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Junghans Uhr mit Spielwerk 1897
#1
Heute begebe ich mich mal auf ein Pflaster, mit dem ich nicht so sonderlich vertraut bin. Die Uhren.

Als meine Großeltern im Jahr 1897 heirateten, erhielt meine Großmutter als Hochzeitsgeschenk eine JUHGHANS Uhr mit Spielwerk. Das Spielwerk konnte als Wecker verwendet werden, dann wurde man mit fröhlichen Melodeien oder zackigen preußischen Märschen wach geklimpert - ganz nach Geschmack.
Hier ein paar Bilder - schöner deutscher Historismus Stil:

           

Interessanterweise zeigt die Aufzugseite der Uhr englische Beschiftung:

WT-> Wind Time
WM -> Wind Music
H -> Hour
A -> Alarm
F -> Fast
S -> Slow

Öffnete man den Deckel, kam darunter das Spielwerk zum Vorschein, auf dem man die gezinkten Metallplatten abspielen konnte - da habe ich noch einen ganzen Karton voller spreußischer Marschmusik. Von dem Spielwerk werde ich auch noch Bilder vorstellen - im Moment ist es gerade zerlegt. Und schon kommen wir zum Thema:

Die Uhr lief jahraus jahrein und wurde kaum jemals überholt. Als ich die Uhr kürzlich aufzog tat es einen kräftigen Schlag und dann schnurrte es eine Weile. Die Aufzugfeder hatte sich total entspannt. Woran das wohl lag? Schon packte mich der Forschergeist und schon wurde das Uhrwerk ausgebaut.

Von unten sah es noch ganz manierlich aus, von der Seite nicht! 

       

In der Großaufnahme sieht man die Katastrophe noch besser.

   

Auf der Aufzugwelle sitzen 2 Zahnräder, eines davon treibt das Uhrwerk an, das andere dient der Hemmung. In dessen Zähne greift eine Sperrklinke ein, oder sie sollte es jedenfalls. Das ersterwähnte Zahnrad ist verbogen, ebenso die Sperrklinke und die Zähne des Rades, in die die Sperrklinke eingreifen soll. Nach außen hin sind sie regelrecht abgehobelt. Offenbar griff beim letzten Aufziehen die Sperrklinke nicht mehr richtig, sondern sprang seitlich heraus ... und probierte mal, wie das mit der spanabhebenden Verformung geht... bis sich die Aufzugfeder vollkommen entspannt hatte.
Nachdem ich das Werk herausgenommen hatte, konnte ich die Sperrklinke mit einer Zange provisorisch in die richtige Position bringen und die Uhr aufziehen. An einer Stelle rastete die Sperrklinke dann auch noch richtig ein und die Uhr lief wie üblich ihre ca. 36 Stunden.

Da die Uhr ein altes Familienerbstück ist, muss ich sie natürlich erhalten. Meine Oma würde im Grab rotieren, wenn ich das gute Stück in die Tonne stampfen würde. Ich hab schon mal bei lokalen Uhrmachern gefragt, ob man diesen Schaden reparieren könnte, aber die Reaktionen lagen zwischen: Das wird aber "sehr kostspielig" und "geht nicht".

Und nun?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
(07.12.2017, 21:09)radioljub01 schrieb: Ich hab schon mal bei lokalen Uhrmachern gefragt, ob man diesen Schaden reparieren könnte, aber die Reaktionen lagen zwischen: Das wird aber "sehr kostspielig" und "geht nicht".

"sehr kostspielig" heißt übersetzt "Mann, laß mich bloß in Ruhe mit Deinem Scheiß"
"geht nicht" heißt "hab ich überhaupt GAR keine Lust drauf, wenn Du mich zwingst, dann schicke ich das Ding jemandem, der sich mit sowas auskennt, lasse es reparieren, schlage auf den Preis 300% auf.......

Ich kannte mal einen "richtigen" Uhrmacher, der hätte das mit Handkuss gemacht. Leider gibt's den seit Jahrzehnten schon nicht mehr. Sein Sohn, der den Laden übernommen hat, gehört zu der Art moderner "Uhrmacher", denen es schon zuviel zugemutet ist, die Batterie einer Uhr zu tauschen...
Entweder, Du traust Dich selbst (würde ich NIE, weil ich immer meine erste Wecker "Reparatur" vor Augen hätte, im zarten Alter von 6 Jahren...) oder Du suchst, wahrscheinlich am besten über entsprechende Foren, nach einem Uhrmacher, der erstens "taugt" und sich zweitens nicht zu schade ist bzw der so alte Dinger GERN macht.
Viel Glück!
Gruß,
Uli
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#3
Guten Abend,
etwa 100km von Dir gibt es eine Werkstatt die Reparaturen ausführt.
Eventuell ist es daß was Du suchst.

http://antike-uhr-reparatur.de
Antikuhren-Haus Weber
Steigäckerstraße 7
73269 Hochdorf
Tel.: 07153-51633

mfg Bernd
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#4
@Uli: Ja genau so klang das: "Wenn ich mal eines Tages beim besten Willen nichts mehr zu tun habe, dann können Sie mal wieder vorbei kommen - aber am liebsten doch einfach garnicht."
Ich hatte die Uhr vor vielen Jahren schon einmal zerlegt, weil die Feder der Spieluhr gerissen war. Das habe ich ohne Probleme hinbekommen. Aber die Zahnräder nachzubiegen und nachzufeilen.... na ich weiss nicht...

@Klammi: Danke Bernd für den Hinweis. Da frage ich mal nach.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#5
Hallo Harald,
den Ort kenne ich gut da waren wir früher öfters als die Freundin meiner Frau noch gelebt hat. Wenn du dich endschließen solltest die Uhr da hinzubringen sage mir Bescheid dann können wir uns da treffen der Laden würde mich auch interessieren.
Eine Lüge wird nicht zur Wahrheit, falsches wird nicht richtig und das Böse wird nicht gut, nur weil es von der Mehrheit akzeptiert wird.

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#6
Ohje, der Supergau...
Als mir beim letzten Mal eine Sperrklinke brach, hat der noch steckende Schlüssel am Regulator mir beim Aufziehen Haut und Fleisch an der Hand arg maltetriert... Nur gut: Haut und Fleisch wächst nach, der Rest des Uhrwerk hats schadlos überstanden Smiley47, bzw. die Aufzugsfeder hat das rasche Sausen nicht überlebt.

Solche Zahnräder auszufeilen ist schon die hohe Uhrmacherkunst. Da tust Du gut daran, dass einem Fachmann zu überlassen. Das Zerlegen und Zusammenbauen ist für Dich ja kein Problem.

Selbst wenn Du zu der Uhr nicht den familiären Bezug hättest, würde es sich lohnen sie zu reparieren. Solche Uhren mit Musikspielwerk und auswechselbaren Melodien sind schon recht selten. Das ist eine ganz besondere Uhr! Von sowas habe ich früher immer geträumt, als ich noch selbst in Uhren gemacht habe.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#7
Können wir da nicht wirklich mal so ein Uhrendingends aufmachen?
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#8
Dieses Thema mit der nicht einrastenden Sperrklinke ist also tatsächlich keine Seltenheit. Eine tückische Sache. Ich hatte mal einen sehr schönen Regulator für wenig Geld erhalten. Ich habe mich viele Jahre über diese schöne Uhr gefreut.

Irgendwann erging es mir wie Anton. Der Schlüssel wird einem regelrecht aus der Hand gerissen. Eine sehr unangenehme Wunde an der Hand war das Ergebnis. Ich kannte solch einen Fehler vorher nicht. Seitdem gebe ich immer ´nach einer Uhrwerks-Reinigung einen Tropfen Uhrenöl an diese Sperrklinke.

Dann ging ich natürlich mit meiner großen Uhr zum Uhrmacher, der angeblich auch antike Uhren instand setzt. Die Auskunft nach Überprüfung des Uhrwerkes war genau, wie die, die Harald erhielt. Er bot mir dann noch an, ein Ersatz-Uhrwerk einzubauen.

Wir haben hier bei uns im Dorf einen Trödler. Dem habe ich dann die Uhr geschenkt. Ich wollte mich einfach nicht ärgern.

Jahre später hatte ich noch mal solch einen Fall an einem anderen Regulator. Da war das Schlagwerk betroffen. Da fand ich einen privaten Uhrmacher. Das Uhrwerk habe ich nie zurück erhalten. Lange hing das Gehäuse ohne Uhrwerk. Irgendjemand benötigte das recht hübsche Gehäuse. Also gab ich das auch weg.

Fehler dieser Art sind sehr hinterlistig und sie erzeugen einen riesigen Schaden an Mensch und auch am Uhrwerk.

Natürlich, Harald, verfolge ich mal, was weiter aus Deiner Uhr wird. Ich habe ja einige Pendeluhren und man weiß ja nie.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#9
Hallo, Harald,
Dieser Junge ist in Dampfradioforum aktiv und scheint fit für Deine Angelegenheit zu sein.
http://phalos-werkstatt.de/joomla/
Sein Name in DRF ist Phalos Soutpaw.
Gruß,
Ivan
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#10
Hallo Harald, wenn ich die Darstellung des Schadens richtig verstehe, liegt die Ursache des Problems in der instabil gewordenen Aufhängung der Sperrklinke. Das angefräste Zahnrad könnte, vorausgesetzt die Klinkenaufhängung u.Führung wäre instand gesetzt, noch lange seinen Dienst verrichten.
Gruß Franz
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#11
Hallo Harald,

als die Oma meiner Frau vor über 30Jahren verstarb, konnte ich einen kleinen Regulator vor dem Müll retten.
Das Uhrwerk lief nicht mehr, ich hatte damals noch keine Ahnung und übergab das Werk an Selva, die reparierten es für moderates Geld.
Ich würde dort einmal anfragen, wenn Du die Bilder gleich mit dahin schickst, dann können sie sich ein genaues Bild machen.
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#12
Hallo Harald,
da es sich noch um ein klassisches Uhrwerk aus Messing handelt, dürfte es kein Problem für einen metallbegeisterten Feinmechaniker sein, das Aufzugsfederzahnrad wieder zu richten und eine neue Sperrklinke, wenn sie denn zu sehr "schief" abgenutzt ist, nachzufertigen. Ich sehe das auch so, dass das Sperrrad noch zu retten ist.
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#13
Also mal kurz zu Selva, das ist eine ziemliche " Apotheke " mit minimalem Service und hohen Preisen geworden. Noch vor etlichen Jahren hatten die noch einen Ladenverkauf, wo auch Service und Beratung geboten wurde. Geschäft war bei Hohner schräg gegenüber. Ich war dort regelmäßig im Laden. Das ist alles dahin weil nicht mehr zeitgemäß oder so... Ich habe erst kürzlich vergebens versucht, speziell grosse Zeiger für eine Uhr von 1970 zu erhalten oder ggf eine Adresse für die Fertigung zu erhalten. Früher wäre das möglich gewesen .....da haben sie mich z.B. im Laden bei der Beschaffung eines speziellen Uhrenglases hervorragend unterstützt.
Franz
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#14
Nochmal zur Sperrklinke, diese Klinken bedürfen einer eng tolerierten Führung. Zu diesem Zweck haben sie entweder genaue Zapfen oder geschliffene Schraubköpfe mit einer versenkten Bohrung als Verbindungselemente. Wenn das durch Verschleiß ausleiert und seitliches Spiel bewirkt, tritt der vor geschilderte Schaden ein. Hatte vor 2 Jahren die Standuhr meines Schwagers in Basel mit genau diesem Problem repariert. Ursache war dort eine frühere unsachgem. Reparatur, welche das nicht beachtet hatte und die geschliffenen Schrauben u Klinken ( Uhr- u. Schlagwerk ) vertauscht hatte
Franz
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#15
Liebe Kollegen,
vielen Dank für Eure hilfreichen Kommentare! Bevor ich eine der von Euch genannten Firmen kontaktiere, werde ich mal genauer hinschauen, warum die Sperrklinke da so schief in der Gegend hängt. Der Franz hat Recht. Da wirken ja bei voll aufgezogener Feder wirklich große Kräfte und wenn die Lagerung der Sperrklinke nicht mehr genau stimmt, kann man das nicht mehr irgendwie hinfummeln ...was ich ja so im Stillen gehofft hatte, aber daraus wird wohl nichts.
Also werde ich doch mal die hintere Platte der Uhr demontieren und das Corpus Delicti genauer inspizieren.
Ich werde berichten.
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#16
So wie ich das sehe ist der ganze Steg wo die Klinke dran ist verbogen. Das sollte doch  zu richten sein.

Dadurch ist auch das Zahnrad verbogen.

   
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#17
Hi, klar erkannt Frank!

Das zu richten ist nicht schwierig, wohl aber der Aus- und dann erst der Wiedereinbau des Zahnrades!
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#18
Hallo Harald,

es ist ja peinlich. Nachdem wir nun auch das Thema Uhren in unserem Forum angelegt haben, steht Deine Uhr immer noch unter "Off Topic". Ich ändere das mal ganz fix.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#19
Hallo Harald,
sollte alles ohne Erfolg sein, gibt es im DRF einen User namens Phalos Southpaw, Benni ist meiner bescheidenen Meinung nach eine Koriphäe in Sachen Uhren und treibt Dinge, die oft unbezahlbar sind.
Setze Dich doch mal mit ihm in Verbindung, wenn Du nicht weiter kommst, er weiss sicher Rat.
Viele Grüße 
Philipp
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#20
(13.12.2017, 07:56)Vagabund schrieb: Hallo Harald,
sollte alles ohne Erfolg sein, gibt es im DRF einen User namens Phalos Southpaw, Benni ist meiner bescheidenen Meinung nach eine Koriphäe in Sachen Uhren und treibt Dinge, die oft unbezahlbar sind.
Setze Dich doch mal mit ihm in Verbindung, wenn Du nicht weiter kommst, er weiss sicher Rat.

S. Beitrag 9
Gruß,
Ivan
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