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Telefunken Super 944W
#1
Quasi aus "Versehen" habe ich diesen Telefunken bei ebay für 20 Euro ersteigert. Nun ist er bei mir und birgt für ein Gerät aus den 30ger Jahren eine Überaschung, doch dazu später mehr:

Hersteller: Telefunkenj
Modell: Super 944W
Baujahr: 1939-40
Röhrenbestückung:  ECH11, ECL11, AZ11
Stromversorgung: Wechselstrom, 220V, umschaltbar auf 125, 150, 110, 240 Volt
Wellenbereiche: LW und MW
Bedienung Front: Links Netzschalter und Lautstärkeregler, rechts Frequenzwahl und Wellenschalter, Mitte ?
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Phonoeingang, Ausgang für ext. Lautsprecher, Eingang für Antenne und Erde
Gehäuse: Bakelit
Gehäuseabmessungen: Breite 50,6 x Höhe 29,5 x Tiefe 28,5cm
Gewicht: gut 10KG

   

   

Das sehr große Bakelitgehäuse ist erstaunlicherweise nicht ernsthaft beschädigt, lediglich an der Blende an der Front gibt es einen Riss. Der mittlere Knopf in der Mitte der Front ist nicht original, dafür gibt es einen Knopf an der linken Seite, der da eigentlich nicht hingehört und da ist schon ein Hinweis auf die "Überaschung" die das Gerät bietet. Öffnet man die Rückwand, sieht man dort ein nachträglich eingebautes UKW-Teil! Der Knopf an der linken Gehäuseseite ist der Abstimmknopf für den UKW-Tuner.

   

   

   

   

Der mittlere Knopf hat auch nicht mehr seine ursprüngliche Funktion. Dort war einst ein einfach Druckschalter, dessen Funktion mir noch nicht bekannt ist. Der stattdessen nachgerüstete Poti ist für die Lautstärkeregulierung. Da aber der Netzschalter nun links seine Funktion hat, nehme ich an, dass dort einst ein Bandbreitenumschalter oder Klangumschalter war und dieser als Netzschalter umfunktioniert wurde.

   

Was sonst noch Alles nicht mehr original ist, habe ich noch nicht näher untersucht, aber an der Rückseite des Chassis sollte noch ein "Sparschalter" sein, der nicht mehr vorhanden ist.
Aktuell funktioniert das Gerät aber tatsächlich noch UKW! LW und MW ist derzeit ohne Funktion. Ob der AM-Bereich mit Nachrüstung des UKW Teiles stillgelegt wurde, oder ob Fehlerhafte Bauteile im Gerät dafür verantwortlich sind, wird eine spätere Untersuchung zeigen. Dies ist noch unbekannt. Aber erstaunlich ist schon, dass UKW noch funktioniert. Der Umbau muss vor sehr vielen Jahren erfolgt sein und das Gerät war bestimmt Jahrzehnte nicht in Betrieb.

Der UKW-Tuner ist mit den folgenden Röhren bestückt: 1x 12AT7 von BRIMAR (ECC81), 1x EF93 von RVC, 2x 6BA6 von TUNG-SOL (EF93). Hersteller des UKW-Tuners ist mir auch noch nicht bekannt.

   

   

Die Zierleisten an der Front des Gehäuses sitzen in Nuten im Bakelit, sind aus dünnem Holz und mit Aluminium überzogen. Die Leisten sind größtenteils defekt. Ich habe sie komplett entfernt und werde mir dafür später eine Alternative einfallen lassen.

   

Auf jeden Fall steht für mich schonmal fest, dass ich das Gerät nicht zurückbauen werde. Das UKW-Teil befördert das Gerät in die Gegenwart und bleibt erhalten. Ich werde aber trotzdem versuchen, die AM-Bereiche auch wieder herzustellen.

Die Skalenscheibe ist noch gut erhalten. Man kann aber bereits sehen, dass die Schrift nicht mehr sehr haltbar ist, einer Reinigung würde sie nicht standhalten.

   

Auch der Lautsprecherstoff und die Rückwand sind noch sehr gut erhalten:

   

   

   
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Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#2
das ist ja wirklich eine Überraschung! Sieht fast aus wie ab Werk. Lediglich die Abstimmung dürfte keine Übersetzung haben und deutet dann auf eine Nachrüstung hin. Der tuner ist ja allseits bekannt, eine der ersten Versionen des Universaltuners. Die ZF kann ich noch nicht richtig einordnen. Das UKW-Teil ist bestimmt richtig brauchbar.
Gruß,
Jupp
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was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#3
Hallo Anton,

wie Franz schon sagte sollte das UKW-Zusatzteil gute Empfangs-Leistungen erbringen. Das UKW-Kästchen ist das vielfach eingesetzte von Telefunken. Der dreistufig ausgeführte ZF-Teil mit den Mikrobandfiltern von Philips sollte eine hohe Empfindlichkeit erbringen. Da auf dem Chassis keine Vakuum Doppeldiode vorhanden ist, ist der Ratio-Dtektor wohl mit Germanium-Dioden ausgestattet.

Insgesamt also eine recht professionelle Lösung, welche auch von dem Aufbau erhöhte Maßstäbe erfüllt. Wenn die Verdrahtung in ebensolcher Weise durchgeführt ist, handelt es sich um eine universelle "Spitzen-Nachrüst-Einheit".

Nachsatz: Aufgrund der Röhrenbestückung ECC81 handelt es sich um ein sehr frühes UKW-Kästchen - Ende 1953. Es ist der Urvater des Telefunken Erfolgsschlagers und wurde bereits ab 1954 mit der für UKW optimierten ECC85 bestückt. Daraus schließe ich, dass die ECC85 erst im Jahre 1954 das Licht der Welt erblickte. - Dieses Telefunken UKW-Kästchen wurde von vielen Firmen eingesetzt, welche sich die Entwicklung eines eigenen UKW-"Frontends" ersparen wollten - so findet man es selbst in Blaupunkt Geräten.
Freundliche Grüße, Peter R.
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#4
Könnte das UKW-Chassis vielleicht ein hochwertiger Selbstbau sein? Wer hat sonst schon Telefunkentuner und Philips-Mikrobandfilter kombiniert!?
Jedenfalls sehr interessant.
Gruß
Stefan
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#5
Danke für die Infos Peter.

Ja, der UKW Teil bringt tatsächlich Sender an Sender und wie Jupp schon bemerkt, ist keine Übersetzung am Drehko. Dadurch muss man vorsichtig Abstimmen. Eine wirkliche Beurteilung wird aber erst erfolgen können, wenn der NF-Teil überholt ist. Im jetzigen Zustand verzerrt der Ton, wenn man etwas mehr Lautstärke einstellt.
Für die Überholung werde ich zu gegebener Zeit einen neuen Beitrag aufmachen.
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#6
Ja Stefan das war mir mit den Bandfiltern auch aufgefallen. Ich habe nach Telefunken UKW mal in Org gesucht, diesen Vorsatz aber nicht gefunden, auch nicht mit Philips. Sagnix Peter, könntest du den Type genauer angeben, bitte.

Edit: Namen geändert Anton, Danke
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#7
Hier scheint grad ein "Namensbandwurm" durchzukrabbeln: "Franz" ist eigentlich Jupp und "Bernd" ist eigentlich Peter? Big Grin
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#8
Hallo die Runde

Es ist die erste TELEFUNKEN UKW -BOX von 1953 mit der ECC81.
Die ECC85 gab es erst ab 1954

hier:  http://www.radiomuseum.org/r/aeg_2053wu_2053_wu.html

http://www.radiomuseum.org/r/telefunken_orchestra.html

mike
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#9
Hallo Anton,

der Telefunken Tuner hat keinen Drehko; man hat hier von der Variometer-Abstimmung Gebrauch gemacht. Durch die geschickte Konstruktion ließ sich diese äußerst preisgünstig realisieren. Da werden einfach mittels eines Skalenseiles zwei Aluminium Abstimmkerne in entsprechenden Spulenkörkern bewegt. Und die "Jungens" brachten auf einem dieser Variometer-Spulenkörper noch eine weitere Abstimmspule auf, welche einem zunächst überflüssig erscheint. Sie hatte aber einen sehr nützlichen Effekt - man konnte sie als Kurzwellenlupe gebrauchen. Damit hatte man die Möglichkeit die "Lupe" mit dem UKW-Abstimm-Mechanismus über die ganze Skalenbreite nutzen, wobei sich dann der UKW-Zeiger zur Orientierung im gespreitzen Bereich anbot.

Eine gewisse Untersetzung ist auch bei dieser Variometerabstimmung in Form des Achsendurchmessers vorhanden, ähnlich der Untersetzungsgetriebe an den meisten Drehkos - ntürlich findet man hier keine Zahnräder. Die Abstimmung mit einem direkt auf die Tunerachse installiertem Drehknopf ist daher sehr sensibel zu handhaben.

Diese UKW-Box war sehr zählebig - sie wurde im Laufe der Jahre nur geringfügig modifiziert, z.B. wurde sie für die Opus-Modelle mit einer Nachstimmdiode zur automatischen Scharfabstimmung aufgerüstet. Eine Änderung, welche man nur bei genauerem Hinsehen erkennt. Der Tuner wurde erst durch die Einführung UKW-tauglicher Transistoren verdrängt. Alles in allem war dieses Teil von Beginn an eine ausgereifte Konstruktion, mit welcher sich Telefunken eine goldenen Nase verdiente.

Hallo Dietmar,
wie Stefan bereits bemerkte wird es sich bei diesem Zusatz um einen gelungenen Eigenbau handeln. Daher wird man ihn wohl nirgends dokumentiert finden.

Hallo Stefan,
die Kombination eines Telefunken Tuners (mit nachgerüsteter Scharfabstimmdiode) kombiniert mit Philips Mikrobandfiltern gab es auch in meinem Gesellenstück (Bj. 1959) nur wurde dort zur Demodulation die verbesserte Variante von Philips im runden Becher verwendet, welche in den Capellas zu finden sind. Als Nebeneffekt für die selbst nachgerüstete Nachstimmdiode wanderte der UKW-Oszillator merklich und so war die Notwendigkeit einer AFC damit dringend angesagt. Damit konnte die unbeabsichtigt "nachgerüstete" Frequenzdrift wirksam ausgeregelt werden. Das Gerät verfügte damals schon über völlig getrennte AM-FM-Empfangsteile und war NF-seitig mit dem aus der Telefunken Salzburg Truhe "geklauten" Dynamik-Expander versehen. Selbstverständlich war auch eine Gegentaktendstufe mit 2xEL84 und Kuhschwanzklangregelung vorhanden.

Entschuldigung, das war wohl etwas am Thema vorbei, aber oft ist man machtlos gegen die Gewalt der Erinnerungen...

Hallo Mike,
danke für die aufgeführten Gerätebeispiele. Sie belegen, dass die Telefunken Standard UKW-Box mit der ECC81 entwickelt wurde und, nach kurzer 'ECC81 Lebensdauer', nahezu unverädert mit der ECC85 weiter lebte. Und wie lange sie dann weiter lebte...
Freundliche Grüße, Peter R.
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