Hallo Radiofreunde
Ja , der gute Minerva 406W. Was ist aus ihm geworden…
Hier nun die abschließende Story zu dem Fundstück aus Thüringen.
Nicht nur bei Andreas stand das Radio lange Zeit, bevor er dem guten Stück wieder das laufen beibrachte. Zwar haperte es noch in der Empfangsqualität, es war alles sehr gedämpft zu empfangen. Andreas hatte das Radio 2018 mir übergeben und mich auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Nun sind wieder 2 Jahre vergangen, wo das Radio auf seinen großen Auftritt wartete.
Im Januar habe ich mich dann entschlossen, die vielen Dauerbaustellen abzuarbeiten. Da war zwar ein Blaupunkt 4W55 im Holzgehäuse zu erst an der Reihe, aber der Minerva stand auch schon auf dem zweiten Arbeitsplatz, so das ich hin und wieder das Chassis inspizierte.
Eindrucksvolle Konstruktion. Ich will wissen, warum der Minerva laut Angabe von Andreas so einen murksigen Empfang hat.
Das Gehäuse war schön gemacht von Andreas. Leider hatte es eine Schramme oben auf dem Gehäuse, die mir noch etwas Sorgen macht. Auch der leider nur noch sehr schwach zu sehende Minerva Schriftzug macht mir Sorgen. Wie könnte man das wieder herrichten. Zu dem Schriftzug werde ich mich mal mit meinen Modellbaufreunden von meinem Verein unterhalten. Dort sind findige Leute, die Folien bedrucken , für ihre Modellflugzeuge.
Die Grundsätzliche Reparatur war ja von Andreas durchgeführt. Was ist der Grund für den schwächelnden Super. Somit beginnt bei dem Minerva der Feinschliff. Bei meinem ersten Test stellte ich fest, der Minerva gibt überhaupt keinen Ton von sich. Grund war ein lockerer 50Kohm Widerstand. Nachdem dieser wieder angelötet wurde, kam schon mal ein erster Ton aus dem Lautsprecher. Aber in wirklich sehr magerer Qualität.
Ich muß also hier mit Plan durchgehen und als erstes überprüfe ich die vorgefunden Röhren. Bei der EBF11 und der ECH 11 sind die Werte zwar in noch brauchbaren Bereich, aber um sicher zu gehen, kommen Neuwertige Röhren in das Radio.
Durch besser Röhren ersetzt, die EBF11 und ECH11
Der nächste Test zeigte, das es schon eine geringe Besserung gab. Fehler bei den Röhren sind somit ausgeschlossen. Die ZF Becher waren noch nicht befestigt. Ich merkte bei dem nächsten Test, das hier eine weitere Ursache des mangelhaften Empfang zu suchen ist. Also müßen diese Becher festgeschraubt werden. Eine fummelige Sache, da man äußerst schlecht die Muttern ansetzen kann. Irgendwie klappte es und beim nächsten Test machte sich die feste Verbindung der Becher mit dem Chassis schon bemerkbar. Stück für Stück wurde der Empfang besser. Jedoch muß ich immer noch feststellen, das mein Signal vom Abgleichsender auf Maximum gestellt nur mäßig laut zu hören war. Aber immerhin!
Drei solcher Becher sind auf dem Chassis. Von unten betrachtet sind die Muttern zwar schön zu sehen, jedoch sehr schwer zu montieren. Beim nächsten Test wurde alles mit einem Schraubenzieher angetippt, da ich schon bei stärkeren Berührungen am Chassis merkte, da stimmt etwas nicht, da es krachte und knisterte.
Zwei Pins, zwei Möglichkeiten. Am Vorkreisfilter wurde ich fündig. Ein Kabel war am falschen Pin angelötet, es saß am linken Pin und zudem auch lose. Ich hatte die Anschlüsse mit dem Schaltplan verglichen und nachdem das behoben war , erkannte man den Minerva nicht wieder. Knackig laut, enorme Trennschärfe im Vergleich zum vorherigen Zustand, aber immer noch irgendwie gebremst. Also weiter suchen!
Andreas hat beim Abgleich alles Richtig gemacht. Schaltungsfehler können passieren und wer hat noch nicht einen Bock in sein frisch repariertes Radio gebaut. Trotzdem habe ich nun einen schärferen Blick auf die Verdrahtung geworfen. Und werde wieder fündig bei einem kleinen Kondensator, wo der Draht abgebrochen ist. Das schöne jetzt, da der Minerva ja spielt, muß man nun nur noch dafür Sorgen, das die Qualität noch weiter zu steigern ist. Aber hier bei dem Kondensator lag es nicht. Man konnte schon sagen, ob der dort sitzt oder nicht, er hat keinerlei Einfluß auf den gebremsten Empfang.
Aber hier gab es noch mehr zu kontrollieren und zu ändern. Die Widerstände werde nun penibel geprüft. Alles was nicht mehr in der Toleranz ist wird ersetzt.
Hier kam ich ins grübeln. An der EBF 11 sind diese Teile zu sehen. Der 2nF Kondensator, der zwischen den beiden 0,5 Mohm Widerständen an Masse gehen soll (d1 Kopplung BF II und BF I ) geht an die Katode der EBF11 Außerdem ist der Wert zu hoch. Das wird geändert auf die Originalschaltung. So etwas passiert, das ist nicht weiter schlimm und auch dieser kleine Fehler hatte keinen Einfluß auf das Problem.
Aber da war noch mehr. Ein 47nF der von der Katode an Masse geht war zwischen zwei 0,5 Mohm Widerstände geklemmt. Ein 5nF fehlte zwischen einem 0,5 und 0,3 Mohm Widerstand, die an d1 der EBF11 führen. Auch das wurde behoben. Wieder etwas besser , diesmal überlegte ich, kann man das so lassen?
Ab hier wird es unübersichtlich. Ich muß zugeben, das ich mich dabei ertappte, diesen Schaltungsfehler genauso wieder einzubauen, wie ich ihn vorgefunden hatte. Was war hier gemacht worden. Einige Widerstände entsprechen nicht dem Schaltungsverlauf. Auch Kondensatoren sind hier dadurch ohne Funktion. Diese Schaltung hat Einfluß auf die ZF und somit die Qualität. Der vorgefundene 50nF Tropenfeste Kondensator war mit seinem Beinchen das an Masse gehört, abgebrochen. Das war einer der Verursacher der Knackgeräusche. Gesehen hat man das nicht, erst als ich diese ganze Konstruktion der Schaltung neu angelötet habe fiel mir das auf. Meine Vorgehensweise hier ist eigentlich unkonventionell! Ich entfernte die gesamte Schaltung in dem Bereich zwischen gitter und Anode 2 der ECH11. Das Radio wurde eingeschaltet und die fehlenden Teile nach und nach eingelötet. Und wieder tappte ich in die Falle! Es ist mir also 2 x passiert und Andreas ist es auch unbewußt passiert. Schuld an dem ganzen ist die Anordnung der Lötpunkte im Bereich der ZF Sperre. Ich löste alles wieder und das ganze nochmal. Bereits nach den ersten beiden Widerständen ( 7Kohm und 1,5Kohm und dem richtigen Anschluß des 30Nf Kondensators war der Spuk vorbei. Der Kondensator war nicht mit Masse sondern mit dem 150 Kohm gekoppelt. Übrig blieben ein überflüssiger 30 Kohm , der ursprünglich noch mit dem 7 Kohm parallel geschaltet war. Vermutlich war dieser Widerstand füher auch schon verbaut und daher haben Andreas und auch ich diesen wieder übernommen.
Verursacher von Geräuschen, der 50nF und zwei Widerstände. Ein 30Kohm Widerstand war an einem verkehrten Anschluß. Hat dieser die ZF Sperre blockiert? Und was nun für ein schöner kräftiger Empfang zu hören ist! Ich schalte auf die Kurzwelle und erfreue mich an dem kräftigen Empfang, den ich hier Tagsüber auch habe. Was muß da in den Abdendstunden los sein?
Das Chassis ist nun fertig überprüft. Natürlich mußte ich Andreas sofort sagen, das der Minerva wieder spielt und ich von dem Radio begeistert bin.
Die Schramme auf dem Radio machte mir Sorgen. Ich bin dort mit Stahlwolle und 1000er Schleifpapier erfolgreich geworden. Die Kratzer wurden mit Streichschellack ausgetupft. Das ganze mehrere male und zwischendurch schleifen. Fertig polieren und Natürlich mußte die Oberseite an dieser Stelle gründlich mit Schellack und Wiener Kalk auspoliert werden. Heute sieht man davon nicht mehr viel, nur wer genau hinschaut, wird da noch kleine Schrammen im Schellack sehen. Das macht Hoffnung, denn bei einem Körting, der auch ein durch grobes schleifen zerkratztes Furnier hat, diese Methode anzuwenden um solche Spuren zu beseitigen.
Einige Holzteile müßen noch bearbeitet werden. Hier muß Schellack aufgetragen werden und ich benötige 2 Messingleisten.
Der Schallwandstoff ist leider nicht zu retten. Zu stark verschmutzt und vergilbt . Ersatz habe ich schon vor einem Jahr beschafft.
Die Oberfläche ist wieder schön geworden. Und auch die schmale Leiste hat eine schöne Oberfläche. Die Messingleisten liegen bereit.
Die Messingleisten werden mit aufgelöteten Messingnägeln befestigt. Das funktioniert gut und paßt auf Anhieb. Der Original Schriftzug ist leider nur noch sehr schwach bei guten Licht zu erkennen.
So langsam gewinnt der Minerva. Der neue Schallwandstoff und der Rahmen mit der Leiste ist eingebaut. Nun also noch das Chassis in das Gehäuse bauen.
So sieht der Minerva nun aus. Ich hoffe , es ist ganz nach Andreas seinem Geschmack geworden. Mir gefällt das Radio. Sehr schön wirkt der beleuchtete Zeiger und wie man gut erkennen kann, das magische Auge ist noch sehr leuchtstark. Die vorderen Knöpfe habe ich von einem Mende Radio verwendet, da nur noch ein Originaler vorhanden war.
Nun ist das wieder alles sehr lang geworden mit dem Abschluß Bericht und ich bedanke mich bei allen mitlesenden für die Geduld.
Mein Dank geht an Andreas, der mir den Minerva überlassen hat. Das Radio bekommt einen schönen Platz in meiner Sammlung.