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SABA Villingen W
#1
Hallo Freunde,

heute möchte ich Euch mal ein Radio vorstellen, das mir der Dietmar (DiRu) bei seinem Besuch, hier bei uns, mit brachte. Ich hatte jetzt überlegt, ob ich Euch das Gerät vorstelle. Aber, nein, an dem Gerät soll ja einiges gearbeitet werden. Das Gehäuse hat einen Furnierschaden oben an der Wölbung.

Da hat sich wohl irgendwann mal der Holzleim gelöst und die lockeren Schuppen wurden abgebrochen. Schade - aber reparabel. Man Einer würde die Stelle farblich angepaßt ausspachteln. Lack drüber und gut. Aber solch einen Pfusch wollen wir hier nicht behandeln. Wie aber läßt man solch einen Schaden verschwinden?

Man muss zunächst schauen, ob es noch weitere lockere Stellen im Bruchbereich gibt. Hier bei unserem Fall habe ich noch kleinere lockere Schuppen entdeckt, die entfernt werden.

Wir haben nun 2 Möglichkeiten. Die 1. wäre: Das Furnier oberhalb anschleifen. Dann einen feuchten Lappen darauf legen und mit dem Bügeleisen den Leim anweichen und das Furnier versuchen abzuziehen. Da Anfang der 50er Jahre der Holzleim sehr widerstandsfähig wurde, ist dieses Verfahren nicht angeraten.

Ich habe mich bereits jetzt für Variante 2 entschieden: Nach dem Abbrechen der losen Furnierteile wird die Schadstelle mit Spachtel ausgefüllt. Dann so verschliffen, dass alles plan ist. Nun wird der Lack auf der Oberseite abgeschliffen. Es werden 2! Furnierteile so angefertigt, dass sie die Oberseite bis zu den 2 intakten Flanken ausfüllen. Mit Knochenleim wird dann alles verleimt. Hört sich schlimm an, ist es aber nicht. Man muss lediglich das von der Maserung passende Furnier verwenden. Das habe ich. Wichtig: Der Holzton muss dem übrigen Furnierton entsprechen, also gebeizt werden. Dann kann die Lackierung erfolgen.

Soweit zu meinen Arbeiten an dem Gerät.

Ich will Euch heute aber noch einmal auf eine Besonderheit der Geräte aus den frühen 50 er Jahren aufmerksam machen.

Es geht um den neuen Wellenbereich UKW. Es gab Anfang der 50 er Jahre schon Radiogeräte mit einem einfachen UKW-Teil. Und es gab Geräte die waren UKW vorbereitet. In meinen Anfangsjahren der Radiobastelei wurden diese Geräte oft ausgesondert. Meist wurden dann schon bessere UKW-Radios angeschafft.

Mich hatte es oft irritiert, dass das Radio doch UKW hat, aber sich auf dem eingestellten Bereich nichts tut. Es handelte sich dann - falls nicht ein Defekt vorlag -  um eben ein UKW-vorbereitetes Radio.

Diese Geräte besaßen, wie hier auch das SABA-Radio, eine Skalen- Einteilung für UKW. Allerdings nicht nach Mhz. Die Dipolbuchse war schon vorhanden. Allerdings nicht belegt. Auch auf der Rückwand stand schon UKW-Dipol. Hier in unserem Fall sieht man auf dem AM-Drehko eine Lötleiste. Hier wurden alle Spannungen für ein UKW-Teil zur Verfügung gestellt. Auch befindet sich hier eine abgeschirmte Leitung für die NF-Zuführung zum Radio. Auch der Wellenschalter Knopf hat schon UkW aufgedruckt.

Was gab es für UKW-Zusatzteile? In der Anfangszeit waren dies UKW-Pendler mit 1 max. 2 Röhren. Diese Geräte hatten einen gravierenden Nachteil - die sog. Störstrahlung. Im Nahbereich des Radios wurden erhebliche Störungen verursacht. Auch war die Wiedergabe im UKW-Bereich nicht befriedigend.

Es kam das Fernsehen auf und die Radios erzeugten im damaligen ausschließlich VHF-Empfang Störungen in Form von Gittermustern. So kam es dann auch noch zum Ärger mit den Nachbarn. Es hieß, das Radio ist nicht störstrahlungssicher.

Ich hatte mich immer an dem leistungsfähigen AM-Empfang dieser Geräte erfreut. Leider werden diese Radios heute etwas stiefmütterlich behandelt.

Ich denke mal, der Dietmar (DiRu) oder unser Hans (Mike Jordan) werden hier vielleicht noch etwas weiterführendes schreiben.

Ich für meinen Teil werde jetzt erst mal zusehen, dass das Gehäuse wieder schön wird und der Dietmar sich daran wieder erfreuen kann.

Hier mal Bilder für Euch.

Der Furnierschaden oben an der Rundung. Schaut man mal auf die Skala unten sieht man die UKW-Einteilung

   

Hier die Dipolbuchse von außen

   

Interessant, die Versorgungsleiste auf dem Drehko

   

Auch auf dem Wellenschalter Knopf steht UKW

   

Und hier die nagelneue UKW-Buchse. Natürlich nicht belegt.

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hallo in die Runde,

die UKW-Vorbereitung war damals sehr sinnvoll. Der reguläre UKW-Betrieb begann im Frühjahr 1950. Das UKW-Sendernetz umfasste zunächst natürlich nur wenige Gebiete der Bundesrepublik. Erst nach und nach wurden Sender in Betrieb genommen. In der Fertigungssaison 1950/51 waren fast alle Radiomodelle oberhalb der Kleingeräteklasse entweder mit einem mehr oder (meist) weniger aufwändigen UKW-Teil endweder ab Werk ausgerüstet oder für diesen vorbereitet.

Die lediglich vorbereiteten Modelle haben diejenigen Kunden gewählt, die noch keinen Sender in der Nähe hatten und das Geld für diese "Zukunftsmusik" vorerst sparen wollten, denn Geld war damals unvorstellbar knapp.

Um den vorgestellten Villingen W, ein Gerät der unteren Mittelklasse, als Beispiel zu nehmen: Der kostete 1950 ohne UKW ("Villingen W") 255 DM, mit UKW ("Villingen WUA", wobei der UKW-Teil bloß ein reudiger Pendler war) 282 DM. Das ist in Relation zu setzten: Ein Facharbeiter in der Industrie vediente damals etwa 1,50 Mark brutto in der Stunde!

Gruß
Stefan
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#3
In den Saba Villingen W soll anschließend ein UKW-Empfangsteil Saba UKW-S eingebaut werden.

   

Das ist ein UKW Super mit der Besonderheit, daß er als FM Demodulator eine EQ80 (Enneode, Nonode) hat.

Die EQ80 war die "Antwort" von Philips auf den Ratio-Detektor. Man wollte damit die Lizenzgebühren vermeiden. Allerdings konnte sich die EQ80 nicht durchsetzen. Es gibt folglich nur wenige Geräte, die eine EQ80 verbaut haben.

Der Saba Villingen W wird also mit einem "richtigen" UKW-Super erweitert und nicht nur mit einem "räudigen" Pendler. Nach heutigen Kriterien ist allerdings die Empfangsleistung eines UKW Supers mit ECH42 im Eingang (ohne Vorstufe) nicht mehr überzeugend. Auch was die Störstrahlung anbetrifft, ist das Gerät nicht für Dauerbetrieb geeignet.
Aber darum geht es hierbei nicht. Spannend ist ein weiteres UKW Empfangsgerät mit einem ungewöhnlichen Diskriminator.

Mit aufgearbeitetem Furnier wird das dann also ein "Hingucker" werden.

MfG DR
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#4
Toll! Sind meine Lieblings-SABAs, frühe Nachkriegsgeräte ohne Klaviatur...

Mein Bodensee W52 dürfte ein ähnliches UKW Teil haben und ist empfangsmässig auch nicht soooo toll, aber ausreichend.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#5
Hier die SABA UKW-Teile 1950/51

SABA-UKW-A Ultra -Audion mit ECH43 (einstellbare Rückkoplung)  
SABA UKW-AW2 oder -AGW2, beides  Pendler mit EF42-EF41 (UF42,UF41)
SABA UKW-S,  ein Superhet mit ECH42, 2x EF42 und EQ80

Die Innenansicht des Gerätes, zeigt dass der Platz unter  dem Mag-Auge, eventuell  nicht für den UKW-S ausreicht, daher nur  SABA UKW-A oder UKW-AW2  zulässt.   Stephan sagte das im Post #2 schon.

[attachment=36758]

[attachment=36771]

[attachment=36772]



mike
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#6
(21.03.2017, 16:07)DiRu schrieb: ...Der Saba Villingen W wird also mit einem "richtigen" UKW-Super erweitert und nicht nur mit einem "räudigen" Pendler. Nach heutigen Kriterien ist allerdings die Empfangsleistung eines UKW Supers mit ECH42 im Eingang (ohne Vorstufe) nicht mehr überzeugend. Auch was die Störstrahlung anbetrifft, ist das Gerät nicht für Dauerbetrieb geeignet....

Ich kenne diese frühen UKW- oder UKW-vorbereiteten Geräte und habe selbst einige frühe Exemplare in meiner Sammlung.

Daher meine Frage:
Was würde denn in der heutigen Zeit gegen einen Dauerbetrieb des hier gezeigten, mit diesem SABA-UKW-Super auszustattenden Radios sprechen?
Störnebel haben wir in Lampen- und Netzteilform heute zuhauf im eigenen und im Haushalt der Nachbarn, VHF-Antennenfernsehempfang der 50er dagegen nicht mehr.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#7
(23.03.2017, 08:07)klausw schrieb:
(21.03.2017, 16:07)DiRu schrieb: ...Der Saba Villingen W wird also mit einem "richtigen" UKW-Super erweitert und nicht nur mit einem "räudigen" Pendler. Nach heutigen Kriterien ist allerdings die Empfangsleistung eines UKW Supers mit ECH42 im Eingang (ohne Vorstufe) nicht mehr überzeugend. Auch was die Störstrahlung anbetrifft, ist das Gerät nicht für Dauerbetrieb geeignet....

Ich kenne diese frühen UKW- oder UKW-vorbereiteten Geräte und habe selbst einige frühe Exemplare in meiner Sammlung.

Daher meine Frage:
Was würde denn in der heutigen Zeit gegen einen Dauerbetrieb des hier gezeigten, mit diesem SABA-UKW-Super auszustattenden Radios sprechen?
Störnebel haben wir in Lampen- und Netzteilform heute zuhauf im eigenen und im Haushalt der Nachbarn, VHF-Antennenfernsehempfang der 50er dagegen nicht mehr.

Gruß
k.

kein Dauerbetrieb bedeutet daß der Empfänger wieder abgeklemmt sein muss bevor der Funkmesswagen eintrifft :-) . Vorstufenlose Superhet vermindern das Abstrahlen ihres eigenen Oszillators über die Antenne mit mehr oder weniger wirkungsvollen passiven Filtern.
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#8
(23.03.2017, 10:03)saarfranzose schrieb:
(23.03.2017, 08:07)klausw schrieb:
(21.03.2017, 16:07)DiRu schrieb: ...Der Saba Villingen W wird also mit einem "richtigen" UKW-Super erweitert und nicht nur mit einem "räudigen" Pendler. Nach heutigen Kriterien ist allerdings die Empfangsleistung eines UKW Supers mit ECH42 im Eingang (ohne Vorstufe) nicht mehr überzeugend. Auch was die Störstrahlung anbetrifft, ist das Gerät nicht für Dauerbetrieb geeignet....

Ich kenne diese frühen UKW- oder UKW-vorbereiteten Geräte und habe selbst einige frühe Exemplare in meiner Sammlung.

Daher meine Frage:
Was würde denn in der heutigen Zeit gegen einen Dauerbetrieb des hier gezeigten, mit diesem SABA-UKW-Super auszustattenden Radios sprechen?
Störnebel haben wir in Lampen- und Netzteilform heute zuhauf im eigenen und im Haushalt der Nachbarn, VHF-Antennenfernsehempfang der 50er dagegen nicht mehr.

Gruß
k.

kein Dauerbetrieb bedeutet daß der Empfänger wieder abgeklemmt sein muss bevor der Funkmesswagen eintrifft :-) . Vorstufenlose Superhet vermindern das Abstrahlen ihres eigenen Oszillators über die Antenne mit mehr oder weniger wirkungsvollen passiven Filtern.

Die Aussage von DiRu hatte ich schon verstanden; meine Frage war, warum dies in der heutigen Zeit noch notwendig ist. Ich hatte es so verstanden, dass die frühen UKW-Super seinerzeit den VHF-Fernsehempfang störten. Nun geht es mir darum, was diese Super, wie der gezeigte SABA, heute noch stören, woran jemand Anstoß nehmen könnte / würde.
Lernfrage, weil ich's grad nicht verstehe, angesichts der Störnebelwolken, die von denen wir heute umgeben sind.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#9
In den Frequenzbereichen für das ehemalige VHF Fernsehen (Kanäle 5 - 12) ist heute DAB+ angesiedelt.
Störungen dort können zu Ärger führen.

MfG DR
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#10
Eine Ordnungswidrigkeit stellt der Betrieb eines frühen UKW Supers aber nicht dar, oder?
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#11
(24.03.2017, 16:59)DiRu schrieb: In den Frequenzbereichen für das ehemalige VHF Fernsehen (Kanäle 5 - 12) ist heute DAB+ angesiedelt.
Störungen dort können zu Ärger führen.

MfG DR

Ok., besten Dank. Das beantwortet meine Frage.

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#12
Zum Einsatz der UKW Einbaugeräte habe ich noch eine Frage: Die Versorgung der Heizung erfolgt über die Heizwicklung des eingebauten Transformators. Unterstelle ich 4 Röhren im Saba-UKW-S a 6,3V mit 0,3 A dann sind das immerhin ca 7,5 W.
Kann das der Trafo leisten?

Ich hatte bei einem meiner Radios in dieser Konstellation den Verdacht, dass die Röhren unterversorgt sind. Bemerkbar macht sich das nicht mal beim UKW Empfang, sondern auf den anderen Wellenbereichen. Leider bin ich der Sache dann nicht nachgegangen.
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#13
Bei den Saba-Typen, die für solche Einbaugeräte vorgesehen, ist der Trafo sicherlich dafür ausgelegt. Anders könnte es bei Modellen aussehen, die davon "noch nichts ahnten". Also Vorkriegstypen. Mein Saba 580WK (1938) hat in den 50ern einen UKW-S3 verpasst bekommen. Damit kommt das Netzteil einwandfrei klar. Nun ist der 580 allerdings auch ein dicker Brummer mit EL 12. Wie es bei kleineren Typen, z.B. 357 aussieht kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen, aber Saba hätte den Service sicherlich darauf hingewiesen, wenn bestimmte Nachrüstoptionen kritisch gewesen wären. Einen verschmorten Netztrafo konnte man sich nicht erlauben. Auch ein Sicherheitsabstand für extreme Betriebsbedingungen musste ja vorhanden sein (Netzüberspannung plus Sommerhitze).

Gruß
Stefan
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#14
Hallo Freunde,

ja, der Sommer soll langsam kommen. Auch ich befinde mich in den Startlöchern. Radiogehäuse sollen bearbeitet werden und mich dann wieder verlassen und ihre Besitzer wieder glücklich machen.

Ich nahm mir nun gestern das Radiogehäuse vom Dietmar näher vor. Wie ihr auf den vorherigen Bildern schon gesehen habt, ein recht mit genommenes Gehäuse. Hier stand zunächst die Frage im Raum, lackiert man das Gehäuse komplett? Der Zustand des Lacks war: sehr verschmutzt, leicht klebrig. Dunkle Flecken. Um solche Verschmutzungen zu beseitigen verwende ich ausschließlich Bref - Fettentferner. Nach kurzer Einwirkzeit bekam der Schaum schon eine bräunliche Verfärbung. Die starken Verschmutzungen beruhen also hauptsächlich auf Nikotin.

Mit einem nassen Tuch reibt man dann die Flächen gründlich ab. Keine Angst, ab einem Lack von 1950 kann da nichts passieren. Hinterher poliert man das Gehäuse dann mit Autopolitur. Und nun seht mal auf den Bildern, wie ansehnlich der Lack jetzt schon ist. Die Schrammen, die das Gehäuse links besitzt sind nach der weiteren Behandlung kaum sichtbar. Aber dazu dann mehr.

Das Gehäuse hat in der Mitte einen größeren Furnierausbruch. Ich habe schon Radiogehäuse gesehen, da wurde einfach der Ausbruch gespachtelt, Lack drüber und fertig ist der Murks. Eine Stelle auf die man immer sieht. Das Radio mag man dann nicht mehr leiden.

Das Furnier ist an sich sehr dünn. Der Übergang vom Furnier zum Grundholz ist aber mit den Fingern fühlbar. Ich habe mir vorgenommen, die Mitte des Gehäuse neu zu furnieren. Man könnte jetzt versuchen, den Übergang des Furniers zum Grundholz zu spachteln und dann anzugleichen. Die Gefahr ist hier. Die Spachtelstelle wäre ja nur hauchdünn. Dann wird das Furnier über diese Stelle geleimt. Das Furnier spannt sich über der gewölbten Stelle und die dünne Spachtelschicht löst sich mit dem Furnier. Unreparabel!!

Besser ist es einen Schleifklotz mit dem gröbsten im Haus befindlichen Schleifpapier zu nehmen. und in unserem Fall über die Wölbung zu schleifen. Was entsteht ist ein häßliches größer werden der Unterholz-Fläche. Das Furnier wird mit den brüchigen Stellen einfach abgeschliffen.
Der Übergang zwischen Grundholz und Furnier ist mit den Fingern nicht mehr tastbar. Auch oberhalb wird das Furnier schön matt geschliffen. Leute, hier ist auch Durchleifen des Furniers erlaubt.

Warum entfernt man nicht das gesamte obere Furnier? Das wäre kein Problem mit feuchtem Lappen und Bügeleisen.

Das Unterholz beginnt dann wieder nach dieser Prozedur "zu arbeiten". Furniert man hier jetzt drüber, garantiert bekommt man später Spannungsrisse. So, wie beschrieben, funktionieren die Vorarbeiten am besten.

Wie ihr im Bild seht, habe ich bereits 2 Furnierteile zurecht geschnitten. Man könnte auch eins nehmen? Richtig! Allerdings macht man sich die Arbeit unnötig schwer. Man müßte das eine Furnierteil exakt in die Gehäusemitte einpassen. Das ist schwer möglich. Richtiger ist es, sich 2 Furnierteile zu schneiden, die an die jeweilige Seite stoßen zu lassen und in der Mitte die sich überlappenden Teile auf Stoß zu schneiden. So, wie hier geschehen.

Die weiteren Arbeiten der Furniererneuerung beschreibe ich Euch dann.

Jetzt noch mal zur Frage, warum lackiert man nicht besser das gesamte Gehäuse? Man sollte unter allen Umständen versuchen, den ursprünglichen Lack zu erhalten. Ich versuche das stets. Unsere Radios besitzen Macken, die über 60, 70 und mehr Jahre entstanden sind. Eine Neulackierung sieht sehr schön aus. Ihr kennt das von meinen Arbeiten. Aber das Gerät besitzt dann nichts vom optischen Urzustand. Also, immer versuchen, den Lack aufzubereiten und damit zu retten.

Ich habe auch im Vorlauf ein Radiogehäuse vom Henning, da kann man vom Lack absolut nichts mehr retten.

So, hier mal die Bilder:

   

Hier das angeschliffene Furnier. Es ist kein Übergang fühlbar. Aber Achtung, tiefere Ritzen usw. m ü s s e n natürlich ausgespachtelt werden. Das Furnier würde sich sonst dort hinein ziehen.

   

Hier der gereinigte Lack. die dunklen, schmutzigen Schattierungen sind weg.

   

diese Schrammen sind dann nach der weiteren Behandlung kaum noch zu sehen.

   

Dieses Furnier wird verwendet. Die Maserung paßt optisch zum Rest des Gehäuses. Auch die Färbung scheint zu stimmen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#15
Ich bin mal gespannt, wie du die vordere Rundung hinbekommst. Das relativ spröde Furnier wird doch beim Biegen brechen, oder? Und wie wird die Schnittstelle in der Mitte gemacht, so dasss das Furnier nach dem Verleimen auch geschlossen bleibt?
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#16
Hallo Franz-Bernhard,

um die Wölbung hin zu bekommen, gibt es einen Trick. Das Furnier wird in warmes Wasser gelegt. Das muss regelrecht anweichen. Wird nun der Korpus mit Knochenleim bestrichen, dann kann man mit Händedruck das Furnier sehr schön über die Rundung formen. Da bricht dann nichts. Ich habe da schon stärkere Wölbungen furniert. Aber man sollte wirklich mit Knochenleim arbeiten. Bei der Verwendung mit Ponal hat man ja eine längere Trockenzeit. Die Rundungen müßten hier mindestens 12 Stunden unter Druck antrocknen. Sehr schwierig.

Mit Knochenleim kühle ich das Furnier durch Auflage mit einem dicken Fäustel ab. Den ziehe ich über die gesamte Fläche. sobald der Leim abkühl ist er fest - bombenfest. Trotzdem streiche ich immer noch mal mit den Händen über diese "Problemzonen"

Die Schnittstelle in der Mitte stellt auch kein Problem dar. Es wird Knochenleim auf zunächst eine Fläche aufgetragen. Diese ist etwas größer als das Furnierstück. Ist eine Fläche abgetrocknet, geht man mit einem feuchten Lappen und einem Bügeleisen auf die Nahtstelle, weicht den vorher aufgetragenen Knochenleim an und wischt die Überstände etwas ab. Dann kommt Leim für das 2. Furnierstück. Kanten alle auf Stoß. Pressen. Hammer drüber. Fertig!

Die heutigen Schreiner wollen vom Knochenleim nichts wissen. Ich vermute, da wurde in der Vergangenheit auch einiges an der Verarbeitung falsch gemacht. Für unsere Gehäusearbeiten ist dieses Verfahren jedenfalls das ideale.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#17
Hallo Freunde,

es ist vollbracht. Tja, Dietmar, Du wirst das Chassis dann wohl reparieren müssen.

Um die Antwort auf die Frage von Franz Bernhard zu untermauern, habe ich Euch mal gezeigt, wie das Furnier vor dem Verarbeiten gewässert werden muss.

Wichtig ist, das Wasser muss möglichst warm sein, damit der Knochenleim nicht sofort erstarrt.

Die beiden Holzblätter hatt ich ja schon auf Stoß zugeschnitten, s. o.

Dann kommt die Hauptaufgabe. Erwärmen des Oberteiles vom Gehäuse mit dem Heißluftfön. Knochenleim auftragen und sofort das erste Blatt auflegen. Danach sofort das 2.

Die Oberfläche wird dann sofort mit einem zurecht geschnittenen Brett unter Beilage von Kunststoffolie gepreßt.

Jetzt das ganz wichtige. Die Rundungen müssen nach außen gestrichen werden. Immer wieder, bis der Leim anzieht. Es ist bei diesen Rundungen sehr wichtig, immer wieder nachzustreichen, damit sich nicht das Furnier zurück wölbt. Sonst liegen die Rundungen nicht richtig auf dem Unterholz an.

Eine etwas hetkische Arbeit. Aber wenn etwas nicht richtig anliegt, kann man immer noch mit dem Heißen Bügeleisen und einem feuchten Lappen Korrigieren.

Es tut mir Leid, dass ich Euch von dieser Anwendung immer nur so wenig Bilder zeigen kann. Aber hier muß wirklich intensiv gearbeitet werden. Da klappt das mit den Bildern nicht anders.

Wie muß weiter verfahren werden? Es muß natürlich grundsätzlich etwas gespachtelt werden. Dann erfolgt das Schleifen. 240 er Schleifpapier ist hier am Platze.

Das neue Furnier ist recht glatt geworden. Die Farbe paßt auch fast schon. Es muss noch minimal mit einem leichten Braunton nachgebeizt werden.

Bericht wird fortgesetzt.

   

Hier seht ihr das Wässern des neuen Furniers. Bei Verarbeitung von Ponal wäre das recht problematisch, weil der Leim sich verdünnt.

   

   

Hier sieht man das Ergebnis nach Beschneiden der Überstände und Feinschliff. So sieht das Gehäuse schon mal wieder gut aus.

Wieder ist ein Radiogehäuse gerettet.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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