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Tefifon KC4 Systemumrüstung
#1
Hallo Tefi-Freunde,
nachdem, wie berichtet, mein KC4 alles andere als zufriedenstellendd spielt, wagte ich nun doch den Versuch ein neues Tonabnehmersystem zu implantieren.
Zur Erinnerung: so sieht der originale Tonabnehmer aus. Er ist fest in der Halterung verbaut, ein Wechseln ist nicht vorgesehen.

   


So wurde der gesamte Halter ausgebaut und vermessen um einen Anhaltspunkt dafür zu bekommen wo die Nadelspitze des neuen Systems liegen muss.

   
   


Anschließend wurde das komplette System mit dem Dremel aus dem Halter gefräst.


   


Für das neue System fiel die Wahl auf das schon bewährte und bereits mehrfach eingesetzte Ion iCt 04

   
   



Da der zur Verügung stehende Platz extrem knapp bemessen ist muss der Nadeleinschub des ION so weit wie möglich reduziert werden. Zum Glück ist das recht problemlos möglich.

Auch die Anschlußstifte müssen etwas gekürzt werden.          

Bis hierher ist alles ziemlich einfach, aber jetzt beginnt eine üble Fummelei. Das System muss nun auf wenige Zehntel Millimeter genau in den ausgefrästen Halter geklebt werden.
Die zuvor gezeichnete Schablone ist dabei nur ein ganz grober Anhaltspunkt.

Das Problem ist, dass gleich mehrere Faktoren unter einen Hut gebracht werden müssen.

Der vertikale und horizontale Spurwinkel muss einigermaßen stimmen, das System selbst und der Nadeleinschub dürfen das Band nicht berühren und schließlich muss auch noch der Abstand der Metallplatte zum Magneten den richtigen Abstand haben.
Beim KC4 wird die Auflagekraft ja magnetisch eingestellt und bekanntlich ändert sich die Kraft im Quadrat zum Abstand.
Eigentlich idiotisch was Tefi da konstruiert hat und sicher auch der Grund warum das System fester Bestandteil des Halters ist.
Anders wäre ein so präzises Positionieren der Nadel nicht möglich gewesen.

   


Nun muss man also das System in dem ausgefrästen Halter in die richtige Position fummeln und bei jeder Änderung prüfen
ob der Abstand Metallplatte zu Magnet stimmt, die Spurwinkel korrekt sind , die Einlaufrille des Bandes getroffen wird
und ob das system in der "Aus" Position nirgends anstößt.

Mit normalem Kleber dürfte das kaum zu machen sein, da ja ständig korrigiert werden muss.
Ich hab Klebewachs benutzt das immer wieder durch leichtes Erwärmen plastisch gemacht werden kann.
Der ganze Vorgang hat bestimmt 2h gedauert bis das endlich gepaasst hat.

Wie man auf dem Bild sieht ist der Freiraum des Systems zum Band wirklich nur minimal, aber es reicht grade so eben.

Jedenfalls  funktioniert jetzt alles, auch wenn im direkten Hörvergleich das KC1 mit dem gleichen System
die Nase vorn hat. Raschelgeräusche des Bandes und Rumpeln werden beim KC4 stärker auf das System übertragenals beim KC1.
Vermutlich liegt das an der insgesamt weniger schweren, massiven Konstruktion des KC4.

   


Trotzdem macht das KC44 jetzt eine ganz gute Figur, hübsch ist es ohne Zweifel.
Als Entzerrer dient eine Philips Reguletta die gleichzeitig noch die Möglichkeit bietet Höhen und Tiefen einzustellen.

   

Ach ja, die Bilder sind allesamt Handyfotos. Erstaunlich wie gut die integrierten Kameras geworden sind. Wenn das so weitergeht wird die Spiegelreflex bald entbehrlich.

Gruß,
Achim
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#2
Hallo Achim!

Ich habe hier ein KC-1, bei dem der Tonabnehmer dahinbröselt.
Nun frage ich einfach mal dreist, da ich mich mit Tonabnehmern überhaupt nicht auskenne, ob du mir eventuell verraten könntest, wie das genau funktioniert?
Wie ist das Ende der Nadel mit dem Kristalltonabnehmer verbunden und dann mit dem Rest?

Ich habe gelesen, dass man wohl das verottete piezoelektriksche Keramikband austauschen kann,
kenne mich aber, wie gesagt, nicht aus um zu wissen, wo was angelötet werden muss.
Und da schon alles verottet ist, kann ich nicht nachvollziehen, was wohin muss.

Vielen herzlichen Dank

Gruß Daniel
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#3
Prima gemacht Achim!
Ich habe da noch ein Holiday Gerät bei dem das System nicht mehr gut klingt. Eventuell ist das dafür auch die Lösung!
Gruß aus Bremen

Enno
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#4
Danke Enno..... Smiley21

Hallo Daniel,
beim KC1 ist der Tausch des Abnehmers viel einfacher als beim KC4 oder dem Holiday. Welcher Tonabnehmer ist in deinem Gerät denn verbaut? Da du von einem Keramikband sprichst vermute ich es ist das TC15 .
Im original wurden da Kristallstreifen des Seignettesalzes verwendet. Die sind hygroskopisch und zersetzen sich im Laufe der Zeit.
In den 60ern wurde das Seignettesalz dann von Bariumtitanat abgelöst das diese negativen Eigenschaften nicht hat.
Bariumtitanat wird zu den piezoelektrischen Keramiken gezählt und ist ziemlich robust auch über Jahrzehnte.

Es gibt aber dabei ein Problem. Man kann ein Kristallplättchen aus Signettesalz leider nicht gegen eines aus Bariumtitanat austauschen, auch wenn es mechanisch relativ problemlos möglich wäre.
Der Grund liegt darin dass Bariumtitanat eine andere mechanische Auslenkung des Plättchens braucht als es bei Seignette der Fall ist. Tut man es trotzdem ,so kommt zwar irgendwie ein Ton raus, es klingt aber grauenhaft und das Signal ist viel zu gering. Alle bisher unternommen Anstrengungen in dieser Hinsicht sind im wesentlichen gescheitert.

Von daher würde ich dir raten das System komplett zu tauschen. Entweder gegen eines das noch in China produziert wird und fast nix kostet, aber mechanisch relativ aufwändige Anpassungen erfordert, oder du tauscht gegen ein Schumann-Merula SK451. Das ist auch ein Seignettesystem, hat aber heute noch eine etwa 50%ige Überlebensrate und ist gebraucht noch zu bekommen. Nadeln dazu gibt es noch aus aktueller Produktion.

Hier noch ein Link zu weiteren, möglichen Umbauten:
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic....C1#p195194
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic....C1#p203790

Gruß,
Achim
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#5
(18.01.2018, 11:32)achim schrieb: Hallo Daniel,
[...]
Gruß,
Achim

Hallo Achim,

vielen Dank für deine schnele Antwort!
Ja, habe tatsächlich den TC15. Musste auch erst googlen, um das rauszufinden.

Ein paar Leute scheinen einfach Piezo Buzzer zu nutzen, ist das nicht möglich oder wäre das machbar, bringt aber die besagte schlechte Tonqualität mit sich?
Natürlich wäre eine einfache Lösung wie nur das verrottete Teil gegen ein anderes auszutaucshen sehr verlockend,
ich scheue aber auch nicht andere Modifikationen, wenn es sein muss, damit das gute Stück wieder läuft.

Ich habe ein paar Piezeo buzzer bestellt, um mal rumzuprobieren. Das Schumann-Merula SK451 ist aber auch noch günstig zu bekommen, wie ich gesehen habe.
Das wiederum erfordert aber wohl größere Umbauten, oder liege ich da falsch?

Wie genau ist denn die nadel mit dem Rest verbunden? Wie muss ich mir das vorstellen?
Gehen von der Nadel am Ende zwei Leitungen zu je einer Seite des Streifens und das dann zum Audio Ausgang?

Entschuldige mein Unwissen, aber davon habe ich keine Ahnung, wie genau das ganze verkabelt ist.
Also sprich, wie der Weg von der Nadel zum Lautsprecherausgang ist. Das zu verstehen, würde mir schon ein gutes Stück weiterhelfen.

Gruß und vielen Dank
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#6
Hi Daniel,
bevor ich dich lange mit Worten langweile schau dir mal die beiden Links an. Das meiste kannst du überfliegen, auf ein paar Bildern wird aber das Prinzip deutlich wie piezoelektrische Tonabnehmer aufgebaut sind.

http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=6198
http://radio-bastler.de/forum/showthread...onabnehmer

Im Prinzip ist die Nadel einach mit den Plättschen mechanisch gekoppelt und überträgt die Schwingungen die durch die Rille verursacht werden auf die Plättchen. Die Plättchen sind hinten relativ fest verankert und werden dadurch von der Nadel minimal verbogen oder torquiert. Hierdurch werden auf den Aussenseiten der Plättchen Ladungen verschoben die über dünne Drähte abgeleitet und in den Eingang des Verstärkers gelangen.

Leider ist die Sache in Wirklichkeit viel viel komplizierter.
Einer der Punkte ist die Nadelnachgiebigkeit. Die Nadel wird von den Flanken der Rille des Schallbandes ausgelenkt.  Wenn sie fest mit dem Plättchen verbunden ist dann ist die Nadel quasi starr gelagert und es würden extreme Kräfte auf die weiche Rillenflanke ausgeübt was sie unweigerlich beschädigen würde.
Deshalb sind bei jedem Tonabnehmer Dämpfungs- und Schwingungselemente aus Schaumstoff oder Gummi integriert die die Kräfte auf ein gesundes Maß verringern. Das alles muss genau aufeinander abgestimmt sein, ansonsten wird das nix.
Aus einem Buzzer mit der Diamantscheibe was rausschneiden. die Nadel ankleben, anlöten oder anschweissen, zwei Drähte dran  - das ist schnell erledigt. Aber ein Ersatz für einen Tonabnehmer ist das nicht. Von der Zerstörung der Bänder ganz zu schweigen.
Das TC15 war auch ein sehr primitives System das ich eh nicht verwenden würde, selbst wenn es noch funktionieren würde.

Guck mal in diesen Link. da wurde so ein 2,5 Euro system transplantiert das gar nicht mal schlecht ist. Hab solche auch schon in mehreren Geräten verbaut.

https://www.youtube.com/watch?v=YWI4RwSt-BU

Wenn du Freude an dem Tefifon haben willst, dann mach das richtig und bau einen vernünftigen Abnehmer ein. Gut restaurierte Tefifone mit sauberen Bändern und einem guten Abnehmer klingen erstaunlich gut und machen sehr viel Freude - mir jedenfalls.....

Ach ja, je nachdem welche Wippe bei dir eingebaut ist, passt das Schumann ohe Modifikation direkt in das Tefifon. Sollte bei dir ein Quersteg eingenaut sein, dann müsste man den raustrennen, was aber problemlos geht.  Vielleicht kannst du mal ein Foto einstellen.

Gruß,
Achim
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#7
Mahlzeit Achim,

wow, vielen herzlichen Dank für die Ausführliche Hilfe!
In vielen anderen Foren kann man froh sein, überhaupt eine Antwort zu bekommen und hier gibt es sogar wirklich Hilfreiches.

Ich habe noch ein zweites, sehr ramponiertes Tefifon hier, bei dem ich dasselbe Problem habe.
Da könnte ich ein wenig testen, um festzustellen, welche Modifikation wie gut ist.

Habe ich das richtig verstanden, dass man die Nadel/Tonabnehmer Päckchen von normalen Schallplattenspielern so verwenden kann und somit das Plättchen und die Aufhängung dessen übergeht, also vom Schallplattennadelmodul direkt Audioausgang hätte?
So wie ich es verstanden habe, ist hier alles schon integriert.

Könntest du eines empfehlen oder wäre hier das von dir vorher genannte Schumann-Merula SK451 schon eine gute Wahl?
Zum testen würde ich gerne ein billigeres verwenden, falls man mal einen Fehler macht, damit nicht gleich das "gute" dran glauben muss.

Muss ich hier noch auf etwas achten oder geht im Grunde jedes Nadel-Tonabnehmer System von Plattenspielern?

Vielen Dank dir für deine Zeit und Hilfe, ich weiss das wirklich zu schätzen!

Gruß Daniel
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