Themabewertung:
  • 2 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
SIEMENS Großsuper-Schatulle 540 GWLK
#1
Kürzlich erhielt ich eine Anfrage, bei der Restauration einer SIEMENS Großsuper-Schatulle 540 GWLK, also der seltenen Allstromversion dieses Gerätes  behilflich zu sein. Da ich selbst Besitzer von mittlerweile zwei Schatullen 540WLK bin (eine hatte ich hier mal beschrieben), konnte ich nicht widerstehen und habe zugesagt. Ich wollte doch unbedingt wissen, inwieweit sich meine Wechselstromgeräte von der Allstromversion unterscheiden.

Hersteller: SIEMENS
Modell: Großsuper-Schatulle 540 GWLK
Baujahr: 1935-37
Röhrenbestückung: CK1, CF3, CB1, CF7, CL2, CY1, 1 x EU IX oder 2 x EUVII - je nach Netzspannung
Zwischenfrequenz: 129kHz
Stromversorgung: 110V, 125V, 150V, 220V Gleich- oder Wechselspannung
Wellenbereiche: LW, MW, KW
Bedienelemente: Lautstärke - Tonblende / Abstimmung / Wellenbereich
Gehäuse: Holz, schwarzer Schleiflack,  versilberte Beschläge
Abstimmanzeige: Wellenlot (Milliamperemeter in der Kathodenzuleitung der geregelten ZF-Röhre CF3
Fabrik Nr. E 13771 S
Abmessungen: BHT: 39 cm x 52 cm x 37 cm
Gewicht: ca. 20 kg

Anfangszustand

Hier zunächst eine Auswahl der Bilder, die mir der Besitzer zukommen ließ:

                   

Nachdem ich die Bilder gesehen hatte, kamen mir doch leichte Zweifel an der Weisheit des Entschlusses meine Hilfe anzubieten. Aber die Neugier siegte ..
Das Chassis wurde mir dann zugeschickt und sah so aus:

                   


Offensichtlich hatte einer der Vorbesitzer die Gleichrichterröhre CY1 durch einen Selengleichrichter ersetzt und einen Teil der Kondensatoren aus der Sammelbox ausgelagert. Auch auf der Chassisunterseite sieht man noch zwei ausgelagerte Kondensatoren, einen durchgebrannten Widerstand (roter Pfeil) und einen zusätzlichen 10nF NIWATROP Wickelkondensator (blauer Pfeil) zwischen Anode und Schirmgitter der CL2 . Aber ansonsten sah eigentlich alles sehr schön original aus. 

Schaltung

Ich zeige hier das Schaltbild aus Lange/Nowitsch, da es im Gegensatz zum originalen Siemens Service Schaltbild leichter zu überblicken ist und die Bauteilwerte angegeben sind (Im Originalschaltbild muss man immer parallel in die Stückliste schauen). Wie so häufig weichen die Werteangaben in Lange-Nowitsch von denen in der originalen Serviceanleitung ab - auch enthalten die ZF-Filter keine Festkondensatoren mit parallelgeschalteten Trimmern - sondern nur Trimmer... usw... 

   

Auf MW und LW arbeitet das Gerät mit einem Bandfiltereingang - unumgänglich bei einer ZF von nur 129kHz wenn man eine ausreichende Spiegelfrequenzunterdrückung erreichen will. Nur auf KW verzichtete man auf ein Bandfilter - der Gleichlauf wäre zu schwer zu realisieren. Das Eingangsbandfilter und die ZF-Bandfilter sind in 2 Aluminium-Schachteln untergebracht. Die Seitenwände der Schachteln kann man nach oben ziehen und man erkennt sehr schön den sorgfältig geschirmten Aufbau: Links die beiden Kammern des Eingangsbandfilters, in der Mitte die Oszillatorkammer und rechts die ZF-Bandfilter in 2 übereinander liegenden Kammern.

       

Zunächst zum ganz links gelegenen 1.Kreis des Eingangsbandfilters: Ganz oben liegt die LW-Spule, darunter die hochinduktive Antennenspule, darunter auf einem Haspelkern die MW-Spule. Vor der MW-Spule liegt ein kleiner genieteter Glimmerkondensator. Dabei handelt es sich um den im Schaltbild oberhalb der MW-Spule liegenden 3,5pF Kondensator. Die Antennenankopplung an den Eingangskreis des Bandfilters erfolgt somit gemischt induktiv/kapazitiv, letzteres durch eben diesen Kondensator am Hochpunkt des MW-Kreises.

Die Kopplung zwischen den Hochpunkten des Eingangsbandfilters erfolgt durch einen einfachen, mit Rüschschlauch überzogenen Draht, der in einer Haarnadel endet.

       

In der 2. Kammer von links sieht man die Spulen des 2. Eingangskreises.

Zwischen beiden, mittig unterhalb der Abschirmwand die KW-Spule. 

Die Spulenkerne sind z.T von unten her durch Löcher im Chassisboden erreichbar, teilsweise von oben her durch Löcher im Dach der Alu-Schachteln.  Die oberen und unteren Basisplatten der Spulen tragen Glimmerplatten-Trimmkondensatoren.

In der Mischstufe arbeitet eine Misch-Oktode CK1. Zu erwähnen wäre, dass der abgestimmte Ozillatorkreis hier am Gitter 1 der CK1 liegt, während er in der Wechselstromversion des Gerätes 540WLK im Anodenkreis der ACH1-Triode liegt - letztere Schaltungsvariante ist hinsichtlich der Frequenzstabilität des Oszillators im Prinzip zu bevorzugen. Liegt der abgestimmte Kreis am Gitter einer geregelten Röhre kann es beim Regelvorgang durch Verschiebung der Raumladungsbereiche zu Änderungen der internen Kapazitäten und dadurch zu Frequenzverwerfungen kommen. Mehr zu dieser Thematik findet der Leser hier.

Die Oszillatorspulen, Padding-Kondensatoren und Parallel-Trimmer sind in der linken Kammer der zweiten Alu-Schachtel untergebracht- im Bild sieht man nur die KW-Oszillatiorspule; die MW- und LW-Spulen liegen dahinter. Die beidseits der KW-Spule liegenden dunkelgrünen Blöcke sind die Paddig-Kondensatoren für MW und LW: 1800pF für MW und 1800pF in Reihe mit 1000pF in Reihe für LW. Diese vergossenen Glimmerkondensatoren machen zwar einen sehr soliden Eindruck - trotzdem hatte der 1nF Kondensator nur noch 410pF; der 1800pF Kondensator war mit 1759p zwar noch werthaltig, wurde aber auch ausgetauscht.

       

Die Körper der ursprünglichen Padding-Kondensatoren waren keramische "Töpchen", die mit einer Vergussmasse verschlossen waren, die mir Rätsel aufgibt - sie ist so hart, dass man sie mit einer Reissnadel kaum ritzen kann. Wären das moderne Bauteile, hätte ich auf Epoxidharz getippt ... aber das gab es ja damals noch nicht.

Auf die Mischröhre folgt ein Bandfilter und eine geregelte ZF-Verstärkerstufe mit der CF3. Die Anode der CF3 ist nicht mit dem Hochpunkt der Primärseite das nachfolgenden Bandfilters verbunden, sondern liegt an einer Anzapfung derselben -> Verringerung der Kreisbedämpfung.
Zur Regelspannungserzeugung wird das ZF-Signal von der Anode kapazitiv auf eine Diodenstrecke der CB1 gekoppelt.
Die Demodulation des ZF-Signals erfolgt an der zweiten Diodenstrecke der CB1 die ihr Signal über die Sekundärseite des 2. Bandfilters erhält. In den folgenden Bildern sieht man noch einmal die Kammern in denen übereinander die beiden Bandfilter untergebracht sind.

   
   
   

Man erkennt auch die Glimmerfolien-Trimmkondensatoren auf den Spulenhalteplatten.

Die NF-Aufbereitung ist Standard - abgesehen von der Tatsache, dass die Einspeisung eines externen Audiosignals am Phonoeingang über einen Trenntransformator erfolgt. Da je nach Polung des Netzsteckers das Chassis auf "P" liegen kann, muss das Chassis im eingebauten Zustand natürlich berührungssicher sein.

Als Tonblende arbeitet eine Reihenschaltung aus 50nF und einem Regler von 50kOhm von der Anode der Endröhre CL2 nach Masse. Für den Regler hat man sich eine ganz spezielle Lösung einfallen lassen. Er besteht aus einer Reihenschaltung von 6 gewickelten Drahtwiderständen mit den Werten:
2,05 - 3,67 - 6,24 -11,6 - 23,3 - 49 kOhm.

   
.jpg   Tonblende_2.jpg (Größe: 186,36 KB / Downloads: 976)

Steht der Regler am Rechtsanschlag, berührt der Schleifer keinen der Widerstände (Position "offen" im folgenden Bild) -> geringste Höhenabsenkung. Steht er am Linksanschlag berührt der Schleifer direkt die nach oben zeigende Lötfahne ohne zwischengeschalteten Widerstand -> größte Höhenabsenkung.

Reparatur

Die 3 Sammelkondensatoren und alle Rollenkondensatoren wurden neu befüllt

Hierzu wäre zu bemerken, dass der große Sammelkondensator im vorliegenden Gerät die Werte 8 + 32 + 8 + 4 + 4µF enthielt, obwohl in der Originaldokumentation als auch bei Lange-Nowitsch anstatt des 32µF Siebkondensators nur 8µF angegeben sind. Die MKP 630V Kondensatoren, die ich üblicherweise verwende, passen gerade so in die Schachtel.

 
.jpg   Großer_Sammelkondensator_original.jpg (Größe: 221,32 KB / Downloads: 981)
.jpg   Großer_Sammelkondensator_neu_befüllt.jpg (Größe: 227,38 KB / Downloads: 979)

RC-Platte: Ersatz des durchgebrannten Widerstandes und Neubefüllung der Elkos auf der Unterseite


.jpg   D_SIEMENS_540GWLK_R_Platte_vor_Reparatur.jpg (Größe: 225,76 KB / Downloads: 981)
.jpg   D_SIEMENS_540GWLK_R_Platte_nach_Reparatur.jpg (Größe: 198,48 KB / Downloads: 982)
.jpg   D_SIEMENS_540GWLK_C_Platte_nach_Reparatur.jpg (Größe: 197,87 KB / Downloads: 999)

Der Kathodenelko der CF7 war explodiert - sah man von der Oberseite der Platte garnicht.

Ersatz der Padding-Kondensatoren

Eingesetzt wurden jetzt JAHRE Glimmerkondensatoren 1030pF und 1030+780pF parallel = 1810pF. Ein Größenvergleich der alten und neuen Padding-Kondensatoren:

   

Nietenbruch im Lautstärke-Poti

Nun wurden noch einmal alle Kondensatoren und Widerstände überprüft, die Gleichrichterröhre CY1 eingesetzt und die Spannungen beobachtet. Alle Spannungen ein wenig zu hoch, aber keine absurden Werte. Trotzdem sagte das Radio keinen Ton, es sei denn man tippte direkt das Steuergitter der CF7 an. Wo versickerte die NF?  -> im Lautstärkeregler-Poti. Im Prinzip war es ja ein Glücksfall, dass ich die Doppeleinheit bestehend aus Lautstärkeregler und Tonblende zerlegen musste.  Sonst hätte ich nie erfahren, wie der oben beschriebene Tonblendenregler von innen aussieht. Hier mal einige Bilder von dieser Einheit, montiert und zerlegt:

       

Man sieht im zerlegten Zustand, dass die eine Bronzefeder so verdächtig lose im Poti lag. Die kleinen Ms-Hohlnieten hatten auf der einen Seite ihre Köpfchen verloren. So hatte sich die Bronzefeder gelöst und die Kontaktierung zwischen der Widerstandsbahn und der gegenüber liegenden Kontaktbahn war unterbrochen. Die abgerissenen Köpfchen der Hohlnieten kullerten lose im Poti herum und sahen aus wie kleine Unterlegscheiben. Glücklicherweise konnte man mit Hilfe von M1,4 Schräubchen wieder alles zusammensetzen.


.jpg   Gebrochener Schleifer.jpg (Größe: 107,67 KB / Downloads: 957)    

--------------------------------------------------------------------------

Nun funktionierte das Gerät zwar wieder, aber die Empfindlichkeit liess noch zu wünschen übrig. Also wurde ein Neuabgleich vorgenommen.  Ehrlich gesagt war ich zu faul, die überkritisch gekoppelten Bandfilter beim Abgleich wechselseitig zu bedämpfen - aber es ging auch mit Maximumsabgleich recht ordentlich.

Was mich noch ärgert ist das Wellenlot (siehe hier und hier), also das mA-Meter, das in der Kathodenleitung der geregelten ZF-Röhre CF3 liegt. Im Gegensatz zur Wechselstromversion des Gerätes, wo man mit einen Widerstandswert von ca. 1100 Ohm arbeitet, hat es in der Allstromversion einen Widerstand von nur 30 Ohm.

Dieses Instrument hängt beim Betrieb immer am oberen Anschlag. Nur während das Gerät noch hochfährt, also die CF3 noch nicht vollen Kathodenstrom zieht,  sieht man beim Abstimmvorgang noch einen deutlichen "Dip". Kann man natürlich ändern, indem man die Schirmgitterspannung der CF3 etwas zurücknimmt. Da werde ich mir noch etwas einfallen lassen, bevor das Gerät an den Besitzer zurückgeht.

Letztenendes wurde noch von dem mitgelieferten Ersatzteilspender-Chassis eines 540WLK die gesamte Skalenfront auf das reparierte Allstromchassis umgesetzt. Die Mechanik ist identisch.

Bezüglich des Rostbefalls des Chassis bin ich so vorgegangen: Größere Flächen wurden mit Schleifflies behandelt, schwer zugängliche Stellen mit einem Glasfaserpinsel. Danach wurde alles mit Knochenöl abgerieben. Nun sind die Rostaufbrüche eher schwarz als rost-rot und fallen weniger unangenehm ins Auge.

Eine konstruktive Besonderheit des 540 GWLK besteht darin, dass die Fassungen der Röhren CK1, CF3 und CF7 auf Gummipuffern ruhen. Diese sind natürlich über die Jahre verhärtet und zerfallen. Unglücklicherweise sind die Fassungen nicht mit Schrauben sondern mit Nieten auf dem Chassis befestigt. Um die Nieten nicht durch Schrauben ersetzen zu müssen, wurden für die Reparatur Kabeldurchführungen von ungefähr der richtigen Größe aus Gummi verwendet, an einer Stelle radial geschlitzt und unter die Röhrenfassungen geschoben. Nicht ganz so schön wie die ursprünglichen Silent-Elemente, aber sie erfüllen ihren Zweck. 


So sieht der Siemens 540 GWLK nun aus... und wartet auf den Einbau auf das restaurierte Gehäuse. Um diese Arbeit kümmert sich der Eigentümer selbst.



               

Einige dieser Bilder findet man auch in RMorg.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#2
Danke Harald,
für die detaillierte Reparaturbeschreibung.
Ich denke mal, dass diese Allstromgeräte, doch recht selten anzutreffen sind.
Viele Grüße,
Rolf
Zitieren
#3
Was für ein ausführlicher Bericht. Klasse beschrieben und sehr detaillierte Fotos. Die Beschreibung der Bandfilter ist Dir gelungen.

Vielen Dank
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
Zitieren
#4
Das liest sich wie eine Reparatur aus dem Lehrbuch.
Selbst der durchgebrannte Widerstand wurde wieder mit einem in Reihe Original ersetzt.
Glückwunsch Harald.

Herzliche Grüße
Robert
Zitieren
#5
Hallo Harald,

wieder mal eine tolle Dokumentation von dir. Das Gerät hast Du vom Chassis her wieder sehr gut überholt. Wir sind das ja gewohnt von Dir.

Also Leute, wir horten unsere Problemradios und liefern sie alle dem Harald zur Instandsetzung Smile
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#6
Zum Wellenlot: "Im Gegensatz zur Wechselstromversion des Gerätes, wo man mit einen Widerstandswert von ca. 1100 Ohm arbeitet, hat es in der Allstromversion einen Widerstand von nur 30 Ohm."

Laut Siemens Serviceunterlagen hat das Wellenlot (Teil 122) einen Widerstand von 300 Ohm.

Aber ansonsten: perfekte Arbeit und vorbildlicher Bericht darüber!

Gruß Dietmar
Zitieren
#7
Vielen Dank für die positive Resonanz!

Dietmars Adleraugen ist der Schreibfehler nicht entgangen: der Widerstand des Wellenlots in der Allstromversion ist natürlich 300 Ohm - nicht 30 Ohm.

Es gibt noch einen Punkt, der mich überraschte, und den ich bisher noch nicht angesprochen hatte: Die Einsatzpunkte der verzögerten Regelspannung bei der Allstrom - und der Wechselstromversion des Gerätes.
Schauen wir uns zunächst noch einmal das Schaltbild der in diesem Bericht behandelten Allstromversion 540 GWLK an (Diesmal das Schaltbild aus den Originalunterlagen):

   

Rot eingekreist sieht man in der Kathodenleitung der CF7 die Bauteile mit den Nummern 120 und 67 -> 1,5 kOhm parallel 8 µF. Fließt durch die Röhre ein Kathodenstrom von 1,8mA, fallen darüber 2,7V ab (nicht 2,0V wie im Schaltbild steht!)
Da die Kathoden der CB1 und der CF7 miteinander verbunden sind, bestimmt diese Spannung den Einsatzpunkt der Regelspannung - also die Regelspannungsverzögerung. (Bei dieser Betrachtung lasse ich jetzt mal die Elektronen-Anlaufspannung außer Acht.)

Hierbei ist zu beachten, dass diese Verzögerung ausschließlich die Regelspannungserzeugung betrifft, da die hierfür zuständige rechte Anode der CB1 über den Widerstand Nr. 154 (1 MOhm) an Masse geht.
Die für die Demodulation zuständige linke Diodenstrecke ist davon nicht betroffen, da deren Anode über den Arbeitswiderstand der Demodulatorstrecke Nr. 124 (300 kOhm) nicht an Masse führt, sondern an die Kathode der CB1!

Das bedeutet: Hat man eine alte CF7 mit schwacher Emission, so fleißt weniger Kathodenstrom, damit reitet die Kathode der CB1 auf einer niedrigeren Spannung und die Regelung setzt früher, also bei niedrigeren Signalstärken ein. Beim vorliegenden Gerät wird eine neue CF7 verwendet, bei der an der Kathode sogar ca. 3V anstehen. Der Regelspannungseinsatz wird also stark verzögert - mit anderen Worten, man benötigt schon sehr starke Signale, damit die Regelspannung einsetzt.
Jetzt kommts: Auch die CF3 ist neu - es fließt im nicht herunter geregelten Zustand so viel Kathodenstrom, dass das Wellenlot am Anschlag hängt. Das ändert sich auch nicht, wenn man über die Skala dreht und mittelstarke Sender empfängt. Der Regelspannungseinsatz ist ja so stark verzögert, dass die CF3 immer voll aufgesteuert bleibt. Erst wenn ich das Radio an meinen 20m Langdraht betreibe, wo wirklich sehr starke Signale empfangen werden, zeigt das "geizige" Wellenlot einen "DIP".
Nun kann man die Schirmgitterspannungen der CF3 und CF7 natürlich zurücknehmen, damit das Wellenlot besser anspricht - z.B. durch Vergrößern des Widerstandes  mit der Bauteil Nr. 130 (6 kOhm)... direkt hinter der Netzdrossel. Aber irgendetwas wehrt sich in mir gegenüber solchen willkürlichen Änderungen von Bauteilwerten. Immerhin muss das Wellenlot ja mal mit den ursprünglichen Bauteilgrößen funktioniert haben. Vielleicht hatten die Besitzer solcher Geräte früher größere Antennengebilde und die Sendleistungen der MW und LW Sender waren zu dieser Zeit wohl auch größer als heute. 

Schauen wir uns jetzt die Wechselstromversion des Radios 540 WLK an, so taucht gleich die nächste Frage auf:

   

Hier haben wir eine ganz ähnliche Konstellation: Wieder reitet die Kathode der Demodulatorröhre (AB1) auf einem durch die NF-Vorverstärkerröhre RENS 1284 bestimmten Spannungssockel, nämlich dem Sapnnungsabfall über den Widerständen Nr. 61 und 62 mit den Werten 900 Ohm und 130 Ohm. Fliesst durch die RENS1284 ein Kathodenstrom von 1,7mA, so fallen über der Reihenschaltung der beiden Widerstände 1,03 kOhm x 1,7 mA = 1,75 V ab, was recht gut dem im Schaltbild angegebenen Wert von 1,7 V entspricht.
Der gravierende Unterschied zur Schaltung des  Allströmers 540GWLK liegt nun aber darin, dass nicht nur die Kathode der Demodulatorröhre hochgesetzt wird, sondern über den Widerstand Nr. 65 (300 kOhm) auch deren Anode, und zwar um 900 Ohm x 1,7 mA = 1,53 V. Die Vorspannung der AB1 liegt also nur bei 1,75 - 1,53 = 0,22V im Gegensatz zur Allstromversion mit einer Vorspannung von 3V.

Im Gegensatz zur Allstromversion betrifft die Verzögerung hier auch die Demodulation! Die rechte Anode der AB1 ist ja unbenutzt und und die Regelspannung wird an der gleichen Diodenstrecke gewonnen wie die NF.  

Facit:
Bei der Allstromversion wird die Verstärkung des HF-ZF-Teils erst bei sehr viel höheren Signalspannungen zurückgenommen, als bei der Wechselstromversion. Finde ich zunächst einmal überraschend. Wahrscheinlich waren die Verstärkungswerte bei Betrieb am 110 V Netz sowieso schon recht dürftig, sodass man die Verstärkung nicht zu früh zurücknehmen wollte. Da hat man Kauf genommen, dass das Wellenlot erst bei sehr dicken Signalen ansprach.

Vielleicht haben der Dietmar oder der Hans eine andere Erklärung?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#8
Hallo Harald.
Ich wurde gefragt, ob ich den Bericht gelesen habe.
Das habe ich nachgeholt.
Oben bei dem HF-Eingangsbandfilter, besteht noch eine Lücke bei der (Fusspunkt)-Kopplung.
Die solltes Du damit
https://www.radiomuseum.org/forum/abgest...reite.html
schliessen.
Gruss hans
Zitieren
#9
Oh ja, vielen Dank für den wichtigen Hinweis, Hans. Man versteift sich immer auf irgendwelche Details, die man im Moment gerade erwähnenswert findet und vergisst die wichtigen Dinge. Dietmars RMorg Beitrag über die Filterkopplung kannte ich natürlich, aber beim Betrachten der 50nF Fußpunktkondensatoren im 540GWLK, dachte ich, die Werte seien zu groß für eine effektive Fußpunktkopplung.

   

Schon falsch, denn wie schreibt Dietmar hier (Zitat aus dem RMorg Artikel) :


.jpg   Text DiRu RMorg.jpg (Größe: 144,44 KB / Downloads: 727)

Man soll immer bis zum Ende lesen!

Unsere beiden posts hatten sich überlappt. Ich hatte mich über die Regelspannungsverzögerung ausgelassen, während Du mich auf die Fußpunktkopplung aufmerksam machtest.

Danke, Hans!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#10
Nun will ich mal berichten, wie es mit dem Siemens 540GWLK weitergegangen ist.

Das Wellenlot:

Das Gerät funktionierte ja im Prinzip sehr schön, aber bezüglich der Anzeige des Wellenlots - also des Feldstärke-Anzeigeinstruments - gab es ja noch ein Problem: Es hing immer am oberen Anschlag. Ich habe mich nun auf meine frühere Arbeiten an meinem 540WLK besonnen, bei denen ich ja das Wellenlot schon einmal detailliert beschrieben hatte. Da gab es auf der Rückseite ein Schräubchen, an das man auch ohne Ausbau des Instruments herankam:


.jpg   D_SIEMENS_540WLK_Wellenlot_vorn_schräg.jpg (Größe: 66,71 KB / Downloads: 614)

Schraubt man dieses Schräubchen weiter hinein, so wird der bananenförmige Feldformer weiter vom Hauptmagneten wegbewegt und der Zeigerausschlag geht zurück. Gesagt, getan. Als das Schräubchen fast vollständig hineingedreht war, stand der Zeiger ohne Eingangssignal am oberen Rand des Skalenfensters, und bei Empfang eines stärkeren Senders ging der Ausschlag auch merklich zurück. Damit man den Zeiger auch aus verschiedenen Beobachtungsrichtungen sehen kann, habe ich ein weiteres getan, und dem Instrument einen 1,5 kOhm Widerstand parallel geschaltet. Der Widerstand der Messinstrument-Spule liegt bei 300 Ohm. Durch den Shunt wird der Zeiger in der Ruhestellung noch ein wenig weiter nach unten positioniert, aber die Anzeigeempfindlichket des Instrumentes kaum beeinflusst.

Eine Schwachstelle haben diese Instrumente nach wie vor: Sie hängen ab und zu einmal. Sie wurden daher von der Fa. SIEMENS nur über einen relativ kurzen Produktionszeitraum eingesetzt. Aber darüber wurde ja hier und hier schon ausgiebig gesprochen.


Das Gehäuse:

Der Besitzer des Gerätes hatte sich nun doch entschieden, mir auch das komplette, bereits restaurierte Gehäuse zuzusenden.
Das Gehäuse hat eine neue Lackierung erhalten. Es wurde eine neue Frontplatte hergestellt und neue Scharniere mittels 3D-Druck.

Hier 2 Bilder der ebenfalls mitgeschickten alten Frontplatte:

       

Wie man sieht, gab es gute Gründe, die Frontplatte zu erneuern. Die Sache hat aber einen Haken: die neue Frontplatte wurde aus Aluminium gefertigt, die alte bestand aus versilbertem Stahlblech. Möglicherweise hatte man das Stahlblech vor dem Versilbern noch verkupfert. Dann hält die Versilberung besser. Im folgenden Bild sieht man einen Vergleich zwischen der Frontansicht meines 540WLK und des 540GWLK. Was für ein Unterschied! Die neu gefertigte Frontplatte sieht verglichen mit dem Original eher grau aus und will nun garnicht so recht mit dem Elfenbein-Farbton des Skalenrahmens harmonieren.

   

Aber so ist es nunmal geworden. Die Schriftzüge sind jedenfalls perfekt gelungen! Das Gleiche gilt für die Scharniere, die nach dem 3D Druck silbern lackiert wurden. Die Originalscharniere hatte ich als Vorlage zur Verfügung gestellt. Mein Gerät hat übrigens zu kleine Kugelfüße - da hatte ich damals keine passenden Holzkugeln gefunden

Der Lautsprecher:

Schaut man sich die Rückseite der originalen Frontplatte an, so schwant einem schon Böses. Das Gerät hatte offensichtlich viel Wasser gesehen. Aso habe ich den Lautsprecher von seiner Stofftasche befreit und mir fielen schon die Rostbrösel entgegen.

           

Ja, wirklich viel Rost. Die Membrane hatte sich vom Korb gelöst und die Schwingspule bewegte sich nur noch widerwillig im Luftspalt. Aber uns graut ja vor nichts. Hier sieht man den Rostsaum außen um die Schwingspule:

   

Danach wurde die Membrane ausgebaut und jetzt sah man, wieviel Rost im Luftspalt saß:

       

Der Luftspalt wurde wie üblich mit TESA-Krepp ausgewischt, bis er wieder sauber war.

   

Ich hatte mir eine Passhülse gedreht, die exakt den richtigen Innendurchmesser hat. Außen wurde sie mit etwas TESA-Film umwickelt, sodaß sie genau in den Luftspalt passte. Damit wurden dann die letzten Rostspuren herausgerieben.

   
.jpg   siemens_540_gwlk_lspr_passhülse_oben.jpg (Größe: 176,57 KB / Downloads: 604)
.jpg   siemens_540_gwlk_lspr_passhülse_unten.jpg (Größe: 148,28 KB / Downloads: 606)

Nach Zusammenbau lief der Lautsprecher wie neu.

Verpolungsicherung:

Bei Auftragsarbeiten an Allstromgeräten lege ich das Chassis IMMER an die Schutzerde. Das führt natürlich dazu, dass bei falscher Polung des Netzsteckers die Sicherung herausfliegt. Beim vorliegenden Gerät liegen direkt im Netzeingang 2 Dosseln. Bei falscher Polung würde die zwischen P und dem mit Schutzerde verbundenen Chassis liegende Drossel "133" abbrennen. Das würde beim Besitzer einen schlechten Eindruck hinterlassen.


.jpg   D_SIEMENS_540_GWLK_Originalschaltung_Netzeingang.jpg (Größe: 21,77 KB / Downloads: 600)

Also habe ich in die Zuleitung der auf's Chassis führenden Drossel "133" eine zusätzliche Sicherung eingebaut. Sie hat 0,7A, so wie die Hauptsicherung im Gerät. Wird der Netzstecker nun so eingesteckt, dass P über die Drossel am Chassis liegt, brennt diese Sicherung durch.
Auf der Chassisrückseite gibt es einen kleinen, nicht benutzten Ausschnitt, wo man einen versenkten zusätzlichen Sicherungshalter unterbringen konnte. Er darf ja auf der Rückseite nicht wesentlich aus der Chassiswand heraustreten, damit er nicht mit der Rückwand kollidiert. So sieht das jetzt aus.

   

Oben die Hauptsicherung, unten die Verpolungssicherung.

Man fragt sich natürlich, warum ich nicht einfach die Ausgänge der beiden Drosseln vertauscht habe. Dann hätte die Hauptsicherung diese Funktion des Verpolungsschutzes übernommen. Ich wollte aber an der originalen Verdrahtung möglichst wenig ändern.

SIEMENS Logo:

Ich tüftele immer noch daran herum, wie ich bei diesen Geräten das filigrane, erhabene SIEMENS Logo wieder dunkel färbe. Reinigt man das Logo gründlich, so sieht es aus wie auf dem rechten Bild:


.jpg   siemens_540_gwlk_logo_2.jpg (Größe: 172,91 KB / Downloads: 607)
.jpg   siemens_540_gwlk_logo_1.jpg (Größe: 140,79 KB / Downloads: 600)

Jetzt habe ich mir schon einen sehr dünnen Filzer (0,8mm) mit Goldfarbton zugelegt und muss mal probieren ob ich es schaffe, das Logo unter der Uhrmacherlupe mit ruhiger Hand nachzuziehen.

Die Arbeit hört nicht auf ... aber man möchte ja auch, dass sich der Besitzer an dem Resultat der Arbeit erfreut!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#11
Mensch Harald, Danke mal wieder für diesen Bericht du übertriffst dich selber. Mit dem Siemens Logo, vielleicht eine kleine Farbwalze nehmen, die muß aber recht hart sein.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
Zitieren
#12
Tolle Arbeit Harald! Und Du hast Recht: Der Aluminiumrahmen passt nicht so recht zum Rest des uralten Gerätes, aber- und damit hast Du abermals Recht: So ist es eben nunmal. Jetzt wieder eine neue Platte herzustellen, wäre zuviel Aufwand.

Hinsichtlich der Färbung des erhabenen Siemens Logo: Ich nehme für so etwas eine kleine Moosgummirolle (z. B. Tapeten-Nahtroller, Farbroller für Linolschnitt, etc.), die ich auf eine flachen Schale mit der Farbe benetze und dann über die erhabene Schrift walze. Dazu muss die Schrift sich natürlich deutlich von der Grundfläche abheben. Solche Rollen kann man sich auch selbst basteln, aus den Papiertransportrollen alter Drucker, etc.

Edit: Dietmar war schneller Big Grin
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
Zitieren
#13
Grandios! Ich habe ja auch eine Schwäche für Allströmer. Die ungeliebten...   Rolleyes

Nun ist die Beschriftung drauf, sonst hätte man den Rahmen noch lackieren können. Ja, sieht so etwas seltsam aus. 

Ich tue mich immer echt schwer mit nagelneuen Komponenten am alten Radio. Wahrscheinlich hätte ich den Rahmen nur entrostet bzw. rostumgewandelt und dann klar lackiert. Oder chemisch versilbert. 

Da wäre satt Patina geblieben, was auch nicht jedermanns Sache ist. 

Einen Tod muss man immer sterben.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
Zitieren
#14
Hallo Harald,

wie hat denn der Besitzer die Kunstoff-Einfassung wieder komplett bekommen? Da hatte ja im Urzustand unten der Abschluß gefehlt.

Ob Du uns mal das Gerät mit überholtem Gehäuse zeigen könntest? Das würde mich sehr interessieren. Ich hatte das Gerät ja auch in solch einem desolaten Zustand erhalten. Ich hatte es bei eBay ersteigert von einem Trödelhändler in Thüringen. Der hatte das von dem dort ansässigen Wertstoffhof gerettet. Als ich den Zuschlag erhielt und der Verkäufer meinen Wohnort las, schrieb er mir, dass er das Gerät mit nach Braunschweig zum Schützenplatz-Flohmarkt bringt. Da holte ich es an einem Freitag in der Frühe ab. Ja, die Braunschweiger trödeln schon ab Freitag früh.

Als ich dann das Gerät sah, wurde mir ganz anders. Alles verdreckt. Das Gehäuse völlig ruiniert. Die Frontblende rostig ohne Ende. Der Verkäufer sagte noch, ihr müßt aber alle verrückt sein.

Die Technik fand ich sehr interessant. Das Überholen hatte großen Spaß gemacht.

Dann war das Gerät fertig, stand einige Zeit und gefiel mir gar nicht so. Ein großer, schwarzer Klotz mit weißen Füßen. Dann kam einer und sagte, willst Du tauschen gegen einen SABA 3DS? Ja, wollte ich, und der steht noch heute schön überholt im Eßzimmer.

Der neue Eigentümer beschwerte sich nach einer Zeit. Das Ding geht ja nicht. Doch das Radio funktionierte schon, er hatte es nur auf Stummabstimmung geschaltet. Das Wellenlos funktionierte allerdings wirklich nicht. Das wußte der Käufer aber. Tja, damals kannte ich den Harald noch nicht.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Zitieren
#15
Hallo Andreas,

Du bist ja schon ein guter Beobachter. Also die Sache mit dem Frontrahmen lief so:
Der Besitzer hatte das Bruchstück noch, und hat mir die zwei Teile des Rahmens zusammen mit dem Ersatzteileträger-Chassis, das er in der Bucht erstanden hatte, zugeschickt.
Vorher dachte ich, dass die Verklebung der Bruchstücke eine relative einfache Übung werden würde. Aber das Leben ist kein Ponyhof. Es gab nämlich 2 Probleme:

(i) Der Rost, der sich auf der Innenseite der Frontplatte etabliert hatte, war auch in die Oberfläche der Bruchflächen eingedrungen. 

(ii) Der Bruch war ein Splitterbruch. Die Bruchkanten waren etwas ausgefranst.

Nun kann man natürlich probieren, dem Rost mit einem Umwandler auf den Leib zu rücken. Das kann ins Auge gehen: Je nach Kunststoff kann es passieren, dass die Flüssigkeit in den Kunststoff eindringt. Dann hat man ein richtiges Problem. Also habe ich die Bruchflächen ausgiebig gewaschen und dann mit dem Glasfaserpinsel so lange behandelt, bis sie nahezu rostfrei waren.

Wenn man so vorgeht, passen die Bruchflächen natürlich nicht mehr präzise aufeinander - man hat ja Material abgetragen. Also habe ich mich bemüht, die Bruchstücke während des Durchhärtens des Klebers (UHU 3 Min Epoxy) auf eine ebene Auflage und nach unten an eine Richtschiene zu drücken. Aber obwohl ich mir dabei viel Mühe gegeben habe, gab es doch kleine Höhensprünge. Diese wurden zunächst mit einem Skalpell und dann mit 600er und 2400er Karborundpaper abgetragen. Ist eigentlich ganz schön geworden, aber es war ja ein Splitterbruch und so blieben bisjetzt kleine Lücken zwischen den Bruchstücken. Hier mal zwei Bilder; vorher - nachher


.jpg   siemens_540_gwlk_Frontrahmen.jpg (Größe: 148,41 KB / Downloads: 499)
.jpg   siemens_540_gwlk_Frontrahmen_geklebt.jpg (Größe: 79,06 KB / Downloads: 497)

Das "nachher" Bild habe ich nicht extra aufgenommen - es wurde aus obigem Bild herausgeschnitten, das die beiden Geräte nebeneinander zeigte - daher ist es etwas "verpixelt".
Ich hatte vergessen zu sagen, dass das linke Gerät mein 540WLK mit der Goldflitter-Lachierung ist, den ich hier mal vorgestellt hatte; das rechte Gerät also das restaurierte. Dem Besitzer des rechten Gerätes habe ich meinen intakten Frontrahmen spendiert, dessen Lautsprecherstoff auch noch besser ist - der geflickte Rahmen sitzt also in meinem Gerät auf der linken Seite. Dessen Lautsprecherstoff hatte ich mal abgelöst und gereinigt, aber so richtig toll ist er immer noch nicht. Na, ich bin da nicht so empfindlich.

Nun gab es ja immer noch das Problem der winzigen Spalten zwischen den Rahmen-Bruchstücken. Da bin ich gestern mal meine Farbtöpfe und - Dosen durchgegangen und habe doch tatsächlich eine Farbe gefunden, die perfekt zum Rahmen passt: Hellelfenbein RAL 1015. Davon werde ich ein ganz klein wenig mit einem Haarpinsel in die besagten Spalten der Bruchstücke laufen lassen. Dann sieht man die garantiert nicht mehr. Eigentlich sieht man sie aus normalem Betrachtungsabstand auch jetzt schon nicht mehr... aber man ist halt pingelig.

Ja, dieses Wellenlot ist ein ewiger Quell der Freude! SIEMENS hatte schon seine Gründe, dass sie schnell wieder davon abgekommen sind.

Klar, wenn alles wieder zusammengebaut ist, werde ich Bilder vom Endzustand zeigen.

@ Thorsten: Diese Versilberung der Frontplatten, Scharniere und Zierbänder an den Türen passte perfekt zum Elfenbein-Farbton der Knöpfe und des Skalenrahmens. Jede Abweichung davon geht ins Auge - wie man am Alublech sieht. Aber der Besitzer des Gerätes hatte das Ganze bei einem Grafikunternehmen in Auftrag gegeben, und es war auch schwer vorherzusehen, wie sich das Resultat am Ende präsentieren würde. So halt...
Und das Ganze war SEHR SEHR SEHR teuer! Ich wurde vorher noch gefragt, ob ich für meine beiden 540WLK (inzwischen habe ich zwei) auch neue Frontplatten haben wollte, da meine ja auch schon ziemlich lädiert aussehen. Das hätte den Preis deutlich gesenkt. Aber was bin ich froh, dass ich mich zurückgehalten habe.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#16
Als Abschluss dieses Berichtes möchte ich noch ein paar Bilder des fertigen Gerätes zeigen. Wie schon diskutiert, ist der Farbton der Ersatzfrontplatte aus Aluminium nicht ganz stimmig mit dem elfenbeinfarbigen Skalenrahmen. Ich habe mich bisher nicht erkundigt, wieviel eine Versilberung kosten würde, aber ich könnte mir vorstellen, dass das ein teurer Spaß wird. Vielleicht funktioniert ja auch das hier?

Ich erinnere mich daran, dass ich mal vor vielen Jahren eine Diskussion mit jemand im Radiomuseum Fürth hatte (dort steht ein 540WLK). Der Kollege schwor Stein und Bein, dass es sich bei der Frontplatte um gebürstetes Alu handelte. Angesichts des jetzigen Ergebnisses erscheint diese Behauptung nun doch in sehr zweifelhaftem Licht. Ich könnte natürlich eine Ecke der originalen Frontplatte abknipsen, ins Elektronenmikroskop stecken und eine Isotopenanalyse machen. Noch einfacher wäre eine Analyse im Massenspektrographen. Aber ob sich der Arbeitsaufwand lohnt?

Hier der Endzustand:

                   

Was mir beim Betrieb des fertigen Gerätes positiv auffällt: Das Gerät brummt relativ wenig. Ich habe mal meinen CD-Spieler an die TA-Buchsen angeschlossen und war überrascht über die klanglich schöne Wiedergabe.

Was mir negativ auffiel:

(i) Die Wiederkehrgenauigkeit des Wellenschalters auf KW lässt wirklich zu wünschen übrig. Steht das Gerät längere Zeit unbenutzt, so muss man den Schalter einige Male betätigen, bevor der Empfang auf KW stabil ist. Auch die Empfindlichkeit finde ich auf KW nicht so überzeugend.

(ii) Für die Skalenbeleuchtung verwende ich z.Zt. zwei 7V, 300mA Birnchen. Da der im Heizkreis fließende Strom bei nur 200mA liegt, brennen diese Birnchen recht duster. Ich habe es mal mit 200mA Birnchen versucht - die überleben aber nicht lange. Original sind dort zwei Birnchen à 6V 230 mA Birnchen vorgesehen. Wo soll man denn so etwas bekommen?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#17
Hallo Harald,

hier gibt es 6V 300mA Lampen:

https://www.amazon.de/10er-Set-WireThinX...ZJ4XPDE939
Grüße aus Wassenberg,
Norbert.
Zitieren
#18
Hallo Norbert,

Danke für den Hinweis, aber das trifft nicht so ganz den Punkt. Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt.
Der Heizkreis, bestehend aus der Reihenschaltung der Röhrenheizungen und des URDOX, stellt eine Stromquelle dar. Wie groß der Spannungabfall an den Birnchen ist, spielt für den Strom im Heizkreis praktisch keine Rolle; er bleibt sowieso bei 200mA. Verwende ich 6V Birnchen, fließen durch dieselben 200mA, verwende ich 7V bleibt es bei den 200mA. Die Birnchen habe zwar etwas unterschiedlichen Innenwiderstand und so wird ein wenig unterschiedliche Leistung "Iquadrat x R" darauf umgesetzt, aber sie leuchten fast gleich.

Der Witz ist eben der Strom. Nimmt man Birnchen mit 200mA, liegt man schon etwas knapp an der Grenze und es kann passieren, dass sie durchbrennen. Der Urdox schafft nach dem Einschalten nicht instantan, den Strom auf die 200mA herunterzuregeln und so werden die Birnchen dann doch gerne durch den Einschaltstromstoss überlastet. Nimmt man 300mA Birnchen, vertragen die zwar den etwas überhöhten Einschaltstromstoss, aber leuchten danach eben duster.... so wie Lampen das eben tun, wenn man sie nur mit 2/3 des Sollstromes betreibt.

Daher hat SIEMENS eben 230mA Birnchen verwendet. Die brennen beim Einschalten nicht durch und leuchten andererseits bei 200mA noch recht ordentlich.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Zitieren
#19
Kann man vor die 200mA Lämpchen nicht noch einen berechneten Heissleiter schalten? Wahrscheinlich nicht, sonst hättest Du es längst getan, aber die Frage ist, warum nicht.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
Zitieren
#20
Hallo Thorsten,

die Glühbirnchen sind mit der Urdoxröhre in Reihe geschaltet. Die Urdoxröhre stellt den Strom auf die vorgegebenen 200mA ein. Fügt man nun einen zusätzlichen Widerstand in die Reihe ein würde die Urdoxröhre den Strom trotzdem wieder auf 200 mA einregeln indem sie ihren Innenwiderstand verkleinert.
Man könnte um die 200 mA Glühlampen zu entlasten nur einen Widerstand parallel zu den Glühlampen einbauen. Ein Teil des Stromes wird dann quasi an den Glühlampen vorbei geleitet. Wobei man sich die Fummelei ersparen kann indem man - eben 230mA Glühlämpchen verbaut. Die haben dann etwas Reserve.

Gruß
Oliver
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Siemens Schatulle 64W Marcus-mj 14 1.164 25.11.2023, 17:47
Letzter Beitrag: Marcus-mj
  Siemens Kammermusik-Großsuper 93GW (K) ThoMe 23 4.140 31.05.2022, 19:41
Letzter Beitrag: Andreas_P
  Siemens Kammermusik Großsuper 93 GW - Verstimmwerkzeug ThoMe 7 1.338 31.05.2022, 17:04
Letzter Beitrag: Andreas_P
  SABA 444 GWLK Radio Mann 9 2.702 24.05.2021, 19:53
Letzter Beitrag: Radio Mann
  SIEMENS Großsuper-Schatulle 540WLK Luxusausführung radioljub01 36 30.278 16.04.2019, 14:06
Letzter Beitrag: Andreas_P

Gehe zu: