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blaupunkt 4W65
#21
Hallo Radiofreunde

Heute geht es weiter mit dem Blaupunkt Chassis. Es stehen weitere Reinigungsarbeiten an. Die Bandfilter möchte ich genauer anschauen, außerdem sammelt sich dort ja auch sehr viel Schmutz. Das äußere der Trimmer sagt auch schon einiges aus, ob dort evtl. Probleme auftauchen. Meist sind diese Trimmer aber ohne Schäden.
Die Blockkondensatoren sind auch an der Reihe. Außerdem soll der Netztrafo wieder an seinen Platz. Es sind also reichlich viele Arbeiten an dem Blaupunkt zu machen.

   
Erste Arbeit, die Blockkondensatoren. Die Kabel übernehme ich wieder , die Länge ist ausreichend.
Während der kleine Block keine Probleme macht, sträubte sich der Elkoblock. Trotz Heisswasserbad und Heißluftpistole, rührte sich dort nichts. So mußte ich die Innerrein in mühseliger Arbeit rausfummeln.

   
Das Chassis wird nun weiter gesäubert und aufgearbeitet. Die Röhrenfassungen werden gereinigt, die Kontakte poliert. Das dürfte hier keine Überraschungen wegen Kontaktschwierigkeiten geben.  Die Bandfilterhülsen sind demontiert. Die Bandfilter gereinigt und gesäubert. Die Papierkondensatoren an dem einen Bandfilter werden ersetzt. Solche Teile haben es meist hinter sich.


   
Es sind noch einige Feinarbeiten nötig. Da sind Lackreste in den Bereich zwischen Fassung und Chassis. Das kann man mit einem Zahnstocher entfernen und mit feinen Dentalbürsten säubern.


   
Die Trimmer sind schon einmal verstellt worden. Die Lacksicherungen sind beschädigt. Vor Inbetriebnahme prüfe ich diese aber noch auf Funktion.


   
Nächster Schritt ist die Montage des Netztrafos. Die Schrauben werden von unten eingesetzt


   
Der aufgearbeitete Netztrafo ist wieder an seinem Platz. Die Kabel werden angelötet. Auch hier gefällt mir das Gesamtbild und bestärkt meinen Entschluß , alle Bauteile aufzuarbeiten. Wie ja schon erwähnt, ist mein Ziel , das Radio auch Optisch dem aus dem Prospekt sehr nahe zu bringen.


   
Der erste Blockkondensator ist wieder befüllt und sitzt an seinem Platz. Bestückt mit 2µF 630V sowie 2 x 1µF 630V Und der Optisch überarbeitete Drehkondensator kommt wieder an seinen Platz. Der Kurzschluß zwischen Rotor und Stator ist beseitigt. Dort waren die Lamellen etwas aufgeblüht. Macht der Drehko im Betrieb jedoch noch einmal Störungen, so habe ich ja noch den vom Teileträger, den ich auch schon repariert habe. Dort war ja die Friktion durch Zinkpest auseinander gefallen.


   
So sieht die Friktion an dem Drehko aus. Aus Spritzguß sind das große Zahnrad und die Lagerung der Welle auf der anderen Seite. Die Lagerböcke sind immer das Problem! Wie man sehen kann, habe ich den Drehko mit Silban aufgefrischt.
 


   
Der seitliche Deckel ist durch Schrauben gehalten, diese habe ich wieder mit roten Lack gekennzeichnet, wie es Original auch der Fall war. Die Trimmer lassen sich verstellen und bekommen nach dem Abgleichen ebenfalls roten Lack als Sicherung. Der vordere Trimmer ist für den Oszillatorkreis, der hintere für den Vorkreis .
 


   
Das Schwungrad ist auch wieder auf der Welle, natürlich gründlich gereingt. Die Kabel sind angelötet. Interessant ist, das dort am Statoranschluß (Oszillatorkreis) ein Hescho Kondensator 27cm angebracht ist, dieser ist dann an Masse angeklemmt. Der Hescho ist nicht im Schaltplan aufgeführt. Übrigens ist bei dem Teileträgerchassis dort ein 25cm Calit Kondensator. Was es damit auf sich hat, versuche ich von unseren Spezialisten zu erfahren.


   
Nun beginnt Fleißarbeit! Bauteile müßen überprüft und z.B. wie dieser 150 Kohm Widerstand, der Hochohmig geworden ist, ersetzt werden. Das bedeutet, das ich systematisch alles durchprüfe, Kondensatoren Grundsätzlich erneuere, sofern sie die Bosch Ausführung sind. Hescho Kondensatoren sind auch verbaut, aber noch nie habe ich mit diesen Bauteilen , sofern es die Stabförmigen sind, Probleme gehabt.


   
Es sind auch Kordelwiderstände verbaut, was seinerzeit üblich war bei Blaupunkt und anderen Herstellern.


   
Die Kabel und der Kondensator zur Nutzung der Lichtantenne wird entfernt. Niemand würde heutzutage so etwas benutzen.
 


   
Ein Elko hat sich seines Inhalts entleert. Das Chassis ist dort etwas angegriffen und wird mit Silban behandelt.


   
Schon hat sich die Ansicht verändert. Der Elko ist ersetzt in einem  Hist. Gehäuse und auch ein Kondensator darüber ist ausgetauscht.


   
Für die folgenden Arbeiten habe ich schon etliche Kondensatoren vorbereitet. Es sind alles Historische Gehäuse, die Neu befüllt wurden.


   
Wieder ist ein Bereich der Platine unter dem Chassis fertiggestellt. Es ist Sinnvoll sich systematisch durch das Chassis zu arbeiten.
 

   
Das Erneuern und Überprüfen von Bauteilen auf dieser Platine ist auch abgeschlossen. Hier sind einige Widerstände ersetzt worden, der Kordelwiderstand ist durch einen gewöhnlichen Widerstand ersetzt worden. Andere waren hochohmig, wie der 25 Kohm , den ich durch einen historischen ersetzt habe. Nun geht es darunter auf der großen Platine weiter.


   
Zunächst alles um die Fadingkompensationsspule, die kommt als letzte an die Reihe. Die Historischen Gehäuse fallen in der Schaltung nicht so stark auf, wie moderne schwarze Kondensatoren.


   
Etwas heftig ist dieser Widerstand. Original gehört ein 5 Kohm 0,5W hier hin. Ein 2w 100Kohm ist hier eingebaut worden.


   
Nun ist das so gelöst worden. Ein Tropenfester Kondensator ist dort verbaut und ein 5 Kohm historisch, wie er in den 30er Jahren auch sehr häufig zu finden war.


   
Die Arbeiten an dieser Platine sind jetzt auch fertig gestellt. Der besagte Koppel  Kondensator , der im Schaltplan falsch ausgezeichnet wurde mit 10000cm ist durch einen 18pF Glimmer ersetzt , versteckt in einer Gewebehülle. Übrigens saß dort Original ein 20cm Kondensator.


   
Als letztes kommen die Bauteile der Fadingkompensationsspule an die Reihe. Dort sind zwei Bosch und ein Heschokondensator verbaut. So wie diverse Widerstände.
 
Im nächsten Teil geht es mit diesem Bauteil sowie der Überprüfung der Teile im Oszillator und dem Vorkreis weiter. Auch das Neue Poti wird angeschlossen
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#22
Hallo Radiofreunde
Die Arbeiten unter dem Chassis sind abgeschlossen, die Kondensatoren ausgetauscht und alles was an Widerständen zu sehen ist, überprüft. Einige sind erneuert worden, andere waren in guten Zustand und werden ihre Aufgabe noch lange erfüllen.
An der Fadingkompensationsspule sind die beiden Bosch Kondensatoren erneuert worden. Der Heschostab Kondensator ist in Ordnung.
Allerdings fand ich hier zwei Widerstände, die Hochohmig geworden sind. Die beiden grünen Dralowit sind verdächtig und wie immer sind diese Widerstände meist defekt. Ab und zu findet man aber auch einige, die noch funktionieren, allerdings nur, wenn sie nicht durch z.B.defekte Kondensatoren überbeansprucht werden.

   
Die Bosch Kondensatoren sind durch Glimmer Kondensatoren ersetzt worden. Um den Heschostabkondensator zu prüfen mußte dieser einseitig abgelötet werden.


   
Hier habe ich Widerstände eingelötet, die im Aussehen den übrigen entsprechen und von Siemens sind, also genau so, wie in den 30er Jahren verwendet.


   
Kleines Bauteil und allein dort diese Ausbeute an Teilen, die defekt sind.


   
Es werden als nächstes der Bereich um die Oszillatorspule und dem Vorkreis überprüft. Wobei natürlich die gerissenen Bosch Kondensatoren ohne Überprüfung, erneuert werden.


   
Das hier bei dem Oszillatorspulensatz ist auch interessant. Laut Plan und Stückliste sind hier 10000cm angegeben. In der Stückliste und auch im Übersichtsplan sind zwei 10000cm, so miteinander verbunden, sind das aber 20000cm. Vermutlich wurden die Angaben vom Schaltplanzeichner nicht übernommen. Mit zwei 0,01µF Kondensatoren in Hist. Hüllen habe ich das auch wieder so gelöst. An den Vorkreisspulen saß ein 20000cm Kondensator, auch dieser ist wie die meisten Boschkondensatoren , geplatzt. Ersatz wurde eingebaut.


   
Das Poti soll angeschlossen werden. Zunächst müßen die als Ersatz für das zweite Poti gemachten Umbauten entfernt werden. Da ist zum einen ein 1 Kohm Widerstand vom g1 der AL 1 angebracht. Das muß umgeklemmt werden. Entschuldigt das schlechte Foto, arbeiten und Fotografieren, klappt nicht immer.


   
Die Kabel von der AF7 zum Poti muß ich erneuern, da sie zu kurz waren. Dünne Kabel aus Telefonleitung sind da geeignet und können in die Originalhülle eingezogen werden.


   
Das neue Poti von Dietmar ist an seinem Platz. Die Kabel sind angelötet, was noch fehlt, ist der zusätzliche 2Mohm Widerstand vom g1 der AL1 an Masse. Dieser ist nicht im Schaltplan verzeichnet.


   
Es geht vorwärts mit dem Chassis. Ein neues Netzkabel ist angebaut. Auch hier habe ich die Originalhüllen verwendet, somit fällt dieser Umbau kaum auf. Der Trafo erhält seinen Schutzrahmen, so sieht das jetzt noch hübscher aus.


   
Optisch nähert sich das Chassis dem Prospekt Angaben. Aber es sind noch einige Bauteile zu prüfen in der Antennenspule


   
Die besagte Spule sitzt rechts neben dem Blockkondensator und man sieht schon die Bosch Kondensatoren und einen Hescho Stabkondensator.


   
Drei Bosch sind dort verbaut, 2 x 150cm und 1 x 100cm. Der Hescho hat 65cm und die Kapazitätsangabe fehlt in dem Schaltplan und er wird in der Bestückungsliste auch nicht aufgeführt. Für spätere Fälle habe ich das in dem Schaltplan eingefügt.


   
Als Ersatz werden Glimmerkondensatoren eingebaut. Die Widerstände sind in Ordnung, ebenso der Hescho Kondensator
   


   
An die mit Reinigungsmittel polierten Filterbecher muß ich mich gewöhnen. Evtl. werde ich einen Satz mit Aluzinkspray lackieren und diese anproben.


   
Noch nicht mal einen Tag konnte ich den Anblick ertragen, dann sind die Becher lackiert worden. Die Siegel habe ich vorsichtig entfernt. Das Gitterkabel bekommt natürlich auch wieder eine besondere Zuleitung, die dem Original in Rot sehr ähnlich ist.


   
Natürlich dürfen hier keine äußerlich schlecht erhaltenen Röhren gesteckt werden. Ein Satz Neuer Röhren wäre natürlich das Wunschergebnis

   
Der Gitteranschluß ist, so gut es ging dem Original angepaßt worden.


   
Auch die Kabel, die zu dem Lautsprecher führen , der Skalenbeleuchtung und der Glimmlampe sind ähnlich wie die Originalen Kabel.


   
Die Kontakte des Wellenschalters werden mit Filzstäbchen gereinigt. Da wird es auch keine Überraschungen geben.


   
Die Lautsprechermembran ist völlig vom Korb gelöst. Der Ersatzlautsprecher wird nun angeschlossen, denn ich möchte den Blaupunkt ausprobieren.


   
So sieht es nun mit einer nahezu Neuwertigen Röhrenbestückung aus. Gebraucht sind hier die AL1, die AB2 und die AH 1


   
Erste Probe! Erwartet habe ich, das der Blaupunkt sofort ohne Störungen funktioniert. Aber so war es leider nicht. Der Ton war verzerrt und die Stromaufnahme ein wenig zu hoch. Natürlich ging ich sofort alle möglichen Ursachen durch. Letztendlich war der Fehler nur im Bereich der Endröhre zu suchen.
 
Bei einer vorweg genommenen Überprüfung der Spannungen fiel auf, das zwischen Brummpoti und dem 10µF Elko die 10 Volt fehlten. Da war nichts und somit Arbeitet die Endröhre auch nicht wie erwartet. Klar war ich zunächst der Annahme, das ich den Elko verkehrt eingelötet habe. Jedoch fand ich die Ursache bei den Lötkünsten des Vorbesitzers!


   
Der Entbrummer wurde wohl mal getauscht. Dabei ist der Mittenanschluß, das dünne Kabel auf dem Bild, an der rechten Anschluß des Widerstands, also an Masse , gelötet worden. Es brauchte nur der Mittenanschluß auf die andere Seite gelötet werden. Schon war der Spuk vorbei. Wieder einmal bin ich auf Lötkünste der Vorbesitzer reingefallen. Obwohl das Kabel sehr auffällig war durch die angelötete Kupferverlängerung. Man muß also wirklich jede Lötstelle mit dem Schaltplan vergleichen. Ärgerlich, das mir dort dieser Fehler nicht auffiel.
Nun spielte der Blaupunkt und zwar sehr gut, auf allen Wellenbereichen.
 
Die gemessenen Spannungen sind bis auf einen Wert entsprechend der Angaben. An der AH1 messe ich a 179 V da muß ich also nochmals suchen, was die Ursache ist.


   
Abgleichen könnte man sich zwar ersparen, bei dem guten Empfang, jedoch möchte ich wissen, was geht da noch zu verbessern? Zunächst die ZF 491kHz einstellen. Mein Rohde und Schwarz Messender kommt in Einsatz. Das Ergebnis möchte ich mit dem König Messender vergleichen. Es ist schon erstaunlich, mit dem König kann man das Signal sauberer einspeisen. Der Rohde&Schwarz gibt noch einige Störungen mit in das Signal. Die Ursache war aber schnell geklärt. Alles eine Einstellungssache am Messender. So wurde das Signal von mir zu stark eingespeist. Aber schön, das man mit solchen Messegeräten auch üben kann, ohne etwas zu verschlimmbessern.


   
Natürlich kommt hier auch wieder das ( Multavi R ) Outputmeter zum Einsatz. Abgeglichen wird auf max. Ausschlag des Instruments. Anschlußweise ist einmal direkt am Lautsprecher möglich, oder im Anodenkreis der Endröhre, wobei dann die Anschlüsse am Outputmeter gewechselt werden. ( Dort wo ein Kondensator  vorgeschaltet ist ) Wie zu sehen verwende ich einen simplen Dübel als Werkzeug. Dübel auf die Trimmermutter stecken, Werkzeughalter anbringen , einstellen. Nun fragt sich mancher, ist denn kein Abgleichwerkzeug zur Verfügung? Doch, aber es hat seinen Grund! Ist der Skalenhalterahmen montiert, würde man mit einem langen Abgleichwerkzueg hier gar nicht arbeiten können. Deshalb wähle ich gleich den Dübel, der ist kurz und man kann ihn auch mit den Fingern gut drehen.
 
Die ZF ist nun eingestellt und als nächster Schritt ist der Vorkreis und Oszilatorkreis an der Reihe. Dazu möchte ich aber die Skala wieder montieren. Also kommt im nächsten Teil überwiegend mechanische Reparatur zu Wort und Bild
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#23
Was ein toller Bericht über soviele Kleinigkeiten die beachtet werden müssen, Klasse, meinen Respekt Detlef.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#24
Mann o Detlef!
Was Du machst ist nicht wiederholbar. Wie akribisch Du bis ins Detail gehst! Wenn ich mich an manch meiner Reparaturen erinnere ist nicht zu staunen, dass diese jetzt wiederholt werden müssen, da die eine einfache Autofahrt nicht überleben können. Vom Aussehen gar nicht die Rede...
Meisterleistung!!

P.S. Wenn etwas wom Front Deines Ersatzgehäuses übriggeblieben ist nicht rausschmeissen, bitte. Ich bin offensichtlich verdammt Dich zu folgen. Zu Hause wartet ein 5W55 der es ziemlich auf die Nase verletzt ist.
Gruß,
Ivan
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#25
Hallo Radiofreunde

Vielen Dank für das Interesse an dem Bericht, der sich ja nun schon wieder in Überlänge befindet. Ich hoffe es ist nicht zu mühserlig, das zu lesen und zu verfolgen, wie ich diesem Radio wieder Leben einhauche.
Der jetzige Teil zieht sich leider wieder etwas hin. Schuld daran ist die Mechanik der Wellenbereichsanzeige mittels Zeiger. So wird nicht jeder Schritt automatisch im selben Moment beschrieben! Der vorige Teil war schon seit Wochen fertig, nur die Fotos mußten bearbeitet werden, Die Zeit dafür war nicht da, statt dessen begann ich die mechanischen Arbeiten und noch mehr Fotos kamen hinzu. Somit hinke ich also hinter meinem Bericht her und versuche das nun aufzuholen.
Aber was sollt Ihr euch mit meinen Zeitlichen Problemen belasten.
Weiter geht es mit Fotos und Beschreibungen, die hoffentlich vermitteln, was da für ein gewaltiger Aufwand ist.

   
Der Skalenhalter kommt wieder an seinen Platz. Die Glimmröhre wird vorsichtig in dem Spritzgußhalter mit der Haltefeder eingebaut.

   
Natürlich mußte ich sofort die Funktion der Glimmlampe ausprobieren. Der schmale Schlitz läßt nur den Bereich der Abstimmanzeige zu, die durch die Blende auf der Glimmlampe, vorgegeben ist.

   
Die Skala ist an der Reihe. Sie ist stark verschmutzt. Nach über 80 Jahren in dem Radio, noch dazu die ungünstige Aufbewahrung der letzten Jahre, überrascht mich das nicht. Vorgehensweise hier, mit feuchten weichen Tuch vorsichtig abwischen. Immer wieder gut abtrocknen lassen. 

   
So sieht das erste Ergebnis am unteren Rand aus. Wenn die Skala komplett in so einem Zustand zu versetzen ist, wäre das Optimal.

   
Nächster Schritt, Polierwasser habe ich an der zerbrochenen Skala ausprobiert. Das Ergebnis ist auch sehr schön, da diese milde reinigende Politur auch den letzten Rest Schmutz entfernt. So wie sie jetzt aussieht, bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.

   
Beleuchtet sieht es nun so aus. Zwar wird die Originale Skalenbeleuchtung nicht für so brillante Ergebnisse sorgen, aber da muß ja keine Flutlichtbeleuchtung sein. Hier ging es mir nur darum, zu sehen, wie klar die Sendernamen zu lesen sind. Der Dreck ist also auch hier sehr gut entfernt.
 
Die gesamte Halterung macht viel Arbeit. Die Halter der beiden Stangen, wo der Skalenzeiger mitsamt der Beleuchtung geführt wird und die Halterung der Seilrollen werden lackiert, um sie dem Rest des Chassis anzugleichen. Das wird erst mal alles zusammengebaut, bis es in groben Zügen funktioniert. Die Sperrfedern werden in jedem Fall als schwächere Versionen eingebaut, Uhrfedern sind evtl. geeignet. Als dieses wird sich zeigen, wenn es an der Reihe ist.

   
Der Halterahmen für die Sechskantstange, worauf der Skalenzeiger geführt wird, ist eingebaut. Die Runde Stange dient als Führung für den Spritzgußhalter des Skalenzeiger. Eine Bohrung ist dort nicht vorgesehen, nur eine Aussparung mit einer Anpreßfeder

   
Der Spritzgußhalter für den drehbaren Skalenzeiger ist optisch, so gut es geht , aufgearbeitet. Das empfindliche Teil ist verzogen, so das die Sechskantstange sich darin nicht drehen kann. Gut zu sehen, der linke schmale Lagerwinkel steht etwas schräg. Das sind Folgen von der Zinkpest.

   
Läßt man das so, würde die Konstruktion irgendwann zerbrechen, da die Belastung der Sechskantwelle in dem Halter zu groß ist. Also müßen die beiden Bohrungen behutsam erweitert werden. Das kann man mit dem Dremel und Fräsern gut bearbeiten.

   
Die Sechskantstange paßt zwar durch, klemmt aber in dem Halter. Was auch nicht zu entfernen geht, die Klemmvorrichtung des Skalenseils. Die Schraube ist nicht zu lösen. Jeder Versuch wäre gefährlich, da dort das Material schon sehr stark in Mitleidenschaft gezogen ist. Müßte ich dort etwas verändern, würde ich den Schraubenkopf abfräsen und den Gewinderest von der Rückseite ausdrehen. Also bleibt zu hoffen, das mein Skalenseil nicht reißt. Die Kontakte der Stromübertragung zu dem Glühlampenhalter sind gereinigt. Der Glühlampenhalter selbst ist in guten Zustand und läßt sich mühelos anbauen. Die Pertinaxplatte an den Kontakten des Halter ist mürbe und wird wohl sehr bald zerfallen. Mit einem Dremel und Frässtift bearbeite ich die Bohrung. Es muß nur sehr wenig Material entfernt werden, damit die Sechskantstange sauber geführt wird und sich darin drehen läßt. Das Zahnrad hat sehr viel Spiel. Gut ist das nicht, da es sich bei Belastung zusätzlich verklemmen kann und somit den gesamten Skalen und Drehkondensator Antrieb blockiert.

   
Das gesamte Gebilde wird nun grob zusammengesteckt. Nur um zu prüfen, wie sich die einzelnen Teile auf der Führungsstange verhalten. Anfangs ist alles noch sehr hakelig und wenn der Zeiger dazu kommt, klemmt alles. Das wird also noch sehr viel Arbeit machen, bis das wieder so funktioniert, wie das seinerzeit erdacht wurde.

   
Nach gut einem dutzend an und abbauen, der Konstruktion incl. Nacharbeiten des Sitzes vom Zeiger funktioniert diese drehbare Skalenanzeige wieder, zumindest mechanisch, wenn man es von Hand bewegt. Die sichtbare Funktion hier ist wie folgt: Langer Strich im mittleren Skalenbereich – Mittelwelle

   
Kurzer Strich oben – Langwelle

   
Kurzer Strich unten – Kurzwelle . Zeiger ohne Markierung – Plattenspieler . Was fehlt sind die Beschriftungen am Vierkant des Zeigers, sofern dort jemals welche vorhanden waren. Was auch noch nicht gemacht ist, die Farbe ist noch abgeplatzt, aber es wäre ja völlig sinnlos, erst alles schön anzumalen und dann wieder Nacharbeiten. Und solche Nacharbeiten sind Erforderlich.

   
Da ist zum einen der Glühlampenhalter. Einer der Kontaktfedern ist schon einmal gebrochen. Das wurde seinerzeit gelötet, nun ist das wieder gebrochen , durch das häufige zusammenstecken. Was auch Problematisch wird, ich habe keine passende Glühlampe in 4 V, die dort Platz hätte, somit muß ich 6V verwenden, was natürlich bei dem Leuchtzeiger den Effekt verringert.

   
Und schon ist der Kontakt wieder abgebrochen. Ich bin gespannt, wann sich das Skalenseil bei der Prozedur verabschiedet, denn dann wird es lustig, weil die Klemmschraube nur mit äußerster Vorsicht zu entfernen ist.

   
Der Kontakt ist wieder angelötet und hält vorerst, aber wie lange?

Das alles sind wohl die Ursachen gewesen, das solche Radios sehr selten sind, da die Bauteile alle ihren Dienst aufgaben. Und welcher Radiomechaniker hatte schon Lust, an diesen alten Radios, die aufwendige Wellenbereichsanzeige zu reparieren. Das wurde abmontiert und der Wellenschalterknopf bekam Symbole eingeritzt. Fertig war das und das genügte damals. Heute machen wir uns die Mühe und versuchen diese Konstruktion wieder zu beleben.

   
Die Skalenbeleuchtung ist wieder angeschlossen. Der Effekt mit der Hinterleuchtung ist nach der Reinigungsprozedur sehr gut. Ziemlich aufwendig war die Sucherei nach einer passenden Glühlampe für den Skalenzeiger, aber hier wurde mir von Dietmar (Diru) weitergeholfen

   
Trotz einer 4 Volt Glühlampe mit kleinen Glaskolben und hoher Leuchtkraft ist der Effekt an dem Leuchtzeiger sehr spärlich. Das ist mir allerdings schon aufgefallen, als ich den Zeiger gereinigt habe und mit einem Punktstrahler den Zeiger beleuchtet habe. Da war auch nicht wesentlich mehr Leuchtkraft.
Verbessern kann man das also nicht und somit bleibt es so, wie es jetzt ist. Mit dem jetzigen  Ergebnis bin ich zufrieden.
 
Nächster Schritt ist die Montage der Wellenschalter Übertragung auf den Zeiger. Das wird einen knifflige Aufgabe.

   
Zunächst bastele ich mir etwas schwächere Federn für die Sperrklinken am Zeiger, der Sechskantwelle und unten am Excenterantrieb. Wie zu sehen habe ich eine Uhrenfeder dazu verwendet. Federstahl, etwas schwächer als die Originalen und somit etwas mehr Sicherheit, das die Spritzgussteile nicht zerbrechen.

   
Die Feder ist montiert und mit der nächsten Bewegung rastet der Vierkant ein. Noch sind alle Teile ohne Schmiermittel. Das muß Anfangs auch so funktionieren, erst dann wird das alles mit Schmiermittel benetzt.

   
An dem Umlenkhebel ist auch eine dieser Federn. Natürlich habe ich noch einen intakten Hebel, jedoch für die ersten Versuche genügt dieser hier. Auffallend hier Die Vierkant von Sechskantwelle und Zeiger rasten nicht gleichzeitig ein. Ursache, vermutlich weil zu viel Spiel in dem Zahnrad ist.

   
Der Excenterantrieb, eine Spritzgussscheibe. Die rechte Scheibe ist etwas zu groß, somit dient für dieses Radio die linke, die ohne Probleme in die Excenterstange paßt.

   
So sieht die Konstruktion aus. Jedoch funktioniert das nicht so, wie erwartet. Es ist der Eindruck, als wenn die Welle des Wellenschalters etwas mehr verdreht werden müßte. Jedoch ist unten dieser mit seiner Sperrfeder eingerastet und mir schwant schon, was auf mich zu kommt.

   
Mit einer Vierkantscheibe wird die Spritzgussscheibe gesichert. Nur mal so als Anschauung, was das für ein Fummelkram ist.

   
Das Rätsel, der unkoordinierten Übertragung scheint gefunden. Zwar möchte man einfach nur die Madenschrauben lösen und das Zahnrad verdrehen, jedoch rastet es dann sofort wieder in den Schlitzen ein, die auf der Welle sind. Und wie man auch sieht, die Bohrungen für die Madenschrauben sind versetzt, so das das Messingzahnrad Verursacher der Fehlfunktion bei der Übertragung ist. Hoffe ich zumindest und beginne das alles wieder zu zerlegen. Ich habe mir mal die Zeiten notiert, die ich an der Skalenhalterung ,mitsamt Zeiger, Seil, Führungshalter sowie Excenter und Federn und dem ganzen Gedöns bis jetzt verbracht habe: Etwa 7 Stunden sind hier schon investiert und noch ist kein vorzeigbares Ergebnis zu sehen.

   
Nochmal: Beim umschalten des Wellenschalters rasten die Vierkant nicht an den vorgesehenen Stellen ein. Beim Excenter unten ganz extrem.

   
Bei der Sechskantwelle oben nicht ganz so dramatisch, aber es genügt, das der Zeiger alles blockiert und sogar der Drehkondensator nicht mehr reagiert, da das Zahnrad des Zeigers verklemmt ist.
 
Zunächst habe ich die Welle mit dem Zahnrad nochmals versetzt. So  das der Vierkant außen etwas besser zur Feder paßt. Oben allerdings ist es zweckmäßiger, man läßt die Feder weg, dann kann die Sechskantwelle, der kleine Hebel sowie das Zahnrad am Zeiger besser arbeiten. Die Klemmfeder drückt den Zeiger in die entsprechende Stellung und die Anzeige funktioniert, wenn man den Drehknopf im Uhrzeigersinn dreht. Dreht man ihn entgegengesetzt, stimmt ab der dritten Stellung die Zeigerstellung nicht mehr. Der Zeiger mitsamt dem Zahnrad wird nun erst mal geschmiert. Ich hoffe, das sich das dann noch besser aufeinander abstimmt.
Aber das nutzt auch nichts! Die gesamte Übertragung stimmt nach eineinhalb Umdrehungen am Wellenschalter nicht mehr. Je mehr ich mir diese Mimik der Übertragung anschaue, desto mehr tippe ich auf das Zahnrad, bzw. die Stellung auf der Schaltwelle, die ja durch die seitlichen Schlitze, wo die Madenschrauben eingreifen, nicht veränderbar ist. Gut das ich noch den Teileträger habe. Das dortige Zahnrad wird ausgebaut und ich kann nun erstmalig vergleichen, wie diese gebaut sind.

   
Man sieht schon an der Größe und Art der Zähne den Unterschied. Das Original hat 22 Zähne, der Nachbau 20! Damit ist die Ursache geklärt! So kann das niemals funktionieren. Selbst wenn man guten Willens ist und so wie der vorige Mechaniker extra für die eine Madenschraube eine weitere Rille in den Wellenschaft geschliffen hat. Und wenn man das Zahnrad noch so so viel verdreht, ab eineinhalb Umdrehungen ist wieder alles aus der schönen Einheit. Fazit für alle, die auch so ein Radio besitzen, um die Übersetzung und damit die Funktion zu gewährleisten, müßen also alle drei Zahnräder aufeinander abgestimmt sein.

   
   
Die seitlichen Schlitze an der Welle. Hier die vom Teileträger, bei der verbauten ist noch ein weiterer Schlitz. Anfangs habe ich glatt den nachträglichen Schlitz erwischt und bekam prompt Probleme mit einer der Madenschrauben. Dann nochmals alles auseinander und nun paßt das so wie es ursprünglich ab Werk gebaut war.

   
Um ein verkanten des Zahnrads am Zeiger zu verhindern, da es ja reichlich Axialspiel hat, habe ich zwei Kupferringe als Distanzscheiben zugelegt. Auch das kippeln und klemmen ist nun nicht mehr zu spüren.

   
Ein weiteres Indiz, das meine Theorie Recht hat, ist nun oben am kleinen Hebel zu sehen. In jeder Stellung des Wellenschalter ist der Vierkant parallel zu der Druckfeder, die hier noch nicht eingebaut ist.

   
Auch unten am Excenter stimmen die Nocken mit der Feder überein. Ich bin erleichtert, das der Zeigerantrieb mit Verstellung nun funktioniert und werde das ganze mit den neuen schwächeren Federn versehen. Was allerdings wichtig ist, es muß alles gut geschmiert werden. Auch ein Tropfen Öl half schon bei dem Zeiger in seinem unteren Sitz. Das Zahnrad unten am Wellenschalter bekommt zusätzlich etwas Fett, damit dort so weinig wie möglich das Material durch Widerstand bei Reibbewegung beansprucht wird .
 
Um nun jeden, der so ein Radio besitzt, zu zeigen und zu beschreiben, wie man evtl. Zahnräder vom Wellenschalter austauscht, der sollte sich die nächsten Fotos anschauen.

   
Aus dem Teileträger habe ich versucht, die verbliebenen Zahnräder, auszubauen. Dazu muß zunächst die Sperrfeder vom Oszilatorteil des Wellenschalters entfernt werden. Und der Klemmrahmen, der die beiden Achsen des Wellenschalters führt.

   
An dem einen Wellenschalter ist die Welle innen durchgeführt. Diese Schaltwelle kann man nun etwas zur Seite drücken, aber vorsicht mit den Kontakten. Dann wird so eben etwas Platz frei, den Vierkantlagerblock zu entfernen. Jetzt muß das Zahnrad vom rechten Schalterteil entfernt werden.

   
Ist das andere Zahnrad, wie hier zu sehen, auf der Welle fest, muß man die gesamte Welle aus dem Schaltknebel ziehen. Bei dieser Arbeit fällt auf, das die Lagerung des rechten Schalters sehr stramm sitzt. Dort sollte man darauf achten, das alles gut geschmiert wird.
Bei einem Radio, z.B. dem 4W6 würde es wohl genügen , wenn man als Ersatz drei Zahnräder aus einem Nachfertigungs Programm  von Maedler verwendet. Ob Zahnräder mit weniger Zähnen auch geeignet sind, die komplizierte Wellenbereichsanzeige zu betätigen, bezweifele ich.
 
Ich weiß, das ganze liest sich jetzt, wie ein alter Schlager, wo man den Nippel durch die Lasche ziehen mußte. Aber wenn man vor solch einem Problem sitzt, dann grübelt man stundenlang und selbst wenn man nicht an dem Radio arbeitet, ist man in Gedanken bei der Mechanischen Übertragung der Wellenanzeige. So versucht man die mechanischen Macken zu beschreiben und letztendlich nähert man sich wirklich dem Text von diesem Schlager.
Im nächsten Teil geht es dann um das Gehäuse und den Zusammenbau des Radios.

Ich versuche das so angenehm wie möglich zu gestalten und gebe keine Gewähr, das es wieder sehr lang wird.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#26
Hallo, Detlef,
Hast Du auch die Rückseite der Skala mit Polirwasser behandelt. Ätzt diese nicht d u e Beschriftung?
Und, Mensch, was Du mit der Mechanik machst ist einfach...unmenschlich Respekt!!!
Gruß,
Ivan
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#27
Hallo Detlef, ich bin überwältigt bei so viel Fachkönnen.
Vielen Dank für diesen spannenden und gut illustrierten Bericht. Thumbs_up

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#28
Über die fachliche Bewunderung bin ich schon lange hinaus - man hat sich fast schon daran gewöhnt, mit wieviel Liebe zum Detail Du an Deine Radios heran gehst.
Jetzt überwältigt vor allem Deine Engelsgeduld! In 7h muß doch jedem mal der Faden reißen und wenn dann ein Hammer in Reichweite liegt... Wink
Gruß,
Uli
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#29
(14.09.2017, 21:32)Radionar schrieb: Vielen Dank für das Interesse an dem Bericht, der sich ja nun schon wieder in Überlänge befindet. Ich hoffe es ist nicht zu mühserlig, das zu lesen und zu verfolgen, wie ich diesem Radio wieder Leben einhauche.
(...)

Trotz einer 4 Volt Glühlampe mit kleinen Glaskolben und hoher Leuchtkraft ist der Effekt an dem Leuchtzeiger sehr spärlich.
(...)

Man sieht schon an der Größe und Art der Zähne den Unterschied. Das Original hat 22 Zähne, der Nachbau 20! Damit ist die Ursache geklärt! So kann das niemals funktionieren. ....Fazit für alle, die auch so ein Radio besitzen, um die Übersetzung und damit die Funktion zu gewährleisten, müßen also alle drei Zahnräder aufeinander abgestimmt sein.
(...)
Bei einem Radio, z.B. dem 4W6 würde es wohl genügen , wenn man als Ersatz drei Zahnräder aus einem Nachfertigungs Programm  von Maedler verwendet. Ob Zahnräder mit weniger Zähnen auch geeignet sind, die komplizierte Wellenbereichsanzeige zu betätigen, bezweifele ich.
 
(...)
Ich versuche das so angenehm wie möglich zu gestalten und gebe keine Gewähr, das es wieder sehr lang wird.


Hallo Detlef.

Keine Sorge, der Bericht MUSS so lang sein. Kürzer könnte man die Funktionsweise und technische Herausforderung gar nicht fassen, ohne dass der Bericht zur oberflächlichen Unterhaltung mutieren würde. So aber hat der Leser eine genaue Vorstellung des Problems und mit Deinen beschriebenen Lösungen zugleich eine Vorstellung, was ihn bei einer originalgetreuen Reparatur eines solchen Geräts erwarten würde.

Bei meinem Gerät waren trotz trockener Lagerung und Erhalt aus Ersatzhand bereits in den 70ern alle (!) Zinkgussteile zerbröselt, d.h. eine Herstellung des Zeigerdrehmechanismus' wäre illusorisch.
Damals (!) behalf ich mir, um wenigstens die Wellenbereichsumschaltung wieder herzustellen, mit  -sic-  Plastikzahnrädern aus dem LEGO Spielwarenprogramm, die innen auf Achsdurchmesser geweitet wurden und mit Zweikomponentenkleber auf die Achsen geklebt wurden. Da alle die gleiche Zahnzahl hatten, funktionierte das ganz gut. Das Gerät steht aber seit nunmehr über 30 Jahren unbenutzt, d.h. dort wäre auch wieder eine elektronische Revison erforderlich.

Zum Skalenzeiger: ja, der wird nur schwächlich beleuchtet. Das Plastik leitet das Licht nicht so gut, wie man meinen möchte.

Insgesamt meine ich zum Gerätetyp: ein schönes Zeitzeugnis, aber leider sind die Blaupunktingenieure hier übers Ziel hinausgeschossen: der Aufwand war einfach zu hoch und mit Zinkgussteilen zwar kosteneffizient, aber letztlich technisch ungenügend umgesetzt.


Gruß
k.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#30
Hallo Detlef,

tolle Arbeit und erst Recht tolles Ergebnis. Da ist wieder ein Radio gerettet und doch leider nicht ganz gerettet. Dieser Spritzguß hat schon lange bei den Radios Probleme verursacht. Ich erhielt das identische Gerät damals noch in meiner Oberharz-Zeit. Das war Mitte 80. Die Problematik mit diesem Spritzguß kannte ich da schon. Bei den Blaupunkt-Radios hatte man sich damals geholfen, wenn der Wellenschalter zerstört war, diesen auf "nur Mittelwelle" einzustellen. Ich hatte damals schon Blaupunkt-Radios, da waren die Kontakthalterungen so zerbröselt, dass man die Kontakte auf Mittelwelle zusammen gelötet hatte.

Bei diesem Gerät hier hatte ich den Glaszeiger auf Mittelwellen-Stellung gedreht und den Schlitten einigermaßen mit 2K-kleber haltbar gemacht.

Naja, das Radio ist lange nicht mehr in meiner Sammlung. Ich hatte des damals weiter gegeben.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#31
Vielen Dank für das Interesse. Ich hätte nicht erwartet, das so ein Modell soviel Aufmerksamkeit findet.
@ Ivan  Die Skalenscheibe wird nur behutsam auf der vorderen Seite gereinigt. An der Rückseite traue ich mich nicht, mit irgendwelchen Reinigern zu hantieren.
@ Ulli Der Hammer lag zwar in der Nähe, aber wie es so schön heißt “ in der Ruhe liegt die Kraft“
@ Klaus Der Zeiger profitiert seine Leuchtkraft auch aus der Skalenbeleuchtung, irgendwie gelingt Licht in den Zeiger aus den durchleuchteten Sendernamen. Somit wirkt es etwas , aber nur etwas.
@ Andreas Das Radio stand sehr lange in meinem Lager und fristete ein Dasein zwischen der Entscheidung Schrott oder herrichten. Nun ist es ein Hingucker im Radioraum

Dann möchte ich mit dem heutigen Teil den Bericht abschließen. Hier geht es diesmal um das Gehäuse und natürlich den Zusammenbau des Radio.

   
Das die Oberfläche des Gehäuses sehr übel aussah und dort Schleifspuren zu sehen sind, hatte ich ja schon Anfangs beschrieben.

   
Hinzu kamen Wasserflecken und Stockflecken. Um ganz Ehrlich zu sein, das Radio sah erbärmlich aus und wenn man die Prospektseiten sieht, kann man gar nicht glauben, das solche Radios seinerzeit ein Hingucker im Wohnzimmer waren. Hier hilft nur die ganze Fleckige Beschichtung zu entfernen.

   
Wie man den alten Lack entfernt muß ich ja nicht mehr beschreiben. Nun kann man aber auch erkennen, das einige Furnierstellen abgelöst sind. Diese werden nun geleimt, wie hier, mit Schraubzwingen wird es angepreßt.

   
Die umlaufenden Kanten möchte ich dunkler beizen. Dazu muß auch die Stärke dieser Banderole berücksichtigt werden und im Bereich des Skalenausschnitts seitlich gebeizt werden. Um ein verlaufen zu verhindern klebe ich ab und versiegele die anderen Furnierbereiche mit Streichschellack.

   
So sieht das aus, dieser Bereich kann nun dunkel gebeizt werden.

   
Die Optik ist wieder hergestellt, die umlaufenden Blenden heben sich wieder stark hervor.

   
Das ganze wird an den Kanten mit Korrekturstift nachgezeichnet und der Verlauf der Blende an dem Skalenausschnitt auch gezeichnet.

   
Nun sind diese Bereiche wieder schön anzuschauen. Aber es gibt noch einige Wasserflecken im Furnier. Diese können mit heller Beize und Wischtechnik etwas kaschiert werden.

   
Das Gehäuse nimmt langsam die Farbgebung an, wie ich es mir vorgestellt habe.

   
Selbst die Wasserflecken sind nicht mehr so stark zu sehen.

   
Weitere Arbeiten sind die Oberflächen neben den dunklen Bändern mit Stahlwolle und der Wischtechnik mit Beize auf einheitliche Farbe zu bringen.

   
Das ganze bekommt Streichschellack für den Grund und danach Bimsmehl wie gehabt.

   
Die Farbanpassung hat sich gelohnt. Auch kommt das Furnier schön lebhaft zur Geltung
   

   
Nun muß das ganze mit feinster Stahlwolle geschliffen werden. Als nächstes beginnt das aufwendige Polieren mit Bimsmehl

   
Das Bimsmehl wird mit den Fingern in die Poren gerieben.
   

   
Überschüssiges Bimsmehl entfernen. Lieber öfter sehr wenig auftragen, als zuviel und sandige Stellen bekommen.

   
Danach beginnt das aufwendige Polieren. Aufwendig deshalb, weil an diesem Radio sehr viele Kanten sind. Diese machen enorm Arbeit. Immer wieder mit Stahlwolle schleifen dann wieder Polieren und Obacht, nicht zuviel Schellack, sonst bekommt man wellige Stellen!

   
Das Ergebnis sieht schon sehr schön aus. Natürlich kann man Stoßdellen und derbe Kratzer aus der ungünstigen Lagerung des Radios vom Dachboden, nicht spurlos beseitigen. Die eine oder andere Macke ist noch zu sehen.

   
Nun möchte ich aber noch erwähnen, das die gesamte Aufarbeitung des Radios sich sehr lange hinzog. Das Gehäuse bearbeitete ich im warmen September letzten Jahres. Vorteil, nach so langer Standzeit hat man gute Möglichkeiten, einige Stellen noch nachträglich zu verfeinern. So lassen sich die dunklen Bänder noch mehr aufpolieren, ebenso die Stellen um den Skalenausschnitt. Evtl. wird die gesamte Oberfläche noch einmal nachpoliert, wobei alles noch einmal mit Stahlwolle geschliffen wird. Aber zunächst wird nur mit dem Polierballen gearbeitet, denn übertreiben muß man es nicht. Nach einer Standzeit von etwa 11 Monaten bekommt das Gehäuse nur noch feine Polierarbeiten. So sollte es jetzt wirklich genügen.
 
Was jetzt folgt ist der Zusammenbau, dazu werden neuer Schallwandstoff benötigt. Die Skalenscheibe muß geputzt werden. Der Lautsprecher muß aufgearbeitet werden. Sowie viel Kleinkram , wie Gummilager etc. die angefertigt werden oder beschafft werden.

   
Dieser Lautsprecherstoff hat es hinter sich. Verfärbt , verschmutzt und aus meiner Erfahrung läßt sich der Blaupunktstoff nicht reinigen, weil er zerfällt.

   
Diesen Lautsprecherstoff habe ich noch. Er ähnelt dem Siemens Schatullenstoff.

   
Unter das Chassis gehört eine Abschirmung. Das Originalteil ist nicht mehr zu verwenden. Ich bastele mir eine Neue Abdeckung aus Pappe und beklebe sie mit Alutapete.

   
Fertig beklebt und gestanzt, dort wo die Chassis Schrauben mit ihren Gummilagern sitzen

   
Der Lautsprecher wurde aufgearbeitet. Schließlich soll das Radio auch von innen wieder schön aussehen. Die Abschirmung ist auch schon eingebaut.

   
So sieht es nun von vorn aus. Der Stoff macht sich gut in dem Radio.

   
Die verschmutzte Skalenscheibe ist grob gereinigt und bereits eingepaßt. Letzte Reinigung im Gehäuse, so kann man besser sehen, wo noch Restschmutz sitzt. Der zierliche Blaupunkt Schriftzug ist noch sehr gut erhalten und verleiht dem ganzen Eleganz.

   
Es nähert sich das Ende der Blaupunkt Geschichte. Wenn ich das Chassis neben dem Gehäuse sehe, naja, etwas Ähnlichkeit mit dem Chassis aus dem Prospekt ist ja zu sehen, aber so wie das ursprünglich mal aussah, wird man das nie wieder herrichten können.

   
Das Chassis wird probeweise in das Gehäuse gestellt. Ich muß noch eine Verlängerung für das Lautstärkepoti anfertigen. Dazu benötige ich die ungefähre Länge der Achse. Außerdem benötige ich für die Auswahl der seitlichen Knöpfe die Längen, da ich die Originalen mit anderen Knöpfen vertauscht habe.

   
Die Siegel auf den ZF Bechern und auf der Rückseite, werden angebracht, sobald alles im Gehäuse eingebaut ist und auch zufriedenstellend funktioniert.

   
Das Chassis stößt auf der rechten Seite an das Gehäuse. Ursache, das Schwungradgewicht habe ich verkehrt auf gesteckt.

   
Aber einen ersten Eindruck habe ich , wie das aussieht, wenn es mit dem Einbau auch nicht geklappt hat.

   
Das Chassis wird wieder aus dem Gehäuse gezogen und es geht weiter mit der Komplettierung. Da ist zum einen die Abdeckung über den Vorkreisspulen und die Befestigungsschrauben an der Abdeckung der Oszillatorspulen.

   
Und natürlich das Schwungradgewicht das muß genau andersrum auf die Welle gesteckt werden.

   
Der Halter für das Poti ist verbogen, so das die Welle mitsamt der Büchse an die Bohrung des Gehäuses kommt und verkantet.

   
Außerdem ist die Welle zu kurz. Sie muß 5-7mm länger sein.

   
Die Welle ist gegen eine längere ausgetauscht. Soweit paßt es also auf der linken Seite. Rechts muß ich das Schwungrad noch ein wenig weiter zurückschieben, zu dumm, das ich mir das Abstandsmaß nicht notiert habe.

   
Die Wellen vom Poti und dem Drehko stehen nun gleich lang aus dem Gehäuse.

   
Die Knöpfe werden nun nach der Reinigung montiert. Mit der Rosette am Wellenschalter gibt es Probleme. Das Chassis sitzt etwas tiefer auf dieser Seite, also muß es abermals ausgebaut werden.

   
Auf der Seite wo der Klangregler sitzt, paßt alles sehr gut. Und die Rosette muß schon sein, der Ordnung halber.

   
Nun ist das Chassis endlich im Gehäuse und das Radio funktioniert auch, leider muckt der Drehko ab und zu, aber ich lasse das zunächst. Zeit genug , um den anderen Drehko mit dem defekten Kreiselantrieb zu überarbeiten habe ich ja.

   
 Im Kreise seiner Blaupunkt Kollegen findet er einen würdigen Platz.

   
Schön geworden ist er wieder, der Blaupunkt 4W65 und mit der Abbildung aus dem Prospekt kann er sich durchaus messen. Eine Rückwand habe ich noch immer nicht gefunden, so das ich zunächst eine einfache Abdeckung anbringe, damit es innen nicht zustaubt.


Nun ist der letzte Teil dieser Blaupunkt Geschichte besonders lang geworden. Ich muß mich bedanken, für die Geduld, denn der Seitenaufbau erfordert ja etwas Zeit. Bedanken möchte ich mich bei Dietmar ( Diru), der mir mit dem Lautstärkeregler und dem Hinweis zu dem Schaltplanfehler weiterhalf und bei allen Lesern und Interessierten für ihr bis jetzt ausgesprochenes Lob zu der Reparatur dieses Blaupunkt Radios.

Bis zum nächsten Blaupunkt ( oder einem anderen Modell )
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#32
Eine tolle Arbeit und ein echter Hingucker  Smiley14 die frühen Blaupunkt-Radios gefallen mir  Cool
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Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet...Dirk
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#33
Hallo Detlef,
den hast Du ja wieder toll hinbekommen und Dein Reparaturbericht,
einfach nur spannend wie ein Krimi...
Viele Grüße,
Rolf
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#34
Danke, Detlef,
Vorbildlich, wie immer! Das ist nicht Radio, es ist auch ein wunderschönes Möbelstück geworden. So was bereitet Freude für die Augen.
Gruß,
Ivan
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#35
Super Ergebnis und toll beschriebenes Projekt! Das Gerät ist jetzt wirklich ein Hingucker.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#36
Hallo Freunde
@Detlef, deine Reparaturen/Restaurierungen sind ja immer eine Augenweide. Beim Durchlesen merkt man immer welches Herzblut du dort reinsteckst und man kann Schritt für Schritt nachvollziehen wie dem Patient wieder Leben eingehaucht wird. Auch welche Möglichkeiten bei defekten Teilen drinn sind. Hier wird manchmal aus Nix... was besonderes gebastelt. Vielen Dank fürs Aufzeigen der Möglichkeiten bei besonderen Reparaturen.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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