielleicht weiß der liebe Hans hierzu was??

Ich bin zwar nicht der liebe Hans, kann aber folgende Information beisteuern:
Eine EM34 ist im Radiokatalog 1951/52 mit DM 9,- für den Endverbraucher aufgeführt. Firmen als Großabnehmer erhielten andere Preise. Dazu kommt:

Röhrenfassung
Befestigungsmaterial für Fassung + Röhre in der Schallwand
Verkabelung (Material + Arbeitsaufwand)
zusätzliche Bauteile (Widerstände)
ein u.U. höher belastbarer Trafo (Heizstrom)

Die Kosten für das Kunststoffschild dürften gering gewesen sein, es besitzt zur Befestigung zwei Zapfen, die hinter der Rückwand mit dem Lötkolben verschmolzen wurden. Letzlich wurde bei diesen Geräten die Typbezeichnung ohnehin auf der Schallwand geführt, beim gezeigten 1010 hatte man das "GRUNDIG"-Schild um diese erweitert. Das GRUNDIG-Schild auf den Fotos ist übrigens aus Blech.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#22
(24.02.2017, 19:34)Peter-MV schrieb: Hmm, vielleicht wäre es möglich gewesen (ggf. als Option "B"), daß man bei Bedarf
eine echte Abstimm~Röhre nachrüstet (bzw. nachrüsten lassen kann)????

Aber egal, ob mit Blech~Verzierung oder einer EM34 => das Grundig 1012 hat bestimmt
unabhängig davon einen guten Klang, schätze ich. Und es sieht gut aus!  Rose

Beste Grüße, von Peter

Hallo Peter.

Eine Nachrüstung war sicherlich nicht vorgesehen, sie wäre aufwendig, da ein Loch in die Schallwand geschnitten werden müsste.
Was den Klang anbetrifft: ja, das kann ich unbedingt bestätigen. Der hier gezeigte 1012 hat zudem einen eingebauten Klangregler, der in Verbindung mit dem doch recht großen Holzgehäuse und dem guten Lautsprecher keine Wünsche offen lässt, auch nach heutigen Maßstäben; natürlich bezogen auf diese Preisklasse. Ich betreibe das Gerät gerne, der Empfang mit nur 8 Kreise ist gut, vor allem ist es kein Flankendemodulator.


Der 1010 im Bakelitgehäuse hat übrigens keinen Klangregler, nur einen Zugschalter hell - dunkel, der mit dem Lautstärkeknopf gekoppelt ist, ansonsten sind die Chassis' identisch.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#23
Dazu habe ich noch eine passende Story.

Vor vielen Jahren, in meiner früheren Arbeitsstätte, brachte ein Magaziner von nebenan ein 50er Jahre Röhrenradio zu uns und fragte nach einer Reparatur. Die Marke weiß ich nicht mehr, es könnte ein Grundig gewesen sein. Es war ein typisches Gebissradio, natürlich mit UKW, aber noch mit Magischem Auge EM34 als Abstimmanzeige. Da ich damals schon Nostalgiker war, erklärte ich mich bereit, um mal danach zu sehen. Der Fehler war schnell behoben und das Radio spielte wieder einwandfrei. Dabei fiel mir auf, dass das Magische Auge zwar noch schön grün leuchtete, aber niemals irgendwas anzeigte, es blieb ständig auf 0 – Position, es funktionierte also bestenfalls noch als Betriebsanzeige.

Da dachte ich mir, eigentlich brauchen die gar kein Magisches Auge. Bei einem Blick in die Kramschublade fand ich einen Leuchtmelder mit grünem, nicht transparenten gewölbtem Glas mit genau dem richtigen Durchmesser. Daher wurde die EM34 aus- und das Leuchtmelderglas eingebaut, dahinter kam ein Lämpchen, und schon war die Ersatz- Betriebsanzeige fertig. Der Magaziner war hoch erfreut, dass ihr Büro- Radio wieder spielt und ich hatte als Macherlohn eine noch sehr gute EM34. Sehr gut deshalb, weil der eigentliche Anzeigebereich fast noch neuwertig war, nur der 0 – Positions- Bereich war schon etwas verbraucht. Diese EM34 ist noch heute in einem meiner Radios, erkennbar an dem etwas schwächeren 0– Empfang- Bereich.

M. f. G. Jacob
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#24
Schöne Vorstellung dieses Magischen Auges, Klaus! Von der Funktion ähnelt es der Tankanzeige meines Bullis, die auch nur vage etwas mit dem Füllstand zu tun hat. Smile

Die Experimentierfreudigkeit mit Designelementen hatte natürlich auch damals das Ziel, die Verkaufszahlen zu erhöhen. Dieses "Magische Auge" täuschte ja eine nicht vorhandene Funktion vor, die das Radio zumindest von weitem höherwertig aussehen ließ.

Machte man so etwas häufiger bei Röhrenradios zu Beginn der 50er Jahre?

Gruß, Frank
Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also spart nicht alles für später auf. Eßt leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Bastelt mit Radios. Für nichts anderes ist Zeit.
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#25
Zu Anfang der '50er Jahre war das Auto, also meist ein Käfer noch nicht das allgemeine Statussymbol, weil es sich noch nicht jeder leisten konnte.
Aber man konnte mit einem UKW Radio angeben. Brauchte man ja nicht unbedingt im Betrieb vorzuführen. Aber so ein Magisches Auge, was ja viele Vorkriegsgeräte auch hatten, wäre da schon gut dafür. Aber Geräte mit echtem Magischen Auge waren teurerer.
Und 236,00 DM, was der Grundig 1012 damals kostete, war ja schon bald 10% vom Preis des Käfers.
Wer hatte damals ein so großes monatliches Einkommen, daß er sich ein so treueres Radio leisten konnte?
Man sollte die Attrappe vielleicht auch unter einem solchen Blickwinkel betrachten. Und "schöner" als mit einer leeren Schallwand sieht das Radio vielleicht doch aus?
MfG DR
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#26
Hallo

ja, der Dietmar hat Recht. Ich wurde damals, Ende 50 noch in die mageren Jahre hinein geboren. Damals war solch ein Radio noch der Mittelpunkt des Wohnzimmers. Die Preise dafür unerschwinglich. Heute kann man sich das kaum noch vorstellen.

Ich finde das etwas abwegig dieses Gerät hier schon wieder ins Lächerliche zu ziehen und sich "auf den Boden werfen vor Lachen". Das Gerät wurde hier vorgestellt. Man kann darüber ja auch sachlich diskutieren. Es ist halt ein Zeitzeuge dieser Zeit. Halten wir es in Ehren.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#27
Hell auf! Helau!

Andreas jetzt mal ganz ehrlich wir gehen doch zum Lachen nicht in den Keller. Es ging hier um die Geschichte die Klaus über dieses Radio geschrieben hatte. Er hatte dies so gut geschrieben das doch einige reingefallen sind und dachten es handelt sich um ein Auge das irgendwie doch leuchtet.

Mir wäre es damals pip egal gewesen ob da jetzt ein Auge dran wäre oder nicht. Ich sammel Radios mit Augen und auch welche die blind ihr Radioprogramm darbieten.

Das arme Radio hat hier niemand beleidigt Wink

Schönes Wochenende Smile
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#28
(25.02.2017, 11:52)DiRu schrieb: ...
Aber man konnte mit einem UKW Radio angeben. Brauchte man ja nicht unbedingt im Betrieb vorzuführen. Aber so ein Magisches Auge, was ja viele Vorkriegsgeräte auch hatten, wäre da schon gut dafür. Aber Geräte mit echtem Magischen Auge waren teurerer.
Und 236,00 DM, was der Grundig 1012 damals kostete, war ja schon bald 10% vom Preis des Käfers.
Wer hatte damals ein so großes monatliches Einkommen, daß er sich ein so treueres Radio leisten konnte?
Man sollte die Attrappe vielleicht auch unter einem solchen Blickwinkel betrachten. Und "schöner" als mit einer leeren Schallwand sieht das Radio vielleicht doch aus?
MfG DR

Dieses Gerät legt tatsächlich schon "Wert" auf guten UKW-Empfang, etwas das 1952 in dieser Preisklasse nicht überall gegeben war.
Eine Besonderheit des Gerätes ist ja, dass es nur die Bereiche M und U hat, auch das war 1952 eher unüblich, da entweder L oder K in jedem Falle zu einem Gerät gehörten.
Etwas kurios (aber nicht optisch störend) muten die 3 Tasten an, die man sehr breit ausgeführt hat: diese Beschränkung auf nur 3 Tasten ermöglichte ein sehr einfach gehaltenes Drucktastenaggegat, bedingte aber, dass auf die Stellung TA mittels eines Schiebeschalters an der Rückseite des Geräts umgeschaltet werden musste.

UKW also ist bei diesem Radio auch heute noch durchaus alltagstauglich, die GRUNDIG-Lautsprecher dieser Jahre mit dem Kunststoffkorb betrachte ich persönlich ohnehin als sehr gute Lautsprecher. Insofern hat der Kunde seinerzeit kein schlechtes Gerät erworben.
Die Attrappe des Magischen Auges ist daher ein Kuriosum, das dem Gerät "Optik" verleihen sollte.

Man muss ja eines bedenken:
Der Bakelit-'1010' kostete 198,- DM, der hier behandelte Holz-'1012' kostete 236,- DM.
Der etwas größere '2010' kostete 248,- DM, hatte dafür aber 4 Wellenbereiche, eine echte EM 34, aber halt wieder Bakelitgehäuse.  Alle 3 Typen haben im Grunde genommen das gleiche "Radio" drin, d.h. betr. Röhren und Anzahl der Kreise.



Um ehrlich zu sein: genau wegen dieses Designelements hatte ich seinerzeit diesen Gerätetyp gesucht. Aufgefallen war er mir zuvor bereits in einem zeitgenössischen Radiokatalog.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#29
Ich kann aus Erzählungen aus dieser Zeit gut nachvollziehen, daß man als Otto Normalverdiener zur Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders auch mal am Luxus teilhaben oder ihn wenigstens zeigen wollte.
War dieser Wunsch weit verbreitet? Mit anderen Worten, akzeptierten viele Käufer Radios (oder andere Geräte), die nach mehr aussahen, als sie konnten?

Weil ich ein solches Radio bisher noch nicht gesehen habe: Gab es solche Verzierungen oder Blenden auch bei anderen Radiomodellen bzw. Herstellern?

Es ist schon interessant, sich die verschiedene "Auswüchse" bei Mutation und Selektion Smile von Radiomodellen anzusehen. Welche Design- oder technische Änderungen setzen sich durch, welche waren Eintagsfliegen? Darauf kann man oft Rückschlüsse auf den Zeitgeist, die Einkommensverteilung, die Moden und nicht zuletzt die Politik ziehen. Spannend!

Gruß, Frank
Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also spart nicht alles für später auf. Eßt leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Bastelt mit Radios. Für nichts anderes ist Zeit.
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#30
Wieviele Radios haben riesige Seitengitter hinter denen sich lediglich ein winziger Hochtöner verbirgt. Die MA Attrappe finde ich originell, und den Text der Vorstellung köstlich :-). Mal ehrlich .. vieles findet sowieso im Kopf statt. Mich würde mal interessieren ob Klaus beim Sendereinstellen nicht unbewußt auf das Messingemblem schaut!
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#31
(25.02.2017, 12:11)Andreas_P schrieb: Ich finde das etwas abwegig dieses Gerät hier schon wieder ins Lächerliche zu ziehen und sich "auf den Boden werfen vor Lachen". Das Gerät wurde hier vorgestellt. Man kann darüber ja auch sachlich  diskutieren. Es ist halt ein Zeitzeuge dieser Zeit. Halten wir es in Ehren.

Ich glaub Andreas, das hast Du in den falschen Hals bekommen. Es ging doch nicht um Herabwürdigung des Gerätes, sondern um einen humoresken Beitrag. Deshalb steht das Ganze auch im Off Topic und nicht bei den Gerätevorstellungen. Hier sind eher die Schreibkunst und der Ideenreichtum von Klaus zu würdigen, der das Ganze so geschickt verpackt hat!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#32
Ja, Jupp, ich habe hier den Grundig Majestic in USA Ausführung stehen, mit großen Seitenlautsprechergitter, drinn sind aber nur zwei Pertinaxplatten die den Schall 3D ableiten vom Hauptlautsprecher.

Ich denke auch hier wird dieses Gerät nicht herabgewürdigt, eher Klaus sein Schreibkünste gewürdigt. Denn wer gedacht hat das dieses Blechschild Leuchtet, auch nur einen Moment gedacht hat, so hat sich doch die Schreibkunst gelohnt!

@Anton, löscht du deinen doppelten Beitrag selber??
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#33
Grundig hatte auch ein kleineres Bakelitgerät in "3D-Version" im Programm, wo nur zwei Pappen den Schall an die Seitengitter leiten sollten.

Manch andere Firmen "täuschten" z.B. mit Pseudostereo...

Mehr Schein als Sein gab es damals schon.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#34
Hallo Bastlerkollegen,

das reizt mich, hier etwas anzufügen, was mir an einem meiner Philips Radios aufgefallen ist:
Links oben das magische Auge, rechts oben - der Knopf fehlt (leider), aber wozu ist das da? Zuerst vermutete ich eine KW Lupe , aber der Blick auf die Rückseite zeigt, dass es die sehr aufwändige Positionsverstellung der Ferritantenne ist. Leider habe ich kein eigenes Bild vom originalen Knopf. Wer nach dem Radiotyp BX633 A sucht findet aber auch Bilder. Hier handelt es sich mehr oder weniger um das Gegenstück zum Grundig, also "Mehr Sein als Schein". Mal sehen ob ich den Knopf Anfang April in Driebergen beim Radiomarkt finden kann.

Gruß Matthias


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#35
(25.02.2017, 14:11)saarfranzose schrieb: ... Mich würde mal interessieren ob Klaus beim Sendereinstellen nicht unbewußt auf das Messingemblem schaut!

Ich hab's sofort im Selbstversuch überprüft und eine mehrtägige Versuchsreihe angelegt....Ergebnis: nein  (denn es bleibt ein Kunststoffemblem)   Smiley34



Es wurde seinerzeit, gerade bei preiswerten Geräten, ja auch an anderer Stelle "getäuscht" (gemogelt): Schaut Euch mal den hier an:
http://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt_v...605_1.html

Da waren ab Werk gar keine Seitenlautsprecher drin und noch nicht mal andeutungsweise eine Schallführungsblende (wie etwa bei GRUNDIG's Typ 955).

Ich denke, bei solchen Gimmicks galt einfach: mehr scheinen, als sein, also klassische Blenderattribute.



Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#36
Das hatte schon seinen Sinn. Wichtig war schon immer, was die Nachbarn dachten. Und der Nachbar auf Besuch erkannte bei Eintritt ins Wohnzimmer, aha, die haben ein neues Radio, ein ganz schickes mit so einem grünen Auge. Das Radio durfte in dem Moment natürlich nicht spielen, aber ein Radio war ja damals mehr aus- als eingeschaltet. Solange war die Täuschung perfekt.

Gruß
Stefan
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#37
Hallo Stefan und Leser.
Wenn  der Besuch mit dem angedeutetem Turbolader -Sechszylinder GOGGO Coupe vorfuhr, war ihm ja der Begriff „mehr sein als scheinen“ in umgekehrter Richtung geläufig.

[attachment=36106]


Mike
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#38
Richtig, das Goggo mit der Kühlerattrappe vorne für den Motor hinten!
War halt so, damals. (nur damals?)

MfG DR
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