Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Wega Betamax Wiederbelebung
#1
Vor über zwei Jahren erhielt ich über ein Forum (ich weiß nicht mehr, ob DRF oder RBF) zwei Videorecorder. Darunter ein gut erhaltener Wega Betamax "Video 3" http://www.radiomuseum.org/r/wega_video_...deo_3.html (baugleich Sony SL-C7E http://www.radiomuseum.org/r/sony_sl_c_7slc.html).

Der Recorder gab keinen Mucks mehr von sich und nach Ersatz der durchgebrannten Hauptsicherung funktionierte nur noch die Uhr. Das Gerät ließ sich nicht einschalten.

Auf Grund anderer Prioritäten tat ich Schrauben und Kleinteile in einen Beutel, legte diesen ins Gerät und steckte das Gehäuse zusammen.
So fristete der Apparat die letzten zwei Jahre auf einem Schrank, bis ich vor ein paar Tagen ein Erfolgserlebnis brauchte und beschloss, mich wieder um den armen Betamaxen zu kümmern.
   
Dank Elektro-Tanya und Semir hatte ich das komplette original Service-Manual einmal in Papierform und als PDF. Das elektronische Vorhandensein solcher Pläne ist sehr nützlich, da man sich so Auszüge zum Drinrummalen drucken kann.

Mit dem Multimeter bewaffnet begann die messtechnische Einkreisung des Fehlers, die an der Sicherungsplatine begann und schnell das Fehlen einiger Spannungen ergab.
Nach kurzem Studium des betreffenden Schaltbilds schien das Netzteil als Fehlerort am Wahrscheinlichsten.
Beim ersten Blick ins Netzteilinnere sprang mir sofort ein geplatzter Leistungswiderstand 3,3 Ohm 3 Watt ins Auge.
   
Nach kurzer Einsicht in den Plan fiel mein Verdacht schnell auf zwei Transistoren, die als Wechselrichter einen Trafo versorgen. Das Ohmmeter zeigte 0.01 Ohm an - die beiten Transistoren waren also hinüber.
   
Ich zerlegte das Netzteil durch Ausbau und Trennen der beiden Platinen im Innern und prüfte die umliegenden ELkos - beide waren ausgelaufen und völlig taub, jedoch nicht niederohmig.
   
Daraufhin wurden alle Elkos im Netzteil ersetzt. Für die beiden Transistoren 2SC2335 schlägt die Jäger-Vergleichsliste einen BUT56A vor, von dem ich noch reichlich vorrätig habe. Bei allen weiteren Halbleitern beließ ich es mit einer Ohm- und Dioden-Messung mittels Multimeter.
Das Steuer-IC des Netzteils hatte ich vorsorglich gesockelt und beim blauen C zwei Stück als Ersatz beschafft, die tatsächlich in der Mainzer Filiale für 82ct das Stück an Lager waren.
   
   
Zum Testen muss das Netzteil leider komplett zusammen- und eingebaut werden.
Der erste Testlauf enttäuschte: Keine Regung, nicht mal die Uhr ging jetzt noch  Huh
Also alles wieder auseinander gebaut und - ich hatte im Netzteil den Stecker vom Trafo nicht gesteckt Blush
Alles wieder montiert und: immernoch nix Angry  
Also alles wieder auseinander gebaut und - das Steuer-IC eingebaut  Smiley26 

Nach dem gefühlt siebenundneunzigsten Aus- und Wiedereinbau gab der Rekorder wieder Lebenszeichen von sich. Er ließ sich einschalten, das Kassettenfach öffnen und er reagierte auf die Tasten.  Smile
Leider drehte sich im Laufwerk so gut wie nichts, dafür tönten unschöne mechanische Schnarrgeräusche aus den Tiefen des Laufwerks. Ich fürchtete schon Zahnradsalat...

Nach Lösen weniger Schrauben lässt sich die Grundplatinengruppe nach hinten schieben, rastet dadurch aus lässt sich wegklappen und gibt die Unterseite vom Laufwerk frei.
Auf den ersten Blick sah ich schonmal den Riemen (im Bild grün markiert), der mit der Kopftrommel verbunden ist. Er war leicht klebrig, labbrig, gerissen und die Reste hatten sich um die Riemenscheibe der Kopftrommel gewickelt. Ein längeres Ende peitschte beim Drehen der Trommel umher und verursachte die unschönen Geräusche.

Der Capstan-Riemen - ein Flachriemen - (im Bild magenta markiert) war zwei Nummern größer geworden und fiel einfach von den Riemenscheiben ab.
   
Für beide Riemen hatte ich noch Ersatz im Fundus. Der dritte Riemen (im Bild hellblau markiert) - er treibt den Bandfädelmechanismus an - hat leider Schlupf und schafft von selbst nicht den Beginn des Fädelns. Mit etwas Anschubhilfe schafft er die restlichen 3/4 des Vorgangs von selbst. Der Riemen hat an Spannkraft verloren. Leider habe ich für diesen noch keinen Ersatz.
Aber wenn das Band mal eingefädelt ist, läuft der Rekorder jetzt wunderbar, nachdem ich die Idle-Gummi-Reibräder mit Zitrusöl und Spiritus wieder griffig machen konnte.
Ein paar Tropfen Kontakt WL machte manche Schmierstelle - zumindest vorübergehend - wieder leichtgängiger und so konnte ich nun schon die ersten Kassetten sichten.

Bild und Ton sind wirklich gut und das noch sehr helle VFD der Uhr, sowie die wenigen Ablagerungen im Laufwerk lassen vermuten, dass der Rekorder ein eher arbeitsarmes Leben hinter sich hat.
Leider hat auch dieses Exemplar die Krankheit erlitten, bei der die Drucktaster des Uhren/Timer-Moduls erschlaffen und keinen Druckpunkt mehr haben. Leider sind ausgerechnet (nur) diese keine Normteile. Im Internet kursieren aber ein paar Lösungsvorschläge, bei denen auf beschaffbare Taster zurückgegriffen wird, was etwas Bastelarbeit erfordert.

Wenn der letzte Riemen noch erneuert ist, kann der Recorder wieder zusammengebaut werden. Dann kann ich endlich die 200 Betamax-Kassetten durchsehen und interessante Aufnahmen auf DVD sichern.

   
Zitieren
#2
Hallo Daniel,

Angesichts dieses Gerätes von Sony kommen wieder alte Erinnerungen auf. Mit 3 solcher Geräte hatten wir seinerzeit unser Camp-Fernsehprogramm in Saudi realisiert. Per Kabelnetz natürlich, aber doch in erstaunlich guter Qualität. Diese Recorder waren unverwüstlich und liefen wie der sprichwörtliche VW Käfer. Daß die jetzt auch von der Gummipest heimgesucht werden, war mir neu. Einige der alten VHS-Maschinen, die ich hier stehen habe, haben alle möglichen Defekte, aber keine weichen Gummis. Da ist eher das Gegenteil der Fall, deren Gummis sind steinhart und haben daher keinerlei Reibwert mehr.  Da hast Du eine Superarbeit an einem wirklich erhaltenswerten Gerät geliefert.Gefällt mir, alle Daumen hoch .. Thumbs_up
Zitieren
#3
das war unser erster Videorecorder, müsste Ende der 70er gewesen sein. Er hatte damals 2700 DM gekostet. Zu der Zeit war noch nicht klar das VHS sich durchsetzten würde.
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
Zitieren
#4
Mein Onkel beendete 1983 seine Berufssoldatenzeit bei der Luftwaffe. Mit der Abfindung als Startkapital gründete er in der Südwestpfalz eine der ersten Videotheken. Die Räumlichkeiten waren über einem Supermarkt, was natürlich viele Kunden in die Videothek spülte. Damals boten die Verleiher noch parallel die drei Videoformate an. Die meiste Auswahl gab's bei VHS. Platz zwei belegte Betamax und das kleinste Angebot gab es beim Video 2000.
Mein Onkel selbst favorisierte Betamax.
Bald hatte er eine größere Anzahl Verleihrecorder für seine Kunden.
Für Beta benutzte er einen Fisher - ein Sanyo Derivat - mit Drucktasten. Ein echter Panzer unter den Betamaxen und die wohl robusteste Variante. Die Sony-Geräte laborieren meist an tauben Elkos.

Beim SL-C7 ist der als Zubehör erhältliche Kassettenwechsler sehr interessant, aber leider nicht mit allen SL-C7 kompatibel.
Beim Betamax hat Sony den Fehler gemacht, die Kassetten zu klein zu bauen. Daher war für später nicht genügend Platz, um auch längere Bänder und damit eine größere Spieldauer in den Kassetten unterzubringen. Das Beta I soll vom Bild her das beste Betamax gewesen sein - im Prinzip eine verkleinerte U-Matic. Um die gleiche Bandmenge für eine längere Spieldauer verwenden zu können, kam bald Beta II auf den Markt. Die Bandgeschwindigkeit wurde reduziert, so dass nun auch mehr Spieldauer möglich war. Dies ging zu Lasten von Bild- und Tonqualität.
Letzten Endes setzte sich VHS durch, da von vornherein eine deutlich längere Spieldauer möglich war und die Timerfunktionen der ersten JVC-Geräte wesentlich komfortabler waren als die von Sony's Betamaxen der ersten Generation.
Inzwischen sind ja alle Videosysteme Geschichte.

Dieser Betamax gefiel mir schon immer ganz gut und da der Preis günstig war, nahm ich ihn gerne bei mir auf Smile
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Wega 3220 "System 3000" Morningstar 46 3.240 28.10.2023, 11:55
Letzter Beitrag: detlef 2
  WEGA V120 Serviceunterlagen und Endstufentransistoren BerLech 4 1.749 30.12.2020, 00:11
Letzter Beitrag: BerLech
Photo Wega 3135 TCA 530 dl9day 32 13.472 23.09.2019, 23:08
Letzter Beitrag: dl9day
  Wega V120 Pitterchen 17 8.157 19.06.2019, 10:55
Letzter Beitrag: Klarzeichner
  Wega 3131, Feldstärkeanzeige defekt eta9999 7 3.255 03.12.2018, 19:38
Letzter Beitrag: Werner

Gehe zu: