17.11.2017, 17:48
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.11.2017, 17:51 von Georg_Weimar.)
Hallo Radiobastler!
Der Akkord Pinguin U60 war der erste UKW-Alltransistor von Akkord, noch im gleichen Gehäuse des Röhren-Gerätes Pinguin U59.
Auch das gleiche Chassis wurde noch benutzt mit freier Verdrahtung der neuen Bauelemente.
Immerhin war die Transistorversion fast ein Kilo leichter als das Röhren-Gerät, auch weil auf einen Netzanschluss verzichtet wurde.
Die Preise für Transistoren und Röhren lagen damals annähernd auf gleicher Höhe, trotzdem war der U60 etwas teurer.
Auf meinem Arbeitsplatz landeten in den letzten Wochen mehrere Akkord Pinguin U60.
Hier zwei Fotos von einem Gerät vor der Reparatur.
Bild 1 Frontansicht
Bild 2 Innenansicht
Nach Reinigung und grober Sichtung wurde das Chassis ausgebaut, der Original-Lautsprecher (60 Ohm!) über Kabel angeschlossen.
Als Stromversorgung werden 6 V über ein Strommesser bereitgestellt (Achtung, das Batterie-Anschlusskabel für den Minus-Pol ist hier rot und liegt an Masse).
Die Spannungsversorgung wird zuerst über den Umschalt-Kontakt der externen Stromversorgung geschleift; dieser wird gereinigt.
Einschalten durch Wellenschalter; der Strom liegt über 150 mA, viel zu hoch!
Es werden die Elkos C78/79/82 geprüft, diese sind i.O.
Um weiter in die Prüfung einzusteigen ist die Lage der Bauelemente von Interesse. Dies ist bei der komplexen freien Verdrahtung des Pinguin U60 ein Problem.
Bild 2 Chassis von vorn
Bild 3 Chassis von hinten
Für die US-Ausführung wurde von der US-Importfirma versucht, Unterstützung zu geben. Diese Pläne beruhen auf Fotos und können die Bauelemente aufgrund der komplexen Anordnung über-/untereinander oder mit Isolierschlauch überzogen nicht trennen.
Bild 4 Ein Lageplan für die US-Ausführung
Auch für die Grundeinstellungen des Gerätes wird ein Lageplan benötigt.
Bild 5 Grundeinstellungen
Im Internet findet man einige Schaltpläne zu 3 verschiedenen Geräte-Variationen, alle sind mehr oder weniger schlechter Qualität oder treffen nicht für das am häufigsten anzutreffende Grundgerät zu. Am besten ist noch der erste Schaltplan bei RMO.
Ich habe mir die Mühe gemacht, aus den verfügbaren Schaltplänen einen korrigierten und für die Einstellarbeiten optimalen zusammenzustellen und auf dessen Grundlage die Bauelemente auf dem Chassis zu orten, insbesondere die für die Einstellungen notwendigen und als Lageplan zu zeichnen.
Bild 6 Lageplan NF-Teil
Bild 7 Lageplan ZF-Teil
Bild 8 Lageplan HF-Teil (AM-Mischung)
Die Meßstelle L – M für den Arbeitspunkt des T1 im Tuner ist schwer zugänglich.
Das „Gebilde“, was im Schaltplan wie eine Batterie gezeichnet und mit 1,5/10 gekennzeichnet ist, ist ein STABILYT 10 der Firma Neumann auf Basis eines NiCd-Akkus. Es dient zur Stabilisierung der HF-Transistor-Arbeitspunkte.
Bild 9 Stabilyt
Der Stabilyt sollte durch die Reihenschaltung von 2x Si-Diode in Richtung des Widerstandes R11 ersetzt werden, damit wieder parallel ca. 1,5 V abfallen. Die 2 Si-Dioden liefern aufgrund des geringen Stromflusses nur etwas über 1,3 V, was auch ggf. Nachstellungen erforderlich macht.
Vorerst suchte ich weiter den markanten Stromverbraucher. Dazu trennte ich am Punkt A die Versorgung der Endstufe auf.
Es flossen dort ca. 130 mA anstelle 6 mA, was auf einen Defekt der Gegentaktendstufe hinweist. Der betreffende Einstellregler R39 ist noch original lackiert.
Zum Test der einzelnen Transistoren trennte ich die Basis-Anschlüsse ab und maß die Spannungsabfälle über den beiden Ausgangs-Drossel-Wicklungen.
Den als fehlerhaft erscheinenden Transistor ersetzte ich durch einen guten gebrauchten gleichen Typs, aber nicht mit ausgesuchter gleicher Charakteristik. Äquivalente Pärchen sind nur noch schwer zu bekommen.
Mit R39 wird der Ruhestrom den vorgeschriebenen 6 mA angenähert. Die Gesamt-Ruhestromaufnahme beträgt jetzt ca. 25 mA, was normal sein sollte.
Auf Mittelwelle hat man schon guten Empfang, die Ton-Qualität ist nach Gehör gut. Mit dem Oszillograf konnten bei Einspeisung eines Sinussignales keine Verzerrungen erkannt werden.
Der andere Messpunkt B-C im NF-Teil wird kontrolliert und ggf. nachgestellt.
Vor der Suche nach dem UKW-Empfang werden die Kontakte des Tastenschalters und des Drehkondensators (Masse) mit Kontaktspray behandelt.
Nachdem alle Messpunkte, bis auf L-M im Tuner, kontrolliert bzw. nachgestellt wurden wird wieder der UKW-Empfang geprüft; diesmal erfolgreich!
Das ist günstig, denn der Zugang zum Tuner ist nur bei Ausbau des Drekos mit Seilzug möglich.
Hier der überarbeitete Schaltplan.
Bild 10 aktueller Schaltplan
Ich hoffe einen nützlichen Beitrag geschrieben zu haben, da diese Geräte noch häufig unrestauriert auf dem Markt angeboten werden.
Gruß Georg
Der Akkord Pinguin U60 war der erste UKW-Alltransistor von Akkord, noch im gleichen Gehäuse des Röhren-Gerätes Pinguin U59.
Auch das gleiche Chassis wurde noch benutzt mit freier Verdrahtung der neuen Bauelemente.
Immerhin war die Transistorversion fast ein Kilo leichter als das Röhren-Gerät, auch weil auf einen Netzanschluss verzichtet wurde.
Die Preise für Transistoren und Röhren lagen damals annähernd auf gleicher Höhe, trotzdem war der U60 etwas teurer.
Auf meinem Arbeitsplatz landeten in den letzten Wochen mehrere Akkord Pinguin U60.
Hier zwei Fotos von einem Gerät vor der Reparatur.
Bild 1 Frontansicht
Bild 2 Innenansicht
Nach Reinigung und grober Sichtung wurde das Chassis ausgebaut, der Original-Lautsprecher (60 Ohm!) über Kabel angeschlossen.
Als Stromversorgung werden 6 V über ein Strommesser bereitgestellt (Achtung, das Batterie-Anschlusskabel für den Minus-Pol ist hier rot und liegt an Masse).
Die Spannungsversorgung wird zuerst über den Umschalt-Kontakt der externen Stromversorgung geschleift; dieser wird gereinigt.
Einschalten durch Wellenschalter; der Strom liegt über 150 mA, viel zu hoch!
Es werden die Elkos C78/79/82 geprüft, diese sind i.O.
Um weiter in die Prüfung einzusteigen ist die Lage der Bauelemente von Interesse. Dies ist bei der komplexen freien Verdrahtung des Pinguin U60 ein Problem.
Bild 2 Chassis von vorn
Bild 3 Chassis von hinten
Für die US-Ausführung wurde von der US-Importfirma versucht, Unterstützung zu geben. Diese Pläne beruhen auf Fotos und können die Bauelemente aufgrund der komplexen Anordnung über-/untereinander oder mit Isolierschlauch überzogen nicht trennen.
Bild 4 Ein Lageplan für die US-Ausführung
Auch für die Grundeinstellungen des Gerätes wird ein Lageplan benötigt.
Bild 5 Grundeinstellungen
Im Internet findet man einige Schaltpläne zu 3 verschiedenen Geräte-Variationen, alle sind mehr oder weniger schlechter Qualität oder treffen nicht für das am häufigsten anzutreffende Grundgerät zu. Am besten ist noch der erste Schaltplan bei RMO.
Ich habe mir die Mühe gemacht, aus den verfügbaren Schaltplänen einen korrigierten und für die Einstellarbeiten optimalen zusammenzustellen und auf dessen Grundlage die Bauelemente auf dem Chassis zu orten, insbesondere die für die Einstellungen notwendigen und als Lageplan zu zeichnen.
Bild 6 Lageplan NF-Teil
Bild 7 Lageplan ZF-Teil
Bild 8 Lageplan HF-Teil (AM-Mischung)
Die Meßstelle L – M für den Arbeitspunkt des T1 im Tuner ist schwer zugänglich.
Das „Gebilde“, was im Schaltplan wie eine Batterie gezeichnet und mit 1,5/10 gekennzeichnet ist, ist ein STABILYT 10 der Firma Neumann auf Basis eines NiCd-Akkus. Es dient zur Stabilisierung der HF-Transistor-Arbeitspunkte.
Bild 9 Stabilyt
Der Stabilyt sollte durch die Reihenschaltung von 2x Si-Diode in Richtung des Widerstandes R11 ersetzt werden, damit wieder parallel ca. 1,5 V abfallen. Die 2 Si-Dioden liefern aufgrund des geringen Stromflusses nur etwas über 1,3 V, was auch ggf. Nachstellungen erforderlich macht.
Vorerst suchte ich weiter den markanten Stromverbraucher. Dazu trennte ich am Punkt A die Versorgung der Endstufe auf.
Es flossen dort ca. 130 mA anstelle 6 mA, was auf einen Defekt der Gegentaktendstufe hinweist. Der betreffende Einstellregler R39 ist noch original lackiert.
Zum Test der einzelnen Transistoren trennte ich die Basis-Anschlüsse ab und maß die Spannungsabfälle über den beiden Ausgangs-Drossel-Wicklungen.
Den als fehlerhaft erscheinenden Transistor ersetzte ich durch einen guten gebrauchten gleichen Typs, aber nicht mit ausgesuchter gleicher Charakteristik. Äquivalente Pärchen sind nur noch schwer zu bekommen.
Mit R39 wird der Ruhestrom den vorgeschriebenen 6 mA angenähert. Die Gesamt-Ruhestromaufnahme beträgt jetzt ca. 25 mA, was normal sein sollte.
Auf Mittelwelle hat man schon guten Empfang, die Ton-Qualität ist nach Gehör gut. Mit dem Oszillograf konnten bei Einspeisung eines Sinussignales keine Verzerrungen erkannt werden.
Der andere Messpunkt B-C im NF-Teil wird kontrolliert und ggf. nachgestellt.
Vor der Suche nach dem UKW-Empfang werden die Kontakte des Tastenschalters und des Drehkondensators (Masse) mit Kontaktspray behandelt.
Nachdem alle Messpunkte, bis auf L-M im Tuner, kontrolliert bzw. nachgestellt wurden wird wieder der UKW-Empfang geprüft; diesmal erfolgreich!
Das ist günstig, denn der Zugang zum Tuner ist nur bei Ausbau des Drekos mit Seilzug möglich.
Hier der überarbeitete Schaltplan.
Bild 10 aktueller Schaltplan
Ich hoffe einen nützlichen Beitrag geschrieben zu haben, da diese Geräte noch häufig unrestauriert auf dem Markt angeboten werden.
Gruß Georg