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Stassfurt-Imperial 65W vom Schrottplatz
#61
(16.08.2015, 22:43)Andreas_P schrieb: In dem Zusammenhang: Harald, hast Du denn einen schönen Lautsprecher für Dein Radio???

Hmmmm, hier berührst Du einen wunden Punkt. Um den Lautsprecher und um die Knöpfe habe ich mich bisjetzt noch garnicht so richtig gekümmert, sondern nur um die Elektrik.

Lautsprecher: Ich habe eine ganz hübsche Sammlung von permanentmagnetischen und elektrodynamischen Lautsprechern.

Bei den elektrodynamischen ist keiner dabei, der auch nur annäherungsweise eine Erregerspule mit 30 KOhm hätte. Nun kann man natürlich einen mit niederohmigerer Erregerspule nehmen und mit einem Vorwiderstand betreiben, damit bei 600 V Betriebsspannung wieder ca. 20 mA fliessen. Den Vorwiderstand würde man so in den Strompfad legen, dass der Erregerwickel nicht auf dem 600 V Potential liegt. Geht schon. Bloß sind alle el-dyn Lautsprecher die ich hier habe etwas piepsig klein. Passt dann in der Leistungskategorie überhaupt nicht zur Endstufe.

Bei den permanentmagnetischen habe ich unter anderem auch einen großen Brummer aus den dreißiger Jahren. Den hier mit ca. 21 cm Durchmesser.

       

Den könnte man wohl verwenden, aber da müsste ich erst ein Gehäuse bauen.... und dazu habe ich ja solche Lust Undecided

Und das war der Grund, warum ich im Moment eine moderne 4 Ohm Box verwendet habe.

Als Alternative hätte ich noch eine PHILIPS Schallgruppe von 1959 mit 4 Einzellautsprechern und gezaptem Ausgangstrafo: "VE1646". Das Nussbaumgehäuse sieht garnicht so blöd aus.

Bezüglich Freischwinger denke ich, dass die Spulen den hohen Anodenstrom der LK4200 nicht aushalten. Bei einem Spulenwiderstand von 1 KOhm und 50 mA werden im Leerlauf 2,5 Watt umgesetzt. Das ist wohl ein bisschen viel. Aber vielleicht gibt es auch Freischwinger, die eine dickere Spule haben und mehr Leistung vertragen?

Zu den Knöpfen:

Die Doppelachsen links und rechts haben 3,5 mm und 7 mm Durchmesser. Originell, oder? Die mittlere Achse (Senderwahl) und der Wellenbereichsschalter haben 6 mm.

Im Forum habe ich erst garnicht danach gefragt, denn sowas hat bestimmt niemand. Leider ist in den Prospektbildern in RM.org (Gerätebilder gibt's keine - offensichtlich sehr selten!) kaum zu erkennen wie die Knöpfe ausgesehen haben könnten.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#62
Ach, Harald, das ist Mist. Einen schönen intakten Freischwinger hätte ich ja für Dich gehabt. Klar mit Gehäuse. Ich kann ja mal schauen, ob ich einen defekten Freischwinger habe, dann könntest Du Dir da einen anderen Lautsprecher einbauen. Falls ich mal schauen soll, schreibe doch bitte.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#63
Hallo !

Dieses Thema verfolge ich mit großem Interesse.


Nun bin ich allerdings etwas verwirrt und schreibe daher diese Zeilen.

Stichwort "Freischwinger": wollt Ihr -auch nur ansatzweise- allen Ernstes an ein solches Gerät einen Freischwinger hängen? Egal, wie er aussieht und bemessen wäre.
Da gehört in jedem Fall ein dynamischer Lautsprecher dran, und mein Tipp wäre, einfach mal die Rundfunkkataloge der Zeit zu studieren, da dieses Gerät gefertigt wurde. Dann hat man eine Vorstellung, wohin die Reise zu gehen hätte bzw. wie dieser zeittypisch aussah.

Konkret könnte man, quellentechnisch, sogar bei der Firma Stassfurt fündig werden, da die Firma auch Lautsprecher mit ihrem Namen ("Makrodyn") vertrieben hat. Möglicherweise weiß das rm.org, wo ich nicht Mitglied bin, mehr und hat Bilder der verschiedenen Makrodyn-Lautsprecherkörbe.
Folglich sollte man sich gedanklich wie folgt orientieren ->
Dieser link nur als Beispiel gedacht:
http://www.radiomuseum.org/r/stassfurt_l...dyn_i.html


Stichwort "Feldspule 30 K": Praxistechnisch auf Grund des derzeitigen Versuchsaufbaus nachvollziehbar, aber meine Frage wäre, ob sowas überhaupt auf dem Markt war (?). Meine Frage zielt dabei auf den Umfang einer solchen Spule, wenn wir uns vergleichend vor Augen halten, wie dick bereits eine Spule von 10 K (Beispiel SABA oder LUMOPHON) ist.

Möglicherweise geben auch hier die Radiokataloge Aufschluss, oder aber dieses Exemplar:
http://www.radiomuseum.org/r/stassfurt_l...yn_iv.html

Das Interessante dabei ist, dass sich scheinbar (ich sehe es nicht genau) 2 edyn Lsp darin finden, was durchaus hilfreich mit Blick auf das 30k-Feld wäre ( 15k + 15k ).



Fazit: da man wahrscheinlich keine passende Stassfurter-Box resp. passende Makrodyn finden wird, bietet sich u.U. auch ein großer Pdyn dieser Zeit an, der evtl. eine Gleichstromdrossel zusätzlich spendiert bekommt (ggf. plus Widerstand). Das läßt sich in eine Box ja gut einbauen.

Stichwort Box: Hier kann man vielleicht, wenn man nicht selbst etwas Originales nachbauen möchte, eine bei eb... lautsprecherlos angebotene Box dieser Zeit erwerben und entsprechend aufarbeiten + bestücken.

ALLES WÄRE JEDENFALLS BESSER ALS EIN FREISCHWINGER Wink

Das Vorgesagte bitte nur als gedankliche Anregung verstehen Wink .

Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#64
(17.08.2015, 19:10)klausw schrieb: Nun bin ich allerdings etwas verwirrt und schreibe daher diese Zeilen.

Stichwort "Freischwinger": wollt Ihr -auch nur ansatzweise- allen Ernstes an ein solches Gerät einen Freischwinger hängen? Egal, wie er aussieht und bemessen wäre.
Da gehört in jedem Fall ein dynamischer Lautsprecher dran, und mein Tipp wäre, einfach mal die Rundfunkkataloge der Zeit zu studieren, da dieses Gerät gefertigt wurde. Dann hat man eine Vorstellung, wohin die Reise zu gehen hätte bzw. wie dieser zeittypisch aussah.

Stichwort "Feldspule 30 K": Praxistechnisch auf Grund des derzeitigen Versuchsaufbaus nachvollziehbar, aber meine Frage wäre, ob sowas überhaupt auf dem Markt war (?). Meine Frage zielt dabei auf den Umfang einer solchen Spule, wenn wir uns vergleichend vor Augen halten, wie dick bereits eine Spule von 10 K (Beispiel SABA oder LUMOPHON) ist.

Stichwort Box: Hier kann man vielleicht, wenn man nicht selbst etwas Originales nachbauen möchte, eine bei eb... lautsprecherlos angebotene Box dieser Zeit erwerben und entsprechend aufarbeiten + bestücken.

ALLES WÄRE JEDENFALLS BESSER ALS EIN FREISCHWINGER Wink

Hallo Klaus,
Du wunderst Dich nicht alleine Smile
Mir ist auch gerade bei den 30kOhm das Brötchen im Hals stecken geblieben!
Gebe Dir in allem Recht und bin auch schwer auf den "fertig"-Zustand gespannt von Radio und Lautsprecher.
Gruß,
Uli
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#65
Hallo Kollegen,

nein, es war nicht daran gedacht, das Gerät an einem Freischwinger zu betreiben. Das war wohl ein Missverständnis. Wie Klaus bereits vermutete, wurde der Imperial 65W in der Ausführung als Tischgerät, mit einem MAKRODYN IV mit zwei eingebauten Lautsprechern betrieben. Die Imperial 65 Truhe hatte eingebaute Lautsprecher und man sieht auf der Prospektabbildung in RM.org nicht so recht wie viele. Ich vermute auch, daß die Erregerwicklungen der beiden Lautsprecher in Serie geschaltet waren, damit in jedem der beiden nur 6W verheizt wurden. Soweit hatte ich auch schon recherchiert, aber Danke trotzdem für den Hinweis auf die entsprechenden Seiten in RM.org.

Ich hatte auch schon seit geraumer Zeit eine Suche bei e... geschaltet mit den Schlüsselwörtern Stassfurt und Makrodyn. Aber dummerweise wurde der in RM.org gezeigte Makrodyn IV wohl schon davor verkauft. Na gut, die Suche läuft weiterhin und die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ersatzlösungen:

Stimmt, man kann ein dem Stil der Zeit entsprechendes Lautsprechergehäuse verwenden und dort hinein einen passenden Ausgangstrafo und dynamischen Lautsprecher einsetzen. Ich habe z.B. einen SABA Dino P, in den mal jemand frevelhafterweise einen Freischwinger (oh nein, nicht schon wieder Freischwinger!) eingebaut hatte. Den hat mir jemand auf dem Radio-Flohmarkt in Riquewihr angedreht. Erst als ich zu Hause die Rückwand abschraubte, sah ich die Bescherung: Ein Freischwinger anstatt des erwarteten elektrodynamischen Systems. Als ersten Ansatz werde ich also wohl dieses Gehäuse verwenden, und den oben gezeigten permanent-dynamischen Lautsprecher und den Ausgangstrafo hineinbauen. Der "Erregung" - Ausgang des Imperial 65 wird mit einem 30 KOhm Lastwiderstand in elektrisch isoliertem Käfig abgeschlossen.

Ich besaß auch schon mal einen GRAWOR Perkeo, der stilistisch besser gepasst hätte. Habe ich mal in einem Anfall von Verblödung verkauft. Na, man kann nicht immer alles vorhersehen.

Auf jeden Fall werde ich weiter nach einem passenden Lautsprechermodell schauen, wenn auch die Suche nach dem schönen Makrodyn wahrscheinlich bis zu meinem seeligen Ende dauern wird. Aber wer weiss!

@ Andreas: Nein, Du brauchst nicht nach einem passenden Gehäuse zu schauen. Erst wähle ich mal die Lösung mit dem Dino P und beobachte die Bucht nebst Kleinanzeigen.

Viel mehr Kopfzerbrechen bereiten mir im Moment die Knöpfe. Es ist schwer nach etwas zu suchen, wenn man nicht so recht weiss, wie es aussehen soll.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#66
Hallo Harald,

ich besitze zwar nur den Stassfurt-Imperial 35. Ich gehe aber davon aus, dass die Knöpfe überall bei diesen Geräten identisch waren. Also schau mal.

   

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#67
Mensch Andreas, Du hast aber auch wirklich alles! Vielen Dank! Jetzt weiss ich doch wenigstens, wonach ich schauen muss. Du hast wohl nicht zufällig den einen oder andern Knopf von dieser Sorte in der Schatzkiste?

Was ich ja verblüffend finde: Die Front von Deinem Imperial 35 hat dieselben geschwungenen Formen wie der Imperial 64 und 65. Muss wohl damals sehr in Mode gewesen sein!

Ich sehe gerade auf

http://www.stassfurter-radios.de/startseite

gibt es ein Bild von der Imperial 64 Truhe ... also von meinem Gehäuse. Die hat auch dieselben Knöpfe.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#68
Liebe Kollegen,

der elektrische Teil des Projektes Imperial 65W neigt sich seinem Ende zu.

Nachdem mir Frank einen Stecker für die Erregung-Buchse mit einem 4 mm und einem 6 mm Stift gebaut hatte, konnte ich daran gehen, die Erregung-Lastwiderstände und den Ausgangstrafo in eine Schirmbox einzubauen.

Der von Frank spendierte Stecker:

       

Aus Gründen der Berührungssicherheit wurde der Stecker (ebenso wie der für die Zuleitung zum Ausgangstrafo verwendete) nicht mit einer Schraube zusammen gehalten, sondern mit Epoxidharz vergossen. Zunächst die Hochspannungskabel in die Unterschale, danach die Oberschale angesetzt und den verbleibenden Hohlraum ausgegossen.

Als berührungssichere Schirmbox für die "Erregung"-Lastwiderstände von 10 KOhm + 20 KOhm und den Ausgangstransformator dient ein stabiler Stahlkäfig. Die Widerstände sowie die Anschlußdrähte des Ausgangstrafos werden durch keramische Stützen gehalten. In Reihe zu den Lastwiderständen wurde als Funktionskontrolle eine rote LED eingebaut.

Der Stahlkäfig wird mit dem Chassis der Imperial 65W sowie mit dem Schutzkontakt der Netzleitung verbunden.

Hier ein paar Bilder vom Betrieb des Radios mit der Schirmbox.

       

Im hinteren Teil der Schirmbox erkennt man das rote Licht der LED.

So sieht die Schirmbox im Detail aus:

               

Im Moment fehlt noch der Boden des Stahlkäfigs - der ist nächste Woche dran.

Als Knöpfe habe ich einstweilen die von einem verschrotteten GRAETZ Musica 4R 217 verwendet. Nach Entfernung der goldenen Zierringe sahen sie nicht mehr ganz so deutlich nach den fünfziger Jahren aus. Die kleineren Knöpfe links und rechts sind Messgeräteknöpfe und passen entsprechend schlecht. Aber ich hatte nichts besseres.

Nächste Woche werde ich den Wellenschalter ausbauen, das Kegelrad von der Achse nehmen und die Achse mit einem Splint versehen. Ein Splintloch ist schon vorhanden. Da bei Verwendung des Gehäuses vom Imperial 64 die Achse seitlich herausschaut, musste ja der ursprünglich vorhandene Kegeltrieb ausgebaut werden. Ich muss also noch eine geschlitzte Achskupplung bauen, die man bei zusammengesetztem Gerät von rechts außen auf die Wellenschalterachse schieben kann. Etwa so wie diese hier von der Violetta WH:

   

Die Arbeit hört nicht auf! Na ja, bis zum Sammlertreffen ist alles fertig.... hoffentlich!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#69
Hallo Harald,

ein tolles Projekt, und ein unglaubliches Glück solch ein Chassis auf dem Schrott zu finden!

Ich habe mitgelesen und die hohen Spannungen durch die Kaskadierung stellen schon eine ernstzunehmende Gefahr dar. Speziell durch den Umbau von (gepolten) Elektrolytkondensatoren auf (ungepolte) Folienkondensatoren entsteht meines Erachtens aber eine weitere potenzielle Gefahrenquelle.

Ich versuche das rein verbal zu beschreiben, falls das zu unverständlich ist erstelle ich eine Skizze. Ich beziehe mich auf den Schaltplan aus Beitrag #59. Ich nehme dabei an, dass eine der beiden Gleichrichterröhren ausfällt, warum auch immer: Kontaktproblem, Fadenbruch, fehlend.
Szenario I: die Gl-Röhre des "unteren" 300V-Zweiges fällt aus. Beim Einschalten wird der "obere" Kondensator auf 300V aufgeladen. "Außen", am 600V-Abgriff, liegt der 30k-Feldspulendummy und die Belastung durch den Anodenstrom der Endröhre.
Der "untere" Kondensator wird somit durch den "oberen" Zweig in umgekehrter Richtung geladen, also mit -300V, d.h. am ehemaligen Pluspol liegt jetzt Minus. Das Gerät gibt natürlich keinen Ton von sich. Schaltet man aus, bleiben die Spannungen an allen vier Kondensatoren sehr sehr lange anstehen, eben weil jetzt leckstromarme Folienkondensatoren drin sind und es keinen definierten Ableitpfad gibt (die Vor-Röhren sperren wegen der negativen Anodenspannung). Selbstgefährdung bei der Fehlersuche, auch wenn diese viel später erfolgt!
Szenario II: die Gl-Röhre des "oberen" 300V-Zweiges fällt aus. Diesmal wird der "obere" Kondensator mit umgekehrter Polarität entladen, aber diesmal gibt es nach dem Abschalten noch den Entladepfad über die Stromaufnahme der Vor-Röhren, solange die noch emittieren.

Mit Elkos tritt das Problem nicht auf, da diese bei umgekehrter Polarität sehr schnell "leiten", bei wenigen Volt. Du solltest also jedem Kondensator einen Bleeder (Ableitwiderstand) spendieren, auch wenn das eine Schaltungsmodifikation ist. Zwei mal 100k/0,5W in Reihe, "moderne" Widerstände sind manchmal nur bis 250V spezifiziert. Kannst natürlich auch an den Kondensatoren jeweils eine 1N4007 in Sperrrichtung löten... Big Grin

Bei dem Feldspulendummy hast Du die LED, wenn ich das richtig sehe, an das "heiße" Ende gelötet. Weil die doch recht nahe am Gehäuse ist wäre es vielleicht besser die an das "kalte" Ende zu löten, wo also nur ein paar Volt anstehen. Auch würde ich die LED noch durch einen Widerstand überbrücken, damit nicht die vollen 20mA durch die LED fließen und einen Strompfad zu haben wenn die LED ausfällt. Aber das ist mehr Geschmackssache.

Bitte nicht als Kritik verstehen, sondern als Hinweise!
Über die in der Originalschaltung in der Anheizphase hingenommene drastische Spannungsüberhöhung an manchen Kondensatoren kann man sich nur wundern...

Gruß,
Eric
Gruß, Eric
(Avatar † 24.07.2018 17:15 --- R.I.P.)

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#70
Hallo Eric,

vielen Dank für Deine Kommentare. Bei diesen hohen Spannungen muss man in der Tat höllisch aufpassen. Ich beschäftige mich beruflich mit der Entwicklung von 4 - 5 stufigen MARX-Generatoren mit einer Stufenspannung von 50 KV. Die Summenspannung liegt also im "erigierten" Zustand bei 250 KV, während der ersten Ladetransiente der nicht angepassten Last bei ca. 1/2 MV. Wenn man bei diesen Kisten eine Betriebsanomalie feststellt, ist die erste Aktion: Kondensatoren entladen. Bin ich also gewöhnt.

Trotzdem hast Du natürlich vollkommen Recht mit dem Hinweis auf die Spannungsverschleppung des einen HV - Netzteils auf das andere wenn letzteres ausfällt und die resultierende lange Verweilzeit hoher Spannungen. Hatte ich mir noch gar keine Gedanken drüber gemacht. Das gleiche passiert natürlich auch, wenn man keinen Dummy, sondern eine richtige Erregerspule an das Gerät anschliesst -> eine grundsätzliche Sicherheitsschwachstelle dieser Geräte. Vielleicht hänge ich ja doch Entladewiderstände (bleeder) parallel zu den Kondensatoren. Es gibt ja im Handel auch Metallschichtwiderstände, die 1 KV halten. Mit 100 Kohm und 30 µF liegt man dann bei einer Entladezeitkonstante von 3 Sekunden und einem Leistungsumsatz von ca. 1 W. Werde ich drüber nachdenken.

Stimmt, der niedrige Leckstrom von MP - Kondensatoren ist in sicherheitstechnischer Hinsicht kontraproduktiv.

Die LED liegt wirklich am HV - Ende des Erregeranschlusses. Wollte ich eigentlich nicht - beim Verdrahten vertauscht. Ist aber auch kein Problem. Die Distanz zum Käfig ist weit genug. Vielleicht drehe ich die Anschlüsse noch um und hänge einen Shuntwiderstand parallel.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#71
Morgen Harald,

stimmt, erste Regel sollte immer sein die Kondensatoren zu entladen. Und auf Entladewiderstände sollte man sich auch nicht "blind" verlassen, die können defekt sein. Entladewiderstände sind mir aber grundsätzlich sympathisch, tun keiner Schaltung weh und können mit wenig Aufwand unnötige Gefahren verhindern.

Das ist aber speziell in der hier genannten Fehlerkonstellation keine grundsätzliche Schaltungsschwäche. Das Problem tritt nur durch den Umbau auf die ungepolten Kondensatoren in Zusammenhang mit der Kaskadierung auf. Elektrolytkondensatoren hätten beim Anlegen einer Spannung mit falscher Polarität sofort ordentlich Strom gezogen... die Entladung wäre dann über die Feldspule (bzw. deren Ersatz) erfolgt.


Gruß,
Eric
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#72
Hallo Eric,

ich habe meine Faulheit überwunden und mich doch noch einmal in das Schaltbild des Imperial 65W vertieft, da mir die Geschichte mit den Entladezeiten der Netzteilkondensatoren keine Ruhe liess. Dabei bin ich zu folgendem Schluss gekommen:


Scenario 1: Die Gleichrichterröhre des Niederspannungsteils (NV - Teil) ist ohne Funktion:

In diesem fall legt der HV - Teil polaritätsverkehrt 300 V an Sieb-und Ladekondensator des NV - Teils. Die Elkos des NV - Teils werden infolge der Polaritätsinversion niederohmig, der Strom wird aber durch den davor liegenden Erregerwickel (30 KOhm) begrenzt.
Außerdem wird die + Leitung über die Widerstandskette 30 KOhm / 40 KOhm 500 Ohm, 0 -20 KOhm (Hf-Verstärkungsregeg) an Masse gelegt. Es fliesst also ein Entladestrom vom Pluspol der intakten HV - Stufe über den Erregungswickel (30 KOhm), die Siebdrossel der NV - Stufe (580 Ohm) und die oben genannten Widerstandskette zurück zum Minuspol der HV-Stufe. Der Gesamtwiderstand dieses Pfades liegt also im ungünstigsten Fall bei 121 KOhm; im günstigsten Fall bei 100 KOhm.

Der über diesen Pfad fliessende Strom ist aber gering, da die treibende Spannung von den verpolten Elkos der inaktiven NV - Stufe auf einen niedrigen Wert geklemmt wird.

Nach Abschalten der Gerätes entladen sich die Elkos der HV - Stufe über die verpolten NV-Elkos. Sind diese bereits zerstört, dann mit entsprechend längerer Zeitkonstante über die Widerstandskette der HF - Regelung.

Spätfolgenden: Durch die Polaritätsinversion an den Elkos der NV-Stufe wird deren elektrolytisches Dielektrikum geschädigt, was dazu führen kann, dass eine neu eingesetzte NV - Gleichrichterröhre Schaden nimmt.

Verwendet man MP Kondensatoren anstatt der Elkos, so entfällt die "Klemmwirkung" der NV-Elkos, und der oben genannte Entladungspfad über die Widerstandskette der HF-Regelung übernimmt die volle Entladeaktion. Entladezeitkonstante max. tau = RxC= 60µF x 121KOhm =7,2 Sek.

Scenario 2: Die Gleichrichterröhre des HV-Teils ist ohne Funktion:

Jetzt werden die Elkos der HV-Stufe mit der invertierten Spannung betrieben. Der durch sie fließende Fehlstrom wird wieder durch die im Strompfad liegende Erregerwicklung (30 KOhm) begrenzt. Trotzdem können die Elkos Schaden nehmen.

Nach Abschalten des Gerätes fliesst der Entladestrom wieder primär durch die verpolten Elkos (siehe oben). Ausserdem fliesst noch ein geringer Strom durch die Widerstandskatte der HF-Regelung und ein zeitlich abnehmender Strom durch die ersten 4 Röhren. Der gesamte Entladeprozess geht sehr geringfügig schneller als bei defekter NV-Gleichrichterstrecke, da man im jetzigen Fall vom Strom durch die Vorröhren profitiert - falls sie schon auf Betriebstemperatur waren.

Selbstverständlich gilt auch hier, dass der Entladeprozess beim Einsatz von MP -Kondensatoren länger dauert als bei Elkos, da dieser nun ausschliesslich vom Entladestrom der Röhren und dem Querstrom der Widerstandskette getragen wird.

Aber immerhin riskiert man nicht daß durch inverse Polung möglicherweise geschädigte Elkos die nächste Gleichrichterröhre gefährden.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#73
Hallo 


Mit sehr großer Begeisterung habe ich diesen Bericht gelesen.  Mich würde Interesieren wie das fertige Radio mit Lautsprecher aussieht.

Liebe Grüße

Alexander
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#74
Im Moment sieht der STASSFURT Imperial 65W so aus:

       

Die Anpassbox versteckt sich schamhaft hinter dem Radio

In Ermangelung des originalen Lautsprechers MAKRODYN IV benutze ich einen "SABA DINO P". Letzterer hat auch nicht mehr sein originales Innenleben, sondern einen dicken permanent-dynamischen Lausprecher. Der zugehörige Ausgangstrafo sitzt in der oben beschriebenen Metallbox.

Weiter bin ich noch nicht gediehen. Es fehlen noch die korrekten Knöpfe und die Holzfüße. Aber: Kommt Zeit kommt Knopf und Fuß.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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